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Filmlagerung analoges Material


ARJ

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Sei mir nicht Böse, aber ich erkenne auf dem Bild eine leichte radiale Haftkraft der einzelnen Filmlagen aufeinander, auch sehr gut sichtbar an den "Wolken" auf der Schichtseite, die im Licht so vor sich hin leuchten, und nein, ich gehe davon aus, dass dies keine Fingerabdrücke sind.

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Ja, die Wolken könnten tatsächlich auf ein Vinegar Syndrome hinweisen. Von Dir scharfsinnig beobachtet. Habe ich bei dieser Kopie, z.B. durch Teststreifen, noch nicht ermittelt, denn das Syndrom koennte ansatzweise bei fast jeder Triacetat Kopie konstatierbar sein.

Die Wolken sind lediglich Restbestände von Film Guard! Beseitigenswert, aber trotzdem in der Projektion nicht sichtbar.

Falls ihr eine der kommenden 70mm-Veranstaltungen und Festivals besuchen möchtet, kann man das gern konkreter untersuchen. Die obige Kopie ist von 1959 und lief gestern im Leokino Innsbruck. Man kann dort gerne nachfragen, ob die Schichten aneinander klebten. Sie tun es glücklicherweise nicht. Ebensowenig wie bei einer 70mm-Kopie von 1992, die vorgestern im Gartenbaukino in Wien gelaufen war, aber bereits Vinegare Syndrom aufweist. Auch dort kleben die Schichten noch nicht aneinander, obwohl eine Verklebung schon seit 1999 zu erwarten war, was einzig und allein durch Frostlagerung aufgehalten wurde! Mein Plädoyer: man sollte nicht länger dagegen wettern.

 

DSC_0240.JPG

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"For most film materials IPI finds that frozen temperatures, if RH is held between

30% and 50%, extend useful life. However, DVDs and materials having a magnetic

layer—magnetic sound track and videotape—may be damaged under freezing

conditions. For mixed collections that include all types of film-related media, cold

(40°F) seems preferable.

Composite prints with magnetic sound tracks present a perplexing case. If a print

in advanced decay is frozen to conserve the film base, there is a risk of damage to

the sound track."

 

Quelle: http://www.filmpreservation.org/userfiles/image/PDFs/fpg_6.pdf

(National Film Preservation Foundation, San Francisco)

IPI =  Image Permanence Institute, Rochester Institute of Technology

 

 

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Die Einlassung kennen wir und haben sie hier schon vor Jahren mehrmals zitiert und diskutiert. Ohne Einigung.

"Risiko" heisst in der Praxis vieles. Das Risiko scheint materialspezifisch. Aber die obigen Autoren nehmen keine Stellung dazu, welches Risiko die  Lagerung bei über Null durch a. weiteres Farbfading, b. fortschreitendes Vinegar Syndrome, c. Verschimmelung etc. darstellt. Geradezu unverantwortlich, hier noch weiterhin Lagerung bei Plusgraden anzuempfehlen.

 

Zur Erinnerung: Haben wir beide nicht solche hochgefährdeten Rollen schon 2000 in der metropolitanen Landstrasse beschaut? Oder etwa nicht? JIMMY HOFFA u.a.? Was, darf man fragen, ist aus diesen Rollen geworden, wie wurde das Vinegar Syndrome "gestoppt" bzw. wirksam verlangsamt? 

 

Während also viele bei Plusgeraden gelagerten 70mm-Magnettonkopien nicht mehr spielbar sind, verklebt und rasant geschrumpft sind mit sich zersetzender Bildschicht, haben sich die zeitlich vor dem kritischen Grad der Nichtspielbarkeit eingefrorenen Filmrollen in den letzten 18 Jahren stabil gehalten. Trotzdem wird pauschal dies behauptet:

 

If a print

in advanced decay is frozen to conserve the film base, there is a risk of damage to

the sound track."

 

Unrealistisch. Das Gegenteil trifft zu.

Siehe obiges Foto und aktuelle Filmeinsätze.

Siehe auch Vergleiche mit vom Vingar Syndrome befallenen Filmakten ("Doktor Schiwago" u.a.), die ich

a. als Dublette in einem Vorführraum beliess (heute "verbacken" und unspielbar) und

b. als Komplettkopie in die Frostlagerung gab (noch spielbar).

 

Anderes Beispiel gerne zum Nachdenken:

 

Eine mir nicht gehörene Filmkopie IN 80 TAGEN UM DIE WELT angeschaut: 1999 farblich deutlich besser erhalten als meine Kopie. Im selben Jahr ging meine (farblich schlechtere) Kopie in die Frostlagerung und sie lieb bei Neueinsatz 2012 stabil, während die mir nicht gehörene Kopie nun stärkere Fading Symptome aufwies.

 

Was ist nun falsch und was ist richtig? Oder zielführender gefragt: was ist realistischer und was nicht?

 

If a print

in advanced decay is frozen to conserve the film base, there is a risk of damage to

the sound track."

 

Wird nicht eingefroren, wäre alles verloren. Hier wird von einem (leider nicht näher spezifizierten) Risiko gesprochen. Etwas kann passieren, muss aber nicht passieren. Die Film- und Materialbeispiele sind zu unscharf formuliert.(Commag prints der TV-Anstalten? SepMag-Bänder?):

 

materials having a magnetic

layer—magnetic sound track and videotape—may be damaged under freezing

conditions

 

Also Videokassetten oder Fullcoat-Materialien?

 

 

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vor 12 Minuten schrieb cinerama:

If a print

in advanced decay is frozen to conserve the film base, there is a risk of damage to

the sound track."

 

Unrealistisch. Das Gegenteil trifft zu.

Siehe obiges Foto und aktuelle Filmeinsätze.

Siehe auch Vergleiche mit vom Vingar Syndrome befallenen Filmakten ("Doktor Schiwago" u.a.), die ich

a. als Dublette in einem Vorführraum beliess (heute "verbacken" und unspielbar) und

b. als Komplettkopie in die Frostlagerung gab (noch spielbar).

 

Anderes Beispiel gerne zum Nachdenken:

 

Eine mir nicht gehörene Filmkopie IN 80 TAGEN UM DIE WELT angeschaut: 1999 farblich deutlich besser erhalten als meine Kopie. Im selben Jahr ging meine (farblich schlechtere) Kopie in die Frostlagerung und sie lieb bei Neueinsatz 2012 stabil, während die mir nicht gehörene Kopie nun stärkere Fading Symptome aufwies.

 

Was ist nun falsch und was ist richtig? Oder zielführender gefragt: was ist realistischer und was nicht?

 

 

Zielführender und realistischer wäre, die Kopien nicht einzufrieren, sondern wie von Stefan2 beschrieben, bei ca. +5 Grad zu lagern.
Dies verhindert Frostschäden bei fast gleicher Lebensdauerverlängerung.

Warum Du nun wieder mit unfairen Vergleichen kommst und was Du damit erreichen willst, könnte man jetzt fragen.
Weder wurde die andere Kopie von "In 80 Tagen ..." bei +5 Grad gelagert, noch dürfte der von Dir o.g. BWR das ganze Jahr über konstant +5 Grad Raumtemperatur verfügen.
Deine Beispiele lassen also nur den Schluß zu, daß Wärme die Alterung beschleunigt. Welch eine Erkenntnis!

 

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vor 10 Minuten schrieb Salvatore Di Vita:

Zielführender und realistischer wäre, die Kopien nicht einzufrieren, sondern wie von Stefan2 beschrieben, bei ca. +5 Grad zu lagern.
Dies verhindert Frostschäden bei fast gleicher Lebensdauerverlängerung.

 

Fast gleiche Lebensdauerverlängerung bei +5 Grad und bei -5 Grad. Woher diese Annahme?

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Die Lebensdauer verlängert sich exponentiell, das hob Stefan2 bereits hervor. Die zigfache Lebensdauer wird garantiert.

____

 

Vielleicht hier sehr überzeugende Statements:

 

"At the National Archives, our color films are kept at a toasty 27 degrees Fahrenheit. [ca. -2,8 Grad Celsius.] Our cold vault is essentially a giant meat freezer, but tricked out with movable shelving instead of meat hooks. [...] Freezing the film keeps the color from fading any further and ensures that there is something there for us to recover when we transfer the film digitally." (Aus: https://unwritten-record.blogs.archives.gov/2016/01/11/film-preservation-101-why-are-old-films-sometimes-pink/ )

 

Hinsichtlich der Lebensdauer am Beispiel der Lagerung von Farbpositiv-Film verkürze ich auf 3 Beispiele, falls ich sie richtig zusammenführe (Korrekturen erwünscht):

 

1. Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main / Institut für Filmkunde (DIF e.V.): Lagerung bei +6 Grad Celsius (ca. 43 Fahrenheit).

2. Bundesarchiv Filmarchiv: Lagerung bei -6 Grad Celsius (ca. 21 Fahrenheit)

3. Private Sammler mit Vorsichtsmassnahme gegen Vinegar Syndrome: ca. 18 Grad Celsius (ca. 65 Fahrenheit)

 

Und nun der lehrreiche Schock hinsichtlich der Illusionen einer Lagerung bei Plusgraden.

Hinweise dazu auf https://www.imagepermanenceinstitute.org/webfm_send/517 :

Tabelle der Lebensdauer auf S. 20

Zum Akklimatisierungsraum ("Warm up"): S. 43 f.

 

Selber mache ich mir durchaus Vorwürfe, überhaupt noch Filmmaterialien zur Verfügung zu stellen in Anbetracht solcher Szenarien:

"Life expectancy can be significantly diminished merely by moving an object from special storage and keeping it for an average of 30 days each year at office conditions". S. 21, u.r. mit Tabelle S. 22 in https://www.imagepermanenceinstitute.org/webfm_send/517

 

Allerdings stimmen einige Annahmen auf S. 45 f. nicht hinsichtlich der Annahme, auf photochemischem Wege sei eine Korrektur des Color Fadings nicht möglich: bis zu einem gewissen Prozentsatz ist sie sehr gut möglich und war immer die Praxis. Archivisten sind nicht per se Kopierwerksspezialisten.

 

Um Menschen zu helfen, die unter privaten Bedingungen ihre Lagerbedingungen aufzurüsten versuchen, gibt es diesen Tip:

"Freezing vinegar syndrome films can be done under archival procedures at home, using a small, commercially available freezer. Steps, including preparation, packing and sealing, and thawing, are described at  http://www.filmforever.org (click on the "Home Storage" link). The Library of Congress has published a document that, while providing few answers, details some of the challenges and scope of the problem of film storage and preservation: http://lcweb.loc.gov/film/storage.html

Aus: http://www.afana.org/preservation.htm

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vor 22 Minuten schrieb cinerama:

Die Lebensdauer verlängert sich exponentiell, das hob Stefan2 bereits hervor. Die zigfache Lebensdauer wird garantiert.

Stefan2 hat mehrfach auf die Beschädigungen beim Einfrieren von Magnettonkopien hingewiesen. Was nützt es, wenn die Farbe einige Jahre länger stabil bleibt, die Kopie aber nicht mehr spielbar ist?

In Wien muß es ja kürzlich auch Probleme gegeben haben mit einer Frost-Kopie. Magst Du nicht mal berichten?

 

 

vor 22 Minuten schrieb cinerama:

Hinsichtlich der Lebensdauer am Beispiel der Lagerung von Farbpositiv-Film verkürze ich auf 3 Beispiele, falls ich sie richtig zusammenführe (Korrekturen erwünscht):

 

1. Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main / Institut für Filmkunde (DIF e.V.): Lagerung bei +6 Grad Celsius (ca. 43 Fahrenheit).

2. Bundesarchiv Filmarchiv: Lagerung bei -6 Grad Celsius (ca. 21 Fahrenheit)

3. Private Sammler mit Vorsichtsmassnahme gegen Vinegar Syndrome: ca. 18 Grad Celsius (ca. 65 Fahrenheit)

 

 

Zitat von http://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/00941/ :

Klimabedingungen

Benutzungsmedien Film/Video:

    Temperatur: +20°C, Luftfeuchte: 40% rel.H.

 

Noch fragen, Cinerama?

 

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Gebe gerne Fehler zu: Leichtfertiges und zu langes Ausleihen von Archivmaterialien in meiner Kinoerfahrung war mein Fehler. Aber man kann nicht das zugeben, was gar nicht erhärtbar ist!

 

Es gibt Probleme mit Filmen auf Festivals, die wegen Falschlagerung noch stärkeren Farbverlust aufweisen oder ein Vinegare Syndrom haben. Diese Beschwerden kommen mir recht häufig zu Ohren. Andere Projektionsprobleme aufgrund zu kalter Lagerung kamen aus meinem Umfeld noch nicht zum Tragen. Entweder glaubt man hier Einflüsterungen und ist einfach nur belehrungresistent. Oder man wirbelt gern etwas auf, weil ja immer irgendwo etwas in einer Kinowiedergabe nicht perfekt sein kann. Dann dichtet man etwas dazu in Art der Verschwörungstheorie. (Das Letzte, was ich hörte, war der Vorwurf am mich, Herrn Harlan bestochen zu haben, um dessen "2001"-Kopie anderen vorzuenthalten.)

Noch einmal für Ungläubige:

Es gibt nach meiner bisherigen (!) Betrachtung von etwa 50 Kopien auf 70mm Magnetton bisher keine signifikanten Beschädigungen nach fachgerechten Frostlagerungen und Auftauvorgängen. Das Bild der obigen Filmkopie sollte wie ich hoffe repräsentativ sein: sie klebt nicht und hat eine typische Wellung zur Schichtseite wie alle bei Plusgraden ausgelieferten 70mm-Magnettonkopien. Die Farben und die Masshaltigkeit blieben bisher stabil. Sie wurde seit Einlagerung bei -5 / -6 Grad seit 1999 etwa zehnmal aufgetaut und projektionstechnisch ohne die geringsten Probleme aufgeführt. Das beschwöre ich nun gerne an Eides statt, wenn es hier schon wie in der Inquisition zugeht.

 

- Wie oft noch muss man es wiederholen?

- Wie oft  noch versucht Salvatore Di Vita seine Informationen aus zweiter und dritter Hand zu Gerüchten und Konstruktionen auszubauen? Was hat er davon?

 

Eine an sich sehr gute, lebensrettende Massnahme wird hier in boshafter, ignoranter und verdrehender Weise herabgewürdigt. Andererseits soll doch jeder bei Plusgeraden lagern wie er mag. In 20 Jahren sprechen wir uns wieder.

 

Man möchte anderen einen guten Rat geben und wird hier dafür noch abgestraft. Verrückt...

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vor 5 Stunden schrieb Salvatore Di Vita:

Was nützt es, wenn die Farbe einige Jahre länger stabil bleibt, die Kopie aber nicht mehr spielbar ist?

 

Was nützt es, ein bereits verdeckt vorhandenes Vinegar Syndrome durch Plusgradlagerung zum Ausbruch zu verhelfen oder es rasant zu beschleunigen? Die in folge von Wärme + Feuchtigkeit das Vinegar Syndrome befördernde Perspektive zieht irreversible Verwellung, Verschrumpfung und Verklebung einer Triacetat-Kopie innerhalb kürzester Zeit nach sich: eine solche Kopie ist nicht mehr vorzeigbar oder abspielbar. Kaum aber geschieht dies durch Frostlagerung der angegebenen Archive. Mit solcher Archivierung ist Material noch in hunderten Jahren abspielbar. Wiederholung: in hunderten von Jahren.

 

Freundlich darf man fragen:

- Hat jemand hier persönlich mit besagten Archiven oder Methoden Erfahrungen gesammelt?

- Könnte es sein, dass die  gerüchteweise verbreitete Annahme, ein Material aus der Tiefkühlung sei projektionstechnisch unzumutbar verwellt, die Spekulation einer Klatsch- und Tratsch-Vorgeschichte voraussetzt?

 

Ich vermute, Salvatore Di Vita wurde von einem Teilnehmer einer Filmvorführung des Titels IN 80 TAGEN UM DIE WELT vielseitig informiert. Diese Kopie kam aus einer Frostarchivierung. Die Kopie setzte sich im übrigens wie folgt zusammen und auch der Filmprojektor ist wie folgt zu beschreiben:

-  Die1. Rolle des Films stammte aus einer mehr oder weniger vom Vinegar Syndrome befallenen Kopie

- alle weiteren Rollen stammen von einer nachbestellten, noch nicht erkennbar vom Vinegar Syndrom befallenen Kopie, in der lediglich der 1 Akt und der Titelabspann fehlten und durch vom Essigsyndrom befallenes Material der Erstkopie ersetzt wurden

- der  verwendete Projektor war und ist ein Wunderwerk der Mechanik und Präzision. Mit eng eingestellten Toleranzen in der seitlichen Filmführung seiner Bildbühne. Die Bildbühne war eingestellt auf masshaltigen Film. Da aber weitere 60er Jahre-Filmkopien unruhig liefen, wurde die Einstellung in der Bildbühne auf die älteren Kopien angepasst.

- Das Projektionsproblem hatte m.E. nicht mit der Frostlagerung zu tun, sondern entweder mit Einzelakten mit Vinegar Syndrome und/oder der normgerechten Einstellung der Bildbühne auf masshaltigen, dass heisst brandneuen Film. Auch die hier oft verachteten Philips-Projektoren sind mittlerweile in der Bildbühne neu zu justieren, obwohl sie weniger empfindlich reagieren. Hat man diese Nachjustierungen vollzogen, sind Bildstand und Schärfe der 69mm-Altkopien wie bei einer neuen 70mm-Kopie.

 

Sollten wirklich Probleme bei Filmkopien nach Frosteinlagerungen auftreten, würde ich natürlich sofort umlagern. Nach allem aber hat sich die Einlagerung bei -6 Grad als mit Abstand beste erwiesen, die mir bis dato begegnete. Erstaunlich, dass Farbschwund und Vinegar Syndrome so gut wie gestoppt werden konnten! Staatsarchive im In- und Ausland wissen relativ gut, wie sie hunderttausende an Filmrollen bestmöglich aufbewahren.

 

In der Diskussion aber haben sich nun völlig unterschiedliche Vorstellungen von Masstäben und Werten ergeben.

Ein Standpunkt wäre, dass aus meiner Sicht die Frostlagerung in Kombination mit dem Einsatz von Filmprojektoren der Type Philips DP70, Meopton UM70, Philips DP75. Kinoton FP75E, Pyrcon UP70/0, Prevost Favorit 70 u.a. auf weitere Jahrzehnte hin eine Abspiel-Option darstellt.

Ein anderer würde theoretisch  vielleicht folgendermassen dagegen argumentieren, frei formuliert: "Nein, mein Projektor ist der beste und kein anderer kommt mir ins Haus. Konstruiert wurde er für normhaltige Filme. Wenn die Filme das nicht mehr sind, sollte man sie als Gebrauchsgut nach ihrem Zeitwert entsorgen, weil sie aufgrund dieser Schäden nicht mehr verbindlichen Standards und seriöser Geschäftspraxis im Filmverleih entsprechen. Dieses Material wurde nur für eine beschränkte Zeit der Erst- und Nachaufführungen und Auswertungsfenster hergestellt und war nie als Archivgut vorgesehen. Ob andere meinen, sie müssten weiterhin mit Altmaterial Festivals, Rekonstruktionen, bezahlte Vorführungen oder Seminare bestreiten, kann kein Masstab sein. Wer es heute noch wagt, alte Filme aufzuführen, soll und muss juristisch verpflichtet den Nachweis erbringen, selber eine Neukopierung veranlasst zu haben und ist ansonsten nicht zu einer Aufführung berechtigt. Abtastungen werden immer günstiger, Datenmigration via Raid-Laufwerken oder Blu ray-UHD-Brenner sind dagegen ein Kinderspiel. Den Steuerzahler mit der energierfressenden Archivierung perforierter Filmrollen zu belasten, die kaum ein Kino mehr abspielen kann, ist unwirtschaftlich und verhindert eine weit erfolgreichere Rettung und Verbreitung auf digitalen Plattformen. Digitalisierte Filme können wieder störungsfrei genossen werden, also haben Altmaterialien ihre Existenzberechtigung verloren und diskreditieren die Filmgeschichte. In Norwegen wurde die Filmwiedergabe unter Strafe gestellt. Es lebe der Kapitalismus, der Erlöser der Menschheit!"

 

So in etwa, polemisch zugespitzt, stelle ich mir Logik und Konsequenz der Einlassungen der letzten zehn Jahre im Filmvorführerforum vor. Geholfen ist damit primär dem schnellen Konsum, aber weniger dem Verstehen der Kulturen, der Handwerke, der historischen Ursprünge und Zusammenhänge in der Genese von Kunst- und Industriegewerken.

 

Anbei das Bild einer Filmkopie in Wien, die aus der Frostkammer kam. Sie lief trotz Verwellung ganz gut durch den Projektor. Ohne Frostkammer wäre sie spätestens seit 2000 verbacken und unspielbar. Ein anderes Foto wurde nicht gemacht, kann aber anderenorts nachgeholt werden.

 

16508651_10154957964628554_2701157437026733398_n.jpg

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Hallo @cinerama, um auf die Frage des Eingangsposters ARJ zurückzukommen - ein Unternull-Kühllager und gestaffelte Auftauräumlichkeiten wird er zuhause ja nicht besitzen. Welche Vorgehensweise würdest du ihm, dem Privatsammler, nun auf aufgrund deiner langjährigen Erfahrungen anraten und empfehlen?

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Weiss nicht genau.

Für Triacetat: Rollen mit Molekularsiebe (selber im Chemiehandeln einkaufen) am Umfang umschliessen und in Polyethylenbeuteln lagern. Temperaturwechsel dringend vermeiden, selbst vier Wochen Sommerhitze (Scheune usw.) lassen sofort das Vinegar Syndrome ausbrechen.

@magentacine hat sich zudem mit der Behandlung befasst.

Weiterhin Folgendes, was von Kollegen hier im Thread verfasst wurde:

 

Am 9.1.2017 um 09:07 schrieb Filmtechniker:

 

  1. Isohexan geht zur Filmreinigung, es ist mit seinen zwei Methylgruppen einfach recht giftig.
  2. Was die Dosen betrifft, ist es so, daß Metalle auf den Acetylzerfall katalytisch wirken. Daher keine Weißblechdosen für Acetatträgerfilm (verzinntes Stahlblech). Aluminiumdosen sind weniger bedenklich, weil das Aluminium ja nicht freiliegt, sondern auf Grund seiner starken Reaktionsfähigkeit passiviert ist, d. h. es hat mit dem Luftsauerstoff eine dünne Oxidschicht gebildet, bevor man nur daran denken kann. Oft sind sie lackiert, z. B. die „goldenen“ Büchsen von Kodak, die sind gut. Bei Kunststoffdosen auf lockeren Sitz des Deckels achten, zu dichter Abschluß ist nicht gut.
  3. Ein Rat, der gerne vergessen geht: Bewege deine Filme regelmäßig, wenigstens ein Mal im Jahr. Rolle sie einfach um, damit sie nicht immer gleich liegen. Ich mache das auch zu wenig, aber meine Filmschätze sind auch wenig wert.

 

Am 8.1.2017 um 01:31 schrieb B12:

 

Stabile Regale.

 

liegende Lagerung, mit Schicht innen.

Polyestermatrial stramm gewickelt, in Plastedosen.

Acetat etwas loser, in säurefreien Kartonagen, damit es atmen kann.

Polyester ist gegen das Licht betrachtet, gelblich durchscheinend,  Acetat nicht.

Stabiles Klima, möglichst kühl und trocken. Ein einfacher Keller taugt nichts, das gilt auch für den Dachboden.

 

Am 15.1.2017 um 23:30 schrieb stefan2:

 

Vertikal ist keine Filmlageroption, Filme werden immer liegend aufbewahrt. U.A. aus diesem Grund.

 

Diese Kopien auf Filmspulen aus verzinktem Metall in zinkbeschichteten Behältern zu lagern wäre grob fahrlässig. Zink ist einer besten Essigsäure Katalysatoren in diesem Zusammenhang, und ist die Zinkschicht an der ersten Kontaktstelle erst mal weg, dann führt das entstehende elektrochemische Element zur noch fataleren Weitergang.

Filme sollen in belüfteten Dosen aus inertem Metall (Lack), Polyethylen oder Polypropylen oder neutraler bzw. leicht basischer Pappe gelagert werden. Kartons müssen ligninfrei sein.

Nun, wie passt das zu ligninfrei? Größte Kerne in kleinster Dose, wie Filmtechniker erwähnt, Kerne wie vor aus inertem Material, wie die Dose.

 

@filmtechniker schrieb:

 

Die einfachen Dinge, die man machen kann, sind

  • alles Metall vom Film entfernen: Dosen, Spulen, Schaltfolien, etc.
  • größtmöglichen Kern für jede Portion in kleinstmöglichem Behälter
  • Film untersuchen, Befund erstellen, reinigen
  • Film Schicht innen locker auf Kern wickeln
  • luftige, aber mechanisch stabile, dunkle Lagerung, ausgasen lassen
  • keine Beutel und wenn doch, solche aus Zellglas
  • Film regelmäßig schonend umrollen und dabei untersuchen, Vergleich mit älterem Befund

Diese Maßnahmen ergreift man lange nicht bei allen Archiven und dort wird professionell gejammert.

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Weiß ich doch, wandte mich an Private. Eben einfache Dinge, die wenig kosten

 

Das Jammern habe ich schon längst überlebt. Jetzt bleibt nur noch die Borniertheit oder

das Desinteresse an Technik, da kann ich nicht sagen, was es ist. Ich kann ja nicht zum

Direktor unseres Filmarchives gehen und zu ihm sagen: Hören Sie, Film und Kino sind

ein technisches Phänomen, was halten Sie davon, sich da ein wenig einzulesen? Beim

Filmarchiv Austria sieht es besser aus, mit Dr. Nikolaus Wostry ist schon jemand einiger-

maßen Informierter am Werk. Die Bonhomerie (gibt es das Wort?) geht mir recht auf den

Wecker, Buache war einer von der Sorte wie Langlois, Dumont und andere. Eine Filme-

sammlung ist eine höchst technische Angelegenheit, ein Zusammenzug von Physik,

Chemie, Bio-Chemie, dann technischer Mechanik, Fotografie und Optik. Mit Schwadronieren

kommt man nicht mehr weg.

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Ich kenne den Herrn Wostry persönlich und kann bestätigen dass der sich mit Leib und Seele dem analogen Film hingibt. Es gab/gibt in Wien auch Gratisvorstellungen von gerettetem Material mit ausgiebigem Vortag bezüglich der Restaurierung des gleich im Anschluss zu sehenden Films von Herrn Wostry persönlich und natürlich mit Klavierbegleitung.

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