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Ernemann


stefan2

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Aus der Kieler Presse...

Nichts währt halt ewig. Nach 101 Jahren, das Aus.

 

Von Jörn Genoux |

05.09.2014 19:44 Uhr

 

Eine kleine Firma mit großem Namen: Ernemann. Das Kieler Unternehmen, 1889 in Dresden gegründet, ist in der Film- und Kinobranche weltweit ein Begriff. Jetzt musste es einen Insolvenzantrag stellen. Ernemann stellt analoge Filmprojektoren für Kinos her, doch die haben inzwischen komplett auf digitale Technik umgestellt. Dennoch sieht die Firmenleitung noch eine Perspektive.

 

Der Blick ins Innenleben des Ernemann VIII B.

 

© Hans-Jürgen Jensen

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Kiel. Der Name Ernemann ist bei Kinobetreibern und Regisseuren in der ganzen Welt eine Legende – ähnlich wie die Leica bei Fotografen. Filmvorführer kriegen glänzende Augen, wenn vom ab 1934 gebauten Ernemann VII mit Tonabtastung oder dem in den 50er Jahren in Kiel gebauten Ernemann VIII B die Rede ist. Erste Projektoren stellte der Kamerahersteller ab 1903 her; der von 1909 bis 1933 gefertigte „Imperator“ begründete dann wegen seiner extrem hohen Zuverlässigkeit den legendären Ruf der Firma. Bis in die 70er Jahre waren Imperator-Apparate in einigen Kinos noch im Einsatz.

 

Doch im digitalen Zeitalter haben es Legenden aus der analogen Zeit schwer. Dafür stehen Namen wie Kodak, Leica oder, um ein weiteres Kieler Beispiel zu nennen, Rudolf Hell. Die Ernemann Cine Tec Kinoprojektionsgeräte GmbH hat versucht, neue Geschäftsfelder aufzubauen. Und sie hatte damit auch ein paar Jahre lang Erfolg. Doch zur Entwicklung eines langfristig tragfähigen Geschäftsmodells haben nun Zeit und Geld nicht mehr gereicht. Die Geschäftsführung des Unternehmens, das noch zehn Mitarbeiter beschäftigt, musste daher den Gang zum Insolvenzgericht antreten.

 

„Die Nische kann eine Chance sein“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter, der Hamburger Anwalt Hagen Freiherr von Diepenbroick. Mit einigen potenziellen Interessenten habe er auch schon Gespräche geführt. Standortleiter Jürgen Perkams hofft, dass schon in vier bis sechs Wochen eine Lösung gefunden werden kann. Das Kieler Unternehmen gehört zur Cine Project GmbH (Landshut), ein Unternehmen, das Kinos mit Projektions- und Tontechnik ausstattet.

 

Ernemann hat auf den Trend zur digitalen Filmvorführung schon vor sechs bis sieben Jahren reagiert und versucht, auf neuen Feldern Fuß zu fassen. Damals wurde das neueste Produkt aus Kiel, der Ernemann 18, zwar noch stark nachgefragt, allerdings fast ausschließlich aus dem Ausland. In Deutschland hatten schon fast alle Kinos die digitale Wende vollzogen. Die Kieler hatten daher auf die Entwicklung von Steuerungstechnik gesetzt. Sie boten ein System an, mit dem sämtliche Technik im Kino – von Licht, Ton, Türschlösser bis hin zum Vorhang – elektronisch bedient und mit der digitalen Vorführtechnik synchronisiert werden konnte. „Das war sehr erfolgreich, wir erreichten mehr als 60 Prozent Marktanteil“, berichtet Jürgen Perkams. Doch inzwischen sind fast alle Kinos mit dieser Steuerungstechnik ausgestattet.

 

Vor rund zwei Jahren wurde zudem die KEM Studiotechnik GmbH (Norderstedt) übernommen. Die Firma entwickelt und baut Studio-Schneidetische für analoge Filme und bietet digitale Systeme zur Filmarchivierung an. Außerdem hat Ernemann zusammen mit einer Forschungsgruppe der Uni Kiel eine neuartige 3D-Aufnahmetechnik entwickelt. Das in dieser Zusammenarbeit entstandene Gerät könne „ein Bein für die Zukunft sein“, zeigte sich Jürgen Perkams optimistisch.

 

Ernemann war 1926 von der Zeiss Ikon AG (Stuttgart) übernommen worden. Die verlegte nach Kriegsende die Produktion der Projektoren von Dresden nach Kiel, auf das Gelände der ebenfalls zur Carl-Zeiss-Stifung gehörenden Firma Anschütz. 1975 übernahm Anschütz dann Zeiss Ikon; 20 Jahre später wiederum ging Anschütz an den US-Rüstungskonzern Raytheon. Und der verkaufte schließlich 1999 Ernemann.

 

Bearbeitet von stefan2 (Änderungen anzeigen)
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Das Kinosterben wirkt sich jetzt auch auf die Projektorenhersteller aus. Trotz diverser Angebote für die digitale Projektion hat der Kieler Projektionsspezialist Ernemann Cine Tec Kinoprojektionsgeräte GmbH Insolvenz angemeldet. Man arbeitet an einer Auffanglösung.

 

Gruß,

Joel

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Nabend. Ernemann sah man als KTV Systemtechnik siechen,kränkeln und wursteln.12, 12S,15-Serien belegen wie Streuungen der Fertigungstoleranzen aalglatt durchgewunken worden waren. Alexander Ernemann: bitte dreh Dich mal im Grabe um! Eine schöne Ernemann VII-B möchte sich ein guter Vorführer immer wieder gerne hinstellen.20 Jahre darauf bringt Ernemann IX und X etwas auf den Markt was viele mit Unzuverlässigkeit in Verbindung ziehen.

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  • 3 Wochen später...

Vor 15 Jahren kann ich gerade nicht sagen, aber vor 8 Jahren kostete eine fabrikneue E14 (Sparmodell ohne Friktionen, vereinfachte Steuerung, 2er Revolver, Kombi-Tongerät mit SRD) ca. 15.000 - 17.000 €.

 

AFAIK musste man für eine Standard FP30D ohne große Extras ca.das Doppelte hinlegen.

 

(Ich weiß aber auch, dass eine später untergegangene deutsche Kinogruppe (die mit dem U..) zur "Hochzeit" Mitte der '90er Jahre FP30D zu einem äußerst attraktiven DM-Preis beziehen konnte, da entsprechende Stückzahlen über den Tresen gingen. Habe da mal was von 15.000 - 20.000 DM gehört, aber ohne Gewähr...)

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Es ist dann doch traurig, wenn das Vorhersehbare Realität wird. Der marktorientierte Aufschluss wurde leider verpasst. Andererseits ist der Markt mit all den neuen Playern (NEC, Sony,...) heute weit härter umkämpft als in den den vergangenen 30 Jahren, in denen der Kuchen zwischen weniger als einer Handvoll Herstellern von Kinoprojektoren aufgeteilt war.

 

In solchen Zeiten kann ich persönlich Vernachlässigungen im Dienst am potentiellen Kunden nicht nachvollziehen. Durch die Digitalisierung kam ich, wie viele andere Filmfreaks, sehr günstig an zwei E15. Ich habe zwei ergebnislose Anläufe bezüglich neuer (unverfeilter) Maskenschieber genommen und für das Anbau-16mm-Tongerät wurde mir ein Preis von ca. 10.000 Euro genannt. Klar, der große Aufträge wäre es nicht gewesen, aber Kleinvieh macht auch Mist...

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  • 11 Monate später...

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