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Digital tötet Kino


Rabust

Empfohlene Beiträge

vor 6 Stunden schrieb Filmtechniker:

Schlage Latein als Forumssprache vor. Latein ist klar, geordnet und mit nur wenigen Ausnahmen. Turris, sitis, puppis, febris, vis, securis

 

OK bibendum guttis humorum, et in umbra manere...?

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vor 18 Stunden schrieb cinerama:

Bitte, bitte Latein ?

Wie steht es denn nun mit den reinen Verschwoerungstheorien:

 

- Netflix expandiert

- Disney folgt ihm nach

- Day-and-date- Starts in Diskussion oder Fensterverkuerzung

- renommierte Filmemacher wechseln ins Netz ("Cinema is dead")

- Blockbuster-Krise

- Kampagnen gegen die Wertigkeit des Kinobesuchs

- Hauptklientel Kino deutlich ueber 30

- Home Cinema oekonomisch und technisch mit Nase vorn

- Gewerbemieten und Energiekosten steigen

 

Alles erfunden... Nostradamus hat es sich ausgedacht.

 

Meine Meinung ist, dass ohne das Kino, auch der Film größtenteils verschwinden wird. Lässt sich ein Blockbuster wie Star Wars theoretisch über reines Streaming finanzieren? Sicherlich, aber dann müsste es genügend Abonnenten geben, aber gibt es die? Wer zahlt denn dauerhaft für mehrere Streamingplattformen? Telekom Entertain, Netflix, Amazon, Apple, Sky, Disney+, Warner und UPI, die auch ihre eigenen Plattformen an den Start bringen wollen. In den USA gibt es ja noch mehr, wie HBO und Hulu. Was würde mit kleineren Produktionen passieren? Die vielen Arthouse-Filme, indepentend Filme und Low-Budget-Produktionen? Ohne Kino, lässt sich sowas doch niemals finanzieren. Wird dann einfach mehr vom Staat gefördert, um Filme zu produzieren, die dann auf Netflix verrotten? Wissen die Leute das? Kennt ihr jemanden, der keine Filme mag? Kann man sich vorstellen, dass es vielleicht nur noch Blockbuster geben wird, weil das die einzigen Filme sind, die irgendwie bei der breiten Masse ankommen?

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"How Movie Theaters will survive":

Bestandsaufnahme der Kern- und Nebengeschaefte aus speziell US-amerikanischer Sicht:

https://www.indiewire.com/2019/06/movie-exhibition-distribution-future-1202152832/?fbclid=IwAR20zT7I-qflT3epRlpZ76T46YSavLU6S_v0dKtelQD4hZiP_kEyYlum4_s

 

Among the musings that reporter Kyle Buchanan pulled together: J.J. Abrams wonders whether meager returns on “Booksmart” raise the question of “how to protect the smaller films.” Jessica Chastain asks, “What happens to these beautiful, small, dramatic stories?” Jordan Horowitz says, “I don’t feel particularly optimistic about the traditional theatrical experience, especially for independent films.” Ava DuVernay calls the theatrical release “a privilege.” And Joe Russo says, “You’ve got so many options for viewing content that there has to be a need for you to leave your home. What is going to drive you to do that?”

 

In Europa weniger Verduennung und Angebotsmonotonie und dennoch die gleichen Bedrohungen durch den Filmvertrieb via Ersatz Medien (Monitore und Displays), markiert durch einen Besucherrueckgang seit 1958.

 

 

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Von den verschiedenen Abschweifungen abgesehen finde ich das ganze Thema hochinteressant. Zuerst einmal können wir nicht verleugnen dass wir uns seit ein Paar Jahren in einem Moment des Paradigmenwandels befinden. Das ist ja im Film nichts neues, das letzte Mal geschah dies in den 50er-60er Jahren als das Fernsehen in Erscheinung trat, und der Kinofilm musste sich auch neu erfinden.

Die Beschwerde über eine sinkende Qualität der Filme wird oftmals belächelt, denn offensichtlich sagt das ja jede Generation, "früher waren die Filme einfach besser", usw.. Doch ich finde diese Beschwerde doch ziemlich gerechtfertigt, vor allem eben genau im historischen Kontext: Als der Tonfilm begann, gab es einen merkbare verschlechterung in der Qualität der Filme, die Virtuosen Techniken die in den 20er Jahren nach schon zwei Jahrzenten perfektioniert wurden und zu grossen Künstlerischen leistungen führten verschwanden praktisch von einem Tag auf den anderen. Jetzt gab es auf einmal langweilige, statische einstellungen um einen gut aufgenommen Dialog zu erlauben, die Kamera war nicht mehr frei sich zu bewegen, nein, sie war wortwörtlich eingesperrt in einer Kabine um den Ton nicht zu beschmutzen. Es dauerte einige Jahre bis sich der Film gen mitte der 30er Jahre von diesem Schlag erholte und wieder eine grössere künstlerische Freiheit vorweisen konnte. Es ist generell akzeptiert dass die frühen Tonfilme filmisch von schlechterer Qualität sind als die späten Stummfilme.

Etwas ähnliches geschah in Hollywood in den 50er-60er Jahren, als das Studio-System in sich zusammenbrach. Die traditionelle, handwerkliche Art wie filme "hergestellt" wurden verschwand, und in der Qualität der Filme war das erneut merkbar. Das goldene Hollywood-Zeitalter reicht von mitte-ende der 30er Jahre bis in die frühen 50er. Danach kam wieder eine Epoche von durchschnittlich weniger Qualität. Das heisst natürlich nicht das in der Zeit keine guten Filme produziert wurden, aber es waren weniger, und die weniger wichtigen Produktionen vor allem verlierten an Qualität. Wenn man heute manche B-Movies aus den 40er Jahren ansieht ist es erstaunlich welch hohe Qualität diese Vorweisen, denn im gegensatz zu späteren Epochen war auch bei diesen zweitklassigen Produktionen alles sehr Handwerklich, auch die Drehbücher und die Regie.

In den 70er Jahren ging es dann wieder aufwärts, als die Innovationen der Avantgarde-Filmemacher auch bei der sehr Kommerziellen Produktion ihren Einfluss erreichten, eine ganze Generation neuer Filmemacher erscheint die uns unzählige Klassiker hinterliessen. Die 80er Jahre hingegen bringen wieder einen tieferen Punkt, hierfür war sicherlich der Einzug des Heimvideos verantwortlich, während die 90er Jahre wahrscheinlich das zurzeit letzte "Goldene Zeitalter", ein Jahrzent mit vielen originellen Filmen und viel technischer Innovation, gerade durch die frühen Digitaleffekte, die allerdings noch nicht so übertrieben benutzt wurden, und meistens in Zusammenhang mit traditionellen Effekten, sozusagen das beste beider Welten (eine Lektion die man vielleicht nicht hätte so schnell vergessen sollen).

Heutzutage geschieht es, wie mit dem Fernsehen in den 50ern-60ern, und wie mit dem Heimvideo in den 80ern, und der Kinofilm hat sich noch nicht ganz darauf eingestellt. Einerseits hat dies natürlich auch damit zu tun das viel kreatives Talent durch die neue Streaming-Produktion aufgesaufgt wird. Viele gute Drehbuchschreiber sind jetzt für Streaming-Serien engagiert, und nur die grössten Produktionen können sich solches Talent leisten, doch ironischerweise haben diese Produktionen so viel Druck um kein Geld zu verlieren dass man keine Risiken eingehen will, und das macht das potenzielle Talent zu nichte.

Denn, um Geld ging es beim Film ja schon immer. Zumindest bei der industriellen Produktion. Diese Idee dass es jetzt auf ein Mal nur noch ums Geld geht ist absurd. Doch es hat sich eines verändert, nämlich wie man an das Geld kommen möchte. Über Jahrzehnte hinweg versuchten die Produzenten das magische Rezept für den Erfolg zu finden. Und eventuell hat man dies so überstudiert, dass man sich selbst einen Käfig gebaut hat. Alle Filme müssen gewissen klaren Mustern und Konzepten folgen, welche man nach viel Analyse als Schlüssel zum Erfolg erkannt hat. Dies ist an sich nicht Falsch, denn sogar bei wirklich schlechten Filmen wird heutzutage Geld verdient, weil sie sich an diese Muster halten: z.B. sich auf gut bekannten Franchisen basieren, wie Marvel, Star Wars, Disney-Klassiker, usw.. Marvel hat dies sogar noch weiter getrieben, mit seinem kinematischen Universum. Die Filme sind alle miteinander Verbunden, es wird immer mehr und mehr damit gearbeitet, dass man ein klares, fixes Publikum hat; wer den vorherigen Film gesehen hat wird auch unbedingt den nächsten sehen, etc.. Doch diese denkensweise erlaubt es natürlich nicht, neue Ideen auszuprobieren. Neue Ideen bedeuten Risiken, und wenn eines ganz klar nicht mehr in den grossen Blockbustern aufzufinden ist dann sind es Risiken. Vergleichen wir doch mal mit einem grossen Blockbuster-Klassiker: Dem ersten Star Wars. Dieser Film war damals ein ungeheures Risiko für das Studio. Ja gut, es hatte auch nicht so ein massives Budget wie die grossen Blockbuster heute, aber trotzdem. Man gönnte sich das Risiko etwas neues zu probieren, auch noch etwas ähnliches wie Science-Fiction, ein genre das als komplett veraltet und praktisch tot galt. So etwas ist heute im Kino fast undenkbar. Nicht aber bei Netflix, Amazon oder HBO. Dort traut man sich jetzt, risiken einzugehen. Oftmals mit erfolg, manchmal aber auch nicht. Pech gehabt.

Ich erinnere mich noch vor einigen Jahren gelesen zu haben, dass Spielberg sagte das Kino in der Zukunft würde sich verändern indem man dort nur noch die teuersten, aufwendigsten Filme sieht, zu viel teureren Preisen, und sie würden auch viel länger im Programm bleiben. Soweit scheint er nicht ganz falsch gelegen zu haben. Und es spiegelt auch den wechsel der 50er-60er wieder, als die B-Movie Produktin praktisch verschwand, da diese art von Inhalten vom Fernsehen übernommen wurden. Vielen leuten ist gar nicht bekannt, welche mengen an Filmen in der Zeit vor dem Fernsehen produziert wurden, zumindest in Hollywood. Jede woche gab es dutzende neue Filme, eine handvoll davon erstklassige Filme, aber unmengen an zweitklassigen B-Movies. Orson Welles erzählt dies in "My Lunches with Orson": Man ging meistens nicht X Film schauen, man ging einfach ins Kino, was auch immer läuft, bei halbem Film rein, dann nach dem Ende sass man weiter bis man dort ankam, wo man reingekommen war. "Hier sind wir reingekommen", sagte man, stand auf und ging. Erinnert das nicht ein wenig daran, wie wir fern sehen? Oder es zumindest taten, bevor es Streaming gab? Einfach mal den Fernseher anmachen, mal sehen was läuft. Dann lässt man den halb angefangenen Tatort, oder Die Simpsons, oder was auch immer. Nur manchmal sucht man eine spezifische Sendung oder Spielfilm, natürlich die besseren Inhalte. Der Rest ist einfach komme was wolle. So war es auch mal mit dem Kino. Heute kaum noch vorstellbar.

Kurz gesagt also, nein, ich denke nicht das es Digital ist, was das Kino tötet. Es ist einfach der Wandel zu neuen Medienformaten. Allerhöchstens tötet das Kino hierbei sich selber, mit einer zu grossen Angst vor Risiken, und zu vielen überteuerten Produktionen. (Ich sage allerdings doch, das Digital nicht hilft, denn Filme auf Digital statt auf Film aufzunehmen macht die Filme meiner Meinung nach doch weniger geniessbar, wie Renoir sagte "die absolute Perfektion führt zur absoluten Dekadenz"; und der Missbrauch von CGI für ein billiges Spektakel (das trotzdem Teuer ist) beeindruckt sicher weniger als die Produzenten denken.) Doch im Arthouse sehe ich ganz bestimmt keine Zukunft für das Kino. Arthouse im Sinne nicht von bescheideneren aber trotzdem populären Produktionen, sondern wirklich von Minderheitsinhalten, welche vielleicht auf Festivals hohen Lob bekommen, aber das grosse Publikum nicht interessieren. Denn der Film ist letzendlich ein Geschäft, es muss rentabel sein, und das ist Arthouse grundsätzlich nicht. Im gegenteil, ich denke das Arthouse-Denken ist für das Kino extrem schädlich, denn es richtet sich auf eine Art von Produktion aus die die Kinosäle ganz sicher nicht erobern wird, und stattdessen verdrängen diese Filme diese möglichen bescheideneren, originelleren Produktionen, welche sich trauen gewisse Risiken einzugehen, innovativ zu sein, aber trotzdem noch darauf ausgerichtet sind kleine Blockbuster zu werden, und vor allem: ökonomisch rentabel zu sein.

Denn fragen wir uns doch mal, angenommen wir sind uns einig dass die Qualität heutzutage zu wünschen übrig lässt, wieso keine "besseren" Filme produziert werden? Na, weil diese ja nicht mit den grossen Hollywood-Spektakeln mithalten können, welche die grossen Namen haben, die grossen Franchisen, die grossen Effekte. Sie verdienen kurz gesagt kein Geld. Das ist genau das was mit Arthouse Produktionen passiert. Sie sind schlussendlich von allen möglichen Subventionen und Hilfsmitteln abhängig, und das erlaubt natürlich nur so viele Filme zu produzieren, und sie nur so weit zu verteilen. Fast die einzigen hiesigen Produktionen die sich im (wirklich kommerziellen) Kino halten können sind zum Beispiel populäre Komödien. Genau die, die dann von diesen Bonzenkritikern dan verhöhnt werden wegen ihrer schlechten Qualität. Doch das ist gerade der richtige Weg. Man beginnt mit Filmen die vielleicht von der kreativen Seite nicht das Gelbe vom Ei sind, und hiermit kann man Fuss fassen. Hiernach kann sich die Produktion dann in künstlerisch wertvollere Inhalte verwandeln, sofern man trotzdem die Popularität bei den Kinogängern balancieren kann.

Ein Zeitpunkt der Krise ist gleichzeitig ein Zeitpunkt der Chancen. Die Streaming-Produktion wird zwar nicht verschwinden, ist aber auch zweifelsohne gebläht, sie wird in den nächsten Jahren sicherlich ein wenig abnehmen (oder die Kosten dieser Angebote werden steigen). Doch wenn man möchte dass es neue, etwas bescheidenere aber dafür interessantere Filme in den Kinos gibt, müssen die Investoren auch wieder zum Film vertrauen gewinnen. Dieses Vertrauen gibt es in Europa zumindest im Moment kaum. Arthouse hat da viel Schaden angerichtet. Der Europäische Film wird als unpopulär und künstlerisch versnobt angesehen. Das ist nicht hilfreich. Es bräuchte ein Klima von ambitionierten Produktionen, welche es darauf abgesehen haben in erster linie Populär zu sein, und die dann eventuell vielleicht auch noch von wirklicher Qualität sein könnten. Diese Bonzenmentalität muss einfach mal überwunden werden.

Ich denke aber, es ist zu spät dafür. Kino wird nur noch zu grossen, multimillionenschweren Blockbustern und subventionsgemästeten Arthouse Streifen tendieren. Die kreativität wird sich letzendlich auf dem kleinen, gar dem kleinsten Bildschirm auffinden. Leider.

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vor 2 Stunden schrieb Alessandro Malfatti:

In den 70er Jahren ging es dann wieder aufwärts, als die Innovationen der Avantgarde-Filmemacher

 

Aha?

 

 

Ich habe früher noch nie so viele gute Filmproduktionen gesehen wie in den letzten 10-15 Jahren. Regie, Schauspiel, Kamera, Geschichten. Das sind aber eben in den meisten Fällen nicht die, die durch große Werbebudgets die Aufmerksamkeit großer Publikumsmassen und der Medien erhalten. Diese Filme kriegt man auch nur dann zu Gesicht, wenn man häufig und routinemäßig in Kinos geht, die bewusst ein alternatives Programm zeigen. Wer sein heutiges Ins-Kinogehen an der Einschätzung 'läuft eh nur noch Mist' orientiert, wird auch genau diese Einschätzung bestätigt bekommen, weil er sich dann nur genau das anschaut, auf das er 'irgendwie' aufmerksam gemacht wurde. 

 

- Carsten

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@Allessandro hat viel Seh-Erfahrung, das ist in Internet-Communities viel zu selten anzutreffen ist.

Widerspruch in einigen Punkten:

Die B-Welle bis in die 50er prägte und nährte die Kinolandschaft als damals einziges Leitmedium, brachte aber Kunst und Aufklärung in Verruf! Dergleichen die Umstellung zum Tonfilm 1929, sehr gut erinnert -  danke dafür. Das gesellschaftliche Umdenken seit den 60ern beflügelte politische Autorenfilme (20 Jahre zuvor der Neorealismus in Italien), die im derzeitigen, filmisch sehr lebendigem und handwerklich durchaus ambitionieten Arthauskino leider weniger zugespitzt und weltverändernd ausfallen.

Traumindustrie und Monumentalfilm waren bereits Ende der 60er abgeschliffen.

Die Rückkehr des Spektakels acht Jahre später brachte das Genre der Katastrophen- und Horrorfilme (ERDBEBEN, EXORZIST, JAWS) hervor. In Nähe hierzu steht auch der STAR WARS, der m.E. kein Experiment und Zufallserfolg war, sondern Monate vor seinem Start medial aufgebaut wurde und auch als A-Produktion ein hohes Budget hatte (wie auch 1999 AVATAR). Diese Geburt des Blockbusters bereitete wiederum dem US-Autorenkino aggressiv ein Ende, behaupten viele.

M.E. hängt die ökonomische Schwäche oder Stärke der Kinolandschaft nicht von künstlerischen Ideen ab, leider.

Sondern vom digitalen Technologiewechsel, der neue Medienplattformen schuf, die so radikal und ubiquitär ohne digitale Kommunikationstechnologie nicht möglich geworden wären. Und Letzterer schafft sich neue und eigene Märkte: Kinos werden zum Nebengleis der neuen Distributionsarchitektur.

 

https://m.heise.de/tr/artikel/Zukunft-der-Unterhaltung-Kino-nur-noch-fuer-die-Hosentasche-4453368.html?wt_ref=https%3A%2F%2Fm.facebook.com%2F&wt_t=1562144434011

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
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vor 14 Stunden schrieb carstenk:

Ich habe früher noch nie so viele gute Filmproduktionen gesehen wie in den letzten 10-15 Jahren. Regie, Schauspiel, Kamera, Geschichten. Das sind aber eben in den meisten Fällen nicht die, die durch große Werbebudgets die Aufmerksamkeit großer Publikumsmassen und der Medien erhalten. Diese Filme kriegt man auch nur dann zu Gesicht, wenn man häufig und routinemäßig in Kinos geht, die bewusst ein alternatives Programm zeigen.

 

Das streite ich nicht ab, du erwähnst aber genau das worauf ich hinaus will: Es sind keine Filme die "Massengerecht" sind. Und genau da sehe ich das Problem. Ich habe ein recht spezifisches Konzept vom Kino, das muss auch nicht jeder teilen, aber ich glaube Kino und Massivität gehört einfach zusammen. Kinofilm und Minderheitspublikum sehe ich als einen Gegensatz. Das Kino existiert als Massenmedium, denn die Idee war ja eben gerade dass Kino, im Gegensatz zum Theater zum Beispiel, mechanisch Kopiert werden konnte, und dass man einen Film beliebig oft wiedergeben konnte mit recht wenig Aufwand, vor grossem Publikum. Um mich wieder auf den guten alten Orson Welles zu beziehen, er sagte mal "Ein Schriftsteller braucht eine Feder, ein Maler braucht einen Pinsel, ein Filmemacher braucht eine Armee." Ich verstehe die Kunst des Filmemachens in grossem Masse darin, dass ein Film gleichzeitig populär und künstlerisch wertvoll sein sollte. Ein "Elitekino", hochqualitative Filme welche aber (aus welchem Grund auch immer) nur für die oberen zehn Tausend zugänglich ist finde ich nicht wirklich nachhaltig. Wer bezahlt solche Produktionen? Wenn die Filmproduktion wachsen soll, muss sie eben auch rentabel sein. Man macht einen Film, der verdient Geld, damit macht man dann zwei Filme, dann vier, dann acht, usw.. Wenn man einen Film macht der kein Geld verdient, und sich Investoren infolge dessen nicht fürs Kino interessieren, dann macht man irgendwann mal wieder nur einen Film, wenn es mal Hilfsmittel aufzuschnappen gibt. Dann irgendwann noch einen. Filme, die dann auch in wenig Kinosälen laufen, und von dessen existenz das "normale" Publikum das nicht explizit sucht auch nichts mitbekommt.

Was ich hier also mache ist eigentlich ein Apell an die Moderation, an den mittelgrossen Film, ein Film der inhaltlich und künstlerisch reicher ist als diese traurigen CGI Spektakel welche schon aufgrund ihrer lächerlich übertriebenen Budgets null risiken eingehen wollen, aber der trotzdem das Publikum anziehen kann, und ökonomisch nachhaltig ist. Ich glaube nicht dass man vom Publikum erwarten kann oder soll dass sie sich den Arsch aufreissen um einen anständigen Film in einem Kino anderthalb Stunden entfernt mit nur einer Aufführung am Tag zu finden. Das machen die Liebhaber, sicher, aber das Kino lebte noch nie nur von Liebhabern, sondern eben von der gemeinen Masse. Meine Meinung zu mindest.

 

vor 12 Stunden schrieb cinerama:

Das gesellschaftliche Umdenken seit den 60ern beflügelte politische Autorenfilme (20 Jahre zuvor der Neorealismus in Italien), die im derzeitigen, filmisch sehr lebendigem und handwerklich durchaus ambitionieten Arthauskino leider weniger zugespitzt und weltverändernd ausfallen.

 

Mein Eindruck ist da ein wenig anders, ich glaube die Relevanz des Autorenfilms liegt eher im Einfluss auf die strikt kommerzielle Produktion. Neue freiheiten für die Filmschaffenden die im klassischen Hollywood unerhört gewesen wären, aber auch gezügelt von der Risikoabneigung der Produzenten. Man fand eben diese goldene Mitte an die ich appeliere. Nicht so experimentell wie der avantgarde oder Arthouse film, noch so konventionell wie der klassische Hollywoodfilm.

Der Avantgardefilm war natürlich auch die Geburt von dem was wir heute als Arthouse bezeichnen, doch ich denke das ist damals wie heute grösstenteils eine Nichenproduktion, gegen die ich per se nichts einzuwenden habe, aber von der ich auch keinen unbedingt merkbaren positiven Einfluss auf das Kommerzielle Kinopanorama erwarte. Hierzu auch was ich weiter oben geschrieben habe.

 

vor 12 Stunden schrieb cinerama:

Die Rückkehr des Spektakels acht Jahre später brachte das Genre der Katastrophen- und Horrorfilme (ERDBEBEN, EXORZIST, JAWS) hervor. In Nähe hierzu steht auch der STAR WARS, der m.E. kein Experiment und Zufallserfolg war, sondern Monate vor seinem Start medial aufgebaut wurde und auch als A-Produktion ein hohes Budget hatte (wie auch 1999 AVATAR). Diese Geburt des Blockbusters bereitete wiederum dem US-Autorenkino aggressiv ein Ende, behaupten viele.

 

Da muss ich jetzt wiedersprechen. Das Budget von Star Wars vergleichen mit Avatar ist nicht wirklich angemessen. Star Wars hatte ein Budget wenn ich mich nicht falsch erinnere von 7 Millionen USD, das entspricht heutzutage etwa 30 Millionen. Das ist gerade mal eine mittelkleine Produktion. Die grossen Blockbuster, so wie Avatar, haben ein Budget zehn Mal so hoch, oder sogar viel mehr. Natürlich gab es für Star Wars eine anständige Werbekampagne, aber auch nichts aussergewöhnliches. Wieder komme ich da auf den heute fast verschwundenen mittelgrossen Film zurück. Wir sind es heute gewöhnt dass es nur kleine, unabhängige Produktionen mit ser schwachen Werbekampagnen gibt, und dann natürlich die riesigen Blockbuster. Solche mittelgrossen Filme können wir uns kaum noch vorstellen. Genau darum geht es mir. Bei Star Wars war man sich so unsicher über den Erfolg, das als Plan B ein sehr billig zu realisierender zweiter Teil geplant war, der die Sets und Effekte grösstenteils wiederverwenden sollte, um aus der Investition noch etwas mehr rausholen zu können. Es ist wirklich ein tolles Beispiel für einen mittelgrossen Film, der angemessen angeworben wird, der recht originell ist und bei dem das Studio sich doch noch ein gewisses Risiko gönnte.

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Sicherlich wird das Wegbrechen des mittleren Marktsegments (auch seitens der Multiplexe) bedauert, aber die Definition der Mitte ist mir zu unscharf.

Zugleich ist die Existenz des Minderheitenfilms dringend zu verteidigen, und auch die Avantgarde ist nicht die Hungerharke, die erst ernstzunehmen ist, sobald Stilelemente in Blockbuster einfliessen: die Experimentalisten Michael Snow und Stan Brackhage bspw. gehören zum edukatorischen Programm, sind förderungspflichtig. Schön wäre es, wenn Kinos auch von Massen bevölkert werden, und wenn nicht, dann tötet Digital grade Kino, wie vielseitig hier dargelegt wurde.

 

Nicht die Präferenz nur eines Segments sollte m.E. verteidigt werden, sondern die Herausbildung komplexer und differenter Sichtweisen: Traum, aber auch Aufklärung.

 

Die Funktion des früher mechanisch kopierten Kinofilms bewerte ich als grade eben nicht einfach vertriebsfähiges und günstiges Medium, sodass eine spezielle Bindung an das aufwendige theater-basierte Abspiel so wie langgestreckte, lukrative Auswertungsfenster erst entstehen konnte, welche einem teuren Theaterbetrieb über die Runden half.

 

STAR WARS erlebte ich in Dtld. als medial aufgebaute Sensation eines mit technischem Overkill befrachteten Roadshowspektakels wie es noch nie war, "weit, weit in der Galaxis". Die Fox wusste, auf was sie setzt (auch wenn ich bei der EA einschlief, was sich bei TITANIC wiederholte).

 

Aber es ist berechtigt, auf die Gefahrenspirale immer teurer werdender Blockbuster hinzuweisen! Die Produktion könnte alsbald in niederschwelligere Investments umschwenken: Netflix. Die kapitalistische Überproduktion führt zur Krise ähnlich dem CO2-Ausstoss, und folgt man jüngsten Untersuchungen, so geht es zu Ende mit dem, was wir schätzten und liebten: https://www.heise.de/tp/features/Weltklima-auf-der-Kippe-4456028.html?fbclid=IwAR34rdbN_JfwYR4y44JAHuoH4JUbeCmkkp5Oxa8kuihZnDUMIzFlurt1Fk0

 

Über Fehlentwicklungen der deutschen Filmförderung referiert wie immer brillant (wenn auch nicht fehlerfrei) Herr Schmidt in "Die Filmanalyse":

 

 

 

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vor 7 Stunden schrieb cinerama:

Über Fehlentwicklungen der deutschen Filmförderung referiert wie immer brillant (wenn auch nicht fehlerfrei) Herr Schmidt in "Die Filmanalyse":

 

Na ja, brillant ist relativ, mich hat das über-motivierte Verbal-Hyperventilieren dieses weißen Ritters eher gelangweilt, weil nur die Hälfte verstanden. Ich finde die Idee dieser Film-Story süß, deshalb guck ich mir das Rehlein Schüle im Kino an - jetzt erst recht. Meine Einstellung zum Monstrum FFA kennt Ihr bereits : abschaffen !

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Am 4.7.2019 um 13:39 schrieb cinerama:

Über Fehlentwicklungen der deutschen Filmförderung referiert wie immer brillant (wenn auch nicht fehlerfrei) Herr Schmidt in "Die Filmanalyse":

Klar doch, vor 1933 schaute man im Kino nur höchste Kultur und Kunst, es gab keine Unterhaltungsfilme, nur Expressionismus, neue Sachlichkeit und Neorealismus. Dann kamen die Nazis und haben den Leuten Konsumfilme aufgezwungen. Aus der Menge kam ein Aufschrei: "NEIN! Wir wollen mehr "Kuhle Wampe" und weniger Heinz Rühmann!" Doch es war zu spät. Die Filmnazis überlebten den Krieg und infiltrierten die Filmindustrie, und verblödeten die Gesellschaft weiter mit ihren perfiden Unterhaltungsfilmen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann filmen sie noch heute.

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Bei Martin Hufner gefunden, er hat gute Gedankenmodelle erfasst:

 

Adorno und Horkheimer beschreiben dieses Phänomen in der Dialektik der Aufklärung sehr eindringlich: „Bei allem Fortschritt der Darstellungstechnik, der Regeln und Spezialitäten, bei allem zappelnden Betrieb bleibt das Brot, mit dem Kulturindustrie die Menschen speist, der Stein der Stereotypie" (Dialektik der Aufklärung, S. 177). Man gelangt „raketenschnell von dort, wo man ohnehin ist, dahin ..., wo es nicht anders ist" (ebenda). Und so verzaubert einen das Staunen vor der Technik, vor Dolby-Surrond und „special effects".

II. Integrale Musik Filmkunst und Musik
Das betrifft freilich nur den Mainstream. Es gibt einen Film vor Hollywood wie es ein daneben und danach gibt. Die Namen Dziga Vertov, Hans Richter, Walter Ruttmann, Luis Buñuel sollten da fallen, später mindestens Jean-Luc Godard, Alexander Kluge, Wim Wenders. Alle sie arbeiten mit einem komplexen Verständnis des Begriffs der Montage.

Durchkonstruktion der filmischen Struktur, der Erzählung durch Bilder, gesellt sich eine montierte Musik hinzu, die häufig genug integraler Bestandteil der dramturgischen Anlage ist. Anders als beim Spielfilm, dessen Drehbuch „immer noch überladen ist vom ererbten Gut aus der Literatur und der Theaterdramatik", schreibt Peter Weiss, „geht es ... um einen Ausdruck von Emotionen, von Gedankenketten, die sich der Vernunft oft entziehen" (Peter Weiss, Avantgarde Film, S. 299 f).

Eine andere Filmsprache, eine andere Form der Erzählung, fordert geradezu eine andere Musik – sofern sie überhaupt nötig ist. Daher führt ein Weg von René Clairs Entr’acte (in Zusammenarbeit mit Duchamp, Picabia und Satie) direkt zu Alexander Kluges Montage-Filmen.

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Wenn es aber kein Hollywood gäbe (oder davor Meliès, den Peplum oder ähnliche Filme die von dort, wo man ohnehin ist, dahin gelangen, wo es nicht anders ist) dann hätte es niemals Dziga Vertov, Hans Richter, Walter Ruttmann oder Luis Buñuel geben können, denn der Film als Medium wäre so schnell vergessen worden wie das Panorama, die Phantasmagorie oder alle anderen Arkadenattraktionen.

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Am 3.7.2019 um 09:57 schrieb carstenk:

Ich habe früher noch nie so viele gute Filmproduktionen gesehen wie in den letzten 10-15 Jahren. Regie, Schauspiel, Kamera, Geschichten. Das sind aber eben in den meisten Fällen nicht die, die durch große Werbebudgets die Aufmerksamkeit großer Publikumsmassen und der Medien erhalten. Diese Filme kriegt man auch nur dann zu Gesicht, wenn man häufig und routinemäßig in Kinos geht, die bewusst ein alternatives Programm zeigen. Wer sein heutiges Ins-Kinogehen an der Einschätzung 'läuft eh nur noch Mist' orientiert, wird auch genau diese Einschätzung bestätigt bekommen, weil er sich dann nur genau das anschaut, auf das er 'irgendwie' aufmerksam gemacht wurde. 

 

 

Noch nie so viele gute Produktionen wie in den letzten 15 Jahren? Beispiele bitte.

 

mfG

Christian

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Am 8.7.2019 um 20:52 schrieb Alessandro Malfatti:

Wenn es aber kein Hollywood gäbe (oder davor Meliès, den Peplum oder ähnliche Filme die von dort, wo man ohnehin ist, dahin gelangen, wo es nicht anders ist) dann hätte es niemals Dziga Vertov, Hans Richter, Walter Ruttmann oder Luis Buñuel geben können, denn der Film als Medium wäre so schnell vergessen worden wie das Panorama, die Phantasmagorie oder alle anderen Arkadenattraktionen.

 

Lange darüber nachgedacht, wie diese These konsistent wird. Für mich wäre sie dann nachvollziehbar, wenn das Wort "Hollywood" gegen "35mm" getauscht werden könnte.

Letztlich müssten die Nachfolger von 35mm und die Marktanpassungsstrategien ebenso langlebig und technisch allen anderen Konkurrenzmedien überlegen sein, wie 35mm zu seiner Zeit. Das bezweifle ich, während der Autor dieses Videos es bejaht:

 

 

 

Bearbeitung durch den Moderator: es sind keine politischen Statements egal welcher Art in diesem Forum erlaubt!

 

 

Bearbeitet von TK-Chris
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