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Restaurierter "Dr. Caligari" vorgestellt


RaKna

Empfohlene Beiträge

"Der Film strahlt in neuem Glanz und neuer Bildqualität und kann jetzt auf allen zeitgemäßen Kanälen verbreitet werden."
(E. Szebedits, Murnaustiftung)

 

Wer sich so verbreitet, führt nichts Gutes im Schilde. Was für ein Neusprech™! Da werden sich die Kids aber freuen, dass sie auf ihren Dumbphones in der U-Bahn Caligari gucken können...

 

"...geht's um's Speien oder Brechen/Erst mal mit dem Fachmann sprechen!

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Mehr Informationen, Restaurierungsbericht von Anne Wilkening/Murnau-Stiftung und 4-Minuten-"Making of ..." hier:

 

http://www.bertelsma...s-dr.-caligari/

 

Die Digitalisierung ist immerhin in Bologna auf 4k erfolgt. Was mich freilich immer wieder irritiert, sind Sätze wie diese (aus der Presseerklärung von Bertelsmann): "Wir wollen damit vor allem auch ein Zeichen setzen für die dringend benötigte Digitalisierung des Filmerbes." und: "Für Kinos, Festivals und Veranstalter ist der Film ab 17. Februar als DCP im Verleih der Murnau-Stiftung erhältlich ( ... ) Ohne die digitale Restaurierung hätte der Film aus dem Ufa-Bestand in den kommenden Jahren nur noch in wenigen Kinos mit analoger Technik abgespielt werden können." Ohne jetzt in einen Streit über ausschließliche (?) digitale Distributionsmedien verfallen zu wollen: Im "Making of ..." sehe ich doch eine völlig neu gezogene 35mm-Farbkopie .... (?)

 

http://www.pressepor...oqualitaet-foto

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Ich habe jetzt die oben angefügten Links nicht gelesen, aber in der Morgenpost war ein langer Artikel darüber (wahrscheinlich steht überall das Gleiche). Dort wurde erwähnt, dass das original Negativ nach Möglichkeit verwendet wurde und man original alte Nitro Kopien zugezogen hat, wo das Negativ nicht genommen werden konnte. Das Ergebniss soll sogar ganz anders sein, als wie es jemals im Kino zu sehen war, weil angeblich die zeitgenössischen Kopien nicht sehr gut waren.

Das hört sich für mich jetzt sehr interessant an und nach meiner Meinung macht solch eine Restaurierung auch sinn.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Digitale Auswertung heutzutage sinn macht, aber ich verstehe nicht, warum man Restaurierungen von Analogem Material nicht auch Analog für Archiv Zwecke macht.

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Dank für den Hinweis auf die Berliner Morgenpost, in der Etliches zu lesen ist, was weit über die Presseerklärung von Bertelsmann/Murnau hinausgeht. Insbesondere die kritischen Bemerkungen zur Vernichtung von Nitromaterial nach Umkopierung und einer vorbehaltlosen (ausschließlichen = abschließenden) Digitalisierung. Mutige Worte aus dem Munde einer Filmrestauratorin. Zitat:

 

"( ...) Filmwissenschaftler wie Anke Wilkening (fürchten) um den Erhalt des aufgerollten Kulturguts: "Wir sind hier in Deutschland in einer schwierigen Situation mit einem zentralen Filmarchiv, das die Aufgabe hat, Nitromaterial zu vernichten, weil es eine Brandgefahr darstellt", sagt sie. In Dänemark würden Filme im großen Stil eingefroren. "Warum ist das hier nicht möglich?" Das Vorgehen in Deutschland widerspreche den Regularien des Verbands der internationalen Archive. "Diese Politik ist für uns schwer zu verstehen und zu akzeptieren", so Wilkening. Ihr aktuelles Projekt zeige, wie wichtig es ist, das ursprüngliche Material zu erhalten. Weil jede Restaurierung mit den Mitteln ihrer Zeit auskommen muss, ist keine davon endgültig. "Ich möchte, dass auch später Menschen noch das Originalmaterial von 'Dr. Caligari' nutzen können", sagt sie.

 

Um die historischen Streifen zu schützen, fordert eine Petition derzeit eine "Initiative zur Digitalisierung der gefährdeten Filmbestände auf Bundesebene". Es entsteht der Eindruck, Digitalisierung sei die Lösung aller Probleme. Doch selbst die mit viel Aufwand und Geld hergestellte digitale Fassung des "Cabinet des Dr. Caligari" kann das Kameranegativ nicht ersetzen: "Man kann nicht sagen, das eine löst das andere ab", sagt Anke Wilkening. "Wichtig ist, dass das Ausgangsmaterial erhalten bleibt." So ist zwar die digitale Version gut nutzbar, wirklich sichern kann man Filme darauf aber nur mit Qualitätseinbußen."

 

http://www.morgenpos...er-Rettung.html

 

Zu der angesprochenen Digitalisierungsinitiative von Hochschulprofessoren (!!!) kann man sich eigentlich nur beglückwünschen, dass sie nicht (wie beabsichtigt) in den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD eingegangen ist. Eine kritische Auseinandersetzung in diesem Blog:

 

http://duskofdigital...len-und-konnen/

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In unserem Forschungsprojekt DIASTOR Bridging the Gap Between Analog Film History and Digital Technology haben wir verschiedene Farbanalysen dür die Restaurieriung des CALIGARI durchgeführt, siehe mehrere Einträge

 

http://diastor.ch/tag/caligari/

 

Dort finden sich unter anderem auch Links zu 7 Videos in HD von der digitalen Restaurierung sowie Links zu Fotos von den zeitgenössischen Nitratkopien, die ich selbst in Bologna gemacht habe.

 

Enjoy and Share!

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(E. Szebedits, Murnaustiftung)

 

Wer sich so verbreitet, führt nichts Gutes im Schilde. Was für ein Neusprech™! Da werden sich die Kids aber freuen, dass sie auf ihren Dumbphones in der U-Bahn Caligari gucken können...

 

"...geht's um's Speien oder Brechen/Erst mal mit dem Fachmann sprechen!

 

Seid doch nicht immer so hasserfüllt! Es gibt auch andere Möglichkeiten filmographische Inhalte zu konsumieren als ins Kino zu gehen. Mein neues Smartphone hat übrigends eine höhere Auflösung als die meisten 35mm-Kopien, die ich bisher in der Hand hatte. Den Wunsch darauf Spielfilme zu gucken habe ich zwar trotzdem nicht, aber falls es mal nicht anders gehen sollte, werden es sowohl ich als auch der Film überleben.

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In unserem Forschungsprojekt DIASTOR Bridging the Gap Between Analog Film History and Digital Technology haben wir verschiedene Farbanalysen dür die Restaurieriung des CALIGARI durchgeführt, siehe mehrere Einträge

 

Schön, auch diesen Link zu kennen. Zumal: Einem Außenstehenden erschließt sich ja nur schwer, wieviele Leute unterschiedlicher Fachrichtungen und Kompetenzen in die Restaurierungsarbeiten involviert waren ...

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[...] dass das original Negativ nach Möglichkeit verwendet wurde und man original alte Nitro Kopien zugezogen hat, wo das Negativ nicht genommen werden konnte. Das Ergebniss soll sogar ganz anders sein, als wie es jemals im Kino zu sehen war, weil angeblich die zeitgenössischen Kopien nicht sehr gut waren.

Das hört sich für mich jetzt sehr interessant an und nach meiner Meinung macht solch eine Restaurierung auch sinn.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Digitale Auswertung heutzutage sinn macht, aber ich verstehe nicht, warum man Restaurierungen von Analogem Material nicht auch Analog für Archiv Zwecke macht.

Gut, dass erst einmal die herausgegebenen Texte mit Vorsicht zitiert werden. "Das Ergebnis soll sogar ganz anders sein, als wie es jemals im Kino zu sehen war". So steht es geschrieben. Wir wissen in vielen Fällen, dass derart vollmundige Ankündigungen fachlich und sachlicht danebengriffen und müssen vorsichtig bleiben. Ich wüsste es bei diesem Film derzeit nicht abzuschätzen, was zurtrifft oder nicht.

Aber einige Fragen würde ich nachschieben: Soll es so sein? Muß es so sein?

 

Gegenrede: Warum soll eine zeitgenössische Direktkopie von Originalnegativ (minimale Schrammen und geringfügiger Staub) schlechter gewesen sein als ein gescanntes Negativ mit anschliessender Projektion über kontrastlimitierte DLP-Panels? Über deren 2k-Raster sich angeblich originalgetreu das Bewegtmuster zeitgenössischen Filmkorns zu verteilen hat?

Abgesehen von Schwächen der Über-Niveau-Entwicklung, die man kritisieren könnte, sollten die Marketing-Autoren der Restaurationsprojekte (u.a. Frau Wilkening) freundlicherweise kopierwerkstechnisch darlegen, warum der harte Kontrast der (noch greifbaren) zeitgenössischen Kopien eine zeitgenössischer Mangel gewesen sein soll, der erst jetzt behoben werden konnte. Oder ist es nicht eher eine Fehlkopierung, wie sie immer passieren könnte?

 

Das Negativ soll doch in gutem Zustand sein (an anderer Stelle heisst es, eine Rolle fehlte). Wenn es in gutem Zustand ist, könnte man noch heute davon (etwa im Bunrdesarchiv oder bei Andec) im Kontaktkopierverfahren Kopien ziehen. Bei METROPOLIS wurden 2001 einige Rollen nochmals vom Orginalnegativ auf 35mm kopiert, bei FRAU IM MOND der komplette Film.

 

Film ist nicht tot, es sei denn, man will damit nichts zu tun haben, weil man damit nicht umgehen kann.

 

Ich halte wenig von der Mantra, erst nach gescannten Digisaten sehe ein Film so gut aus wie nie zuvor. Was kein Plädoyer gegen das Scannen sein sollte.

 

Ansonsten stimme ich @Jeff Smart zu, den es anwidert, wie Restaurierungen oder einfach nur Revivals vor dem Hintergrund einer Neuvermarktung auf Heim- und Videomedien primär dort einen Zielmarkt anstreben, während sich die deutsche Archiv-, Museums- und Filmwissenschafts-Landschaft von der Verantwortung für Kinokultur (und Filmbandoriginale) zurückgezogen hat.

Das ist also eine Systemkritik, die bedauerlicherweise eine möglicherweise gute Restaurierung mit einem fahlen Beigeschmack bereichert.

 

 

[...]aber ich verstehe nicht, warum man Restaurierungen von Analogem Material nicht auch Analog für Archiv Zwecke macht.

 

Bisweilen wird es noch getan, zunehmend aber genügt das Digisat. Man stiehlt sich hier aus der Verantwortung davon und begründet dies mit der Erfordernis, möglichst effizient mit wenigen Mitteln und Geldern möglichst viele Filme vom inhaltlichen Anspruch aus betrachtet hinüberretten zu wollen. Für neue Technik gibt es immer Förderungen (egal, ob diese versagt oder nur auf Zeit stabil gehalten werden kann). Für bewährte Technik gibt es sie kaum noch, da diese nicht als "innovativ" gelten, obwohl sie grundständig auf hohem Niveau Dauersicherung gewährleisten können. Das dürfte auch das wertvolle Filmkopierwerk des Bundesarchivs m.E. in Gefahr bringen.

Ein Desaster von A bis Z.

 

Apopros: Schwarzweissfilme möchte ich auf der Berlinale bitte nie mehr kontrastschwachen Barcos im Friedrichstadt- und Berlinale-Palast zugemutet bekommen, sondern auf siberhaltigem 35mm-Schwarzweiss-Film vorgeführt bekommen.

Wenn nicht, werbe ich dafür abzuwarten, bis der Film auf Blu ray Disc erscheint. Dann kann man ihn als Digisat besser gleich zuhause mit besserem Schwarzwert der Heimkinobeamer und ohne den störenden Einfluss von redundanter Saal-Beleuchtung (wie etwa an den Seiten und an der Decke im Berlinale-Palast) zu Gemüte ziehen.

 

Mit Kino im traditionellen Sinne und mit historischem Auftrag aus archivethischer Provinienz hat die kritisierte Praxis m.E. kaum noch etwas zu tun.

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Leute, Ihr verwirrt mich. Können wir mal versuchen, die Knoten wieder aufzulösen?

 

1.
Sicherungsnegativ
. Ich hatte oben schon darauf hingewiesen, dass im „Making of …“ (übrigens auch in HD und damit bildschirmfüllend verfügbar) eindeutig eine neugezogene Farbkopie im Stummfilmformat (ohne Tonspur) auf dem Betrachtungstisch liegt. Also gibt es dazu, scharf geschlossen, auch ein Sicherungs-Duplikatnegativ. (Sollte jemand Zweifel haben, frage ich gerne bei Frau Wilkening nach.) Beklagen sollte man also nicht eine fehlende restauratorische Rücksicherung auf analogem Filmband, sondern die Informationspolitik von Bertelsmann/Murnau, die beim Digisat endet: Wir haben digitalisiert! Toll!! Nein: Hier ist, so wie uns das vorgeführt wird, nach
state of the art
das Restaurierungsergebnis gesichert worden, auch analog, so wie man es sich wünschen muss – es sei denn, man habe uns im „Making of …“ ein
fake
vorgeführt.

 

2.
Kontaktkopien vom Originalnegativ
. Ich weiß nicht so recht – von der Frage mal abgesehen, ob man das Originalnegativ nochmal diesem mechanischen Stress unterwerfen sollte –, wohin das führen soll. Neuerliche Schwarz-weiß-Kopien? Etwas anderes kann doch aus einem solchen Prozess nicht herauskommen. Meine Auffassung: Nö. Ich möchte CALIGARI dann doch so farbig sehen, wie er 1919 (mutmaßlich) vorgeführt worden ist (auch wenn die aktuelle farbliche Neufassung nur eine interpretatorische Annäherung sein kann). METROPOLIS war ein anderer Fall, weil offensichtlich (?) in der Uraufführungsversion nie viragiert.

 

3.
Harter Kontrast in den bisherigen Restaurierungsfassungen
. Der hat (natürlich) seine Erklärung darin, dass man in den früheren Restaurierungsansätzen auf zeitgenössische viragierte/getonte Kopien zurückgegriffen und die auf nicht-sensibilisiertes Schwarz-weiß-Material umkopiert hat. Dass dabei, optisch gesehen, nur Unfug herauskommen kann, wird schnell klar, wenn man sich mal die von Frau Prof. Flueckiger verlinkten Bildkader anschaut: Insbesondere blau-viragierte Einstellungen werden auf Schwarz-weiß nur eine miese, kontrastüberzeichnete Wiedergabe finden. Offenbar war diese aktuelle Restaurierung ja nun die erste, die auf das Original-Negativ zurückgreifen konnte. Was alle weiteren Verarbeitungsschritte (ob analog oder digital) zunächst einmal offenlässt, völlig klar; meine Auffassung zu einer rein analogen Verarbeitung im vorangehenden Punkt.

 

4.
Digitale Projektion
. An dieser Stelle volle Zustimmung. Der einzige Ort in Berlin, an dem man voraussichtlich CALIGARI außerhalb der Berlinale wird besichtigen können, zeichnet sich durch eine derartig grausige, schwarzwertfreie Projektion aus, dass ich jedenfalls auf lange Zeit darauf verzichten werde, mir CALIGARI dort anzuschauen. Ein Meinungswechsel setzt voraus, dass man dort definitiv besseres Equipment installiert.
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Wenn ich hier anknüpfen darf, dann wie folgt.

 

Sicherungs- und Duplizieraspekt können getrennt voneinander oder mit einem einzigen Duplikat als aufgewischt gesehen werden.

Was ich meine, ist, daß es sich lohnen soll, ein Original einer Kopieranlage auszusetzen. Dabei finde ich nun wichtig zu wissen, daß

von mechanischem Stress nicht gesprochen werden sollte. Wenn man es richtig macht, dann liegen Ausgangsmaterial und Duplizierfilm

entspannt auf dem Bildfenster und werden dennoch der Kamera-Geometrie entsprechend positioniert.

 

Pendelfenster mit festen Paßstiften gibt es und man kann sie dem geschrumpften Ausgangsmaterial anpassen. Es gibt jedoch aktuelle

Bemühungen, die beste aller denkbaren Anlagen zu bauen. Ein Prototyp für stark geschrumpften und beschädigten 16-mm-Film ist in

der Fertigstellung, ich kann bei Interesse vermitteln. Das Gleiche kann auch für 35 gebaut werden.

Das Interessante an der neuen Anlage ist die Möglichkeit, fürs Dup Dünnfilm zu verwenden. Die Vorteile sind:

  • Vollflächiger Kontakt mit dem Ausgangsmaterial garantiert, damit maximal scharfe Übertragung;
  • Duplikat hat nur noch den halben Umfang, damit wird Archivraum gespart;
  • Dünnfilme gibt es ausschließlich auf Polyesterunterlage, damit ist erneute Schrumpfung praktisch ausgeschlossen.

Als Beispiel darf ich auf von mir hergestellte Kontaktduplikate hinweisen, die ich mit dem halbstarken Gigabitfilm 40 (0,07 mm) in seiner Entwicklerchemie machte. Die Originale waren schwarzweiße Umkehrpositive von 1941 und 1942 mit um die 20 Promille Schrumpfung plus ausgerissener Perforation. Kopien auf üblich starkem Positivmaterial ab Gigabitfilm-Duplikaten laufen durch Projektoren und hinterlassen den Eindruck, man sehe das Original. Nur minimale Korrekturen sind in die Lichtbestimmung eingeflossen. Zu sehen beim Sportmuseum Basel

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Zum Vormerken (für alle, die am 10. Februar in Berlin sind):

 

Montag, 10.2.2014, 18 Uhr - Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen

Veranstaltungsraum 4. Etage

 

Blicke in die Archive

DAS CABINET DES DR. CALIGARI. Wirkungsgeschichte, Quellenforschung und Restaurierung

 

DAS CABINET DES DR. CALIGARI (D 1920, Regie: Robert Wiene) ist ein Klassiker der deutschen und internationalen Filmgeschichte. Er ist aber auch ein Musterbeispiel dafür, wie Filmarchive, Filmhistoriker und selbst die Mitarbeiter des CALIGARI miteinander und oft auch aneinander vorbei jeweils eigene und neue Mythen zur Genese des Films konstruieren.Wie überdauerte der Film in den Archiven, und welche Rolle spielten das gesellschaftspolitische Klima und die technologische Entwicklung bei den Rekonstruktionen des Films? Welche Dynamik entwickelten neu aufgefundene filmbegleitende Materialien? Wie ist der aktuelle Forschungsstand zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des CALIGARI? Und vor allem: Welche Erkenntnisse können aus der jüngsten Restaurierung von 2013/14 gezogen werden?

 

Anke Wilkening, Restauratorin der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Olaf Brill, Autor des Buches Der CALIGARI-Komplex, sowie Martin Koerber und Werner Sudendorf von der Deutschen Kinemathek werfen einen Blick in die Archive und diskutieren filmpublizistische und filmarchivarische Bewertungen. Anke Wilkening stellt beispielhaft die neue, digital restaurierte Fassung von Robert Wienes Filmklassiker vor.

 

http://www.deutsche-...veranstaltungen

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... bin jetzt mal ganz kleinlaut, was den ersten Punkt aus meinem Post #11 betrifft. Es gibt nach Auskunft der Murnau-Stiftung keine neuen Kopien, insoweit auch kein analoges Sicherungsnegativ. Die im 'Making of ... ' gezeigte Kopie sei keine neue Kopie und sollte lediglich die Arbeit an der Restaurierung zeigen. Damit geht der Punkt voll an die, die von vorneherein vermutet haben, die Präsentation des Restaurierungsergebnisses würde sich auf digitale Medien beschränken (so wie es letztlich auch in der Pressemitteilung zu lesen war). Und ich werde nie wieder so leichtgläubig sein, einem 'Making of ... ' zu vertrauen ...

 

Warum, warum will mir nur der Begriff fake nicht aus dem Kopf? Oder habe ich da etwas falsch assoziiert?

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Als ich früher als Chemielaborant im Labor gearbeitet hatte und Leute zu Besuch kamen und sogar als in unserem Labor mal ein Film gedreht wurde, dann wurden viele Gefäße mit farbigem Wasser aufgefüllt.

Fotografen oder Filmleute wollen nicht die Realität filmen, das sieht zu langweilig aus. Das sieht man im Fernsehen fast in jeder Dokumentation, wenn z.B. etwas im Krankenhaus gezeigt wird, oder bei der Feuerwehr, es muss immer nach etwas aussehen, was der Otto Normalverbraucher mit dem Thema assoziiert.

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Ich frage mich mal ganz einfältig: Die Damen und Herren im Bundestagsausschuss für Kultur und Medien - 18 Mitglieder, 18 Stellvertreter -; auf welcher Vorstellungsebene würden die wohl über eine Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung diskutieren (und abstimmen), wenn sie zuvor das fragliche "Making of ... " gesehen hätten? Nein, da fällt mir wieder der Satz mit der Fichte ein, hinter die schon ein früherer Bewerber um das Amt des Bundeskanzlers nicht so gerne geführt werden wollte ... und wo es ohnehin langsam etwas eng wird, wie der TAGESSPIEGEL vor einigen Tagen herausgefunden hat ...

 

http://www.tagesspiegel.de/meinung/adac-ber-und-kein-ende-gedraenge-hinter-der-fichte/9360212.html

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"Die Digitalisierung des Filmerbes" klingt in meinen Ohren wie eine Farce: Man vernachlässigt als Folge des Hypes früher oder später die Lagerung der analogen Sicherungspakete der Filmbandoriginale und greift nach einem unsicheren Medium, das schon deswegen als Sicherung verkauft wird, weil damit einzelne Filme in die Zirkualation aktueller (aber vergänglicher) Medienträger verschoben werden können ("Transition" genannt).

"Digitalisierung des Filmerbes" scheitert in diesem Anspruch. Sie ist immer nur 1 Tropfen auf den heissen Stein, begleitet von filmischer, kinematographischer und philosophischer Verwirrung bei sogenannten Museumskuratoren, Archivaren, Journalisten, Filmwissenschaftlern wie auch kuturpolitisch Verantwortlichen, die Digisate anstelle von Filmbandoriginalen propagieren. Sie alle dienen damit den Begehrlichkeiten kurzzeitig vorzeigbarer Erfolge im Rampenlicht von Multimedia (und damit angebich der letztmöglichen Repräsentanz von Kunst), nicht aber dem Wesen und Ursprungsgedanken von Kinokulturen und von Kunst im Original.

 

Was ich meine, ist, daß es sich lohnen soll, ein Original einer Kopieranlage auszusetzen. Dabei finde ich nun wichtig zu wissen, daß

von mechanischem Stress nicht gesprochen werden sollte. Wenn man es richtig macht, dann liegen Ausgangsmaterial und Duplizierfilm

entspannt auf dem Bildfenster und werden dennoch der Kamera-Geometrie entsprechend positioniert.

 

Das müsste man dann bitte im Bundestag verlesen. Und den Fakt, dass für mehrere Millionen Euros erst kürzlich für das Bundesarchiv-Filmarchiv sinnvollerweise ein analoges Filmkopierwerk von Steuergeldern aufgebaut wurde.

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  • 2 Wochen später...

Ich bin über folgende Stelle gestolpert: Die institutionellen Puzzlestücke – etwa die Murnau-Stiftung in Wiesbaden, die Deutsche Kinemathek Berlin, das Deutsche Filminstitut in Frankfurt – sind da, nun liegt es an der Kulturstaatsministerin, sie zu einem Gesamtbild zu vereinen.

 

Das könnte ins Jahr 1936 passen.

 

 

In Deutschland klebt die Geschichte am Tun, hier in der Schweiz ist die Zukunft verbaut. Es wird aus schierer Ängstlichkeit und Ahnungslosigkeit das Falsche gemacht.

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Ich bin über folgende Stelle gestolpert: Die institutionellen Puzzlestücke – etwa die Murnau-Stiftung in Wiesbaden, die Deutsche Kinemathek Berlin, das Deutsche Filminstitut in Frankfurt – sind da, nun liegt es an der Kulturstaatsministerin, sie zu einem Gesamtbild zu vereinen.

 

Das könnte ins Jahr 1936 passen.

 

 

In Deutschland klebt die Geschichte am Tun, hier in der Schweiz ist die Zukunft verbaut. Es wird aus schierer Ängstlichkeit und Ahnungslosigkeit das Falsche gemacht.

 

 

Das ist ein sehr interessanter Gedanke, sehr treffend und ein sehr treffend bemerktes Jahres-Analogon, weil auch gerade eben ja Olympische Spiele stattfinden, die einen auch sehr in ihrer politisch-funktionellen Wirkungskraft an 1936 erinnern. Ich frage mich immer: Wäre ich als US-amerikanischer Sportfan und Jude 1936 aus den USA touristisch nach Deutschland gereist ? -- Kann man heute noch so unbedarft als Europäer touristisch nach Russland und in die USA reisen ? -- Zu befürchten ist, dass die Welt nach dem neo-liberalen Globalisierungsschub infolge 1989 bald sehr kleinräumig werden dürfte.

 

Die Europeana-Sucht, alles Kulturelle der Vergangenheit online stellen zu wollen, kann man verstehen, vor allem Dingen dann, wenn man ein funktionables Verlagsmodell hat und anwenden kann. Sobald die regionalen/nationalen Internet-Provider aber anfangen, für Videostreaming extra Produkt-Pakete-Access zu verkaufen (den "YouTube-Kanal für nur 9,99 pro Monat extra, und Netflix-Zugang für nur 4,99 zusätzlich", also eine Vermarktung von Kanälen wie beim Kabel-TV), sieht die Welt auch bald anders aus.

 

Abgesehen davon, ist dies keine Antwort auf das Fehlen eines Langzeiterhalts der gesamten digitalen Infrastruktur inkl. Prozessoren und Speichersysteme, die materiell die massenlose Werke aufnehmen müssten. Der Aktionismus ist also eine modische Augenblickserregung in Aktion.

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Da ich ja schon kommerziell Originale dupliziert habe, teils um einen lauffähigen Streifen zu haben, teils zum Erhalt der Bilder, gibt es bei mir immer wieder die Frage: Was ist erhaltenswert?

 

Ich bin der Meinung, daß man selbst bei den so genannten Klassikern fragen darf, ob ein Panzerkreuzer Potemkin noch in tausend Jahren einem irgendwie interessierten Publikum vorgeführt werden muß. Metropolis, der verbrennende Zeppelin, ein Heimatfilm aus dem Emmental, die Fassbinder, welchen Wert hat das? Heute werden blattvergoldete Monstranzen als fertiger Tand empfunden. In vielen berühmten Bauwerken stinkt es nach Urin. Was nützt der Menschheit? Einfahrt eines Zuges im Bahnhof La Ciotat?

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Gut, dass erst einmal die herausgegebenen Texte mit Vorsicht zitiert werden. "Das Ergebnis soll sogar ganz anders sein, als wie es jemals im Kino zu sehen war". So steht es geschrieben. Wir wissen in vielen Fällen, dass derart vollmundige Ankündigungen fachlich und sachlicht danebengriffen und müssen vorsichtig bleiben. ...

 

Oder ist es nicht eher eine Fehlkopierung, wie sie immer passieren könnte? ...

 

Wenn es in gutem Zustand ist, könnte man noch heute davon (etwa im Bunrdesarchiv oder bei Andec) im Kontaktkopierverfahren Kopien ziehen. ...

 

Das dürfte auch das wertvolle Filmkopierwerk des Bundesarchivs m.E. in Gefahr bringen. ...

 

Ein Desaster von A bis Z. ...

 

Mit Kino im traditionellen Sinne und mit historischem Auftrag aus archivethischer Provinienz hat die kritisierte Praxis m.E. kaum noch etwas zu tun. ...

 

Ja ... sehr schlimm alles ... ich verstehe, dass Du Dich (alle Jahre wieder) so aufregst. Die können und wissen nichts!

 

Doch jetzt kommt Deine Chance und Du kannst selber zeigen wie man es richtig macht.

 

Hier zwei Stellenauschreibungen, die doch genau auf Dich passen:

 

Einmal wird "Cheffe für Restaurierungen" gesucht:

 

http://www.bund.de/IMPORTE/Stellenangebote/EDITOR/Bundesarchiv/2014/02/880813.html?input_=777172&searchIssued.HASH=50e0fc3b61413b4035b1&searchIssued=1&templateQueryString=bundesarchiv&globalSearch=true

 

Und hier "Cheffe für Kopierwerk" ...

 

http://www.bund.de/IMPORTE/Stellenangebote/EDITOR/Bundesarchiv/2014/02/880813.html?input_=777172&searchIssued.HASH=50e0fc3b61413b4035b1&searchIssued=1&templateQueryString=bundesarchiv&globalSearch=true

 

Sofort Bewerbung mit aktuellen Passbild (analog aufgenommen, mit Perforation bitte) hinschicken ...

 

Und schon wird nächstes Jahr alles besser, denn wie sagte schon Erich Kästner ... "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"

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Entgeltgruppe 9? Ist ja nun auch nicht die Welt. In der Größenordnung hat man zwar Mitarbeiter, aber keine Personalverantwortung. Führungspositionen sind das beides nicht. Und: "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" - heißt: Die bisherigen Stelleninhaber sind bereits ausgeschieden, stehen für eine Einarbeitung/Amtsübergabe nicht mehr zur Verfügung. Entweder also ist Kontinuität egal - woran ich zweifele -, oder der/die Nachfolger(in) stehen schon fest ...

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Entgeltgruppe 9? Ist ja nun auch nicht die Welt. In der Größenordnung hat man zwar Mitarbeiter, aber keine Personalverantwortung. Führungspositionen sind das beides nicht. Und: "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" - heißt: Die bisherigen Stelleninhaber sind bereits ausgeschieden, stehen für eine Einarbeitung/Amtsübergabe nicht mehr zur Verfügung. Entweder also ist Kontinuität egal - woran ich zweifele -, oder der/die Nachfolger(in) stehen schon fest ...

Erklär mal, was ist Entgeltgruppe 9, da bin ich zu lange raus.

 

Ich kannte den Staat noch da hieß das bei uns noch: Technischer (Fernmelde) Amtsrat, TF Ober Amtsrat, Postdirektor und Leitender PDir in der Laufbahn oder so.... Darunter könnte ich mir etwas vorstellen. Aber diese "neumodischen Bezeichnungen?

 

Was die geplante Vergabe angeht, hast du wohl Recht. Ich vermute dennoch mal, die/der BewerberIn steht fest, man muß nur aus Gründen der rechtssicheren Vergabe die Stelle ausschreiben, um nicht eventuell behinderte (Blinde bevorzugt!), aber auch andere "Wichtige" nicht übergangen zu haben.

 

Steht da nicht was von Leiter... und dann ca 2400 tEURo, hmmm Mittlerer Dienst? Oder wasw. Paßt nicht zusammen.

St.

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Die E 9 ist die unterste Entgeltgruppe für Leute mit Fachhochschulstudium oder Bachelor-Abschluss; die E 9 bis E 12 entsprechen dem gehobenen Dienst bei Verbeamtung. Übergeleitet ist die E 9 von dem ehemaligen BAT V - und das waren einmal Mitarbeiter im Büro und in der Buchhaltung. (Daher auch mein großes Erstaunen!) Aber auch: Revierförster, Diplom-Bibliothekare und Kassenleiter. Und: In der alten Anlage 1a - man soll ja sowas gelegentlich nochmal nachlesen - wurde unter der Nummer 33 zu BAT Vb auch der "Leiter der photographischen Werkstatt bei der staatlichen Bildstelle in Berlin" genannt. Was immer das gewesen sein mag (Landesbildstelle?) - irgendwie kommt da jedenfalls eine gewisse Eingruppierungs-Tradition zum Vorschein ...

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