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Wie funktioniert die Tonanlage im Kinosaal?


dreamfish86

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Hallo Leute,

 

ich versuche meine Frage klar und kurz zu formulieren, hole aber trotzdem ein wenig weiter aus, damit meine Motivation diese Frage zu stellen deutlicher wird:

 

Ich habe früher im Kino öfters gedacht: Was für eine geile Anlage, hier würde ich gerne mal meine Lieblings CD anhören.

Nun funktioniert die Tonanlage im Kino im Grunde genommen ja fast so wie die heimische Stereoanlage nur das wir hier mehr Kanäle haben, viel größere Leistungen, usw. Ich vernachlässige jetzt alles was um Dolby, DTS, THX und Co. so existiert und beschränke mich darauf, das im BWR ein Rack mit Endstufen steht und im Saal Lautsprecher.

 

Nun hat natürlich ein Kinofilm eine ganz andere Dynamik als ein Musikstück. Beispiel: Zwei Darsteller unterhalten sich und plötzlich bricht der Vulkan aus, vor dem sie stehen. So eine Dynamik bekomme ich zuhause nicht hin. Entweder höre ich den Dialog vorher nicht, oder beim Vulkanausbruch clipt mein Verstärker oder meine Lautsprecher verteilen ihre Bestandteile im Raum 🐵

 

Durch die Abmischung des Soundtracks für einen Werbespot habe ich dann Dinge wie LEQm(82) und -23 LUFS kennengelernt.

 

Was mich jetzt interessiert (ich aber nie probieren würde): Mal angenommen ich würde mich mit einen CD Player per XLR (analog Stereo, +4 dBU) direkt in die Endstufen von Front Left und Front Right einstöpseln (und irgendwie noch die Subwoofer mit befeuern) bei einer Audio CD die auf -0.1 dB Peak gemastert ist (z.B. Rammstein oder moderne Popmusik), welche Laustärke/Schalldruck würde mich im Saal erwarten? Würde ich damit die Lautsprecher oder meine Ohren schädigen?

Das Thema interessiert mich sehr und vielleicht rege ich hiermit eine interessante Diskussion an.

 

Liebe Grüße

Peter

Bearbeitet von dreamfish86 (Änderungen anzeigen)
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Könnte man noch mehr zu sagen, aber der Einfachheit halber:

 

- der digitale Ton im Kino wird grundsätzlich mit 24Bit Quantisierung gespeichert/wiedergegeben. Hat also schonmal mehr technische Dynamik als typisches 16Bit CD Audio. 

- anders als übliche Musikmischungen ist im Kino ein Headroom definiert, der, flapsig gesagt, für explodierende Todessterne und ähnliche Situationen vorgesehen ist. Sprich, der Durchschnittspegel liegt bei der Kinowiedergabe deutlich unter dem möglichen Maximalpegel. Sowas gibts in der Musikproduktion nicht - da wird meistens, zumindest in der U-Sparte, mit Vollaussteuerung gearbeitet, es gibt keine standardisierten Aussteuerungsreferenzen außer Vollaussteuerung (von der verbreiteten/inflationären Nutzung von Kompressoren/Loudnessmaximizern im Bereich populärer Musik mal ganz abgesehen).

 

Wenn Du eine typische Audio-CD mit den gleichen Gain-Parametern wie den Filmton in einem Kino wiedergibst, wird das brüllend laut sein, weil Du damit eben im Lautheitsbereich von Weltuntergängen liegst.

 

Das ist, nebenbei, ein relativ typisches Problem, wenn man als Kinobetreiber z.B. seine eigenen 'DCPs' (digitale Filmdateien) erzeugt und unter das Bild (z.B. ein Standbild) Musik aus üblichen Quellen (CD, MP3, etc.) unterlegen will. Diese Musik wird in der normalen Lautstärkeeinstellung der Kinotonanlage für Filme dann viel zu laut wiedergegeben - man muss sie typisch um 15-20dB absenken, damit die Lautheit halbwegs kompatibel mit den üblichen Filmpegeln ist. Analog dazu, 'Musik' im Film, liegt typisch ebenso weit unter Vollaussteuerung.

 

Die Lautsprecher würdest Du damit nicht schädigen, die müssen das üblicherweise abkönnen, dafür sind sie ausgelegt, und deine Ohren würdest Du auch nicht schädigen (jedenfalls nicht, solange Du dich auf Stereo beschränkst und der Kinotonprozessor auf einer Standardeinstellung steht) - aber es wäre definitiv scheisselaut.

 

Das Besondere im Kino ist, dass es hier eine Norm für die Lautheit gibt. Einem konkreten digitalen Pegel des Audiomaterials wird eine spezifische Lautheit  im Kinosaal zugeordnet. Dafür werden die Kinotonsysteme bei der Installation respektive bei hoffentlich durchgeführten Wartungen mit SPL-Metern eingemessen.

 

Im Kino wird typisch mit einer konstanten/fixierten Wiedergabeverstärkung gearbeitet - eine standardisierte Einstellung ('Fader Level') am spezifischen Kinotonprozessor. Die typische sprachlastige Komödie wird bei der gleichen Einstellung gespielt wie der Action-Blockbuster. Die Komödie wird also vollständig weit unter Vollaussteuerung des Systems abgemischt sein (sofern es keine SciFi-Komödie ist, an deren Ende ein Todesstern explodiert).

 

 

 

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
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  • 2 Wochen später...

Ist nicht die Tatsache, dass ein Kinosaal akustisch möglichst optimal vermessen ( z.B. Frequenz + Laufzeiten + Reflektionen/Dämpfung) und justiert wurde, mehr Wert als 24 Bit + Lautheit? Im privaten Wohnzimmer stehen die Lautsprecher dort, wo die bessere Hälfte sie möglichst nicht sieht 😉

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'mehr Wert'? Die Lautheit, und der tatsächlich erreichbare Frequenzgang (Lautsprecher in Kombination mit Raumgröße und Abstimmung) spielen natürlich ne Rolle. Wer hat denn zu Hause 15" und 18" und die nötige Raumgröße für solche tiefen Frequenzen?

 

Die 24 Bit spielen natürlich schon auch eine Rolle bei der Dynamik, wenn Du dir vorstellst, wieviel Headroom Du bei konstanter Lautstärkeeinstellung im Kino hast, dann bliebe bei z.B. nur 16 Bit in der üblichen RomCom nicht mehr viel Quantisierungsraum übrig.

 

Aber daneben kriegt man natürlich im Heimkino schon kaum die Dynamik einer Kinomischung von der Quelle her - das Zeugs ist für DVD/Bluray oder auch bei den Streaminganbietern natürlich für Nahfeld und beschwerdefreie Wohnraumwiedergabe zurecht kastriert.

 

 

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Na ja, ich kenne privat einen ehemaligen Kinoausstatter der mir oft erzählt, was für ein Aufwand beim Bau in den Kinosälen akustisch betrieben wurde. Das ging ja mit Lucasfilm THX richtig los, sonst gab es keine Zertifizierung und kein Starwars zum Zeigen 😉

Daher gehe ich schon von einer tollen Akustik im Kino aus, zumindest wenn Fachkräfte da gemessen und eingepegelt haben. Im privaten Bereich ist links das 5 Meter Fenster und rechts das Designer Stoffsofa..... soviel kannste da gar nicht messen und pegeln.

 

privat betreibe ich einen 300W 18 Zoll Subbass. Beim 70er Jahre BD Film Erdbeben klingelte es an der Türe, Nachbarin: Muss das sein, meine Glastiere sind in der Vitrine alle umgefallen.

Seitdem gibt es keinen Sensurroundsound bei mir mehr 😉, lieber ins Kino. Hat da noch einer das alte Sensurroundsystem stehen oder sind da schon längst alle Sicken ab?

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vor 13 Stunden schrieb carstenk:

Aber daneben kriegt man natürlich im Heimkino schon kaum die Dynamik einer Kinomischung von der Quelle her - das Zeugs ist für DVD/Bluray oder auch bei den Streaminganbietern natürlich für Nahfeld und beschwerdefreie Wohnraumwiedergabe zurecht kastriert.

 

 

Mit der richtigen Tonanlage merkt man da fast kaum noch einen Unterschied. Du schriebst mal hier im Forum der neue Bond hat keinen Bass in der Tonmischung. Das ist ein totaler Irrtum denn hier bei mir fiel der Schlüssel aus der Tür vor lauter Bass. Was bringt denn bitte noch eine 24Bit Speicherung im Kino wenn diese sowieso nicht wiedergegeben wird im Saal? Also ist dann ja doch nicht mehr Dynamic als eine 16Bit Compact Disc. Es gibt ja etliche Kinos welche ihre Tonanlagen drosseln im Dynamikbereich. Das perfekte Beispiel ist ja Dolby Atmos. Dolby Digital klang in etlichen Kinos deutlich besser als der heutige unkomprimierte Ton. Ein perfektes Beispiel ist der Cinedom in Köln. Dort knallte SRD in der Front mit voller Wucht. Da kann der heutige dort installierte Ton absolut einpacken vom Klang und Dynamik.

 

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