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Jerry Lewis Cinemas (1969-1980)


magentacine

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Im Jahr 1969 tat sich der Komiker und Regisseur Jerry Lewis mit der Firma National Cinemas Corporation zusammen. Sie entwickelten ein Franchise-Modell für kleine Filmtheater (<300 Plätzen), die unter dem Markennamen "Jerry Lewis Cinemas" ausschließlich Familienunterhaltung spielen sollten. Ausdrücklich wurden Leute angesprochen, die keinerlei Erfahrungen in der Kinobranche besaßen. Automatisierung und standardisierte Technik sollten den Betrieb einfach gestalten: "Wenn Sie einen Knopf drücken können, können Sie ein JL Kino betreiben", wurde geworben, und mit 15.000-50.000 US$ war man dabei.

 

Bis Mitte der 1970er Jahre entstanden in den USA etwa 200 "Jerry Lewis Cinemas". Es stellte sich aber heraus (wen von uns überrascht das?), daß es mit der Technik doch nicht so einfach war, vor allem aber, daß die Begrenzung auf Familienfilme (Rating "G" = "General Audiences, "R"-Filme nur, wenn sie "nicht anstößig" seien) auf Dauer wirtschaftlich nicht funktionierte. Viele erfolgreiche Filme der Siebziger gingen an den JL Cinemas vorbei, zum Beispiel Kassenschlager wie "Ein ausgekochtes Schlitzohr" (1977). Die Zahl der Familienfilme ließ sich nicht beliebig vermehren, und die Franchisenehmer hatten gegenüber den Verleihern keine Verhandlungsbasis, sondern mußten jeder für sich mit den anderen Filmtheatern konkurrieren.

 

1980 meldeten Jerry Lewis und National Cinema Insolvenz an, und das war das Ende der Marke "Jerry Lewis Cinema". Viele der Kinos existieren noch, manche wurden zu Pornokinos oder One-Dollar-Theatres ungewandelt, andere wurden Kirchen, Videotheken oder Theater. Wer die alten Interviews mit JL liest (z.B. "Mr Lewis Is a Pussycat" von Peter Bogdanovich, Esquire 1962) oder sein Buch "The Total Filmmaker" (dt. Wie ich Filme mache, München 1974) kennt, wird immer wieder darauf stoßen, daß JL selbst eine Idee von "sauberer Familienunterhaltung" hatte, die er als Gegengewicht zum erwachseneren (oder spekulativeren) Trend im amerikanischen Kino sah. Als Geschäftsmann hatte er außerhalb des Filmgeschäfts weniger Glück, sein eigenes Restaurant "Jerry's" wurde 1961 eröffnet und bereits drei Jahre später geschlossen, weil es an Servicequalität und Wirtschaftlichkeit mangelte.

 

Wer sich für diese Kuriosität interessiert, der findet mehr in diesen Links (alle englisch, auf deutsch gibt es leider nichts):

 

 

Cinelog.org: "Fantasy & Failure With Jerry Lewis Cinemas"

 

Lost Movie Theatres of Richmond: Jerry Lewis Cinemas

Diese Seite enthält die originalen Verkaufsanzeigen für Franchisenehmer (zum Vergrößern anklicken)

 

Longisland70skid.com: "Jerry Lewis Cinema"

Dieser Link hat ein Video, das den Saal und Gastrobereich eines geschlossenen JL-Cinema zeigt.

 

Film-Tech.com: Jerry Lewis Cinemas

Diskussion von 2003/6

 

Jerry Lewis Once Was a Restaurateur

 

 

  • Like 1
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  • 3 Wochen später...

Ja, ich kannte die Geschichte. Es verwunderte mich schon damals, dass ein Perfektionist wie Lewis, was er absolut war als Schauspieler, Regiesseur und Produzent, seinen Namen für solche Franchisengeschäfte hergab, ohne direkt grossen Einfluss auf den Verlauf zu haben.

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