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Neues Kino braucht das Land


Womenzel

Empfohlene Beiträge

hallo,

 

der neue Theaterleiter des Cinemaxx-Kinos am Potsdamer Platz bringt es

in einer Pressemitteilung schlicht auf den Punkt:

„Dieses Kino hat einfach alles, Atmosphäre sowieso – aber vor allem 19 Säle, in denen wir Woche für Woche das breiteste Filmprogramm in Berlin anbieten.“

 

Recht hat er, fragt sich nur, welche Atmosphäre?! :lol:

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cinerama hat folgendes geschrieben:

"It's over" - das steht schon jetzt fest.

 

bei diesem ganzen hundertfach wiedergekäuten pseudo-intellektuellen Gerede

 

So fair müsste man aber sein, in diesem 'Gerede' Substanz und Form zu sehen. Negation als das Gegenteil von Affirmation ist nicht per se destuktiv, in der Kunst häufig sogar (die Voraussetzung von) Innovation.

Von mir aus noch 100x.

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Die totale Sinnesreizüberflutung! Nieder mit Shopping-Malls nach amerikanischem Drecksvorbild seitens Bush!!!!

 

Beispiel:

In einem deutschem Einkaufszentrum 3 Schuhcenter, aber keine Schuhe, die mir gefallen. Die Schuhe, die ich mag, sind in der preiswerten Kategorie anzutreffen. Ich weiß aber, dass sie nicht lang halten. Aber im teuren Segment, finet man nur Sportschuhe oder edle Lederherenschuhe.

 

Altstadtkerne bzw. Stadtzentrem verkommen, weil sich um Großstädte ringsrum riesige Shoppingmalls entstehen und da jederm it dem Auto hinmuss, sind auch die riesigen Parkhäuser total überfüllt!!!!

 

Im Kino ebenso, lauter Filmmüll, bis auf wenige Ausnahmen. Eine totale Reizüberflutung der Sinne.

 

Der kapitialistische Großwahnsinn, der den Untergang zeichnet

 

Es lebe der Einzelhandel, es lebe das kleine Kino!!!! Weg mit amerikanischem Größenwahnsinn!!!

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der link zum haus vaterland ist mittlerweile nicht mehr aktuell. vor einigen wochen gab es dort noch eine genauere übersicht über die einzelnen restaurationsbetriebe innerhalb dieses gebäudes inklusive des kinos "kammerlichtspiele". leider hat der herr, der diese webseite erstellt hat seine bisherigen angaben aus dem netz genommen. dennoch findet man wenn man unter google bilder sucht unter "kammerlichtspiele haus vaterland" noch ein bild, das sich dann aber nicht vergrößern läßt - das ist auch in dem genannten buch von boeger zu finden (der auch grundrisse zum kino hat).

 

das kino wurde 1929 komplett umgebaut und vergrößert und hatte übrigens 1400 plätze. auffällig ist die parallele zum londoner apollo victoria: auch hier ein kino mit steilem rang, parkett im keller, foyers und zwischenräume unter dem rang, allerdings weniger verzierung sondern dagegen umlaufende lichtvouten.

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verstehe ich nicht: cinemaxx potsdamer platz in berlin Nr. 1 und im landesvergleich unter den top-5 (könnte dieses jahr durchaus auch platz 3 oder 4 werden) soll nicht gut sein? Wo lebst Du denn? Mehr als platz 1 geht bekanntlich nicht...und bei der hohen kinodichte und dem starken wettbewerb in berlin ist ein platz unter den ersten 5 im bundesvergleich auch durchaus als "hervorragend" zu bezeichnen... [...]... wie erklärst Du es Dir aber, dass die beiden dort ansässigen kinos (cinemaxx und cinestar) die beiden bestbesuchtesten kinos in berlin sind? das cinemaxx am potsdamer platz ist im deutschland vergleich sogar unter den top-5, das cinestar im sony-center unter den top-20.

 

warum stimmen die gäste mit den füßen für diese kinos in berlin ab? es gibt doch gerade in berlin -zig alternativen?

 

Irgendetwas muss dem publikum an den kinos/umfeld also anscheinend gefallen...das ist eine tatsache, [...]...

 

Zurück zum Thema "Neue Kinos braucht das Land", dazu Ausschnitte aus Veronika Ralls wie ich meine äußerst anregenden Artikel "Träumen Androiden vom Kino?"

 

Sie haben die Matrix geändert: Wie die hypermodernen Multiplexkinos den Blick, die Wahrnehmung und die Körperlichkeit des Publikums wie auch die Realität des Films verändert haben. [...] Eine Klage scheint daher unangemessen, und gerade am Rand der Großstädte, wo die Multiplexe aus dem Boden schießen wie die Pilze, mag sich einiges zum Positiven verändert haben. Multiplexe aber verändern die Bewegung der Menschen, sie verändern ihre Haltung, ihren Blick, ihre Wahrnehmung, ihre Körperlichkeit genauso, wie sie die Filme verändern. [...]

Multiplexe [...] Abgeschottet von den öffentlichen Straßen, von jedweden attraktiven Kneipen und Cafés nisten sie sich in Baulücken oder in den Speckgürteln der Großstädte ein. Ihrer Nachbarschaft assoziieren sich Einkaufszentren, wahre Kaufpaläste, die so verlässlich einige Ladenketten über die Welt verteilen[...]. Versorgungseinheiten für die Wohlhabenden, der Besucher tut wohl daran, über einen Geldbeutel oder eine Eintrittskarte zu verfügen, andernfalls wird man ihm die Türe weisen, schließlich bewegt man sich hier auf Privatgelände. Nicht der Bürger, der Konsument ist gesucht und gefragt. Und der soll sauber, clean sein und bleiben: keine Demonstrationen, keine Obdachlosen. Keine Flugblätter, keine Diskussionen. [...]

Auch in den Gebäuden wird man den Geruch nach Meister Proper nicht los: dunkle Teppiche, die täglich mindestens einmal vom Reinigungspersonal gesaugt und shampooniert werden, große Glasflächen, die Transparenz suggerieren, wo das Gegenteil der Fall ist, die Räume sind hermetisch. [...] Auch hier tragen die Jungs und Mädels Uniform, ihr Einheitsoutfit verfolgt uns bis zur Kartenabreißerin, die ihr "ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend" so teilnahmslos runterrasselt wie ihre Kollegin in Los Angeles, Paris und Tokio. Das Bild ist überall das Gleiche.

 

Doch nicht nur die Körper der Angestellten sind uniformiert und gerichtet, den Körpern der Besucher widerfährt nichts anderes. Bis hin zum Kinosessel wird ihnen diktiert, wie sie sich zu halten haben. Hier strecken, hier bücken. Hier nach unten. Dort nach oben. Hier essen. Dort ausscheiden. Nirgendwo rauchen. Wo das Auge des uniformierten Personals nicht ausreicht, ein uniformes Verhalten der Besucher zu garantieren, informieren unsichtbar angebrachte Überwachungskameras ein Wachpersonal über Abweichungen von der Hausordnung. Das Bild ist nicht zufällig das eines Hochsicherheitstrakts. Doch anders als in den öffentlichen Gefängnissen überspielen die Multiplexkinos den geschlossenen Raum, den sie als attraktiven feilbieten. [...] Die alles übersäuselnde Musik schließlich beruhigt den nervösesten Unterhaltungshäftling wie einen übersensiblen Flugpassagier und verfolgt ihn bis in die nobelst ausgestatteten Toiletten. [...]

In den Multiplexen lässt sich nicht träumen. Hier habe ich zwar von jedem Sitzplatz eine optimale Sicht auf die Leinwand und sie wird, egal wo ich mich befinde, meinen Gesichtskreis überschreiten. Doch entspannt zurücklehnen darf ich mich nicht, denn die Leinwand ist nicht über meiner Blickachse, sondern darunter angebracht. Da mögen die Gesichter groß, wesentlich größer als in jedem herkömmlichen Kino sein - ich aber schaue auf sie hinab, anstatt zu ihnen aufzublicken. Hätte es ohne diesen Blick nach oben Rita Hayworth Gilda gegeben? Hätte Marilyn Monroe uns aus der Übersicht derartig fasziniert? Hätten Monty Clift, Gregory Peck oder James Dean uns je in ihren Bann geschlagen, wenn wir auf sie herabgeblickt hätten? Ich glaube nicht. Das moderne Multiplexkino ist nicht zufällig seltsam starlos, hier regieren die Technik, die Kameraführung, die Montage, die digitale Bearbeitung. Seine Blickachsen berauben uns des imaginären Raums in Kopf und Kino, sie stehlen uns die Distanz, die Träumer und Träumerin brauchen. Die unverhüllte Leinwand hängt uns gegenüber wie ein erbarmungsloses, lidloses Auge, ohne Versprechen auf ein Anderes setzt sie unseren Blick in eins mit der Wahrnehmung. Sie bezeichnet uns als allmächtiges Subjekt, um uns Tyrannen zu tyrannisieren.

 

[...] Indem er den Körper des Schauspielers attackiert, in Stücke reißt oder an Felswänden marginalisiert, bringt der Multiplexfilm nicht die Projektion, sondern den Körper des Zuschauers selbst ins Spiel. Statt den Schwindel auf der Leinwand zu inszenieren, versetzt der Multiplexfilm Blick und Erblicktes in eins, anstatt den Schwindel zu begreifen, empfinden wir ihn. Bomben detonieren in unseren Augen, zerfetzte Flugzeugwracks fliegen uns um die Ohren, der Soundtrack raubt uns die Sinne. Es sind primäre Affekte um die Unversehrtheit unseres Körpers, auf die dieses Kino zielt: Jeder Kinobesuch eine Simulation ums Überleben.

 

[...]

 

Das, was dort geschieht, ist so real wie die Matrix im gleichnamigen Film der Wachowski-Brüder, und es ist nicht einmal sicher, ob mit der Matrix die Welt verschwindet: Präzise das Gefühl für diese Differenz kommt dem Cyborg-Zuschauer zunehmend abhanden.[...] Statt uns als Geborene verliebt oder narzisstisch in Spiegeln zu identifizieren, eine unendliche Geborgenheit im imaginären, mütterlichen Raum des Kinos zu empfinden, bewegen wir uns in den Multiplexen und ihren Filmen im Realen, das keine Distanz duldet und die Differenz nicht kennt. Mit der Wirklichkeit hat diese psychoanalytische Kategorie wenig zu schaffen, sie bezeichnet vielmehr die Ebene der lebensnotwendigen Bedürfnisse: Was wir brauchen, wird eingespeist. [...]

Das Multiplex entlässt seine Zuschauer nicht entspannt, nicht schläfrig oder metaphysisch in die Fortsetzung der Traumarbeit vertieft. Abgekoppelt vom Informationsnabel des Kinos, sucht der Zuschauer von heute sofort, diesen zu ersetzen, die Reize müssen weiter fließen. Die Chance, ein Publikum im klassischen Sinne zu bilden, geht für den Zuschauer heute gegen null. Das Kino stellt keine Öffentlichkeit her, weder im Kinosaal noch später, wenn wir es längst verlassen haben. Wozu auch? Was sollte hier noch ausgestellt, welches Geheimnis veröffentlicht werden?[...] Die virtuelle Welt verdrängt nichts mehr und schon gar nichts Sehenswertes. Wir haben uns daran gewöhnt, bis auf unsere genetischen Muster hin durchsichtig zu sein, und wir haben uns daran gewöhnt, andere zu durchschauen. Der Blick aus dem Fenster geht ins Leere, das Leben erschöpft sich in den Soapoperas, Dokusoaps und Realityshows des Fernsehens. Obszön wie die Multiplexe ersetzen sie das Diffuse und die Heterogenität des gelebten Lebens durch eine dramaturgische Überschaubarkeit und eine Homogenität, menschliche Erfahrung definiert sich durch immer neue Schnittstellen und Benutzeroberflächen.

 

Der Begriff der Reproduzierbarkeit zielt heute nur noch auf die des Menschen selbst, nicht mehr auf seine transzendentale Wahrnehmung einer Differenz. [...] Das Zeitalter der unendlichen Simulation, die von sich selbst nichts weiß und nichts wissen will, kann eine Subjektphilosophie gut und gerne entbehren. [...] Nur in einer Hinsicht hat Kracauer noch Recht: "Jene Zurüstung der Lichtspielhäuser", schrieb er 1926, "hat die Aufrichtigkeit für sich." Anstatt aber wie in den 20er-Jahren eine Selbsterkenntnis, einen "Mangel...unordentlich" auszudrücken, der sogar auf einen "Umschlag" der Gesellschaft zielt, inszenieren die Multiplexe heute außerordentlich ordentlich die Fülle an Reizen und garantieren obendrein ihre Befriedigung. Alte Filmpaläste und Kiezkinos mögen sterben, die Multiplexe florieren, weil sie reizen und gereizt werden. Das zahlt sich, rein darwinistisch gesehen, in ihrem und unserem Überleben aus. Vorläufig jedenfalls.

 

 

 

Aus: http://www.taz.de/index.php?id=archivse...6/21/a0158

 

Wie sieht das Kino der Zukunft aus?

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Du hast den wichtigsten teil des artikels unterschlagen ...

 

"Mit Visionen und Passionen beladen versucht der Multiplexfilm, Verstehensirritationen zu verändern und die basalen Elemente der Verständigung als ambivalentes Symbol zu beenden. Das dynamische Ganze des zutiefst demokratischen Kinoideals nach Krakauer, Goethe und Arnold Hau ist die Schwarmintelligenz, denn wider alle Erwartungen ermutigen die Multiplexe, die kritische Verortung zu verfälschen und das sinnliche Erlebnis als Instrument des antikulturimperialistischen Kampfes auszudeuten. Mit dieser schöpferischen Omnipotenzphantasie erlaubt sich der dunkle Multiplexsaal, Verstehensirritationen zu bestimmen und die gesellschaftliche und politische Bedeutung als unmissverständlich politische Dimension auszudeuten."

 

erstklassiges schwerschwadronatentum ... :-)

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Die Autorin war einmal bei uns Dozentin.

 

Im "wichtigsten Teil" nun - übrigens eine Parodie von @preston sturges, dem gestandenen Heros aus der Pisa-Studie - schafft er es doch glatt, Kracauer mit Krakau und Kubrick mit Kubrik (oder Kuckuck) zu verwechseln.

 

So wundert kaum, daß die Programmredaktion im Kino Schauburg/Karlsruhe oft ähnlich deliriert.

 

Der Facharzt wurde verständigt ... :wink:

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der zitierte text trifft's.

aber in einem punkt irrt veronika rall:

"Hätten Monty Clift, Gregory Peck oder James Dean uns je in ihren Bann geschlagen, wenn wir auf sie herabgeblickt hätten?"

große kinos hatten früher fast immer ränge. in den usa und großbritannien oft steil und hoch. da gab es keine bauvorschriften von maximal 10 reihen. meistens waren dort oft die hälfte der plätze. man schaute also durchaus auch herab.

ähnlich verhält es sich auch mit den music-halls und opernhäusern. um viel billige plätze zu erhalten wurden dort stehplätze und bänke (statt einzelner sitze) eingerichtet.

 

aber das entscheidende ist: man geht ins kino,

um einen sinnlichen eindruck zu haben

und was sieht man: ein multiplex! oder eine blackbox!

 

"we joined the navy,

to see the world.

but what did we see?

we saw the sea!"

irving berlin

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Der Facharzt wurde verständigt... :wink:

 

... danke sehr. Aber bitte nicht Deinen facharzt, der bringt's ja nicht wirklich.

 

PS: Krakauer = eine schmackhafte wurstspezialität aus polen.

 

PPS: Arnold Hau = z.zt. noch eine sehr löbliche ausstellung im frankfurter filmmuseum...http://www.deutschesfilmmuseum.de/pre/f...ss=ass_hau

 

empfehle Dir und der dozentin den Arnold Hau kurzfilm MILCHKÄNNCHEN UND FISCHSTÄBCHEN IN DER ANTARKTIS oder Arnold Hau's musicalverfilmung HIER IST EIN MENSCH...darüber könnte man gar trefflich schwerschwadronieren ...

 

Ich leg' schon mal vor..."Als Mythologisierung aus der normativen Kraft des Kontrafaktischen fordert Arnold Hau, unerwartete Möglichkeiten zu werten und apokalyptische Aspekte als Abnicken offensichtlicher Unsinnigkeiten entstehen zu lassen. Dogmatische Aussage der konsumistischen Arbeit "Hier ist ein Mensch" ist die Umkehr des Kunstgedankens."

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Ich leg' schon mal vor ... "Als Mythologisierung aus der normativen Kraft des Kontrafaktischen fordert Arnold Hau, unerwartete Möglichkeiten zu werten und apokalyptische Aspekte als Abnicken offensichtlicher Unsinnigkeiten entstehen zu lassen. Dogmatische Aussage der konsumistischen Arbeit "Hier ist ein Mensch" ist die Umkehr des Kunstgedankens."

Kann das mal jemand übersetzen, was ist die Aussage dieser Zeilen? Gab es zu Goethes Zeiten auch schon Multiplex Kinos?

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@filmempire: versuch es gar nicht zu verstehen, was preston sturges und cinerama so von sich geben und was sie auch zitieren von anderen textquellen - man muss da schon das geistige niveau von den beiden haben um da noch mit zu kommen bzw. muss man sich das wirklich antun :lol: 8) :lol:

bei mir gibt es mittlerweile schon eine innere anschaltung bei den beiträgen von beiden, sobald diese beiträge gewisse längen erreichen oder sie aus textquellen zitieren - ist sicher manchmal falsch, aber der verstand schützt sich da selber ohne mein zutun :lol: :lol: :wink:

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Neue Diskussionen und Spekulationen um das Objekt ZOO PALAST: http://www.berlinonline.de/berliner-zei...07391.html

 

(Ich kann weder die eine noch die andere Version so ganz glauben. Immerhin bedarf es für einen 20-Jahresvertrag einer vorherigen Wirtschaftlichkeitsprüfung. Ein 20-Jahresvertrag war Vorbedingung der Bayerischen Immobilien-AG für ein Kinobjekt. Da der ganze Umbau - wild spekuliert - mind. 20 Mio. Euro kostet, ist weder das alte und noch weniger ein neues Kinogebäude wirtschaftlich tragbar. Das Riesenrad ändert nicht das Geringste an der Situation. Mal nachgefragt: baut UCI zurzeit irgendwo neue Kinos in Europa? Und wie sehen diese "neuen" Kinos aus?)

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Mal nachgefragt: baut UCI zurzeit irgendwo neue Kinos in Europa? Und wie sehen diese "neuen" Kinos aus?)

 

UCI wurde vor kurzem von einer breit aufgestellten und kapitalkräftigen englischen holding gekauft (stand in der fach- und wirtschaftspresse), die das unternehmen "für die anforderungen der zukunft neu aufstellen möchte". Vorstellbar ist also vieles ... und der zoo-palast ist ein flagschiff, dem allerdings, um bei der metapher zu bleiben, neue takellage nichts schaden kann ...

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Das habe ich so ja nicht erfragt. Die Fragen waren äußerst konkret.

Heißt es nicht eher Takelage (mit einem "l") und Flaggschiff (mit zwei "g") ?

 

Hallo herr oberlehrer ...

 

bevor Du wertvolle zeit mit korrekturen meiner texte verlierst, rufe einfach bei UCI an: 02 34/9 37 19-36, Pressesprecher Georg Welles, ein netter Mann, der Dir weiterhelfen wird ... kannst ja gelegentlich ergebnisse Deiner recherche hier veröffentlichen ...

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"Träumen Androiden vom Kino"

 

Jeder, der noch mal in einem dieser riesigen 'alten' Säle war (wie das Schiff der Kathedrale), wird diesen Text quasi am eigenen Leib unterschreiben.

Der Ort ist grösser als der Film ist/ der Raum ist tiefer als die Sehnsucht/ das (eigene) Bild weiss mehr als alle Bilder.

Am Gare Montparnasse in Paris existieren mit dem Miramar (ca. 1960) und dem Bretagne (1961) noch zwei solcher Bäuche. Ich geh da immer rein, wenn ich in Paris bin, ganz egal, was gerade für ein (französisch synchronisierter) Scheiss läuft (dieses mal 'Enchanted'): Hauptsache ich darf wieder spüren, wie das früher einmal gewesen sein könnte!

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"Träumen Androiden vom Kino"

 

Jeder, der noch mal in einem dieser riesigen 'alten' Säle war (wie das Schiff der Kathedrale), wird diesen Text quasi am eigenen Leib unterschreiben.

Der Ort ist grösser als der Film ist/ der Raum ist tiefer als die Sehnsucht/ das (eigene) Bild weiss mehr als alle Bilder.

Am Gare Montparnasse in Paris existieren mit dem Miramar (ca. 1960) und dem Bretagne (1961) noch zwei solcher Bäuche. Ich geh da immer rein, wenn ich in Paris bin, ganz egal, was gerade für ein (französisch synchronisierter) Scheiss läuft (dieses mal 'Enchanted'): Hauptsache ich darf wieder spüren, wie das früher einmal gewesen sein könnte!

Dieser "Bauch des Architekten" ist zu groß geworden im Zeitalter des Wellness und des "Waschbrettbrauchs", läßt sich sarkastisch ausführen. Der Entwickler der Immobilie und des geplanten Einkaufszentrums am Zoologischen Garten in Berlin, Herr Stindt, betonte, daß es unbedingt die Eigenschaft von Kinosälen sei, dunkel zu sein - daher bedürften sie der Architektur nicht. Grundsätzlich stellte er den Sinn eines Kinos an diesem Standort infrage: auf einem Architektursymposium 2005 war seine vehemente Auffassung, der Filmkonsum sei zu den Flachbildschirmen übergewandert. Und: Der ZOO PALAST habe mit "Zürcher Verlobung" eröffnet - ein Film, den heute keiner mehr sehen wolle, und so sei es auch mit diesem Kino.

 

Sibyllinischer hatte sich der Pressesprecher von UCI, der von @preston sturges empfohlene Gerog Welles, bereits 2003 geäußert: http://www.morgenpost.de/content/2003/0...30252.html

 

Und recht unsensibel leider Stadtentwicklungssenator Herr Strieder - im völligen Gegensatz übrigens zu den jüngsten "good will"-Erklärungen, vielleicht plötzlich wieder den gesamten Saal zu erhalten.

 

233409-1_org.jpg

Foto: Christine Kisorsy. http://www.50-jahre-zoopalast.de/

 

der zitierte text trifft's.

aber in einem punkt irrt veronika rall:

"Hätten Monty Clift, Gregory Peck oder James Dean uns je in ihren Bann geschlagen, wenn wir auf sie herabgeblickt hätten?"

große kinos hatten früher fast immer ränge. in den usa und großbritannien oft steil und hoch. da gab es keine bauvorschriften von maximal 10 reihen. meistens waren dort oft die hälfte der plätze. man schaute also durchaus auch herab.

ähnlich verhält es sich auch mit den music-halls und opernhäusern. um viel billige plätze zu erhalten wurden dort stehplätze und bänke (statt einzelner sitze) eingerichtet.

 

aber das entscheidende ist: man geht ins kino,

um einen sinnlichen eindruck zu haben

und was sieht man: ein multiplex! oder eine blackbox!

Die Autorin des Artikels "Träumen Androiden vom Kino" ( http://www.taz.de/index.php?id=archivse...6/21/a0158 ) wäre vielleicht noch an weiteren Punkten revisionsbedürftig: ihr Schluß aus der negativen Dialektik, der Erfolg gibt ihnen (den neuen Lichtspielhäusern) recht, wofür sie Besucherzahlen von 2000 geltend macht, würde heute umgekehrt geltend gemacht werden müssen: Programmkinos sind auf dem Vormarsch, Overscreening ist auf dem Rückmarsch (vom Home Cinema mit seinen Digital Cinema 2k- und THX-Systemen aber hier abgesehen).

Veronika Rall situiert die Multiplexe "abgeschottet von Straßen [...] jenseits der Großstadt", um ihnen Seelenlosigkeit zu unterstellen und übersieht dabei die Multiplex-Standorte im Innenstadtbereich, die bekanntlich zur Marktbereinigung der "überholten" Spielstätten beitrugen.

 

Der "Geruch von Mister Proper" ist für sie vielleicht eine Allusion auf den klinischen Säuberungswahn nach Maßgabe steriler Krankenhäuser. Aber den Geruch des Popcorns (einige verbinden ihn mit Fäulnis) hat sie nicht bemwerkt.

 

Fabelhaft natürlich ihr Satz: "Auch hier tragen die Jungs und Mädels Uniform, ihr Einheitsoutfit verfolgt uns bis zur Kartenabreißerin, die ihr "ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend" so teilnahmslos runterrasselt wie ihre Kollegin in Los Angeles, Paris und Tokio. Das Bild ist überall das Gleiche." Oder: "Das Bild ist nicht zufällig das eines Hochsicherheitstrakts.".

Und hierin vertritt sie den asketischen Standpunkt wider das Ereigniskino (und setzte es mir zu simpel erst mit Multiplexen gleich, zumal es die "Spektakelvorführungen" allzeit gegeben hatte): "Seine Blickachsen berauben uns des imaginären Raums in Kopf und Kino, sie stehlen uns die Distanz, die Träumer und Träumerin brauchen. Die unverhüllte Leinwand hängt uns gegenüber wie ein erbarmungsloses, lidloses Auge, ohne Versprechen auf ein Anderes setzt sie unseren Blick in eins mit der Wahrnehmung." Mit Breitwand und Raumton ist sie weniger warm geworden -aber dies mag auch sicherlich an Filmen der letzten drei Dekaden liegen, die eine arteigene Ästhetik hier verspielt haben.

 

Generell hegt sie - zumeist mit Recht - Einwände gegen den Exploitationsfilm: "Statt den Schwindel auf der Leinwand zu inszenieren, versetzt der Multiplexfilm Blick und Erblicktes in eins, anstatt den Schwindel zu begreifen, empfinden wir ihn." Aber zu denen gehören auch weniger angefochtene Werke wie "Andrej Rubljow", "Playtime", "2001: A Space Odyssey" oder "Blade Runner" - von der Filmwissenschaft hoch geschätzt.

 

Ihre Befürchtung bezieht sich eher auf die sozialen Wirkungen solcher "Multiplexfilme", wenn sie deren Akt der Aufführung im kinematographischen Raum heranzieht: "Mit dem Körper des Menschen verschwindet seine Welt, das reflektieren die anspruchsvolleren Multiplexfilme. Die Kommunikations- und Biotechnologien verwischen die Unterschiede zwischen Natur und Kultur, zwischen Mensch und Maschine, das sieht man auch auf der überdimensionalen Leinwand."

Genau dies aber kann auch eine Erfahrungs- und Bewußtseineserweiterung darstellen, was Rudolf Harms in den 1920er Jahren bereits als Kinoerlebnis beschrieben hatte:

""Angestrebt wird dabei sowohl eine Ausschaltung der niederen Sinne (Druck-, Tast-, Geruchsempfindungen) wie die Ausschaltung alles dessen, was von der vollen Hingabe an das Kunstwerk ablenken könnte." (Aus: "Philosophie des Films", S. 40)

 

28.4.2004_022__small.jpg

Bild: Royal-Palast Berlin, 2004

 

Ein Verständnisproblem überkommt mich in ihrer dichotomischen Beobachtung "Statt uns als Geborene verliebt oder narzisstisch in Spiegeln zu identifizieren, eine unendliche Geborgenheit im imaginären, mütterlichen Raum des Kinos zu empfinden, bewegen wir uns in den Multiplexen und ihren Filmen im Realen, das keine Distanz duldet und die Differenz nicht kennt."

Eigentlich wäre die Befreiung aus dem Narzißmus oder der Scheingeborgenheit seit dem Mutterschoß ein Postulat des Realismus! Der Realismus-Begriff koppelt sich bei der Autorin aber an die realistische (sie meint womöglich naturalistische) Darstellung von Technik und Gewalt im Multiplexkino. Gerade an diesem Punkt würde ich eine Verklärung dieser beiden Bereiche erkennen, die dem Realismus abschwört ebenso wie der zum Virtuellen in Verbindung stehenden Formextase etwa der Blockbuster-Filme mit dennoch höchst profanen und banalen "Alltagskonflikten", dort wo noch Menschen die Hauptrolle spielen.

M.E. verkeht die Veronika Rall auch Ursache und Wirkung, wo sie schreibt: "Das Multiplex entlässt seine Zuschauer nicht entspannt, nicht schläfrig oder metaphysisch in die Fortsetzung der Traumarbeit vertieft. Abgekoppelt vom Informationsnabel des Kinos, sucht der Zuschauer von heute sofort, diesen zu ersetzen, die Reize müssen weiter fließen."

Dafür ist nicht das Multiplex der Anstoß gewesen, sondern die Explosion der Multimedia-Gesellschaft, die sich im Multiplex nunmehr widerspiegelt: Filmtheater unterliegen Moden und Trends wie kaum ein anderes Gewerbe.

 

Ebenfalls nicht falsch, aber stets auch umdrehbar ist ihre These "Das Leben? Eine Erkenntnis der Welt? Die virtuelle Welt verdrängt nichts mehr und schon gar nichts Sehenswertes." Es ließe sich entgegnen, daß die virtuelle Welt gegenüber der analogen Welt des früheren Eventkinos das Reale verdrängt hat. Es ist das Zuviel und das Überdeutliche, das Frau Rall aus kunstheoretischer Sicht stört. Aber dieses Zuviel ist in seiner filmischen Umsetzung keinesfalls - im optischen Sinne - überdeutlich oder gar naturalistisch (wie frühere Stummfilme oder der spätere Large-Format-Film) - selten sind mit der Digitalisierung in so unverbindlicher Weise und in visuell verflachter und diffuser Bildtexturierung fast alle Ansprüche eines Realismus über Bord geworfen worden. Daher - ganz einfach - sprechen auch alle vom virtuellen Film und virtuellen Welten.

 

Schade aber, daß sie trotz ihrer an Schärfe wohltuenden Kulturkritik Kino und Fernsehen dort ineins setzt, wo es tatsächlich noch die auch von ihr ersehnte "Differenz" gibt: "Der Blick aus dem Fenster geht ins Leere, das Leben erschöpft sich in den Soapoperas, Dokusoaps und Realityshows des Fernsehens."

Soweit aber ist es selbst im Blockbuster-Film nie gekommen. Und wenn der Blick ins Leere fällt (Schein statt Sein), dann ist ist auch kein "Fenster", durch das der Zuschauer schaut, zumal die Autorin noch gerade eben die rahmenlose und das Gesichtsfeld überblähende Übergröße der Bildwand kritisierte. Ja: mitunter haben wir in einigen Multiplexsälen heute wieder größere Bildwände als zuzeiten des Schachtelkino-Centers. Aber "The Window of the World" ist als Begriff eher an die 70mm-Verfahren geknüpft. Der Fensterbegriff in der Filmwissenschaft ist wiederum zur Gänze anders konnotiert - und hat mit Montage und Bewegung, Deleuze und Simmel zu tun, aber nicht die Bohne mit Kinoarchitektur und Technik. Somit hofft Veronika Rall recht diffus, würde ich anmerken, auf die Heterogenität und Diffusionen des Lebens - und eine Entsprechung im Kino. Ob darin auch unscharfe, digitale und mit Weichzeichner und unfreiwilligen Unschärfen befrachtete Filme einzusetzen sind und dem avancierten Naturalismus (vielleicht eines David Lean) positiv entgegenstehen, da dürfen Zweifel geäußert werden.

 

Das "Ordnungssystem" der Multiplexe gegenüber der "Unordentlichkeit" in der Zurüstung der Kinos und Filmpaläste der 1920er Jahre, die darin den gesellschaftlichen Umschlag sichtbar machten, ist uniform und standardisiert. Damit spricht sie aber die Architektur nicht an, denn nur zu genau ist dort der Mangel oder der Überfluss ablesbar.

 

Wir sollten uns jedoch nicht scheuen, die Phantasmen auch früherer Lichtspielhäuser zu demontieren, die wir zwar 2007 im Multiplexzeitalter mögen, und die auch Veronika Rall als Zeugen der Subjektphilosophie anführt.

 

Kino_Br.jpg

 

Leider offeriert die Praxis der poststrukturalistischen Filmheoretiker, Programmacher und kommunalen Kinos dieselbe Konformität im Filmtheaterbau wie im Plex: hier ist sie zudem seit den White-Cube und Black-Box-Theorien ästhetisch abgesegnet , womit die Verfügung des Künstlers, und des Autoren über sein Kunstwerk und dessen Präsentation "zurückgeholt" werde: im schwarzen Körper aufgeführt, erfährt das Kunstwerk keine "Beeinträchtigungen" mehr.

 

Dafür als Beispiel die Ansicht eines Kinos nicht des Multiplexfilms, aber des Autorenfilms mit fast identischem Ambiente. Einzige Differenz ist hier nur, dass sich diese Raumkonzeption auf Traditionen des japanischen No-Theaters beruft, aber völlig identisch zu den benachbarten Multiplexsälen eines anderen - und eigentlich konkurrierenden - Betreibers ist.

 

Ein Schildbürgerstreich:

Potsdamer-Platz-Kinos.jpg

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Ihr Hauptargument ist, dass man das Kino 'als eigene Leinwand' bereits mitbringt, der Gedanke des Multiplex aber Phantasma und Reflexion weder durch den Vorführungsort (Hermetik, Gefängnis)/ die Vorführungsart (unvermittelt) noch durch den (dort in der Regel) vorgeführten Film (der nur noch immer bessere Simulation will), zulässt. Die Tyrannei bestünde darin, dass man zuletzt als Vorstellung des Anderen bereits da ist. Man wird zur blossen Reduktion der Vorstellung einer geschmierten Maschine.

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