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Wann liefen diese Filme in Berlin?


Michael

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Hallo Forum,

ein Freund von mir, der als Filmjournalist im Einsatz ist, hat mich gebeten, ihm bei der Recherche über diese Fragen zu helfen:

 

"I am seeking confirmation of (1) cinema name and (2) premiere date for the original roadshow engagements in Berlin for (a) "How The West Was Won" and (b) "The Sound Of Music."

 

(I *think* "HTWWW" opened in Berlin in March 1963. "TSOM" -- I *think* May 1966.)"

 

Vielleicht kann jemand unter Euch diese Informationen beitragen?

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Hallo Michael,

 

die Frage erreichte mich ebenfalls, seitens Michael Coate.

Es war mir leider noch nicht möglich, die Zeitungen zu scannen, aber das kommt in Kürze noch.

Ich teilte ihm mit, daß der Katholische Filmdienst die dt. EA von HTWWW am 1.2.1963 datiert. Irgendwo in meinen Akten ist auch ein Vermerk, daß sie im extra auf das Cinerama-Verfahren umgebauten 'Cinerama-Theater Grindel' in Hamburg abgehalten wurde. Mr. Coate (?) könnte also recht haben, daß er in Berlin im März lief.

 

Evtl. lief HTWWW auch nochmals im Berliner 'Cinerama-Theater Capitol', ebenso im Nachspiel zum 'Kino im Sportpalast' wie bereits bei WINDJAMMER.

Das weiß aber mein Vorredner sicher besser, da ich zuderzeit gerade in einer Fruchtblase rotierte.

 

SOUND OF MUSIC im 'Royal Palast im Europacenter' war um einschlägige Nazi-Darstellungen gekürzt und ein verheerender Mißerfolg. Die 70mm-Aufführung ebendort soll eine hervorragend abgestimmte Kopie, erstklassigen Ton, jedoch Super-Cinerama-typische Astigmatismen an den Bildwandflanken aufgewiesen haben (wie alle 70mm-Filme im 'Royal'). Ferner wurde dort nie original in 2.2 : 1 (mit Ausnahme der Matinee von TITANIC 1998 mit von mir georderter Optik), sondern prinzipiell die volle Leinwandbreite von etwa 2.5 : 1 ausprojiziert, und das gut 35 Jahre lang.

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Ich habe mal nachgeschaut: Die „Deutsche Cinerama“ startete HTWWW tatsächlich am 1.2.63 im Grindel. Die (West-) Berliner Uraufführung fand am Mittwoch den 10.4.63 im Sportpalast statt.

Cineramas Formulierung “Kino im Sportpalast“ ist etwas missverständlich: Es gab in den Nebenräumen des Sportpalastes ein Kino, welches reguläres Bezirksprogramm spielte. (Ziemlicher Schlauch, ich hatte den Eindruck, als ob nicht benötigte Notausgangsflächen umgewidmet wurden).

Die Großbildereignisse waren Roadshow im wortwörtlichen Sinne. Die Kinoinstallation wurde in der Sportarena aufgebaut. Die Zuschauer saßen an der Längsseite auf den Bänken, die Bildwand war auf der Spielfläche aufgebaut. (Rückblickend wurde das „Multiplexfeeling“ vorweggenommen). Die Installation stand jeweils nur ein paar Monate, da der Sportpalast ein breitbandiges Veranstaltungsangebot hatte.

Im Laufe dieser Sondernutzung wurden gezeigt (unter Vorbehalt, da Angaben nur aus der Erinnerung):

Im ersten Jahr: Windjammer. Mit großem Erfolg und echtem Cinemiracle.

In den Folgejahren startete dann jeweils ein Cinerama- Film pro Jahr.

Nach dem es eine drei Streifen- Festinstallation im Capitol, dem ursprünglich erstem 70mm Kino Berlins, gab, stellte man die sommerlichen Großbildereignisse im Sportpalast auf 70mm um. Nur noch ein Projektor und eine flachere Bildwand. Hauptsächlich Retrospektiven der damals verfügbaren Musicalverfilmungen. (South Pacific etc.)

Das lief noch ein, zwei Jahre. In den späteren Jahren gab es noch eine kinoähnliche Nutzung mit dem Tourneeprogramm der „Laterna Magica“. Auch ein mehrstreifiges Event, das mit Kino jedoch nur noch die Projektoren und das Trägermaterial gemeinsam hat.

 

Kleine Ergänzung: Einige Original Cinerama Film- Spulen aus dem Capitol sind noch bis zum heutigen Tag in einem kleinen Kinocenter in der Nähe des ehemaligen Capitols im Einsatz.

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Vielen Dank für diese Informatinen! Wo waren denn eigentlich genau in Berlin der Sport-Palast und das Capitol? Als Ex-Berliner sollte ich das eigentlich wissen, aber irgendwie ist nicht so. Ich kenne zwar noch das Capitol in Dahlem, das kann aber hier nicht gemeint sein!

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Weitere Pics und Dates: "in Kürze in diesem Theater!" (Forts. folgt) :D

 

Aber von diesem Beitrag war ich gefesselt:

Ich habe mal nachgeschaut: Die „Deutsche Cinerama“ startete HTWWW tatsächlich am 1.2.63 im Grindel. Die (West-) Berliner Uraufführung fand am Mittwoch den 10.4.63 im Sportpalast statt.

Ein Sonderkatalog der Deutschen Cinerama? Oder aus dem regulären Verleihkatalog entnommen, oder Verbands-Unterlagen? (Außer Zeitungsannoncen und dem Blick in "Filmecho" oder "Filmblätter" fand ich leider nie Hinweise zu mich interessierenden Startterminen. Hole das aber nach.

Cineramas Formulierung “Kino im Sportpalast“ ist etwas missverständlich: Es gab in den Nebenräumen des Sportpalastes ein Kino, welches reguläres Bezirksprogramm spielte. (Ziemlicher Schlauch, ich hatte den Eindruck, als ob nicht benötigte Notausgangsflächen umgewidmet wurden).

Wenn es denn Kollegen interessiert hier im Forum: Im Buch "Kinoarchitektur in Berlin 1895-1995" (Hg. S. Hänsel, A. Schmitt. Reimer-Verlag, Berlin 1995) ist auf S. 162 oben ein Bild mit Blick zur Rückwand der "Sportpalast Lichtspiele", m.E. dem erwähnten Schlauchkino, zu sehen, das mit den Leuchtbuchstaben "Filmtheater Berliner Sportpalast" kurz nach dem 2. Weltkrieg (1948 laut Bildangabe) eröffnet haben soll und evtl. 1966 schloß, weil mit diesem Datum generell das Ende von Filmvorführungen an diesem Standort angegeben ist. Auf der gleichen Seite des Reimer-Buchs, unter dem o.g. Foto, erscheint ein Bild des großen Saals, der von den Autoren als Arena charakterisiert wird, und eigenartiger Weise ebenfalls unter der Bezeichnung "Sportpalast Lichtspiele" rubriziert ist. Bei dieser sog. Arena handelt es sich um den bekannten Riesensaal, der vermutlich schon 1909 errichtet worden war und ab 1919 zum Lichtspielpalast umgestaltet wurde, d.h. hauptsächlich in dieser Zeit (und lediglich für zwei Jahre) eine Dauerereinrichtung für Kino war. Um 1921 wird der Saal "erneut als Sportstätte" genutzt, aber bereits 1929 ist wieder ein Bildwerferraum installiert. Die bekanntesten historischen Ereignisse ebendort sind die die Goebbels-Rede zur Kriegsmobilisierung Anfang der 40er Jahre sowie nach dem Krieg die 5-Tage-(6? Tage?)-Rennen des Radrennsports.

Die Großbildereignisse waren Roadshow im wortwörtlichen Sinne. Die Kinoinstallation wurde in der Sportarena aufgebaut. Die Zuschauer saßen an der Längsseite auf den Bänken, die Bildwand war auf der Spielfläche aufgebaut. (Rückblickend wurde das „Multiplexfeeling“ vorweggenommen). Die Installation stand jeweils nur ein paar Monate, da der Sportpalast ein breitbandiges Veranstaltungsangebot hatte.

Die mir vorliegende (dürftige!) Abbildung zeigt ab 1959 schon eine umgebaute Arena unter Wegfall der Pilaster, die die Bühne rahmten. Nicht erkennbar ist hier, ob die geschwungene Loge noch zu der Zeit existierte, ebenso, ob die in ihr und bis zum Boden gezogenen Stützpfeiler (?) bereits durch Wandbespannungsflächen der 50er-Jahre abgedeckt wurden (gerade die Akustik stelle ich mir für Filmton, erst recht bei 7-Kanal oder 8-Kanal-Magnetton, problematisch vor).

Die 1959 vom damaligen Betreiber, einem dt. Breitfilmpionier, installierte Cinemiracle-Anlage soll laut Aussage meines Bekannten allerdings billig umgebaute Erko- (oder AEG?)-Projektoren gewesen sein. Ferner las ich eine Geschäftskorrespondenz mit der damaligen verantwortlichen Kinotechnik-Firma, in der sich beide Seiten gegenseitig die Schuld für anfängliche Pannen bei der 3-Streifen-Projektion zuschoben. Ob hierbei mit dem Umlenkspiegelsystem (Verbesserung von Cinemiracle gegenüber dem Cinerama-Prinzip, wobei die Trennähte weniger störend auffallen) projiziert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Im Laufe dieser Sondernutzung wurden gezeigt (unter Vorbehalt, da Angaben nur aus der Erinnerung):

Im ersten Jahr: Windjammer. Mit großem Erfolg und echtem Cinemiracle.

In den Folgejahren startete dann jeweils ein Cinerama- Film pro Jahr.

Nach dem es eine drei Streifen- Festinstallation im Capitol, dem ursprünglich erstem 70mm Kino Berlins, gab, stellte man die sommerlichen Großbildereignisse im Sportpalast auf 70mm um. Nur noch ein Projektor und eine flachere Bildwand. Hauptsächlich Retrospektiven der damals verfügbaren Musicalverfilmungen. (South Pacific etc.)

WINDJAMMER lief wohl ("nur") ein halbes Jahr. Die Musical-70mm-Vorführungen fand ich bis jetzt nur in einem Sommerfestival von Anfang der 60er Jahre disponiert: außer SOUTH PACIFIC lief noch PORGY AND BESS sowie WEST SIDE STORY. Ich wußte nicht, daß die Bildwand für diese einstreifige Anwendung bereits wieder verflacht worden war. Im 'Cinerama-Theater Capitol' wurde sie auch mehrmals ausgetauscht, aber die 70mm-Titel dort (W.S.STORY, TOTAL VERRÜCKTE WELT, EL CID u.a.) sollen wohl auf einer Cinerama/Cinemiracle-Leinwand gelaufen sein, anfangs mit Favorit-70-Projektoren, die dann zugunsten von (dunkler ausgeleuchteten) DP-70-Projektoren ersetzt wurden.

Das lief noch ein, zwei Jahre. In den späteren Jahren gab es noch eine kinoähnliche Nutzung mit dem Tourneeprogramm der „Laterna Magica“. Auch ein mehrstreifiges Event, das mit Kino jedoch nur noch die Projektoren und das Trägermaterial gemeinsam hat.

Und gerade hierüber finde ich nun überhaupt nichts mehr. Und würde für Bilder zur "Kinoära" im 'Sportpalast' gute Beträge zahlen, wenn jemand hierzu Fotos fände.

Kleine Ergänzung: Einige Original Cinerama Film- Spulen aus dem Capitol sind noch bis zum heutigen Tag in einem kleinen Kinocenter in der Nähe des ehemaligen Capitols im Einsatz.

Ich sah eine solch große Spule im vor einigen Monaten geschlossenen und nun zur einer noblen Gaststätte umgebauten 'Hollywood-Kino'. Der leider verstorbene Vorführer, H.G., berichtete mir auch, er habe bereits 1957 im 'Capitol am Lehniner Platz' IN 80 TAGEN UM DIE WELT als 70mm-Kopie vorgeführt. Ich mochte dies nie glauben, obwohl der Kollege stets sehr "nüchtern" und sachlich war. In die Pressgeschichte ging als erste 70mm-Todd-AO-Veranstaltung erst das 10-jährige Jubiläum des 'Delphi Filmpalast am Zoo' ein und dessen Umbau auf Todd-AO ("erstmals in Berlin!") für den Film OKLAHOMA! (Start: 3.11.1959). Diese Unklarheit besteht bis heute.

 

@Michael: Der 'Sportpalast' in Berlin-Wilmersdorf befand sich an der Potsdamer Strasse/Pallasstr. (hinter dem heutigen "Sozialpalast") und wurde abgerissen.

Das 'Capitol' am oberen Kurfürstendamm, Lehniner Platz, ist außen original erhalten, aber innen umgebaut zur 'Schaubühne'.

 

Untenstehend Bilder zum 'Sportpalast': einmal um etwa 1919 sowie zweimal ca. 60er Jahre.

 

Sportpalast__big_spor.jpg

Sportpalast_-_Auditorium__ca._1959__Film-_und_Kinotechnik_6.1959.komp.jpg

sportpalast60er.jpg

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Schön, wenn man als Zeitzeuge die verschwommenen (und verklärten?) Erinnerungen überprüfen kann. Da es aber vermutlich nur eine Minderheit in diesem Forum interessiert, hier nur stichpunktartige Anmerkungen:

1)Die Starttermine von HTWWW habe ich aus den Filmblättern. Der Grindeleinsatz wurde in einer Anzeige angekündigt, der Sportpalast Start in einer Tabelle der Berliner Uraufführungen.

2) In dem genannten Architekturbuch ist die Nachkriegs- Kinonutzung im Sportbereich nicht ausreichend gewürdigt worden (sobald ich mein verlegtes Exemplar wieder gefunden habe, schau ich noch mal nach).

3) Der Vorteil des Spiegelsystems bei Cinemiracle lag nicht in bei den weniger sichtbaren Übergängen. Bei Cinemiracle waren vielmehr weniger bauliche Änderungen am Gebäude notwendig, da alle drei Projektoren in einem Bildwerferraum installiert werden konnten.

4) Dass die Musicals nur einen Sommer liefen kann sein. Da ich mir damals alle ansah, kommt es mir vor als ob sie häufiger liefen.

5) Das Highlight der Laterna Magica Aufführungen war eine Rollschuhfahrt durch Prag. Ein Tänzer machte entsprechende Laufbewegungen vor einer CS- Bildwand auf der die Fahrtroute zu sehen war. Dabei war er abwechselnd „in echt“ vor der Bildwand oder auf dem Film zu sehen.

6) Die erwähnten Spulen stammen aus dem Umfeld von H.G. Auch in seiner früheren (vor Hollywood) Wirkungsstätte existieren noch diese Spulen. (Dank der Biete-Suche-Abteilung dieses Forums gibt es dort bald Magnetton. Und vielleicht irgendwann auch 70mm?)

7) Mit dem 70mm- Einsatz im Capitol hat H.G. recht. Ich hatte die "80 Tage" dort in diesem Format gesehen.

Die Premiere im Capitol war am Donnerstag den 17.10.57. (Im Delphi lief übrigens an diesem Tag „Liane, die weiße Sklavin“.)

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Zur Ergänzung:aaa.jpg

(Es klappt nicht mit dem Einfügen. Kann ein Moderator helfen?)

(Wir helfen doch gern'. T-J ;-))

 

Bei diesem Umbau wurde die TODD AO Bildwand eingebaut. Beeindruckend war der Vorhang, auf welchem die Umrisse Berlins gezeichnet waren. Eine große Anzahl von Glühbirnchen (welche extra gedimmt wurden) hoben einzelne Elemente hervor.

Beim späteren Umbau auf Cinerama stellte man die neue Bildwand vor die Bühnenkonstruktion. Hier liefen erst dreistreifige Produktionen (auch das Russische „Kinopanorama“) und später entsprechend vorverzerrte Kopien nach dem so genannten „Cinerama Einlinsen System“ (Wunderwelt der Gebrüder Grimm etc.).

Später wurde der Raum (bei vorhandener Kinotechnik) als Diskothek genutzt, dann als Theater (jahrelange Laufzeit von „Hair“.)

Das Gebäude ist nicht mehr vorhanden. Um eine Spielstelle für die Schaubühne zu schaffen, wurde es abgerissen. Der Neubau sieht zwar dem alten sehr ähnlich, es ist aber mehr Disneyland- Architektur. Nur die Fassade erinnert noch an das berühmte „Universum“.

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Herr Moderator, das oben genannte Bild aus der Galerie möchten wir so gerne gucken!

 

Das Premierendatum HTWWW im 'Sportpalast', der 10.4.1963, könnte stimmen. Ich schaute in die Zeitung: im 'Sportpalast' lief im März 1963 der sensible Kunstfilm "Der tanzende Gangster", dann erscheint am 25.3.63 die Annonce: "ab 1.4. geschlossen". Und die erste, bereits sehr kleine Annonce für HTWWW fand ich am 26.4.63, ohne Angabe der Spielwoche, als wäre es gar ein Premierentag. Ich grenze das noch weiter ein, melde mich kommende Woche diesbezgl. zurück.

 

Zum Film "In 80 Tagen um die Welt" berichtete mir Stefan, der Einsatz im Hamburger 'Savoy' sei in CineStage 35mm mit Magnetton gelaufen, obwohl dort bereits im März 1957 mit "Oklahoma!" ein Todd-AO-Film auf 70mm lief.

Somit nahm ich an, die Berlin-Reportagen stimmen, daß das 'Delphi' als erstes Kino 70mm zeigte. Glaubte auch, daß für das Berliner 'Capitol' "In 80 Tagen um die Welt" zwar als Show beworben wurde ("Gebannt sitzen Sie mitten im Geschehen!"), aber dort Todd-AO auf 35mm lief (und diese Technicolor-Kopien waren fantastisch gut!). Die Fachzeitschriften sind auch voll von Reportagen zum Thema "CINESTAGE-Todd-AO-Film im 35-mm-Format".

Dieser Verdacht wurde bestärkt durch meine Unterlagen von der UFA-Handelsgesellschaft, wonach Zeiss-Ikon 1959 Probleme hatte, Favorit-70-Projektoren zu verkaufen (der Erinnerung nach wie folgt zitiert: "Herr Knapp ist sehr zurückhaltend ... Herr Beetzel tat gar nicht interessiert". Bereits 1 Jahr später aber stand eine Bauer U2 im 'Zoo-Palast' und etwa zeitgleich könnte die Favorit-70 ins 'Capitol' gelangt sein. Da nun im 'Capitol' bis in die 70er Jahre und hernach anderswo immer Treffen der Branchenkönige Beetzel, Jonigkeit, Grasse und Knapp abgehalten wurde und einer der Zeitgrößen noch lebt, hätte ich schon gern gewußt, ob 'Delphi' nun das zweite oder erste 70mm-Haus in Berlin war?

 

Das 'Capitol' ist nur inwändig entkernt. Es liefen dort in original 3-Streifen-Cinerama "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm" (die beste Darbietung bis dato in diesem System, schwärmen viele Fachleute) und im 1-Linsen-Cinerama-Verfahren dann "Eine total, total, total verrückte Welt". Während HTWWW im 'Sportpalast Premiere hatte, wurden im 'Capitol' etwa zeitgleich "Südseezauber" in 3-Streifen-Cinerama und "Barrabbas" in 70mm Super Technirama geboten. Im 'Delphi' lief zeitgleich "Flying Clipper" und "Lawrence von Arabien" in 70mm, im 'MGM-Theater Kurfürstendamm' "Meuterei auf der Bounty" in Ultra Panavision 70mm.

 

Delphi-Berlin__1959__Oklahoma__-_Zeitungsannonce_EA_1959.jpg

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Sorry, da habe ich mich vertippt. Naürlich waren nicht die Gebrüder Grimm, sondern "It's a mad mad World" mit der 70mm Wiedergabe gemeint.

 

Weshalb der Abriss des Gebäudes angezweifelt wird, verstehe ich nicht. Meine Quellen: (Von Cinerama bereits erwähnt) "Kinoarchitektur in Berlin 1895-1995, Seite 243 (Rechte Spalte, Mitte) so wie eigene Beobachtungen (Ich jobbte damals als Stadtrundfahrtbegleiter und fuhr fast täglich vorbei.)

 

Ich bin fest der Meinung, die 80 Tage Show war in 70mm (Diese Einschätzung wurde ja auch von H.G. untermauert.)

 

Über dieses Filmtheater wurde viel Literatur veröffentlicht. Es ist schon erstaunlich, dass die im Laufe der Zeit eingesetzte Kinotechnik kaum gewürdigt wurde.

 

Von Cinestage Todd - AO hatte ich bis zu dem Beitrag von Cinerama noch nichts gehört. Forscht man weiter, so kommt erstaunliches zu Tage:

 

Zitat:

Mike Todd called the process Cinema Stage. It was a anamorphic print with 1.56 squeeze giving us a ratio on screen of 2.2 to 1. The sound tracks were on 35mm mag. Tape with Selsyn synchronized follower heads. The tape had five tracks for the five channels behind the screen and one track for the effects speakers of which there were 34 round the auditorium. The effects track was integrated by the Perspecta system which split the track in three channels by means of a gating signal on the track. The signals were at 25 - 30 - 35 c.p.s. This very effective sound system worked from left, right and rear of auditorium. The screen channels were full stereo on both speak and music.

Mit anderen Worten: Hier wurde der EX- Surround vorweggenommen. Was heute die Matrix erledigt, wurde damals mit den Perspekta- Steuertönen getan.

 

Zum Sportpalast:

Das die Kinonutzung so wenig dokumentiert ist, war mir nicht bekannt. Ich werde versuchen, weiteres Material zusammen zu tragen. (Und die Premiere von HTWWW war am 10.4.63)

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Weil mir das sehr wichtig ist, mußte ich zunächst hart zweifeln. Zudem (Jahrgang 1963) war ich 1958 nicht zugegen, hochbetrüblicherweise! Laut Presse gab es die 1. 70mm-Vorführung im "Delphi". (Erzählten alle, die ich in der Branche kannte, auch K. Deutschl., K. Siebenh. u.a. waren bei der FKT-Tagung in diesem Kino zugegen). Wenn das Verfahren in Berlin nun doch anderswo premierte ('Capitol'), ist das für mich eine kleine, eigentlich "große" Sensation, vielen Dank.

 

Unter Cinestage sind allerdings zwei Versionen, 35mm und 34mm-Kopien rubriziert! Erste Version mit ComMag (selbst in Privatsammlung gesehen), zweite Version mit Sepmag (in letzterem Format auch im 70mm-Theater 'Savoy' in Hamburg und im Festspielhaus in Cannes gezeigt), beide mit spezieller Anamorphose projiziert: im Faktor 1.567x-, um auf exakt 2.2 : 1 zu kommen. Die SepMag-Kopie habe ich nie gesehen, aber die Erklärung des amerikanischen Kollegen scheint stimmig (bis auf die gefakten Filmclips):

http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingto9.htm

Abweichend von einigen amerikanischen Quellen gibt das "Filmecho" in seinem Report zu Cinestage jedoch die Perspecta-Steuerfrequenzen von 30, 35 und 40 Hz an - dies überrascht mich neuerlich. Aber es standen ja auch etliche Perspecta-Integratoren in dt. Kinos, uns nicht unbekannterweise auch im 'MGM-Theater Kurfürstendamm'. Somit interessiert mich einmal die Quelle der anderslautenden amerikanischen Beschreibung zu Cinestage mit 25, 30 und 35 Hz Steuerfrequenzen.

 

Hier nun bin ich aber total überrascht: das 'Capitol' wurde in einer äußerlich identischen Kopie also wiedererrichtet? Darauf kam ich nie, gerade weil es aussieht wie der Originalbau. Besten Dank auch hier, das ist schon sehr ungewöhnlich.

Zum 'Capitol' führen ältere Kollegen immer wieder an, es sei wohl das innovationsfreudigste Filmtheater Berlins gewesen, die jetzige Gedenksäule soll nicht mit einem Wort auf die Kinoära eingehen, dort stünde immer etwas von "zwischenzeitlicher Nutzung". (Das gucke ich mir mal an.)

Bis jetzt konnte ich nur sehr unscharf die Umbauphasen des 'Capitol' abgrenzen, und mit größtem Vorbehalt (ich war nie in diesem Kino, leider) beschreibe ich in meinem Manuskript somit Folgendes:

Erst am 29.4.1959 kam der erste Cinerama-Film nach Deutschland und wurde erstmals im Westberliner ‚Capitol’ gezeigt, das von der UFA-Theater AG und der Robin International Cinerama Corporation umgebaut wurde. Das ‚Cinerama-Theater Capitol’ am Ku’damm präsentierte somit seit 1954 Breitwandsysteme wie CinemaScope, Cinerama, Cinemiracle, Super Cinerama, Todd-A-O und Ultra Panavision 70 sowie auch alle traditionellen und konventionellen 35-mm-Verfahren. (...) Eine der drei separaten Projektionskabinen ist auf einem Photo von 1959 zu sehen: das offen stehende Lampenhaus legt die Stäbe des Beckkohlebetriebes frei, aber die übergroße 4000-Meter-Spule faßte dennoch nur die halbe Filmlänge: Cinerama-Vorführungen hatten daher eine Zwangspause. (...) Ständig aber wurden Projektoren, Bildwände und Vorführkabinen ausgetauscht, verlagert und erneuert. Zwischen 1954 und 1965 sichtete man wechselnd auf drei Etagen nacheinander vier verschiedene Bildwerferaum-Konfigurationen: entweder über-, neben- oder „vor“einander positioniert nebst dem Wechsel von einer Normalformat-Bildwand zu vier verschiedenen Breitleinwänden für Anwendungen von 1. CinemaScope, 2. Cinerama, 3. Super Cinerama/Todd-AO, 4. 70mm Super Cinerama/Ultra Panavision 70. (...) Verfahrensabhängig erforderlich waren in der ‚Capitol’-Geschichte unterschiedliche Projektions-, Blick- und Beschallungswinkel analog zu divergierenden Bildwandhöhen, -größen, -breiten und Krümmungen: ein Anspruch, der nur selten perfekt eingehalten wurde. Das nicht übergroße Auditorium war aber so optimal in seinen Proportionen, daß kinohistorisch gesehen vielleicht alle denkbaren Filmformate eine stets adäquate Darbietung hätten finden können.. (...) 1100 Metallstreifen wurden – exakt ausgerichtet zur „optischen Achse“ der 3 über Kreuz projizerenden Bildwerfer – zu einem Rundhorizont im Winkel von 146 Grad als „Leinwand“ aneinandergereiht.

 

Immerhin fanden sich zum 'Capitol' der Cinerama-Ära zwei Saal-Fotos bei der SDK, weitere Außenansichten im Landesarchiv Berlin. Zum 'Sportpalast' hat man hier wie dort überhaupt nichts. Ich fahre täglich an dieser Straße vorbei und ältere Leute plaudern restrospektiv im Bus über Cinerama-Vorführungen und Radrennen, daß es den Nachgeborenen nur deprimiert, in was für einer öden Stadt man heute lebt: Hundertausende ältere Berliner sprechen von dieser Zeit so selbstverständlich wie von ihrer letzten Urlaubsreise, nur fotografiert hat keiner etwas. (Allenfalls ein bekannter Berliner Kinobetreibersenior soll hierzu etwas haben, soll aber nichts geordnet/beschriftett/systematisiert haben. Wenn er stirbt, nimmt er die Erinnerungen mit ins Grab - dies befürchte ich, bei allem Respekt).

 

Frohes Feiern allen, die sich zufällig in diesen Berlin-Treat verirrt haben ...

 

Bild des 'Capitol' (der heutigen 'Schaubühne'), April 1952:

Capitol__2.4.1952__komp__small__web.jpg

Bild der 'Schaubühne' vom September 2004, Zeitpunkt des neuesten Innenausbaus:

Capitol__17.9.2004__5___small__web.jpg

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@ TK-Chris: Hilfe zur Selbsthilfe, wie hast Du das gemacht?

 

Zum Thema:

Vermutlich gibt es einen Unterschied zwischen der ersten 70mm Installation und der ersten regelmäßigen Vorführung in der Frontstadt.

 

Nach dem Kinoadressbuch von 1958 war das Capitol noch mit 35mm AEG- Projektoren ausgerüstet. Nur das MGM besaß bereits eine Todd AO Installation (Philips).

Im Zoo Palast werkelten zu diesem Zeitpunkt Zeiss Ikons EX.

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Die Verwendung von Cinestage für 80 Tage macht durchaus Sinn. Überwiegend aus zollrechtlicher Sicht, denn 34.5 mm Film gilt als Schmalfilm, für den wesentlich niedrigere Importsätze, als für Breitfilm, der als USA Import damals erheblichst besteuert wurde, zu zahlen waren.

Zudem lief wohl "80 Tage" in einer deutshfassung, Aufzeichnungsanlagen für 70 mm Magnetton gab es in Europa nicht, wohl aber Mehrkanal Magnetbandspieler.

Die Situation ändert sich erst, mit der Installation einer 70 mm Straße bei Technicolor in London. Nun können Breitfilme zu vermindertem Steuersatz importiert werden.

Ich selber besitze Bildchen aus der 34.5mm Nur-Bild Technicolor Schmalstummfilmkopie (zur Nutzung mit Sepmag), kann man sowas scannen?

 

Capitol, möchte ich der Version von TomCat am ehesten zustimmen; Abriß und Neubau als "Schau-Bühne" Ich erinnere mich an einen Artikel in der Frankfurter Zeitung aus 1979, wo der Autor über Denkmalpflege Berliner Art nachdachte, unter dem Motto "Denkmalplege heißt Abriß und Neubau" - Über die widersinnige Zerstörung des Mendelsohn Kinopalastes" oder ähnlich, doch der ist in einer Kiste untergegangen, suchen versuche ich.

Vielleicht sollte ich einmal Erich Mendelsohn anläßlich der Eröffnung des "Ufa Universums" zu Worte kommen lassen:

 

"Kino?

filmspiel, Theater der Bewegung!

Bewegung ist Leben.

Wirkliches Leben ist echt, einfach und wahr.

deshalb keine Pose, keine Rührmätzchen.

Im Film nicht, nicht auf der Leinwand, nicht im Bau.

Zeigt, was drinsteht, was dranist,

was draufgeht.-

Bühnenhaus? - Keine Spur!

Elevator für die Bildwand, wenn der Sketch den Film ablöst.-

Reklameturm, Scheinarchitektur?- Im Gegenteil! Entlüftungsschlot!

-Luftwechsel 3 mal die Stunde, herausgedrückt in Richtung Kurfürstendamm: Dann haltgemacht: UNIVERSUM- die ganze Welt!-

Palastfassaden? - Und die Rentabilität:

Läden machen Geld. Büros beleben und schaffen Publikum.

Säulengang für Mondäne?

Maul, groß aufgesperrt mit Lichtflut und Schaugepräge. Denn - du sollst hinein, ihr alle - ins Leben, zum Film an die Kasse!

Domkuppeln? - Wozu! Schildkrötendach. Schutzwölbung der schrägen Decke, schrägzu auf die Bildleinwand.-

Aha! Kamera!

Richtig!

Bildleinwand - Die Außenwelt.

Filmbild - das bunte Leben, Tränen, Zirkus und Meermondschein.

Wir Zuschauer - tausend, zweitausend Objektive, die aufsaugen und reflektieren, vergnügt sind oder erleben.

Also kein Rokkokoschloß für Buster Keaton.

Keine Stucktorten für Potemkin und Scapa Flow.

Aber keine Angst auch!

Keine trockene Sachlichkeit, keine Raumangst lebensmüder Gehirnakrobaten - Phantasie!

Phantasie - aber kein Tollhaus - beherrscht durch den Raum, Farbe und Licht.

Unter dem schwebenden Ring des Foyers verschwindet dir die Strasse, unter dem Scheinwerferkegel der Decke das Dunstlicht des Abends.

Dann - links oder rechts vorbei am Leuchtturm der Kasse in das Helldunkel des Umganges - hier triffts Du "Sie" sicher.

Duck dich in Spannung!

Kompressor!

Aber dann die volle Tour.

Alle Flächen, Kurven, Orgelbänder und Lichtrollen der Decke laufen zur Leinwand über das Medium der Musikk ins flimmernde Bild - ins UNIVERSUM!"

 

Das Ufa Universum am Leniner Platz galt in Europa gerazu als der Idealtypus des modernen Kinohauses, ein Vorbild an funktionalistischer Ästhetik und Schönheit. Mendelsohn legte in jeder Beziehung den FILM als Leitgedanken seiner Architektur zugrunde. Gerade hier liegt die Pervertierung des Denkmalschutzgedankens, aus einer FILMBÜHNE eine SCHAUBÜHNE zu machen, indem der Kinohausbau äußerlich erhalten, innerlich aber entkernt und völlig verunstaltet modern wiederentsteht. Ein völliger Abriß wäre die ehrlichere Lösung gewesen.

 

Auch die diversen Umbauten der 50er und 60er Jahre hatten die Mendelssohnsche Kinohausarchitektur schon erheblich in Mitleidenschafdt gezogen, das von cinerama eingestellte Bild von 1952 verdeutlicht dieses in guter Weise, findet sich hier eine relativ geschmacklose Acella Innenausstattung der verarmten Nachkriegszeit.Ich hoffe, daß die beiden Bilder einer Innenansicht aus der Eröffnungszeit ganz gut illustrieren, was gemeint ist. Die Bilder sind schlecht, das aus historischem Buche stammend.

ace.jpg

acf.jpg

 

Stefan

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Zur Außenansicht des Capital (Ufa Universum): Hat ja bisher keiner gepostet, auch hier bevorzuge ich eine historische Ansicht der Eröffnungsvorstellung, weil das mehr von der Wirkung der Mendelsohnschen Architektur zeigt, als die spätere Nachkriegsarchitektur mit dem relativ kleinen Capitol Leuchtbuchstaben und den vergleichsweise Mini Plakatwänden.:

 

acg.jpg

 

Man beachte: Es gibt nicht nur Film, sondern eine großartige Bühnenschau mit Gesang, Orgel und Tanzorkester.

 

Stefan

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@ TK-Chris: Hilfe zur Selbsthilfe, wie hast Du das gemacht?

 

also ich war in der gallerie, habe mir das betreffende bild angesehen, dann mit einem rechtsklick aufs bild, beim öffnenden bild auf eigenschaften. hier habe ich die adresse markiert und kopiert.

dann habe ich diese adresse hier eingefügt, und sie ebenfalls markiert, danach habe ich auf den "img" button geklickt (bei markiertem text) und fertig :)

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"Lebewohl, Capitol" - also doch Abriß und Neubau Anfang der 70er Jahre (in äußerlich identischer Kopie), ich habe gerade nachgeforscht.

 

Ansonsten gab es 70mm-Vorführungen in Berlin erstmals im 'Delphi-Filmpalast am Zoo'. Das 'Capitol' spielte "In 80 Tagen" um die Welt" somit in Normalfilm. Möglicherweise aber auch nicht Cinestage, sondern evtl. in CinemaScope - so eine untenstehende, relevante Annotation der UFA-Handelsges.

70mm-Systeme existierten demnach Ende 1958 im 'Capitol' noch nicht, und möglicherweise erinnerte sich der Vorführkollege H.G. eher an die 70mm-WA von "80 Tage", zumal er später noch im 'Royal Palast' tätig war. Ich hatte das irgendwie geahnt ...

 

UFA-Handel_bzgl._Capitol_4.12.1958.jpg

 

Somit gilt der Normalfilmeinsatz von "80 Tage" bei der dt. EA als nahezu unstrittig, andererseits zweifle ich an der Anm. des obigen Autors (Mitarbeiter der UFA-Handelsges., evtl. Herr Fittkau der Unterschrift nach?), der 'Capitol'-Betreiber Johannes Betzel habe in CinemaScope gespielt. Ich vermute nachwievor das ebenfalls anamorphotische Cinestage-ComMag-Format, da immerhin mit "Todd-AO" bei dieser in Berlin durch alle Boulvarblätter wochenlang angekündigten Gala-Premiere (Fotos hierzu evtl. zum späteren Zeitpunkt) geworben wurde. Immerhin läßt der von @TomCat eingestellte, hochinteressante Hinweis auf einen Todd-AO-Umbau klar auf Large-Format Pläne (vielleicht doch eher Cinerama?) schließen.

Vor diesem Sachstand hoffe ich sehr, daß eines Tages ein Foto des Vorführaums anno 1958 zur besagten Spielzeit "80 Tage" auftaucht.

 

In bezug auf die Steuerfrequenz bei Cinestage-Format stoße ich immer wieder auf besagte 30, 35 und 40 Hz. Anders gruppierte Schaltfrequenzen (25, 30 und 35 Hz) sind mir nicht geläufig.

 

Dann glaube ich mich auch zu erinnern (Beleg nicht gefunden), daß das 'MGM-Theater Frankfurt' am Main zwar von Anbeginn an DP70-Projektoren beherbergte, indessen aber das knapp ein halbes Jahr frühere eröffnete 'MGM-Theater Kurfürstendamm' in Berlin drei FP-7-Projektoren besaß, von denen zwei zugunsten eines Paars DP-70 später ausgebaut wurden, währenddessen eine FP-7 für das Vorprogramm oder die Werbung installiert blieb. Für spätestens 1960 habe ich eine Bestätigung für die dortigen DP-70, frühere Hinweise habe ich im Augenblick nicht finden können. (Einige Verstärkerkomponenten wurde ja nach Schließung des Hauses durch U.Z. und ein Mitglied des Forums erworben, darunter auch der Perspecta-Integrator.)

Überdies erzählte mir vor 20 Jahren Kollege W.M., der ehemalige Chef-Vorführer des 'MGM-Berlin', s.E. habe man überhaupt erst mit "Meuterei auf der Bounty" dort den 1. 70mm-Film gezeigt. Danach glaubt er, auch "Hotel International" in diesem Format vorgeführt zu haben (in der Zeitungsannonce findet sich jedoch nur ein normales "Panavision" neben den Creditis der Besetzung). Mitte der 60er Jahre, so W.M. weiter, seien auch die neuen, für den 'Royal Palast' bestimmten DP-70-Projektoren eine Zeit lang im MGM probegelaufen.

 

Bzgl. Cinemiracle wird überall in der Literatur der Vorteil des Spiegelsystems hinsichtlich der sichtbaren Nähte erwähnt. Sie seien "weniger scharf" gewesen. Wenn andere Zeitzeugen hier im Forum widesprechen, nehme ich das ernst (habe selbst "Windjammer" "konventionell" 1999 in 3-Streifen Cinerama gesehen, d.h. ohne Spiegel). Ich könnte mir vorstellen, daß @TomCat recht hätte, sofern die lediglich durch Spiegel überlappenden Bilder theoretisch an ihren Überlappungen eine Leuchtdichte bis zur doppelten Intensität erzeugen könnten. Verwendet man indessen wie beim Cinerama-System die mechanisch-rüttelnden, ergo die Nahstellen verwischenden "Kämme" in der Bildbahn, dürfte dieser Effekt nicht auftreten.

Sollte dies zutreffen, dann wäre Cinemiracle das offenbar billigere System gewesen, das lediglich aus patentrechtlichen Gründen eine solche Modifikation einführte.

:?:

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Die Verwendung von Cinestage für 80 Tage macht durchaus Sinn. Überwiegend aus zollrechtlicher Sicht, denn 34.5 mm Film gilt als Schmalfilm, für den wesentlich niedrigere Importsätze, als für Breitfilm, der als USA Import damals erheblichst besteuert wurde, zu zahlen waren.

 

Stefan

 

Ihr würfelt die systeme durcheinander ...

 

kurze erläuterungen:

 

80 TAGE gab es in folgenden Erstaufführungs-Aufführungsvarianten:

 

1) 70mm Roadshow prints mit konventionellem 6-spur-magnetton in 24 b/sek und 30B/s von 2 verschiedenen 65mm negativen

 

2) 35mm Reduktionskopien (Technicolor) vom 24 B/sek. 65mm negativ mit 1.567 anamorph. faktor und seperatem 35mm 6-kanal-Magnetband. Der Effeltkanal hatte bei diesen seperaten magnetband 3 steuersignale bei 25, 30 und 35 hz um hinten, seite rechts und seite links mit effekten zu versorgen. Ein meist vorhandener PERSPECTRA integrator wurde in die konfiguration der effektkanäle mit "integriert". Dieses Verfahren nannte Mike Todd CINESTAGE.

 

2a) Um eine in England (und nur in England) zu dieser zeit geltende Qutenregelung, die den import von 35mm film regelte, zu umgehen, wurden einige wenige 34mm Kopien für england in den USA angefertigt, d.h. man schnitt "einfach" 1mm vom rand ab. Nun war es ja keine 35mm kopie mehr, sondern eine 34mm kopie und die zählte nicht für die quote.

 

3) 35mm Reduktionskopien (Technicolor) vom 24 B/sek. 65mm Negativ mit 4-Kanal-Magnetton und anamorph. Faktor von 1.567.

Auch hier hatte der effektkanal drei steuersignale und diesmal mit 30, 35 und 40 hz. Weitere verfahrenweise wie o.a. d.h. PERSEKTRA intergrator etc.

 

die 35mm reduktionskopien (bzw. die wenigen 34mm kopien( hatten kleine perforation, "foxhole".)

 

später kamen dann die "normalen" 35mm kopien in den einsatz.

 

nice feiertag noch ...

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"CS" als Cinestage oder CinemaScope im Film "In 80 Tagen um die Welt"? Das wäre hier die Frage... Die Cinestage-Kopien waren derart gut, daß die Besucher in USA kaum Unterschiede zwischen 70mm und Cinetage-Vorführungen bemerkten, sodaß Produzent Michael Todd zur Überzeugung gelangte, eine Normalfilmauswertung würde genügen (das betrifft auch die dt. Normalfilmkopien, die es ebenfalls in Cinestage-Kompression plus Magnetton gibt/gab; vgl. Philips Kinotechnik, H 27, 1958, S. 126 ):

http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingto9.htm

 

@preston sturges: Dank für die Ergänzung, aber: da auch Du auf Zeitzeugen angewiesen bist, würde ich gerne (wieder einmal) um eine Quellenangabe bitten. Die all zu bestimmte Äußerung, die Normalfilmkopien hätten generell eine Wiedergabefrequenz von 24 fps, verweist ja dann auf zeitgenössische Angaben. Da ich mir dessen bisher nie sicher war (Londoner EA-Kopie) und auch Mr. Hart es nicht genau weiß ( http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingto10.htm : "At this point the Curator is unsure whether the unique London Cinestage print was the 30fps or the 24fps version of the film. It is assumed that it was the 30fps version."), bin ich auf's Äußerste gespannt, welcher Beleg hierfür auftaucht. Das betrifft auch Deine These, die 70mm-Kopien seien zur Erstaufführung in zwei Versionen herausgekommen: a) gezogen vom 65mm-Negativ mit 24 fps und b) vom 65mm-Negativ mit 30 fps.

Ist es denn nicht eher so, daß bei der EA in den 50er Jahren die 70mm-Versionen von einem identischen Negativ gezogen wurden (in 30 fps)?

Es sind demnach erstmals die 70mm-Wiederaufführungs-Kopien von Ende der 60er Jahre, die vom 65mm-Zweitnegativ (in 24 fps) hergestellt wurden. Hart scheint auch hier zu stimmen: " In some cases he used two identical Todd-AO cameras and lenses side by side, one running at 30fps for the 70mm version, and the other running at 24fps for the 35mm reduction print" (vgl. hierzu: http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingto8.htm ).

 

Wenn sich dies Deines Erachtens nach anders verhält, hoffe ich auf einen wesentlichen Beitrag, der das "Durcheinandergewürfelte" vorschriftsmäßig ordnet. :wink:

 

In_80_Tagen_um_die_Welt__1958__Rezension_und_Annonce__small.jpg

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cinerama schrieb

Dann glaube ich mich auch zu erinnern (Beleg nicht gefunden), daß das 'MGM-Theater Frankfurt' am Main zwar von Anbeginn an DP70-Projektoren beherbergte, indessen aber das knapp ein halbes Jahr frühere eröffnete 'MGM-Theater Kurfürstendamm' in Berlin drei FP-7-Projektoren besaß, von denen zwei zugunsten eines Paars DP-70 später ausgebaut wurden, währenddessen eine FP-7 für das Vorprogramm oder die Werbung installiert blieb.

 

Ein Beleg findet sich z.B. im Eröffnungs-Programmheft des frankfurter MGM-Theaters, eine ganzseitige Philips-Anzeige weist auf die berliner Installation in der von Dir aufgeführten Konfiguration hin. In Frankfurt stand natürlich auch noch eine 35mm-Maschine fürs Vorprogramm neben den DP70, es war wohl auch eine FP7 (oder FP56?).

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