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analog und digital - beides hat Sinn


Sebastian

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Vielleicht hier mal am Rande meine persönliche Erfahrung aus der Sicht des Kinobesuchers. Denn ich hatte unlängst die Gelegenheit, einem direkten A/B-Vergleich zwischen Filmbandoriginal (hier: 35mm) und der Digital Cinema Version beizuwohnen.

 

Im direkten Vergleich betrachtet wurden:

DEPARTED

MEIN FÜHRER

 

Die Filme wurden zu diesem Zweck jeweils parallel von 35mm-Kopie und von Digital Cinema Server gestartet. Es wurde dann mehrere Male zwischen den beiden Quellen hin- und hergeschaltet.

 

Das Fazit dieses Tests war für mich persönlich mehr als eindeutig: die Digital Cinema Versionen hatten jeweils das schärfere und kontrastreichere Bild zu bieten. Wohl gemerkt: mir persönlich gefiel die Qualität der Digitalversionen sehr viel besser als die Qualität der 35mm-Kopien. In diesem Zusammenhang sollte ich fairerweise noch erwähnen, dass mir - bedingt durch meinen Augenfehler (Kurzsichtigkeit) - kein Bild zu scharf oder zu kontrastreich sein kann. Je mehr Schärfe und Kontrast das Bild auf der Leinwand hat, desto besser kann ich es sehen. Dass dies mein ganz persönliches Empfinden ist, kristallisierte sich am Ende der Präsentation sehr schnell heraus. Denn in dem kleinen Zuschauerkreis gab es auch Stimmen, die meinten, dass die 35mm-Versionen angenehmer wirkten. Selbst die für mein Empfinden etwas überbelichtet wirkende 35mm-Kopie von DEPARTED wurde von einer Zuschauerin als "beachtlich" eingestuft.

 

Soviel zum subjektiven Eindruck analog vs. digital.

 

Bleibt noch zu erwähnen, dass die eingesetzten 35mm-Kopien sozusagen "Kopien von der Stange" waren, also keine handverlesenen Filmbandoriginale. Ich würde mir jetzt natürlich sehr eine Fortsetzung dieses Direktvergleiches unter Zuhilfenahme von erstklassigen Premierenkopien wünschen. Da würde ein solcher Vergleich möglicherweise ganz anders ausfallen. Fakt jedoch bleibt, dass wir in Deutschland in den meisten Fällen leider mit minderwertigen 35mm-Kopien leben müssen. Unter diesem Aspekt ist Digital Cinema der Schritt in die richtige Richtung. Zumindest für mich persönlich.

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Top-Benutzer in diesem Thema

Tom Cat schrieb:

 

Wenn dem wirklich so wäre, bräuchte es keine Fördersysteme.

 

Ohne Fördersysteme, lieber Tom Cat, könnte man die Filmproduktion in D. weitestgehend vergessen. Mit kleinem Geld ein Sujet auf die Leinwand zu bringen, ist schon ein Kunststück besonderer Art. Fördermittel helfen, sie befähigen nicht zur Großzügigkeit, womit wir wieder zu den Bedingungen kommen unter denen Filme insgesamt produziert werden.

 

Die Elektronikindustrie steht mit einem Haufen Eqipment bereit, zu beweisen, dass es billiger und besser ist, digital zu produzieren. Die sofortige Verfügbarkeit der Aufnahme und damit die Kontrolle tun ein übriges. Einzig die Tatsache dass Film noch das billigste Speichermedium ist, hält Film noch konkurrenzfähig. Jede digitale Produktion, jedes digitale Kino und die Abkehr von Hybridproduktion wird dazu führen, dass weniger Filmmeter verkauft werden. Die Produktivität der Filmfabriken kann den verringerrten Absatz preislich nicht auffangen. Film muss demzufolge teurer werden. Digitale Systeme hingegen werden mehr nachgefragt und können immer billiger produziert werden.

 

Ich denke, Film kann diesen Wettlauf nicht gewinnen - trotz aller zweifellos zugebilligten Vorteile. That's business.

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@juergenj Deine Ausführungen sind richtig. Ich wollte nur durch meinen Zwischenruf darauf hinweisen, dass die Filmproduktion eben kein Business unter Wirtschaftbedingungen ist.

Und wenn eine Produktion, voll durchfinanziert, „eigentlich“ keine Zuschauer mehr braucht, dann nimmt man halt, ohne Rücksicht auf Kopierverluste, das billigste Angebot. (Vorsicht, Polemik.)

Zwar denkt man z. B. bei der FFA darüber nach, die Installation von digitalem Equipment zu fördern, auf die Idee, einen Förderantrag wg. Finanzierung besserer Kopien als normalerweise ausgeliefert, zu stellen, ist meines Wissens noch niemand gekommen.

Aber der Förderbereich ist, zumindest in diesem Thread O.T., daher bitte nicht vertiefen, sondern bei Bedarf einen neuen Thread eröffnen.

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Film ist Business und ordnet sich den Wirtschaftbedingungen unter

Wenn dem wirklich so wäre, bräuchte es keine Fördersysteme.

Die deutsche Filmförderung war und ist ein Alptraum. Aber das ist ein ganz anderes Thema...

 

 

 

Entweder ist die Anzahl (von Digitalvorführern) noch sehr klein, oder sie haben im Arbeitsvertrag eine Verschwiegenheitsklausel.

 

Die Anzahl ist durchaus nicht mehr so besonders klein, und eine Art Verschwiegenheitspflicht hat sowieso jeder Arbeitnehmer. Bloß spielt die Verschwiegenheitspflicht bei Filmvorführern keine besondere Rolle, weil sie in der Regel keine Träger von Firmengeheimnissen sind, jedenfalls nicht von solchen, die Konkurrenten einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil bringen könnten.

 

 

 

... oder (die Digitalvorführer) wissen, dass eine sachliche diskussion, ähnlich der "FP20" diskussion in einem anderen thread, hier schwerlich zu führen ist ...

 

Ja, daran habe ich gar nicht gedacht. Wird wohl so sein. Schade, denn die Digitalvorführer könnten so manches Erhellendes erzählen. Wenn ich so drüber nachdenke, kann ich die Scheu aber verstehen. Hätte hier fast etwas von Outing ("Ja, ich bin Digitalvorführer, und das ist gut so"). Das ginge ja sogar noch, aber sachliche Debatten über die technischen Eigenheiten von digitalen Vorführungen würden wohl sofort von der Ablehnungsfront umfuntioniert. Sieht man ja beispielsweise im Threat "Liste aller Kinos die Digital Projizieren", obwohl dort ausdrücklich und mehrmals um Wertungsfreiheit gebeten wurde: http://forum.filmvorfuehrer.de/viewtopic.php?t=6300

 

Brillo

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Gute Idee an sich, Tom Cat. Ich befürchte nur, dass die Kopien nur besser werden, wenn die Verleiher sich Fachleute gönnen, die Kopien abnehmen und die Masse kontrollieren. Nur nach der Premierenkopie - diese betreut evtl. noch der DoP -kümmert sich dort niemand mehr. Als Auftraggeber verfügt der Verleiher über erheblichen Einfluß, dazu bedarf es keiner FFA. Wenn alle ihr Geschäft kaputt sparen muss man sich nicht wundern.

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Was mich von den Digitalvorführern auch mal interessieren würde (wenn sie sich denn mal äußern): Die Stärken und Schwächen der einzelnen Digitalprojektoren bzw. Systeme (Server) im Vergleich. Es kann doch nicht wahr sein, das es hier darüber fast nichts gibt, lange Jahre, nachdem diese Systeme auf dem Markt sind. Auf film-tech.com werden diese Dinge meist sachlich und informativ diskutiert, warum nicht hier?

Vielleicht gibts ja hier den ein oder anderen Digitalvorführer, der schon mit mehreren Systemen gearbeitet hat und Lust hat, sich zu äußern.

 

Was noch interessant wäre: von der ehemaligen Herrlichkeit deutscher Projektorhersteller sind ja nur noch Ernemann und Kinoton übrig. Sind die eigentlich gerüstet für das Digital-Kino, oder verpennt hier eine deutsche Branche wieder mal eine Hochtechnologie-Entwicklung (wie damals bei Fototechnik oder Computer)? Kinoton hat seit einiger Zeit den digitalen DCP 30 im Programm, aber ist der erfolgreich, steht der schon irgendwo im Einsatz? Weiß das jemand?

Ernemann hat meines Wissens keinen Digitalprojektor, bleibt das dabei? Dann gute Nacht Ernemann, oder glauben die ernsthaft, sie können in einigen Jahren noch vom Verkauf von 35mm-Technik leben? Christie und Barco werden wohl kaum die dann freigestellten Ernemann-Mitarbeiter einstellen...

 

 

Brillo

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Mal eine andere Frage. Wozu braucht es noch ein Kino wenn alles aus der Dose kommt? Im grunde braucht man doch dafür keinen Vorführer mehr. Da reicht ein Kämmerchen mit einem Loch aus dem der Projektor strahlt und den Rest macht die Technik. Bedienen kann man es im grunde mit einem Klick von der Kasse aus. Da komplett digital lässt es sich doch wie beim Bühnenlicht mit einem Scenesetter vollständig autmatisieren. In das Kämmerchen muss dann doch nur noch jemand wenn mal die Technik hakt.

 

Das sich die Vorführer eher sträuben kann ich nur mehr als nachvollziehen. Wer als Vorführer ja zu Digital sagt der sägt realistisch gesehen auf lange Sicht an der eigenen Existenz. Bei 35mm verlangt es noch können und menschliche Aufsicht. Digital braucht nur eine Software und jemanden der mal kurz start klickt. Das mag heute im Mischbetrieb und mit anfälligen Systemen vielleicht noch nicht so sein. Aber rein realistisch ist der Vorführer in der digitalen Zukunft überflüssig. Das ganze Wochenprogramm ließe sich theoretisch vom Büro des Thaterleiters einstellen.

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Ich stelle mir das jetzt mal so vor. Das digitale Kino der Zukunft.

 

Der heutige Arbeitsplatz des Filmvorführers ist heute ein Serverraum. Pro Saal jeweils zwei Beamer und zwei unabhängige Systeme um beim Ausfall des einen ein Backup zu haben.

 

Es ist Mittwoch Abend. Der Theaterleiter sitzt vorm PC. Er schaut kurz was ihm der Verleih anbietet. Er öffnet das Programm "Digicine" und bestellt einfach was er haben möchte. Per Drag an Drop zieht er sich sein Programm und die Werbung auf die jeweiligen Slots. So kannst du bequem in einer Stunde das gesamte Wochenprogramm inklusive Pausenmusik bis zum nächsten Mittwoch einstellen. Das Programm wird bestätigt und in im Zentralrechner+ Backup gespeichert.

 

Am nächsten Tag 14.30 Uhr. Der Sheduler schaltet die Saalbeleuchtung ein, fährt die Kaschierung in Position, Pegelt entsprechend aus (Steuerungsdatei dafür gibts vom Verleih zu jedem Film) und startet die Pausenmusik. 14.50 Uhr der Sheduler leitet das Vorwämprogramm für das Licht ein. 14.55 Uhr der Sheduler macht nochmal einen Selbstest. 15.00 Uhr der Sheduler blendet das Licht und die Musik aus und öffnet den Vorhang, spult jetzt die zusammengestellte Werbung und den Film ab. Das ganze läuft dann bis zum Mittwoch immer durch bis eine neue Programmierung erfolgt.

 

Gibts einen Ausfall merkt sich das System wo und schaltet binnen Sekunden auf das zweite System bzw. Backup um. In der Zwischenzeit könnte man die Kinotechnik anrufen die dann mal in aller Ruhe unabhängig das kaputte System warten kann.

 

Theoretisch wäre das schon heute möglich. Der Theaterleiter müsste nichtmal im Kino sein, alles was er braucht ist ein Internetzugang.

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Kinoton hat seit einiger Zeit den digitalen DCP 30 im Programm, aber ist der erfolgreich, steht der schon irgendwo im Einsatz? Weiß das jemand?

 

die DCP 30 von Kinoton sind bei uns im einsatz ... stehen einträchtig neben DP70 und DP75 und alle zusammen verrichten brav ihren dienst ... DCP30 erledigt die digitalen jobs, DP75 die 35mm spielfilmjobs in mono, Dolby-A, Dolby-SR, SRD, dts, SDDS und wenn's sein muß auch UP70, DP70 kümmert sich ums vorprogramm und die 70mm shows ... entgegen herrn @TS-eastrails zukunftsprognosen, haben die vorführer genug und interessantes zu tun, mit dem digital-projektor kam nicht weniger, sondern mehr qualifizierte arbeit dazu (content-aufspielen und -löschen, pflege der back-ups, zusammenstellen der digitalen shows, key-management etc.) ...

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die DCP 30 von Kinoton sind bei uns im einsatz

 

Ja Mister Sturges, jetzt fällts mir wieder ein, die DCP 30 wurde in einem alten Threat erwähnt.

 

 

 

mit dem digital-projektor kam nicht weniger, sondern mehr qualifizierte arbeit dazu (content-aufspielen und -löschen, pflege der back-ups, zusammenstellen der digitalen shows, key-management etc.)

 

Sicherlich kam mehr Arbeit hinzu, weil Mischbetrieb. Sobald irgendwann einmal der Mischbetrieb aufhört (keine Auslieferung von 35mm-Kopien mehr), sieht die Sache ganz anders aus. Das betrifft ja nicht nur die Kinos, sondern auch die Kopierwerke. Klar, das ist kein Trost, trotzdem stimme ich TS-Eastrail zu, das es mit Ende des Mischbetriebs eng wird für die Tätigkeit der Filmvorführer. Das einzige, das mir im Moment einfiele, was einer vollständigen Automatisierung von Digitalvorführungen im Wege stände, wäre die Lautstärke abhängig von der Saalfüllung. Aber das scheint nicht gerade ein High-Tech-Problem zu sein. Zudem wird die Filmindustrie sicherlich alles unternehmen, um vollautomatische Vorführungen einfach und unkompliziert realisieren zu können.

 

Könnte man jetzt auch drum herumreden, aber wem hilft das? Sicher, scheint alles noch lange hin und weit weg, aber eines Tages wird man bemerken, dass die Zeit wieder mal viel schneller voranging, als man vorher dachte.

 

 

Brillo

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Könnte man jetzt auch drum herumreden, aber wem hilft das? Sicher, scheint alles noch lange hin und weit weg, aber eines Tages wird man bemerken, dass die Zeit wieder mal viel schneller voranging, als man vorher dachte.

Brillo

 

Das ist wohl war. Und ich will auch nicht unken oder lästern, aber wer ist

denn eigentlich wirklich am D-Cinema interessiert? In erster Linie doch

wohl die Verleiher:

-keine Kosten für Filmkopien

-keine Kosten für den Transport derselben

-totale Kontrolle darüber wann und in welchem Saal ihr Film gespielt wird,

es geht ja in die Richtung, dass die Verleiher das zentral bestimmen wollen.

Dann wollen die aber noch nicht einmal die enormen Kosten dafür tragen

und versuchen alles auf die Kinos abzuwälzen.

Jetzt aber doch noch ein etwas ketzerischer Gedanke, der hier im Forum

auch schon öfter angesprochen wurde:

Warum wird die Qualität der meisten Filmkopien immer schlechter? Um die Zuschauer daran zu gewöhnen oder aus finanziellen Gründen? ...

 

Beste Grüße

Peter

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@TS-eastrails zukunftsprognosen, haben die vorführer genug und interessantes zu tun, mit dem digital-projektor kam nicht weniger, sondern mehr qualifizierte arbeit dazu (content-aufspielen und -löschen, pflege der back-ups, zusammenstellen der digitalen shows, key-management etc.) ...

 

Sieh es als ABM bzw. Nebenwerk was man jetzt noch machen lässt weil der Vorführer ohnehin anwesend ist.

 

Das einzige, das mir im Moment einfiele, was einer vollständigen Automatisierung von Digitalvorführungen im Wege stände, wäre die Lautstärke abhängig von der Saalfüllung. Aber das scheint nicht gerade ein High-Tech-Problem zu sein. Zudem wird die Filmindustrie sicherlich alles unternehmen, um vollautomatische Vorführungen einfach und unkompliziert realisieren zu können.

 

Nichts was ein Sensor nicht auch könnte. Es gibt Sensoren die können den Rauminhalt messen, es gibt Sensoren welche die Lautstärke messen... Es gibt doch heute schon Heimkinoanlagen die sich praktisch selbst abstimmen. Nun stelle man sich das einmal auf professioneller Ebene vor. Ich sage nur tschüss Saalregler.

 

Auch wenn ich hier lese das einige den Cinerama immer etwas belächeln weil er den Teufel an die Wand malt. Ganz so unrecht hat er nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit bis man dahinter steigt das ein sicherer Vollautomatischer Prozess auf lange sicht billiger ist als sich meinetwegen zwei Vorführer zu halten. Das Material wird doch heute größtenteils sowieso digital bearbeitet und nur wieder Analog kopiert. In der Aufnahme gewinnt digital auch immer mehr an Bedeutung. Irgendwann wird es einmal soweit sein das die ganze Kette vom Dreh, über Postproduktion bis hin zur Aufführung rein digital ablaufen wird. Gerade bei dem Preiskampf lohnt sich doch 35mm nicht mehr wirklich. Warum habt ihr denn wabbelige oder fleckige Kopien? Der Prozess ist teuer und was früher als Ausschuss galt schmeißt heute aufgrund der Kosten keiner mehr weg. Ich wette das die Leute im Kopierwerk manchmal arge Bauchschmerzen haben bei dem was sie manchmal herausgehen lassen müssen. Was noch irgendwie geht bekommt ihr auf den Projektor geschmissen.

 

Was kostet die Verbreitung über Server oder später vielleicht Blue Ray? Wenn ich euch erzähle was das pressen einer CD kostet fällt euch der Film von der Spule. Da kommst du selbst noch billiger mit weg wenn du jedem Provinzkino eine Exclusivdisk zukommen lassen würdest. 35mm lebt nur noch weil es noch ein etwas besseres Bild bringt (abgesehen von "analogen Artefakten") und nicht jedes Kino digital kann oder will.

 

Der Vorführablauf ansich lässt sich schon heute bei digital vollkommen automatisch durchziehen.

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Auch wenn ich hier lese das einige den Cinerama immer etwas belächeln weil er den Teufel an die Wand malt

Armer Teufel. Spaß beiseite, nicht der Teufel ist lachhaft, sondern die Ansicht von Leuten wie z. B. dem geschätzten C., ohne 35mm gebe es kein "richtiges" Kino mehr. Das ist lachhaft, und deshalb lacht man. Das Kino wird es noch geben, wenn 35mm längst einen Erinnerungsstatus ähnlich der alten Schellackplatte hat.

In Wahrheit kann das Kino auf alles, wirklich alles verzichten, außer auf den Film und das Publikum. Alles andere ist temporär, wie die Geschichte des Kinos der letzten 100 Jahre zeigt.

 

Brillo

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Das ist wohl war. Und ich will auch nicht unken oder lästern, aber wer ist

denn eigentlich wirklich am D-Cinema interessiert? In erster Linie doch

wohl die Verleiher:

-keine Kosten für Filmkopien

-keine Kosten für den Transport derselben

-totale Kontrolle darüber wann und in welchem Saal ihr Film gespielt wird,

es geht ja in die Richtung, dass die Verleiher das zentral bestimmen wollen.

Dann wollen die aber noch nicht einmal die enormen Kosten dafür tragen

und versuchen alles auf die Kinos abzuwälzen.

Jetzt aber doch noch ein etwas ketzerischer Gedanke, der hier im Forum

auch schon öfter angesprochen wurde:

Warum wird die Qualität der meisten Filmkopien immer schlechter? Um die Zuschauer daran zu gewöhnen oder aus finanziellen Gründen? ...

 

Beste Grüße

Peter

 

es wäre nicht wirklich schlecht, bei solchen überlegungen auch einmal einen gedanken an die zuschauer, also an die gäste, zu verschwenden. Kann es sein, dass evtl. auch der gast einen mehrwert bei einer digitalen projektion hat?

 

Sicher kann man auf schlechten kopien schimpfen, aber ich bestreite, dass früher kategorisch alle kopien besser waren. Es gab schon immer wenig gutes, dafür aber eine menge schrott auf dem markt. Und preiskämpfe der kopierwerke gab es auch schon immer.

 

wir hatten vor wenigen wochen in kleinem kreis ausschnittweise filmmaterial aus den vergangenen 50 jahren gezeigt, da war eigentlich querbeet alles dabei (druckkopie, reduktionskopie, kopie von original neg, kopie vom dup, 70mm blow-up, 70mm kopie vom original) Einstimmigkeit herrschte zumindest darin, dass früher nicht alles besser war und das thema, will man ihm wirklich gerecht werden und nicht nur parolen verbreiten, einer sehr differenzierten betrachtung bedarf.

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Sicherlich kam mehr Arbeit hinzu, weil Mischbetrieb. Sobald irgendwann einmal der Mischbetrieb aufhört (keine Auslieferung von 35mm-Kopien mehr), sieht die Sache ganz anders aus. Das betrifft ja nicht nur die Kinos, sondern auch die Kopierwerke. Klar, das ist kein Trost, trotzdem stimme ich TS-Eastrail zu, das es mit Ende des Mischbetriebs eng wird für die Tätigkeit der Filmvorführer.

 

der momentane kinostatus ist ja eindeutig als ein 35mm betrieb mit gelegentlichem digitalen abspiel in einigen häusern, die zudem alle insel-lösungen sind (verschiedene server-systeme, verschiedene datenträger anlieferungen, unterschiedliches schlüsselmanagement etc.) zu definieren. Der seit langem proklamierte "Roll-out" hat ja noch nicht stattgefunden und noch streiten sich die gelehrten, ob und wann er denn überhaupt stattfinden wird.

 

Sollte man wirklich zu der überzeugung kommen, dass sich die umstellung finanziell machen läßt, sind dann nicht in 1 - 2 jahren komplett alle kinos umgestellt. Das wird 10 jahre (manche sagen bis zu 15 jahre) dauern ... selbst in england, wo seit 2 jahren das staatliche (lotto)geld da ist, um 350 bildwände zu digitalisieren, sind nach 1,5 jahren erst ca. 100 eingebaut, es dauert einfach seine zeit, bis notwendige vorarbeiten gemacht sind, material geliefert ist, einbauten gemacht sind, schulungen stattgefunden haben.

 

Also der mischbetrieb, der ja noch gar nicht flächendeckend begonnen hat, wird sich sicher über eine lange, lange zeit hinziehen. Sicher wird sich dann auch das klassische berufsbild des filmvorführers wandeln, aber ich wage zu bezweifeln, dass es in zukunft in einem 10er multiplex oder in einem kleineren centerbetrieb alles vollautomatisch ablaufen wird. Es wird weiterhin eine person für den technisch einwandfreien und störungslosen ablauf der wiedergabe und einhaltung der qualität zuständig und anwesend sein müssen. Anders wird es bei einzelhäusern sein, aber da kassieren ja die vorführer auch jetzt schon mit, bzw. führt der kassierer vor.

 

Betr. kopierwerken. Die großen der branche haben ja längst ihre zweiten beine aufgestellt. Egal ob Technicolor, De Luxe, ARRI, Eclair, sie alle haben ihre digitalen abteilungen, scannen filme, fertigen DI's, stellen digitale träger her und bieten logistik leistungen (versand an kinos, schlüsselmanagement) an - die kopierwerke (zumindest die großen) sehen sich längst als fullfillment-dienstleister der branche. TECHNICOLOR z.b. begleitet (wenn die produzenten es denn wollen) den film von der aufnahme (35mm neg. entwicklung, muster analog oder digital, wenn gewünscht auch verschlüsselt über FTP-server), über postproduktion (scannen, color-grading, ausbelichten, DI's), über massenkopierung (35mm, digitale träger), watermarking (einbelichtung von identmarken in bild und ton), versandlogistik (wenn gewünscht direkt an kinos einschl. rückholung), authoring der DVD master, DVD duplizierung, versand und logistik an den handel/großhandel, rücknahme defekter ware ... kurz, das sind industriell aufgestellte großbetriebe jenseits filmromantischer träume ... das kann man bedauern, ist aber realität ... vielleicht sollten wir ein label "bio-film" erfinden, in dem alles noch handwerklich gemacht wird :-) (im ernst: in 10 - 12 jahren wird so etwas eine wertvolle nische sein, also laßt Eure 35mm und 70mm projektoren stehen!)

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...es wäre nicht wirklich schlecht, bei solchen überlegungen auch einmal einen gedanken an die zuschauer, also an die gäste, zu verschwenden. Kann es sein, dass evtl. auch der gast einen mehrwert bei einer digitalen projektion hat?

 

Ich bin sehr froh, dass hier endlich mal jemand etwas Entscheidendes ausspricht bzw. "postet". Da ich mich selbst oft genug in die Rolle des "Gastes" begebe, kann ich hier uneingeschränkt sagen, dass die digitale Projektion in den von mir besuchten Kinos ganz klar einen Mehrwert darstellt - zumindest im Vergleich zur "gemeinen zeitgenössischen 35mm-Kopie" (bei Premierenkopien oder gar 70mm sieht das schon ganz anders aus, aber das ist ein anderes Thema).

 

Kein Zuschauer wird sich in Zukunft mehr mit qualitativ minderwertiger Ware begnügen, wenn er es in den eigenen vier Wänden sehr viel besser haben kann. Die Kinobranche muss wirklich etwas dafür tun, die Zuschauer wieder aus ihren bequemen Fernsehsesseln ins kino zu locken.

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Sicher kann man auf schlechten kopien schimpfen, aber ich bestreite, dass früher kategorisch alle kopien besser waren. Es gab schon immer wenig gutes, dafür aber eine menge schrott auf dem markt.

Sicherlich, ich glaube auch, dass der Blick auf die Kopienqualität von früher reichlich verzerrt ist. Die Filme, die von früher überlebt haben, waren ja gleichzeitig auch damals oft richtige Knaller, Großproduktionen, mit deren Kopien auch entsprechender Aufwand betrieben wurde. Die meisten der kleinen anspruchslosen Filme von damals mit körnigen oder matschigen Kopien sind ja im Laufe der Zeiten restlos untergegangen, daher drängen sie sich für einen Vergleich nicht auf. Sollten sie aber, sonst wird der Vergleich Heute/Damals schief.

 

 

 

Sollte man wirklich zu der überzeugung kommen, dass sich die umstellung finanziell machen läßt, sind dann nicht in 1 - 2 jahren komplett alle kinos umgestellt. Das wird 10 jahre (manche sagen bis zu 15 jahre) dauern

Sturges, das stimmt, der Mischbetrieb wird noch sehr lange dauern. Die Verleiher brauchen nicht nur die Kinos, sondern so viele Kinos wie möglich, sonst verdienen sie nix an ihren Filmen. Die können also keineswegs von heute auf morgen sagen: "Ab jetzt keine 35mm-Kopien mehr". Schon 20 oder 30 Prozent nicht digitalisierte Kinos würden die Verleiher dann in den Bankrott treiben, denn die Verleiher können auf die Umsätze dieser Kinos nicht verzichten.

 

 

 

Es wird weiterhin eine person für den technisch einwandfreien und störungslosen ablauf der wiedergabe und einhaltung der qualität zuständig und anwesend sein müssen.

Ja, das dachte ich früher auch. Aber das hieße, dass die späteren volldigitalisierten Kinobetriebe ihre gering verdienenden Filmvorführer austauschen müssten gegen hoch verdienende Spezialisten, die Digitalprojektoren/Server schnell und kompetent reparieren können. Also zumindest in jedem Multiplex statt ständig anwesende Filmvorführer ständig anwesende richtige ausgebildete Kinotechniker à la Kinoton. Das ist unvorstellbar, weil unbezahlbar. Daher vermute ich, dass die Entwicklung später, wenn die Preise für die Digitaltechnik gesunken sein werden, in Richtung Reserveprojektion geht. Also in jedem BWR zwei vollautomatisierte digitale Projektionsanlagen. Und das wiederum wird in der Tat lange dauern, denn wann so ein Back-Up-System bezahlbar ist, ist heute nicht erkennbar.

 

 

 

Kein Zuschauer wird sich in Zukunft mehr mit qualitativ minderwertiger Ware begnügen, wenn er es in den eigenen vier Wänden sehr viel besser haben kann.

Das ist wahr. Mittlerweile gibt es ja schon Full-HD-Digitalkameras für den Heimkinobereich für wenig mehr als 1000 Euro. Mir scheint es zweifelhaft, dass irgendwann das Publikum da noch knisternde und matschige 35mm-Vorführungen akzeptieren wird. Und da hat halt die Kino-Digitaltechnik technische Perspektiven, die der 35mm-Film nie haben wird, weil die Kino-Digitaltechnik "nach oben offen" ist. Es gibt bei der Kino-Digitaltechnik bei der Ton- oder Bildqualität letztlich keine Qualitätsbarriere mehr, die nicht irgendwann überwunden werden kann. Wenn in vielleicht 10 oder 15 Jahren die letzten Kinos auf Digitalprojektor umrüsten werden, dann wird das doch nicht in 2K passieren! 2K wird dann wohl bereits eine veraltete Sache sein, 4K oder mehr werden dann vermutlich zumindest die Premierenkinos haben.

 

Brillo

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die DCP 30 von Kinoton sind bei uns im einsatz ... stehen einträchtig neben DP70 und DP75 und alle zusammen verrichten brav ihren dienst ... DCP30 erledigt die digitalen jobs, DP75 die 35mm spielfilmjobs in mono, Dolby-A, Dolby-SR, SRD, dts, SDDS und wenn's sein muß auch UP70, DP70 kümmert sich ums vorprogramm und die 70mm shows ... entgegen herrn @TS-eastrails zukunftsprognosen, haben die vorführer genug und interessantes zu tun, mit dem digital-projektor kam nicht weniger, sondern mehr qualifizierte arbeit dazu (content-aufspielen und -löschen, pflege der back-ups, zusammenstellen der digitalen shows, key-management etc.) ...

Mit ist neu, daß Systemkonkurrenten brav in "Eintracht" nebeneinander leben. Woher haben Sie eigentlich Ihre Lebenseinsichten? :lol: Warum die Scheu vor den Begriffen Marktverdrängung? Das Wort allein ist noch kein Verbrechen, wohl aber, Menschen falsche Hoffnungen zu machen.

Ich würde ja im Boden versinken, in Nacht- und Nebelaktionen (zudem ohne Not) Beamer einzubauen und am nächsten Tag meinen Angestellten Glauben zu machen, sie hätten in einem solchen Betrieb eine Zukunft. Eigentlich zutiefst inhuman, solche Ammenmärchen.

 

[...]Sobald irgendwann einmal der Mischbetrieb aufhört (keine Auslieferung von 35mm-Kopien mehr), sieht die Sache ganz anders aus. Das betrifft ja nicht nur die Kinos, sondern auch die Kopierwerke. [...]

Kaum zu glauben, daß plötzlich ein Teilaspekt von Auswirkungen erkannt und akzeptiert wurde. Merkwürdigerweise aber werden noch ganz andere Folgeerscheinungen noch immer in Abrede gestellt, und es wird utopistisch das sozusagen ewige Kino deklariert, daß fortexistiert, solange sich Bild bewegt und sich davor aufrechtgehende Wirbeltiere versammeln.

Das nenne ich ideologisch, oder genauer: mystifizierend.

[...] ohne 35mm gebe es kein "richtiges" Kino mehr. Das ist lachhaft, und deshalb lacht man. Das Kino wird es noch geben, wenn 35mm längst einen Erinnerungsstatus ähnlich der alten Schellackplatte hat.

In Wahrheit kann das Kino auf alles, wirklich alles verzichten, außer auf den Film und das Publikum. Alles andere ist temporär, wie die Geschichte des Kinos der letzten 100 Jahre zeigt.

Starke Worte, schwache Fundamente. Und 112 Jahre haben immerhin ausschließlich Filmbanderfolge gezeitigt - so viele Wechsel gab es also nicht.

Wir wissen beide als historisch beschlagene Kinokenner von den verschiedensten Varianten des Kinomachens: programmatisch, technisch und architektonisch.

Währenddessen ich niemals die Parole vom "richtigen" Kino ausgab, verstiegen Sie sich immerhin zur Prophetie, es werde "das" Kino immer geben. Über diese idealistische Verklärung hat kürzlich Prof. Seeßlen einen Essay verfaßt, ich erspare mir vorerst die Rekapitulation desselben.

Die Schellackplatten-Anekdote faßt es leider auch nicht - Sie müßten schon näherungsweise die Vinyl-Schallplatte heranführen, aber auch diese hatte in den letzten Jahren vor Einführung der CD unerhörte Fortschritte gezeigt, die hernach verhallten.

Auch die Metapher mit den Pferdefuhrwerken und den ersten Autos (für die erst eine Infrastruktur geschaffen werden müßte), die kürzlich Christian Koppelmeier (Roll-out-Kommission des HDF) metaphorisch benutzte, schafft keine Klarheit, sondern propagiert nur große Taten, die die Branche bräuchte.

Der nächste Vergleich, der des "Übergangs" vom Stummfilm zum Tonfilm ist ebenfalls ungeeignet und wurde von Prof. Mühl-Benninghaus als Mythos dekonstruiert, der die Digitalisierung, der er übrigens kaum neue ästhetische Ausdrucksweisen nachsagt, falsch umschreibe. Und Prof. Belton (renomiertester filmtechnik-historischer Wissenschaftler) spricht von einer "Scheinrevolution", er lehnt digitale Projektion sogar per se ab, da sie von der Home Cinema-Industrie her gesteuert sei.

es wäre nicht wirklich schlecht, bei solchen überlegungen auch einmal einen gedanken an die zuschauer, also an die gäste, zu verschwenden. Kann es sein, dass evtl. auch der gast einen mehrwert bei einer digitalen projektion hat?

Der Mehrwert durch digitale Projektion ist für die Gäste gering und kann sogar zum Maluspunkt werden (denn so schlechte Farbkalibrationen, wie bei den Classics-Revivals in Digital Cinema auf Barco DP 100 [u.a. SINGIN IN THE RAIN, ADVENTURES OF ROBIN HOOD] habe ich selbst in verkorksten Technciolor-Alt-Kopien so noch nicht gesehen - und ich kenne diese Filme in- und auswendig). Die meisten Kinogäste nehmen ohnehin an, daß heute DVDs in den Kinos gezeigt würden, sodaß die Projektion so schlecht eigentlich nicht sein kann. Andere sehen keinen Unterscheid bei einer Projektion 35mm vs. digital (ich schon, und zwar in einigen Parametern manchmal zuungusten der digitalen); und auf Trade-Shows, auf denen 35mm Ausschnitte gezeigt wurden, nahm man sogar an, es würde digital projiziert.

 

Ähnliches Wirrwaar auch auf der Berlinale: Sog. "Diiie-Zinnemaaa"-Ankündigungen (gemeint ist "D-Cinema", was dort abkürzend für Digital Cinema oder 2k-HD-Projektion steht) verwirrten mich zunächst, denn ich nahm an, es gäbe endlich nun "die" [phonetisch mit "D" synonym stehend, hier eine Artikelhervorhebung!] Cinema-Projektion zu sehen, die noch ein Geheimnis sei, weil sie keiner kennt), stießen kaum auf merkliche Resonanz.

Ein Beispiel von mehreren im Berlinale-Palast 2007: Der Moderator hob an zur Vorgangöffnung und verkündete: "Roll the film ... ähm ... push the button!". Der ironische Versprecher war inszeniert und sollte eigentlich den technisch sensationellen Paradigmenwechsel rhetorisch ankurbeln: nur mäßiger Applaus, keiner verstand die Pointe. Die anschließende Weltpremiere der koreanischen Video-Produktion ICH BIN EIN CYBORG, ABER DAS MACHT NICHTS [schauplatz] war wieder reines Augengift (ausgelaugte Kontraste, mangelnde Auflösung), paßte aber perfekt zum Thema.

Nächste Vorstellung, selbe Stelle, wenn auch nicht gleiche Welle: Weltpremieren von THE WALKER (R: Paul Schrader D: Lauen Bacall, Willem Dafoe, Christin Scott Thomas u.a.), projiziert voll analog auf 35mm in Scope-Format. Die Moderatorin kurz, griffig und knapp: "Roll the Film" - und entsprechend feierlich der Applaus. Dasselbe bei THE GOOD SHEPARD - Der gute Hirte sowie dem Rest der Berlinale-Großpremieren (Steven Soderbergh, den amerikanischen "Wenders", einmal als Verrückten ausgenommen).

Und so laufen die Weltpremieren auch 9 Jahre noch nach dem ersten Digital-Roll-out auf Filmbandprojektion, für die die HD-verwöhnten Produzenten, Kameraleute und Regisseure sich jedesmal im Berlinale-Palast bedanken und den versierten Vorführern einen Anerkennungsbesuch abstatten.

Mich wundert's in anbetracht der Anbetung der Branche der totalen und restlosen Digitalisieurung: denn der im Berlinale-Palast voll funktionsfähige und perfekt kalibrierte Digital-Referenz-Projektor pausiert nahezu pausenlos.

Merke: eine Produktion, die etwas auf sich hält, hat auch Geld, um eine Filmband-Kopie zu ziehen. Festplattenfreaks dürfen sich gern in der Festival-Sektion "Forum des Jungen Films" austoben, zumal die meisten Filme hernach keine Auswertungschance bekämen, wenn sie keiner mag.

Betr. kopierwerken. Die großen der branche haben ja längst ihre zweiten beine aufgestellt. Egal ob Technicolor, De Luxe, ARRI, Eclair, sie alle haben ihre digitalen abteilungen, scannen filme, fertigen DI's, stellen digitale träger her und bieten logistik leistungen (versand an kinos, schlüsselmanagement) an - die kopierwerke (zumindest die großen) sehen sich längst als fullfillment-dienstleister der branche. TECHNICOLOR z.b. begleitet (wenn die produzenten es denn wollen) den film von der aufnahme (35mm neg. entwicklung, muster analog oder digital, wenn gewünscht auch verschlüsselt über FTP-server), über postproduktion (scannen, color-grading, ausbelichten, DI's), über massenkopierung (35mm, digitale träger), watermarking (einbelichtung von identmarken in bild und ton), versandlogistik (wenn gewünscht direkt an kinos einschl. rückholung), authoring der DVD master, DVD duplizierung, versand und logistik an den handel/großhandel, rücknahme defekter ware ... kurz, das sind industriell aufgestellte großbetriebe jenseits filmromantischer träume ... das kann man bedauern, ist aber realität ... vielleicht sollten wir ein label "bio-film" erfinden, in dem alles noch handwerklich gemacht wird [...]

Der Träumer sind Sie, der als D-Cinema-"Avantgardist" auf halbgare Beamer- und Serversysteme der "Großen" setzt. Also solches wurden jedenfalls von Koppelmeier, der den Roll-out befördern möchte, die nicht auf branchenübergreifenden Konsens beruhenden Digital-Einbauten derzeit eingestuft, womit er recht hat.

Und "die" Kopierwerke und sonstige Betriebe produzieren seit jeher nur das, was die Produzenten von ihnen wollen, also nicht in erster Linie 70mm-Bäbder für romantische badische Filmtheater. Manche Produzenten denken überhaupt nicht mehr an Filmtheater (oder Kinos, welche Betriebsvariante sei dahingstellt), sondern an schnellen und billigen Vertrieb für alle "locations" zur gleichen Zeit.

Und hier sind wir genau am wundesten Punkt einer zwangsweise herbeigeführten "Umstellung": die Kinobranche als unterwürfiges Anhängsel der (HD)TV-Verwerter. Genau an diesem Punkt stehen Debatten über Vor- und Nachteile digitaler und analoger Fertigungsweisen zurück, wenn es um den ökonomischen Stellenwert geht: denn die Kinoindustrie findet im Konzept der Multimedia-Industrie eine schwächere Berücksichtigung als je zuvor in der Geschichte. Neuerdings heißt es: das Kino müsse sich diesen Interessen "anpassen", dürfe nicht dem Erfolg (der Silberscheiben?) "hinterherhinken", sondern "mitmachen" und "kooperieren" (so wie Herr Weber in Nürnberg, dessen DVD-Kinoshop sogar künftig "Kino nach Hause" versenden will).

Anderentags heißt es aber: das Kino müsse sich "absetzen", exklusiv bleiben, Auswertungsfenster behalten, Vorreiter sein, Trendsetter werden, das günstigste und aufregenste Freizeiterlebnis sein und technologisch an der Spitzen stehen usw. usf.

Wenn wir auch nicht wissen, wie "das" oder (mehrere Varianztypen) im Kino der Zukunft aussehen, so wissen wir aber allemal, daß vor Aufkunft von HD-Ready-Bildschirmen, DVDs, Video-on-Demand usf. Filmauswertungen in geschlossenen, überdachten gewerblichen Einrichtungen eine allgemein akzeptierte Chance erhielten und einen Erlebnisvorsprung sicherstellten. Verleiher investierten kräftig in die Distributionsware, und die hohe Wareneinsatzquote zwang zunächst zur exklusiven, wenn nicht gar zur Langzeitauswertung.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends haben sich einige Bezugspunkte von den Füßen auf den Kopf gestellt: die Exklusivtechnologie des tradierten "Filmkinos" (hier: hochwertiger oder auch degradierter photochemischer Film) verwandelte sich im Trend der Computerisierung der Bildkomposition (wertfrei angemerkt) nur noch zum Nebenprodukt und zur Stütze innerhalb der Gesamtproduktion, in der der animierte Bild-"Effekt" Vorrang gegenüber der Aura des optisch einwandfreien Bildgenusses erhielt. Die künstlerischen Verfremdungsmöglichkeiten des Digital-Bildes waren zwar voll-entfesselt und werden unentwegt in neuen Varianten erprobt, aber ihnen gemein ist eine katastrophale Verschlechterung der Bildauflösung, Schärfe, des Kontrastumfangs, der Farbbalance oder auch des (konservativ gesagt) auratischen Kinobildes, das wie einst "Technicolor" oder "70mm" auf den "Anwesenheitseffekt" zielte und "lebensechte" Imitationen beschwor.

Jede Zeit hat somit ihre eigenen ästhetischen Paradigmen und Technologien, und heute ist es vielleicht der schrankenlose Bewegungs- und Morphing-Effekt in der Misé-en-Scene, der am ehesten begeistert.

Eines ist unter solchen Produktionsverhältnssen jedoch absehbar: die wenigsten Filmemacher mehr achten auf Wirkung ihrer Werke auf Großleinwänden oder glauben noch an die Langzeitauswertung. Und die Ko-Produktion mit dem Fernsehen gibt es schon seit bald 50 Jahren.

Neu aber ist, daß Teile der Industrie der Auffassung sind, Film sei zu aufwendig und zu teuer, HD flexibler und kreativer, und die DVD- und TV-Auswertung befreie sie zur Gänze von Ihrer Verantwortung gegenüber den Filmtheatern. Dies führte seit 5 Jahren dazu, daß in vielen Fällen zunehmend HDTV-"Endmaster" auf 35mm "zurückbelichtet" wurden, die angeblich Original-Master genügten. Wo dann die Ausbelichtung mißlang, wurde die Schuld auf die analoge 35mm-Technik geschoben (die jedoch gegenüber der HDTV-Technik deutliche Grenzen nach oben hin aufweist). Also half die DLP-Technologie als Spin-off-Produkt aus Reagans Star-Wars-Projekten nunmehr auf den jüngerern Filmemachern auf die Beine, die sich weniger für Bildbearbeitung und Ausstattung am Set als am Computer interessierten und jedesmal ausrasteten, wenn sie nach Sichtung ihrer HDTV-Harddisc später im Filmtheater auf Filmband etwas anderes zu sheen bekamen. Ja: man hätte ihnen auch ein Imax-Bild offerieren können, und sie hätten noch immer weitergetobt.

Seither fanden windige Produzenten das Argument, mit HDTV-Technik auch ins Kino zu gehen, ohne nur eine Sekunde sich über die Austauschbarkeit von Home Cinema resp. HDTV-Übertragungen und die künftigen Kinobegrifflichkeiten Gedanken zu machen.

Dergleichen scheint auch die Kinobranche nicht zu alarmieren, weshalb ich eine massive Schließungswelle prophezeie, sollten die Majors a) zeitgleich Premieren für Home Cinema und Kinos abhalten und b) mit demselben Technikformat beide Märkte abzudecken versuchen.

Wer als Kinobetreiber so unbedarft ist, und eine mit HDTV-Vertrieb nicht kompatible, aber bewährte Distributionsweise grundlos unterminiert, indem er ohne Not und Anforderung bei sich Beamer einbaut, ist in meinen Augen ein Totengräber des (oder "der"?) Kinos. Wie Sie möchten: freie Auswahl.

 

Ihre Erläuterungen "pro Digitalkino" spiegeln nur die Interessenlagen einiger Produzenten und Verleiher wider, nicht aber die der (bisherigen) Kinobranche, und sie klammern die Widersprüche wiederholt aus. Diese gedanklichen Leistungen sind von Ihnen auch nicht zu verlangen (von der Profession her Marketing-Manager, der stets neue Märkte aufgreift), da Negativ-Szenarien im Curriculum der Management-Ausbildung i.d.R. unterrepäsentiert sind. Man glaubt dort schlicht: der Markt reguliert sich selbst, es entstehen immer neue, an denen man sofort teilhaben müsse, und ob das dann noch Kino oder anders heißt, liegt nicht in der Kompetenz des Betriebsleiters, für den allein die "Zahlen" Geltung haben.

 

Und die Zahlen für das Kino dürften mit Akzeptanz von HDTV-/2k-Vertrieb dramatisch bergab gehen. Auch viele digital umgerüsteten Multiplexe werden schließen, wenn nach dieser Ware kein exklusiver Bedarf merh besteht, so diverse öffentliche und private "Locations" diesem homogenen Angebotsoligopol längst Tür und Tor öffneten. :wink:

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@cinerama ... vielen dank, dass Du Dir erneut und trotz berlinale vor ort die nacht um die ohren geschlagen hast, dieses forum in nicht nachlassender geduld immer und immer wieder mit dem gleichen verbalen bombenteppich zu überziehen.

 

Vielleicht hast Du es auch nicht gemerkt, aber Deine leider etwas ungeordnet dargebachten argumente hast Du bereits sehr sehr oft hier vorgetragen und der kleine kreis, der hier mitliest, kennt sie zu genüge. Auch dauerndes wiederholen macht ein argument nicht stichhaltiger.

 

Können wir uns darauf einigen, dass es immer zwei seiten der medaille gibt?

 

Ich beuge mich in demut vor Deinem schlußgedanken, dass außer Dir niemand von der "profession" die "gedankliche leistung" erbringen kann, den untergang des kinos im kaffeesatz zu lesen.

 

BTW: Welche profession befähigt denn Dich, Deine kinountergangs-szenarien in solch hypochondrisch wiederkäuender elegie zu texten?

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cinerama kommt einem vor wie ein Weltuntergangsprediger, der unerschrocken, auf einer Kiste stehend, seine Meinung in die Menge brüllt und dabei nicht merkt, dass ihm fast keiner mehr zuhören mag.

 

Das würde ich jetzt nicht direkt unterschreiben.

Ich finde, dass unser Cinerama nicht einfach Sinnloses aneinander kettet - es ist auch teils höcht interessant, welche Standpunkte er vertritt, jedoch bin ich nicht bereit, einen Post mit ca. 10'000 Zeichen zu lesen...

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Ist doch im Grunde genommen alles Quatsch, die Diskussion Digital contra Film. Das Kino ist ein Dienstleistungsbetrieb. Es hat den Auftrag, dem Zuschauer die Geschichten die die "Filmschaffenden" (Gibts den Ausdruck bald nicht mehr :? ) vorzuführen. Ob das Digital oder Analog geschieht, interessiert ausser ein paar wiklich wenige Enthusiasten, nicht die Bohne. Ich weiss, dass die Masse an Zuschauer gar nicht wissen, ob noch "von der Rolle" oder "ab DVD" gespielt wird (diese Formulierungen stammen von Kinozuschauern!). Wo die Diskussion ansatzweise interessant ist, wie wird der Arbeitsplatz Kino mit Digital aussehen. Es wird wohl, wie in andern Branchen auch, wo Analog mit Digital ersetzt wurde ein Abbau erfolgen.

Ich selber liebe den Film und den Look, den er bietet. Ich kann mit dem "geleckten" Digitalbild einfach kein Kinofeeling erhalten. Es kommt mir wie ein überdimensioniertes Heimkino vor. Wieso soll ich meine gute Stube noch mit fremden Leuten teilen, da bleib ich doch gleich zu Hause vorm Beamer hängen. Zum guten Glück für's Kino, denken noch nicht alle so: man will unter die Leute, will einen neuen Film mit der Masse sehen und diese einmalige Stimmung eines kollektiven Erlebens nicht missen. Solange das noch so ist, wirds Kino geben. Sollte es wirklich bergab gehen, dann wohl eher, weil die Filme inhaltlich nicht mehr genügen, nicht wegen der Qualität und Art der Presentation.

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cinerama kommt einem vor wie ein Weltuntergangsprediger, der unerschrocken, auf einer Kiste stehend, seine Meinung in die Menge brüllt und dabei nicht merkt, dass ihm fast keiner mehr zuhören mag.

 

Das würde ich jetzt nicht direkt unterschreiben.

Ich finde, dass unser Cinerama nicht einfach Sinnloses aneinander kettet - es ist auch teils höcht interessant, welche Standpunkte er vertritt, jedoch bin ich nicht bereit, einen Post mit ca. 10'000 Zeichen zu lesen...

 

ich habe nicht gesagt, dass er sinnlos aneinander kettet.

Aber er läßt Argumente Anderer konsequent unbeachtet.

Auch ich finde die Größe der Posts unangenehm und scrolle sie runter.

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Genau, den Zuschauer interessiert es nicht die Bohne wie das Bild auf die Leinwand kommt. Der Zug Richtung digital ist schon lange abgefahren, und wer dass immer noch bezweifelt... na ja. Der Zuschauer kann aber zurecht erwarten, dass die Qualität im Kino stimmt, und dass tut sie eben mit der 35mm Kopienqualität z.Zt. nicht mehr. Mit HD kann ich zuhause ein deutlich besseres Bild erreichen.

 

Klar, dass in einem Filmvorführer-Forum (interessante Frage wäre mal wie viele hier wirklich als Hauptjob als Vorführer arbeiten) die Leute nicht unbedingt Luftsprünge machen, wenn ihr Job (Hobby) eine so starke Veränderung durchmacht und/oder sie befürchten müssen dass ihre Stelle wegrationalisiert wird.

 

Zu Qualität kann man eigentlich nur eine subjektive Meinung abgeben. Der eine mag das körnige, verwackelte und oft nicht besonders scharfe 35mm Bild, der andere nicht. Der Kontrast (und/oder Schwarzwert) kann bei 35mm deutlich besser sein, aber auch hier kommt einen selten eine Kopie unter die Finger, die dies auch ausnutzt (Rocky B.). Insgesamt betrachtet empfinden die Gäste das digitale Bild als besser (Bildruhe, Schärfe, Farben über den ganzen Film konstant). Und: Die Technik bleibt nicht stehen, die Auflösungen werden steigen, der Schwarzwert wird besser etc. Gleichzeitig sinken die Kosten für die Projektoren/Server. Es führt kein Weg daran vorbei... und das ist gut so (das ist meine persönliche und subjektive Meinung). :D

 

P.S. ich überfliege die Posts von cinerama auch nur. Viel Blabla, wenig Info. Leider kann man hier keine Blacklist verwalten :wink:

 

P.S.2: PARIS - JE T'AIME war als 35mm Ausbelichtung (4k DI) eine herbe Enttäuschung (Bildschärfe), eine durchschnittliche 35mm Kopie (2k DI) kommt da locker mit.

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