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Museen, Festivals, Filmformate [hier kein Karlsruhe-Thread]


cinerama

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Im Moment befindet sich auch in der Museums- und Kinemathekenlandschaft viel im Umbruch. Besonders in Reaktion auf die neuen Medien und veränderten Konsumgewohnheiten. Einige Häuser präferieren nicht selten die Beamer-Projektion, wie sie alsbald auch zuhause einkehrt, und dies nicht nur für Einführungen und Demos, sondern auch für Werke, die auf klassischem Filmbandoriginal entstanden. Das hat sein Für und Wider, was im Weiteren erörtert werden möge.

 

Der Erhalt des klassischen Filmbandoriginals (sowohl in Kopie wie als Negativ) ist somit keine Selbstverständlichkeit, wurde aber kürzlich durch die FIAF-Konferenz eindrucksvoll bekräftigt. Einige werden diesem Credo kritisch gegenüber stehen.

 

Hier wollte ich einen neuen Thread aufmachen, der unabhängig von Markt- und Gewinninteressen argumentiert. Er würde sich unter anderem mit Specials Formats, Musealem und 70mm im In- und Ausland beschäftigen so wie auch Reportagen kommunaler Festivals bringen.

 

 

Eingangs ein ganz besonderer Hinweis auf das 50. Filmfestival im tschechischen Zlín, dass sich einige Mühe macht beim Erhalt des Filmbandoriginals und auch nicht vor dem (Wiedereinbau) von 70mm-Anlagen zurückschreckte.

 

Das kleine 70mm-Programm ist mittlerweile fertiggestellt.

Es sind vier Langfilme am Start:

 

 

- eine hervorragende, blitzsaubere Kopie von BATMAN - Tim Burtons Klassiker von 1989 mit dem womöglich gruseligsten Joker der Filmgeschichte: Jack Nicholson, der am Film 60 Mio. Dollars verdiente.

Für "Gotham-City" gab es für die Designer den Oscar. Ein Film, der kompositorisch und in der Kadrage durchgängig beinahe einen VistaVision-Look besitzt.

 

Weitere Texte: http://www.zlinfest.cz/cs/film/detail?id=1713

 

1713.jpg

 

Läuft am 1.6.2010 um 1930 Uhr in englischer Originalfassung

 

 

 

- THE UNTOUCHABLES von 1987 zeigt Sean Connery in seiner bislang einzigen Rolle, für die er einen Oscar erhielt. Brian de Palmas Al-Capone-Thriller wurde in anamoprhotischen Scope aufgenommen. Es finden sich Anklänge an Sergej Eisensteins PANZERKREUZER POTEMKIN und an einige Werstern-Klassiker. Glanzvolle Kopie!

 

Weitere Texte: http://www.zlinfest.cz/cs/film/detail?id=1714

 

1714.jpg

 

Läuft am 4.6.2010 um 19.30 Uhr in englischer Originalfassung

 

 

 

- LAWRENCE OF ARABIA von 1962, 7 Oscars. Einige Schrämmchen, aber derzeit die weltweit farblich akzeptabelste Fassung

 

Weitere Texte: http://www.zlinfest.cz/cs/film/detail?id=1915

 

1915.jpg

 

Läuft am 2.6. um 19.30 Uhr in englischer Originalfassung

 

 

 

- WEST SIDE STORY von 1961, 10 Oscars. Einige Schrämmchen, aber die derzeit farblich und in der Schärfe weltweit akzeptabelste Fassung.

 

Weitere Texte: http://www.zlinfest.cz/cs/film/detail?id=1714

 

1914.jpg

 

Läuft am 3.6.2010 um 19.30 Uhr in englischer Originalfassung

 

- Als Überraschungs-Bonbon dachte ich noch an einige Jahrmarktsattraktionen aus dem Special-Venue-Bereich: 70mm-Kurzfilme für die Kuppelprojektion, die aber starke Laufspuren aufweisen. Trash muss auch mal sein.

 

Erste Bilder der Kinosäle und der Bildwand haben mich jedenfalls beeindruckt.

 

Programmkalender im Original: http://www.zlinfest.cz/cs/o-festivalu/aktuality?id=920

 

 

Vor einigen Monaten hörte ich noch (aus dem deutschsprachigen Umfeld), auch BARAKA sei für ein (mir damals noch unbekanntes) tschechisches Festival mit eventueller DP-75-Equipierung vorgesehen.

Diesmal läuft er leider nicht, obschon eine Augenweide und sogar ein "Pflichtfilm" auf jedem 70mm-Breitfilmfestival.

 

Es wurden von den Machern zahlreiche Projektionstests durchgeführt. Die Erörterungen kreisten dabei um Einbau von Philips DP-75 oder anderenfalls Meopta UM-70, wobei zuallererst mit DP-75 gestartet wurde. Befürworter von UM-70 gab es ebenfalls, sodaß eine Reihe von Argumenten zur Filmschonung, an der sich auch zwei Ingenieure aus Oslo und Berlin beteiligten, dann zugunsten einer endgültigen Meopta UM-70-Installation ausschlug.

Hurra! Damit fiel auch mir ein Stein vom Herzen und eine Kooperationszusage war dann auch Ehrensache.

Der Erhalt des klassischen UM-70-Spiels stellt meines Erachtens einen Sieg der Vernunft und der Kompetenz dar, auch und gerade im Nachgeschmack des Installations-Skandals auf der Berlinale 2009, als die klassischen Pyrcon UP-700-Bildwerfer ohne jedwede Sensibilität für eine gute Filmwiedergabe brachial herausgerissen wurden.

 

Weitere Inspektionen und Filmleihgaben für das Zlín Filmfest sind Pavel Tomesek zu verdanken, der im krnover Kino 'Mir 70' das jährliche 70mm-Festival projektiert.

 

- -

 

 

 

Ein ausführlicher Bericht zur Lage wäre auch aus Oslo zu wünschen!

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Ich dachte oder hörte bisher nur vom 70 mm Festival in Krnov, dem einzigen noch spielbaren 70 mm Haus in der Czech Republik, jetzt auf einmal gar nicht so weit entfernt die gleichen Filme nochmal. Immerhin gehen auch junge Leute zu den Vorstellungen.

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Das Zlín Filmfestival erscheint mir als eine erfreuliche Kooperation innerhalb Tschechiens. (Die beiden 60er-Jahre-Titel liefen aber seit 3 Jahren nicht mehr in Tschechien, zuletzt lediglich in Krnov, also ist es trotz der der wenigen Highlights in diesem Format für einige das erste mal.)

 

Da auch die Projektionstechnik in Zlín und Krnov fast identisch ist, könnte man (in der BWL-Sprache) auch von "horizontaler Diversifikation" plaudern: sozusagen auf der Ebende muealer Inhalte und Technologien.

Das bringt das angesprochene Filmformat auch weit effektiver in eine breitere Auswertung als die in Deutschland oder England bekannten Rivalitäten, wo jeder seine eigene Suppe kocht.

 

Das 'Velke'-Kino in Zlín (mit ehemals 1100 Plätzen eines der grössten Säle in Europa) besaß aber bereits in früheren Zeiten eine Anlage für's breite Format (70mm). Ich nehme an, die Anlage wurde im Zuge der Wende (und als Idee der marktwirtschaftlichen Entrepreneure) entschlossen entfernt, schätzungsweise um 1990. Bis Ende der 1980er Jahre aber sollen hier öfter 70mm-Filme gelaufen sein - und jetzt, 2010 der Wiedereinbau ... die "Rolle rückwärts".

Hut ab!

 

Schließlich gibt es auch gegenteilige Bewegungen, die man toll (oder abscheulich) finden mag: das Filmmuseum München tendiert seit Einbau der DCI-Anlage zum Einsatz der digitalen Transfers, da wohl der Glaube an perfekte elektromechanische Technologie (in Bildwerferräumen wie auch in den Kopierwerken) nach meinem Eindruck nicht mehr gegeben war, eben so wenig die Hoffnung auf hochwertige Filmmaterial-Anlieferungen durch die heutigen Rechteinhaber, die mithin für eine Aufführung von perforiertem Material 600 bis 2000 EUR pro Aufführung verlangen, und dann als Filmrolle nur olle Ladenhüter oder gar nichts zuschicken.

 

Eine Erfahrung der dritten unehimlichen Art war 2007 die Anfrage des Filmmuseums in Turin an ein berliner Archiv, "Porgy and Bess" innerhalb einer Otto-Preminger-Reihe spielen zu wollen. Das Archiv war zugeneigt, fragte aber nach Existenz einer 70mm-Anlage. Ein solche wurde auch bejaht, aber doch in Zweifel gezogen, weil sie schlecht gewartet sei: man freue sich eher über die 35mm-Fassung.

Das Archiv wiederum avisierte zwar auch seine 35mm-Fassung, machte aber Angebote, eine Reparatur der turiner 70mm-Anlage ingang zu setzen.

Die Lage verhärtete sich. Das Museum lehnte kategorisch auch nur die Einschaltung des 70mm-Projektors ab, kündigte die Deinstallation in der an und den stolzen Einbau einer "brandneuen" DLP-DCI-Anlage, was in der gleichen Woche auch geschah.

Das Ergebnis der überstürzten Handlung: die Preminger-Reihe verzichtete auf einen ihre Schlüsselfilme wegen des jetzt obsoleten Formats, und die Vorstellung fiel aus, aber auch und das berliner Archiv, das nur ausnahmsweise die 35mm-Fassung ausgeliehen hätte, verweigerte aufgrund der Demontagen jede weitere Kontaktaufnahme.

 

--

 

Welche derzeitigen Tendenzen im Umgang mit mehr oder weniger hochwertigen Repertoire-Kopien in den Filmmuseen vorherrschen, könnte doch einmal in diesem Thread erhellt werden?

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