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plutokennedy

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Alle erstellten Inhalte von plutokennedy

  1. Danke für diese Diskussion. "Geschichte" wäre schon der würdigere Titel. Gerade auch für etwas, was von Erzählungen lebt und sich bewegt. Man versteht sich aus der Vergangenheit. Ich würde es einfach "Geschichte" nennen: "Filmgeschichte" ist zu prätentiös, "Nostalgie" zu verklärend. Die Geschichte war (grundsätzlich) weder gut noch schlecht, sie fand einfach statt. Man macht halt das Beste draus, hat ja keine andere Wahl. Wenn ich es richtig verstehe, geht es um die Zurückforderung von Sinnlichkeit, bzw. gegen den Pragmatismus blosser Funktionalität. Vielleicht eben der Preis der Moderne - und warum diese Rubrik dann eben zur "Nostalgie" dienen muss.
  2. Die "Schausteller" des Fata Morgana waren deutsche Juden. p.s. Wo in unserer französischen Nachbarschaft Juden das Recht hatten, sich niederzulassen, waren auch auf dem Land später Kinos. Darauf hat mich mal jemand hingewiesen. Der weniger distinguierte Charme der Dorfkinos teilte mit dem schäbigen Vorortskino (mit zwielichtigem Programm) den Charme gegen die gehobene Kultur. Er ist mir noch fast näher.
  3. "Der KONSTRUKTUVISMUS setzte sich das Ziel, eine Kunst zu schaffen, die den Bedingungen einer wissenschaftlichen und technischen Zeit entspricht." "Die Geometrie des KUBISMUS lässt sich in den Maschinen wiederentdecken (...) dass durch den Einmarsch der Maschinen in das Bewusstsein der Menschen, gleichsam auch der Einmarsch der Geometrie in die Kunst stattfindet." JUGENDSTIL, der sich auch gegen den Historismus wendet, war ja damals auch noch. Jedenfalls steht die Moderne vor der Tür. Funktionalität und Schönheit bilden aber für lange Zeit (bis Ende der 60er ?) noch eine Einheit: seither kann ich leider keinen Stil mehr erkennen. Wie richtig erkannt, wurde das Kino wie in der Anfangszeit üblich in ein bestehendes Gebäude eingebaut. Die Vornehmheit der Ausstattung weist auf die bürgerlich-städtische, "fortschrittliche" Klientel - wobei mit dem Kino ein öffentlicher Raum vorliegt, der nicht exklusiv jemandem vorbehalten ist (Demokratisierungsprozess) und von ideologischer Leitung wegführt. "Prunksäle" besass das (reiche) Basel (später) (allenfalls) als (sich den Filmbetrieb teilende) Theaterbauten und Variétés: eher aber als Ausdruck ihres Anspruchs nach Bildung, denn die Stadt ist zu klein und ihr Charakter protestantisch geprägt. Trotzdem mag ein Kinobesuch sogar in den Quartieren (anfangs) ganz ähnlich zelebriert worden sein, wie eine Gesellschaft eben noch Verbindlichkeiten kannte.
  4. Menschen wollen "dabei sein". Wenn sie also das Gefühl nicht mehr haben, etwas zu verpassen, wird es um's Kino bald geschehen sein. Seine Öffentlichkeit lebt im Moment noch davon, auf den Film warten zu müssen. Bei der Diskussion handelt es sich um eine Grundsatzentscheidung. Es geht nicht um Film in concreto sondern seinen (primären) Aufführungsort. Wenn der Markt, der unsere Bedürfnisse ja bekanntlich regelt, am Kino nichts mehr verdient, wird der Film halt total nach Hause geschickt.
  5. Man könnte die Beziehung zum Ort anmahnen. Was nützen Schaltkreise (oder das Handwerk?), wenn man nicht mehr weiss, wo man ist. Findet Kino in dieser Wahrnehmung noch statt? Was sagen die konzentrierten Massenspiel-Schleudern dagegen aus? Wenn es stimmt, dass Interesse eingeübt werden muss, fehlt es dafür an den Trainingsplätzen - am Rand, in der Mitte und hinten.
  6. In der Hauptstadt der Schweiz schliessen drei Säle. Die Filmkunst-Kinos des Landes haben ein schlechtes Jahr hinter sich. Trotz oder wegen massloser Begeisterung um die 3-Schau wird befürchtet, dass weitere Standorte schliessen, weil der Schatten einiger Anbieter/Angebote zu gross wurde. Dass dafür nicht etwa Nestbeschmutzung oder das Anführen schwer verständlicher Begriffsbilder steht, sondern es sich gegenteilig verhalten soll, müsste mit einem Fremdwort erklärt werden, was mit P anfängt.
  7. Qualität ist eine Frage der Bildung - und diese entscheidet jeder selbst. Avatar ist dagegen gerade Demagogie. Verführung und Trivialisierung funktionieren immer. Man kann das als Determinante des Kinos bestimmen und sich nicht weiter darüber ärgern. Es gibt auch die Verbildung. Allerdings scheint es doch eher paradox, "Weltfremdheit" und Abstraktion anhand einer eskapistischen Fantasy-Simulation festzustellen. Nicht jeder Skeptiker kann nicht träumen - und die Traumsehnsucht der Masse weist gerade auf ihren Mangel. Wer erfolgreich sein will, bediene die Illusion der Allmacht. Dieses wird dann von seinen Apologeten potenziert. "Avatar ist ein Super-Erfolg" will auch bedeuten, dass jeder, der ihn gesehen hat, daran teilnimmt, und das eine auf das andere verweist, bis alle davon überzeugt sind. Gegen diese Logik wehre ich mich auch - und so habe ich Cinerama verstanden.
  8. Diese ständigen Hoch-Rechnungen unserer Marketing-Zeit sind in etwa so absurd, wie die Schönheit der Frau an einer Auserwählten zu messen. Über den Stellenwert des Kino-Besuches (der Kino-Rezeption) ist damit vielleicht sogar das Gegenteil gesagt. Perversion und Gier waren noch immer der Gegensatz zu "gesunder" Entwicklung: seitdem die Technik offenbar keine Grenzen mehr kennt, geht auch die letzte Unschuld verloren. Mir wäre lieber, Kino wäre als Ganzes wieder ein Ereignis - Ereignis auch der mündigen Sinne fernab permanenter Reizung. Abgesehen davon muss inhaltlich jedem redliche Denker die Befriedigung von Masseninstinkt und Kollektivererwartung, müssen Rührung und die Zementierung trivialer Freund/Feind-Verhältnisse suspekt sein. Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen autoritärer Kunst und Kitschwerk, hoffentlich sogar noch im grossen Kino.
  9. Die Erfindung des Fortsetzung-Kinos als risikofreie Kapitalanlage adelt offenbar alles, vorher und nachher. Nicht einmal die neue, überragende Technik kann sich sicher sein, dass die Leute wegen ihr kommen. So hat der Mainstream am Ende alles gefressen, einschliesslich der eigenen Kompetenz und Möglichkeiten.
  10. Der Erfolg moderner Marktgesellschaft zeichnet sich doch gerade durch ihre UNVERBINDLICHKEIT aus im Unterschied zur persönlichen Beziehung. Gegenüber der Anonymität verspüre ich keine moralische Verpflichtung. Was ich von etwas habe, ist versachlicht und das Resultat einer Kosten- Ertragsabschätzung (Nutzenabwägung). Markt ist wertfrei und gleichgültig und verschafft per se jedem ANERKENNUNG, weil ich als Konsument immer "mündig" bin. Wieso sollte die Kinokasse anders funktionieren? (contre coeur)
  11. Empfehle dringend etwas mehr Sinn und Tiefe abseits der grassierenden Unterhaltsamkeit von Stimmung und Affekt: Brecht: "Die Kunst soll nicht als unverbindlicher Dekor zum Leben hinzukommen, sondern dieses zu Selbstverständnis und Selbstbekundung hinführen: das Mittel dazu ist nicht die Einfühlung, die sich passiv an das Werk hingibt, nicht die Teilnahme an einem Ritual, das zum Mitgehen zwingt [...] Das Ergebnis ist ein Kunstwerk, das den Menschen über die Verfremdung des Vertrauten nicht zum [emotionalen] Erlebnis einer artifiziellen Existenz bringt, in der er sich aus der eigenen flüchten könnte, sondern ihn zu kritischer Reflexion auf das Dargestellte wie auch auf sich selbst zwingt. Kunst kann und darf nicht rein intuitiv sein [...]"
  12. Die Marktrealität führt also zum Schluss, dass der Erfolg der Rezeption durch ein "neues" Verfahren in Diskrepanz steht zur inhaltlichen und ästhethischen Relevanz, worin der postmodern-abgeklärte Mensch, der sich ohne Leidenschaft in sämtliche Richtungen dehnen kann, selbstverständlich kein Problem sieht.
  13. Die Leute kommen noch, aber (zahlenmässig relevant) nur, wenn die anderen auch kommen (Eventisierung). Der Rest ist "ferner liefen", denn der Nachbar sitzt jetzt nicht mehr neben einem und diese (umgekehrte) Sogwirkung entsteht, da die "gemeinsamen Erlebnisse" von zu Hause möglich (wie einst Kuhlenkampf und Konsorten) und nicht mehr an den "öffentlichen" Raum (oder diesen spezifischen Ort Kino) gebunden sind, oder gerade die heranwachsende Jugend andere Kommunikationswege gefunden hat.
  14. Dazu passt die aktuelle Meldung, dass diejenige Kette, welche mit ihren drei Einzelhäusern (Zweier-Kinos) durch das 8er-Multiplex der anderen ins Hintertreffen geraten ist, am praktisch identischen Ort ("Ausgangsmeile") jetzt ebenfalls eines bauen will (sprich muss - nolens volens). Das Heil als Flucht nach vorne im Kampf um Marktanteile am (meiner Interpretation nach) immer weniger ergiebigen Markt (auch der Erlös pro Eintritt nimmt offenbar immer weiter ab - bzw. muss durch den Verkauf von Stoff usw. kompensiert werden). Oder vielleicht ist das nur die (andere Seite der) Tautologie der Pessimisten?
  15. Die Zahlen meiner Stadt Basel belegen das Gegenteil. Gemäss dem statistischen Jahrbuch: 1950 3'698'579 Anzahl Besucher (ca. 16 Säle) 1960 3'867'024 (ca. 22 Säle) 1970 2'523'010 1980 1'698'120 1990 1'254'361 (19 Säle) 2000 1'261'317 2006 0'915'071 (Eröffnung eines Multiplex) 2008 0'834'873 (26 Säle) Angefügt werden muss, dass die Stadt seit 1970 gut 15 % Einwohner verloren hat, allerdings die nähere Umgebung (Agglomeration) einen entsprechenden Zuwachs verzeichnet: Motorisierung, Individualisierung und Ausdifferenzierung (PRIVATISIERUNG). Wohlstandsindikation eines immer diversifizierteren Angebotes (Vergrösserung des persönlichen Handlungsspielraumes) = Hauptfeinde des Kinos gegenüber früher, als man mit seiner näheren Umgebung (notgedrungen) verbunden blieb, die Wege kurz und die Alternativen viel bescheidener waren. Ich kann diese Promotion über die Auferstehung des Kinos nicht mehr lesen. Die Flucht nach vorne durch Potenzierung der Leinwände (Multiplexe) konnte den dramatischen Rückgang nicht einmal in absoluten Zahlen stoppen, von den relativen und der Auslastung ganz zu schweigen.
  16. Nirgends knallen übrigens die Vorhänge und Teppiche so schön wie in den Sälen der Familie Rytman um den Gare Montparnasse in Paris. Ich mag das auch, orte darin allerdings keine höhere Aura des Bewusstseins sondern die totale Unvernunft für meine Träume. Dazu gehört (als die andere Seite des Weichen [und Gleichen]) im Eingangsbereich der Repräsentationskitsch bereitwillig hingenommener Überwältigung durch imperial-angedeuteten Luxus (Säulen, Marmor, Spiegel, "Vergoldung", Treppenaufgang, Weihe des Kassenhäuschens, ehrwürdiges Empfangspersonal in viel zu schwerer Uniform). Alles soll hier noch von der profanen Alltagserfahrung , vom schnöden Gesetz der Geschäftigkeit und des schnellen Konsums ausserhalb ablenken dürfen. Tempi passati.
  17. Das trifft natürlich genauso auf die "leere" Fläche zu, nur eben, dass sie nicht mehr zelebriert wird. Ansonsten könnte man z. B. auch eine Kleiderordnung wieder einführen. Ob ein Kino ohne Vorhang (ob Realität) weniger Vision hat? Eigentlich doch nicht. Woran liegt dann aber die Kraft der langsam fallenden Verkleidung? Ist es nicht eben dieser kindliche Wunsch, noch etwas zurück zu bleiben? Und erklärt sich daraus nicht unsere Nostalgie (unser Heimweh), dass es vorher immer ein wenig besser war? Aber kann diese Illusion für uns Erwachsenen heute wirklich noch mehr als ein fauler Zauber sein? (contre coeur - wohlverstanden)
  18. Alles zeigt, was es ist. Die Funktion und das natürliche Erfordernis ergeben den Gebrauchswert. So begann mit dem Bauhaus die Moderne und verdrängte jede verdeckende Inszenierung (des Historismus). Man kann schon dieser (ästhetischen) Meinung sein, sie hat sich ja spätestens ab 1965 auch immer mehr akzentuiert. Ich glaube nicht, dass (wieder mehr) Dekor auf die Besucherzahlen einen positiven Einfluss hat, dafür ist unsere Welt viel zu entheilgt. Die Leute wollen keine Geheimnisse mehr, sondern den Gegenstand (zur Sache kommen). In diesem Sinne ist die Abschaffung des Vorhangs eigentlich konsequent - contre coeur. Ich kann schon verstehen, dass der Mensch von heute für solchen rituellen Firlefanz kein Gefühl mehr hat - contre coeur.
  19. "Zwei Befunde: die Normalität wird ins Abseits gestellt, und das Aussergewöhnliche, die Überbietung, die Steigerung wird forciert, angestrebt, gelobt, herbeibeschworen (...) Die Enttäuschung wird durch die Überbietungseuphorie geradezu gezüchtet: Die Erwartungen werden auf eine Weise hochgejubelt, dass sie unerfüllt bleiben MÜSSEN, weil die Welt so nun einmal nicht beschaffen ist. Eine permanente Kluft zur Wirklichkeit tut sich auf (...) Überbietung bedeutet keineswegs Exellenz, Qualitätsvermehrung, Funktionalitätsverbesserung, ästhetische Aufwertung. Auf Massenmärkten heisst Überbietung: grössere Treffsicherheit in der Mittelmässigkeit. Verbreiterung der Aufmerksamkeit, die gerade angesichts von Aufmerksamsknappheiten deshalb die Durchschnittlichkeit ansprechen muss (...) Die Steigerungslogik endet immer im Nichts (...) und läuft in die Striptease-Falle (...) Sie macht eine weitere Steigerung beinahe unmöglich (...) Wenn man das Spiel so definiert, gibt es keinen Ausweg. Der Horror der Langeweile (...) die Melancholie der Erfüllung tritt ein." [steigerung als Spektakel durch die Strategieen der Differenzierung, Übertreibung, Innovation, des Extremismus und des Bluff - aus DIE ZWEIDIMENSIONALE GESELLSCHAFT Manfred Prisching]
  20. Dieser "aufgeklärte Konsum" der Multiplexe hat trotz aller Nutzenmaximierung nicht weniger Defizite als vorher - und diese liegen eben gerade dort, wo kompromisslos aufgeräumt wurde. Das müssen auch die Apologeten einer pragmmatischen Welt von Technik und Effizienz zugeben, ansonsten sie das Gesetz der Dialektik verkennen. Eine durchexerzierte (digitale) Rationalität ist in diesem Sinne genauso falsch wie der vergammelte Einzelhausschuppen ohne Kundenservice von damals. Es geht auch darum, was man aus seinen Sinnen, seiner Fantasie macht. Herr Flebbe beweist am eigenen Beispiel (und wer anders könnte diesen Beweis stichhaltiger führen?), dass (paradoxerweise) gerade die (gewünschte) Super-Qualitätssteigerung durch die Moderne ohne eine andere Verarmung nicht zu denken ist, welche wieder den Charme und die Bindung des Unperfekten in Erinnerung ruft, als wir alle noch dankbare Kinder(herzen) waren.
  21. @plutokennedy und ich tauschten uns über mannheim und die dortige kinosituation aus. Würdest Du bitte erläutern, inwiefern in Mannheim austauschbare und uniforme megaketten agieren? Ich kenne die dortige situation sehr gut und verfolge auch das programm ... also bitte konkret und belegbar und nicht so beliebig und abstrakt. Ich gebe Dir Recht, als dass ich mein grundsätzliches Unbehagen mit einem konkreten Beispiel kurzgeschlossen habe, dass mich nichts angeht, bzw. darüber ich zuwenig weiss. Ich habe mich sogar dabei ertappt, im einen offenbar schon älteren Multiplex ausstattungsmässig den Unterschied zu neueren Bauten festgestellt zu haben. Vielleicht können Zeit und Geschichte noch einiges rechtfertigen. Es soll auch damit nichts Negatives über Service und Angebot gesagt sein. Auf der anderen Seite wäre vielleicht die Unterscheidung hilfreich, ob es nicht sozial, "politisch" oder ästhetisch eine qualitative Differenz zwischen dem "organisch" gewachsenen Einzelhaus eines Familienbetriebes und der glattgezogenen, vereinheitlichenden Markenstrategie von Grosskinokonzernen gibt. In Deutschland fällt mir zweiteres jedenfalls besonders auf. Spielt es wirklich in meinem Empfinden (meiner Bindung, meinem Verständnis) keine Rolle, ob ich mir den gleichen Film im Saal 9 des Plex XX ansehe oder aber dafür zwischen verschiedenen kleineren Kinos verteilt über die ganze Stadt wählen kann? Ist das nicht das, was man mit Monokultur, bzw. kultureller Vielfalt meint?
  22. Der Standard von heute fasst alles unter einem zusammen. Ware, Effizienz total ohne Metaphysik, Abspiel-Service. Charakter und Athmosphäre würden doch nur stören, machen unsicher und fordern heraus, ordnen ein, wo längst alles "befreit" scheint. Wie Du es einmal selber treffend beschrieben hast (im Gegensatz zum Kinogang der Stadt früher), man steht vor der kaum mehr erkennbaren Schaufront unter einem dieser Bildschirme 1-XX, kann spontan etwas auswählen (Lust und Laune), sucht sich das Stockwerk wie den Weg in der U-Bahn und verschwindet im langen Flur mit Türen links und rechts. Wenn aber die Wechselwirkung stimmt, dass jeder Film, jedes Genre, jedes Bewusstsein auch von seinem Ort, seiner Architektur, seiner Geschichte, den Geschichten des Personals und seinem Publikum lebt (und zurückstrahlt), dann hat die Logik unseres Systems nicht viel davon übriggelassen. So muss es wohl sein, und so kam es, dass ich in Mannheim etwas unterschlug, was es doch wert gewesen wäre.
  23. Wichtiger wäre die Diversität sowohl der Anzahl Spielstätten wie auch deren Anbieter. Kann es tatsächlich sein, dass eine Stadt mit ca. 470000 Einwohnern wie Mannheim-Ludwigshafen (abgesehen vom Filmkunsthaus Quadrat) nur noch 3 (austauschbare) Kinoketten (CinemaxX, Cineplex, CineStar) hat? So festgestellt bei einem Besuch letzthin. Ein noch nicht marktbereinigtes Beispiel aus der Schweiz: Biel/Bienne (zweisprachig), ca. 50000 Einwohner. Lido 1+2, Rex 1+2, Palace, Beluga, Apollo. Zwar mittlerweile von einem und demselben Anbieter betrieben, aber das nenne ich städtische Qualität. 5 "historisch" gewachsene Standorte in einer Fussdistanz von nicht mehr als 10 Minuten.
  24. In Frankreich gibt's das doch schon seit ca. 2001 (Illimité). Praktisch flächendeckend. Umgerechnet 20 Euro pro Monat plus einmalige Dossiergebühr. Z.B. in einer Stadt wie Paris, wo pro Monat ca. 40 Filme an den Start gehen und zwischen Anspruch und Unterhaltung weniger getrennt wird. Und jetzt vergleiche man mal die Eintrittszahlen der beiden Länder... Man darf mit solch einer Karte einer Blockbuster-Kette auch ins Studio- und Reprisenkino, was dann untereinander abgerechnet wird. Das wurde im Sinne kultureller Vielfalt von den kleinen und unabhängigen Betreibern mit Hilfe des Staates durchgesetzt. Ein wenig Sozialismus tut Not. Sonst gehen die Leute zwar wieder ins Kino, aber nur noch zu den Konzernen, was ja auch nicht der Sinn ist. Trotzdem: Wer ein Pay-TV-Abo oder ins Home-Cinema investiert hat, ist für's Kino häufig verloren. Kundenbindung heisst, die Leute überhaupt wieder vor die Leinwand zu holen.
  25. Paradox: Gründe sind sowohl die Rezession in den 70er-Jahren (Ölkrise), weil viele Gastarbeiter (Saisonniers, Italiener - jedenfalls so für die deutsche Schweiz) wieder heim müssen (die das Kino am Rand noch eine ganze Zeit getragen hatten), wie auf der anderen Seite (insbesondere gerade) der wirtschaftliche Aufschwung (Mobilität, Fünftagewoche, gesteigerte Kaufkraft, veränderte Freizeitgestaltung + Rückzug ins Private - auch die verbliebenen Italiener empfangen irgendwann ein italienischsprachiges Programm, ihre Familien dürfen nachziehen, und sie richten sich häuslich ein, wo sie vorher nur gehaust hatten). Aber beides war das Kino des "kleinen, ortsfixiert und bescheiden lebenden Arbeiters" geradezu als Bedürfnis, der einfachste Fluchtpunkt aus seiner vielleicht illusionslosen Existenz und fest verankert im Alltag.
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