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VITAFILM


Dent-Jo

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Hallo!

Ich bin seit Stunden auf der Suche nach einer Bezugsquelle für das bekannte Vitafilm Filmkonservierungsmittel.

Ich weiß- Wittner soll es im Sortiment haben.

Aber kann mir einer sagen, wo? Ich habs im Onlinekatalog nicht gefunden.

Und auf deren Homepage findet sich nicht einmal eine Telefonnummer, an die man sich wenden könnte.

Gibts das Zeug überhaupt noch?

Wenn ja, weiß jemand wo?

Möglichst nicht aus Übersee, wegen Zoll / Portokosten.

Vielen Dank!

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Die Suchfunktion auf dessen Seite und das Durchwühlen des Onlinekatalogs brachte nix.

Ich fürchte, die haben das auch nicht mehr.

Irgendeiner eine Idee, was sonst sinnvoll wäre?

Filmguard hat Jack Roe noch. Soll aber nicht so gut sein.

Irgendjemand eine Idee? ALternativen?

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Ich hatte vor ein paar Wochen die letzte (laut Wittner) Flasche Filmrenew bei denen bezogen.Dieses Produkt sowie Vitafilm waren Restposten und nur durch Direktanfragen noch zu bekommen, also nicht mehr im Onlinekatalog.

Das Mittel kann wegen der div. Bestimmungen nicht mehr eingeführt werden.Der Preis hatte sich in den letzten 10 Jahren verzehnfacht.

Filmguard ist ein Produkt dass nicht auf Archivkopien gehört. Sieht bei der Projektion gut aus weils eine Wetlookprojektion ermöglicht aber bei Jahrelanger Lagerung des Filmes Flecken hinterlässt.Bei AV Film gibts noch einen brauchbaren Filmreiniger

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Soweit also zu Vitafilm.

Filmguard möchte ich grundsätzlich nicht nehmen.

Ich habe nun ein bißchen selbst experimentiert:

Hier im Forum habe ich gelesen, dass Vitafilm unter anderem aus Ölen wie Nelkenöl, Birkenöl u.ä. besteht. Was genau drin ist, oder ein Sicherheitsdatenblatt habe ich bislang nicht gefunden.

Ein anderes Forumsmitglied verglich vo längerem in einem Beitrag den penetranten Geruch des Vitafilms mit Teebaumöl, was vermutlich quatsch ist. Das dürfte der Geruch von Campher sein.

Nun zum gestrigen Experiment: Ich habe von einer unspielbaren unvollständigen Filmkopie (die ist aufgrund von Essigsyndrom in sehr vielen Teilen wirklich unspielbar, da die Filmwickel bereits durch den Essig etwas aufeinanderkleben), die entsetzlich nach Essig riecht mehrere Trailer-große Rolle abgeschnitten.

Campher in der APotheke besorgt und in Methanol aufgelöst. Der Geruch erinnert sehr stark an Vitafilm. Legt man in diese Lösung (mit anderen Alkoholen wie Isopropanol etc. übrigens das gleiche) einen solchen Wickel ein udn rollt ihn nach einer Stunde um, stellt man fest, dass die Emulsion hinüber ist: matschig, löst sich ab. Einweiterer Versuch zeigt, dass Einweichen des Films in reinem Methanol / Isopropanol / Spiritus zum gleichen Ergebnis führt.

Löst man Campher in Alkohol (es lassen sich auf 100g Methanol bis zu ca. 70g Campher lösen!) und gibt ein paar Tropfen Wasser hinein, wird die Lösung sofort milchigtrüb, d.h. der Campher flockt wohl aus / fällt aus. Besonders auffällig wird dies, wenn man besonders viel Campher in Alkohol gelöst hat. Meine Folgerung hieraus wäre, dass sich Campher wirklich nur in hydrophoben Flüssigkeiten löst. Man benötigt also wohl eine Flüssigkeit, die hydrophob ist und auch nicht etwas amphiphil wie Alkohol, damit der Emulsionsschicht (die ja hydrophil ist, Gelatine!) nichts passiert. Da ich erst heute Mittag eine neue Portion Campher bekomme, kann ich im Moment nur eines sagen: Waschbenzin und Chloroform machen einen sehr guten Eindruck, wenn man einen Probefilmwickel darin einlegt. :smile: Und beides ist sehr hydrophob. Heute Nachmittag weiß ich mehr.

Ich vermute, dass die unschönen Flecken anderer Filmkonservierer damit zu tun haben könnten, weil evtl. die Campherkonzentration zu hoch ist.

Nun aber noch was: Nach bereits vier STunden einweichen des Filmwickels in dieser hochkonzentrierten Campherlösung zeigte (auch wenn die Emulsionsschicht hinüber ist), dass der dermaßen penetrante Essiggeruch weg war. Klar, wir alle wissen, dass sich das ES nicht aufhalten läßt, aber vielleicht doch ein kleines bißchen verzögern. Ungeachtet dessen, dass die Emulsion beim Testwickel hinüber war, der Essiggeruch war so überhaupt nicht mehr feststellbar.

Nun noch etwas zum Nelkenöl, das weiter oben erwähnt wurde:

Nelkenöl (und auch andere derartige Öle, wie Birkenöl) sind, und das weiß man aus der Zahnheilkunde) Weichmacher! Gerade Nelkenöl ist ein ganz massiver Weichmacher. Daher ist es nicht so sehr verwunderlich, dass man im Vitafilm etwas derartiges findet, wenn man den Angaben des Forumsmitglieds glauben darf. Mein gestriger Versuchmit Nelkenöl hat allerdings gezeigt, dass Nelkenöl doch wohl bei längerer Anwendung in der Lage ist, die Emulsionsschicht anzulösen. Ich habe dann als Alternative ein harz- und säuerefreies Synthetiköl genommen und einen weiteren Probefilmwickel darin eineweicht und anschließend durch ein Tuch auf dem Filmumroller laufen lassen: Kein Abrieb/ Beeinrächrigung der Emulsion feststellbar. Das Material aber war danach deutlich merkbar geschmeidig und elastischer. Der Film war vor der Behandlung extrem bruchanfällig, sofern man ihn in ganzen Stücken von der durch das Essigsyndrom verklebten Aktrolle überhaupt herab bekommt. Nach dem Einweichen in dieses Öl allerdings war diese Bruchanfälligkeit ebenfalls deutlich reduziert. Fotos dazu werden folgen, sobald ich etwas weiter bin. Als problematisch sehe ich an, dass dieses Synthetiköl Trockenklebestellen natürlicherweise unmöglich macht. Evtl. hilft eine deutliche Herabsetzung der Menge, wenn es möglich ist, eine andere Lösung mit Waschbenzin herzustellen. Aber dazu komme ich erst heute Nachmita.

Falls jemand von Euch kreative und konstruktive Ratschläge hat, immer her damit!

Bearbeitet von Dent-Jo (Änderungen anzeigen)
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Hallo Jo-Dent,

 

die Lösung mit dem Campher in Alkohol setze ich auch ein, allerdings wirkt dies nur gegen Schimmelverhütung.

 

Nimm einfach ein wenig Glycerin dazu, dann hast Du zum einen länger was davon und andererseits waren meine Erfahrungen eine höhere Geschmeidigkeit. Allerdings ist dies nicht mit Filmrenew zu vergleichen. Damit bekam man auch sehr ausgetrockenete Filme wieder hin.

 

Die "Tinktur" sollte in keinem Fall an das Filmmaterial kommen, da sonst Schäden auf der Schicht zu verzeichnen sind. Ebenfalls nicht zuviel in die Dose, da sich sonst das Material wölbt.

 

Ich frag mich ja auch, was wirklich in Filmrenew steckt, das Zeug stinkt wie die Pest, aber erinnert sehr an Öl.

 

Vermutlich ist es Altöl aus einem Big Block und Urbanski ist ein Typ a la

Billy Bob Thornton in U-turn...

 

Spässle gemacht ;-)

Bearbeitet von DC (Änderungen anzeigen)
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Falls es jemanden interessiert, ich habe nochmal das alte MSDS zu Vitafilm vorgesucht, das - wenn auch sehr summarisch - die Hauptbestandteile benennt. Hat kein Datum, ist aber offenkundig nach 1972 erstellt worden. Damals noch für Richard D. Hanish, den ehemaligen Hersteller. Für Filmrenew nie etwas Ähnliches gefunden.

 

110122_Vitafilm MSDS.pdf

 

Und, weil es mir zufällig mal über den Weg lief, das alte Patent für Richard D. Hanish aus dem Jahre 1920. Gibt allerdings über die Frage der Zusammensetzung der "oily substanced, preferably a liquid" auch keine genauere Auskunft. Wenn in Vitafilm wirklich noch Campher enthalten ist, dürfte das auf alte Nitrofilmzeiten zurückzuführen sein - Campher war Bestandteil der Herstellung von Nitrofilm.

 

110122_Vitafilm Richard D. Hanish.pdf

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So,

also:

Zuerst das mit dem Glycerin habe ich auch versucht, führt auch zum Auflösen der Emulsionsschicht. Die blättert ab und ist matsch.

ABER!!! Ich habe tatsächlich Campher in Waschbenzin auflösen können.

Die Löslichkeit ist genau wie in Alkohol ganz hervorragend und ich habe zwei trailergroße Rollen darin komplett bedeckt eingeweicht. Liegen nun 4 Stunden und bisher kann ich folgendes berichten:

Zur Erinnerung: Es handelt sich um Filmstücke die sehr stark vom Essigsyndrom befallen sind und nur durch das Essigsyndrom sind die Wickel etwas klebrig, so dass es sehr laut knistert, wenn man ihn am Umroller umrollt, da Wickel miteinander verkleben. Beim Umrollen reißt auch teilweise die Emulsion vom Träger ab und klebt an der Rückseite der folgenden Windung.

Ich habe gestern Abend noch eine Rolle in das oben erwähnte harz- und säurefreie Öl eingelgt. Heute herausgenommen und folgendes festgestellt: Der Film knistert immer noch beim Umrollen, also die Windung verkleben ineinander, ABER er ist tatsächlich schön geschmeidig. Er bricht auch nicht mehr beim Knickversuch. Außerdem und jetzt kommt das unglaubliche: Die vor dem Versuch gemessene Breite lag bei 33mm, da er stark geschrumpft war. Heute gemessen an der gleichen Stelle (!) ca. 34,2, 34,3mm. Ich bin da selbst etwas aus dem Häuschen!

Nun zur heutigen Versuchsreihe:

Wie gesagt, habe ich 2 Wickel in Waschbenzin-Campher-Lösung eingelegt.

Die Emulsion ist ganz geblieben. Wie erwartet ist Waschbenzin sehr hydrophob und damit gelatinefreundlich. :-) Das Verkleben der Wickel ineinander ist bereits wenige Minuten nach dem vollständigen Einweichen weg. Ich habe den Wickel nocheinmal aus dem Bad herausgenommen und umgerollt. Läuft sauber ohne ABrissgeräusche.

Die Kontrolle nach etwa 4,5 Stunden ergab außerdem: Der beissende Essiggeruch ist ebenfalls nur noch sehr, sehr schwach wahrnehmbar. Man muss mit dem Näschen ganz dicht an den Wickel dran und auch nur wenn mans weiß, kann man diesen beißenden Essiggeruch in der Nase wahrnehmen.

Zur Versuchsaufteilung noch etwas:

Das eine Bad enthielt einen Wickel, der bis heute morgen in dem besagten Ölbad lag. Der andere ist frisch von der Rolle ohne Ölbad.

Bei beiden war das verkleben nach kurzer Zeit weg (wenige Minuten). Ich möchte dait herausfinden, ob die Weichmacherwirkung auch ohne Öl kommt, oder ob man das kombinieren oder auf 2 Vorgänge aufteilen soll.

So siehts aus.

Nachschub an Waschbenzin ist bestellt. Campher ist noch da. Ich habe die Konzentration nicht gar so hoch gewählt.

Noch eine Ableitung: Zur Filmreinigung am besten Waschbenzin verwenden, alles andere wie Alkohol löst die Emulsion an. Übrigens: Chloroform geht auch, löst die Schicht auch nicht an, aber verdunstet sehr schnell. Ist auch nicht für eden zu haben.

Morgen werde ich erneut berichten, was ein Einweichen über Nacht bringt.

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Eine kurze Anmerkung noch zum Essigsyndrom:

Es mag sein, dass dieser evtl. vom Campher oder vom Waschbenzin im Moment überdeckt wird.

Ich kann momentan nur sagen, dass beim Umrollen des Films die ganze Räumlichkeit so penetrant beißend nach Essig roch, dass ich den Raum verlassen und das Fenster von Kipp nach Auf stellen musste.

Campher Rückstände können bei zu hoher Konzentration in Form von weißen Flocken zurück bleiben. Da muss ich noch etwas experimentieren.

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Vorsicht mit Waschbenzin ist trotzdem geboten, weil es in der Lage sein könnte, den Träger anzugreifen. Das "Problem" mit Waschbenzin ist, daß man nicht so genau weiß, was drin ist, und ob die Zusammensetzung bei der nächsten Charge noch die gleiche ist.

Daß die Schicht beim Waschbenzin dran glaubt, hätte ich jetzt angenommen. Ich hätte erwartet, die Gelatine bleibt zwar erhalten, aber ein Teil der oberen Farbstoffschicht wird angegriffen, nachdem diese auch lipophil sein könnte. Ich würde als Lösungsmittel Isobutanol vorschlagen, das ist schon eher hydrophob, aber noch nicht wirklich lipophil, da müßte man mal schauen, ob Campher da schon mitspielt.

Ansonsten ist Campher nicht schlecht, der wird schließlich auch bei der Herstellung von CA und CN als Weichmacher verwendet..

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So...

Nochmals kurzer Zwischenbericht:

Wie FP bereits angemerkt hat, ist Waschbenzin tatsächlich in der Lage, die Trägerschicht anzugreifen. Nach Einweichung über Nacht scheint genau das der Fall zu sein. Die Emulsion ist nach wie vor in Ordnung.

Die Idee mit den höherwertigen Alkoholen werde ich weiter verfolgen.

Nächster Versuch mit Paraffinöl. Glycerin, um darauf zurückzukommen, geht ganz gewiss nicht. Ich habe es ausprobiert und es ist wie vermutet. Glycerin müsste ein dreiwertiger Alkohol sein und damit ist es sehr hydrophil. In der Tat läßt es sich in Wasser lösen, in Waschbenzin (=hydrophob) nicht. Die EMulsion maochte es jedenfalls überhaupt nicht.

Ich denke kommende Woche kann ich nächste Versuchsergebnisse berichten.

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Mit Paraffin prophezeihe ich ähnliches, wie mit Waschbenzin. Paraffin ist eigentlich ein Feststoff, bestehend aus allem ab Hexadecan bis Triacontan (16er bis 30er-Kohlenstoffkette). Damit das flüssig wird, muß man es auflösen, meistens in Octan, und da sind wir schnell wieder bei Benzin. Paraffinöl wird verwendet, bspw. um Stoffe wie Natrium zu lagern, die an der Luft mit Feuchtigkeit oder Sauerstoff sofort reagieren würden, aber denen Öl nichts ausmacht.

Alkohole sind eher das Mittel der Wahl, und ausgehend von Isobutanol/Isopropanol könnte das was werden. Das Verhältnis zwischen Hydro- und Lipophilie muß eben ausgewogen sein, damit sich Campher noch löst, aber Träger und Schicht nicht leiden. Theoretisch ließe sich das mit höherwertigen Iso-Alkoholen mit größerem Alkylrest perfektionieren, aber komm da mal ran, zu Preisen die erschwinglich sind.

Es wäre wirklich zu interessant, wenn man irgendwie an die Rezeptur von solch einem Mittelchen rankäme.

Was auch noch ginge, wäre mit Emulgatoren zu arbeiten.

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Ja das denke ich ebenfalls.

Der in anfänglichen Versuchen von mir benutzte Methylalkohol ist da zu niederwertig. Ich denke auch, dass es ein höherwertiger Alkohol sein muss und würde es danach als nächstes mit einem Isobutanol versuchen, da dieser noch nach Propanol kommt. Apotheke hat ihn nicht, muss ich erst im Chemiehandel ordern. Preise sind einigermaßen erschwinglich.

Und rankommen ist kein Problem.

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Aus der Versuchsküche gibt es noch nicht viel neues.

Paraffinöl greift die Trägerschicht und die Emulsion nicht an. Campher läßt sich darin auflösen, aber bei weitem nicht in so hohem Maße, wie z.B. in Alkohol oder Waschbenzin.

Ich werde weitere Versuche mit Isobutanol machen.

Ich habe mich mal ein bißchen eingelesen... Celluloseacetat wird aus Cellulosetriacetat gewonnen. Celluloseacetat ist also eigentlich ein Zerfallsprodukt des Cellulosetriacetats. Für diese Reaktion wird ein Säurekatalysator verwendet, der die Reaktion entsprechen beschleunigt. Als Nebenprodukt entsteht auch Essigsäure. Der Abbruch, so Wikipeter, erfolgt durch Neutralisation des Säurekatalysators. Weiterhin ist zu lesen, dass CA sehr empfindlich auf laugen UND AUF SÄUEREN ist. Da tut sich mir als Nichtchemiker die Frage auf, wie das dann wohl mit Essigsäure ist? Wirkt die Essigsäure dann wie der bei der Herstellung des CA verwendete Säurekatalysator? Und: Je weiter sich das CA abbaut um so mehr Essigsäure ist vorhanden. Um so schlimmer riecht die Kopie also nach Essig und um so schneller schreitet der Abbauprozess also weiter voran, da mehr Saäure vorhanden ist.

Wenn man sich mal diese Molekularsiebe von Kodak ins Gedächtnis ruft: Die sammeln quasi die Essigsäure ein bißchen ein. D.h. versuchen dadurch die Zerfallsreaktion zu verlangsamen.

Unabhängig davon, was nun in Vitafilm wirklich drin ist (und ich werde das weiter ausprobieren, sobald das Isobutanol da ist), bräuchte man also einen Neutralisator für Essigsäure, der weder das CA, also die Trägerschicht des Films, noch die Emulsion angreift.

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Ach und...

Wenn man nun davon ausgeht, dass Essigsäure mit Wasser so reagiert:

Ac-OH + H2O <--> Ac-O- + H3O+

und Essigsäure eine schwache Säure ist, also das Gleichgewicht der Reaktion links liegt, ist auch klar, warum man CA-Filme trocken lagern soll. Je mehr Wasser man da rein kippt, um so mehr H30+ Ionen entstehen, also um so mehr Säure, die die Zerfallsreaktion des CA weiter beschleunigt. In unserem Fall ists die Luftfeuchtigkeit.

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So. Neuigkeiten für diejenige, die es interessiert.

Ich habe mal etliche Bilder gemacht und Versuche.

Wie zuletzt berichtet wird Celluloseacetatfilm (im folgenden CA genannt) aus Triacetat hergestellt. Dabei wird Säure als Katalysator, also eine Art Beschleuniger, verwendet. Die Reaktion wird über Temperatur und Einwirkungszeit gesteuert und mit Neutralisatoren, die den Säuerekatalysator unwirksam machen, beendet. Später werden noch Weichmacher hinzugefügt.

 

Daraus muss man wohl eines ableiten: Essigsyndrom und der Verlust von Weichmachern sind eigentlich 2 verschiedene Sachen, wie in meinen vorherigen Versuchen gezeigt: Legt man einen mit Essigsyndrom behafteten spröden Film in Öl, Nelkenöl. oder ähnliches, gewinnt er enorm an Elastizität, teilweise geht auch die Schrumpfung etwas zurück. Der Essig bleibt nach wie vor. Sobald der Film getrocknet ist, riecht man ihn wieder. Es mag sein, dass er nciht mehr so stark riecht, aber es ist noch da. Ein bißchen davon mag sich verflüchtigt haben oder ausgewaschen worden sein. Aber es ist noch da, wie meine im folgenden beschriebenen Experimente zeigen werden.

 

Zunächst noch kurz nochmal etwas Theorie: Ac-OH + H2O <--> Ac-O- + H3O+

Das ist die Gleichung für die Essigsäure. Da Essigsäure eine schwache Säuere ist, liegt das Gleichgewicht der Reaktion links. Gibt man zu obiger Reaktion zusätzlich deutlich Wasser hinzu, wird daruas die rechte Seite nachproduziert, bis sich das Gleichgewicht wieder eingestellt hat. Das H3o+ ist für unseren Filmträger das eigentlich gefährliche, denn es ist die eigentliche Säure und wie oben geschrieben ist die Säuere der Katalysator für den Zerfall des Acetats zu Essigsäuere Ac-OH, die dannaufgrund des Gleichgewichtserhalts wieder solange zu ac-O und H3O+ zerfällt, bis das Gleichgewicht wieder vorhanden ist. Dadurch wieder mehr Säuere, also H3O+ und dadurch noch mehr Zerfall usw. Eine Kettenreaktion.Essigsäuere Ac-OH ist das Endprodukt der Zerfallskette des Triacetats.

 

Man müsste also das Endprodukt der Zerfallskette, also das Ac-OH beseitigen. Dann entsteht keine Säuere, damit wird die Zerfallsreaktion nicht weiter katalysiert, also beschleunigt und damit wäre das Ziel erreicht. Soweit die Theorie. Praktisch wirds da schon deutlich problematischer. Ich erinnere alleine an die Emulsionsschicht. Die besteht aus Gelatine und ist wasserempfindlich. Säuere-Base-Reaktion, wie obige, können aber nur in wässriger Lösung ablaufen. Beim normalen essigsyndrombehafteten Film ist das die Luftfeuchtigkeit.

 

Nun ein paar Versuche mit Bildern. Ich teile die Versuche in mehrere Posts auf, um es ein bißchen übersichtlicher zu machen.

In Bild 1 sieht man ein ganz normales Wasserglas mit kaltem Leitungswasser und einem Indikatorpapier für den ph-Wert. Kurz zur Erinnerung: Um so niedriger der ph-Wert, desto sauerer die Lösung. Bei dem Wasser liegt der ph ungefähr bei 6,5 oder 6,8. Also fzeimlich an 7 dran, was einem ph-neutralem Medium entspricht., siehe Farbskala darunter.post-77227-0-45792500-1409915527_thumb.jpg

Im 2.Bild habe ich von em weiter oben beschriebenen Essig behafteten Film 5 Bilder abgeschnitten und 5 Minuten eingeweicht. post-77227-0-72514600-1409915539_thumb.jpgUnd wen verwunderts: Die Farbe des Indikatorpapiers schwenkt um nach hellgelb: PH von 5 oder weniger.post-77227-0-47261800-1409915554_thumb.jpg

post-77227-0-86783700-1409915569_thumb.jpg

Gibt man nun Backpulver, also Natriumhydrogencarbonat dazu passiert folgendes: Die Säuere (H3O+) wird neutralisiert (im Prinzip). Es entsteht CO2 (also ein Gas) und H2O (Wasser) und Kalk. Solange bis entweder keine Essigsäuere oder kein Natriumhydrogencarbonat aus dem Backpulver vorhanden ist.post-77227-0-63886600-1409915580_thumb.jpg Ist ersteres der Fall (ich habe einen großen Überschuss an Backpulver hinzugegeben), dann ändert sich der ph und wird eher neutraler.post-77227-0-65810600-1409915591_thumb.jpg

Den Kalk sieht man übrigens dort, wo die Reaktion stattgefunden hat. Also im Wasser selbst, da Kalk unlöslich ist im Wasser, und tatsächlich im Filmträgermaterial, das dann so einen weißen Schimmer im Inneren hat, der sich auch nicht abwischen läßt. Der Schimmer ist übrigens vor allem auf der NICHT-Schichtseite zu sehen, wo das Backpulver auf besonders viel Essig zugreifen kann. post-77227-0-00963900-1409915610_thumb.jpg

Das heißt also, wir haben es offenbar genau mit dem beschriebenen Mechanismus der säuerekatalytischen Zersetzung des Filmträgers zu Essig zu tun, wie bereits angenommen. Beseitigt man also das AcOH, also die Essigsäuere kann daraus auch keine Säuere (H3O+) entstehen und damit auch keine Säuerekatalyse stattfinden. Ganz wird das sicher nicht möglich sein, aber vielleicht findet man einen Weg, zumindest ein bißchen in diese Richtung zu wirken.

Wir sind aber noch nicht ganz fertig.

Es geht noch weiter. Im nächsten Post.

Bearbeitet von Dent-Jo (Änderungen anzeigen)
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So und nun zum zweiten Versuch, ein ganz kurzer.

Ich habe bei meinen Versuchen ein STück des oben genannten Films (Es sind noch 3 Akte vorhanden :smile:) in Paraffinöl eingeweicht. Über Nacht und im Ganzen etwa 15 Stunden. Wirft man nun einen pH-Indikatorstreifen in dieses Paraffin, so schlägt die Farbe nicht um. Das kann einerseits daran liegen, dass der Indikatorstreifen von Haus aus gelb ist, oder aber, dass er nur in wässrigem Milieu funktioniert. Theoretisch würde in Paraffin auch keinerlei Reaktion ablaufen, da es ja alles andere als ein wässriges Milieu ist. Und genau so ist es auch, wenn man in frisches Paraffin Backpulver gibt: Es passiert gar nix.

Gibt man nun aber in das Paraffin, in dem ich 15 Studnen den Essigfilm eingeweicht habe, Backpulver, dann passiert folgendes:post-77227-0-58867300-1409917059_thumb.jpg

Gasblasen entstehen. Das bedeutet es reagiert tatsächlich etwas. Die Reaktion läuft bei weitem langsamer ab, als die im vorherigen Post beschriebene. Ich vermute, dass es darauf zurückzuführen ist, dass doch im Film vorhandene Wassermoleküle, die bereits aus Essigsäuere Säuere gebildet haben ins Paraffin diffundieren und dort mit dem Hydrogencarbonat aus dem Backpulver in Kontakt kommen.

Wenn man es lange genug einweichen läßt, sieht man im Filmträger auch wiederum den grauen Schleier , der vom Kalk herrührt.

Weiter im nächsten Post.

Bearbeitet von Dent-Jo (Änderungen anzeigen)
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Nun noch für heute ein letzter Versuch:

Wir weichen eine Probestück des besagten Filmes einmal in Paraffin (links), einmal in Spiritus (Mitte) und einmal in Waschbenzin (rechts) ein.

Der Indikator ist mehr des guten Glaubens wegen drin, denn hier wird sich nichts zeigen, siehe oben. Beim Spiritus dennoch ein kleines bißchen, da Alkohol nie in Reinstform vorliegt, weil er hygroskopisch ist und etwas Wasser anzieht.post-77227-0-94766400-1409917398_thumb.jpg

Anschließend wird die Flüssigkeit abgekippt und das Glas mit normalem kalten Wasser aufgefüllt.post-77227-0-33459300-1409917693_thumb.jpgpost-77227-0-36603000-1409917720_thumb.jpg

Dazu gibt man wieder Backpulver. Und nun beobachtet man etwas sehr interessantes: Während bei dem Film, der zuvor in Paraffin und Spiritus einige Minuten eingeweicht war, die Reaktion relativ langsam abläuft, beobachtet man bei der Waschbenzingeschichte eine sehr heftige Reaktion. Gibt man weitere 3 Tüten Backpulver in dieses Glas, geht die Reaktion weiter. post-77227-0-47755300-1409917749_thumb.jpgpost-77227-0-27209100-1409917761_thumb.jpg

Betrachtet man hinterher dann den Film, so stellt man fest, dass dieser auch wesentlich stärker getrübt ist, als die beiden anderen, durch ausgefallenen Kalk, der unlöslich ist.

Erkläungsversuch: Durch das Waschbenzin ist die Oberflächenbeschichtung des Filmes abgelöst worden, sodass der Acetatträger freiliegt und das Hydrogencarbonat großflächig besser angreifen kann. Dadurch läuft die Reaktion heftiger ab. Oder: Der Acetatträger ist durch das Waschbenzin angelöst worden, Rest wie oben.post-77227-0-28067800-1409917773_thumb.jpg

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Anmerkung zum letzten Post: Der Essiggeruch des Waschbenzinfilmes war auch nach Trocknung weg. Bei den anderen beiden nicht. Man bedenke aber die kurze Einwirkzeit von wenigen Minuten!

 

 

Schlussfolgerung für heute:

1) Das Essigsyndrom ist als eine separate Reaktion zu betrachten und vom Verlust von Wichmachern zu trennen.

2) Die Essigsäuere müsste neutralisiert werden, um einen weiteren Zerfall des Filmes - nicht zu verhindern, aber - zu verlangsamen.

3) Die Neutralisation der Essigsäuere kann NICHT mit Natriumhydrogencarbonat erfolgen, da sich der Filmträger trübt.

4) Eine Neutralisation ist NICHT in Wasser möglich, da die Emulsion sonst Schaden nimmt -> Matsch. Eine Neutralisation könnte in einem anderen, hydrophoben Medium erfolgen, wenn man die EInwirkzeit deutlich verlängert. In Betracht käme evtl. Paraffin oder, was noch versucht wird, in einem höherwertigen Alkohol (Z.B. Isobutanol), der hoffentlich die Emulsion in Ruhe läßt. Diffusion, sofern dieser Effekt die Ursache für die trotzdem stattfindende Reaktion ist, soll hier genutzt werden.

Bearbeitet von Dent-Jo (Änderungen anzeigen)
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Ach und eines fällt mir noch ein:

Vitafilm sagt, man könne es mehrmals benutzen. Ich wäre da vorsichtig, wenn man bedenkt, dass die Essigsäuere offenbar doch ins Paraffin diffundiert, und zwar nicht wenig. Siehe oben!!!!

 

Obiger Versuch wiedeurm zeigt, dass Parffin den Schichtträger bei kurzer Einwirkzeit nicht angreift. Auch bei langer Einwirkzeit konnte ich keinen Effekt feststellen.

Bearbeitet von Dent-Jo (Änderungen anzeigen)
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:mrgreen: Apotheke hat Natriumhydroxid als Pulver vorrätig. Werde mir gleich noch eins besorgen. Und das ganze dann znächst in Paraffin (da noch kein Isobutanol vorhanden) einlegen. Zur Kontrolle etwas in Wasser lösen, vielleicht in 2 oder drei Konzentrationen, um zu sehen, wie es sich mit dem Filmträger verträgt. :idea:

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