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John Barry gestorben


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Britischer Filmkomponist John Barry gestorben

Glen Cove, 31.1.2011, 9:21 Uhr

 

Der britische Filmkomponist John Barry ist am Sonntag im Alter von 77 Jahren

gestorben. Das berichtet der britische Sender BBC. Barry war einer der

erfolgreichsten englischen Filmkomponisten des 20. Jahrhunderts und Träger

zahlreicher Filmpreise.

---

Besondere Popularität erlangten seine Kompositionen für die

James-Bond-Filme. Insgesamt schuf Barry die Filmmusik für elf Teile der

Agenten-Reihe, darunter "Goldfinger" und "Man lebt nur zweimal". Für seine

Filmmusiken erhielt Barry fünf Oscars und vier Grammys.

Besonders schöne Musik konnten wir im Todd AO Festival mit "The Last Valley"

und "Out of Africa" hören.

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Trauriger Tag.

Einer der letzten grossen Könner.

Die Melodien haben wohl den Zahn der Zeit überdauert und leben fort.

Auf 70mm wird mir THE BLACK HOLE vom September 1980 immer in Erinnerung bleiben: der Score fügte sich rieselnd schaurig zur dunklen Atmosphäre dieses momunentalen Disney-Films und paarte sich excellent mit weitschweifigen, kosmischen Panoramen. Auch einer der letzten Filme mit einer Ouvertüre.

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Ja, trauriger Tag, in der Tat.

 

[Nur am Rande: das ist jetzt - per traurigem Zufall - das zweite Mal in knapp einer Woche, dass jemand "Das schwarze Loch" erwähnt! Kollege aus USA meinte letzte Woche, dass der Regisseur von TRON LEGACY angeblich an einem Remake arbeitet...ob das wirklich sein muss? Ich habe den Film als grottenschlecht in Erinnerung, so á la Disney machte jetzt mal Star Wars. Aber vielleicht war's in 70mm wirklich ein anderes Erlebnis, ich habe ihn im Krefelder Seidenfaden Kino gesehen, da war's so mono wie's nur mono sein konnte.].

 

O.

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John Barry war einer der der ganz großen begabten Filmkomponisten. Melodiös, einprägsam, oft jazzig. Unvergeßlich der Song "Goldfinger", der automatisch in das James-Bond-Thema überleitet (das übrigens nur von Barry arrangiert wurde).

Barry stammt aus York in Nordengland, wuchs gewissermaßen im Kino auf, da sein Vater eine Kinokette betrieb und wäre fast Vorführer geworden. Interessant zu lesender Nachruf im britischen Guardian:

http://www.guardian.co.uk/music/2011/jan/31/john-barry-obituary?INTCMP=SRCH

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Ja, trauriger Tag, in der Tat.

 

[Nur am Rande: das ist jetzt - per traurigem Zufall - das zweite Mal in knapp einer Woche, dass jemand "Das schwarze Loch" erwähnt! Kollege aus USA meinte letzte Woche, dass der Regisseur von TRON LEGACY angeblich an einem Remake arbeitet...ob das wirklich sein muss? Ich habe den Film als grottenschlecht in Erinnerung, so á la Disney machte jetzt mal Star Wars. Aber vielleicht war's in 70mm wirklich ein anderes Erlebnis, ich habe ihn im Krefelder Seidenfaden Kino gesehen, da war's so mono wie's nur mono sein konnte.].

 

O.

Kosinski (Regisseur TRON LEGACY) erzählte das auch bei der Premiere im Tempodrome, Berlin. Mein Filmfreund (als Kritiker Anhänger aller Filme alten Formats und schauspielerischer Würden) entgegnete ihm, auch wieder Maximilian Schell zu arrangieren. Worauf K. erwähnte, dass auch für TRON (1982) Lisberger die Idee hatte, vor Jeff Bridges lieber einen Alt-Star wie Peter O'Toole zu arrangieren.

Auf Schell würden wir uns alle freuen.

 

THE BLACK HOLE war 1979 und 1980 ein eben so geheimnisvoll umwitterter Blockbuster wie heute AVATAR. Es tauchten sensationelle Fotos in Science-Fiction-Magazinen auf wie das des bizarr aussehenen Raumschiffs Cygnus: man wartete monatelang pochenden Herzens auf die Royal-Palast-Premiere. Als sie im Sept. 1980 stattfand, überraschte eine neue Tonanlage mit Altec- und Dolby-Systemen mit einem orchestralen Sound, der bis in die hintersten Galaxien zu säuseln schien. Gleich zu Beginn eine unendlich gedehnte Einstellung der Palomino, welche über das Halbrund der Panorama-Bildwand schwebte und den Blick in eine ganz neue und doch märchenhafte Galaxis umzustülpen schien. Eines der wenigen Dolby-Mischungen, die wieder die alte Direktionalität reanimierten.

Die Grössenordnungen der Gravitationskräfte in einem Schwarzen Loch suchte Barry mit fröstelnder Unbarmherzigkeit in irdische Töne verwandeln.

Trotz eines körnige Blow ups waren diese Blockbuster zu ihrer Zeit eine immersive Kinoerfahrung, die einem den Boden unter den Füssen wegzuziehen schien.

Peter Ellenshaw trug mit einer seiner letzten Arbeiten für Disney zum zeichenartigen Look der Animation bei. Konträr zum Realismus anderer Weltraumfilme betrat THE BLACK HOLE durch eher abstrakte als NASA-typische Design-Ideen völliges Neuland: ein Produktionskonzept orthogonal zu den "realistischen" Weltraumfilmen ausgerichtet.

MOONRAKER war ein Jahr zuvor das Gegenstück gewesen, in dem Produzent Broccoli nicht "Science Fiction, sondern Science Fact" ins Kino bringen wollte: und kurz vor dem Space-Shuttle-Programm gelang es ihm blendend, "Star Wars" in die Realität der NASA-Flüge zu verpflanzen. Die beste Szene, und sie ist natürlich von John Barry musikalisch vorbereitet, ist die Entdeckung von Hugo Draxens "Stadt im Weltraum", die punktartig aus der Schwärze des Alls in den Vordergrund schwebt: eine Sternstunde für jeden Komponisten.

Aber Barry hatte bereits in YOU ONLY LIVE TWICE eine Weltraum-Eröffnungssequenz (ein unbekanntes, amorphes Flugobjekt verschlingt eine amerikanische Gemini-Kapsel) mit sphärisch-grollendem, fatalistischem Melos) mit galaktischem Feuer angefacht: wie in BLACK HOLE ein Establishing-Shot der extremen Langsamkeit und Immersivität, die vielleicht beste Action-Szene der gesamten 007-Serie und auch eine musikalische Metapher für die Hysterie des Kinopublikums in der Ära des Kalten Krieges. Robert Wise hätte ein solches Opening nicht besser dramatisieren können.

Brutal-ungebrochen, martialisch-machohaft und hyperagressiv geradezu der GOLDFINGER-Song, der zum Phänomen wurde.

Den Sprung vom Kalten Krieg zur Flower-Power-Bewegung schaffte Barry mühelos: ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE beginnt zunächst reisserisch - Binders Titelsequenz lässt darin mutmaßen, er wollte eigentlich einen Pornofilm drehen, um ihn dann über einen Scherenschnitt-Film zur Kunstform zu erheben. Barry stimmt darin zunuächst noch den Hymnus auf das alte Empire an, dessen Selbstsicherheit aber an den vielen Mabuses mit ihren modernen Massenvernichtungsmitteln zu zerbrechen droht. Der Komponist gibt - überraschend für Ahänger der Serie - seinem Titelhelden eine andere Kraft, die nicht mit spiegelbildlicher Arroganz das Böse bekämpft, sondern mit femininisierten Zügen und Selbstironie (verflossene Liebschaften haben Lazenby zum Pantoffel-Helden gemacht) einen ausgefuchsten Killer-Agenten eine ernsthafte Beziehung aufbauen läßt. Das meint konkret die Szene im Schlafgemach nach etwa einer Viertelstunde, wo eine eiskalte Diana Rigg zu Lazenby sagt: "Ihre Meinung über mich interessiert mich nicht. Ich bin aus geschäftlichen Gründen hier". Barry geht in der Einstellung in die Gegenoffensive und erfindet eine musikalische These, die fast den Verlauf des gesamtes Films vorwegnimmt. Ähnlich Hitchcock verschafft hier der Komponist dem Publikum einen Wissenvorsprung und komponiert etwas Kontrakdiktorisches, womit er eine psychoanalytische Perspektive in die Action-Serie einführt (in dieser Filmreihe wohl ein Ausnahmefall).

 

Oscar in 1968 für LION IN WINTER (im Ausland auch als Panavision 70-Blow up erschienen).

 

Man könnte auch Sentimentalitäten in Barrys Schaffen kritisieren. Unbestreitbar aber ist, dass er inderart für Filme komponierte, dass sie eigentlich nur als Kinostücke und mit längerem Atem zu goutieren sind. Damit hat er der Branche grosse Dienste erwiesen, konnte aber im Kino der Postmoderne (ab etwa 2000) keinen geschäftlichen Anschluss mehr finden.

 

Marc Hairapetian schreibt evtl. im kommenden "film-dienst" einen Nachruf.

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