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16tes 70 mm Festival in Krnov 2023


filmempire

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Das 16te 70mm Film Seminar fand dieses Jahr vom 28. – 30. April 2023 im Kino MIR 70

in Krnov (Tschechien) statt.

Nach dem Tod (26. Juni 2022) vom Gründer des 70 mm Festivals, Pavel Tomešek übernahm dieses

Jahr Eva Budirská die Position der Kinomanagerin und Marela Procházková vom Kulturministerium

die zeitaufwendige Vorbereitungen zum Festival.

Für die schon am Donnerstag angereisten Gäste aus Dänemark, USA und Deutschland gab es eine

Sondervorführung von „FANTASIA“ in 3-Kanal Magnetton mit Dolby A und einer farblich guterhalten

Kopie. Einen so diskreten Stereo Ton hatte ich von diesem Film bisher nicht erleben können.

Der Eröffnungsfilm am Freitag um 13.00 Uhr war eine Französische Produktion aus dem Jahr 1966.

„LA SECONDE VÉRITÉ“ (Deutscher Verleihtitel „DIE ZWEITE WAHRHEIT“)

Eine blow up 70 mm Kopie aus der Ukraine mit Gebrauchsspuren aufgenommen in FranScope, aber

mit noch guterhaltenen Farben. Die Kopie eines Sammlers verfügte nur eine Russische Tonmischung.

Dank dem von Ivan Školuda entwickelten Bild- und Tonsychronsystem wurde der Film in

Französischer Tonmischung und Englisch/Tschechischer Untertitel vorgeführt. Für diese aufwendige

Arbeit musste die komplette 70 mm Kopie zuerst für den automatischen Überblendbetrieb der

beiden MEOPTA UM 70 Projektoren vorbereitet werden. Danach wird der Film wie später im

Festivalprogramm komplett mit Überblendung vorgeführt, dabei Bild- und Ton per Videokamera

aufgezeichnet. Mit einem Interface kann auch der 6-Kanal Magnetton im Computer digitalsiert

werden, falls dieser später in der Nachbearbeitung gebraucht wird. Nach diesem ersten

Arbeitsvorgang musste Ivan die original Französische Tonfassung finden. Diese gab es aber nur in

MONO Ton auf einem Youtube Kanal. Danach hat Ivan den Ton zum vorhandenen Bild angelegt und

synchronisiert. Es gab keine Sprünge im Ton trotz fehlender Einzelbilder im Film. Natürlich wurde der

Film nicht nur in MONO auf dem Center Kanal gespielt, sonder gab es eine Mischung bei

Dialogszenen auf 5 x Frontlautsprecher und bei Musikszenen mit zusätzlichen 3 Surroundkanäle.

Die Hauptrollen im Film waren Michèle Mercier und Robert Hossein die ein paar Jahre vorher schon

In „Angelique“ zu sehen waren. Die Geschichte eines verheirateten Anwalt der sich in ein jüngere

Tänzerin einer Diskothek verliebt, aber sich nicht scheiden lässt. Nachdem ein weiterer reicher

Liebhaber der Tänzerin ermordet wird, beschuldigt man den Anwalt des Verbrechens.

Der Film von Christian-Jaque war in Frankreich kein grosser Erfolg und wurde dort laut Mr. Cinerama

France auch nie in 70mm vorgeführt.

Für die Arbeit im Vorführraum waren dieses Jahr Ivan Školuda, Martin Bodešinský, Petra Prokorná,

Radim Václavik und Martin Leskovsky zuständig. Michal Jaso überprüfte im Saal in der letzten Reihe

per Computer den Ablauf der Untertitel und die Sychronisation des Filmtons. Außerdem konnte er an

einem Pult die einzelnen Pegel der Saallautsprecher nachregeln.

Die Pausen zwischen den 9 Hauptfilmen boten Gelegenheit draußen in der Sonne zu stehen, oder im

Foyer von einer Catering Firma Getränke, belegte Brötchen, Suppe oder Kuchen zu kaufen. Der

Süßwarenstand war auch immer besetzt. Im Foyer wieder die verschiedenen Projektoren von

70 – Super 8 mm zum Anschauen aufgestellt.

Um 15.00 Uhr wurde das 70mm Programm fortgesetzt mit

„MEUTEREI AUF DER BOUNTY“ vorgeführt mit einer Slowenischen Kopie in Ultra Panavision

unter Verwendung der 1.25 Optiken von der Schauburg Karlsruhe.

Hier konnte die Maske auch horizontal verstellt werden ,wie das in vielen 70mm Häuser auch in

Deutschland üblich war um CinemaScope oder Breitwand 35mm Film in reduzierter Höhe zu zeigen.

Hier wurde der kräftige Englische 6-Kanal Magnetton der Kopie gespielt. In der Verleihkopie waren

Slowenische Untertitel einkopiert. Leider fehlten die Ouvertüren, Zwischenakt- und Auslassmusik.

Diese konnten laut Ivan nicht mehr hinzugefügt werden, da die Kopie vom Verleih zu spät ankam.

Immerhin war die Pause noch vorhanden. Die Kopie hatte wenig Gebrauchsspuren, aber leider kaum

noch Farben, ein bischen Grün war noch in den Hawaii Szenen vorhanden. Das war der einzige Titel

im Festival der vom geschenkten Filmteller gespielt wurde.

Bis zur Abendvorstellung um 19.00 Uhr füllte sich der Zuschauerraum. Es waren über 180 fest-

gebuchte Wochenendpässe und in manchen Vorstellungen noch weitere 100 Gäste gekommen.

Das Publikum meist jüngere Generation auch von der Technikhochschule in Brünn. Die Einführung

zu den Filmen waren leider nur in Tschechischer Sprache und zeitweise 20 Minuten lang.

Bei der Begrüssung der Gäste am Freitag ‚Abend und bei Sondervorführungen wurde simultan über

Kopfhörer ins Englische übersetzt.

„AIRPORT“ aufgenommen in Todd AO

mit einer neuen Kopie von Universal kam aus USA mit 6-Kanal DATASAT Disc. Gespielt wurde aber

der 4-Kanal Magnetton einer 35mm Kopie, die im Vergleich mit der digitalen Tonmischung mehr

Dynamik brachte und daher vom Computerprogramm mit Tschechischen Untertitel vorgeführt

wurde. Am Filmende gab es dann für die Festivalgäste ein aufgebautes Buffet. Ich ging mit Paul

(ehemaliger Filmvorführer im Egyptian Kino in Hollywood) seiner Frau Peggy und Thomas dem Editor

von in70mm.com im Griechischen Hermes Lokal in der Stadt Krnov essen.

Am Samstag 29. April 2023 musste man früh aufstehen, denn um 9.30 Uhr begann schon die erste

Vorstellung mit

„CAMELOT“ einem 70mm BlowUp von Panavision 35 (anamorphic)

Der Film von Joshua Logan mit der Musik von Frederick Loewe und Alfred Newman war in

Deutschland kein großer Erfolg. Richard Harris, Vanessa Redgrave und Franco Nero spielten die

Hauptrollen in dem Ritterfilm um König Arthus Runde. Außer ein paar Außenaufnahmen in Spanien

wurden alle anderen Szenen in einer Studiodekoration aufgenommen. Aufwendig waren die

Vorbereitungen um diesen Film komplett mit Ouvertüre, Pause, Entr’ace Musik vorführen zu können.

Die 1. Von 7 Rollen kam von einem Sammler in der USA und da wurde der 6-Kanal Magnetton

verwendet. Akt 2 musste der Ton Von einer Bluray Disc herhalten, da die Magnettonspuren

beschädigt oder halb gelöscht waren. Rolle 3 wurde digital von einer Bluray und 5.1 Ton vorgeführt,

da diese komplett fehlte. Hier hat Ivan das Digitalbild so verändert, damit der Unterschied zum

restlichen rotstichigen Material nicht auffiel. Rolle 4 und 6 kamen von einem Sammler in Tschechien

und Rolle 5 und 7 von Bradford. Bei diesen wurden aber die 6-Kanal Magnettonspuren von den

Bradford Rollen benützt. Was für ein Aufwand! So klang der Film sehr gut und in der Story fehlten

keine Szenen.

Um 14.00 Uhr ein Vortrag mit projizierten Standbilder von Thomas Hauerslev über 70mm

Sonderformate. Von Omnimax, Imax Flying Carpet, Showscan, Cinerama 360, Schweizer 3 Strip

70mm bis hin zu Cinema 180. Am Ende dann ein kurzer Cinema 180 Film „COLOSSUS“ mit den

entsprechenden Achterbahn, Autofahrten, Flugaufnahmen usw.

Um 14.45 Uhr hielt Ivan Šcoluda einen Vortrag über die Vorabeiten zum Festival, vom Kopienprüfen,

Filme aufnehmen, Töne kopieren, Nachbarbeitung im Computer, Untertitel erstellen bis zum

endgültigen Resultat wie auf dem Festival präsentiert.

Danach noch ein kurzes Video mit Erinnerungen an Pavel Tomašek aus meinem Archiv.

Nach einer halbe Stunde Paus bis zur 16.00 Uhr Vorstellung

„DER LÄNGSTE TAG“ einem 70 mm blow up von CinemaScope

mit 6-Kanal Magnettonmischung. Eine sehr guterhaltene Kopie bei dem die Nationen (im Gegensatz

der deutschen CinemaScope Fassung) in ihrer Sprache zu hören waren. Der Film auch mit Pause,

Vormusik und Endtitel mit Mitch Millers Chorgesang. Bernhard Wicki führte Regie bei den Deutschen

Szenen. Soweit mir bekannt ist, wurde der Film nur in Frankreich und England in 70 mm verliehen.

Um 20.00 Uhr war eigentlich „BABYLON – RAUSCH DER EKSTASE“ in 70mm vorgesehen. Leider hat es

mit der Lieferung der US Kopie nicht geklappt. Dafür wurde

„GODFATHER 3“ als 70mm blow up von 35mm 1.85 Breitwand

ersatzweise ins Programm aufgenommen. Vorgeführt mit 6-Kanal Dolby A Ton und vollem Haus.

Beim Filmanfang gab es Probleme mit der Überblendklappe, die sich auch nach 2 Startversuchen

nicht vollständig geöffnet hat. Also musste die Rolle wieder auf Anfang gewickelt werden, da die

Sychronisation nur so funktioniert und auf der anderen Meopta gestartet werden. Ich habe mir nur

die ersten 15 Minuten angeschaut. Den Rest des Abends mit interessanten Gesprächen im Kino und

Vorführraum verbracht. Als Zugabe am Ende von Godfather 3 noch eine 35mm CinemaScope

Vorführung von „OBSESSION“ einer 4k Digitalproduktion über 70mm Besessenheit aufgenommen in

Karlsruhe, Stuttgart und Krnov. Die Kopie hat sich Martin Leskovský ausbelichten lassen, der auch im

Film mitgespielt hat und war damit die Uraufführung Nr. 2 im Kino MIR 70.

Sonntag 30. April 2023 – 9.30 Uhr wurde die aufwendigste, nachbearbeitete Kopie im Festival

gezeigt.

„AMADEUS“ eine 35 mm blow up Kopie von Panavision (anamorphic)

Die Kopie aus dem Tschechischen Filmarchiv mit sehr vielen Klebestellen und fehlenden Frames,

somit Sprünge in der Musik oder Dialoge. Alles das hat Ivan per Computerprogramm mit Aufnahme

des Magnettons und Sprünge verglichen mit dem Digital 5.1 Ton einer DVD. Dieser wurde am Ende

auch benützt aber auf die Dynamik der original Englischen Magnettonspur angepasst. Mit einer

Anhebung der Dynamik um bis zu 19db konnte man ein Tonerlebnis haben, wie es in der

Uraufführung zu hören war. Eine Superarbeit mit vielen, vielen Stunden investiert klang das Ergebnis wirklich toll. Die fehlenden Bilder sah man zwar, aber im Ton waren keine Schnitte zu hören. Die blow up Qualität und Farben waren sehr gut.

Bis zum nächsten Hauptfilm gab es noch 4 Einzelrollen auf der Bildwand zu sehen.

„JUGGERNAUT“ (18 STUNDEN BIS ZUR EWEIGKEIT) in einem 35mm blow up mit nicht so guter

Qualität und 6-Kanal Magnetton. Es war der erste Akt mit Haupttitel und Vorstellung des

Transatlantiklines bis zur Bombendrohung.

„OLIVER“ mit Mark Lester und Shani Wallis und dem Lied „I’d Do Anything“ auch ein blow up mit

guter Qualität, natürlich altersbedingt alle 4 rollen in herrlichen Rosticht

„BEN HUR“ das komplette Wagenrennen in 35mm 4-Kanal-Magnetton und

„SALOMON AND SHEBA“ mit Szenen einer Götteranbetung und Mario Nascimbene Musik. Wäre in

Super Technirama sehr scharf, aber das war ein Beispiel wie 70 mm Kopien mit Vinegar Sydrom und

total verwölbt in der Projektion aussehen. Ich wunderte mich, das diese Rolle überhaupt durch den

Projektor lief.

Um 15.00 Uhr dann

„BLADE RUNNER“ ein blow up von Panavision (anamorphic)

Die erste Fassung mit Happy End und einer deutschen rotstichigen Leihkopie allerdings mit 6-Kanal

englischen Ton vom Computer. Die Bildqualität war nicht in allen Szenen toll, die Spezialeffekte

wurden allerdings in 65mm gedreht.

Die beste gezeigte Kopie kam aus Dänemark und stand um 18.00 Uhr als letzter Titel auf dem

Programm

„TITANIC“ ein blow up von Super 35

von James Cameron. Obwohl die Kopie in der Erstaufführung 1997 sicher 17 Monate lang gespielt

wurde, sah die wie neu aus. Auch der DATASAT Digitalton kam bei mir gut an.

Um 21.30 war dann das Festival zu Ende. Die Tische im Foyer schon abgebaut, in der Stadt alle Lokale

Schon geschlossen. Trotzdem ein schönes abwechslungsreiches Programm auch mitorganisiert von

Michal Mraz aus Prag, der die Lizenzen der Rechteinhaber ausfindig macht und dann mit den

Verleihern die Verträge organisiert. Vielen Dank an Alle für die gute Präsentation und Danke an die

Stadt Krnov, den Sponsoren und dem Kulturministerum für den Erhalt und hoffentliche

Fortsetzung des KRRR 70 mm Festival im nächsten Jahr.

Schöne Bilderreihe vom Festival gibt es auf Thomas Hauerslev Internetseite in70mm.com

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Muss noch 2 Korrekturen einbringen: Für die Projektion von "Meuterei auf der Bounty" wurden neue Ultra Panavisionlinsen eingesetzt und nicht die Originale der 60er Jahre aus Karlsruhe. Außerdem hatte die Kopie einkopierte Slowakische Untertitel, da die aus der Slowakai kam.  Auch "Airport" wurde vom Teller gespielt, der übrigens ein Geschenk vom Arcada Kinobetreiber in Mailand war.

 

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