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Essiggeruch bei Filmkopien


Kinowolle

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Bisher von diesem Problem verschont aber nun umso heftiger davon erwischt: Auch ich bin natürlich nach über 40 Jahren Kinotätigkeit stolzer Besitzer/Retter einiger wunderschöner alter Kopien und möchte diese auch für die „Nachmirgibtsauchnocheinewelt“ erhalten. Nachdem vor ein paar Monaten in meinem Mini-Filmlager eine 16mm Technicolor Kopie Essiggeruch von sich gab, habe ich diese sofort ausgelagert. Nun fangen aber andere Kopien (die in der Nähe lagen) auch an zu „stinken“. Panik! Wer hat eine Antwort auf folgende Fragen: Ist das ein „Virus“ der benachbarte Filme anstecken kann? Wenn ja, sind betroffene Kopien zu retten? Wie kann man diesen „Befall“ generell vermeiden? Der Begriff „Essiggeruch“ ist mir seit langem bekannt, aber leider habe ich bisher nirgends detaillierte Erklärungen zu diesem Phänomen gefunden. Wer kann helfen?

 

 

-

 

Hoffentlich verlassen wir nie die Schatten der Leinwand für all dieses großartige elektronische Zeug, hoffentlich vergessen wir nie diese wertvollen 24 Bilder pro Sekunde, hoffentlich verleugnen wir nie die Magie unserer Träume! Lang lebe die Filmkunst! Ingmar Bergmann 1988

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Schau, daß deine Kopien so viel Luft wie möglich bekommen - d.h.:

locker gewickelt (nicht ganz stramm) auf Bobby im Karton, eventuell sogar ohne Deckel.

Plastikdosen, Blechdosen etc. schließen fast luftdicht, sind für längere Lagerung ungeeignet.

Direkten, längerdauernden Kontakt Film - Metall (z.B. Spule) vermeiden, das Metall kann katalytisch wirken.

Der Lagerraum sollte so kühl wie möglich sein, befallene Kopien kannst Du auch im Kühlschrank lagern (Du mußt sie nur vor einem Einsatz aklimatisieren, d.h. eine Zeit lang warm werden lassen).

So oft umrollen wie möglich, dabei immer wieder die Lage der Schicht ändern (innen/außen).

Filme mit Magnetton sind besonders für den "Vinegar" prädestiniert, sollten immer vorrangig behandelt werden.

 

Das sind einmal die einfachen Methoden...

 

lG

Flo

--

Florian Pausch

Technik & Geschäftsführung

Cine-Center Wien,

 

0043 1 533 24 11 (zu Kinozeiten)

Fax: DW 20

0043 699 120 43 153

fpausch@aon.at

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Ich stimme Florian zu.

Die Filme koennen tatsaechlich andere anstecken: der Zersetungsprozess

ist autokatalytisch, d.h. sobald Saeure vorhanden ist, beguenstigt

das die weitere Zersetzung. Vom Essig-Syndrom befallene Filme unbedingt

getrennt von den anderen Filmen lagern!

Nachdem die offene Lagerung das Verteilen der Saeure auf andere

Filme beguenstigt, bzw. zumindest ein saures Raumklima schafft

wenn es mehrere sind, ziehe ich es vor, die Filme in PE-Tueten

zu stecken, noch 2-4 Kodak Molekularsiebe (Wittner; die absorbieren

Saeure und Feuchtigkeit) dazu, Tuete umfalten, dann alles in

Dosen/Aktkartons verpacken.

Kartons absorbieren selbst auch Sauere, deshalb bekommen die in Kartons

gelagerten Filme i.A. spaeter Essig. Kartons, in denen schon mal

Essig-Filme gelagert wurden, sollten nicht fuer Nicht-Essig-Filme

wiederverwendet werden.

 

Ansonsten auch mal hier im Forum mit der Such-Funktion nach "Essig"

suchen, oder mit google nach "vinegar syndrome" (die englische

Bezeichnung).

 

Gruesse

Marc

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eine Kopie mit beginnender Zersetzung ist m.E.n nicht zu retten, Durch einfrieren läßt sich der Prozess allenfalls verlangsamen, ggf stoppen, niemals umkehren.

Wichtig für die Filmlagerung ist eine trockene und alkalische Athmosphäre, weshalb fertig käufliche Molekularsiebe i.w. aus Kieselgel und Soda bestehen.

(Materialwert einer 50Eur Kodak Sieb Dose also etwa 1Eur - soviel dazu...)

 

Oliver

--

Wer einem Computer Unsinn erzählt muss immer damit rechnen.

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@ToddAO:

"kurieren" kann man das nicht, richtig..

auch mit den Kodak Molekularsieben kann man meiner Erfahrung nach die

Zersetzung weitgehend stoppen/verlangsamen, natuerlich am besten

kombiniert mit tiefen Temperaturen. Davon abgesehen ist, genau genommen,

jede Acectatkopie im Stadium der Zersetzung, sobald sie die Fabrik

verlaesst: bereits hier faengt sie an, sich minimal zu zersetzen.

Die Molekularsiebe sollten also moeglichst zu allen Acetatfilmen

gelegt werden, da sie auch praeventiv funktionieren. Denn wenn die

Zersetzung anfaengt zu "beschleunigen" riecht man das zunaechst nicht.

 

In den Molkekularsieben ist nicht nur Kieselgel und Soda,

sie entahlten eine Art Zeolith, verpackt in einem sauerefreien

Beutelchen. Insofern kann man da nicht jeden beliebigen Versandbeutel

nehmen, wie sie oft Elektrogeraeten beiliegen. Je nach Anwendung

(und zu absorbierender Chemikalie) waehlt man dann das passende

Zeolith. Aber da kann ein Chemiker sicher mehr dazu sagen.

Allerdings ist der Preis fuer die Kodak Molekularsiebe natuerlich

deutlich zu hoch.

 

Gruesse

Marc

 

edit: "enthalten nicht nur.." .. meines Wissens enthalten sie

sogar NUR das Zeolith.

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Aluminiumoxid und Magnesiumoxid ist auch noch enthalten, mag sein dass speziell damit die Essigsäure absorbiert werden soll. Möglich dass das Kieselgel nur Wasser entziehen soll. Deshalb darf mans wahrscheins auch nicht überdosieren damit der Film nicht austrocknet

--

Wer einem Computer Unsinn erzählt muss immer damit rechnen.

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Hallo,

 

Kampfer war meines wissens früher als Weichmacher in den alten Filmen auch Nitrocellulose. Darüberhinaus gab es auf dem S8-Sektor Filmboxen, die so was, wie ne Art Zündplättchen hatten. Nach einiger Zeit hat sich herausgestellt, dass dort auch Kampfer drin war. Lt. einem Artikel in Schmalfilm, wirkt sich die Zugabe von Kampfer positiv auf "geschrumpfte" Filme aus, in dem die Substanz, die sich schom bei Raumtemperatur recht kräftig vom Acker macht, in die Filme reindiffundiert und so Filme wieder spielbar macht. Allerdings ist dieser Prozess mit einer Zeitspanne von bis zu 12 Monaten verbunden. In wieweit sich das ganze auf 35 mm Filme praktisch Anwenden lässt, weiss ich nicht. Theoretisch ist es ja das selbe Material, jedoch ist die Schichtdicke, die im Vergleich zu S8 durchdrungen werden muss 4 x so gross. Ob man 35er so locker wickeln kann, um das ganze auszugleichen, kann ich nicht beurteilen. Was auf jeden Fall klar ist - Wenn man erkältet ist, spart man sich die Inhalation :look:

Ach ja, und durch seine leichte Flüchtigkeit, verschwindet der Kampfer natürlich früher oder sopäter wieder.

 

Zur Anwendung wurde beschrieben, den K. in Alufolie einzuwickeln, und diese ein paar mal einzustechen. Das ganze dann zu dem Film - fertig.

 

Desweiteren gibt es bei Wittner das sgn. Filmrenew (Beschreibung auf seiner HP). Dies ist ein höhersiedendes Alkangemisch (lt. GC-MS ein hochsiedender Petrolether - also einfach eine "Rohölfraktion"), die auch den Weichmachereffekt hat. Man kann ganze Filme (bei S8 geht das noch, aber bei 35...) in die Flüssigkeit legen, wenn sie absolut brüchig sind, oder wie bei der Filmreinigung, den Film durch einen getränkten Lappen laufen lassen.

 

Ich persönlich habe es mit Kampfer noch nicht ausprobiert. Über Filmrenew kann ich weder positives noch negatives sagen. Ich habe es ein paar man im S8 Sektor angewandt. Naja, es riecht halt nach Lösungsmittel. Angewandt wurde es präventiv. Nur so lange der Film noch stark Lösungsmittelhaltig ist, sollte man Plastik von ihm fernhalten - steht auch so in der Anleitung.

 

Ciao

Arne

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Naja, hört sich schon alles sehr interessant an, aber Jungs: Lasst die Finger von Verleihkopien. Ihr handelt euch einen riesen Ärger ein, wenn das ein Verleiher mitbekommt. Wenn die Kopie nicht gut ist, reklamiert oder bezahlt nicht. Aber auf keinen Fall selbst Hand anlegen. Sonst kanns ganz schön teuer werden... Frank

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  • 3 Jahre später...

Hallo,

habe letzte Woche bei eBay alte Filmspulen gekauft. Auf einer waren noch einige Meter Film, jedoch mit starkem Essiggeruch. Der Film ist mittlerweile schon in der Mülltonne. Die Spulen würde ich natürlich gerne benutzen. Wie sollte ich sie reinigen, damit ich mit den Spulen keine anderen Filme "anstecke"? Mit Alkohol oder so?

 

Vielen Dank!

 

Ernemann

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Metallspulen nehme ich an? Würde die in der Dusche mit Reinigungsmittel

(Duschgel funktioniert prima :wink: ) gründlich abwaschen, alle Seifenreste

wieder entfernen, gründlich trocknen lassen. Als angenehmer Nebeneffekt

werden die Spulen so auch wieder schön sauber.

 

Lagern würde ich trotzdem nichts drauf, nur als "Vorführspule".

Ach ja und die Metallspulen zerkratzen u.U. die Emaille-Wanne der Dusche,

also aufpassen und nicht von der Frau erwischen lassen... :lol:

 

Grüße,

Marc

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Es sind Kunststoffspulen, aber das sollte ja trotzdem funktionieren.

Ich dachte nur, das Zeug sei hartnäckiger. Aber, wenn es mit Seife funktioniert, umso besser:-)

 

Vielen Dank für die Antwort!

 

Beste Grüße

Ernemann

 

Mist, hatte Metallspulen geschrieben, meinte aber Kunststoff:-/

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naja, da muss man auch etwas nach eigener Einschätzung arbeiten... wenn die

Spule natürlich total verrostet ist und da so richtig schön der Essig in den

Poren klebt, hilft das u.U. auch nicht ausreichend...

 

Grüße,

Marc

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Bisher von diesem Problem verschont aber nun umso heftiger davon erwischt: Auch ich bin natürlich nach über 40 Jahren Kinotätigkeit stolzer Besitzer/Retter einiger wunderschöner alter Kopien und möchte diese auch für die „Nachmirgibtsauchnocheinewelt“ erhalten. Nachdem vor ein paar Monaten in meinem Mini-Filmlager eine 16mm Technicolor Kopie Essiggeruch von sich gab, habe ich diese sofort ausgelagert. Nun fangen aber andere Kopien (die in der Nähe lagen) auch an zu „stinken“. Panik! Wer hat eine Antwort auf folgende Fragen: Ist das ein „Virus“ der benachbarte Filme anstecken kann? Wenn ja, sind betroffene Kopien zu retten? Wie kann man diesen „Befall“ generell vermeiden? Der Begriff „Essiggeruch“ ist mir seit langem bekannt, aber leider habe ich bisher nirgends detaillierte Erklärungen zu diesem Phänomen gefunden. Wer kann helfen?

 

Vielleicht helfen diese beiden links bei kodak...

 

http://wwwde.kodak.com/US/en/motion/sup...12.4&lc=en

 

http://wwwde.kodak.com/US/en/motion/sup...12.6&lc=en

 

p.s. sitze grade an 1907er Material für einen Dokumentarfilm

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