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Hat das Kino in der digitalen Zukunft (k)eine Chance?


cinerama

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HAT DAS KINO IN DER DIGITALEN ZUKUNFT (K)EINE CHANCE?

 

- lautet ein ambitioniert ausholender Essay auf www.heise.de

 

Der Autor widerspricht vehement den "kultur(industrie)kritischen" Pessimisten und Skeptikern (oder auch "Bewahrern" des "alten Kinos") eben so wie den "Ökonomisten", die linearen Fortschritt der Kunst oder des Films von technischen und wirtschaftlichen Neuerungen abhängig machten.

 

In der Schlussfolgerung wirft er dem Kino vor, die ästhethischen Neuerungen (vom Video-Clip über das Computer-Spiel bis hin zum MobilePhone, Multimedia-Player oder i-Pod) nicht konstruktiv aufzugreifen und sich anzuverwandeln. "Kino" (Kinostätten?) gingen in diesen Medien auf, aber die (fast schon exotische?) Spezialität eines "Cinema-Scope"-Films empfehle dann weiterhin die Kinostätte - bei gleichrangiger Kooperation zuzusagen mit den interaktiven Medien, Flash-Filmen und kommenden Handy-Filmfestivals.

 

Die Akzeptanz dieser Vielfalt, möchte man die Thesen des Autors auslegen, gewinne erst dann an Boden, wenn zunächst erst einmal die ästhethisch-künstlerischen Vorzüge jener innovativen Filmproduktionen an Boden gewännen - erst danach setzten sich ökonomisch deren Technologien durch.

 

Im Widerspruch zu seiner "Cinema-Scope"-These aber (ohnehin nur ein letzter Randverweis zugunsten des Filmtheaters?) schliesst der Autor jedoch mit dieser Quintessenz:

Man kann also mit Spannung die Aufhebung des Kinos in den neuen Technologien abwarten.

 

Die Aufhebung des Kinos wird demnach durchwegs vierlerorts bejaht und begrüsst, d.h. ein Absterben des alten Kinos und seiner Narrativität und Verwertungspraxis offenbar eben so.

 

Gleichwohl der Verfasser zwar eben noch den Kultur(industrie)kritikern und Skeptikern "mangelnde Dialektik" unterstellte (zumal diese in den medialen Neuerungen immer nur Zerstörung bestehender, auch erhaltenswerter Kulturgüter sähen), so bestätigt er durch seine Quintessenz gerade deren Auffassungen massiv.

 

Das stimmt nachdenklich: sowohl die Bejaher derzeitiger multimedialer und digitaler Bilderstürmerei als auch die Traditionalisten des narrativen und photographischen Kinofilms (beides fast "aversive" Lager?) treffen sich plötzlich in ihrer Schlußfolgerung, wonach eben gilt (zum zweiten Mal zitativ hier eingefügt):

Man kann also mit Spannung die Aufhebung des Kinos in den neuen Technologien abwarten.

 

Tatsächlich tut die produzierende Filmindustrie, so scheint es, nur selten noch evidente Schritte zur Erhaltung der theaterbasierten Auswertung und scheint sie durch Digitalprojektion sogar förmlich zu schwächen respektive an ihre (zunehmend an Vorrang gewinnenden) neuen Auswertungs-Märkte (DVD, Video, Fernsehen, OnDemand, Internet) "anzupassen" und anzuschliessen.

 

Warten wir also gespannt ab?

 

 

Der strittige Report ist nachzulesen auf http://www.heise.de/tp/r4/html/result.x...0h%F6ltgen

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  • 4 Wochen später...

INSIGHT OUT: out of Potsdam

Der Hauptvortrag kam von Herrn Prof. Thorsten Hennig-Thurau von der Bauhaus-Universität in Weimar [2]. [3]

 

Die Hauptfragestellung, ob es "profitable ways of alternative Cinema distribution" gäbe wird in der Folge seiner Ausführungen wie folgt beantwortet:

 

These 1: Ein Film der in 10 Jahren veröffentlicht werden wird, wird auf allen Kanälen gleichzeitig veröffentlich werden.

 

These 2: Käme es dazu, dann sei dies "der Tod des Kinos", so wie wir es in der bisherigen Form (noch) kennen würden.

Tatsache: In 1990 haben die Filmrechteinhaber an der DVD ebensoviel verdient wie an der Kinokasse. Heute wird mit der DVD knapp das Dreifache verdient.

 

Für die Zukunfts-Verteilungs-Szenarios werden nicht nur die folgenden Modelle untersucht - wie zum Beispiel ein DVD-Release nach 3 Monaten oder die sofortige Öffnung aller Distributions-Kanäle - sondern über 800 potenziellen Modelle getestet, immer unter der Annahme, dass der Konsument an einem bestimmten Moment eine bestimmte Entscheidung trifft (und nicht wartet, bis der Film im TV gezeigt wird).

 

Dieser Moment, so Hennig-Thurau, werde im wesentlichen von drei Faktoren beeinflusst: der Wahl des Distributionskanals, dem Zeitpunktes und der Höhe des Preises.

 

Um das ganze Modell noch realistischer zu machen, wurde weiterhin angenommen, die Leute wollten sich den Film ansehen, weil es auch andere tun, weil andere es ihnen empfohlen haben oder weil sie sich den Film - ggf. nochmals - zu Hause ansehen wollen.

 

Insgesamt 1700 Kinobesucher wurden befragt: in Japan, in den USA und in Deutschland. Hier einige der Ergebnisse:

 

- Man könnte als Studio in den USA am meisten Geld machen, wenn man zu Anfang neben dem Kinostart auch zugleich den Verleih und den Download-Service starten würde und - drei Monate danach - mit dem Verkauf des Films beginnen. Dabei würde man allerdings im Kino eine Einbusse von 40% in Kauf nehmen müssen - und dennoch so den besten Schnitt machen.

 

- In Deutschland - und ähnliches gilt auch für Japan - könnte man am besten verdienen, wenn man zu Anfang den Film nur in den Kinos zeigen, drei Monate später mit seinem Verkauf und erst 1 Jahr danach mit der Möglichkeit eines Downloads oder des Verleihs beginnen würde. Die Verlierer würden in diesem Szenario nicht die Kinos sein, sondern die Videoverleiher.

[...]

 

Aus der anschliessenden Diskussion - fröhlich und kompetent moderiert von Georgia Tornow, Generalsekretärin film20 [4] - seien von den folgenden Teilnehmern die folgenden Statements festgehalten:

 

Prof. Thorsten Hennig-Thurau, Bauhaus-Universität Weimar:

"We do not advocate changes - we just show what we find - we are not consultants." [5] Aber wenn mit der digitalen Präsentation die Qualität des Erlebnisses verstärkt werden würde, dann müsste das Modell neu berechnet werden.

"We Germans are not good in magic. We are academics. Therefore we assume that there is not something like ’magic’ in the theatre".

Nein, das Kino wird kein "Phase-out Model" sein, aber es gibt grosse Gefahren, die man nicht so einfach wegreden kann. [...] Ich kann besseres Popcorn zuhause bekommen und bei mir Leute versammeln, die nicht während des Filmbetrachtens anfangen zu telefonieren.

Mit Grösse und mit Vielfalt kann man (auch neues) Publikum bekommen. Und mit vermehrten Möglichkeiten des Zugriffs auf neue Art-House-Filme.

"The world can live without the video rental stores."

 

Gary Goldman, Drehbuchautor & Produzent, u.a. für MINORITY REPORT, NEXT:

"I am the Movie-Magic-Maker, ’blessed’ in the Movie-Temple". Beim Wegfall dieses initialen und initiierenden Erlebnisses würde die ganze Industrie in Frage gestellt werden.

Es bedarf so etwas wie einem "structural imperative", einem "flagship" mit einer "aura" als Basis für die ganze weitere Verwertung.

"If the film is not ’bigger than life’, you may stay at home." Nichts gegen "Home Video" - aber es gibt den Wunsch, dass das öffentliche Leben am Leben bleibt.

 

John Graham, General Secretary Digital Cinema Forum:

Es gibt mehr Möglichkeiten als bisher, "to consume content". Dieser Herausforderung haben sich die Kinos zu stellen.

In einem "Digital Cinema Network" können viele Filme gezeigt werden, die sonst aus Kostengründen gar keine Chance gehabt hätten, in die Kinos zu kommen.

"Digital Cinema should mean more Cinema, not less."

 

Dr. Andreas Kramer, stellv. Vorstandsvorsitzender des Hauptverbands deutscher Filmtheater HDF Kino e.V.:

Die Vertreter der Branche reden zu wenig miteinander um diese Kino-Kette besser zu nutzen. "There is no communication nighter in Germany nor worldwide".

Das Kino ist kein "Phase-out-Model". Im Kino gibt es in den letzten Jahren immer nur - mit Schwankungen - eine Bewegung nach oben.

"Big Screen, Big Sound, Space & People"...diese Elemente finden sich in ihrer Kombination nur im Kino. In Deutschland wurden im Jahr 2006 485 Filme gestartet - und es gibt zu wenige von diesen, an die wir uns wirklich erinnern können.

"Cinema - that are what films are made for."

 

Aus: http://www.bundesmedienagentur.de/spip.php?article1775

 

:?: :idea:

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Ein Tippfehler des Autors.

 

Beachtlich aber bleibt, daß digitale Medien dem Kino den Hals zuschnüren, selbst wenn man sie in Filmtheatern implementiert. :idea:

 

cinerama, sie verstehen es einfach nicht.

a- wenn ich -alle- verwertungsketten gleichzeitig starten will, brauche ich dafür keine digitale distribution.

das geht auf 35mm, vhs & videothek genauso wie auf dci 2k, dvd & download.

 

b- Digitale Projektion bietet den Kinos zahlreiche Möglichkeiten sich vom Homecinema abzusetzen und neue Geschäftsfelder zu erschliessen.

3D sei nur als ein Beispiel genannt. Laut Jeffrey Katzenberg haben die 3D Sääle in den letzten 12 Monaten fast 90% mehr Zuschauer gezogen - grade bei Kinder & Animationsfilmen. Von derb vermarktbaren live-events (robbie williams, met new york) über kleinere, bis winzigen lokalen Filme die sich kaum eine Kopie leisten können. Denken sie beispielsweise mal zurück, was der Arsenalverleih damals mit "Daheim sterben die Leut" in Süddeutschland schaffte.

 

c- Qualitativ müssen sie weg von 35mm, um sich vom Homecinema abzusetzen.

Sie mögen hüpfen, tanzen, beissen, schimpfen: In Kino wird kein kameranegativ aufgeführt, sondern eine Distributionskopie, die zig Generationen auf dem Buckel hat -und- altert. Die schafft keine 2k, auch keine 1080p. Und das hat der Konsument mittelfristig zuhause.

Wenn ich unsere eigenen Filme, und die kenne ich im Master, 35mm wie digital, im Kino sehe, drehen sich mir leider oft genug die Fußnägel hoch. Wenn Sie wüssten was da an Qualitat verloren geht auf dem Weg zum Zuschauer würden sie vermutlich auch anders argumentieren.

 

d - Die umsatzstärkste Zielgruppe kommt wegen den aktuellen Filmen, nicht wegen Nostalgie.

Und das waren, sind und bleiben Jugendliche und Teenager. Wenn sie die mit "The Sound of Music" oder "The greatest Story" terrorisieren rennen ihnen 90% aus dem Saal - und sei es die orginale Fassung in perfektester Restauration ohne Gelbstich mit 6 Kanal Orginalmagnetton.

 

Ihre Schwarzmalerei geht an der Realität vorbei. Die Filmproduktion (und um die dreht es sich a priori) steigt, grade auch am Standort D. Die Besucherzahlen haben -keine- massiven Rückgänge, wenn ich sie mal da auf die Musikbranche verweisen dürfen... die Kollegen wissen was es heißt, wirklich durch Flak zu fliegen.

 

Und ob nun 16, 35, 65, 1.3k, 2k oder 4k - das alles ändert -nichts- an den Vertriebsmöglichkeiten die -jeder- Produzent schon seit einem guten Jahrzehnt hat.

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Sorry, Ihr Bekehrungsversuch trägt leider keine Früchte.

Aber zur üblichen Widerrede:

 

- Wenn Sie alle Verwertungsformen gleichzeitig starten - und dies liegt im Wesen digitaler Distribution, nur so überlebt sie - so brauchen Sie keine Filmtheater mehr.

 

- Digitale Projektion ist ein Zwillingsbruder des Home Cinema und assimliert sich diesem. Unterschiede, wie Sie sie einfordern, gibt es technisch bei Technicolor-Kopien, hochwertigen 35mm- sowie Large-Format-Kopie und richtig laaaangen Auswertungsfenstern

 

- Qualitativ müssen wir zurück zu einwandfreien 35mm-Kopien (oder die Kinosäle weider verringern, was unweigerlich auch durch Digital Cinema passieren wird, sobald daraus erste Insolvenzen entstehen). Nur so ist hohe Auflösung und weiter Farbraum wieder herzustellen, nicht aber über 2k DC (für Bahnhöfe geeignet)

 

- Die scheinbaren Mehreinnahmen der Kinos durch digitalen Content sägen mittelfristig am Image und Profil aller Kinos: "Fernsehkino", wird immer häufiger als Vorwurf erschallen

 

- Ihr Jeffrey Katzenberg ist für mich (persönliche Geschmacksanmerkung) nie ein Garant des Kinos gewesen. Gucke das fast nie. Er war ja vor einiger Zeit fast insolvent gegangen, hat sich vorübergehend wieder erholt.

 

- Im Kino werden überhaupt keine Kopien aus "zig Generationen" aufgeführt. Wenn diese oft schlecht sind, so trägt die Digitalisierung der Postproduktion daran den größten Anteil - seit nunmehr 1999/2000.

 

- Wenn ich solche "HD-Video-35mm"-'Filme' (DI - oder schlimmer noch: digital gedreht) sehe, könnte ich vor Grausen an die Decke gehen.

 

- THE SOUND OF MUSIC hat hier doch kein Mensch empfohlen: nur Sie haben damit irgendwas erlebt, fangen damit immer wieder an ...

 

- Sie haben recht: die Filmproduktion steigt - und die Kinomargen werden sinken. Weil die Filmproduzenten längst auf andere Märkte schielen und daher die Kinos mit HD(TV)-Ware abzuspeisen geneigt sind

 

- Das größte Kinosterben der Geschichte werden wir alsbald erleben: zwingend logische Folge der Digitalisierung (= Multimedia und Film-Content auf allen Kanälen: ganz neue Lebensweisen, die auch Ihnen irgendwann unheimlich sein werden), so revolutionär digitale Errungenschaften auf einigen Gebieten auch sein mögen. Das halte ich für einen ökonomischen und kulturellen Determinismus.

 

Frohe Nachtschicht bei Ihnen - ich muss früh raus!

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