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Star-Kameramann Michael Ballhaus zur digitalen Revolution


cinerama

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Nachdem Oscar-Preisträger Michael Ballhaus, der sich stets offen für neue Technologie zeigt, als erster Kameramann einen Dokumentarfilm auf HD24p drehte und weitere Erfahrungen mit digitalem Film sammelte, zieht er für seine Studenten und Kollegen ein Resumee von großer Tragweite.

Einige Passagen daraus seien hier zur Diskussion vorgestellt:

 

 

- Mit teuren Digitaleffekten betreibt Hollywood die systematische Verdummung des Publikums

 

- Je komplizierter sich die digitale Technik jedoch entwickelt, desto mehr verbreitet sich meines Erachtens das Gefühl, dass man letztlich auch beim Zelluloidfilm bleiben könnte.

 

- Zurzeit kann man davon ausgehen, dass Film etwa doppelt so viele Bildinformationen enthält wie ein digitales Medium – digital ausgedrückt: Ein Filmbild in Pixel zerlegt, enthält acht Kilobyte, ein digitales bisher maximal vier. Zudem kostet das Speichern dieser digitalen Daten enorm viel Geld. Um ein Beispiel zu nennen: Michael Mann hat bei der Arbeit an seinem Film Collateral mit einer hoch qualifizierten digitalen Kamera gearbeitet, wobei allein das Speichern der Daten ungefähr 50000 Dollar im Monat verschlang. Da Zelluloidbilder heute ohnehin problemlos für den Schnitt digitalisiert werden, stellt sich also die Frage, weshalb man ein Medium benutzen soll, das weder qualitative Fortschritte noch finanzielle Ersparnisse bringt.

 

- Zudem birgt der Umgang mit solchen Datenmengen stets auch eine nicht zu unterschätzende Ungewissheit. Als ich einmal mit einer digitalen Viper drehte, mussten wir einen halben Tag nachdrehen, weil die Speicherung fehlerhaft war.

 

- Man sollte allerdings nicht vergessen, dass das kostengünstige, von keinerlei Materialknappheit bedrohte digitale Drehen auch die Gefahr einer gewissen Beliebigkeit birgt. Wenn meine Studenten auf Film drehen, dann sind sie besser vorbereitet und überlegen die Kadrierung und die Ausleuchtung wesentlich sorgfältiger.

 

- Ein entscheidender und sicherlich zentraler Nachteil der digitalen Technik liegt für mich in der ästhetischen Differenz zwischen den digitalen Pixeln und der Körnung des klassischen Filmmaterials. Die Körner des Zelluloidfilms sind untereinander beweglich, und dadurch entstehen im Bild, grob gesagt, weichere Übergänge und weniger scharfe Kanten. Die Pixel hingegen sind starr, was dem digitalen Bild eine klinische, kalte Oberfläche und eine gewisse Flachheit verleiht.

 

- Es mag sein, dass die digitale Technik irgendwann in der Lage sein wird, die Ästhetik des Zelluloids perfekt zu imitieren. Zurzeit aber würde ich mir immer noch zutrauen, ein Zelluloidbild von einem digital erzeugten Bild zu unterscheiden.

 

Auszugsweise zitiert aus: http://zeus.zeit.de/text/2005/07/K-Kadrieren

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Tja, das war 2005... bisschen veraltet, denn inzwischen dreht er seinen neuen Film auch digital...

 

Nachdem er 2005 dann begann noch mehr zu experimentieren,

2006 dann Departed per DI fertigte,

2007 die neue Sony F23 Cinealta HDCAM SR kennenlernte

dreht er nun in 2008 sein aktuelles Projekt digital.

 

Sein Wegbegleiter Martin Scorsese hat übrigens nach Departed auch seinen nächsten Film digital gedreht, ebenfalls Sony HDCAM (SR).

 

Paar aktuellere Ballhaus Zitate als die veralteten 2005er oben dazu:

2006: "Die digitalen Medien sind die Zukunft der Kameraleute heute, sie müssen sich mit dieser Technik beschäftigen. Die müssen sie erlernen und auch lieben lernen."

 

2007 dann, zur Sony F23 HDCAM SR : "“My first impression was: ‘Wow, that is not an enlarged video camera – it is a real film camera!’ I would nearly call the F23 a quantum leap."

 

“The F23 is very sensitive. We shot at a low exposure level with an aperture of 0.5 and it made very good pictures. This alone is a great achievement. Additionally, the handling is that of a film camera, which is a very positive step forward. Plus, it can do much more than any other camera I have come across so far.”

 

Tja und jetzt, in der Gegenwart, dreht M. Ballhaus seinen aktuellen Film auf Sony F23 HDCAM SR.

 

“With HD, you can immediately see a picture and talk about it. You can experiment a lot more, like we did in the masterclass. I told them they should create a situation where the main character wakes up in the middle of the night and walks around without turning on the lights.

 

Just remember such a situation yourself: you can hardly see anything, but when you get up and walk around, you do not stumble over the furniture because you have, through the curtains, some faint lighting coming from the streets. That is a situation rarely seen on television or on the screen. But with the F23 we mastered it. And working digitally, we could get it right to the point we wanted it.”"

 

Unsere Gründe weniger und weniger mechanische Kameras und mehr und mehr digitale Kameras einzusetzen sind da nicht viel anders. Wenn man noch vor 2005 nach Zitaten sucht, wird man übrigens noch fündiger, cinerama. Heutzutage siehts allerdings etwas anders aus, die Zeit bleibt eben nicht stehen, nur weil man das wünscht.

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Sein Wegbegleiter Martin Scorsese hat übrigens nach Departed auch seinen nächsten Film digital gedreht, ebenfalls Sony HDCAM (SR).

DEPARTED ( http://german.imdb.com/title/tt0407887/technical ) ist aber doch 35mm (Kodak Vision-Negativ, Fujicolor-Kinokopien) - ich bitte Sie inständigst ...

Es gab lediglich Abtastungen auf HDCAM SR für Dailies. Der absolute Normalfall heutzutage.

 

Scorsese experimentiert eben, wie fast alle eine neue Technologie ausprobierten (und auch ich davon überzeugt bin).

 

“The problem for me is figuring out what the tradeoff is in terms of how much it speeds us up and is cost-effective, compared to any possible loss of quality. I’m still a die-hard celluloid guy, but at a certain point, you have to say, if this is the way things are going to go, then you might have to try it. Depending on the subject matter, there are certain films it would make sense for. I recall back in the 1970s, for Taxi Driver, we talked about doing it on black-and-white [standard-def] video because of financing issues. We had some tests screened on a video projector, but the quality wasn’t very good in those days, and we pulled back on the idea. But the technology is far superior now, obviously, so I’m sure I’ll try. I just don’t want to be learning with new equipment on the set. That’s the real problem. I expect I’ll try something smaller first on high-def and we’ll see what happens.”

 

Aus: "Millimeter"

 

Er machte also was "Kleines". :wink:

 

(Und manche bekommen auch Geld oder Rabatte für solche Aussagen - ein alter Hut!)

Wenn man noch vor 2005 nach Zitaten sucht, wird man übrigens noch fündiger, cinerama. Heutzutage siehts allerdings etwas anders aus, die Zeit bleibt eben nicht stehen, nur weil man das wünscht.

Das bleiben sie gewiss nicht. Aber auch jüngere Aussagen laufen in die gleiche Richtung.

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Sein Wegbegleiter Martin Scorsese hat übrigens nach Departed auch seinen nächsten Film digital gedreht, ebenfalls Sony HDCAM (SR).

DEPARTED ( http://german.imdb.com/title/tt0407887/technical ) ist aber doch 35mm (Kodak Vision-Negativ, Fujicolor-Kinokopien) - ich bitte Sie inständigst ...

Es gab lediglich Abtastungen auf HDCAM SR für Dailies. Der absolute Normalfall heutzutage.

 

"But the technology is far superior now, obviously, so I’m sure I’ll try. I just don’t want to be learning with new equipment on the set. That’s the real problem. I expect I’ll try something smaller first on high-def and we’ll see what happens.”

Getestet hat er ja dann und Scorseses 2008er Rolling-Stones "Shine a Light" hat er nach dem 2006er Departed dann auch komplett auf HDCAM (SR) gedreht.

 

Nicht für Dailies, sondern als Master - wie dutzende andere A & B Budgets Produktionen der letzten Jahre.

 

Auch Ballhaus aktuelle Produktionen ist HDCAM (SR) Kamera und Master. Wobei mich wundert, das er die F23, aber nicht die F35 oder Red einsetzt, vermutlich waren die u.a. bei Projektstart einfach nicht in ausreichender Stückzahl verfügbar.

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SHINE A LIGHT ist in HDCAM-SR-Format gedreht (und auf den IFB als Eröffnung gelaufen), das stimmt.

DEPARTED ist in 35mm gedreht. Anschließend ein DI für die Post.

Ich suche mal die Produktionsbilder raus: auf S. 11 der ARRI-News http://www.arri.de/infodown/news/2005_0...News_E.pdf gibt es ein Bild der verschiedenen 35mm-Kameras.

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SHINE A LIGHT ist in HDCAM-SR-Format gedreht (und auf den IFB als Eröffnung gelaufen), das stimmt.

DEPARTED ist in 35mm gedreht. Anschließend ein DI für die Post.

Ich suche mal die Produktionsbilder raus: auf S. 11 der ARRI-News http://www.arri.de/infodown/news/2005_0...News_E.pdf gibt es ein Bild der verschiedenen 35mm-Kameras.

 

Das stimmt: Der 2006er Departed ist 35mm mit 2K DI, der 2008er Shine a Light hingegen ist 1080P HDCAM und war der diesjährige Berlineeröffnungsfilm.

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SHINE A LIGHT ist in HDCAM-SR-Format gedreht (und auf den IFB als Eröffnung gelaufen)

 

der 2008er Shine a Light hingegen ist 1080P HDCAM

 

kann es sein, dass beide diskutanten SHINE A LIGHT gar nicht gesehen haben?

 

Es sind so viele 35mm kameras während des konzertes im bild, das ist doch gar nicht zu übersehen...alles 35mm ARRI's mit 600' magazinen. Irgendwo in den productionnotes stand geschrieben, dass 16 35mm kameras und 1 genesis im einsatz war. Und man sieht im film ständig diese 35mm ARRI's. In einer kurzen szene sieht man auch, wie eine Mitchell mit dem typischen 600' magazin auf einen kran montiert wird.

 

Im abspann werden insgesamt acht "film loader" genannt.

 

Im folgenden Artikel wird einer der Kameramänner zitiert: http://star-ecentral.com/news/story.asp...sec=movies

Albert Mysles spricht hier sogar von 18 35mm kameras und spricht auch eindeutig über das "problem" mit den 600' magazinen.

 

nur die "production scenes" (scorsese und jagger behind the stage) sind auf DV gedreht, hin und wieder sieht man auch Mysles und seine kleine JVC-HD kamera, z.b. wenn Bill Clinton die Band vor dem konzert begrüßt.

 

Also...einfach mal den film ansehen und Ihr werdet schlau...macht auch viel spaß, empfehle abhörlautstärke 7 (minimum)

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SHINE A LIGHT ist in HDCAM-SR-Format gedreht (und auf den IFB als Eröffnung gelaufen)

 

der 2008er Shine a Light hingegen ist 1080P HDCAM

 

Es sind so viele kameras während des konzertes im bild, das ist doch gar nicht zu übersehen ... und alles 35mm kameras.

 

http://digitalfilms.files.wordpress.com/2008/04/blg_shine2.jpg?w=420&h=220

 

Der Film ist querdurch 35mm, HDCAM (Siehe Bild), HDCAM SR, Genesis über 16mm und auch archiv auf S8.

 

Gemastert ist *alles* jedoch auf HDCAM (SR) - von dem auch der IMAX Blowup gerfertigt wurde.

 

Angesehen hab ich mir nur Teile auf einer Präsentation, mein Ding sind die Stones nicht wirklich - wie auch die volldigitalen U2 3D oder Hanna Montana, bei denen ich auch nur reingeschaut habe, allerdings ebenfalls a priori auf handwerklichen & technischen Aspekten.

Wenn das Monetery Jazz Festival mal gefilmt wird, das wär schon eher was für uns...

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Der Film ist querdurch 35mm, HDCAM (Siehe Bild), HDCAM SR, Genesis über 16mm und auch archiv auf S8.

 

die zwischengeschnittenen "making of" oder "behind the stage" szenen, sowie die ausschnitte aus alten stones interviews, newsberichte etc. sind DV, HDCAM, Genesis, Super8 etc. Die eigentlichen konzertaufnahmen, die nach meinem empfinden ca. 85 - 90 % des filmes ausmachen, sind 35mm.

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Da hatte eine führende Filmzeitschrift alles leider komplett umgerührt und verkürzt: die Rede war von mehr als einem Dutzend HD-Kameras im Einsatz - keinem weiteren Format.

Man könnte sich das ja ansehen, aber wenn, wie hier steht, das Master leider HDCAM-SR ist (zudem also mit Kompression arbeitend), ist es für mich reizlos, auf dieser Grundlage ein Ratespiel zu beginnen.

Für solche Konzertaufnahmen in Räumen mit Available Light und synthetischem Bühnenlicht hätte ich ausschließlich HD-Kameras eingesetzt - verstehe den Sinn des 35mm-Drehs nicht.

Vielleicht steht's im A.C. beschrieben. Nachlesen reicht in diesem Falle sicherlich, wenn man mit Stones' Musik nur wenig anfangen kann.

 

Scorseses letzter vollends überzeugender Film mit sehr guter Super 35-Fotografie und ohne Digital Intermediate-Verfremdung (dafür aber mit einigen VistaVision-Background-Aufnahmen) war CASINO von 1996 (Eastman 5248 EXR) - und wäre einer Wiederaufführung würdig.

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Für solche Konzertaufnahmen in Räumen mit Available Light und synthetischem Bühnenlicht hätte ich ausschließlich HD-Kameras eingesetzt - verstehe den Sinn des 35mm-Drehs nicht.

Vielleicht steht's im A.C. beschrieben. Nachlesen reicht in diesem Falle sicherlich, wenn man mit Stones' Musik nur wenig anfangen kann.

 

 

es gibt immer viele wege zum ziel ... scorsese hat sich für 35mm als hauptformat entschieden. Überhaupt gab es die "Stones" schon in allen möglichen filmformaten ... IMAX, 70mm ... vielleicht wollte er einfach diese linien weiterpflegen ...

 

Auch wenn man die "Stones" musik nicht mag ... ansehen kann man sich den film durchaus ... alleine schon wegen der verrückten kamerafahrt am schluss ...

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... ansehen kann man sich den film durchaus ... alleine schon wegen der verrückten kamerafahrt am schluss ...

Der Höhepunkt des Films!

Wobei ich mich frage, war es eine '"echte" Fahrt oder gute Trickarbeit?

.. Übrigens der einzige Film, bei dem der Sallregler bis kurz vor dem Klirren aufgedreht werden kann ohne dass sich die (auch älteren) Zuschauer beschweren.

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... ansehen kann man sich den film durchaus ... alleine schon wegen der verrückten kamerafahrt am schluss ...

Der Höhepunkt des Films!

Wobei ich mich frage, war es eine '"echte" Fahrt oder gute Trickarbeit?

.. Übrigens der einzige Film, bei dem der Sallregler bis kurz vor dem Klirren aufgedreht werden kann ohne dass sich die (auch älteren) Zuschauer beschweren.

 

Ich tippe auf eine gute Trickarbeit :roll:

 

Und in unserem Heimkino wird der Saalregler immer soweit aufgedreht, bis man die Beschwerden der Gäste nicht mehr hören kann :wink:

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