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Vorführung/Sendung direkt vom 35-mm-Film im TV


Holger Drosdeck

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Hallo in die Runde,

 

ich habe mal folgende historiebezogene Frage, vielleicht weiß hier jemand von den Forenten eine Antwort dazu:

 

Bis wann (ungefähr) war denn die Vorführung/Sendung direkt vom 16- oder 35-mm-Film im Fernsehen üblich, sprich dass Film-Sendekopien direkt in solchen Filmabtastern abgespielt und gesendet wurden und NICHT eine MAZ der Filmkopie gesendet wurde? Gab es das bis in die 80er Jahre und wenn ja, eher bis Anfang/Mitte/Ende des Jahrzehnts? Oder gar bis in die 90er?

 

Ich hatte dieses Verfahren immer - ohne es zu Wissen, rein bauchgefühlsmäßig - eher so in die 1960er und bis in die 70er Jahre hinein vorortet und war davon ausgegangen, dass Filme, die ab den 80ern gesendet wurden, immer erst von Film auf damals übliche und dem Profibereich zuzuordnende, analoge Magnetsendebänder überspielt und dann von diesen gesendet worden seien, z.B. 1/2-Zoll-Band (Betacam) oder irgendwie so was in der Richtung.

 

Nun ist mir aber aufgefallen, dass auf YouTube einige alte, sicher auf VHS gemachte Heimmitschnitte des TV-Programms aus den 80er Jahren stehen, z.B. Werbemitschnitte der ZDF-Werbeblöcke aus den Jahren 1982, 1983 und so die Drehe rum, und die Filme darauf irre zerkratzt sind. (Ich meine damit also ausdrücklich nicht die typische Videoqualität der damaligen Heimmitschnitte der damaligen Zeit, sondern wirklich Laufstreifen und noch "schwarzen Schnee" auf dem gesendeten Filmmaterial.) Auch von anderen, typischen 80er-Jahre-TV-Sendungen als von Werbeblöcken, z.B. von "Ein Heim für Tiere" u.a., stehen auf YT da solche Heimmitschnitte, die von total zerschrotetem Filmmaterial gesendet sein müssen.

 

Da kam mir der Gedanke: Wenn das Filmmaterial nur auf dem Schneidetisch und dann nochmals zum MAZen sorgsam verwendet worden wäre, könnte es ja eigentlich nicht diese typischen Verschleißerscheinungen von extrem vielfach gelaufenen Filmkopien haben. Woher aber soll TV-Filmmaterial diese Vielfach-Vorführungen erlebt haben, wenn die vielen Wiederholungen im TV, insbesondere die von Werbefilmen, immer nur vom MAZ gesendet worden wären?

 

Daher die Frage: Wurde in den 80ern noch gar nicht so viel geMAZt? Wurden da Werbeblöcke und TV-Serien noch viel direkt vom 16- oder 35-mm-Film gesendet? Wenn ich also als Bub z.B. 1985 wie gespannt "Ein Colt für alle Fälle" im TV geguckt habe, nur dass wir Kinder uns nach der Sendung beim Colt-Spielen wieder stritten, wer der Colt sein darf und wer den Howy machen muss ? , lief da im Sendestudio also "live" ein Film durch einen Abtaster oder lief da tendenziell eher eine MAZ durch einen professionellen Videorecorder?

 

Wäre toll, wenn dazu jemand was weiß. ?

 

Vielen Dank, VG Holger

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Ampex lieferte die ersten Quadruplex-Rekorder 1956. Bis dahin und noch bis in die 1960er Jahre hinein wurde direkt gesendet. Ab etwa 1964 war weltweit praktisch immer eine MAZ vorhanden, unabhängig vom Fernsehprogrammbetrieb zu geeigneter Zeit hergestellt. Manchmal stand nur ein Film zur Verfügung, eine Kinokopie, ein Duplikat. In der Schweiz wurde für die Tagesschau und die Rundschau bis 1989 auf 16-mm-Film aufgenommen. Manchmal hat es gereicht, eine MAZ zu ziehen, machmal nicht, dann lief ein Abtaster live. Alles andere war vorbereitet.

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Ich meine, daß z.Bp. beim ZDF noch 1987 Filme in Ausnahmefällen live gesendet wurden.

Da kamen dann normale Verleihkopien, die in Einzelakten gesendet wurde, dh. die Akte wurden nicht gekoppelt sondern live von zwei Filmgebern gesendet. Der zuständige Kollege war dann wahrscheinlich bundesweit der Vorführer mit dem größten Publikum ?

Im Vorfeld wurde die Kopie auf Schäden überprüft (vor allem auf exakte Startbänder) und neue Allongen drangeklebt. 

Junge, das ist schon so lange her, konkret war es irgendwas mit Pierre Richard...

PS: Ich war damals Praktikant, hatte eigentlich so ein Sendeprotokoll noch in meinen Unterlagen,

aber leider tatsächlich diesen Sommer alles entsorgt...

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Es kam auch vor, dass Fernsehprogramme ins Ausland als 16mm Kopien geschickt wurden.  Zum Beispiel, FAWLTY TOWERS (1975) wurde auf Video produziert (nur die Aussenaufnahmen auf 16mm) und auf Video in Grossbrittanien ausgestrahlt. Für den Export nach Australien und anderen (englischsprachigen) Ländern wurden allerdings 16mm Kopien hergestellt.  Diese Filme konnten auch einfach in Ländern mit NTSC oder SECAM Standard abgespielt werden.  Eine Episode habe ich hier als 16mm Film, und man kann die Fernsehzeilen ganz leicht im Bild erkennen.

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Früher wurden tantsächlich 35 mm Kinokopien im Fernsehen abgetastet und live gesendet. Auch die aktuellen 16 mm Einspieler in Nachrichten wurden vom Filmgeber abgetastet.

Daher musste der gesamte Programmablauf einer Abendschau schon mittags geübt werden. Beim SDR in Stuttgart waren Boschabtaster mit Bauer Projektoren in Betrieb.

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Im DDR Fernsehen war das "live" senden eines Abgetasteten Filmes bis zum Kauf eines Magnetbandbildgebers (sic!) Mitte der 80er Usus.

 

Die Werbeeinspieler wurden normalerweise im Vorfeld gemazt und dann gespielt, aber eben vorher in die richtige Reihenfolge geschnitten. Das muss schnell gehen und sah dann ebenfalls so aus.

 

Wer kann sich noch an die "Lustigen" wabernden CRT-Bilder zwischen den einzelnen Werbeeinspielern erinnern? Das war dann die Mischform: Der FAZ-geber mit den Leuchtschlangen wärend die Kurz-Maz-en in der Maschine rotierend gewechselt wurden, ähnlich wie in einer Jukebox.

 

Werbefilme waren im TV immer die Stiefkinder. Kurze Einsätze und dann ab in die Tonne. Ich hab selber viele 16mm Clips, leider ist das Cordband dafür weg. Die sahen wirklich schlimm aus, weniger verkratzt, aber sehr verstaubt.

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Ich finde es immer wieder erheiternd, wenn gerade jüngere Menschen aus den gebrauchten Ländern, den Ossis ihre eigene Welt erklären (sic!)

Soweit ich mich erinnere hatten wir noch bis 86, 110 Volt Aussenleiter gegen Aussenleiter in der Stadt und die ersten Stereoversuchssendungen auf UKW begannen kurz vor der Wende. Achso,  jedes Haus hatte Brunnenwasser.

http://www.fernsehmuseum.info/rft-mazen.html

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Also, ich sehe dies genauso wie Tornadofilm. Meiner Meinung nach war der eigentliche Hintergrund, warum im DDR-Fernsehen viele Filme bis in die späten 80er noch direkt abgetastet wurden, ganz einfach  dass die Bänder für die MAZen nicht in ausreichenden Mengen (häufig für Devisen) eingekauft werden konnten und man deshalb und wohl auch aus Qualitätsgründen sehr viel Filmmaterial "live" abtastete.

Bitte den verlinkten Artikel bis zum Schluss lesen, denn auch dort sind anfangs gemachte Behauptungen ("alles gekaut...") erst am Ende richtig gestellt....

Bearbeitet von IngoR (Änderungen anzeigen)
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Am 14.11.2019 um 17:47 schrieb tornadofilm:

Ich finde es immer wieder erheiternd, wenn gerade jüngere Menschen aus den gebrauchten Ländern, den Ossis ihre eigene Welt erklären (sic!)

Soweit ich mich erinnere hatten wir noch bis 86, 110 Volt Aussenleiter gegen Aussenleiter in der Stadt und die ersten Stereoversuchssendungen auf UKW begannen kurz vor der Wende. Achso,  jedes Haus hatte Brunnenwasser.

http://www.fernsehmuseum.info/rft-mazen.html

 

Diese Auskunft habe ich von jemandem, der im jetzigen RBB arbeitet und dort schon zu DDR-Zeiten techniker war. Die Bezeichnung "Magnetbandbildgeber" stammt aus einer Weisung, aber das nächste mal halt dann in ""

Vielleicht irrt dieser Mensch auch, immerhin, so kurz vor der Pensionierung noch schnell einem Jungen Kerl (der im Übrigen auch schon auf die 40 zu geht) einen Bären aufbinden *sarkasmus aus*

 

In Zukunft sag ich gar nichts mehr, wenn irgendwelche Dinge auftauchen, die in der DDR anders waren als im "Westen" und manche dann eine Wertung die es gar nicht gab hineininterpretieren.

Der verlinkte Artikel ist im Übrigen alles andere als neutral verfasst...

 

Unser gemeinsamer Bekannter aus Wismar kennt übrigens auch diese art der "live" Filmabtastung (die auch in der BRD noch lange Standard war, trotz MAZ)

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