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plutokennedy

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  • Geburtstag 01.01.1970
  1. Danke für diese Diskussion. "Geschichte" wäre schon der würdigere Titel. Gerade auch für etwas, was von Erzählungen lebt und sich bewegt. Man versteht sich aus der Vergangenheit. Ich würde es einfach "Geschichte" nennen: "Filmgeschichte" ist zu prätentiös, "Nostalgie" zu verklärend. Die Geschichte war (grundsätzlich) weder gut noch schlecht, sie fand einfach statt. Man macht halt das Beste draus, hat ja keine andere Wahl. Wenn ich es richtig verstehe, geht es um die Zurückforderung von Sinnlichkeit, bzw. gegen den Pragmatismus blosser Funktionalität. Vielleicht eben der Preis der Moderne - und warum diese Rubrik dann eben zur "Nostalgie" dienen muss.
  2. Die "Schausteller" des Fata Morgana waren deutsche Juden. p.s. Wo in unserer französischen Nachbarschaft Juden das Recht hatten, sich niederzulassen, waren auch auf dem Land später Kinos. Darauf hat mich mal jemand hingewiesen. Der weniger distinguierte Charme der Dorfkinos teilte mit dem schäbigen Vorortskino (mit zwielichtigem Programm) den Charme gegen die gehobene Kultur. Er ist mir noch fast näher.
  3. "Der KONSTRUKTUVISMUS setzte sich das Ziel, eine Kunst zu schaffen, die den Bedingungen einer wissenschaftlichen und technischen Zeit entspricht." "Die Geometrie des KUBISMUS lässt sich in den Maschinen wiederentdecken (...) dass durch den Einmarsch der Maschinen in das Bewusstsein der Menschen, gleichsam auch der Einmarsch der Geometrie in die Kunst stattfindet." JUGENDSTIL, der sich auch gegen den Historismus wendet, war ja damals auch noch. Jedenfalls steht die Moderne vor der Tür. Funktionalität und Schönheit bilden aber für lange Zeit (bis Ende der 60er ?) noch eine Einheit: seither kann ich leider keinen Stil mehr erkennen. Wie richtig erkannt, wurde das Kino wie in der Anfangszeit üblich in ein bestehendes Gebäude eingebaut. Die Vornehmheit der Ausstattung weist auf die bürgerlich-städtische, "fortschrittliche" Klientel - wobei mit dem Kino ein öffentlicher Raum vorliegt, der nicht exklusiv jemandem vorbehalten ist (Demokratisierungsprozess) und von ideologischer Leitung wegführt. "Prunksäle" besass das (reiche) Basel (später) (allenfalls) als (sich den Filmbetrieb teilende) Theaterbauten und Variétés: eher aber als Ausdruck ihres Anspruchs nach Bildung, denn die Stadt ist zu klein und ihr Charakter protestantisch geprägt. Trotzdem mag ein Kinobesuch sogar in den Quartieren (anfangs) ganz ähnlich zelebriert worden sein, wie eine Gesellschaft eben noch Verbindlichkeiten kannte.
  4. Menschen wollen "dabei sein". Wenn sie also das Gefühl nicht mehr haben, etwas zu verpassen, wird es um's Kino bald geschehen sein. Seine Öffentlichkeit lebt im Moment noch davon, auf den Film warten zu müssen. Bei der Diskussion handelt es sich um eine Grundsatzentscheidung. Es geht nicht um Film in concreto sondern seinen (primären) Aufführungsort. Wenn der Markt, der unsere Bedürfnisse ja bekanntlich regelt, am Kino nichts mehr verdient, wird der Film halt total nach Hause geschickt.
  5. Man könnte die Beziehung zum Ort anmahnen. Was nützen Schaltkreise (oder das Handwerk?), wenn man nicht mehr weiss, wo man ist. Findet Kino in dieser Wahrnehmung noch statt? Was sagen die konzentrierten Massenspiel-Schleudern dagegen aus? Wenn es stimmt, dass Interesse eingeübt werden muss, fehlt es dafür an den Trainingsplätzen - am Rand, in der Mitte und hinten.
  6. In der Hauptstadt der Schweiz schliessen drei Säle. Die Filmkunst-Kinos des Landes haben ein schlechtes Jahr hinter sich. Trotz oder wegen massloser Begeisterung um die 3-Schau wird befürchtet, dass weitere Standorte schliessen, weil der Schatten einiger Anbieter/Angebote zu gross wurde. Dass dafür nicht etwa Nestbeschmutzung oder das Anführen schwer verständlicher Begriffsbilder steht, sondern es sich gegenteilig verhalten soll, müsste mit einem Fremdwort erklärt werden, was mit P anfängt.
  7. Qualität ist eine Frage der Bildung - und diese entscheidet jeder selbst. Avatar ist dagegen gerade Demagogie. Verführung und Trivialisierung funktionieren immer. Man kann das als Determinante des Kinos bestimmen und sich nicht weiter darüber ärgern. Es gibt auch die Verbildung. Allerdings scheint es doch eher paradox, "Weltfremdheit" und Abstraktion anhand einer eskapistischen Fantasy-Simulation festzustellen. Nicht jeder Skeptiker kann nicht träumen - und die Traumsehnsucht der Masse weist gerade auf ihren Mangel. Wer erfolgreich sein will, bediene die Illusion der Allmacht. Dieses wird dann von seinen Apologeten potenziert. "Avatar ist ein Super-Erfolg" will auch bedeuten, dass jeder, der ihn gesehen hat, daran teilnimmt, und das eine auf das andere verweist, bis alle davon überzeugt sind. Gegen diese Logik wehre ich mich auch - und so habe ich Cinerama verstanden.
  8. Diese ständigen Hoch-Rechnungen unserer Marketing-Zeit sind in etwa so absurd, wie die Schönheit der Frau an einer Auserwählten zu messen. Über den Stellenwert des Kino-Besuches (der Kino-Rezeption) ist damit vielleicht sogar das Gegenteil gesagt. Perversion und Gier waren noch immer der Gegensatz zu "gesunder" Entwicklung: seitdem die Technik offenbar keine Grenzen mehr kennt, geht auch die letzte Unschuld verloren. Mir wäre lieber, Kino wäre als Ganzes wieder ein Ereignis - Ereignis auch der mündigen Sinne fernab permanenter Reizung. Abgesehen davon muss inhaltlich jedem redliche Denker die Befriedigung von Masseninstinkt und Kollektivererwartung, müssen Rührung und die Zementierung trivialer Freund/Feind-Verhältnisse suspekt sein. Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen autoritärer Kunst und Kitschwerk, hoffentlich sogar noch im grossen Kino.
  9. Die Erfindung des Fortsetzung-Kinos als risikofreie Kapitalanlage adelt offenbar alles, vorher und nachher. Nicht einmal die neue, überragende Technik kann sich sicher sein, dass die Leute wegen ihr kommen. So hat der Mainstream am Ende alles gefressen, einschliesslich der eigenen Kompetenz und Möglichkeiten.
  10. Der Erfolg moderner Marktgesellschaft zeichnet sich doch gerade durch ihre UNVERBINDLICHKEIT aus im Unterschied zur persönlichen Beziehung. Gegenüber der Anonymität verspüre ich keine moralische Verpflichtung. Was ich von etwas habe, ist versachlicht und das Resultat einer Kosten- Ertragsabschätzung (Nutzenabwägung). Markt ist wertfrei und gleichgültig und verschafft per se jedem ANERKENNUNG, weil ich als Konsument immer "mündig" bin. Wieso sollte die Kinokasse anders funktionieren? (contre coeur)
  11. Empfehle dringend etwas mehr Sinn und Tiefe abseits der grassierenden Unterhaltsamkeit von Stimmung und Affekt: Brecht: "Die Kunst soll nicht als unverbindlicher Dekor zum Leben hinzukommen, sondern dieses zu Selbstverständnis und Selbstbekundung hinführen: das Mittel dazu ist nicht die Einfühlung, die sich passiv an das Werk hingibt, nicht die Teilnahme an einem Ritual, das zum Mitgehen zwingt [...] Das Ergebnis ist ein Kunstwerk, das den Menschen über die Verfremdung des Vertrauten nicht zum [emotionalen] Erlebnis einer artifiziellen Existenz bringt, in der er sich aus der eigenen flüchten könnte, sondern ihn zu kritischer Reflexion auf das Dargestellte wie auch auf sich selbst zwingt. Kunst kann und darf nicht rein intuitiv sein [...]"
  12. Die Marktrealität führt also zum Schluss, dass der Erfolg der Rezeption durch ein "neues" Verfahren in Diskrepanz steht zur inhaltlichen und ästhethischen Relevanz, worin der postmodern-abgeklärte Mensch, der sich ohne Leidenschaft in sämtliche Richtungen dehnen kann, selbstverständlich kein Problem sieht.
  13. Die Leute kommen noch, aber (zahlenmässig relevant) nur, wenn die anderen auch kommen (Eventisierung). Der Rest ist "ferner liefen", denn der Nachbar sitzt jetzt nicht mehr neben einem und diese (umgekehrte) Sogwirkung entsteht, da die "gemeinsamen Erlebnisse" von zu Hause möglich (wie einst Kuhlenkampf und Konsorten) und nicht mehr an den "öffentlichen" Raum (oder diesen spezifischen Ort Kino) gebunden sind, oder gerade die heranwachsende Jugend andere Kommunikationswege gefunden hat.
  14. Dazu passt die aktuelle Meldung, dass diejenige Kette, welche mit ihren drei Einzelhäusern (Zweier-Kinos) durch das 8er-Multiplex der anderen ins Hintertreffen geraten ist, am praktisch identischen Ort ("Ausgangsmeile") jetzt ebenfalls eines bauen will (sprich muss - nolens volens). Das Heil als Flucht nach vorne im Kampf um Marktanteile am (meiner Interpretation nach) immer weniger ergiebigen Markt (auch der Erlös pro Eintritt nimmt offenbar immer weiter ab - bzw. muss durch den Verkauf von Stoff usw. kompensiert werden). Oder vielleicht ist das nur die (andere Seite der) Tautologie der Pessimisten?
  15. Die Zahlen meiner Stadt Basel belegen das Gegenteil. Gemäss dem statistischen Jahrbuch: 1950 3'698'579 Anzahl Besucher (ca. 16 Säle) 1960 3'867'024 (ca. 22 Säle) 1970 2'523'010 1980 1'698'120 1990 1'254'361 (19 Säle) 2000 1'261'317 2006 0'915'071 (Eröffnung eines Multiplex) 2008 0'834'873 (26 Säle) Angefügt werden muss, dass die Stadt seit 1970 gut 15 % Einwohner verloren hat, allerdings die nähere Umgebung (Agglomeration) einen entsprechenden Zuwachs verzeichnet: Motorisierung, Individualisierung und Ausdifferenzierung (PRIVATISIERUNG). Wohlstandsindikation eines immer diversifizierteren Angebotes (Vergrösserung des persönlichen Handlungsspielraumes) = Hauptfeinde des Kinos gegenüber früher, als man mit seiner näheren Umgebung (notgedrungen) verbunden blieb, die Wege kurz und die Alternativen viel bescheidener waren. Ich kann diese Promotion über die Auferstehung des Kinos nicht mehr lesen. Die Flucht nach vorne durch Potenzierung der Leinwände (Multiplexe) konnte den dramatischen Rückgang nicht einmal in absoluten Zahlen stoppen, von den relativen und der Auslastung ganz zu schweigen.
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