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Das Kinosterben geht weiter


SchumiFV

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Mache ich, versprochen. Sowas ist in Arbeit, es hat auf bereits 590 Seiten ebenso viele Abbildungen und eine detailliertere Technikgeschichte als in www.widescreenmuseum.com, , handelt also allgemein vom Breitwandkino von 1893 bis 2005 (falls denn sowas jemals mal einer kauft, denn meine Bekannten sind eher skeptisch wegen des solitären Themas, das weder die Filmwissenschaft jemals tangierte noch die derzeitige Enwicklung heutiger Kinos mehr zu beflügeln scheint)

 

Aber es gab dafür mal ein Millionenpublikum - so vor einiger Zeit -, und die sind mir dann die liebsten, die sich daran erinnern.

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ich nehme ein exemplar für meine bibliothek und 10 stück, die wir in unserer "Film-Boutique" im kino foyer zum kauf anbieten. dies kann als eine verbindliche bestellung angesehen werden. würde auch für solch ein buch einen (wenn auch kleinen) markt sehen, da es ja nichts vergleichbares in buchform in deutscher sprache gibt.

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  • 3 Wochen später...

Dank für das überraschende Buchinteresse, jedoch wird das Manuskript vor Sommer 2005 nicht fertig - dann aber werden auch osteuropäische und sowjetische Breitwandverfahren und Kinos berücksichtigt. :)

 

Zurück zum Problemfall ROYAL PALAST in Berlin (danach wurde ja weiter obenstehend von Forumsteilnehmern gefragt):

 

Es wurde noch nicht komplett anderweitig vermietet, jedoch gibt es seit Monaten Gespräche mit Interessenten aus dem Textil- und Entertainmentgewerbe, wobei auch unabhängige Architekten Pläne vorlegten und mit diesen dann Anleger anwerben sollen. Allerdings eignet sich der Kinorohbau wenig für Textilhandel: umständliche Begehungen und teure Umbauten lohnen m.E. nur selten ein Investment in eine ebenfalls krisengeschüttelte Branche: die Textilbranche.

Dennoch kann man nicht seitens des Europacenters erwarten, daß es unbegrenzt den Leerstand des stillgelegten Kinoobjekts dulden wird, immerhin steht man auf einem Filet-Grundstück der City-West, muß den Druck auf die Gesamtimmobilie berücksichtigen und daher irgendwann einer lukrativen, neuartigen Gewerbeform eine Chance geben - soweit deute ich einmal das Selbstverständnis eines serösen Immobilienkaufmanns, dessen Aufgabe es jedenfalls nicht wäre, künftige Kinoruinen zu subventionieren.

Da in Berlin Mutmaßungen über den Abriß oder auch die Umnutzung des Kinoobjekts virulent sind, habe ich zum x-ten Male im Europacenter vorgesprochen und eigene Bemühungen um einen interimsgemäßen Weiterbetrieb der Spielstätte zugesagt. (Vorgestellt wurde das Konzept bereits auf der in obigen Postings auftauchenden Website.)

Ich erhielt am letzten Mittwoch ein Pachtangebot des Europacenters zur erwünschen Interimszeit bis Jahresende mit Betriebsnebenkosten von monatl. EUR 25.000 zzg. MwSt. Da in einer Interimszeit nun weder investiert noch renoviert werden kann, sondern evt. Anlaufverluste inkauf genommen werden müßten, wurde für diese begrenzte Zeit von einer Mietforderung nicht gesprochen - was jedoch den Brocken der Nebenkosten in keiner Weise schmackhafter macht.

Dies unterschreibe ich dennoch nicht, da ich spätestens nach acht Wochen insolvent wäre. Weitere Betreiberinteressenten, mit denen ich den Fall erörterte, lehnen einen interimsgemäßen Betrieb generell ab; fernerhin kommen Einwände gegen die Übernahme von Teilen des Altpersonals.

Daraus ergibt sich ein brandgefährlicher Notstand: da in Kürze der Bestandsschutz fällt, MUSS m.E. in Kürze ein wie auch immer gearteter Betrieb wieder aufgenommen werden.

Was in Berlin aus meiner Sicht immer weniger Kinofreunde befriedigt: eine Fortführung des alten Riech/UFA-Niveaus - oder andererseits - die Engagements von Supermarktkinoketten, die in Multiplexhäusern der Modulbauweise besser und billiger aufgehoben wären. Stattdessen wäre "ideal" und wünschenswert: ein konzertierter Auftritt der Ideengeber, Betriebswirtschaftswissenschaftler, Filmhistoriker, Ingenieure und Designer, um dem alten Roadshow-Palast die entsprechenden Impulse zu geben. Oder zumindest der Wille und Ehrgeiz, auch mit geringerem Know-how etwas zu gestalten, das sich von anderen Kinoformen positiv abhebt und nicht auf eine Kopie einer anderen Spielstätte hinausläuft.

 

Nun wird sich erweisen, ob es doch noch gelingt, Betreiberinteressenten an einen Tisch zu bringen und das Europacenter von der Zeitlosigkeit der Branche "Lichtspielhaus" zu überzeugen.

Wer übrigens Lust verspürt, kann dies gerne überzeugend zum Ausdruck bringen - und an das Europacenter schreiben.

 

Ein gute Nachicht ist somit, daß die gesamte Projektionstechnik an Ort und Stelle ist. Hier wage es bloß keiner, Hand anzulegen, denn sie fiele ihm ab, schwupp-di-wupp.

:twisted:

Auf die Unabdingbarkeit der Projektonsanlage für alle gängigen 35mm-Normal- und 70mm-Formate hatte ich vor einem Jahr én detail hingewiesen: zum Glück hat das Europacenter von der ausscheidenden UFA-Insovenzverwaltung das Equipment erworben - in Verrechnung mit Mietschulden.

Die leider schlechte Nachricht: ein Bauantrag zur Umgestaltung des Kassenhauses zur Straßenseite hin ist gestellt worden: das benachbarte Textilgeschäft wird vom Bauamt als Interessent genannt. Es handelt sich um eine vorübergehende Nutzung, bis entschieden ist, was mit dem Gesamtobjekt passiert.

 

Damit der Fall eines Kinokahlschlages noch rechtzeitig abgewendet werden kann, wäre es erfreulich, wenn sich Betreiberinteressenten einmal melden (bei mir oder / und beim Europacenter) und zumindest ein positives und perspektivisches Gespräch beginnen, das hoffentlich neue Lichter in das Terrain um die Gedächtnisirche bringt.

Historisches und ökonomisches Ziel ist die Reaktivierung des möglicherweise bedeutendsten Breitwandkinos, das vielleicht je erbaut wurde - und erneut eine zeitlose Plattform auch für alle modernen Formen des Unterhaltungs- und Kunstkinos darstellen dürfte. :smokin:

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Dank für das überraschende Buchinteresse, jedoch wird das Manuskript vor Sommer 2005 nicht fertig - dann aber werden auch osteuropäische und sowjetische Breitwandverfahren und Kinos berücksichtigt. :)

 

...das wird schon... :D

 

Gespräche mit Interessenten aus dem Textil- und Entertainmentgewerbe, wobei auch unabhängige Architekten Pläne vorlegten und mit diesen dann Anleger anwerben sollen. Ich erhielt am letzten Mittwoch ein Pachtangebot des Europacenters zur erwünschen Interimszeit bis Jahresende mit Betriebsnebenkosten von monatl. EUR 25.000 zzg. MwSt.

 

Textilramscher und Spielhöllen! :cry:

 

Wer kann denn mit anspruchsvoller Kinokost eine Pacht von 25.000 Euro :shock: :evil: einfahren? :cry:

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Anspruch: nicht immer "anspruchvolle Filme" (wir genießen ja alle gerne auch die modernen Action-Choreographien aus der digitalen Hexenküche), aber alles deutlich spektakulärer dargeboten und interessant genug von Rahmenveranstaltungen/Ausstellungen/Wandzeitungen umrankt ...

 

Begründung: bei 20 gleich aussehenden Kaufhauskinos dieser "Metropole" - und gut einer halben Million abstinenter, ehemals eingefleischter Kinofans dieser Stadt (die verbittert zur DVD exiliert sind) - sollte man sich baldigst überlegen, ob man was Unterscheidbares anbietet, oder (allem und jedem nacheifernd) gesichtslos untergeht. Da der Mainstream aus der City-West seit 1997 abwandert (nicht aber die Programmkinoszene), wird evident, daß diese Gattungsform in der Krise steckt und daher - im Gegensatz zu den respektablen Programmkinobetreibern - wenig kompetente Vorkämpfer aufzubieten vermag. Das nennt man salopp auch "Marktlücke", die plötzlich immer dann auftritt, wenn der Markt nach allgemeiner Anschauung zusammengebrochen ist.

 

Status Quo: jedenfalls laufen von besagten hiesigen 20 Kaufhauskinos m.W. nach nur fünf mit vertretbaren Zahlen (d.h. ohne verdeckte Verleihersaldos), der Rest wird eines Tages vermutlich keine Funktion mehr erfüllen (allg.: "Investitionsruinen"). Zumindest ein Drittel der Bevölkerung orientiert sich bei seinen Kinobesuchen glücklicherweise noch immer auch am "Charakter" und dem Image einer Spielstätte, sowie am Programm. Das hat nun dazu geführt, daß bis zuletzt so einige Action-, Science-fiction- und Fantasy-Freunde, aber auch Besucher der Berlinale, den etwas gammeligen, "verrohten" Royal-Palast dem benachbarten, modernisierteren Zoo-Palast (die bunte UCI Kinowelt) vorzogen.

 

Wie das wohl kommt? Seltsam doch, die Wege des Kunden! (Muß man einmal von ganzem Herzen miterlebt haben, was in dieser Stadt doch alles an Amüsantem möglich ist: im guten wie im schlechten. Das Einzugsgebiet hier ist ansonsten recht groß, da kann man Sonderprojekte durchaus ernsthaft angehen, was täglich immer wieder geschieht.) :wink:

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...wir als MPX fahren ja auch diverse OVs, jeder hier mitlesende weiß, was dieses an Kosten verursacht, wir bespielen das "Ferienkino", zeigen türkische OVs, französische OVs, jeder betriebswirtschaftlich denkende Mensch weiß, ich habe jetzt eine Woche lang Cody Banks auf der 15:30 und der 17:30 Schiene gezeigt, in dieser Woche hatten wir 17 zahlende Zuschauer, das kann sich beim bestem Willen nicht rechnen.

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Hallo: noch einmal und abschließend: ich rede hier nun die ganze Zeit nicht von Multiplexen, sondern ihrem Gegenteil par excellence, bittschön.

Die Branche besteht übrigens nur zu 38 % aus Multiplexen. So ist eben der Markt strukturiert.

Bitte nie wieder solche Programm-Vergleiche an dieser Stelle!

(Entweder ein Haus hat eine Kernkompetenz oder es bleibt Kettenkino mit Einheitsware.)

 

Apropos: türkische Filme hatten im Royal-Palast zuletzt hunderte an Besuchern - pro Vorstellung. Übertrafen somit den Mainstream haushoch.

 

Ende der Funkdurchsage.

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Welche Quelle?

Die ("älteren") Zahlen der FFA für Deutschland 2003 (vgl. http://www.filmfoerderungsanstalt.de/do...chluss.pdf ) lauten:

Anzahl der Leinwände/Säle: 73,3% (herkömmliche Kinos), 26,7% (Multiplexe)

Anzahl der Besucher: 55,9% (herkömmliche Kinos), 44,1% (Multiplexe)

Umsätze: 53,4% (herkömmliche Kinos), 46,6% (Multiplexe)

Tja, die Branche wächst sich "zu Tode" - derzeit mit abwärtsgerichtetem Markttrend: http://www.degi.de/immobilienanlage/pro...t_1103.pdf

Und hier der neueste "Boom" (Schlagzeile: "Ausgeglitzert" - Report vom 29.7.2004): Schließung des Kieft & Kieft-"Kristall-Palast"-Plexes in Dresden: http://www.dnn-online.de/dnn-heute/47188.html

Vergleich: Umsatzeinbußen der Multiplexe um 10%, bei der AG Kino/Gilde nur 6%: http://morgenpost.berlin1.de/ausgabe/ar...83333.html

Für eine Förderung der "Gegenkräfte": http://www.zeit.de/archiv/1999/51/199951.cinemaxx_.xml

 

Zeit für Roadshow und Programmkino. Kinosupermärkte haben wir hier alle satt bis zum Abwinken.

(Vielleicht sieht's ja in Frankfurt goldiger aus.)

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quelle: ein bekannter branchendienst, der 2 x wöchentlich die aktuellen zahlen veröffentlicht. es sind alle ketten, die cineplexe sowie einige independent multiplexe erfasst. einige wenige independent multiplexe melden aber dort nicht, also erhöht sich der anteil der multiplexe noch geringfügig.

 

im gegensatz zu anderen branchen ist die kinobranche also durchaus noch mittelständisch orientiert.

 

man vergleiche bitte mit dem elektromarkt: da gibt es nur noch 2 grosse, ProMarkt (Rewe) und MediaMarkt/Saturn (Metro-Gruppe), die über 90% des Umsatzes einbringen.

 

von diesem (horror)szenario ist die kinobranche noch weit, weit weg (und hoffentlich noch lange ...)

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  • 1 Monat später...

Das KLICK hatte seit seiner Eröffnung 1910 viele Namen: 1928 "Reichslichtspiele", 1929 "Dolly-Lichtspiele", 1930-43 "Windscheid-Lichtspiele", 1947 "Charlott-Lichtspiele", 1949 "Kino-Theater-Charlottenburg", 1954 "Charlott-Lichtspiele am Bahnhof Charlottenburg", 1968 "Klick". 1971 wurde es von dem Kopierwerkstechniker (Mosaik-Film) Michael Weinert übernommen, ein Urgestein der Off-/Programm- und Kunstkinoszene in Berlin, die als Ausklang der 60er-Jahre Revolte erblühte. Erster "Off-Kino"-Film ebendort: "Eine schwedische Liebesgeschichte", ein Berlinale-Beitrag. Der mutige Start dieses Szenekinos begann inmitten des bezirklichen Kinosterbens in Berlin. Weinert war jahrelang - bis Anfang der 90er Jahre - auf Repertoire-Film und Screwball-Comedies ("Hellzapoppin", "Tanz der Vampire") spezialisiert, die er teils in OF mit oder ohne UT zeigte. Eine programm-"politische" Nähe und Kooperation zu den ähnlich ausgerichteten Programmkinos der 70er und 80er Jahre (BALI in Zehlendorf, CINEMA in Steglitz, FILMKUNST 66 in Charlottenburg u.a.) war unübersehbar, obwohl der Zusammenhalt der einst berühmten Berliner Programmkinoszene mit der Einstellung des Monatsmagazins "Die Filmszene", in der fast alle Programmkinoaktivisten gemeinsam inserierten und kooperierten, schon 1984 zerfiel.

Für den Besucher führt der Weg zum Kinosaal über einen verwinkelten Vorraum, in dem eine rustikale Kneipe angesiedelt ist und ein alter Bauer B-8-Projektor ausgestellt wird. Rechts neben der Leinwand betritt der Kunde den recht kleinen und im Studio-Kino-Schwarz getönten Saal, Wände, Decke und Heizkörper sind schwarz-lackiert, und die sehr enge Bestuhlung gilt jahrzehntelang als Markenzeichen dieses Nickelodeon-artigen Kinotyps. Bereits 5 Jahre nach der Umstellung auf Tonfilm wird 1935 die Platzanzahl erneut verringert, bis die "antike" Bestuhlung 2000 vollends gegen neuwertige ausgetauscht wird. Die Leinwand geht konform zum Programm: 1.37 bis 1.66 wirken hier optimal, denn als Action-Haus für Breitwandfilme war es nie vorgesehen.

 

Wolf Biermann stöhnte bei einem Gesangsvortrag, er käme sich vor wie in einem "schwarzen Kohlenkeller", brachte aber dennoch seine Gesangspartie gut über die Runden. Rudolf Thome zeigte hier seine ersten Filme, auch Hermann Zschoche und Rainer Werner Fassbinder waren im KLICK zu Gast.

 

In den letzten Jahren wurde das Repertoire fast völlig abgelegt, was sich nunmehr als Fehler erwiesen hat; dafür wurden Filme der Programmkino-Erstaufführer nachgespielt, etwa des BROADWAY am Tauentzien oder des FILMTHEATER HACKESCHE HÖFE in der Mitte. Dieses "Nachgeben" machte m.E. das Profil des KLICK nicht gerade ambitionierter, und auch die Einrichtung eines Filmclubs namens "Loge", begleitet von philosophischen Vorlesungen, vermochte das Sprudelige und Trashige des etablierten Studenten- und Szenekinos nicht zu ersetzen. Weinert betont jedoch, daß programmatische Innovationen und Renovierungen seit längerem geplant gewesen seien, auch ein Antrag bei der FFA bevorstand, aufgrund aber der Weigerung des Vermieters, einen langfristigen Mietvertrag abzuschließen, leider keinerlei Handlungsspielraum gegeben war.

 

Geschlossen wurde am letzten Sonntag, dem 26.9.2004, mit dem Film "Delai Dreamtime-Floating This Time" von Michael Edols. Das Ende kam nach einer fristlosen Kündigung durch den Vermieter, bei dem sich Mietschulden angehäuft hatten - demgemäß stellt es die Berliner Zeitung dar. Weinert bekundet, der Vermieter habe bereits vor 15 Jahren den Mietvertrag nicht mehr verlängern wollen und jetzt die Räumungsklage eingereicht. Es hat sich angeblich ein neuer Betreiber-Interessent für das KLICK gefunden, aber im Moment hat sich die Hausverwaltung noch alle Möglichkeiten offen gelassen.

 

Das Kinosterben in der City-West wurde durch runinöses Overscreening und maßlose Investments in Multiplexe "künstlich" herbeigeführt, zumal es sich zuvor hier um eine intakte Infrastruktur handelte, die architektonisch und programmatisch einzigartige Kinoformen hervorgebracht hatte. Seit dem inflationären Oversceening - selbst im Programmkinobereich - und inbesondere der Massenschwemme an Kinofabriken am Potsdamer Platz hat sich überall (in Kleinstkinos ebenso wie in den Plexen) das Niveau drastisch verschlimmert, von Verschuldung, schwacher Projektionsqualität, sich etablierendem Nachspiel, über vergammeltes Interieur bis hin zum Lohn-Dumping gar nicht erst zu reden.

 

klick_aussen.jpg

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  • 1 Monat später...
Es heißt allgemein, in Berlin stehe demnächst ein weiteres Traditionskino vor der Schließung - was muß ich mir bei meinem kommenden Besuch noch ansehen, bevor der nächste Klamottenmarkt eröffnet? :?:

Bitte um lokal fundierte Aufklärung, vielen Dank!

Dies beträfe möglicherweise nach einer Meldung der Berliner Zeitung eines der berühmtesten Kinostätten der Geschichte: Hans Poelzigs BABYLON an der Rosa-Luxemburg-Str. 30 in Berlin-Mitte - Nähe Alexanderplatz. Kein kommerzielles Theater, sondern ein staatlich gefördertes, international renommiertes Kommunales Kino, das erst vor etwa anderthalb Jahren nach jahrelangem Tauziehen zwischen der Kommune, mit Unterstützung des Denkmalschutzes und einem Förderverein für viele Mio. EUR restauriert/rekonstruiert wurde (darunter die Wiederinbetriebnahme einer Welte-Kinoorgel). http://www.fkh-babylon.de/section-historie

 

DER TAGESSPIEGEL meldet, das "Berliner Filmkunsthaus Babylon" sei akut in seinem Bestand bedroht:

 

Nach Mitteillung der Geschäftsführerin, Sabine Lenkeit, muss das Kino Anfang Dezember schließen, sofern ein auf 125 000 Euro aufgelaufener Fehlbetrag nicht noch kurzfristig ausgeglichen werden kann. Das Babylon [...] mit seinen jährlichen kommunalen Zuwendungen von 320 000 Euro ist neben dem Kino Arsenal das zweite staatlich geförderte Kino in Berlin [hier irrt der TAGESSPIEGEL, zumal mit dem "Zeughaus-Kino" im Deutsch-Historischen Museum ein drittes KoKi Mitte diesen Jahres nach ebenfalls jahrelangen Renovierungen seinen Betrieb wieder aufgenommen hat, Anm. von @cinerama], das mit vielseitigem Programm vor allem der Filmgeschichte und der Filmkunst verpflichtet ist.

Offenbar ist die Kulturverwaltung, anders als in den strukturell bereits wackligen letzten Babylon-Jahren, wegen der angespannten Haushaltssituation nicht mehr in der Lage, die finanziellen Löcher zu stopfen. Begonnen hatten die strukturellen Probleme nach der Restaurierung des denkmalgeschützten Poelzig-Baus im Mai 2001. Allein 21 000 der der 26 000 Euro monatlicher Subvention gehen derzeit für die Betriebskosten des Gebäudes drauf, sagte Lenkeit. [...] Doch da hier in diesem Jahr nicht genug Geld geflossen sei, habe der Verein hierfür den Betriebskosten-Topf angreifen müssen. Der Verein ist seit Mai die Miete schuldig - und nun verpflichtet worden, dei Dezembermittel nur dafür zu verwenden. Folglich bleibe kein Geld mehr fürs Programm.

Unterdessen haben Kultursenator Flierl und Staatssekretärin Barbara Kisseler dem Verein die Streichung der institutionellen Förderung zum 1. Januar angekündigt und ihm empfohlen, Insolvenz anzumelden. Wie es weiter heißt, soll im Wege eines Interessentenbekundungsverfahrens einem anderen Betreiber [bittesehr? Wer sollte denn dieses historische Haus "noch attaktiver" betreiben können? Vielleicht "StarMaxX-Kinowelt-Palast & Co"?, Anm. von @cinerama] im Wege eines Interessenbekundungsverfahrens die Chance gegeben werden, das traditionsreiche Haus weiterzuführen [da bleibt ja nur noch ein film-fremder Betreiber übrig, so schwammig ist die Verlautbarung leider formuliert, Anm. von @cinerama].

Der Filmkunsthaus-Verein warnt, dies könne nur mit einer "radikalen Kommerzialisierung" einhergehen. Das derzeitige Profil mit ambitionierten Filmreihen - und auch als Gastgeber von Festivals wie der Berlinale und zuletzt von "interfilm" - wäre dann nicht mehr zu halten.

 

Zit. aus: "Stirbt das Berliner Babylon-Kino? Filmkunsthaus bangt um sein Dezember-Programm". In: DER TAGESSPIEGEL, Rubrik "Kultur", 11.11.2004, S. 30.

 

Babylon1948..Fall_von_Berlin.komp.jpg

Foto: Archiv @cinerama

 

Ein doch herzergreifender Aufruf mit Solidaritätslisten findet sich auf der Website des Hauses: http://www.fkh-babylon.de/

Ebenso einige aktuelle Fotos. Ich werde demnächst aus meiner Sammlung weitere hier ins Netz stellen.

 

Es ist zu hoffen, daß einige Kollegen aus diesem Forum ein Protestschreiben an die auf o.g. Website adressierten Senatsstellen verfassen. Immerhin handelt es sich um das letzte erhaltene Stummfilm-Erstaufführungskino dieser von Pleiten gebeutelten Metropole.

Danke!

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  • 2 Wochen später...

Es ist dieses aber nicht nur Fall der Politik, sondern auch der Geschäftsführung und Programmgestaltung des Betreibervereines zuzuschreiben. Die vom Senat zugedachten Gelder haben in keinem Jahr ausgereicht, den Betrieb kostendeckend zu führen, seit Bestehen wurde der Etat um fast 50% überschritten. Dass es da irgendwann an der Zeit ist, den Stecker zu ziehen, ist klar.

Wie ich es verstanden habe, ist der Berliner Senat jedoch daran interessiert, daß das Kino nicht untergeht, sondern ein neuer Betreiber(-verein), der eventuell besser und publikumswirksamer Programm zu machen versteht, mit den zugedachten Fördergeldern weiter zu versorgen, allerdings ohne irgendwelche "Haushaltsüberziehungen".

Ehrliche Frage, die sich die Betreiber stellen müssen: Da wird das Haus KOSTENLOS, d.h. ohne Miete und Betriebskosten zur Verfügung gestellt, und es gelingt nicht einmal, den operativen Betrieb KOSTENDECKEND zu betreiben? Da muß etwas falsch sein.

Demnach bedeutet das Ende des jetzigen Betreibervereines nicht unbedingt das Ende des Babylons, was durchaus auch ohne "radikale Kommerzialisierung" funktionieren kann. Babylon hat Potential - das es zu nutzen gilt! Glücklicherweise steht die Inneneinrichtung samt Orgel und Technik unter Vorbehalt, ein neuer Betreiber wird also nicht "bei Null anfangen müssen".

 

Stefan

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Daß sicherlich Fehler gemacht wurden - auf allen Seiten - scheint auch mir schlüssig zu klingen. In der Berliner Abendschau auf rbb war am letzten Mittwoch eine Reportage zur Protestveranstaltung im BABYLON ausgestrahlt worden, in dem der Vereinsvorsitzende, Janko Jochimsen, zu Wort kam. Der Reporter fragte mit Blick auf die angehäuften Haushalsdefizite und die Ausgleichszahlungen seitens des Senats: "Und darauf haben Sie sich nun verlassen"!". "Eigentlich: ja", kam es zurück.

Dies erweckt zunächt einmal einen "blauäugigen" Eindruck, andererseits handelt es sich um eine Kultureinrichtung der Kommunen und um eines der bedeutendsten Denkmäler der dt. Filmlandschaft.

Nein, die Rechnungsprüfungen des Senats bestätigten dem Betreiberverein sogar eine solide Geschäftsführung:

http://www.berlinonline.de/berliner-zei...94588.html

Hier kann im Umkehrschluß also nicht kommerziell argumentiert werden. Im Zweifelsfall müssen und sollen diese Ausgleichszahlungen auch erfolgen, ansonsten wäre der Museumsbetrieb nicht mehr existenzfähig.

Ich werbe massiv für diese Lösung: Sollen doch die Multiplexbetreiber endlich mit einer höheren, abgestuften FFA-Abgabe belegt werden, um dem Problem des Kinokahlschlages zu begegnen. Diese haben die Krise und den historischen Verfall der Städte zu verantworten.

Das Problem beim BABYLON wird aus meiner Sicht zu schnell als Krise der Geschäftsführer dargestellt, und selbst die Solidaritätsreportagen sind von dieser Auslegung nicht ganz frei:

http://www.mmeansmovie.de/forum_13.html

Nur selten ist die Rede davon, daß von den bisherigen (nun ab Januar offenbar entfallenden) Senatszuschüssen sowohl Miete wie auch Mietnebenkosten bestritten werden müssen. Die Miet- und Mietnebenkosten für das 2-Saal-Haus liegen fast auf Höhe des 5-Saal-Kinocenters Royal-Palast: 22 Tsd. Euro im Monat! Ich denke einmal, daß die beiden ARSENAL-Kinos am Potsdamer Platz (zwei Neubauten kommunaler Kinos anno 2000) nur einen Bruchteil solcher NK aufzuwenden haben. Hinzu kommen beim BABYLON aufwendig gestaltete Monatsflyer und Programme, hohe Kosten für die Einfuhr der Filmkopien aus dem In- und Ausland sowie Zahlung von exorbitanten Aufführungslizenzen.

 

Die "Freunde der deutschen Kinemathek" (KINO ARSENAL) haben in ihrem Monatsprogramm dazu aufgerufen, daß das BABYLON mit dem bisherigen Konzept und den bisherigen Betreibern weiterbestehen müsse.

http://www.arsenal-berlin.de/arsenal/te...bylon.html

Ich würde mich dem durchaus anschließen, in Befürchtung dessen, was sonst an "Betreibern" oder "Verwertern" für anno 2005 zu erwarten wäre. Hier könnte es noch ein böses Erwachen für alle Filmfreunde geben. U.U. sogar gar kein Kino mehr.

 

Der Vermieter jedenfalls hat sein Verfügungsrecht über das Inventar geltend gemacht, und dies könnte bedeuten, daß jenseits des Denkmalschutzes (die neue, daher geschichtslose) Projektionstechnik ebenso wie die geschichsträchtige Kinoorgel verkauft werden könnten, um Mietrückstände zu verrechnen.

 

Ein ganz bedrohliche Situation, wo jetzt Spendenaufrufe vielleicht noch einmal das Schlimmste abwenden könnten.

 

Für Protestschreiben werden hier die Vordrucke angeboten:

http://www.kino-zeit.de/news/artikel/19...igung.html

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  • 3 Wochen später...

Was wird aus dem Royal Palast in Berlin 2005? Gibt es schon Pläne oder Neuheiten? Ich würde gerne das Kino einmal erleben und bedaure es sehr das ich vorher nie Gelgenheit hatte

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  • 2 Wochen später...

Letzte Vorstellung in der Düsseldorfer Lichtburg

 

Die Düsseldorfer Lichtburg schließt heute nach 94 Jahren ihre Pforten. Das Traditionskino an der Königsallee ist für den Betreiber Ufa/Cinestar aufgrund der hohen Mietpreise nicht mehr haltbar. Am heutigen Mittwoch geht die Lichtburg-Ära mit einem Spezialprogramm, in dem u. a. Hitchcocks "Über den Dächern von Nizza" gezeigt wird, zu Ende. Theaterleiter Carsten Breuer bleibt für die Ufa/Cinestar-Gruppe tätig, die Zukunft der übrigen 13 Mitarbeiter ist ungewiss. In den Kinobau an der Königsallee werden eine Boutique und die Filiale einer US-Kaffeehauskette einziehen. Der Name "Lichtburg" soll für ein neues Kino im benachbarten Einkaufszentrum Kö-Galerie weiter verwendet werden.

 

Quelle: Blickpunkt:Film

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