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Vor 80 Jahren: Sensationserfolg des Tonfilms The Jazz Singer


Henri

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  • 2 Wochen später...

Ach, papperlapapp, der Artikel ist gut, aber The Jazz Singer ist völlig überbewertet, war erstmal kein ganzer Tonfilm, und zweitens um Jahre der Entwicklung hinterher. Hier ist ein WIRKLICH alter Tonfilm:

"A Few Moments with Eddie Cantor", Kurzfilm aus dem Jahr 1923, vielleicht kann jemand was aus seinen Jahrzehnte alten Witzen machen ;) Dieser Film hatte regulären Lichtton, im Stufenleitersystem, wie es um 1928 Standard werden sollte.

Da habt's ihr was zu knabbern ;)

Aber naja ich muss zugeben dass The Jazz Singer der Welt den Tonfilm nähre gebracht hat...

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Ich habe einen 35 mm Werbe- Tonfilm für Telefunken Radio(Zeichenfilm "Tanztee" von Hans Fischer der Ufa), laut Zensurkarte der Reichsprüfstelle für Film hergestellt Anfang 1927. Zwar dürfte nur diese Kopie eristieren, sie ist auch in Sprossenton und vollfrequent mit 12 kHz Grenzfrequenz aufgezeichnet, ein experimentelles Stadium. Aus 1927 ist ebenfalls meine Bauer Standard Lichtton, die mit variabler Drehfrequenz des Antriebsmotors ausgestattet war (eine Art Frequenzumrichter mit Synkronmaschine, sehr groß und mit Schaltröhren aufgebaut). Lichtton, siehe auch Hans Vogt "Die Erfindung des Tonfilms" auf der Startseite des Forums, gibt es seit 1922.

Zudem war Film nie stumm.

Vorführungen von "Wings" der erste Tonfilm der Welt (?! Geräusche...) oder Der Jatz Sänger waren unvollkommene Versuche in einer für Europa unbrauchbaren Güte. Damaliger Kommentar des Telefunken (Klangfilm) Ings: "So können Wir es nicht machen. Wir müssen den Toumfang der Orgel (gemeint: großer Frequenzbereich von 40 bis min 10 kHz) und die Lebendigkeit des Tanzorkesters (gemeint 50 dB Dynamik)wiedergeben können. Und das zeichnete europäische Tonfilme immer von angelsächsischen Produkten aus: Natürliche Wiedergabe des Tones ohne Tröten oder Telephonfrequenzgang, den die USA bis zuletzt beibehielten.

Grundsätzliche Verwendung von (Neumann) Kondensatormikrophonen zur Sprachaufnahme, währen die VStvA bis in die 90er Jahre gern mit Kohlequerstrom arbeiteten. Trägheitsfreie Kerrzellenbelichtung gegenüber masseträgen, mechanischen Lichthähnen, usw.

Jede Originalkopie aus der Zeit auf Nitratmaterial weis diese Qualitäten zu bieten.

 

Somit der amaerikanische Erfolg des Jatz Sängers nicht überbewertet werden. Tonfilm ist eine deutsch- europäische Angelegenheit...

 

Stefan

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Grundsätzliche Verwendung von (Neumann) Kondensatormikrophonen zur Sprachaufnahme, währen die VStvA bis in die 90er Jahre gern mit Kohlequerstrom arbeiteten. Trägheitsfreie Kerrzellenbelichtung gegenüber masseträgen, mechanischen Lichthähnen, usw.

Bin mir nicht sicher, was du damit sagen willst. Wenn ich aber die letzten paar Jahrzehnte so überblicke, dann klingen die OV-Versionen von amerikanischen Filmen doch in vielen Fällen besser (klarer, verständlicher) als die von deutschen OV-Filmen. Von daher scheint es ziemlich egal, mit welcher Tontechnik die Amis arbeiten oder gearbeitet haben, das Ergebnis war tontechnisch meistens ziemlich gut. Von manchen heutigen deutschen OV-Filmen reden wir lieber erst gar nicht, da ist ja manchmal akustisch nicht viel zu verstehen. Aber das ist dann halt Kunst, das muss so sein...

 

 

Zudem war Film nie stumm.

Hat auch keiner behauptet, auch der Heise-Artikel nicht.

 

 

Somit der amaerikanische Erfolg des Jatz Sängers nicht überbewertet werden. Tonfilm ist eine deutsch- europäische Angelegenheit...

Der Erfolg des Jazz-Singer hatte der Industrie gezeigt, das das breite Publikum Lust hatte, sich auf den Tonfilm einzulassen. Das war vorher nicht oder immer nur vorübergehend der Fall. Der Nadelton (Vitaphone) des Jazz-Singers hatte aber keine große Perspektive, weswegen man sich dann wieder mit dem Lichtton beschäftigte, nicht wie vorher nur ein bisschen, sondern auf groß-industrieller Basis. Das war historisch wahrscheinlich das wichtigste am Erfolg des Jazz-Singer. Übrigens auch heute noch ein sehr guter Film, auch wenn er für heutige Ansprüche eigentlich ein Stummfilm ist. Aber die paar Geräusche und Gesangseinlagen haben damals eben ganz anders aufs Publikum gewirkt, zumal der Darsteller Al Jolson damals eine richtig große Kanone gewesen ist, genauso wie John Barrymore im Vitaphone-Film "Don Juan" von 1926. Das war zumindest vom Starpotential und damit Publikumswirkung her Welten entfernt von den deutschen Nadeltonfilmchen der vergangenen Jahrzehnte à la Oskar Messter.

 

Aber gut, als wirklichen Tonfilm würde ich keinen Vitaphone-Film einschätzen, auch die späteren Vitaphone-Filme nicht, die dann tatsächlich längere Dialoge hatten. Aber die technischen Beschränkungen waren einfach zu groß, die akustischen Defizite auf Dauer untragbar. Wirklicher Tonfilm fand erst mit der industriellen Verwertung des Lichttons statt.

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Stefan hat völlig recht, wo er die überlegene Güte (Frequenzgang und Verzerrungsfreiheit) des deutschen Lichtton- und Magnettonfilms gegenüber den amerikanischen Verfahren hervorhebt, m. E. mind. bis in die 1970er Jahre von Ausschlag.

 

Der erste dt. Tonfilm mit Grammophon-Verkopplung ist für das Jahr 1903 (Oskar Messters Vorführung im berliner 'Apollo Theater' an der Friedrichstrasse) zu verbuchen, lange Zeit vor Vitaphone.

 

Vom Lichtton hatte Warners lange Zeit abgesehen, als etwa mit dem Breitfilmsystem Vitascope noch 1930 auf die Einkopierung einer (immerhin in der Spaltbreite und Dynamik deutlich verbesserten) Lichttonspur auf 65mm-Film verzichtet wurde und die Breitfilmvorführung wieder über den Grammophon-Prozess bewerkstelligt wurde, weil sie klanglich hochwertiger war. :wink:

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Stefan hat völlig recht, wo er die überlegene Güte (Frequenzgang und Verzerrungsfreiheit) des deutschen Lichtton- und Magnettonfilms gegenüber den amerikanischen Verfahren hervorhebt, m. E. mind. bis in die 1970er Jahre von Ausschlag.

Ich kann nicht erkennen, wo Stefan2 von Magnetton geredet hat. Und klangliche Vorzüge der deutschen O-Ton-Filme der Vergangenheit, sagen wir mal 50er und 60er Jahre? Ach Gottchen, Sissi, Edgar Wallace und Co: Quäck, Tröt, Kreisch, und in Innenszenen Hall wie im Kölner Dom. Das tut heute einfach nur weh in den Ohren. Kein Vergleich zu amerikanischen oder französischen O-Ton-Filmen der gleichen Zeit, die klingen auch heute meist noch besser, viel realistischer, viel präsenter, viel näher dran, auch ohne das die Schauspieler ständig ins Mikro schreien mussten. Jedenfalls meine Meinung.

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Kleiner Nachtrag:

 

Wie ich erfuhr, gibts "The Jazz Singer" seit kurzem auch auf DVD. Ich selber musste mir vor zwei Jahren noch eine VHS kaufen, weil damals eigenartigerweise keine DVD-Version existierte. Die DVD (Three-Disc Deluxe Edition) gibts z. B. bei Amazon.com (aber nicht bei Amazon.de) für $28.99.

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