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Was ist ein Mechau Projektor?


Daniel

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Hallo zusammen,

bin beim durchlesen eines uralten Buches, "Die Rundfunk und Tonfilmtechnik" (ca. 1936-kein genaues Datum angegeben), über folgenden Textabschnitt gestolpert:

 

".... der Mechau Projektor ist der ideale Tonfilmprojektor überhaupt, da hier auch der Bildtransportmechanismus nicht ruckweise läuft, wie bei allen anderen Projektoren, sondern vollkommen gleichmäßig.... Die Mechau Maschine zeichnet sich ferner dadurch aus, daß ihre Trommeln 1300m Film (!) fassen, so daß man bis zu 5 Akte aneinanderkleben und pausenlos vorführen kann....."

 

Nun stellen sich mir folgende Fragen:

1. Was ist ein Mechau Projektor (es ist leider nur das Tongerät von AEG abgebildet)?

2. 1300m Spulen in der 30er Jahren? Feuerschutz?

3. Waren die einzelnen Akte damals kürzer als 600m?

 

Wer weiß näheres, bzw. hat schonmal so ein Teil gesehen? Scheinbar muß dieser tolle Projektor dann doch nicht so gut- oder zu teuer?- gewesen sein, sonst wäre die Sache doch weiterentwickelt worden.

 

Gruß an alle, Daniel

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mechau0.jpg

Hallo,

habe einen Mechauprojektor im Potsdamer Filmmuseum gesehen.

Er ist der einzige serienmäßig hergestellte Projektor ohne Schrittschaltwerk mit kontinuierlichem Filmlauf und optischem Ausgleich.

mechau1.jpg

 

mechau2.jpg

 

Der Spiegelkranz besteht aus acht sektorförmigen Spiegeln. Die einzelnen Spiegel folgen der Bewegung des Films, so dass die Eigenbewegung des Films aufgehoben wird. Sobald der erste Spiegel diese Aufgabe erfüllt hat, tritt an seine Stelle ein zweiter. Der ganze Spiegelkranz führt eine rotierende Bewegung aus. Beim Übergang von Spiegel zu Spiegel erfolgt ein Lichtausgleich. Damit bei geschrumpftem Film die Bilddeckung erzielt wird, ist ein besonderer sogenannter Pulsierhebel vorhanden, der eine Veränderung der Spiegellage herbeiführt. Bei einer Dejustierung der Spiegel tritt eine kreisende Bioldbewegung auf der Bildwand auf.

(Bilder aus "Vom Geisterbild zum Breitwandfilm", VEB Fotokinoverlag 1986; Info aus "Lexikon der Kinotechnik", VEB Wilhelm Knapp Verlag, 1956)

 

Gruß und schönes Wochenende

Gerhard

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Hallo,

danke Gerhard, du hast meine weitere Suche nach den Bildern erspart, ich finde die CD nicht mehr.

 

Hergestellt wurde der Mechau Projektor von der Kinowerk Ernst Leitz, Rastatt G.m.b.H., die später in die AEG überging. Das weitverbreitete Modell Mechau IV gehörte zum Lieferprogramm der Klangfilm G.m.b.H. .

Der Projektor war Anfang der 30er Jahre sehr weit verbreitet, und in großen Stückzahlen eingesetzt. In Deutschland scheinen nur noch wenige Exemplare überlebt zu haben, die "restaurierte" (ruinierte) Postdammer Maschine, die dort heute auch nicht mehr zu Hause ist, ist eine der wenigen.

 

Durch Kriegseinwirkung, sowie die Verwendung als Fernsehfilmabtaster nach dem Kriege wurde die Meisten Maschinen leider zerstört. Insbesondere die Aufkäufe durch Fernsehbetreiber schienen die letzten Exemplare systematisch zu verwerten.

 

Die Lichtleistung des Mechau Apparates war nicht gerade überwältigend, und die Bildgüte dürfte heutigen Ansprüchen deshalb nicht mehr genügen. Jedoch sind Bildstabilität einer justierten Maschine und Filmschonung schon erstaunlich.

 

Durch die geringe Wärmebelastung des Filmes war es möglich, hier bis zu 5 Akte zu koppeln und ohne erhöhte Gefahr vorzuführen. Mit der Idee eines Sicherheitsfilmgesetzes 1938, was aber nie Realität wurde, da der Kriegdie Einführung verhinderte, waren viele Projektoren des Jahrganges 1938/39 mit 1300, 1500 oder 1800 m Spulentrommeln auch in D geliefert worden. Zur Verwendung in Deutschland wurde ein verplombter Begrenzungsbolzen für 600 m vorgesehen. Meine Ernemann IV (seitlicher Flanschmotor) hatte derartige Trommeln.

 

Zum Abschluß noch etwas: Die Mechau Maskine war zwar der populärste Projektor mit optischem Ausgleich in Europa, doch auch in England und Frankreich sowie U.S.A. sind Projektoren mit optischem Ausgleich und in Serie produziert worden, und fanden einige Verbreitung.

#

Stefan

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Hallo Daniel,

 

hier eine knappe Antwort auf Deine Fragen:

 

zu 1.:

Der Mechau-Projektor ist ein Projektor, der nach dem System des optischen Ausgleichs funktioniert, d.h. er transportiert den Film nicht ruckweise (Maltheserkreuz/Greifer) sondern mit gleichbleibender Geschwindigkeit (deshalb die gute Eignung für Tonfilm).

Die Projektion des Bildes wird dabei mit Hilfe eines komplizierten Mechanismusses aus Umlenkspiegeln, Linsen und einer großen sich drehenden Spiegeltrommel erreicht. Vereinfacht wird dieses Prinzip noch heute bei Schneidetischen angewendet.

Genau in diesem Spiegelsystem liegt auch seine Schwäche, die eine Weiterentwicklung und langfristige Einführung verhinderte und seine Vorzüge (absolut flimmerfreie Projektion bis 4 B/s, Filmschonung) überwiegt: Das Bild des Mechau ist durch die vielen optischen Elemente kontrastarm und durch den großen Lichtverlust des Spiegelsystems wenig lichtstark.

Deshalb verschwand der Mechau, nachdem er 1928-32 recht häufig Installiert wurde, verhältnismäßig schnell wieder aus den meisten Vorführräumen. Nur wenige Kinos spielten längere Zeit damit.

Kurze Zeit hatte er nochmal ein Comeback beim Fernsehen. Durch seine Flimmerfreiheit wurde er beim Abtasten der Filme fürs Fernsehen benutzt.

 

zu 2.:

Ab Ende der 20er Jahre wurden 1200/1300m Feuerschutztrommeln bei verschiedenen Herstellern (Nitzsche AG Leipzig/ Mechau-AEG/ Löffel Leipzig) eingesetzt. Hauptgrund war, daß die Filme immer länger wurden und dann ab 1929/30 der Tonfilm einsetzte - viele mittlere bzw. kleine Kinos aber nur EINEN Projektor hatten.

Um die Pausen zwischen den Akten zu minimieren, konnten so bei nur einem Proj. mehrere Akte gekoppelt werden.

Erst in den 30er Jahren kam die Begrenzung der Aktlänge (aus Feuerschutzgründen) auf 600m und das Koppeln von längeren Akten wurde verboten. Die großen Feuerschutztrommeln mußten mit Einsätzen für größere Akte als 600m gesperrt werden.

 

zu 3.:

Bis Mitte der 30er Jahre war die Normal-Akt-Länge um die 250-300m.

Später wurde die Aktlänge auf max. 600m festgelegt, wie sie noch heute üblich ist. Wobei noch lange Zeit später 600m Akte aus zwei Teilakten zusammengeklebt wurden. Bei alten Kopien findet man es manchmal noch in der Aktbeschriftung des Kopierwerkes. Dort steht dann Akt 6a+6b, der dann als 6. Akt im Film ist.

 

Ich hoffe Deine Fragen halbwegs beantwortet zu haben.

RalphLPZ

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Original von RalphLPZ:

 

Hallo,

so ist es, die Franzosen halten noch heute daran fest, *Bobine A/B*

 

Bis Mitte der 30er Jahre war die Normal-Akt-Länge um die 250-300m.

Später wurde die Aktlänge auf max. 600m festgelegt, wie sie noch heute üblich ist. Wobei noch lange Zeit später 600m Akte aus zwei Teilakten zusammengeklebt wurden. Bei alten Kopien findet man es manchmal noch in der Aktbeschriftung des Kopierwerkes. Dort steht dann Akt 6a+6b, der dann als 6. Akt im Film ist.

 

 

 

 

--

c. u.

T. J.

 

"...lehre sie Phänomenologie!"

 

"...das liegt alles nur an der Fluoridisierung des Trinkwassers!"

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