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Rettet das Kino


Rabust

Empfohlene Beiträge

Und hier handelt es sich nicht um subjektive Interpretationen meinerseits sondern um Fakten.

 

Du liest es, du interpretierst es. Das ist deine Wahrnehmung, die du allerdings nicht als Fakt darstellen solltest.

 

Mein Kommentar mag hart und direkt gewesen sein, dies jedoch ist leider manchmal noetig um diejenigen wachzuruetteln, die die geschickte Agitation in den Texten von Stefan 2 noch nicht entdeckt haben.

 

Zeigt man mit einem Finger auf andere, zeigen 4 auf einen zurück. Die Agitation geht derzeit nicht von Stefan2 aus, sondern von dir!

 

Oder warum werden von Letztgenanntem immer bereitwillig Vergleichsbeispiele aus dem 3. Reich angefuehrt, die dann zufaellig auch jedesmal besser seien, als alles, was wir heute haben ?

 

Stefan2, wie einige andere, die einen tiefen Einblick und große Kenntnis der Entwicklungsgeschichte des Kinos haben, hat hier Geschehnisse analysiert, die völlig unabhängig vom Nationalsozialismus zu sehen sind. Die Nazis haben effektiv zwei Sachen vollbracht: Jede Menge Ideen gestohlen, und einen totalen Vernichtungskrieg betrieben.

 

Ideen, welche "die Nazis" übernommen (und damit meine ich geklaut, und durch die Propaganda als eigene dargestellt, mit Wirkung bis heute) haben:

 

- Autobahnbau

- Wirtschaftlicher "Aufschwung" nach der Weltwirtschaftskrise von 29

- Arbeitsplatzschaffung

- Wohlstand für Jedermann (KdF-Wagen, Radio und Fernsehen für jeden Haushalt)

- Technischer Vorsprung

- Siedlungsbau (schon zu Kaisers Zeiten ein zukunftsweisendes Modell des gesunden Wohnens)

- Die "Naziarchitektur"

- Zahllose, durch die Nazis endeffektiv miss- und verbrauchte zentrale Identifikationsfiguren und Elemente der deutschen Kultur

 

Nichts davon haben "die Nazis" selbst erschaffen. Die Autobahnen wurden bereits zu Weimarer Zeiten erdacht und grob vorgeplant. Die Ausarbeitung und Verwirklichung dieser Pläne stand fest, bereits vor der Weltwirtschaftskrise. Dass diese der ganzen Angelegenheit eine Verzögerung beibrachte, ist nur logisch. Die Reichsregierung nahm die Pläne allerdings plangemäß wieder auf, sobald die Mittel wieder zur Verfügung standen.

Was den wirtschaftlichen Aufschwung angeht, der sich 32/33 einstellte, so ist das kein Deutschland alleine betreffendes Phänomen. Nach jeder Rezession kommt ein Aufschwung, das ist eine Regel, die sich seit Anbegin der Existenz der marktgesteuerten Wirtschaftssysteme als wahr herausgestellt hat. Nun war es so, dass sich dieser Aufschwung nur sehr langsam einstellte, und nicht überall gleichmäßig stark. Die Amerikaner hatten trotz der Rooseveltschen New Deal-Politik dennoch lange an ihrer Krise zu knabbern, während man in Europa schon länger wieder eine Perspektive hatte. Warum der deutsche Aufschwung so gewaltig erscheint? Propaganda und Täuschung, das sind die Schlüssel zum Erfolg. Während durch hohe Ausgaben auf allen Gebieten ein florierender Staatshaushalt suggeriert wurde, wuchs im Hintergrund der Schuldenberg, verdeckt durch einen intransparenten Verwaltungsapparat. Die Reichsmark war schon vor dem Krieg wertlos.

Die Entwicklung eines großen technischen Vorsprungs ggü. anderen großen Industrienationen ist noch so ein Punkt, den sich die Nazis durch geschickte Propaganda eingeheimst haben. Ja, es stimmt, dass in der Zeit zwischen 22 und 45 viel Geld und Zeit für die Entwicklung neuer Technologien und Prozesse aufgewandt wurde. Das große Aber bei der Sache ist allerdings, dass Deutschland seit jeher einen guten Ruf hatte, was Innovation und Produktivität anging. Man wäre auch ohne Nationalsozialismus in der Lage gewesen, den Telefunken E-1 Fernseher (die erste und lange Zeit letzte Flachbildröhre), die Ernemann VIIb, den VW-Käfer, wegweisende Raketen- und Flugzeugtechnologie und was weiß ich nicht noch alles für technischen Schnickschnack, zu entwickeln. Die Amerikaner haben damals auch nicht geschlafen, und gleichwertige Erzeugnisse hervorgebracht, sich aber natürlich nach dem Krieg von dem, was sie nicht hatten aber brauchen konnten, genommen was ihnen zustand.

Siedlungsbau, ganz einfach abgehandelt dadurch, dass man schon zu Zeiten der Mietkasernen erkannte, dass dies keine gesunde Form des Wohnens ist. Das Stichwort laute Gartenstadtbewegung, deren Konzepte und Ideen im Siedlungsbau der 20er-Jahre wieder aufgegriffen wurden.

Die vielzitierte Naziarchitektur... Naja. Der Neoklassizismus ist ein schon vor dem 1. Weltkrieg aufgetretener Kunststil, der weltweit verbreitet war. Die Amerikaner bauten monumental-neoklassizistisch, die Franzosen taten es auch, die Briten nicht so sehr, aber dennoch ein wenig, und die Deutschen eben auch. Das einzige, was die Nazis taten, war ihren neoklassizistischen Bauwerken ihre Symbolik zu implantieren. Der sog. Heimatstil ist auch keine Nazi-Erfindung, sondern kann, ähnlich wie der Historismus, als ein Phantasiestil angesehen werden, der sich zahlreicher Stereotypen in Deutschland taditioneller Architektur bediente, die nicht oder nur wenig vom Klassizismus beeinflusst wurde. Hinzu kommt: Architekten sind Künstler. Künstler sind in meinen Augen opportunistisch veranlagt, wenn es darum geht, ihre Kunstform zu verwirklichen. Wenn sie jemanden finden, der ihrer Kunst zugeneigt ist, dann wird zugegriffen und nicht mehr losgelassen, Einflussnahme auf ganzer Linie.

Zuletzt in dieser Aufzählung unsere geschändete Kultur. Es gibt glaube ich keinen Teil des Kulturschatzes, auf den wir zurückblicken können, der nicht irgendwie durch den Nationalsozialismus instrumentalisiert wurde, entweder zum Postiven oder zum Negativen hin. Goethe, Schiller, Lessing, Händel, Bach, Beethoven, Wagner, Liszt, und das sind nicht alle, deren Werke herhalten mussten. Da wurde eben Nathan der Weise, ein grandioses Werk der Aufklärung, mit dem Lessing zum selbstständigen und differenzierten Denken aufrufen sollte, zu einem Beispiel des listigen Juden umgedeutet. Wagners Opern hingegen, die sich, ganz im Geiste der Romantik auf uralte Sagen konzentrierte, als Sinnbild des deutschen Wesens dargestellt. Mit Wirkung bis Heute!

 

Warum ich eingangs übrigens die Nazis einige Male in Anführungszeichen setzte:

 

Wer sind "die Nazis"? Wer sind überhaupt "die"? "Die haben aber gesagt, dass..." Tja, wer hat's gesagt? Ich finde, man macht es sich leicht, einfach von den Nazis zu reden, und damit eine abstrakte Form in den Raum zu werfen, sich damit ein ungreifbares Konstrukt zu schaffen, von dem man sicht distanziert und in jeder Hinsicht (verzweifelt) versucht, sich damit nicht identifizieren zu müssen. Doch wer einmal ein bisschen an der Oberfläche der Geschichte seiner Stadt, seines Ortes, seines Dorfes oder gar seiner Familie kratzt, wird sehen, "sie" waren näher als man jemals dachte...

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Wesentlichster Baustil war der seit den 20ern mit Bauhaus und anderen eingeführte Funktionalismus, der letztendlich Moderne Ästhetik mit zeitgemäßer Funktion und Form zu verbinden hatte. Ganze Ämterstellen (Amt für Schönheit der Arbeit etc) wurden mit ex-Funktionalisten der 1920er aus Bauhaus und anderswo besetzt.

Alles Bauen hatte sich zunächst an der Funktion zu orientieren, und der Heimatschutzstil oder Repräsentanzstil wird dann außen aufgesetzt. Fast der gesamte Werkstatt, Fabrik und Geschäftshausbau erfolgt ausschließlich funktionell, und wirkt heute auf Bildern sehr modern und noch zeitgemäß.

Bauhaus wurde aufgelöst, weil es ab dem Zeitpunkt der Beendigung "Staatsdoktrin" wurde.

 

Man darf eines nicht vergessen. Zu keiner Zeit gab es größeres wirtschaftliches Prosperieren, und damit auch die finanziellen Möglichkeiten zum Bau in allen Parametern entsptrechenden Bauten.

[...]

 

Wenn jetzt besonxders europ. Plexe "Größtbildwände" anstrebten, Vorderwand als Bildwand, eingebettet in vorhandene EKZ Räumlichkeiten, und das ganze von Architekten geplant wurde, die zuvor nie Kino gemacht hatten (habe da selber die Forderung nach 20 mm 1.85 Optik erlebt), dann ergibt sich der vielfach bekannte Stil, der leider auch nicht funktioniert.

Und tatsächlich, Unterhosenpolyester als Stuhlbezug auf Schaumstoff hat eine andere Lebenserwartung, als Mohairwolle auf Sisal Federkern. Man sieht der Ausstattung halt 15 Jahre sehr gut an, mehr als dieses eienm klassischen Filmtheater anzusehen war, wo die alternativen Materialien verwendet wurden.

 

Stefan

 

Die Härtung der Normen und Standards (auch wenn man noch leidenschaftlich gegen die Substandards kämpft) folgte im NS-Staat sicherlich der Basis spätkapitalistischer weimarer Verhältnisse: und diese posperierte weder zuvor noch danach, sondern erlebte eine Scheinblüte aufgrund von Zwangswirtschaft oder Monopolisierungsendenzen.

Und so anheimelnd sind die fast immergleichen Bauten des Heimatschutzstils aus heutiger Sicht nicht. Es sein denn, man schachtet sie aus für bessere Auframpungen und breitere Bildwände.

 

In der stromlinienförmigen Logik der Hymnisierung unbedingte Standards (und dieser drögen Vereinheitlichung im Heimatschutzstil) wäre eine Idealisierung fehl am Platze und die Heiligkeit der Normierung bitte doch einmal auch auf hinlänglich konforme Multiplexsäle (Black Box mit Steilauframpung und 1.85 : 1-HDTV-Bildwand) zu übertragen, obwohl wir es hier mit einer deregulierten Wirtschaft zu tun haben.

 

Anderes Beispiel: nur weil Heinz Riech mehr feste Beschäftigungsverhältnisse einging als heutige Multiplex- oder Programmkinobetreiber, war das kein soziales oder lebenswertes Terrain.

 

Die Funktion des Kinos war in verschiedenen Gesellschaften diese widerspiegelnd recht verschieden und erlebte hin und wieder Auflösungserscheinungen.

Stets entstanden Kinos mit Anpassungsstrategien an moderne Konsumgewohnheiten. Die derzeitige "digitale" Anpassung ist allerdings mehr als eine Verjüngung oder Rehabilitierung einer Kundenorierung. Diesmal hat man sich ein Instrument der Auslöschung ortsfester theatraler Filmabspieleinrichtungen ins Nest gesetzt.

 

Im übrigen gab es verschiedene Etappen der Enwicklung "nationalsozialistischer" Wirtschaft und Kinopolitiken.

 

Um nicht der Nostalgie anheimzufallen, bemühe ich doch eben mal jenes Zitat:

 

Nach dieser Theorie ist der Faschismus keine eigenständige Bewegung, sondern eine besondere Form des Kapitalismus. Aus der Perspektive einiger marxistischer Denker waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Klassengegensätze so stark, daß eine Revolution des Proletariats wahrscheinlich wurde. Um dies zu verhindern, hätten die Träger des Finanz- bzw. Monopolkapitals den Faschismus installiert. Zugleich hatte der Faschismus die Funktion mit seiner Rede von "Volksgemeinschaft" die realen Klassengegensätze zu vertuschen. Im Interesse der Kapitalisten war auch die große Rüstungsproduktion, die neue Profite sicherte. Der Faschismus ist, wie bereits 1924 die Komintern (Kommunistische Internationale) festhielt, die "offene terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finzanzkapitals". Vertreten wurde diese These auch in der offiziellen Geschichtsschreibung der realsozialistischen Staaten. Allerdings zeigte eine genaue Analyse, daß die Großindustrie eher auf die konservativ nationalen Kräfte setzte und die faschistische Rechte erst mit ihren zunehmenden Erfolgen deutlicher unterstützte. Auch sprechen die betont antikapitalistischen Attitüden der frühen Bewegungen gegen eine planmäßige Steuerung durch das Kapital.

 

Aus: http://www.shoa.de/drittes-reich/ns-ideologie-und-weltanschauung/143-faschismus.html

 

Die Kinowirtschaft im NS-Staat und teils auch in der DDR und BRD ist nicht nachahmenswert oder frei von Widersprüchen. Dort, wo sie ausschliesslich wirtschaftlichen Zielen diente, war sie sein Instrument der Dummhaltung und Zerstreuung. Auch in der sozialistisch sich im Aufbruch glaubenden DDR.

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