Wenn dann Karlsruhe (oder preston sturges) die 70mm- Todd AO-Filme CAN CAN, OKLAHOMA! oder PORGY AND BESS auf einem Todd AO-Festival nie zeigte (und das Material von Kollegen erst nach Varnsdorf gefahren werden musste oder halt in USA zu sehen ist), läuft es - weltweit - nicht optimal mit den 70 mm Festivals.
Wenn dann auch schon die anderen Todd AO-Filme in den letzten Jahren kaum noch eingesetzt wurden und in Frankfurt seit Jahren oder Jahrzehnten fast gar nichts mehr, dann schäme ich mich nicht dafür, mit so etwas an andere Orte gegangen zu sein.
Es schaffen ja die hiesigen Brandschutzbeauftragten seit einem halben Jahrzehnt nicht einmal, das von ihnen nur noch theoretisch verfolgte Todd-AO-Festival oder irgendein anderes zu besuchen (ich war zumindest im Mai in der Gegend in Karlsruhe, wo man durchaus sehr nette und fachkundige Bekannte wieder getroffen hat, welche man zu Lebzeiten noch einmal sehen wollte. Dort lief normales Technicolor ohne heutige Umkopierungen. Die Kinoveranstaltungen dort, und in Tschechien und in Österreich sind natürlich sehr gute Veranstaltungen mit sympathischen Gästen, das machen soweit alle sehr gut.).
Aber zurück zur Filmqualität:
Im Oktober wiederum hätte ich mir in Karlsruhe 70 mm-Kopien ansehen können, nur eben keine Todd AO-Filme. Man hatte die dortigen Kopien vorher schon woanders gesehen: und ein um 20 Jahre älterer Kollege grinste mich an "das ist ja inzwischen das Gegenteil von allem, was man zu klassischen Zeiten in 70 mm erleben konnte: superscharfe Filme oder direktionaler Sprachton existieren nicht mehr. Vergleichsweise sehen die Blu-rays oder UHDs weit besser aus als die 70 mm Kopien".
Ähnliches sagte m.W. auch ein Salvatore de vita: und wenn ich mich erinnere an anderer Stelle: 70mm sei tot. Oder auch zu 35 mm: man frage sich, wozu man das noch machen würde. Was natürlich Quatsch ist, aber vielleicht erklärt, dass er und companions generell Festivals nicht mehr besuchen und auf anderen noch nie gesichtet wurden und am liebsten zu Hause Blu-ray gucken.)
Also ist nicht nur Todd AO verloren gegangen, sondern die selbst in den 1990er Jahren noch erreichte Güte normaler Massenkopien von Internegativen, die damals im Kreuzfeuer standen, aber noch halbwegs normale Farben aufwiesen: die sind jetzt der Goldstandard geworden.
Die 70mm-Neukopierungen der letzten 25 Jahre sehen fast alle aus wie Orwocolor: Facebook oder youtube sind voll von Bildwerferräumen, in denen diese Kopien schon aus der Ferne betrachtet grünstichig durch den Raum zu sehen sind.
Manche in 65 mm aufgenommen Filme wirken selbst "auf 70mm" kaum besser oder schärfer aus als auf 35 mm gedrehte und aufgeblasene Produktionen der 1960er Jahre. Auch das ist ein Phänomen der Ausbildung und Umkopierungen, wie es sieht zu denn Todd AO-Zeiten niemals gegeben hat.
Dann tauchen eben die rotstichigen Kopien auf, zu dessen Verbrechen sie einzusetzen ich mich durchaus bekenne, oder zumindest war 1 Film in Karlsruhe als schwarze Tulpe bunt angekündigt (dessen Robe dann aber ins Kardinalsrot umgeschlagen war): wenigstens über die noch erahnbare tolle Schärfe der 60er Jahre hätten eigentlich im Internet Diskussionen oder Anmerkungen folgen müssen: nichts kam dergleichen.
Oder, Verzeihung: es gab Elogen in der internationalen Szene der 70 mm- Freunde zu THE BRUTALIST oder THE SEARCHERS (wie schon vorher zu gewissen Christopher Nolan Produktionen). Oder Festival-Besprechungen zum einschlafen:
https://in70mm.com/festival/karlsruhe/festival/todd_ao/2025/review/index.htm
Eigentlich sollte man mit dem nächsten Barco Projektor mit UHD und 4K parallel projizieren, und bei neuen (und selbst uralten Filmen) Film ansatzweise so wieder zu erkennen, wie er mal gedacht war.
Dazu gehört aber nicht nach Aussagen von Douglas Trumbull die 70 mm Neukopierung von "2001: a Space Odyssey", und die pompöse Ankündigung (Herr sturges empfahl mir gerade, besser zu werben) ist Werbung für einen offenbar noch Douglas Trumbulls Auffassung visuell zerstörten Film.
Bildquellen wie folgt: offenbar von Salvatore Vita im Deutschen Filmmuseum Frankfurt abgelichtete Kopie (über die sich bei der Karlsruher BKM Verleihung 2025 einer der was soll Leiter des Hauses und vom Münchner Filmfest, Urs Spörri, sich voll des Lobes ergoss).
Ein Schnappschuß aus Frankfurt (Qualität schlecht, weil Smartphone im Dunkeln* und vom laufenden Bild). Die Klo-Anweisung war im Kino lesbar, in alten Kopien aber garantiert schärfer.
