Als alter Kopierwerksmann versuchte ich mir ein Bild zu verschaffen, wie weit nun eigentlich der digitale roll out gediehen ist und ob meine leider negative Prophezeiung, Kopierwerke könnten allesamt 2011 abschließen und den Schlüssel in den nächsten Gully werfen. Was also lag näher, als in diesem Forum nachzuschauen, wie die Kollegen an der Front das sehen.
Ich war zunächst überrascht, welche Grabenkämpfe ausgefochten werden von den Befürwortern der analogen und der digitalen Fraktion. Ich hätte dies so nicht erwartet, denn es lag für mich zunächst klar auf der Hand, dass digital - frei von kopierwerksbedingten Störungen im Vorteil sein sollte. Ich kann jetzt aber nicht mehr klar erkennen, ob die Qualitätsbeurteilung der Kollegen neutral sind oder ob sich hier Vorurteile manifestieren.
Als Kopierwerker möchte ich der allgemeinen Diskussion noch ein wenig Tiefe geben:
Film ist Business und ordnet sich den Wirtschaftbedingungen unter - angefangen am Set bis zur Leinwand. Geld bestimmt letztlich Qualität. Fehler, die am Set gemacht werden, sollen in der Post ausgebügelt werden. Dies gelingt nun mal nicht immer, aber dank der digitalen Bearbeitung immer besser.
Kopierwerke stehen aufgrund der Überkapazitäten unter ungeheuerem Preisdruck. Verleiher nutzen dies zu ihrem Vorteil. Manche Rolle, die in die Tonne gehörte, kommt so ins Kino, denn der Preis des Rohfilms übersteigt den Kopierlohn. Von einem vergeigten Dup gar nicht zu sprechen..... Eine Beschwerde des Publikums an den Verleiher führt in der Regel zu Preisnachlässen, die sich der Verleiher einstreicht, ohne den Markt mit neuen Kopien zu bestücken. Meistens ist es auch dafür zu spät, weil der Film als ausgewertet zu betrachten ist.
Ich kann jeden verstehen, der Qualitäten vermißt, die früher - wann auch immer? -zu sehen waren. Klar doch: das Budget am Set nicht zu knäpplich, den Kopierwerken blieb auch noch was, da konnten Ansprüche erfüllt werden.
Und nun noch mal ehrlich: als Lichtbestimmer in der Abnahme habe ich mich auf Farben, Dichten, Schrammen, Schmutz, Tonaussetzer und mehr gekümmert. Nach einer solchen Vorführung hatte ich nicht viel von Handlung, Dramaturgie und Schauspiel mitbekommen. Dazu bedurfte es in der Regel mindesstens einer weiteren Vorführung. Heute glaube ich manchmal blind gewesen zu sein, weil mich die Kunst gefangen genommen hat und die Technik mich nicht irritierte. Dies ist höchst unprofessionell, dennoch habe ich Spaß daran.