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Enno Patalas verstorben


preston sturges

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"Wie wir heute erfahren haben, ist Enno Patalas gestern, am Dienstag, 7. August verstorben. Enno Patalas war von 1973 bis 1994 Leiter des Filmmuseums, hat Pionierarbeit bei der Restaurierung von Filmen geleistet und die Sammlung und das Kino in diesen Jahren wesentlich geprägt. Viele unserer Besucher*innen, darunter auch Münchner Filmemacher*innen, sprechen immer wieder davon, dass das Filmmuseum ihre eigentliche Filmschule war und sie ihm viel zu verdanken haben.

Zufällig hat... das Filmmuseum kürzlich am 4.8. beim Festival in Locarno den Film DER HAVARIST von Wolf-Eckart Bühler präsentiert, in dem Enno Patalas einen kurzen Auftritt hat. Das wirkt nun wie eine nachträgliche Hommage. Eine größere Hommage an ihn werden wir nach der Sommerpause vorbereiten."

(Facebook Seite des Filmmuseum München - https://www.facebook.com/filmmuseummuenchen )

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Das ist sehr bedauerlich, tragisch und ein Verlust akademisch integrer Persönlichkeiten.

(Gerne und dankbar erinnere ich mich an die Mitarbeit beim PANZERKREUZER POTEMKIN-Restaurierungsprojekt, wo er stets ein offenes Ohr fuer Vorschläge hatte.

Auch als Mitherausgeber von "Die Filmkritik" ein Vordenker der Avantgarde und zugleich Bewunderer auch konservativer" Genre-Filme).

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Am ‎09‎.‎08‎.‎2018 um 12:57 schrieb cinerama:

Auch als Mitherausgeber von "Die Filmkritik" ein Vordenker der Avantgarde und zugleich Bewunderer auch konservativer" Genre-Filme).

 

Die "Filmkritik" ... immer wieder lesenswert und bestens geeignet sich ungeplant "festzulesen".

 

Gerade eben die "Filmkritik" September 1968 zur Hand genommen und die Besprechung von Enno Patalas zu "2OO1" gelesen ...

 

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Der "politisch-soziologischen Linken" Westdeutschlands, der E.P. zunächst angehörte, war in der Epoche von Agitprop und antiimperialistischem Kampf der 1960er jeder Film suspekt, der sich aus dem Zeitgeschehen heraushielt oder gar die Traumindustrie affirmierte (die "Frankfurter Schule", eine Denkrichtung um Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, entlarvte den Schein und die Einlullung seitens der kapitalistisch gelenkten Kulturindustrie, die Träume produziert, um ein Klassensystem zu verkleistern. 

Berechtigt. Nicht Träumen, sondern Aufklären tat not.

 

Da aber Kunst nicht nur Inhalt, sondern auch Form ist, kann sie keine 1:1- Abbildung einer politischen Tagesdebatte sein, sondern lebt von Widerspruch und auch innerer Dissidenz von Autoren.

Eisenstein hat unter Stalin "Alexander Newski" gedreht, Furtwaengler vor Hitler Beethoven dirigiert, Goldsmith und Cardiff an Rambo-Epen mitgewirkt, Rosselini vor "Rom offene Stadt" leider drei Propagandafilme fuer Mussolini gedreht.

 

Als Filmhistoriker, Philologe und Macher eines kommunalen Kinos musste E.P. bestrebt sein, das Gesamtspektrum zu durchleuchten. Daher sein Wechsel von der "politischen" zur "ästhetischen Linke" mit dem Fokus auch auf Filme Fords, Langs, Hitchcocks und Riefenstahls.

 

Waehrend sein Kollege Ulrich Gregor in "Filmkritik" recht abschaetzig auf Monumentalfilme wie "Die Zehn Gebote" oder "Exodus" herabblickte, finden sich bei E.P. in Rezensionen zu "Porgy und Bess" oder "2001" Einblicke in den Stil- und Formwillen der Filmschoepfer. Das machte ihn keineswegs zum Fan solcher Filme, aber zu einem ueberragenden Historiker.

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  • 1 Monat später...
Am 10.8.2018 um 18:37 schrieb cinerama:

Der "politisch-soziologischen Linken" Westdeutschlands, der E.P. zunächst angehörte, war in der Epoche von Agitprop und antiimperialistischem Kampf der 1960er jeder Film suspekt, der sich aus dem Zeitgeschehen heraushielt oder gar die Traumindustrie affirmierte (die "Frankfurter Schule", eine Denkrichtung um Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, entlarvte den Schein und die Einlullung seitens der kapitalistisch gelenkten Kulturindustrie, die Träume produziert, um ein Klassensystem zu verkleistern. 

Neutral betrachtet müsste man also konstatieren, dass zum Zeitpunkt der Kritik das Urteilsvermögen aufgrund von Ideologie stark getrübt war?

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Enno Patalas und Frieda Grafe haben das Lieblings-Filmbuch meiner Jugend übersetzt: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?

von Francois Truffaut. Als Schüler entdeckte ich das Buch in der Bücherei, las mich sofort fest und ließ es mir bald darauf schenken. Es wurde und blieb mein Hitchcock-Filmführer, trotz Spoto und anderen.

1966 erschien das französische Original. Erst 1973 lag es in deutscher Übersetzung vor. Was ich lange nicht wusste, Grafe und Patalas hatten länger Probleme einen Verlag zu finden. Unglaublich! Heute ein Klassiker, immer noch lieferbar.

 

In den Reprints der Zeitschrift Filmkritik schmökere ich auch immer wieder gern. Manchmal blieb dort Filmkritik bei reiner Ideologiekritik stehen. Vgl. auch Kracauers Buch über die Filme der Weimarer Republik. Aber diese Untersuchungsmethode hinterließ bei mir immer großes Unbehagen. Sie erinnert mich an einem Fleischwolf. Egal was reinkommt, es kommt unansehnlicher Brei heraus. Wer einmal passierte Kost im Altenheim gesehen hat, weiß, was ich meine. So wird man weder Kunst noch Kommerz gerecht. Aber auch nicht Handwerk und Unterhaltung.

 

Umso verblüffender fand ich Patalas' Restaurierungsarbeiten an Filmen wie Metropolis. Eigenartig, aber auch zutiefst verdienstvoll für die uns oft nur spärlich überlieferte Filmgeschichte!

 

 

 

 

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Am 20.9.2018 um 09:58 schrieb dbx1000:

Neutral betrachtet müsste man also konstatieren, dass zum Zeitpunkt der Kritik das Urteilsvermögen aufgrund von Ideologie stark getrübt war?

 

Jene Kritik nahm einige ästhetische Phänomene nicht in allen Abstufungen und Subtexten wahr, nahm handwerkliche Höchstleistungen als kunstgewerbliche Show der production value wahr. Verkürzt beschrieben.

 

Sie interessierte sich für das Reflektieren gesellschaftlicher Widersprueche, Klassenverhaeltnisse und des Widerstands. Es gaebe keine unpolitische Kunst, aber jede Menge "falsches Bewusstsein".

(Und dies trifft zweifelsfrei zu. Ich vermisse dieses Analysemodell in unserer Zeit.)

Der Ursprung findet sich evtl. in "Die deutsche Ideologie" (Friedrich Engels/Karl Marx, 1847) und in "Dialektik der Aufklärung" (Max Horkheimer/Theodor Wiesengrund Adorno, 1945).

 

(Meine Hochachtung vor diesen Denkern, die die "Verblendungs-Industrie" entlarvten.)

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