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Initiative "Filmerbe in Gefahr"


cinerama

Empfohlene Beiträge

Wenn die Laien nur einfach den Mund hielten und den Fachleuten zuhörten, käme man weiter.

 

. . . die Film-Kopie aber ist die Verwandlung des nicht zur Vorführung bestimmten Negativs in „Film“. Was ist das nur für ein Bockmist! Damit wird gesagt, daß das Negativ nicht Film ist. So etwas kann nur von sich geben, wer nie als Kameramann gearbeitet hat.

 

Technicolor, mechanisches Druckverfahren, echt jetzt? Es heißt Um- oder Übersaugverfahren (Imbibition), womit auch der Verfahrenscharakter zum Ausdruck kommt. Mechanisches Drucken geht schnell vor sich, das Umsaugen von TC dauerte 30 Sekunden je Teilfarbe.

 

Die analoge Vorführung ist eine bewahrenswerte kulturelle Praxis, wie auch deren Voraussetzungen: die Produktion von Rohfilm, die Arbeit von Kopierwerken. Zustimmung

 

Tatsächlich können digitale Versionen analoger Filme jener Erfahrung, die der Film einmal ermöglichte, näher kommen, als jede heutige analoge Umkopierung es könnte – eben weil die Digitalisierung Möglichkeiten bietet wie zum Beispiel die bessere Reproduktion des ursprünglichen Farbraums. Das angemessene Aufführungserlebnis ist keine Frage der Technik, sondern eine der Restaurierungsethik. Darum, und wie dafür Verständnis und zureichende Mittel geschaffen werden, sollte es in der Debatte um das Filmerbe gehen. Widerspruch in sich selbst; entweder plädiert man für die Filmtechnik und hat die Aufrichtigkeit, Schäden und Mängel anzunehmen, oder man wechselt zu Computer und Interpolationsprogrammen. Das angemessene Aufführungserlebnis (auch vermurkst gedacht*) ist allein eine Frage der Technik, weil Film und Kino ein technisches Phänomen sind.

________________________________________________________________________________

*Das Erlebnis haben ja die Zuschauer, wie kann man darüber befinden? Eingreifendes Denken wie bei Bertolt Brecht

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Ich teile Herrn Dr. Rothers Meinung nicht. Dass er so formuliert, dass es auch ein Kopierwerkslaie grob verstehen kann, halte ich aber nicht für verwerflich, sondern im Gegenteil für eine wichtige Fähigkeit (die viel zu selten ist).

 

Freunden gegenüber erkläre ich "Technicolor IB" immer als mechanisches Druckverfahren, denn das ist es konzeptionell.

Natürlich könnte ich alternativ auch ein professorales Gesicht aufsetzen, dozieren dass es sich um ein wundersames "Um- oder Übersaugverfahren (Imbibition!)" handelt (dessen wahre Komplexität sie nie zu begreifen imstande sein würden!), etc... Aber es geht ja darum Faszination und generelles Verständnis zu wecken, und nicht die Leute gleich beim ersten Kontakt durch penetranten Dünkel anzuekeln.

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Also ich fühle mich nicht angeekelt: die Konjunktion zwischen kopierwerkstechnischen Fallbeispielen, anthropologischen und kunstaesthetischen Werten hier ist selten und daher anregend.

 

Die Rhetorik des Sprechers des Kinematheks-Verbundes (Dr. R. R., promovierter Literaturwissenschaftler) hat übrigens soeben einen grossen Erfolg erzielt:

 

 

Kopierwerk des Bundesarchivs in Hoppegarten schließt Ende 2018

Erste Teile des Kopierwerks Koblenz veräußert

 

3. September 2018. – Der Betrieb des Filmkopierwerks des Bundesarchivs in Hoppegarten wird voraussichtlich Ende 2018 eingestellt. Wie die Pressestelle des Bundesarchivs auf Anfrage mitteilte, seien die aktuellen Rahmenvereinbarungen über die Beschaffung von Rohfilm und Chemie ausgeschöpft; eine Verlängerung sei nicht vorgesehen.

Erste Ausstattungsgegenstände des bereits im Februar 2017 geschlossenen Kopierwerks am Standort Koblenz wurden bereits veräußert. Dazu zählen die Filmentwicklung samt Entsilberungsanlage, ein Filmprojektor und einzelne Nitrofilmschränke. Der Verkauf fand über die von vielen Bundesbehörden genutzte Plattform https://www.zoll-auktion.de/ statt. Auch die Ausstattungsobjekte des Kopierwerks Hoppegarten sollen auf diesem Wege veräußert werden.

Wie das Bundesarchiv ferner mitteilte, ist die Ausschreibung für einen hochauflösenden Filmscanner für den Standort Koblenz beendet und der Zuschlag erteilt. Mit der Installation inklusive der notwendigen digitalen Peripherie sei nach Abschluss von baulichen Maßnahmen für Anfang 2019 zu rechnen.

 

Aus: https://www.filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0,100, 3.9.18

1535648107915blob-1.jpg

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
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Kleine Präzisierung bzgl. meiner Aussage: ich weiss, geschätzter Simon, dass Pflege von Dünkel nicht Deine Absicht bist. Und ich teile Deine Meinung, dass es wichtig ist sich genau auszudrücken, v.a. bei Diskussion unter Fachpersonal. Gegenüber Laien kommt Bestehen auf letzten Feinheiten aber schnell professoral und dünkelhaft rüber, und schreckt eher ab. Ich habe mich bei meiner (überspitzten) Formulierung in die Sicht eines Laien versetzt, der "Ekel" stellt sich auf seiten der Laien ein - nicht bei mir. Im Rückblick hatte ich hier missverständlich formuliert!

 

vor 19 Minuten schrieb cinerama:

die Konjunktion zwischen kopierwerkstechnischen Fallbeispielen, anthropologischen und kunstaesthetischen Werten hier ist selten und daher anregend.

Dank an Cinerama, der hier anschaulich demonstriert, worauf meine Kritik abzielte.

Bearbeitet von dbx1000 (Änderungen anzeigen)
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Dann liesse sich doch positiv neben der technischen Präzisierung (diese konstruktiv im Widerspruch stehend zu verbeamteten Resolutionen, die einem erzählen, was alles nicht geht) fundierte journalistische oder kunsthistorische Erkenntnis hinzufuegen?

Einer der dies glänzend vermag, ist Alexander Horwarth, ehemals Direktor des Filmmuseum Wien, von seinen Berliner Kollegen als Gefährder deklariert: https://www.google.de/amp/m.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/diskussion-um-rettung-des-filmerbes-in-deutschland-14943602.amp.html

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  • 1 Monat später...

Danke für den Hinweis - ein erschreckendes Werte-Karussell in Germany.

Und, erinnert man sich an welthistorische Epochen, so fungiert die obenstehende AfD-Anfrage wie eine Analogie zu "Weimarer Verhältnissen",

als Zentrum (Vorgänger der CDU) und SPD (angebliche Arbeiterpartei) versagten, mit der Folge von Selbstauflösungsprozessen und von nicht erkannter  Kritik daran. Berechtigte Kritik daran fiel damals den Demagogen des national-chauvinistischen Ordnungssystems in die Hände.

 

Auszugsweise sei aus der Bundestagsanfrage heutiger "Verteidiger des nationalistischen Erbes" zitiert:

 

Ende des Jahres 2018 wird die Kopieranstalt des Bundesarchivs in Berlin-Hop-
pegarten voraussichtlich geschlossen, womit die letzte Institution zur Bewahrung
der analogen Kopiertechnik in Deutschla
nd ihre Arbeit einstellen wird. (www.
filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0,100) Physische Duplikate von Filmen können
dann nicht mehr erstellt werden. Damit wird einseitig der Weg der digitalen Si-
cherung beschritten, der aus der Sicht namhafter Fachleute eine Reihe von gra-
vierenden Problemen aufwirft. Die Skepsis gegenüber der digitalen Speicherung
reicht dabei bis zur Befürchtung eines „digital dark age“ (Paolo Cherchi Usai:
The Death of Cinema. History, Cultural Memory and the Digital Dark Age, Lon-
don: British Film Institute 2001). Barbara Flückiger, Professorin für Filmwissen-
schaft an der Universität Zürich und eine führende Expertin auf dem Gebiet der
Filmrestaurierung und konservatorischen Sicherung, hat mehrfach darauf hinge-
wiesen, dass die digitale Sicherung, so „wie sie derzeit praktiziert wird“, als
„Übergangssituation“ zu verstehen sei. Wir seien „weit entfernt davon, eine lang-
fristige Lösung zu haben“. Derzeit müsst
en „alle Formate und Datenträger lau-
fend migriert werden, damit sie lesbar bleiben“. (Rundbrief des Film- und Medi-
enbüros Niedersachsen 128, Februar–Mai 2018, S. 34 f.; http://kinematheken.
info/krisensituation-des-uebergangs-int
erview-mit-prof-dr-barbara-flueckiger)
Flückiger gesteht zu, dass ökonomische Gründe und auch die Bereitstellung not-
wendiger Ressourcen wie Personal und Raum gegen eine Fortführung der Ana-
logsicherung zu sprechen scheinen. Dessen ungeachtet plädiert sie für eine Dop-
pelstrategie, weil Digitalisierung „keine Sicherung“ sei, was „man nicht oft genug
betonen“ könne.

 

Ansätze in ähnlich kritische Richtungen gab es natürlich auch in der Partei auf den gegenüberliegenden Seite ("Die Linke" oder "Die Grünen"), aber mittlerweile hat man sich dort mit den sich irgendwie "linksliberal" oder "ökologisch" gerierenden Kinematheks-Wahrsagern abgefunden? Somit fallen überzeugende Analysen wie in kinematheken.info oder auch von Frau Flückiger ungebremst der nationalen Stammtisch-Partei in den Schoss.

 

Lieber Kinematheks-Verbund: dies ist die Folge Deiner Fachkompetenz und Deines Opportunismus, erlaube ich mir anzumerken. Du hast nichts anderes als "Weimarer Verhältnisse" geschaffen mit Deinem Devotismus gegenüber merkantlistischen "Zwängen".

 

Der oben verlinkte Text ist trotz der finsteren Ecke, in der er geschrieben wurde, in sich stimmig, professionell und unangreifbar (verglichen mit dem laienhaften Zickzack-Kurs der Kinematheks-Leiter Rother/Koerber und deren Propaganda, wonach "filmische Nachkopierung eine neues analoges Problem" schaffe und das "Beharren auf Film nur Nostalgie" noch abgebe - was sie anderentags, nachdem sie die Kopierwerksschliessung erfolgreich bewirken konnten, zur Gegenthese "Kopierwerke müssen erhalten werden" umschwenken läßt - um sauber aus dieser Affäre herauszukommen, die sie nicht erwartet hatten).

 

Das, was man der national-chauvinistischen Partei nachsagt, sie ebne die Vielfalt durch eine deutschtümelnde Angebotsmonotonie ein, läßt sich, auf das Filmerbe bezogen, nathlos auf den Kinematheksverbund und seine Digitalisierungs-Offensive übertragen, denn jene Offensive läßt, polemisch ausgedrückt, Film zur "reinrassigen Digitalkonserve" mutieren, aus der Heraus es kein Zurück mehr gibt.

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Parteienpolitik ist irrelevant. Film zwanghaft „digitalisieren“ hat nur mit Kultur zu tun.

 

Kultur ist das, was der Mensch mit der Natur anstellt. Dazu gehört auch seine eigene. Wer nicht weiß, daß sie oder er nicht gegen die eigene Natur vorgehen kann, ohne dabei Schaden zu nehmen, hat ein ernstes Problem. Als ganz schwachen Trost kann ich sagen, daß gegenwärtig fast die ganze Menschheit in der Digitalfalle sitzt. Naturvölker nicht

 

Es geht darum, Licht hinter dem Brett vor dem Kopf zu sehen. Das digitale Brett, sei es in der Hand als Brettchen, sei es als Generalmonitor vor und hinter dem Stirnbein (os frontale) kann ein Astloch oder einen Riß haben. Der Wurm kann drin sein (es wird sogar von digitalen Würmern gesprochen). Alles Zwanghafte ist kulturfeindlich.

http://kinematheken.info/filmtechnik-wer-braucht-noch-filmtechnik/

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  • 1 Monat später...

Folgende Anfrage/Einspruch meinerseits gegen die soeben angelaufene Demontage des Filmkopierwerks des Bundesarchivs - darauf folgt dann die entsprechende Antwort des BKM:

 

"

Sehr geehrte Frau Prof. Grütters,
 
gegen den am 30.9.18 (?) vorgesehenen Bundestagsbeschluss zur Freigabe von Geldern für die (u.E. am Grundbedarf vorbeilaufende) Digitalisierung von Filmrollen, die teils durch die Schliessung der beiden Filmkopierwerke des Bundesarchivs "querfinanziert" werden, sollen dem Hörensagen nach verschiedene Widerspruchsverfahren oder Musterfeststellungsklagen auch auf europäischer Ebene eingeleitet werden. Der FIAF-Code of Ethics dient hier als Grundlage:
 
1.4. When copying material for preservation purposes, archives will not edit or distort the nature of the work being copied. Within the technical possibilities available, new preservation copies shall be an accurate replica of the source material. The processes involved in generating the copies, and the technical and aesthetic choices which have been taken, will be faithfully and fully documented.  ( https://www.fiafnet.org/pages/Community/Code-Of-Ethics.html )
 
Die Natur des Films, der auf Filmrollen gedreht und später entwickelt und kopiert und dann in den Kinos wieder "von der Rolle" 1:1 vorfgeführt wurde, ist immer nur die Filmrolle: vom Negativ zum Positiv oder zum Umkehrfilm. Das Digitalisat erfindet Natur und Schöpfung neu, ist ein Replikat, übersetzt in ein anderes Medium mit allen Konsequenzen der Werkentfremdung. Begegnete man etwa im Technikmuseum einem Segelflugzeug oder einer Lokomotive, animiert ein solches Exponat zur Kulturpraxis der Lokomotiv-Vereine oder der Segelflugvereine. Ersetzt man das Segelflugzeit durch einen digitalen Flugsimulator (Spielkonsole), verliert sich das menschliche Kulturerbe und gerät zum postmodernen Autismus. Wer Filme mittlerweile auf Smartphone anschaut, erkennt nicht deren Wert und ist für Museen und Kinos verloren. Auch die Filme solcher Digisate sind verloren, ubiqutär verfügbare Contens verflüchtigen sich in der Bedeutungslosigkeit.
Daher brauchen wir in Deutschland lebendige, schausteller-artige Museen anstatt eines vergleichsweise unkultivierten Internets und dessen Streamingportale. Und damit die arteigenen Alleinstellungsmerkmale, sprich Besuchermagneten erhalten bleiben, restauriert man diese. Man restauriert ausdrücklich und in Zukunft weiterhin Filmrollen - international,verstärkt demnächst in Wien. Für diese Kultur und deren Museen ist das Filmkopierwerk die wichtigste Voraussetzung, der Heilige Gral des Originals und der Schöpfer des enwickelten Negativs. 
 
Daher ist der Digitalisierungsbeschluss nur dann rechtskräftig, wenn zeitgleich das Filmkopierwerk im Bundesarchiv Hoppegarten nicht abgeschaltet wird. Schauen wir bitte auf die USA, auf Schweden. auf die Schweiz und demnächst Österreich, die Film auf Film erhalten und reproduzieren. (Zuletzt hatte die DDR für sie geschäftlich nicht nutzbare Schlösser oder Kirchen abgerissen. Zugänglich gemacht wurde dem Proletariat dadurch gar nichts. Kinematheken also, die mit Video-Digisaten die Online-Portale bedienen - unter dem Vorwand der Forschung und Kompilation -, migrieren ebenfalls ins digitale Nirvana. Museen sind sie dann keine mehr und hätten aufgehört zu existieren.
 
Anbei der Verlauf der Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Literaturwissenschaftler Dr. Rainer Rother (derzeitiger Direktor der Deutschen Kinemathek) auf der einen Seite und Dr. Dirk Alt und dem Direktor des Österreichischen Filmmuseums a.D. Alexander Horwarth auf der anderen. Das bedauerlicherweise verblendete Sendungsbewußtsein bei der Berliner Kinemathek, zwanghaft eine "Arche Noah" zu erfinden, führt m.E. dazu, daß Filmfachleute, Archive und Lehrinstitute demnächst nach Wien migrieren, um Filmoriginale zu erleben.

 

MfG ___

 

 

***

 

Antwort BKM:

 

"{...] auch wenn wir Ihr Schreiben insbesondere als engagierten Beitrag zur Debatte um den archivarisch und filmkulturell gebotenen Umgang mit dem Filmerbe verstehen, für die Sie in den Mitgliedern des Deutschen Kinematheksverbunds kompetente Ansprechpartner haben, möchten wir doch die Gelegenheit nutzen, auf einige Aspekte näher einzugehen.

 

Filme dokumentieren auf einzigartige Weise die historische und kulturelle Entwicklung unseres Landes. Wichtig ist daher nach unserer Überzeugung, dass unser Filmerbe nicht nur erhalten, sondern auch weiterhin öffentlich präsentiert werden kann. Da die Distribution und Präsentation filmischer Werke, sei es für Kinovorführungen, via DVDs und Blu-rays, per Stream, Video on Demand oder im Fernsehen, mittlerweile nahezu ausschließlich digital erfolgt, ist eine umfassende Digitalisierung der Werke unverzichtbar. Hierbei sollen alle Gattungen, Genres und künstlerische[n] Formen des deutschen Kinofilms berücksichtigt werden. Es freut uns daher, dass sich die Bundesregierung mit den Ländern und der Filmförderungsanstalt darauf einigen konnte, ab 2019 für einen Zeitraum von zunächst 10 Jahren jährlich bis zu 10 Millionen Euro für die Digitalisierung von Kinofilmen nach gemeinsamen Kriterien zur Verfügung stellen. Diese Mittel werden von Bund, Ländern und Filmförderungsanstalt zu jeweils einem Drittel aufgebracht. Mit nun versammelten Kräften können wir so die dringend notwendige Digitalisierung voranbringen, um das deutsche Filmschaffen in seiner ganzen Breite und künstlerischen Vielfalt auch für künftige Generationen zu erhalten. Bei der Erarbeitung dieser Strategie wurde der filmhistorische und archivarische Sachverstand des Deutschen Kinematheksverbunds umfassend berücksichtigt.

 

Entgegen Ihrer Vermutung steht die Mittelbereitsstellung für die Digitalisierungsstrategie in keinem Zusammenhang mit der Schließung des Kopierwerks des Bundesarchivs in Berlin-Hoppegarten. Es ist Aufgabe der Archive, und auch gesetzlicher Auftrag des Bundesarchivs, das Original in seiner Ursprungsform zu erhalten, solange es sein Zustand zuläßt. Dies ist auch beim Film, sei es analoger oder digital produzierter Film, der Fall.

 

Bei der Archivierung analoger Filme im Bundesarchiv erfolgte bisher - auch bei anschließender Ausbelichtung - zunächst eine digitale Abtastung. Aus der umfassenden Digitalisierung des Filmsektors von der Produktion bis zur Präsentation ergibt sich die Notwendigkeit, für den Erhalt dieser genuin digitalen Daten Vorsorge zu treffen, um Überlieferungsverluste zu vermeiden. Die Nachfrage nach analogem Film (als direktes Aufzeichnungsmedium) hingegen schwindet ebenso wie das verfügbare Angebot für 35mm-Rohfilme. Auch notwendige Technologien zur Aufnahme, Bearbeitung und Vorführung werden langfristig zunehmend geringer. Zudem wächst die Erwartungshaltung von Nutzern, gerade Filme digital zur Verfügung gestellt zu bekommen. Im Bundesarchiv erfolgt daher unter den gegebenen technischen und finanziellen Rahmenbedingungen eine Prioritätensetzung, um sowohl den bereits digitalen Film als auch den bisher analogen Film für die Zukunft zu sichern. Eine zusätzliche nachträgliche Ausbelichtung zu einem anderen Zeitpunkt ist jedoch nicht ausgeschlossen. Beim Verzicht auf die Ausbelichtung handelt das Bundesarchiv im Übrigen in methodischer Übereinstimmung mit anderen nationalen Filmarchiven wie z.B. ind Großbritannien, Kanada oder Schweden. [...]"

 

Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Frau Prof. Grütters, schickt sich im weiteren an, für die CDU in Berlin das Amt der Regierenden Bürgermeisterin zu erringen. (Meine Stimme bekommt sie nicht.)

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Wäre interessant ob den Bund der Steuerzahler eine derartige „Vernichtung“ von mittels Steuergeldern vor gerade mal einer Dekade angeschaffter Infrastruktur interessiert...

 

Das vorgeschobene Argument des nicht mehr verfügbaren Filmmaterials klingt wie Hohn vor dem Hintergrund dessen was der Filmotec-Geschäftsführer in dem hier (oder einem anderen Thread in diesem Forum) verlinkten Interview von sich gab bzgl. „Konsolidierung der Nachfrage“.

 

PS: Wenn ich das recht erinnere gab es auch massive Kritik von der „Pro-Digitalfraktion“ hinsichtlich der „lächerlichen“ Summe die nun für die Digitalisierung bereit gestellt wird. Am Ende hat man also sein Kopierwerk verscherbelt und schnell-schnell Filme digitalisiert um in 10-20 fest zu stellen dass man letzteres nun am Besten in noch höherer Auflösung „wiederholt“. Es bleibt fraglich ob diese „Luxusbehandlung“ dann allen Filmen zu Gute kommt - alleine auf Grund der schieren Menge wohl eher nicht. Freuen wir uns also auf die zehnte, elfte, n-te METROPOLIS-„Restaurierung“ in 4K, 8K, 16K...

Bearbeitet von showmanship (Änderungen anzeigen)
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postmoderner Autismus trifft’s genau

 

Es geht nicht, es läßt sich nicht aufhalten. Wir können den Schildbürgern nicht eben mal die Borniertheit nehmen, es geht nicht.

 

Es muß von anderer Seite kommen. Wie Dirk Alt zusammenfaßt, die Rohfilmhersteller sind gefordert. Auf dem Schwarzweißsektor sollten schon lange die Errungenschaften des modernen Mikrofilms nutzbar gemacht werden. Die Körnigkeit der gegenwärtigen Duplizierfilme ist noch zu grob, als daß man eine Initiative mit klassischer Filmtechnik ernst nehmen könnte. Mikroduplizierfilme, um mich so auszudrücken, würden mit den kommenden Auflösungen von 4K und 8K mithalten. Es gibt Materialien mit 5000 Linienpaaren pro Millimeter Auflösung. Das entspricht auf 35-mm-Normalfilm und Vollbild 18 × 24 einem Raster von 90'000 auf 120'000 Linienpaaren beziehungsweise 10,8 Milliarden Pixeln. 1000 Linienpaare reichen jedoch schon bei weitem aus, das bringen Mikrofilm-Dupliziermaterialien und einzelne Mikrofilme.

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  • 3 Wochen später...

Langsam dämmert einigen das Ausmaß der Unkultur digitaler Erloesungsversprechen und auch der Illusionen der Grossen Koalition (-> defakto ein Parteienkartell, und daher dem Aussitzen verpflichtet). Die Erloesungsversprechen haben laengst religiöse Ausmaße angenommen und brechen mit allem, was sinnlich-koerperliches, menschliches Handwerk einst auszeichnete. Maschinen, die sich selbst ausdenken/konstruieren und als neue, dominierende Gattung fortpflanzen, sind somit der noch nicht erreichte 'summit' der Digitalisierung. Zweifelsfrei deren zwingendste Konsequenz. 

 

Wer sich für Film- und Kinokunst in Nachhaltigkeit interessiert, kämpft die Tage um Erhalt des Originals. Film ist ein festgelegtes, langzeitsicheres Original. Wer relativiert und abwiegelt, luegt.

 

Der Präsident der internationalen Organisation der Filmarchive (FIAF) fordert die realistische Rückkehr des Films. Wer anders spricht, muss mittlerweile als Totengräber der Film- und Kinokunst tituliert werden.

 

Sicherheit durch Erhalt des Filmerbes auf Filmmaterial

Plädoyer von FIAF-Präsident Frédéric Maire – Hilfe für analoge Filmlabore angemahnt

 

11. Dezember 2018. – In einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung Der Standard spricht Frédéric Maire, Präsident der Fédération Internationale des Archives du Film (FIAF) und Direktor der Cinémathèque Suisse über die Digitalisierung der Filmarchive. Er weist darauf hin, dass es bei der Speicherung von Digitalisaten derzeit „keine internationalen Normen“ gibt. Das sei normal, „denn wir befinden uns am Beginn einer neuen Ära. Als der Tonfilm kam, hat es auch Jahre gedauert, bis sich ein System weltweit durchgesetzt hat.“

Der FIAF-Präsident verweist auf die enorme Speicherleistung und die damit verbundenen Kosten, um die originalen Dateiformate aufzubewahren: „Die Kluft, die es schon in der Erhaltung des analogen Films zwischen den Institutionen gab, wird dadurch noch größer. Deshalb ist die Lösung, bei der Erhaltung des Erbes auf Film als Material zurückzukehren, nicht die absurdeste Lösung. Weil dies Sicherheit bietet.“

Maire plädiert zudem dafür, analog aufgenommene Filme auch im Original vorzuführen. Der analoge Film sei zu einer Nische geworden. „Den Labors, die noch existieren und die es weiter geben muss, muss geholfen werden.“ Die Digitalisierung hätte aber zu einer Öffnung der Archive beigetragen.

 

https://filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0%2C100%2C386%2C&fbclid=IwAR2QrZadPE6RWtvCo9jOhKMQh29Gemdy5BfSIy478-4PvwZcmbxYluoPw4U#a0

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Endlich und zum Glück. Wenn Maire als Journalist so spricht, dann darf man gerade wieder ein bißchen hoffen.

 

Die zum Tonfilm gezogene Parallele ist aber Quatsch. Die erste öffentliche genau synchrone Tonfilmvorführung

fand 1921 statt (SEPOPT), die ersten technischen Normen wurden 1929 aufgestellt und mit dem Pariser Tonfilm-

frieden von 1930 war praktisch alles Wesentliche geregelt. Vitaphone ging 1926 an die Öffentlichkeit mit Don Juan,

1927 kam der immer wieder zitierte Jazz Singer zu Erfolg (Vitaphone, Bildfrequenz 22), 1929 dreht Hitchcock

Blackmail mit RCAs Photophone-System nach. Die elektronische Computer-Technik nahm ihren Anfang mit dem

Z 3 vor 77 Jahren und ist bis heute nichts Einheitliches.

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  • 3 Wochen später...

Deutschlandfunk, Interview mit dem Fuehrer des Kinematheksverbundes:

 

Rainer Rother über unterschiedliche Qualitäten bei der Digitalisierung des Filmerbes

30. Dezember 2018. – In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk vom 28. Dezember bekräftigte Rainer Rother, künstlerischer Leiter der Deutschen Kinemathek, dass die Digitalisierung unabänderlich sei, „weil das 35mm-Filmmaterial, das wir bräuchten, gar nicht mehr produziert wird und es auch keine wirtschaftliche Perspektive gibt, um dieses Material in dem Analogen zu halten, auf Ewigkeit.“

Auf das Verschwinden der analogen Filmprojektoren aus den Kinos angesprochen, antwortete Rother: „Ich glaube, es wird auf eine Praxis hinauslaufen, in der – ich sag das jetzt gar nicht abwertend – Museumskinos oder museal orientierte, filmhistorisch orientierte Kinos, besondere Vorführungen auf 35mm werden garantieren können.“

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Was der für einen Quatsch von sich gibt! 35-mm-Rohfilme gibt es von Kentmere, Ilford, Foma Bohemia, Kodak, FilmoTec, Fujifilm, Agfa, Adox, und aus China. Mikrofilme mit Perforation nach Norm versehen, ist keine Schwierigkeit. Wir haben mit Orwo PF 2, Orwo PF 2 plus, Kodak 2302 und einigen anderen Materialien eine befriedigende Auswahl an Positivfilmen. Konfektionierte Mikrofilme, Spezialmaterialien und Tonaufnahmefilme erweitern die Möglichkeiten. Farblose Träger, Dichten bis log 5 und praktisch beliebiger Kontrast sind möglich von knochenhart bis weichstes Grau-in-Grau. Ein vollkommener Ignorant

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Der ist abgehoben, seitdem er die Deutungshoheit im Kinematheksverbund an sich riss, und andere zunächst skeptische Kinematheken, Filmmuseen und Staatsarchive der Reihe nach kapitulierten und seinen Beschlüssen hinterhertrotteten. 

So ist das in Dtld. abgelaufen. Grosserfolg für Berlins Speerspitze unter den Bilderstuermern und Broadcast-Verwertern.

 

(Er selbst hat keinen Filmberuf erlernt, aber Literaturwissenschaften studiert. Dort entwickelt man ästhetisches Gefühl dafür, wie man als Propagandaminister Reden haelt für den Staatsstreich. Das nötige Ermaechtigungsgesetz ist erlassen, die staatseigenen Kopierwerke sind aufgelöst. Das grossdigitale Reich ausgerufen.

 

Studiert man Literaturwissenschaft, stoesst man unschwer auf Max Frischs Titel "Biedermann und die Brandstifter". Das passiert dieser Tage von Berlin aus.)

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Auch wird der Geburtsfehler der Berliner

Institution 1963, die zu einem Shisma, der Spaltung zwischen Hand- und Kopfarbeit, führte, indirekt in diesem PR-Video evident: https://filmarchiv.hu/en/news/videos/the-deutsche-kinemathek-a-museum-and-more

 

Der Großteil der Subventionen für jene Kinemathek, die für möglicherweise drei Filmkopierwerke gereicht haette, wird seit zwei Jahrzehnten von Spekulationsmieten im Sony-Center verbrannt. Die sündige Standortansiedlung im Siedekessel der Konzerne hatte noch Rothers Vorgänger Prinzler angezettelt. Gefolgt von Hybris-Projekten wie dem "Boulevard der Stars" am tosenden Fahrdamm vor der Haustuer inmitten von Benzol und CO2.

Devotismus pur: derselbe Standort-Opportunist betreute als Studienleiter der Deutschen Film- und Fermsehakademie die hoffnungserweckenden Revoluzzer Meinhof und Meins und verbruedert sich dreißig Jahre später mit Daimler und Sony am Potsdamer Platz. Ein Siedekessel, der ganz nebenbei zum Totengräber der Traditionskinos am Kurfürstendamm avanciert.

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  • 1 Monat später...

Dr. Dirk Alt hat seltenen Mut. Wer traut sich heute noch, dem Opportunismus zu widerstehen? Er scheut  nicht, eine Gefahr als ebensolche auch zu benennen (während der Grossteil der deutschen Film-Intelligenzia es sich vor dem Stream gemütlich macht?):

 

Vor diesem Hintergrund wird die Filmerbestrategie der deutschen Bundesregierung als das erkennbar, was sie ist, nämlich als Erfolg jener IT-Lobbyisten und Blender, die vor arglosem Publikum einen USB-Stick schwenken und verheißen, in Bälde die gesamten Bestände des Bundesfilmarchivs darauf speichern zu können. (...) Eines der Hauptargumente, die zugunsten der Schließung [der Filmkopierwerke des Bundesarchivs. - Erg. von @cinerama] vorgebracht wurden, war übrigens die Unsicherheit, inwieweit künftig überhaupt noch Rohfilm zur Verfügung stehen werde. Dies erscheint beinahe ironisch in Anbetracht der Tatsache, dass die deutsche Firma Orwo-Filmotec neben Kodak eines der beiden weltweit letzten Unternehmen weltweit ist, die noch Rohfilm herstellen. Sie beliefert Filmarchive rund um den Globus sowie jene Spitzenregisseure Hollywoods, die Analogfilm dem Digitalen vorziehen. Dieses eigene Alleinstellungsmerkmal in Europa hat die deutsche Bundesregierung bislang geflissentlich ignoriert.

 

https://www.derstandard.de/story/2000097199293/das-digitale-dilemma

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Es sind Filmmaterialien auf dem Markt mit Auflösungsvermögen,

das um Potenzen größer ist als überhaupt erforderlich. Anders

ausgedrückt: Im fotochemischen Film steckt so viel Reserve, daß

das Aufgeben der Reproduktions- und der Filmtechnik allgemein

schlicht als Barbarei bezeichnet werden muß. Es gibt nicht nur

Filme mit kornlosen Schichten, sondern auch solche, deren

Kontrastumfang bei Ausentwicklung der Höchstdichten denjenigen

des Ausgangsmaterials übersteigt, das heißt die ganze Zeichnung

im zu übertragenden Bild, von den tiefsten Schatten bis in die Spitzlichter,

ohne Beeinträchtigung auffängt.

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