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Blastogenese X: 16mm im Steinbruch und das Engagement von Konstantin Hockwin


Conrad Veit

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Liebe alle,
 
eigentlich bin ich bei Euch bisher eher aufmerksamer Mitleser, der sehr dankbar über die vielen Infos und Anleitungen zum analogen Film ist, die ihr hier so fleißig postet. Nun möchte ich aber auch einmal mein Filmprojekt der vergangenen 2 Jahre vorstellen und damit vor allem auch meine durchweg positiven Erfahrungen mit dem Kinoenthusiasten (und Idealisten) Konstatin Hockwin (Forgotten Film Entertainment) teilen, der mir meinen bzw. unseren 27-minütigen 16mm Film „Blastogenese X“ gescannt hat und mir bis heute engagiert mit Rat und Tat zur Seite steht.
 
In den letzten beiden Hitzesommern habe ich mit der Bolex H16, meiner Partnerin Charlotte Maria Kätzl und ihren wunderbaren Kostümen in 2 Steinbrüchen in Niedersachen einen 16mm Film performativ erarbeitet und gedreht, den wir anschließend per Hand und einer Menge Dokumol und später HC 110 in der Kunsthochschule in Braunschweig selbst entwickelt haben. Aus ästhetischen Gründen, aber auch aus Gründen des geringen studentischen Budgets haben wir mit dem orthochromatischen Lichttonnegativfilm von ORWO/Filmotec gearbeitet. Ein Film, der uns in seinen Eigenschaften und in seiner Belichtung als Frischlinge sehr herausgefordert hat, sodass wir mehr als 2 km Film belichtet und entwickelt haben. Da wir für Filmfestivals und Ausstellungskontexte um eine digitale Auswertungsmöglichkeit nicht herumgekommen sind, standen wir vor dem Problem, wo wir solch eine Menge an Negativfilm in angemessener Qualität so abtasten lassen können, dass wir uns den Scan als Studierende auch leisten können.
 
Nach mehreren Probescans bei den üblichen Marktanbietern ist der Kontakt zu Konstantin Hockwin bei Nürnberg entstanden, der uns mit Hilfe seiner Partner tolle Ergebnisse geliefert hat und uns darüber hinaus für die Menge an Filmmaterial ein Angebot vermittelt hat, dass es uns finanziell erst ermöglichte, das Material auch digitalisieren zu können. Konstantin stand uns seitdem mit Rat und Tat zur Seite, organisierte für uns auch, dass ein kleiner Teil nachträglich gescannt wurde, wie auch die Credits, die wir nachträglich noch mit der Krass belichtet haben, half uns mit dem DCP etc. etc. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle auch nochmal bei Konstantin „Konni“ bedanken, der genauso wie ich, hier eher stiller Leser ist und der in diesen Zeiten mit seinem filmarchäologischen Verleih Forgotten Film Entertainment und der Restauration von 16 und 35mm Filmen tolle Arbeit leistet (https://www.nordbayern.de/kultur/gangsterkino-aus-nurnberg-1.9085463).
Danke für deinen Support, Konni! 
 

Wer Interesse hat, was wir im Steinbruch bei meist 30 Grad im Schatten aus dem denkbar ungeeigneten Lichttonnegativfilm herausgeholt haben, der findet hier einen kurzen Teaser von BLASTOGENESE X:

 

https://vimeo.com/460914420

 
Und bei Interesse findet ihr hier noch mehr zum Film und den Hintergründen der Entstehung:
http://conrad-veit.com/blastogenese-x
 
Herzliche Grüße,
Conrad

Veit, Conrad_Blastogenesis_X_Still_2.jpg

Bearbeitet von preston sturges
Überarbeiteter Text, auf Wunsch des Verfassers ersetzt (Änderungen anzeigen)
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vor 5 Minuten schrieb magentacine:

Sehr schöne und mit Bedacht gestaltete Bilder, erinnert mich spontan an Jodorowskys FANDO Y LIS (1967).

Vielen Dank! Das freut mich. Das Framing ist eben doch neben dem Licht alles. War schwer keine störenden Harzer Fichten ins Bild zu bekommen 🙂 Ich hoffe mein Beitrag riecht nicht zu sehr nach Werbung. Mir ging es wirklich nur darum einen Erfahrungsbericht zu schildern und mich für das außerordentliche Engagement zu bedanken. 

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Krasses Ding! Glückwunsch! Und Werbung für eigene Filme ist hier doch mehr als erwünscht! Wie/wo kann man den Film in voller Länge sehen?

Framing und Licht ist wirklich fast alles - beides super. Ich kann kaum glauben, dass diese surreale Landschaft in Deutschland aufzufinden ist.

Bzgl. des Orwo-Films: Welcher ist das? Wie wird der belichtet?

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Hallo zusammen!

 

Ihr seid ja voll des Lobes, vielen Dank. Ich glaube aber nach wie vor, dass ein guter Film auch ohne "bestes Equipment und erhebliche finanzielle Ressourcen" entstehen kann. Wir hatten im Prinzip nur die Bolex, samt Stativ und Charlottes Kostüme dabei als wir damit guerrillamäßig in die Steinbrüche gegangen sind und dieses Ding an über 30 Drehtagen langsam wie eine Schnecke mit viel Schweiß und Blut erarbeitet und gedreht haben. Der ORWO ist einer der Lichttonnegativfilme von Filmotec. Ich müsste nochmal nachschauen, welchen Kürzel er getragen hat. Es waren aber ohnehin schon Restbestände, die wir verwendet haben. Der Film wird normalerweise nicht zum Drehen verwendet, sondern zum Kopieren oder für Lichtton, so viel ich weiß. Aber da gibt es hier im Forum Vollprofis, die das bestimmt besser wissen. Daher ist der Film auch nicht DIN-spezifiziert, sodass wir erst einmal Belichtungsreihen machen mussten, um rauszufinden, wie lichtempfindlich er ist. Belichtet haben wir dann bei 12 DIN + Erfahrungswert je nach Lichtsituation und mit dem Belichtungsmesser gearbeitet. Doch es war manchmal wirklich eine Herausforderung, wenn wir mehr als nur Strichmännchen belichten wollten, vor allem wenn die Sonne schien, was sie in den letzten beiden Hitzesommern fast pausenlos tat. Als wir 2018 parallel mit dem Super 8 Ektachrome 100D gearbeitet haben, kam es mir von der Einfachheit der Belichtung im Vergleich so vor, als würde ich plötzlich digital "filmen".  

 

Auch wenn es noch nicht offiziell ist, zu sehen gibt es BLASTOGENESE X ab dem 20.02. im Künstlerhaus in Dortmund, ab Mai im Landesmuseum Koblenz und später im Jahr in den Deichtorhallen in Hamburg, wenn uns Corona da nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Vielleicht dann auch in Bälde auf irgendeinem Filmfestival? Das wäre schön, wenn denn irgendwann mal wieder welche physisch stattfinden können. Ich poste das dann gerne nochmal :-) 

 

Just heute ist über den Film übrigens auch ein Portrait ab Seite 28 im Braunschweiger VierViertelKult erschienen. Die PDF hänge ich doch einfach mal an. Vielleicht hat wer Interesse. 

 

VVK-4-2020-www_neu.pdf

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vor 12 Minuten schrieb St1600:

Mir fehlt der Plot,  eine Geschichte mit Vorahnungen, Spannung, Auflösung.

Nur Titten und was daraus im Betrachter entstehen soll, ist mir zu wenig.

 

 

Naja, wenn man diesen Film mit der Erwartungshaltung sieht, den man an einen sonntagsabendlichen Tatort hat, wird man natürlich enttäuscht. Das ist klar. Ich glaube Blastogenese X ist eher ein experimenteller Film mit fragmentarischer Narration, der hybride Lebensformen zwischen Mensch und Tier in einer fremdartigen Landschaft zeigt und ein wenig wie eine Tierdokumentation aufgebaut ist :-) Ich finde es wichtig, dass es da draußen noch mehr Bewegtbildformen gibt, die sich eben nicht so einfach entschlüsseln lassen, wie der abendliche Fernsehfilm.  

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vor 1 Stunde schrieb Conrad Veit:

zum Kopieren oder für Lichtton

 

Damit werden Lichtton-Negative hergestellt.

Mit einer Tonkamera wird das Audiosignal in eine Zackenschrift (gibt auch andere Verfahren) umgesetzt.

 

Das Lichtton-Negativ wird parallel zusammen mit Bildnegativ und Print-Rohfilm in die Kopiermaschine eingelegt.

Somit wird die Lichttonspur mit aufbelichtet.

Ergebnis ist eine Lichttonkopie.

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vor 8 Minuten schrieb Ray Van Clay:

 

Damit werden Lichtton-Negative hergestellt.

Mit einer Tonkamera wird das Audiosignal in eine Zackenschrift (gibt auch andere Verfahren) umgesetzt.

 

Das Lichtton-Negativ wird parallel zusammen mit Bildnegativ und Print-Rohfilm in die Kopiermaschine eingelegt.

Somit wird die Lichttonspur mit aufbelichtet.

Ergebnis ist eine Lichttonkopie.

 

Ah, ok. Dann hatte ich es noch halbwegs richtig im Kopf. Macht heute aber so gut wie Keiner mehr wirklich, oder?

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Die Erwartung wird vom Werk geweckt. Es geht als klassisches Erzählkino los mit Darstellung des Orts der Handlung, dann mit Einführung einer Figur, sogar noch aus einer Art Ei schlüpfend als unmißverständliches Zuunskommen, da kann man sich nicht mit Experiment herausreden oder fragmentarische Narration behaupten. Die ist nicht gegeben, ich finde, erzählt wird ziemlich lückenlos. Wir haben Einheit von Ort, Zeit und Handlung wie im antiken Drama.

 

Science Fiction liegt nicht vor, weil keine Wissenschaft im Spiel ist. Es ist ein Fantasiefilm.

 

Wenn ich lese Dabei wird das Kostüm thematisiert und versteht sich als Attribut zum nackten Körper, dann muß ich den Kopf schütteln. Kostüm? Da ist kein Kostüm. Was ein Kostüm ist, darf man sich anlesen. Fantasiewesen tragen kein Kostüm, umso weniger, als es sich um Tiere handeln soll. Wenn es doch ein Kostüm sein soll, sehe ich bloß noch fast nackte Menschen mit angeschnallten Dingen. Ganz abwegig ist die Formulierung versteht sich als Attribut. Seit wann haben Gegenstände ein Selbstverständnis? Das ist Szenesprache, die bei mir nicht verfängt, auch Doppelpunkt-Bindestrich-schließende Klammer helfen nicht. Ein Smiley macht verlogenen Text nicht aufrichtig.

 

Ich habe ein abgeschlossenes Grundstudium in Kunstgeschichte und Filmwissenschaft, daher kann ich ikonografisch ordnen. Das Interessanteste ist der Sprung von den festen Einstellungen zu einer sehr dynamischen Aufnahme, rückwärts vor der Figur weichend.

 

Ich habe nur die Kurzfassung gesehen.

 

Positiv werte ich die Verwendung von ORWO TF 12 d, ein orthochromatischer Tonaufnahmefilm. Schwarzweiß, das mir sehr liegt, und feinkörnig. Sorgfältige Kameraarbeit, bewußt gemachte Montage. Der Ton er-/überhöht das Bild nicht. Er nervt mich eher, Synthesizersachen habe ich nie gemocht.

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vor 55 Minuten schrieb Simon Wyss:
vor 55 Minuten schrieb Simon Wyss:

Die Erwartung wird vom Werk geweckt. Es geht als klassisches Erzählkino los mit Darstellung des Orts der Handlung, dann mit Einführung einer Figur, sogar noch aus einer Art Ei schlüpfend als unmißverständliches Zuunskommen, da kann man sich nicht mit Experiment herausreden oder fragmentarische Narration behaupten. Die ist nicht gegeben, ich finde, erzählt wird ziemlich lückenlos. Wir haben Einheit von Ort, Zeit und Handlung wie im antiken Drama.

 

Science Fiction liegt nicht vor, weil keine Wissenschaft im Spiel ist. Es ist ein Fantasiefilm.

 

Wenn ich lese Dabei wird das Kostüm thematisiert und versteht sich als Attribut zum nackten Körper, dann muß ich den Kopf schütteln. Kostüm? Da ist kein Kostüm. Was ein Kostüm ist, darf man sich anlesen. Fantasiewesen tragen kein Kostüm, umso weniger, als es sich um Tiere handeln soll. Wenn es doch ein Kostüm sein soll, sehe ich bloß noch fast nackte Menschen mit angeschnallten Dingen. Ganz abwegig ist die Formulierung versteht sich als Attribut. Seit wann haben Gegenstände ein Selbstverständnis? Das ist Szenesprache, die bei mir nicht verfängt, auch Doppelpunkt-Bindestrich-schließende Klammer helfen nicht. Ein Smiley macht verlogenen Text nicht aufrichtig.

 

Ich habe ein abgeschlossenes Grundstudium in Kunstgeschichte und Filmwissenschaft, daher kann ich ikonografisch ordnen. Das Interessanteste ist der Sprung von den festen Einstellungen zu einer sehr dynamischen Aufnahme, rückwärts vor der Figur weichend.

 

Ich habe nur die Kurzfassung gesehen.

 

Positiv werte ich die Verwendung von ORWO TF 12 d, ein orthochromatischer Tonaufnahmefilm. Schwarzweiß, das mir sehr liegt, und feinkörnig. Sorgfältige Kameraarbeit, bewußt gemachte Montage. Der Ton er-/überhöht das Bild nicht. Er nervt mich eher, Synthesizersachen habe ich nie gemocht.

 

Hallo Simon,

 

danke für deinen Beitrag, auch wenn er sehr kritisch ist.  Aber ich glaube, ich lasse das weitestgehend mal so stehen, weil meine Entgegnung sonst doch etwas länger ausfallen würde und mir an so einer Stelle ein mündliches Gespräch immer sinnvoller erscheint. Trotzdem wäre es lieb von dir, wenn du mir keine verlogene Texterei unterstellst - zumindest kam das für mich so rüber. Ich bin Künstler und als solcher mit so einer Arbeit natürlich angreifbar, vor allem dann, wenn ich sie hier selber poste, womit ich vor allem meinen Dank für Konstantin ausdrücken wollte, der uns einfach unfassbar geholfen hat. Dieser Film kam vom Herzen und hat nichts Negatives im Sinn und ein Text über den Film entsprechend ebenso wenig, somit ist er auch nicht verlogen. Ich denke vielmehr, dass du viele Begriffe (Science Fiction beispielsweise) hier sehr sehr eng definierst und damit bestimmte Dinge schnell vom Tisch wischst, die es aber genauer zu betrachten gilt. Damit meine ich beispielsweise die Adaptionen von Sci-Fi-Genreelementen genauso sehr wie Kostüm. Natürlich ist Blastogenese X kein klassischer Kostümfilm á la Sissi und natürlich ist Blastogenese X kein Science Fiction wie Logan`s Run, dennoch spielt er mit allerlei und eben auch mit diesen Elementen. Der Film ist damit vielleicht genauso Hybrid, wie seine hybriden Wesen. Und Kostüm ist in diesem Film eher zu verstehen als tierisches Attribut, das dem nackten menschlichen Körper hinzugefügt wird....

 

So jetzt aber genug. Du hast mich ja schon privat angeschrieben. Vielleicht diskutieren wir da freundlich weiter :-)

 

 

Bearbeitet von Conrad Veit (Änderungen anzeigen)
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vor 9 Minuten schrieb F. Wachsmuth:

Absolut großartig. Gefällt mir extrem gut. Ich brenne jetzt drauf, den ganzen Streifen zu sehen! Sagst Du Bescheid, wenn er in den Deichtorhallen zu sehen ist?

 

DANKE, Friedemann! Ja, das mache ich auf jeden Fall, sobald der Termin ganz klar ist. Momentan herrscht bei den Kulturorten ja noch extremste Planungsunsicherheit, aber es wird vermutlich Spätsommer/September werden. 

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vor 2 Stunden schrieb Simon Wyss:

Science Fiction liegt nicht vor, weil keine Wissenschaft im Spiel ist.

 

Mich erinnert das exoplanetarische Steinbruch-Ambiente ein wenig an Kluges "Willy Tobler und der Untergang der 6. Flotte".

 

 

vor 2 Stunden schrieb Conrad Veit:

[Lichtton] Macht heute aber so gut wie Keiner mehr wirklich, oder?

 

Vermag ich nicht zu sagen. Hab das vor 35 Jahren eine Zeitlang beruflich gemacht...

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Am 18.12.2020 um 15:03 schrieb Conrad Veit:

 

Naja, wenn man diesen Film mit der Erwartungshaltung sieht, den man an einen sonntagsabendlichen Tatort hat, wird man natürlich enttäuscht. Das ist klar. Ich glaube Blastogenese X ist eher ein experimenteller Film mit fragmentarischer Narration, der hybride Lebensformen zwischen Mensch und Tier in einer fremdartigen Landschaft zeigt und ein wenig wie eine Tierdokumentation aufgebaut ist 🙂 Ich finde es wichtig, dass es da draußen noch mehr Bewegtbildformen gibt, die sich eben nicht so einfach entschlüsseln lassen, wie der abendliche Fernsehfilm.  

 

Muß man mit Begriffen wie "fragmentarischer Narration" und "hybriden Lebensformen" argumentieren, um die für mich dürftige Geschichte zu charakterisieren?

Leider liegt das Vorurteil "sonntagsabendlicher Tatort" bei jemandem, der aus Überzeugung keinen Fernseher besitzt, ein bisschen daneben... 

 

Nimm doch mal Kritik zu Herzen, muß nicht verkehrt sein!

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vor einer Stunde schrieb St1600:

 

Muß man mit Begriffen wie "fragmentarischer Narration" und "hybriden Lebensformen" argumentieren, um die für mich dürftige Geschichte zu charakterisieren?

Leider liegt das Vorurteil "sonntagsabendlicher Tatort" bei jemandem, der aus Überzeugung keinen Fernseher besitzt, ein bisschen daneben... 

 

Nimm doch mal Kritik zu Herzen, muß nicht verkehrt sein!

Nein, das muss man nicht und das habe ich auch nicht. Ich wollte mit meiner Antwort lediglich darauf hinweisen, dass es eben auch Bewegtbilder gibt, die fernab des konventionellen szenisch-narrativen Films aus dem Abendprogramm liegen. Wenn kommendes Jahr hoffentlich wieder Filmfestivals physisch stattfinden können, gibt es für diese vielen Randbereiche des Filmischen wieder wertvolle Beispiele...! Aber ich finde es gut, dass meine Kurzfassung hier so unterschiedlich von "grandios" bis "der Film hat keinen Plot" aufgenommen wird. Das zeigt doch nur, dass der Film diskutabel ist. Nur möchte ich mir natürlich trotzdem erlauben, meine eigene Sicht formulieren zu dürfen. Kritik ist aber immer willkommen.

 

Übrigens besitze ich aus Überzeugung gleich mehrere gute alte Röhren, die auf so schöne Namen wie Graetz Kalif, Wega 3000 oder Barco hören 🙂 Ich bin da wenig dogmatisch. Siehe: http://conrad-veit.com/telestationblastula

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Am 18.12.2020 um 15:03 schrieb Conrad Veit:

wie eine Tierdokumentation

 

Hm, da ist tatsächlich was dran. In den Tierdokus werden - auch heute noch - oft Tiere vermenschlicht: "Da hat die vorwitzige kleine Antilope nochmal Glück gehabt..." etc.

Hier wiederum übernehmen Menschen umgekehrt tierische Verhaltensweisen. Inszeniert ist beides.

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Mich beschleicht eine Art Fassungslosigkeit, wenn die Reaktionen hier zwischen Wortklauberei ("das ist kein Kostüm") und Wahrnehmung als "plottfreiem Tittenfilm" mäandern, nach dem ein sechsminütiger Teaser konsumiert wurde. 
Ich will nur sagen, dass ich lange nicht mehr so oft zurück zu Vimeo gegangen bin, um die Wirkung eines Teasers noch mal zu erfahren. Gestern Abend das letzte Mal, im digitalen Heimkino auf 3,80 m Breite — einfach gut. 
 

Mich fesselt so viel daran. Die sorgfältig ausgesuchten Szenenorte. Die Kadrierungen. Die Szenenlängen, gerade zusammen mit dem großartigen Soundtrack. Die gelungene Abstraktion der Natur durch die Orthochromasie. Das Flattern der Hände... und wie die Kostüme durch die harte Lith-Ästhetik sich an die Darsteller "einfügen", ohne and Fremdheit zu verlieren. Das ist eine geniale Grätsche irgendwo ganz weit zwischen Puppntrick und CGI. 
 

Mich inspiriert dieser Teaser sehr, und ich habe enorm große Lust auf mehr. Und Lust zu versuchen, mir an deinem Blick etwas abzugucken. 

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Ihr Beiden! Vielen Dank für Eure Nachträge. Ich freue mich wirklich über das Feedback. Insbesondere in diesen Zeiten, wo der Film auf Halde liegt und leider nirgendswo laufen kann, da für mich Corona fast einem Spielverbot gleichkommt und man kaum mehr in den Austausch treten kann. Normalerweise rede, schreibe und erkläre ich gerne und oft sehr sehr viel - hier wollte ich zum Film und "warum das so ist" aber erst einmal wenig sagen, um nicht alles zu erklären und gleich vorwegzunehmen . Rumgeschwafel kann ja auch schnell langweilig werden...

 

Wie wild und primitiv der Film entstanden ist, illustrieren übrigens die Setfotos auf meiner Website ein wenig. Wenn ihr mal schauen wollt: http://conrad-veit.com/blastogenese-x-info Doch Vorsicht, diese digitalen Fotos entzaubern auch ein wenig, zeigen aber gleichzeitig, wie wichtig es war, analog und in dieser Form zu drehen und per Hand zu entwickeln. Ich empfinde analogen Film mit all seinen Zufällen und Widrigkeiten immer wieder als Geschenk, wenn Unvorhergesehenes passiert. Trotzdem waren diese 33 Drehtage, die wir benötigten, manchmal zum Haare raufen 🙂

 

Zur sonntäglichen "Besänftigung" schiebe ich auch nochmal dieses kleine Video vom Steenbeck nach: 

 

 

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Wenn ich mir die Posts hier anschaue, überragt ja doch das positive Echo! Und dem kann ich mich nur anschließen!

 

Die Bilder wurden ja schon (zu Recht) zur Genüge gelobt, die feinen Details (genau, das Zittern der Hände, die schöne Spur im Sand des langen Schwanzes am Ende des Films) ebenso. Für mich am schönsten ist ja der zarte, zurückgenommene Ton. Sogar kleine Bildstörungen werden dezent mitvertont wie das bisschen Staub auf einer LP.

 

Ob man nun das Geschlecht der Darsteller*INNEN zeigen muss, noch dazu so lange … naja, provokativ daran heutzutage ist sicher höchstens die ungleiche Verteilung auf die Darsteller.

 

Kurz: Ich hab mir den Film erst dreimal angesehen, aber ich würde es wieder tun 😄

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Danke für diesen Ausschnitt aus deinem 26minütigen Film! Zunächst einmal fasziniert mich, wie der Ort gezeigt wird: aufgeplatzte Böden, eine schroffe, unwirkliche Landschaft. Das Sounddesign mag ich auch sehr. Nun kommt die Idee mit der Frau, die aus einer Hülle schlüpft und exotisch durch die Landschaft stolziert. Das passt zur unwirklichen Atmosphäre und prinzipiell funktioniert das auch. Wie ein riesiges Insekt, dass normalerweise mit seinem Rüssel aus Blüten trinkt. Nur die Brüste, die mich an die der Kapitolinischen Wölfin erinnern, sehen mir zu sehr nach Eierpappmaché aus und reißen mich etwas heraus. Nach einer Zeit, ähnlich wie bei Stop-Motion in den Filmen Ray Harryhausens, akzeptiert man des aber und verfolgt gebannt das Spiel. Konsequent, dass sie dann auf einen männlichen Protagonisten trift und ihn untersucht. Ich finde durchaus OK, dass dieser auch detailliert gezeigt wird, das erinnert mich in gewisser Weise an die Filme von Derek Jarman. Atmosphärisch erinnerte mich der Film stark an den ebenfalls fantastischen LES GARÇONS SAUVAGES / THE WILD BOYS von Bertrand Mandico, der ebenfalls auf 16mm gedreht ist. Ohne den ganzen Film zu kennen würde ich mal sagen: gut gemacht! Halte uns bitte auf dem Laufenden, wie der Film weiter seinen Weg geht.

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Nein. Leider ist das nicht mein eigener Steenbeck. Der steht in der Kunsthochschule.

 

Ich bin sehr froh über das, was ihr zum Ton sagt. Damit hatte ich lange, lange zu kämpfen, weil es mir eine ganze Zeit lang unmöglich erschien zu den Bildern ein Sounddesign zu finden, das passt und die Bilder nicht absolut überfrachtet, wie das bei so stummfilmnahen Bildern ja leider oft der Fall ist, wenn beispielsweise ein Musiker ans Werk geht. 

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vor 5 Stunden schrieb Conrad Veit:

Nein. Leider ist das nicht mein eigener Steenbeck. Der steht in der Kunsthochschule.

 

ein Sounddesign zu finden, das passt und die Bilder nicht absolut überfrachtet, wie das bei so stummfilmnahen Bildern ja leider oft der Fall ist, wenn beispielsweise ein Musiker ans Werk geht. 

ich habe vor Jahren mal Jimi-Hendrix-Stücke auf LP gaanz langsam von Hand gedreht und auf MD mitgeschnitten.

Davon habe ich ab und an schon etwas verwendet und wird demnächst wieder zur Untermalung für einen Film eingesetzt... ist ein ähnlicher Klangteppich, aber eben total analog. Klingt ein bischen nach "David-Lynch-Soundtrack".

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