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Kindheits-Sonntagserinnerungen


Sam

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Friedrich Ludwig Müller, der Herausgeber der (monatlich erscheinenden) "monumente" - Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, herausgegeben von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz - schreibt den Abonnenten zu jeder Ausgabe einen persönlichen Brief - der nicht unbedingt etwas mit der aktuellen Ausgabe zu tun hat. Im Begleitschreiben zur aktuellen August-Ausgabe der "monumente" heißt es da unter anderem:

 

"Camill Freiherr von Dungern, einer der beiden Gesellschafter des Bankhauses Seeliger aus Wolfenbüttels Langer Herzogstraße, schreibt mir, dass jenes Bankgebäude - es ist das Herzstück meines Kinderparadieses - umgebaut und denkmalgerecht restauriert wurde. Mehr noch: Der ehemalige Getreidespeicher nebenan, der in der Tonfilmzeit zum Kino 'Die Schauburg' wurde und längst seine Türen geschlossen hat, sei nun in das Bankhaus integriert und zu einem Bürogebäude umgebaut worden. Herr von Dungern lädt mich ein, mir das alles einmal anzusehen. (...)

 

An den Nachmittagen der Sonntage saßen meine Schwester und ich je nach Kinoprogramm am Bordsteinrand gegenüber der 'Schauburg'. Dort warteten wir auf den Filmriss oder einen Wechsel der Filmrollen. Dann nämlich warf der Filmvorführer das gerissene Stück Film aus dem Fenster des Vorführraums auf die Straße.

 

Wie gesagt, strikt nach Programm sammelten wir auf, was von oben kam. Alles wie bei einem Glücksspiel, begleitet von unserem stillen Gebet, dass das Zelluloid reißen möge beim 'Tiger von Eschnapur' oder beim 'Indischen Grabmal' an der Stelle mit der schönen Tänzerin La Jana als Maharani von Eschnapur, was leider nie geschah. Dafür hatten wir Glück bei Zarah Leander in ihrem Film 'La Habanera'. Den Streifen bekam meine Schwester. Auch der Wunsch, ein Filmriss mit Harry Piel bei 'Menschen, Tiere, Sensationen' erfüllte sich nicht. Über ihn reimten wir: 'Harry Piel, sitzt am Nil, wäscht die Füße in Persil." Dafür hatte ich auf einem Filmstreifen fünfmal, für das Auge fast gleich, Heinz Rühmann als Friseur Felix Rabe in dem Film 'Die dreizehn Stühle'. Vergeblich auch unser Warten auf einen Filmriss in der 'Wochenschau', als Max Schmeling Joe Louis auf die Bretter schickte. Ihn auf einem Filmstreifen in der Zigarrenkiste zu haben, wäre die Krönung meiner Kinothek gewesen."

 

Ach ja. So eine Zigarrenkiste hatte ich auch, als sieben- oder achtgjähriger Stöpsel, sehr zur Verwunderung meiner Umgebung. Die Filmschnipsel kamen zwar nicht aus dem Fenster geflogen, aber man hatte ja auch in diesem Alter sonstwie Beziehungen. Einmal fand ich auch einen ganzen Haufen Schnipsel auf der Straße, nicht weit vom damaligen Filmtheater. Muss dem Herrn Vorführer aus der Hosentasche gefallen sein. Übrigens, wenn ich heute auf die übergebliebenen Reste draufschaue: Unglaublich, wie farbstabil die Schnipsel geblieben sind. Das color fading kam erst in den Siebzigern ...

 

http://www.monumente-online.de/10/04/index.php

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