Ja, wenn man in Weiterstadt in den hinteren Reihen im Publikum sitzt, hört man schon mal komische Kommentare ("Was ist das denn jetzt?!", "So sah früher Fernsehen aus!") - aber man sieht auch viele Menschen, die konzentriert und fasziniert auf die Leinwand starren ("Pssst!"). Ich finde es toll und in Deutschland einmalig, dass in Weiterstadt ein großes Nicht-Fachpublikum mit Super 8 konfrontiert wird, dass hier mit Sehgewohnheiten gebrochen wird und ein inzwischen recht obskures Format hochgehalten wird - zu bester Stunde, an einem Samstag Abend. Klar, man wird nicht alle damit abholen können - aber, mal ehrlich, ich saß auch schon in 70mm Vorführungen, bei denen sich Leute über die Qualität beschwert haben ("Digital ist besser!")
Natürlich wird das Format hier an seine Grenzen gebracht und man sollte gerade deswegen optimieren - ein Wartungsstau beim Projektor ist vermeidbar. Auch sollte man bei einer derart kleinen Auswahl an Super 8 Kurzfilmen wahrscheinlich trotz der ehrenamtlichen Tätigkeit erwarten können, dass der Projektionist halbwegs mit dem Material vertraut ist - zumindest die technischen Eckdaten sollten klar sein (Magnetton?). Uns wurde in Weiterstadt auch schon mal ein Pseudo-Experimentalfilm abgeschaltet - weil der Projektionist angesichts des Geschrabbels dachte, da sei was kaputt. Im Nachhinein kann man darüber lachen, aber vor Ort war das äußerst unschön und stressig.
Von den groben (trotz aller Umsicht nicht immer vermeidbaren) Schnitzern abgesehen, werden viele technischen Details und Artefakte dem durchschnittlichen Publikum wahrscheinlich entweder verborgen bleiben, oder eben als "kultig" angenommen. Und ich bin mir sicher, dass dem Format in Weiterstadt in keiner Weise ein Bärendienst erwiesen wird - im Gegenteil.
Nur hätte man dort eben keine nennenswerte Öffentlichkeit, sondern ausschließlich ein paar wenige Interessierte - ein Fachpublikum. Öffentlichkeit und Wohnzimmerbedingungen stehen halt im Widerspruch zueinander.