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Forschen kann man fast ewig. Die Société Eclair und manche Unklarheit


Film-Mechaniker

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Bin mit einer Eclair 16 beschäftigt, genauer: mit zwei Magazinen eines Kunden. Die Kamera hat er bei sich behalten. Vereinbarung bestmögliche Instandsetzung

 

Schraube auseinander. Nachdem ich außen schon eine Anzahl Klebebandreste abgepult habe, finde ich bei beiden Magazinen blockierte Filmlängenanzeige. Was für ein Aufwand mit Zahnrädern und Skalenrädern, die von einem auf dem Filmwickel reitenden Fühlhebel und vom Filmkern abhängen. Genau ist das nicht.

 

Unwichtig. Nehme das Maul ab, die Weichgummieinlagen heraus. Andrückeinheit weg, einige Teile gehen in Lösungsmittel. Der Schaumgummi um die Andrückplatte herum ist zu einer halbharten Masse zersetzt. Herausschälen, Nut grob auskratzen, nach dem Bad mit Wattestäbchen letzte Reste wegnehmen.

 

Dann beginne ich zu messen. Mit der Andrückplatte sind vier angeflachte Bundscheiben fest verbunden. Diese liegen nach dem Ansetzen des Magazins an die Kamera mit ihren kurzen ebenen Flächen auf, um einen starren Kanal zu bilden. Der Film soll in dem Kanal fast frei gleiten können, nur von Teilen auf Kameraseite seitlich, von der gesonderten Andrückplatte vor dem Bildfenster und von den Greifern geführt. Als Abstand zwischen den Bundscheiben, genauer: zwischen den Bünden an den Absätzen vorbei finde ich 16,61 Millimeter. Hä?

 

Noch ein Mal reinigen, jetzt versuche ich es mit Parallelendmaßen statt Meßschiebers, doch die haben größere Fasen, als die Bünde vorstehen. Ich kann aber den Meßschieber mit Endmaßen vergleichen. Sieht gut aus.

 

Was fange ich mit 16,61 an? Unvermeidlich bei mir, Umrechnen auf Zoll. Was kommt heraus? Nullpunktsechsfünfvier, 0.654", oder 16,6116 mm. Einen Tausendstel und sechs Zehntausendstel kann ich beim Meßschieber vergessen. Um einen Hundertstel herum kann ich mir sicher sein. Oben und unten gleicher Abstand

 

André Coutant hatte ein Patent auf eine laufruhige Kamera durch Weglassen jeglichen Getriebes zwischen Motor und Verschlußwelle, Anmeldung im Dezember 1961. Der Greifermechanismus stammt von Jacques Lecœur. Urheber der Kamera war der Inhaber von Eclair, Jacques Mathot, und dann gibt es noch den Spanier Agustín Coma, der mitmischte. Je näher ich an die Entstehung der später mit dem Zusatz NPR versehenen Kamera heranrücke, desto schwammiger wird die Urheberschaft. Weitere Messungen ergeben noch mehr krumme metrische Werte. Der Abstand der Bundscheiben in Längsrichtung beträgt, hält euch irgendwo fest ‒ 38,1 mm; genau. Das sind anderthalb Zoll.

 

Haben Mathot und Coma in England, Kanada oder Amerika eingekauft? Diese berühmte echt französische Entwicklung nicht rein französisch? Hatte Coutant nicht Austausch mit den Etats-Unis?

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vor 2 Stunden schrieb Film-Mechaniker:

Was für ein Aufwand mit Zahnrädern und Skalenrädern, die von einem auf dem Filmwickel reitenden Fühlhebel und vom Filmkern abhängen. Genau ist das nicht.

 

Hab ich vor genauso zu machen - für ein mechanisches Zählwerk fehlt mir der Platz, ein digitales will ich nicht, denn das Display wird's in 20 Jahren nicht mehr geben, falls es den Geist aufgibt. So ist mir der auf dem Film rollende Fühlhebel mit einer einfachen Übersetzung noch der liebste Kompromiss. Kompromisslose Kameras existieren nur im Kopf.

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Ich sage ja nicht, daß eine Fühlhebeleinrichtung an sich ungenau wäre, sondern daß es zwar eine Norm für Filmkerne gibt und hier trifft ISO 1039 zu, der Kern jedoch meistens schlottert auf dem Dorn sowie kleiner oder größer sein kann. Die Toleranz ist ein Millimeter auf den Nenndurchmesser 50; ± 0,5 mm. Sobald das Material auf kameraeigenem Dorn oder Kern gewickelt ist, kann das System recht genau anzeigen. Es war mir darum, den Kontrast zu benennen zwischen dem Getriebeaufwand und dem Nutzen.

 

Für den Kunden regle ich auf Null, wenn noch zwei Fuß Material auf dem Kern sind.

Bearbeitet von Film-Mechaniker (Änderungen anzeigen)
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vor 8 Minuten schrieb Film-Mechaniker:

...der Kern jedoch meistens schlottert auf dem Dorn sowie kleiner oder größer sein kann.

 

Da hab ich mich bereits gefragt, ob dies gewollt war von Kodak, denn die Tageslichtspulen werden in der Produktion  'gestaffelt' gewickelt (staggered winding) um den Lichteinfall am Spulenrand zu minimieren. Und ein Schlottern der Aufnahmespule würde wieder eine gestaffelten Wicklung zur Folge haben. Aber vielleicht bilde ich mir das ein.

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vor 22 Stunden schrieb Film-Mechaniker:

Der Abstand der Bundscheiben in Längsrichtung beträgt 38,1 mm, genau.

 

Stimmt nicht. Heute habe ich noch ein Mal gemessen, bei beiden Magazinen, mit besserer Methode. Der Abstand ist 38,5. Auch nicht so wichtig

 

Was aber aufgetaucht ist: Der Klemmklotz, mit dem der Fühlhebel verschraubt ist, ist mit seiner Welle zusammen verstemmt. Die haben mit dem Körner drei Mal draufgehauen, unlösbare Verbindung (ohne Beeinträchtigung des Originalzustandes nicht lösbar). Sehr unprofessionell. Erinnert an die Sicherung der Doppelschlingfeder auf dem Federkern bei Beaulieu: draufhauen, verkaufen. Soll ja nie mehr zurückkommen!

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Am 11.4.2024 um 15:03 schrieb Film-Mechaniker:

und dann gibt es noch den Spanier Agustín Coma, der mitmischte.

 

https://journals.openedition.org/1895/5390

 

Der Name des Handelsdirektors (directeur commercial) von Eclair wird auf alle Arten falsch geschrieben, war vielleicht Cosma. Man liest Anston und bei Neudeck:

Die Entwickler Anston, Coma und Lecour, nach denen die Kamera auch benannt ist, hatten für die Eclair ACL nur eine kleine 60 m-Kassette vorgesehen. Fragt nicht den Neudeck, der schreibt sogar seinen eigenen Namen falsch: Stefam. http://www.filmtechnik-online.de/filmtechnik/reload.htm?acl.htm

 

Agusti (Austin) bei Erkan Umut. https://sayyes2analog.wordpress.com/2015/01/23/eclair-acl/

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