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Restaurierter "Dr. Caligari" vorgestellt


RaKna

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Da die Diskussion etwas exzentrisch zu werden droht, vier zusammenfassende Thesen zur weiteren Auseinandersetzung:

 

Mit Restaurierungen kann man kein Geld verdienen, mag der Titel auch noch so bekannt sein. Das Geld, das Bertelsmann in den Caligari gesteckt hat, ist weg – aber das war von Anfang an klar. Insoweit waren es jedenfalls ganz bestimmt keine wirtschaftlichen Gründe, die die Entscheidung zugunsten einer Restaurierung von Caligari befördert haben. (An diesem Punkt sei allerdings auch der Einwurf gestattet, dass ich nicht so recht verstehe, warum man darüber unglücklich sein sollte, dass es gerade Caligari getroffen hat – endlich mal die Möglichkeit einer Farb-Restaurierung, nach den misslungenen schwarz-weißen Vorgängern.)

 

Mäzene sehen ihren Namen immer gerne mit Leuchttürmen verknüpft. Wer dem Zoologischen Garten eine Parkbank spendet, erwartet, dass sie gegenüber dem Affenhaus aufgestellt wird – und nicht in einer der hinteren Ecken des Parks, wo lediglich die Frösche quaken. Das Spenderschild aus Messing sollte auch immer blank geputzt sein. Ich finde das in keiner Weise vorwerfbar; sollte ich jemals in den Kreis derjenigen eintreten, die die Restaurierung von Filmkopien (mit-)finanzieren, würde ich mich natürlich ebenfalls an den bekanntesten Titeln orientieren. Da deren Zahl überschaubar ist, haben (nach meinem Dafürhalten) etwa zehn Titel in Deutschland die Chance, auf der Basis eingeworbener Sponsoren-Gelder (erneut) restauriert zu werden. Ganz bestimmt erleben wir noch eine weitere Fassung von Metropolis, und da Caligari gerade durch ist – ich notiere mal die anderen acht Titel auf einem Schmierzettel.

 

Was Caligari beweist – und der Umstand, dass mehr als vielleicht zehn Titel nicht sponsorenfähig sind –, ist das Versagen der staatlichen Kultur(sicherungs)politik. Das in der Tat ist die einzige nachvollziehbare Ratio der angesprochenen Petition: Da es sich um ein gesamtstaatliches Kulturerbe handelt, ist dessen Sicherung Aufgabe des Bundes. Punkt. Alles weitere – insbesondere die fragwürdigen Maßnahmen zur (digitalen) Sicherung, die in der Petition vorgeschlagen werden – an anderer Stelle …

 

Dem aktuellen Versagen der Sicherungspolitik sollte man jedoch nicht nachweinen. Im Gegenteil, jeder Tag, an dem kein Film restauriert wird, ist ein gewonnener Tag - ein Gewinn für das klassische Filmerbe. Denn noch gilt hierzulande die Vorgabe, Nitromaterial nach erfolgter Sicherung zu vernichten. Das ist ein einzigartiger Sonderweg, der vom Bundesarchiv-Filmarchiv beschritten wird; im Widerspruch zu den FIAF-Regeln und der bekannten Sicherungspraxis der Filmarchive weltweit. Insoweit: kein Anlass zur Trauer. Fürchten sollte man vielmehr den Tag, an dem die (digitale) Sicherung auf breiter finanzieller Front aufgenommen wird …

 

Übrigens: Reden wir auch über „keiner weiß was Genaues“? Doch, einen Punkt wissen wir sehr genau – von der neuen Caligari-Fassung gibt es keine analogen Materialien. Kein Positiv, kein Internegativ, keine Sicherungskopien. Hat sich bisher aber keiner für interessiert. Ich war jedenfalls der Einzige, der diesbezüglich mal bei der Murnau-Stiftung angefragt hat ... :-)

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Doch, einen Punkt wissen wir sehr genau – von der neuen Caligari-Fassung gibt es keine analogen Materialien. Kein Positiv, kein Internegativ, keine Sicherungskopien. Hat sich bisher aber keiner für interessiert. Ich war jedenfalls der Einzige, der diesbezüglich mal bei der Murnau-Stiftung angefragt hat ... :smile:

 

Danke für das Recherche Ergebnis ... habe auch heute morgen bei der Murnau Stiftung per E-Mail angefragt. Jetzt kenne ich wenigstens schon die Antwort :-)

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Da die Diskussion etwas exzentrisch zu werden droht, vier zusammenfassende Thesen zur weiteren Auseinandersetzung:

 

 

 

 

Übrigens: Reden wir auch über „keiner weiß was Genaues“? Doch, einen Punkt wissen wir sehr genau – von der neuen Caligari-Fassung gibt es keine analogen Materialien. Kein Positiv, kein Internegativ, keine Sicherungskopien. Hat sich bisher aber keiner für interessiert. Ich war jedenfalls der Einzige, der diesbezüglich mal bei der Murnau-Stiftung angefragt hat ... :smile:

 

Danke an @SAM für die treffenden und konzisen vier Thesen.

 

Von da aus wäre es bestimmt nicht mehr weit für eine neue Online-Petition mit dem Titel:

 

"Lasst das Filmerbe in Ruhe!"

 

:-)

 

Ich habe meinen Blogartikel daher mit einem Update versehen:

http://duskofdigital.wordpress.com/2014/03/03/kanonisierungswahn/

 

 

Was noch von Interesse wäre, sind die entsprechenden Listen.

Also:

Wie lauten die acht anderen Filmtitel des "Kanonisierungswahns" deutscher Provenienz... ?

 

;-)

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Wie lauten die acht anderen Filmtitel des "Kanonisierungswahns" deutscher Provenienz... ?

 

;-)

Das können nur die von Kinematheksbeamten entdeckten Gutmenschenfilme sein:

 

1. Lilii Marleen

2. Die Artisten in der Zirkuskuppel: Ratlos

3. Der Blaue Engel

4. Sissi, Schicksalsjahre einer Kaiserin

5. Münchausen

6. Die Blechtrommel

7. Fitzcarraldo

8. Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter,

 

Alles "verlorene" Filme. Bitte unbedingt zum Unesco-Erbe vorschlagen und (anstelle der Produzenterben) die Steuerzahler kontaktieren. Denn wenn diese Filme nicht digitalisiert werden, gibt es bald gar keine Filme mehr.

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