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Vorführpraxis Stummfilme


Thomas

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Moin,

wie wurden die Stummfilme der 20er Jahre eigentlich vorgeführt? Aktweise oder schon im Überblendbetrieb? Die Kopien, die ich letztens in der Hand hatte, waren mit gemalten Zwischentiteln ("Ende des ersten Aktes", "Zweiter Akt") zum Aktwechsel versehen. Wurde wie im Theater eine kleine Dunkelpause zum Aktwechsel eingelegt?

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Da mußt du wohl unterscheiden zwischen abendfüllenden Filmen und kurzen zum Lachen. Kurze, One Reeler hatten m.W: 300m und kleine Spulen, da war Wechsel vermutlich normal. Two Reeler gingen ja auf 600m mit einem Satz Kohlen, also auch kein Problem.

Mobile Kinos hatten wohl nur eine Maschine mit Pausen, große Kinos wohl meist mehr als 2.

Soweit meine Vermutungen aus ein wenig Wissen.

jens

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Des weiß ich jetzt nicht. Ist auch vom Lampenhaus abhängig, welche Länge du da rein bekommst. Als hier in Weingarten Anfang 1990 noch mit Kohle gespielt wurde, war es 600m Überblendung. Mag sein, das 900m noch gegangen wäre. 1800m m. W. nur mit den großen Lampenhäusern.

Jens

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Im Reinkohlenbetrieb hielten die Kohlen doch meist drei Akte durch (mitunter auch unter Zuhilfenahme von Sparhaltern etc.). Ich habe aber auch mit einer Hortson-Cinearc 16mm mit HI gezeigt, da ging eine normale Spielfilmlänge (1200 Meter) mit Herzklopfen... (lange Kohlen vorausgesetzt). Ist aber überhaupt nach Kohlelicht gefragt worden???

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Vielleicht stellen wir den Stand der Technik von, sagen wir, 1925 zusammen:

 

Projektorpärchen, Vorführung ohne Unterbruch möglich. Reinkohlenlicht bei bis 30 Ampère, obschon vereinzelt schon Beck-Bogenlicht auftauchte. Vierlinsige Objektive, im Allgemeinen Typ Petzval, in gepflegteren Betrieben Tessar-Typen. Keine Vergütung

 

Bildwand im Seitenverhältnis 3 zu 4, nicht höher als drei Meter, in einzelnen Fällen bis sechs

 

Oft Gleichstrommotore mit Regler am Projektor, Konstantan-Widerstanddraht auf Keramikisolator in Lochblechgehäuse, wir sind bei etwa 250 Watt. In Städten mehr und mehr Drehstrom

 

Unbedingt und ohne Ausnahme Diaprojektor. Das Publikum wird mit Stehbild begrüßt, mit Dias werden Pausen überbrückt, Spulenwechsel, Pannen. Bildwand ist nie nackt. Diaformat 85 X 85 mm, selten 100 X 85; Projektion ebenfalls mit Reinkohlenlicht und Triplett

 

Im Saal Piano, Stehgeige, Harmonium, manchmal hinter der Bildwand Geräuschemacher. Erzähler oder Erklärer, Conférencier, heute „Moderator“

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Sehr schön , Filmtechniker, wäre alles da, incl. des Altglases. Fehlen nur noch die Nitrokopien, um es Original zu gestalten. Sorry, die motorischen Umformer sind, aufgrund des Gewichts und den Abmessungen, der Renovierung zum Opfer gefallen und auf den Schrott gewandert, sie wurden durch Inverter ersetzt. Also nix Original.

Mal Sehen, was herauskommt.

Jens

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Yes, Nostalgie! In der Schweiz Kassiererin statt Kassierin, Placeuse oder Placeur, Operatrice oder Operateur mit dem feinen Unterschied des fehlenden accent aigu, GeschäftsführerIn.

 

Das Wichtigste für Stummfilm sind drei Dinge, Nitrofilm gehört bei weitem zuletzt dazu, weil der Filmträger optisch keinen Unterschied ausmacht:

 

Tempo

Lichtquelle

Bildwand

 

Vor dem Tonfilm mit allen seinen Komplikationen gab es keine Notwendigkeit, eine Leinwand, irgendein Gewebe, aufzuspannen. Allermeistens wurde auf ein Brett oder gleich an die gekalkte Wand projiziert. Je weniger Glas man zwischen der Bogenlampe und der Bildwand hat, umso mehr Ultraviolett erreicht sie. Ein Teil des Zaubers vom ursprünglichen Kino liegt in der leichten Fluoreszenz, die vom UV im Wandkalk ausgeht, ein schwacher, aber besonderer Schimmer.

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Nitrofilm gehört bei weitem zuletzt dazu, weil der Filmträger optisch keinen Unterschied ausmacht

 

Ganz entschiedener Widerspruch - ich habe seinerzeit im FAA A/B Vergleichsvorführungen von Nitro-Original und Safety-Sicherung gemacht - ein haushoher Unterschied, nicht nur haptisch und olfaktorisch, sondern auch (und besonders) im projizierten Bild. Heutzutage ist aber ein nitrotauglicher, zugelassener Vorführraum wohl nurmehr für entsprechende Stellen leistbar, vom Versicherungs- und Transportproblem einmal abgesehen.

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Nitrofilm gehört bei weitem zuletzt dazu, weil der Filmträger optisch keinen Unterschied ausmacht

 

Ganz entschiedener Widerspruch - ich habe seinerzeit im FAA A/B Vergleichsvorführungen von Nitro-Original und Safety-Sicherung gemacht - ein haushoher Unterschied, nicht nur haptisch und olfaktorisch, sondern auch (und besonders) im projizierten Bild.

Genau so entschiedenes Behaupten meiner Aussage. Der optische Brechungsindex von Cellulosenitrat liegt bei 1,48. Brechungsindex von Cellulosetriacetat 1,478. Brechungsindex von PETP 1,64. Brechungsindex von fotografischer Gelatine 1,52.*

 

Klar, daß zwischen Nitro-Kopie und Dup-Positiv davon über Zwischennegativ ein haushoher Unterschied bestehen kann. Das liegt jedoch nicht an den Materialien, sondern in der mehr oder weniger beherrschten Kopierkunst begründet. Um mit einem Beispiel zu illustrieren, wie ich das meine: 1989 haben die Franzosen anläßlich des 200-Jahre-Jubiläums ihrer Revolution auch im Bereich cinéma etwas springen lassen, und zwar das erforderliche Geld für frische Kontaktkopien von Nitro-Originalen. Im Falle von Paris qui dort von René Clair, 1923, tatsächlich Kontaktpositive ab Kameranegativ. Eine solche Kopie habe ich damals in Zürich im Studio 4 gesehen, Pärchen Ernemann 15 mit Benoist-Berthiot-Objektiven. Das sah m. E. besser aus, als was 1925 zu sehen war. Heute ist noch mehr möglich mit verbesserten Positivfilmen, wie Orwo PF 2 plus oder Gigabitfilm HDR 32.

 

Haptisch und olfaktorisch ist Nitrofilm mit nichts anderem vergleichbar, ohne Frage. In der Projektion aber entscheiden optische und fotografische Gegebenheiten. Das meine bescheidene Technikerweisheit

__________________________

* Daten aus: Submerged Negative Heads for Printing Within a Liquid. Harold A. Mayer, Technicolor Inc., 6311 Romaine Street, Hollywood, CA, 28. August 1969

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