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Die Paillard-Bolex H stürzt vom Sockel


Film-Mechaniker

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Wie schrieb Büchner so wunderbar: „Das leiseste Zucken des Schmerzes, und rege es sich nur in einem Atom, macht einen Riß in der Schöpfung von oben bis unten.“

 

Freunde, so ist es mir diese Woche ergangen. Ich habe das Bild in Filmebene und das auf der Suchermattscheibe einer H 16 Reflex einfach nicht beide scharf bekommen, wie ich auch verstellen wollte. Als ich das Auflagemaß noch ein Mal prüfte, stellte ich fest, daß es nicht gleich ist auf beiden Seiten der Filmauflage. Wenig Unterschied, ein Hundertstel, doch klar vorhanden.

 

Nach Demontage aller Teile kommt eine ganz neue Sicht auf die so hochgerühmte und weltbekannte Paillard-Bolex heraus. Ich hätte es nie geglaubt, hätte ich es nicht selber unwiderlegbar entdeckt. Die Fensterplatte ist auf ihrer Vorderseite roh, unbearbeitet. Weil ich wissen wollte, ob es sich bei den Erhöhungen um Lack oder Rost oder was auch immer handelt, habe ich zu schleifen angefangen. Es ist der blanke Stahl, am Stück, nichts Aufgetragenes. Die Platte wurde offensichtlich aus einem Blech mit recht holpriger Oberfläche gestanzt.

 

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Ihr seht die Ausfräsung vor dem Bildfenster, die für das eingepreßte Nylon-Stück als Greiferstütze und jene für die Blattfeder der Filmseitenführung. Ihr seht auch, daß die Kanten der Ausfräsung nicht parallel, sondern schief laufen. Es gibt Höhenunterschiede von zwei Hundertsteln links-rechts und oben-unten. An einer Stelle messe ich 1,77 und an anderer 1,74 mm. Die Platte kann nie vollflächig und eben aufliegen.

 

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Beim Anziehen der vier Schrauben, mit denen die Platte befestigt ist, wird sie unkontrollierbar verspannt. Im Bereich des Bildfensters bleiben etwa 0,01 mm Höhenunterschied in zwei Richtungen stehen.

 

Es ist die originale Platte.

 

 

Zwischen Objektiv und Film gibt es vier Bauteile, die Revolverscheibe mit den Objektivgewinden, die Front, ein Distanzblech und die Bildfensterplatte. Um professionellen Ansprüchen gerecht zu werden, müßten Revolverscheibe, Front und Fensterplatte planparallele Flächen haben. Die Revolverscheibe und die Frontvorderseite sind den Bearbeitungsspuren nach geläppt. Die Frontrückseite ist gefräst. Das Zwischenblech ist kaltfeingewalzt und durchgehend 0,41 mm stark. Die Fensterplatte besitzt eben geläppte und polierte Filmlaufflächen auf der einen Seite, die andere Seite jedoch ist nur schwarz gespritzt. Auf Grund dieser absolut unterirdischen Qualität läuft der Film windschief.

 

Läppen ist übrigens ein Fertigungsverfahren, mit dem man auf Bruchteile eines Tausendstel Millimeters genau arbeiten kann. Es sind innerhalb eines Tausendstels zueinander parallele ebene Flächen erreichbar. Die genauesten Meßmittel, so genannte Endmaße, werden so hergestellt. Aus irgend einem Grund liegt hier etwas ganz anderes vor. Paillard-Bolex ist keinen Dreck besser als alle anderen.

 

 

Die Kamera ist eine REX-4, Baujahr 1966. Ihr Besitzer ist am sich Überlegen, was zu tun ist. Der Geschmack von faulem ISO-9000-Zauber klebt nun auch an Paillard, wo man zwar Prüffilmabschnitte auf chicen Zertifikaten abgegeben, doch auch immer wieder zwischendurch ein Produkt rausgelassen hatte, das den Ladentisch nie hätte sehen dürfen. Ich habe fertig.

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Wie schrieb Büchner so wunderbar: „Das leiseste Zucken des Schmerzes, und rege es sich nur in einem Atom, macht einen Riß in der Schöpfung von oben bis unten.“

 

Freunde, so ist es mir diese Woche ergangen. Ich habe das Bild in Filmebene und das auf der Suchermattscheibe einer H 16 Reflex einfach nicht beide scharf bekommen, wie ich auch verstellen wollte. Als ich das Auflagemaß noch ein Mal prüfte, stellte ich fest, daß es nicht gleich ist auf beiden Seiten der Filmauflage. Wenig Unterschied, ein Hundertstel, doch klar vorhanden.

 

Nach Demontage aller Teile kommt eine ganz neue Sicht auf die so hochgerühmte und weltbekannte Paillard-Bolex heraus. Ich hätte es nie geglaubt, hätte ich es nicht selber unwiderlegbar entdeckt. Die Fensterplatte ist auf ihrer Vorderseite roh, unbearbeitet. Weil ich wissen wollte, ob es sich bei den Erhöhungen um Lack oder Rost oder was auch immer handelt, habe ich zu schleifen angefangen. Es ist der blanke Stahl, am Stück, nichts Aufgetragenes. Die Platte wurde offensichtlich aus einem Blech mit recht holpriger Oberfläche gestanzt.

 

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Ihr seht die Ausfräsung vor dem Bildfenster, die für das eingepreßte Nylon-Stück als Greiferstütze und jene für die Blattfeder der Filmseitenführung. Ihr seht auch, daß die Kanten der Ausfräsung nicht parallel, sondern schief laufen. Es gibt Höhenunterschiede von zwei Hundertsteln links-rechts und oben-unten. An einer Stelle messe ich 1,77 und an anderer 1,74 mm. Die Platte kann nie vollflächig und eben aufliegen.

 

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Beim Anziehen der vier Schrauben, mit denen die Platte befestigt ist, wird sie unkontrollierbar verspannt. Im Bereich des Bildfensters bleiben etwa 0,01 mm Höhenunterschied in zwei Richtungen stehen.

 

Es ist die originale Platte.

 

 

Zwischen Objektiv und Film gibt es vier Bauteile, die Revolverscheibe mit den Objektivgewinden, die Front, ein Distanzblech und die Bildfensterplatte. Um professionellen Ansprüchen gerecht zu werden, müßten Revolverscheibe, Front und Fensterplatte planparallele Flächen haben. Die Revolverscheibe und die Frontvorderseite sind den Bearbeitungsspuren nach geläppt. Die Frontrückseite ist gefräst. Das Zwischenblech ist kaltfeingewalzt und durchgehend 0,41 mm stark. Die Fensterplatte besitzt eben geläppte und polierte Filmlaufflächen auf der einen Seite, die andere Seite jedoch ist nur schwarz gespritzt. Auf Grund dieser absolut unterirdischen Qualität läuft der Film windschief.

 

Läppen ist übrigens ein Fertigungsverfahren, mit dem man auf Bruchteile eines Tausendstel Millimeters genau arbeiten kann. Es sind innerhalb eines Tausendstels zueinander parallele ebene Flächen erreichbar. Die genauesten Meßmittel, so genannte Endmaße, werden so hergestellt. Aus irgend einem Grund liegt hier etwas ganz anderes vor. Paillard-Bolex ist keinen Dreck besser als alle anderen.

 

 

Die Kamera ist eine REX-4, Baujahr 1966. Ihr Besitzer ist am sich Überlegen, was zu tun ist. Der Geschmack von faulem ISO-9000-Zauber klebt nun auch an Paillard, wo man zwar Prüffilmabschnitte auf chicen Zertifikaten abgegeben, doch auch immer wieder zwischendurch ein Produkt rausgelassen hatte, das den Ladentisch nie hätte sehen dürfen. Ich habe fertig.

 

Also nicht besser als z.B. Pathe ? Und das bei der oft genannten 'Schweizer Qualität' . . . :cry: Na, da werden aber viele enttäuscht sein . . .

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Bitte einen Thread übersichtlich lassen - Vielen Dank ...

 

Ich verstehe nicht, wieso manche Leute sehr oft ganze Mitteilungen posten,

nur um einen eigenen Kommentar dazu abzufassen, das ist echt total nervig !

 

P.S. Bilder reichen auch nur einmal um gesehen zu werden ;-)

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Die H-Kamera wurde vergewaltigt. Als sie herauskam, war sie die leichteste und am vielseitigsten einsetzbare Kamera für 16-mm-Film.

Sie war schnell zu laden, schnell aufgezogen, schmal dank dem abgeschnittenen Revolver und oben montiertem Sucher, sie hatte auch die längste Belichtungszeit jedes Bildes, bis zur Mitchell 16, 1946.

 

Anstatt sie innen und außen zu verbessern, laufleiser und servicefreundlicher zu machen, andere Materialien auszuprobieren, blieb sie ein Aluminiumhaufen, der mit den schweren und langen Objektiven Schaden nahm. Die erwähnte H 16 hat nämlich auch ein aufgestauchtes mittleres Objektivgewinde. Es mußten ja eine häßliche Klemmvorrichtung und eine Feststellschraube zugefügt werden, damit der Revolver noch funktioniert. Leider ist das Einstellprisma hinter dem oberen Objektivplatz aufgegeben worden. Das war viel besser als das Prismenzubehör, das nur bei abgenommenem Deckel und somit nur ohne Film zu verwenden ist. Daß man mit dem Prisma, Glas ist härter als Stahl, die Filmlaufflächen zerkratzt, wurde natürlich verschwiegen. In der Folge hat man lästigen Gelatineabsatz.

 

Bis Nummer 100400, gebaut 1954, hat sie einen starr geführten Greifer und 190 Grad wirksame Öffnung im Verschluß. Mir persönlich gefallen die alten Modelle besser, besonders wenn sie noch den Zugang zum Federkern bieten. Mittels Schlüssel oder biegsamer Welle kann man so die Feder während des Laufs nachspannen und so lange aufnehmen, wie der Filmvorrat reicht. Mit den heute erhältlichen dünneren Materialien, bislang nur schwarzweiß, hat man 5½ Minuten ununterbrochene Laufzeit bei Tempo 24, ohne Magazin, ohne Zusatzmotor, ohne Batterie.

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Hallo,

 

Es ist richtig, meine ganz alte H16 hat auch noch diesen starren Greifer... der als Exzenter ein Gleichdick benutzt...

 

Ich wäre nicht unglücklich, diesen Greifernocken benutzen zu können, aber eben, der hat eine Hubhöhe von 16mm, also 7,62mm. Ich brauche hingegen eines, das bloss 4,75mm hat...

 

Wer macht mir so ein Gleichdick...? Es ist eines der präzisesten Teile, die es da zu machen gilt. Da ist das später verwendete Greifersystem mit ganz normalem Exzenter direkt lächerlich einfach herzustellen...

 

Rudolf

 

P.S. Wer mehr über das System mit Gleichdick wissen möchte, der soll eben fragen... oder bei der Mitchell Kamera nachgucken, die hatte auch dieses System drin, sogar mit zwei Gleichdicken, eines für den Transport, das andere für den Sperrgreifer...gilt bis heute als das präziseste Greifersystem, das es je gegeben hat...

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Hallo,

@Simon: Du hättest Ruedi Muster anrufen und ihm mitteilen können was Du bemerkt hast. Das hätte eine Debatte über mögliche Ursachen auslösen können. Jede solche Firma hat Kontrollen. Für mich die wahrscheinlichste Ursache für das von Dir festgestellte (das Versagen ebendieser).

Statt dessen hast Du es vorgezogen das hier im Forum "auszubreiten". Und zu verurteilen (ich habe fertig).

Ich hab heute hier im Forum geschrieben was ich im Internert nicht mache. Und um es unmißverständlich zu sagen stelle ich fest, daß Du sehr fahrlässig mit diesem Medium umgehst.

Was soll ich jetzt glauben? Ich hab beeindruckende Filme über die Bolex Produktion gesehen, soll ich jetzt glauben daß die "Mist" produziert haben?

Das glaube ich nicht.

Seit ich das lese was Du zur Arri schreibst frag ich mich ebenfalls, welcher Furz Dir da im Bauch rumschwirrt (verzeih die direkten Worte). Die Amerikaner sind halt die wahren Schmalfilmer oder?

Dabei belaß ich es mal. Mit jedem weiteren Wort kann man sich bei dem Thema nur das Maul verbrennen. Ich verbrenns mir - wegen Bolex.

Die Kritik kommt 45 Jahre zu spät.

Manfred

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Im Großen und Ganzen ist Bolex doch wirklich ein Hersteller, dessen Kameras grundsätzlich nicht enttäuschen und wirklich gute Ergebnisse bei angenehmer Handhabung liefern.

Se können noch u repariert und gewartet werden und sind gängige Standardgeräte, keine Exoten.

Man erhält an Optiken und Zubehör nahezu alles, was man braucht. Gute, robuste, semiprofessionelle Geräte, die sich in der Filmwelt an verschiedensten Stellen, vom Urlaubsfilm bis Hollywood in den letzten 50 Jahren vielfach bewährt haben. :razz:

 

Die H-16 ist eine klassische Kamera, die sicher auch ihre Macken hat (z.B. der dunkle Sucher), aber die haben wir ja alle.

 

An der Bildqualität und der Einsetzbarkeit z.B. in der Natur lässt sich nichts bemängeln: In einem Kopierwerk war man von der Bildqualität begeistert, selbst der Bildstand war perfekt. . . .

Man muß sie eben ein wenig sorgfältiger bedienen als eine Arri z.B. und sich mehr um sie kümmern, aber dann ist sie bestens. ;-)

 

Mich

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Hallo,

ich hab außer 2 H8 die H16 SBM. Ich bin absoluter Laie was die Technik anbelangt, habe das nicht "studiert". Es gibt aber nach meiner Überzeugung "eine Ästhetik der Technik". Beispiel Dampfmaschine von ca. 1880 mit Kupferkessel und Rohrleitungen im Museum deren Anblick schon begeistert.

Die Bolex Geräte waren "Edelprodukte" im Filmsektor so wie Leica auf dem Fotosektor. Und wenn ich die H16 in die Hand nehme und mir die konstruktiven Details betrachte (das merkt man bereits bei den Handgriffen) weiß auch der Laie (also ich) was er in der Hand hält.

Manfred

(Ich hab mir die Kern Objektive der H16 angesehen. Bei mir 10mm, 16mm 25mm Makro. Deren Tiefenschärfe ist so "gewaltig" daß ,der Schaden durch nicht präzise Fokusierung (das was Simon beschrieb) sich in Grenzen halten dürfte. Natürlich ist das kein Freispruch).

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Ich sehe es ähnlich:

 

Der Simon zieht das Negative oftmals an, wie das Licht die Motten... man lese, wie oft er Pech mit Werkzeuglieferanten hatte, dann weiss man, dass es da schon eine recht grosse Anhäufung von "Zufällen" gibt...

 

Nun hat er ausgerechnet die Bolex erwischt, die da an einem verregneten Montagmorgen von einem desmotivierten Lehrling montiert wurde... *smile

 

Wenn man es genau betrachtet und nachrechnet, bemerkt man schnell, dass die erwähnten 2 Hundertstel auf die ganze Länge der Filmbahn gemessen nur eine extremst kleine Abweichung auf die Höhe des Filmbildes ergeben, eine dermassen minimale Abweichung, dass sogar die Filmschicht deutlich dicker ist...

 

Ist mir zu doof, dies genau nachzurechnen, spielt aber in Bereichen, die mit einer üblichen Lehre wohl kaum mehr kontrolliert werden kann.

 

Man kann alles übertreiben.. und sich mal Gedanken darübere machen, wie primitiv daneben z.B. die Planlage einer super8 Kamera daherkommt...

 

Rudolf

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Im Großen und Ganzen ist Bolex doch wirklich ein Hersteller, dessen Kameras grundsätzlich

nicht enttäuschen und wirklich gute Ergebnisse bei angenehmer Handhabung liefern ...

 

Das würde "ich" so nicht unterschreiben ...

Lichtlecks kommen wohl öfters vor und sind nach Simons Aussagen eine

Sauarbeit, wenn z.B. innen zur Mechanik alles neu abgedichtet werden muss.

Und eine angenehme Handhabung sieht anders aus - In der Diziplin ziehe ich

die R16 der Bolex auf jeden Fall vor und auch die Pathe ist mir da noch lieber.

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Man kann alles übertreiben.. und sich mal Gedanken darübere machen, wie primitiv daneben z.B. die Planlage einer super8 Kamera daherkommt...

 

Hallo,

mag sein. Aber die Leute (nicht nur der Simon) sollten sich mal überlegen was da gemacht wird (ich hab nicht umsonst vom Internet gesprochen). Erstens die Überschrift (..."stürzt vom Sockel"), zweitens indem man die Worte des Herrn Trappatoni benutzt (.."ich habe fertig"). Was bei einem Reparateur verboten wäre wird hier gemacht: Der Ruf (irreparabel) beschädigt.

Manfred

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Herrjeh ! Thread sofort löschen, den Simon ausweisen ;-)

 

Ein Wort zum "Einzelfall":

Das nevt total, wenn ein Hersteller/Händler zu einem gekauften Gerät mit Problemen sagt: "Ja, wissen wir, das Problem x haben die neuen Modelle jetzt nicht mehr, da hat man y geändert."

Oh toll, das freut einen ja ungemein ...

 

Nachtrag: Kann mir nicht helfen, der Simon kommt bei mir immer sehr NEUTRAL rüber. So sollte der ideale Schweizer eben auch sein.

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Manfred, ich setze meine Entdeckung mit bewußter Absicht in die Öffentlichkeit, eben gerade weil der Nimbus von Paillard-Bolex so unangetastet heil über allem schwebt. Mit Ruedi Muster habe ich seit vielen Jahren Kontakt und er hat mir verschiedentlich davon erzählt, wie er die Oberen bei der Firma erlebte. Wenn jemand eine Lektion in Patriarchalkapitalismus nehmen wollte, war er bei Paillard richtig. Einige wenige lebten in Saus und Braus, die Angestellten wurden mit Löhnchen abgespiesen. Von Marcel Beaulieu findet man auch nur Bilder, auf denen er fein im Büro weilt, das weltweit bekannte Bild des Chefs. Früher in Rüstung auf Pferd, heute mit dem verlogenen Lächeln im Gesellschaftsanzug.

 

Ich will Paillard im Nachhinein treffen, vielleicht Jahre zu spät, aber diese eine Fensterplatte geht nun einfach gar nicht durch. Ihr habt das Bajonett-Halteblech einer Camex 8 gesehen, was ebenfalls ein unbrauchbares Teil an entscheidender Stelle ist. Bei den Eumig C 16 gibt es auch solche Sachen, eigentlich überall im Wegwerfbereich. Es wurde richtig Geld gemacht mit den Amateurfilmern, von Anfang an.

 

Was die ARRIFLEX betrifft, möchte ich Interessierte dazu einladen, sich an der Suche nach der Wahrheit zu beteiligen. So lange kein Prototyp auftaucht, der die Machart von Prototypen aufweist, ist es für mich ein eingekauftes Produkt. Wohl hatte der Sandguß mit Hydronalium in Deutschland stattgefunden, aber die Formen können durchaus importiert gewesen sein. ARRI hat nie auch nur einen Hauch von Information darüber gegeben, auch nicht vor dem Krieg. Bei der H-Kamera kann ich locker ein Dutzend Zollmaße nachweisen und bei der ARRIFLEX gibt es auch Imperial Measures. Da erlaube ich mir die Frage, wie man in München in der Nazi-Zeit dazu kommen sollte, nicht alles metrisch herzustellen.

 

Industrie-Archäologie ist vielleicht vordergründig schlecht fürs Geschäft, aber ich bin nicht der brave Schrauber, dem es schnurz ist, wie das Ding entstand, an dem er herumschraubt. Nachdem keine Filmkameras außer der Logmar mehr gebaut werden, sieht es bei uns gleich aus wie bei den Tonbandenthusiasten oder bei den Trabi-Fans.

 

Puncto Tonfall à Trappatoni, ich habe dich noch heute im Ohr, Manfred. Du hast mich oft genug angerufen, als ich das Labor hatte, und mit Fragen belästigt, als wäre ich ein Verkäufer mit Haftung. Auf dich nehme ich bestimmt keine Rücksicht.

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