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" Knastkino" - Kino in Haftanstalten ?


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Im WDR lief ein Beitrag in dem ein Zuschauerraum eines (so der Offsprecher)  "Kinos" in einer JVA gezeigt wurde. Ich vermute, es war ehr eine Art Aula (Multifunktionsraum), aber der Redakteur hat es dank genauer und lupenreiner  Recherche schnell in "Kino" umgetitel? 😄 -

 

Nun stellt sich für mich die Frage, wo gab es überall solche Einrichtungen? Wurden dort 16mm oder 35mm genutzt?

Welche Filme wurden dort projeziert? FWU oder Bundesanstalt für politische Bildung oder auch z.B. Atlas Spiel-Filmkopien? 

Und natürlich die Frage, ob es sowas in der ehemaligen DDR gab?

 

Bundeswehr, NVA, Uni's, kleine Kommunen hatten ja auch alle solche Säle um in den 50-70er Jahren Unterhaltung oder Fortbildung zu bieten. Aber eine JVA ist nun mal ein besonderer Ort. Und wer hat die Kosten übernommen? Das Land oder mussten die Häftlinge Eintritt zahlen?

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Im Wiener Votiv-Kino sind nach wie vor zwei FP20 mit Inventarklebern der "JA Stein" betriebsbereit. Die Strafanstalt Krems/Stein ist das größte Gefängnis in Österreich, besteht seit der Monarchie. Da die Grundstruktur der Anlage aus einem Kloster entstand, widmete man die Kapelle kurzerhand in einen Multifunktionsraum mit kompletter Kinoanlage um. Ich hatte bei der Planungsarbeit für Saal 3 des Votiv mitbekommen, daß "in Stein" Projektoren abzugeben wären...beim Abtransport mußte meine damalige Partnerin "in crime" vor dem Haus bleiben, denn "Frauen dürfen nicht ins Gesperre"!

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Die größeren Kasernen der NVA (DDR) hatten oft ein "Kulturhaus" und dort wurden regelmäßig 35mm Filme aus dem laufenden Programm der jeweiligen Kreisfilmstellen gezeigt. Oft waren dort DDR-typische Projektoren MEO4 oder MEO5 zu finden.

Natürlich gab es auch armeeeigene "Lehrfilme". Zudem war jede Einheit mit mobilen Anlagen, meist TK35 und Meo-Club16 ausgestattet. Die materielle Ausstattung war dort meist besser als im zivilen Kino der DDR.

In der NVA-eigenen Haftanstalt in Schwedt wurde nach meinem Kenntnisstand regelmäßig mit einer anstaltseigenen TK35 vorgeführt.

In den Einheiten der kasanierten Transportpolizei (TRAPO) wurden auch regelmäßig 35mm Filme gezeigt. Das wurde durch Mitarbeiter der jeweiligen Kreisfilmstellen realisiert und verbesserte somit deren Besucherbilanz.

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Ob es Vordührungen in allen Haftanstalten der DDR gab ist mir nicht bekannt. Im Frauengefängniss in Hohneck war in der Aula (die übrigens auch eine Orgel beherbergte) eine stationäre TK35 Anlage verbaut. Gespielt wurde überwiegend bis ausschließlich Politisches Material und "Russenfilme". Später wurde die Anlage durch eine KN17 Anlage ersetzt. 

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@uwe602 und @TimTK35

 

Mussten denn damals in der DDR die Gefangenen bzw. NVA/Polizei alle die Filme ansehen, oder war das schon etwas "privilligiertes", wo ggf. der/die Insasse/Bediensteten noch selbst den Eintritt zahlen musste/n?

 

@Florian

Waren das denn "normale" abendfüllende Filme, oder wie in der ehemaligen DDR ehr Filme für die "politische Bildung"?

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Sowohl als auch. Bei der NVA / kasanierte Polizei gab es Pflichtveranstaltungen, bei denen politische oder Lehrfilme gezeigt wurden. Das geschah überwiegend tagsüber im Rahmen von irgendwelchen Ausbildungsmaßnahmen.

Die Filme, die dann abends im kaserneneigenen Kulturhaus gezeigt wurden waren, zumindest dort wo ich war, weniger politisch motiviert und der Besuch war freiwillig. In Ermangelung anderer Freizeitmöglichkeiten waren die Vorstellungen aber gut besucht.

Der Eintritt war stets kostenlos.

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@uwe602 danke! Wie fandet ihr das seinerzeit? Ehr nervig, oder hat man auch mit Fieber die politischen Filminhalte ehr ehrlich "jubelnd" aufgenommen?

 

Bitte nicht falsch verstehen. Ich würde nur gern nachempfinden können, wie das seinerzeit so in der DDR war. Wir "Wessies" wurden ja westlich "gebrieft". Und sowohl "Westinfos", als auch "Ostinfos" waren ja immer ein wenig gelenkt. Das hat vielfach nie die echte Bevölkerung wiedergespiegelt. Ich hab es leider seinerzeit verpasst, die DDR so zu erleben, wie halt "Otto-Normalverbraucher" gelebt haben. Das erste Mal war ich 2000 dort. Aber da war schon vieles neu und nicht mehr so "ursprünglich".

 

P.S. ich will keine politische Debatte, es geht mir einzig um die Menschen, wie die so fühlten und lebten.

 

Danke Dir!

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Die Lehrfilme mußte man über sich ergehen lassen, ohne sie zu verinnerlichen. Waren eben Pflichtveranstaltungen.

Ganz anders die Abendvorstellungen. Das waren zumeist (zumindest in der Kaserne, wo dienen "durfte") Spielfilme aus dem aktuellen Programm der nächstgelegenen Kreisfilmstelle.

Im tristen Kasernenleben damals eine willkommene Abwechslung, die auch gut angenommen wurde.

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Wie das in den Kasernen oder Haftanstalten aussah weiß ich nicht genau. Der "Ottonormal DDR Bürger" hat sich die Politisch motivierte Filme aber eher nicht angesehen. Das belegen auch die Kartenverkäufe solcher Filme. Kamen allerdings Westfilme oder gar etwas aus den USA, waren die Säle meiste übervoll. Bei Dirty Dancing z.B. gab's eine Dame die bei den 3 (!) Vorstellungen des Films (zusätzlich zum normalen Programm) jeden Tag alles 3 Vorstellungen mitnahm. Und das über mehrere Wochen. Da dieses Ungleichgewicht der DDR Führung nicht gefiel wurden eben Besucher der Westfilme auf politische Filme der DDR geschrieben. Somit waren irgendwie alle glücklich. 

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vor 3 Stunden schrieb TimTK35:

Wie das in den Kasernen oder Haftanstalten aussah weiß ich nicht genau. Der "Ottonormal DDR Bürger" hat sich die Politisch motivierte Filme aber eher nicht angesehen. Das belegen auch die Kartenverkäufe solcher Filme. Kamen allerdings Westfilme oder gar etwas aus den USA, waren die Säle meiste übervoll. Bei Dirty Dancing z.B. gab's eine Dame die bei den 3 (!) Vorstellungen des Films (zusätzlich zum normalen Programm) jeden Tag alles 3 Vorstellungen mitnahm. Und das über mehrere Wochen. Da dieses Ungleichgewicht der DDR Führung nicht gefiel wurden eben Besucher der Westfilme auf politische Filme der DDR geschrieben. Somit waren irgendwie alle glücklich. 

Genau so kenne ich das auch aus meiner aktiven Kinozeit. Es gab gewisse Besucher - Panvorgaben und diese wurden zumeist wie beschrieben realisiert. Egon möge es uns mit jetziger Kenntnis verzeihen.

Die Eintrittskarten und -preise waren zum Glück bei Filmen aus Ost- und Westproduktionen gleich.

Bearbeitet von uwe602 (Änderungen anzeigen)
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  • 3 Wochen später...

Hallo,

letzten Sommer war ich auf der Festung Königstein. 

Die Festung Königstein dient von 1949 - 1955 als Jugendwerkhof. Die dortige Kirche wurde als Kino genutzt. 

Wann, welche Filme gezeigt worden, ist mir nicht bekannt - aber gewiss einer Untersuchung wert.

 

Gleichzeitig dient die Festung bis heute noch als Filmkulisse:

Festung Königstein im Kino & im TV - Blog der Festung Königstein (festung-koenigstein.de)

 

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