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Ältester Farbfilm entdeckt


ACME

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Hallo.

Ja, das ist mir dann auch aufgefallen, als ich auf die Homepage

vom Filmmuseum in Bradford gegangen bin. Wurde mir von diesem

Nachrichtenmagazin als Neuigkeit angeboten, und ich wusste noch

nichts davon. Der Artikel ist nicht eindeutig datiert (oder

ich bin blind).

@ Robby: Danke für den Link! Lesestoff, für den jeder SPON-Fuzzi

zu plump ist! ;)

MfG

Dieter

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Da ich den Artikel nicht mehr bearbeiten kann, geht´s hier weiter.

Der Effekt entsteht durch den zeitlichen Versatz der zwei Farben,

solange die Objekte in Bewegung sind(Pulfrich-Verfahren). Sobald das

Bild statisch wird, verschwindet der Effekt. Hochinterssant,

da die ursprüngliche Intention ja die Erzeugung eines 2D-Farbbildes war.

Ganz nebenbei mal adaptive Stereoskopie umsetzen (Pulfrich datiert von

1922 lt. Wikipedia, das Bild ist von 1932) ist schon bemerkenswert.

MfG

Dieter

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Die SPON-Meldung ist ganz frisch - die Originalmeldung aus dem britischen GUARDIAN datiert vom 12. September:

http://www.guardian....-earliest-world

 

"We believe this will literally rewrite film history," said the museum's head of collections, Paul Goodman. "I don't think it is an overstatement. These are the world's first colour moving images."

 

Diese Museumsleute - für alle Übertreibungen gut. Falls sie glauben, was sie gesagt haben, sollten sie sich gelegentlich vielleicht doch nochmal in historischen Quellen umschauen. Bei R.T.Ryan ("A History of Motion Picture Color Technology", London 1977 - eben mal wahllos aus dem Regal gezogen) lesen wir: "The Kinemacolor process originally invented by Edward R. Turner was a three-color additive process in which successive frames were photographed and projected through red, green and blue-violet filters mounted in a rotating disk. Although the photographs were taken and projected at 48 or more frames per second, the process was subject to considerable fringeing. Turner's first backer was F. Marshall Lee, whose name appears with Turner's on the original BP 6202 and USP 645477. Lee later sold his interest in the process to Warwick Trading Company who after six months of trying unsuccesfully to solve the problems, resold their interest to Charles Urban. With Urban's backing, Turner continued to work on the process, producing results that were encouraging but just short of success ... " (S. 27)

 

Das Bemerkenswerte ist also nicht, dass der Prozess grundsätzlich funktionierte, sondern, dass über den bekannten Ara auf der Stange hinaus jetzt noch weitere Bildelemente im additiven Dreifarben-Verfahren gefunden wurden. Und das nun gerade im Nachlass von Charles Urban, der Turner zu dem Zeitpunkt finanzierte, als der Prozess erfolgreiche Resultate zu zeigen begann. Nicht wirklich überraschend. Eher, dass sie so lange (seit 1937!) unbeachtet geblieben waren. Weswegen also sollte man die Filmgeschichte umschreiben? (Die Probleme des additiven Dreifarbenverfahrens wurden freilich nie zufriedenstellend gelöst - die hohe Aufnahme- und Wiedergabegeschwindigkeit überbeanspruchte Filmmaterial und Mechanik, bei Bewegungen gab es zudem die bekannten Farbsäume. Als das Verfahren 1908 erstmals kommerziell verwertet wurde - als Kinemacolor -, war es auf ein additives Zweifarbenverfahren zusammengeschrumpft. Herbert T. Kalmus spottete nicht zu Unrecht über die doppelten Pferdehintern - "one red and one green" - bei schnellen Bewegungen und ließ sich wegen der rotierenden Farbfilterscheibe zu der Bemerkung hinreißen "that such special attachments on the projector required an operator who was a cross between a college professor and an acrobat". Und das war der Anfang des subtraktiven Technicolor-Verfahrens - aber das ist eine andere Geschichte.)

 

Ach ja - Brian Pritchard, auf dessen Seite hier ja in einem anderen Beitrag verlinkt wurde, hat an der Restaurierung der jetzt wiederaufgefundenen Filmelemente mitgewirkt.

 

Am kommenden Montag (17. September) zeigt die BBC I um 19:30 Uhr die dreißigminütige Dokumentation "Race for Color", in der weitere Ausschnitte aus dem aufgefundenen Material zu sehen sein werden (leider nur South East und Yorkshire).

 

http://www.bbc.co.uk...rammes/b01mw0cl

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Die Farbräder kamen ja selbst bei elektronischen Kameras zum Einsatz. Jeder kennt die Aufnahmen späterer Mondlandungen, wo neben 16mm-Filmkameras auch elektronische Farbkameras für Direktübertragung verwendet wurden. Diese Kameras hatten nur eine Bildröhre, der ein Farbrad mit 2x R/G/B vorgeschaltet war. Bei schnellen Bewegungen decken sich zeitgleich stattgefundene, aber zeitlich versetzt aufgenommene Ereignisse nicht mehr und die "bunten Effekte" treten auf.

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Besonders ärgerlich stößt mir gerade auf, dass die SPON-Meldung jetzt offenbar bei Wikipedia zu einer Neufassung der Filmgeschichtsschreibung führt:

 

Erste funktionierende Farb-Filmaufnahmen gelangen dem jungen Erfinder Edward Turner mit einer 1899 patentierten Methode. 2012 wurde ein 1902 mit dieser Methode hergestellter Farbfilm gefunden, der als ältester überhaupt gilt. Die Technik wurde jedoch aufrund des frühen Todes Turners nicht weiterentwickelt. [1]

 

1. Sensationsfund in Bradford - Erster Farbfilm der Welt entdeckt – Artikel beim Spiegel. Fabienne Hurst. 13.9.2012

(Fassung vom 15. September 2012, 0:01)

 

Nein, nein und nochmal nein - es wurde überhaupt kein Farbfilm gefunden; das fragliche Stück Film ist ein reiner Schwarzweißfilm, der in der Projektion allein dadurch farbige Bilder erzeugte, dass jeweils drei aufeinanderfolgende Bildkader wechselweise durch unterschiedliche Farbfolien projiziert wurden. Wobei man - und das ist vielleicht das Aufregende an dem Fund - nochmal darüber nachdenken darf, wie der gute Turner eigentlich die orthochromatische Sensibilisierung des seinerzeitigen Schwarz-Weiß-Materials überwunden hat (eine vernünftige panchromatische Sensibilisierung stand frühestens ab dem Jahre 1902 zur Verfügung - nun gut, das war das Jahr, auf das die gefundenen Aufnahmen datiert werden). Und nein, gar nicht wahr, dass die Technik nach dem Tode Turners nicht weiterentwickelt wurde; Urban gab die Unterlagen 1903 an George Albert Smith weiter. Der entwickelte daraus das additive Zweifarben-Verfahren, dessen kommerzielle Anwendung sich dann Kinemacolor nannte. Die Reduzierung von drei auf nur noch zwei Farben ließ sich Smith übrigens patentieren; in seinem Patent GB 190626671 vom 25. Juli 1907 hieß es: "The novelty of my method lies in the use' of 2 colours only, red & green, combined with the principle of persistence of vision."

 

http://worldwide.esp...B=&locale=en_EP

 

Hätten die Wikipedia-Leute übrigens alles nachlesen können - bei Wikipedia:

 

http://de.wikipedia....%29#Kinemacolor

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Wie wurde dieses Farbrad synchronisiert? Durch den Antrieb von Kamera und Projektor sicherlich, aber wie wurde sichergestellt, daß auch jedes Bild in "seiner" Farbe wiedergegeben wurde?

 

Weshalb die bei Wikipedia dauernd Farbfilm schreiben, wo es doch eigentlich keiner ist, liegt wohl an der nicht vorhandenen Trennung in der deutschen Umgangssprache zwischen Medium und Inhalt bei Film...man vergleiche Movie und Film im Englischen, wo das Wort "Film" auch ursprünglich herkommt.

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Wie wurde dieses Farbrad synchronisiert?

Nur mal geraten: Mit einem Startband, bei dem drei aufeinanderfolgende Bildkader mit der Beschriftung "rot", "blau" und "grün" bezeichnet waren; eingelegt wurde auf den Bildkader, dessen zugehörige Filterradfarbe gerade vor der Optik stand. "Foolproof" war das sicher nicht. Und sollte der Film mal reißen, musste man stets genau drei Bildkader herausschneiden ...

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Hi !

Der angebliche erste Farbfilm soll 110 Jahre vergessen worden sein ?

Ha! Ha! Auf welchen Mond leben diese Leute ?

Ich dreh mich um, greife in meine Bücherei und da steht es schon:

Vorläufer von Kinemacolor: Lee and Turner three color system.

Ein Projektor ist dort auch abgebildet und Filmsteifenauszüge.

Alles anbei. Leider nur in sw.

Bilder habe ich gescant. Hier sind sie !

Schrifttum: "The First Color Motion Pictures" by D.B.Thomas 1969

Gruß Araldo

 

3farben_projektor.jpg

Lee_Turner_exper_1901.jpg

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... das ist ja nun wirklich informativ! Übrigens, auch die Wikipedia-Leute sollte man loben: Die neueste Textversion zu Turner ist wesentlich besser gelungen (und gibt nunmehr den Link zu Brian Pritchard an):

 

Wohl die erste realitätsnahe Farbwiedergabe mittels Film gelang dem jungen Erfinder Edward Turner mit einer 1899 patentierten Methode. Es handelt sich hierbei um ein additives Verfahren: Bei der Aufnahme der Bilder auf herkömmlichen Schwarz-Weiß-Film rotiert vor der Linse eine Farbscheibe, vergleichbar jener, die man heute in einfachen DLP-Projektoren für den Heimgebrauch findet. Für jede Farbe – Rot, Grün und Blau – wird idealerweise ein Bild aufgenommen. Zur Projektion rotiert die gleiche Farbscheibe wieder vor dem Projektionsobjektiv, sodass sich durch die schnelle Bildabfolge ein zusammengesetztes Farbbild ergibt. Erhalten ist heute davon u. A. die Kurze Aufnahme eines Aras, die im Jahre 1902 entstand. [1]

 

[1] – Internetseite Brian Pritchards, unter 7. ist sowohl die zerlegte, als auch die zusammengesetzte Aufnahme des Aras zu sehen.

 

(Fassung vom 16. September, 4:42 Uhr)

 

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Vielleicht hätte ich mal noch angeben sollen, auf welchen Artikel bei Wikipedia ich mich bezog (na ja, haben vermutlich sowieso schon alle herausgefunden) ;)

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Farbfilm

 

Besonders witzig an der Lösung von Turner finde ich die Dreifachprojektion (drei Filmkader gleichzeitig auf der Bildwand). Klar - alles andere hätte zu Flimmereffekten, aber nicht zu vernünftiger Farbmischung geführt ...

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Doppelten Dank. Man sieht dem zierlichen Apparat an, dass er unmöglich mit 48 Bildern pro Sekunde betrieben wurde (eine Kurbelumdrehung = acht Bildkader; und davon schafft man regulär gerade zwei in der Sekunde). Also wurde mit 16 Bildern pro Sekunde vorgeführt. Brian Pritchard, von dessen Seite das verlinkte Foto stammt, erläutert in der Tat:

 

It is usually maintained that the film was shot at 48 frames per second but examination of the film indicates that it was shot at around 16 frames per second. This confusion seems to stem from the fact that you were looking at three frames at a time, however the projector pulls down one frame at a time and the colour images look correct at 16 fps.

 

http://www.brianprit...ner_Project.htm

 

In diesem Punkt muss die Standard-Filmgeschichtsschreibung nun doch ein wenig umgeschrieben werden. Außerdem erläutert Brian Pritchard, was da eigentlich gefunden worden ist (und es ist wenig genug: insgesamt gerade fünfeinhalb Minuten, einschließlich doppelt vorhandenen Materials):



Negative Films

Parrot - 207 frames

Goldfish Bowl - 162 frames

Street scene with horse drawn buses - 124 frames

Soldiers marching - 140 frames

Children at table with goldfish bowl - 133 frames

Parrot wider shot - 195 frames

Girl on Swing - 97 frames

 

Positive Films

Pier to street scene Brighton? This is a tracking shot - 462 frames

Test Roll; Parrot, Boy and Girl on Swing with Flag, Children with goldfish bowl, Parrot. The final parrot section appears to be a number of prints of the same section.- 4072 frames

Parrot - 164 and 78 frames

 

Total 5831 frames.

Schließlich: Nicht alle Links auf Pritchards Seite funktionieren, aber falls es noch jemand interessiert, ist das nun der funktionierende Link zum Originalpatent aus 1899 (nach dem ich mich am Wochenende noch wahnsinnig gesucht hatte):

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