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Die BOUNTY konnte man vor anderthalb Jahren bereits auf einem anderen Festival in einer Altfilmkopie mit Original-Magnetton beschauen, in der auch die Kanaleinpegelung angemessen war. Selbstverständlich hat dieser Film eine dominante Effektspur: dies betrifft die Musikouvertüren und Pausenmusiken eben so wie die Sturmsequenz, was auch auf die im Ton jetzt digitalisierte Version von CLEOPATRA zutrifft. Von der Güte des volldynamischen Magnettons beider Filme war in den Vorstellungen im 'Kino International' nichts mehr übrig geblieben. Weder war, wie @Filmuwe richtig bemerkte, der Magnetton korrekt gepegelt worden, noch konnte, so eine weitere Erfahrung, die dts-Version von CLEOPATRA an die alte Magnettonkopie (wir verfügen über eine solche, auch wenn sie wegen Color Fading ausser Betracht fiele) auch nur entfernt heranreichen (was sie auch auf DVD nicht tut). Technisch ist ein Transfer einer originalen Magnetton-Mischung auf einen dts-Träger für Todd-AO-Special Venue-Layout zwar durchführbar, ob aber die Spielpraxis ein adäquates Sounderlebnis hergibt, das, blumig formuliert, besser sei, als alles was man je zuvor hörte (so steht es oben geschrieben), wird von meiner Seite höflich in Abrede gestellt. Zurück zur BOUNTY-Vorführung: meinen Lebtag habe ich noch nie ein derart unscharfes Bild gesehen. Ein Kompendium sämtlicher Optikfehler reiht sich hier auf: astigmatische Aberration, Koma, chromatische Aberration usw. die kein Ende mehr nehmen. Wer Glück hat (@Mr. Sturges), der erwischt noch eine brauchbare Optik, mit der immerhin die BOUNTY vor anderthalb Jahren voll zufriedenstellend vorgeführt werden konnte. Wer diese mittlerweile 50 Jahre alten Panavision-Vorsätze aber genauer kennt, weiß auch um überwiegend auftretende Schäden an den Gläsern, sodass @stefan2 schon seit Jahren vor ungeprüftem Einsatz dieser Vorsätze warnt. Leider war die BOUNTY auf den IFB 2009 ein Griff in die Mülltonne. Hymnisch gelobt werden auch die Fox-Neukopierungen seit geraumem, die nunmehr sogar zu Nachbestellungen führten. Dazu Folgendes: Wenn die Nachbestellungen zu weiteren Korrekturen führen (was ich für HELLO DOLLY vermutete), wäre dies zu begrüssen. Da aber noch zu Beginn dieser Revivals der Eindruck entstand, es bliebe bei einer jeweiligen Nullkopie, hat sich Fotokem nicht gerade Freunde dort gemacht, wo man die Filme noch sehr genau kennt. Was bisher jedenfalls auf den Markt geworfen wurde, waren zu 90% Ausschusskopien und eíne Beleidigung für das Todd-AO-Verfahren. Sollte jetzt nachkopiert und korrigiert werden, ziehe ich die Anwürfe sofort zurück. Sollten aber weiterhin Versionen wie CLEOPATRA, LAWRENCE OF ARABIA, WEST SIDE STORY, SOUND OF MUSIC, 2001: A SPACE ODYSSEY, STAR!, PATTON, DOCTOR DOLITTLE oder LA BIBBIA als "beautiful restored prints" beworben werden, so darf am Urteilsvermögen derjenigen, die so schreiben, erheblich gezweifelt werden. Irren ist sicher menschlich und auch nichts Schlimmes, aber man sollte sich vor subjektiven Umdeutungen der Geschichte, die bestenfalls dem Magenbefinden oder einem emotionalisiertem Nostalgie-Gewerbe entsprechen, möglichst hüten. Die helle Decke im 'Kino International' betreffend steht eine theoretische Aufhellung der Bildfläche nicht in Zusammenhang mit der Kornschärfe. Trotz neuester berechneter Objektive ist das Korn nicht scharf zu kriegen. Also ich vor einiger Zeit beim seligen Chef-Vorführer Lippkow einen Test mit mehreren Optiken aus der Fotoindustrie (Mittelformat-Kameras wie Mamiya u.a.) unternahm, war man erstaunt, wie hochauflösend ganz normale Consumer-Optiken selbst im Vergleich zur teuren Ultra HD-Plus-Serie in der Kinoproduktion sein können. Diese Kornschärfe vermisse ich sowohl im 'CineStar 8' wie auch im 'Kino International'. Schon BARAKA in neuzeitlicher Projektion war gestern zum Kulturschock geworden. In dieser mangelnden Auflösung, Formattreue und Bildplastik bitte kein weiteres Mal!
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Ich wußte gar nicht, dass Filmgeschichtler eine "maßgebliche gesellschaftliche Gruppe" darstellen... Wer ihn aus alten SDS-Zeiten und den frühen dffb-Seminaren kennt, weiß wie wandlungsfähig dieser Mann ist (ein geborenes Chamäleon!). Ein früherer Student (und Kommilitone der damaligen Rebellen Bitomski und Holger Meins) erzählte mir, er sei immer der "Kofferträger" (Assistent) )von Heinz Rathsack gewesen und auf diese Weise in der Hierarchie wie von selbst nach oben gefallen. :D Wovor er sich m.E. stets graute: zu viel Technik, monströse 70mm-Kontainer, eine basisdemokratische Mitbestimmung und die Heranziehung von Fachleuten. Das tolerante Mittelmaß konnte daher nur im Fernsehrat enden, zumal HHP, der übrigens über eine beachtliche Filmtheaterkenntnis in dieser Stadt verfügt, seit langem schon desillusioniert war.
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BARAKA heute die nächste Ernüchterung: neue Kopie, zwar etwas hell, aber dennoch wunderbar abgeglichen und eigentlich ein "photochemisches Fest für die Sinne". Nicht aber in 'CineStar - mein Traumpalast' - oder wie das Gebilde sonst heissen mag... Die Leinwand ist für BARAKA viel zu klein und zu flach: eine Blu ray hätte sogar bessere Dienste verrichtet, denkt man an den mittlerweile schwachen Bildstand auf Projektor A und den ganz üblen Bildstand auf Projektor B (ein ständiges Zittern!). Die statischen Panoramen gerade in der Eröffnungssequenz (Bergaufnahmen) werden so zur Tortur und illusionsraubend: das ist der Sargnagel für Todd-AO. Als der Film vor 16 Jahren im 'Filmpalast Berlin' Premiere hatte (3 W. Laufzeit), stand das Bild wie eine Eins, und selbst Kornstrukturen des Bildes waren auszumachen (25 Jahre altes Cinelux Ultra MC 70 Spezial, f = 60mm). Das soßige Bild in den langbrennweitigen Potsdamer-Platz-Kinos bügelt das glatt bis zum Abwinken. Mit Pathos kündigte der Saalbetreuer sodann die neue Kopie und den angeblich fulminanten dts-Ton an (und hierfür gab es irrationalen Applaus); sobald der Film aber anlief, hörte man bis zum Ende nur noch "Flüstertüte". Einzige positive Begegnung war ein Gespräch mit dem freundlichen Projektionisten, der die Branchenprobleme kannte und sich auch den Hinweis auf das Phänomen der Projektionsunschärfe beim 70mm-Format in Verbindung mit langer Brennweite anhörte. Vielleicht findet die Idee mit dem Fernglas sogar Gehör. :) Er hatte schon gestern noch die Einzelaktprojektion von FLYING CLIPPER gerettet, wofür eigentlich eine Prämie fällig wäre! Jedenfalls hat sich die Wartungsfirma nicht mehr blicken lassen, und der Bildstandfehler auf FP-75 E ist nur mit Spezialsoftware (womit kaum einer umgehen kann) lösbar. Also wird das Problem bis zum Einbau von Digital Cinema wohl auch nicht mehr gelöst werden, und Todd-AO, bekannt für seinen "rock steady"-Bildstand, wird weiterhin auf einem Niveau weit unterhalb einer defekten Stummfilmprojektion dargeboten werden. Der Mangel an erkennbaren Bilddetails in BARAKA in multiplexaler Projektion, die aber im Auftrag der Kinemathek hergerichtet und verantwortet wird (wer sonst?), relativiert somit den guten Ansatz schon im Vorfeld auf die Stufe des Substandards. Das seitlich abgeschnittene Bild wurde immer noch nicht aufgefahren. Scheinbar ist niemand zuständig für den Technik-Service, und sowas auf einem A-Festival mit dem anspruchsvollsten Wiedergabeverfahren der Filmgeschichte. (Was waren das für Goldene Zeiten im Programmkinosektor, wo liebevolle Betreuung immer wieder Verbesserungen und Neuerungen mit sich brachte. Die Logistik der Technik-Wartung auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin ist dagegen seit Jahren ein Fiasko, wo niemand irgendetwas anderes zu lieben scheint, außer seinem Honorar für Schlechtleistungen.) Diesen Wechsel fordere ich seit Jahren, wird aber als Anschlag auf die Ehre des Festivals bewertet. Im Dezember wurde von der Festspiele GmbH eine Asssitentenstelle des Technischen Leiters ausgeschrieben. Außer Erfahrungen im IT-Bereich (die ja für die Digitalserver noch Sinn machten) wurden keine weiteren filmischen oder kinobezogenen Qualifikationen aufgeführt. Die Festspiele GmbH weiß offenbar nicht, dass zur Bewertung von audoovisuellen Medien ein eminentes Fachwissen erforderlich wäre, das mit diesem Stellenprofil wohl unvereinbar ist Auch hier wieder einmal: eine weltfremde Behörde. :oops:
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Wundert kaum, in anbetracht heutiger Filmfotografie und Ausleuchtung. Trotzdem kam nur die Hälfte von dem an, was 70mm einst ausmachte, und selbst hier sticht noch eine CLEOPATRA ins Auge. Insofern gilt es den Rückblick auf Roadshowtheaterkulturen zu schärfen, eben so aber auf intakte Neukopierungen. Und dieses Wegbrechen würde ich nicht unbedingt als zauberhaft empfinden. Jedenfalls bietet die Vorgeschichte bereits anhand der IFB-Publikation "CinemaScope" von 1993 Anlass zur Richtigstellung. An fast jeder Universität werden die Formathistoriographien unberichtigt abgeschrieben oder auswendig gelernt. Daher ist eine Art Dan-Sherlock-Aufarbeitung (die fachlich herausragende Korrektur der Errata in "Wide Screen Movies") sehr wichtig geworden, die wir demnächst ins Netz stellen möchten. Sehr schön auf den Punkt gebracht. Gerade das Kokettieren mit Unvollkommenheiten und der "Patina" der Geschichte weckt Neugierde und ehrliche Zuneigung zum Veranstalter. Leider ist den PR-Texten der Retro das Gegenteil zu entnehmen: ich distanziere mich von solchen Äusserungen mit Nachdruck, sie stellen eine Torheit ohnegleichen dar und frisieren die Geschichte zugunsten des IFB-Images. Ja, und der Hype um 70mm ist ein Spinoff-Effekt des DVD-Marktes. Einerseits verringert dieser Markt die Potentiale des ortsfesten Filmtheatermmarktes generell, andererseits konnten auch Nischen durch Bonus-Dokumentationen entwickelt werden, die das Wissen um die Filmherstellungsprozesse mehrten. Eines aber stellt sich nicht mehr ein: ein Zauber der Jugendzeit, der durch das monatlange Warten auf exklusive Roadshow-Starts oder Monumental-Revivals noch bis Ende der 1970er Jahre die Alleinstellungsmerkmale der Spektakel-Kinos zum Ausdruck brachte. Es gehört zur Verehrung und Pflege der Roadshow-Geschichte dazu, auch auf die Veränderungen hinzuweisen, die uns heute einen entweder freieren Medienzugang oder auch nur die Demontage einst selbstverständlicher Kinostandards bescheren. Man kann durchaus mit Guy Debords Spektakelkritik beginnen, um in erneutem dialektischen Umschlag den Naturalismus der tradierten, analogen Produktionsweise als etwas Widerständiges heute zu entdecken. Diesen Ansatz verfolgten vermutlich auch die Retro-Macher, die sehr genau verfolgt haben, daß ein Kinosterben am Westberliner Boulevard und andere Veränderungen in den Sujets heutiger Spektakelfilme in der Kinoauswertigung zunehmend Ableger des Game-Marktes oder der Internetkultur sind. Diese Sichtweise wäre die einzige, die die These rechtfertigt, die 70mm-Retrospektive komme zu rechten Zeit. Wünschenswert wäre sie in den 1980er Jahren gewesen und hätte m.E. die Filmemacher beflügeln können. Jedenfalls war schon in den 1970er Jahren vorhersehbar geworden, daß die Kinos mit großen Panorama-Bildwänden Fossile einer absterbenden Kinoepoche waren (mittlerweile angestaubt, duster und zunehmend ungepflegt) und daher auch die Anziehungskraft der Kinocenter und Schachtelkinos (wo in zumeist mit moderner Bestuhlung gepolsterten Kammern gar hellere und schärfe Projektionen und klarerer Ton geboten wurden) nicht mehr aufhalten konnten. Sollte das klassische Erstaufführungshaus an der Karl-Marx-Allee ab Mitte Februar in den Genuss marktwirtschaftlicher Flubereinigung kommen (Demontage des 70mm-Formats nach 45 Jahren), werde ich dort keine Filmvorstellungen mehr aufsuchen. Sicher aber ist: in Berlin wird es immer 70mm-Vorführungen und andere Exotika der Kinematographie geben, dazu sind mittlerweile zu viele Personen an diesem Thema interessiert.
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Der Ausbau der UP 700 wurde tatsächlich von Archiven mit "nicht besonders filmschonend" begründet. Da ich selbst einst Anhänger dieser Auffassung war, möchte ich sie heute revidieren. Grund war ein Test mit stark geschrumpftem und rissigen Material, das auf anderen Bildwerfern weit häufiger gerissen war. Bzgl. des Wunsches der Archive ist der Veranstalter natürlich immer in der Bedrouille. Dennoch hätte er Sorge tragen können für eine gründlichere Aufbereitung der jetzigen Wunschbildwerfer der Archive, der DP-70-Projektoren. Die Zuschauerresonanz auf die Mammutreihe ist dennoch positiv. Es ist daher schwer, mit noch so berechtigten Anliegen und Hinweisen aufzuwarten, die ausmalen, wie viel besser es hätte werden können. Das Publikum entscheidet hier spontan, und die Besserwisser werden als Spielverderber angesehen. Zudem läßt sich kein Veranstalter die Deutungshoheit nehmen. Dass die Hinweise und Kritiken trotzdem wichtig und auch ethisch vertretbar sind, läßt sich aktuell aber mit der Systemkonkurrenz der HD-Home Cinema-Medien zu den Rudimenten des Filmrepertpoires in heutigen Kino gut begründen. Der hier vorgetragene Wunsch (oder die Kritik) nach weiteren Neukopierungen resultiert aus der Annahme, dass die derzeit sakrosankt gesprochenen Restaurierungen den nächsten Monaten oder sogar Wochen nicht standhalten werden. Dies finde ich besorgniserregend: denn die Reaktion auf sichtbare Änderungen in den Kopien lautet nicht selten, 70mm war nie anders und besser und - das ist mittlerweile der Kanon der Geschichtsbilder im Publikum, dass von Schreckensmeldungen über komplett gefadete Negative eingeschüchtert wurde - es wäre heute nicht mehr anders herstellbar. Nicht vorzuwerfen ist dem Veranstalter allerdings - dies hatte ich im Überschwank angekreidet - ihm sei das Thema aus exogenen Faktoren zugefallen oder oktroyiert worden - es sei kein inneres Anliegen gewesen. Jedenfalls hat man mir deutlich gemacht, dass damit die Grenze zur Beleidigung überschritten sei. Ziehe diesen Vorwurf zurück, ein Fehler. Aber man bleibe hier ruhig bei den nicht erreichten Zielen (denn durch die Presseerklärung sind sie vorgegeben), die als "nicht eingelöst" kritisierenswert sind, sobald der Anspruch eines einst perfekten Filmverfahrens beständig kleingeredet oder uminterpretiert wird. Das Todd-A0-Verfahren konnte, sollte man annehmen, nur deshalb reüssieren, weil damalige Verleihkopien indertat perfekt hergestellt wurden (die wenigen Ausnahmen mögen Kenntnisreiche aber gerne hier benennen...). Nicht immer perfekt allerdings ist die Arbeit einiger Kameraleute gewesen, was jedoch zu trennen ist von der Postproduktion oder einer Filmvorführanlage. (Im "International" wird jetzt massiv die Schärfe kontrolliert, nach der Erfahrung mit dem nicht immer konsistenten Material: der Punkt wird getroffen, was ungemein schwierig ist. Aber auch Ausleuchtung, Bildbühne und Planlage dürften Faktoren der Schärfewanderung sein). Ein Beweis dafür, dass mehrere Korrekturstufen auch Fortschritte bringen (hatte damit nicht mehr gerechnet), ist HELLO DOLLY!. Wenn jedoch das Fachpersonal in den Kopierwerken ausgemagert ist, wierden solche Teilerfolge jedoch noch nicht mit der dritten Korrekturkopie erreichbar sein. Da weiters in der Stammkundschaft der Retrospektive plötzlich selbst die DIN- oder SMPTE-Norm relativiert wurden und die gegebene Projektion (entweder 2 : 1 oder anderenorts 2.35 : 1) als korrekt erachtet wurde, sei hier kurz noch einmal die Norm der Todd-A-O-Kopienwiedergabe erinnert: Der Vorschlag, durch Suchermaskierungen auf einer westlichen 65mm-Kamera mit einer Aspect Ratio von 2.35 : 1 die spätere Umkopierung und Bildhöhenverminderung auf 35mm-Scope (oder auf kompromissweise Wiedergabe auf Scope-Leinwänden) schon im Vorfeld zu berücksichtigen, steht konträr zum Verfahrensursprung, zur Branchenpraxis oder zur Negativbelichtung der hinlänglich bekannten, älteren 70mm-Klassiker. Auch in neueren Spielstätten (z.B. 'Kino Arsenal') wurden die Bildmaskierungen bei 70mm-Projektion am 2.2 : 1- oder am 2.21 : 1-Standard geplant (und dennoch fehlt rundherum Bildraum, der beschnitten ist). Die Komposition der sog. "echten" 70mm-Filme der 50er und 60er Jahre folgt aufnahmetechnisch dieser Vorgabe: Beschneidungen sind daher sichtbar und sogar "spürbar": in ihrer plötzlichen Verengung der Perspektiven. In vielen Fällen des 70mm-Repertoires gibt es heute im Seitenverhältnis getreue Videomedien, die man ggf. heranziehen könnte, um den fehlenden Bildraum zu erkunden. Und natürlich lohnt immer einer Blick auf die Filmkopie selbst, zumindest bei Testläufen auch ohne Projektionsmaske.
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Also wieder (nach der gestrigen Berlin-Premiere von Schawn Belstons Meisterwerk "Die Schatten der Cleopatra", USA 2006) zur lichten Seite des Festvals: MUTINY ON THE BOUNTY (USA 1961, Ultra Panavision 70) könnte heute ein Highlight werden: keine Dupkopierung und auch keine tonlich verfälschte Digitalversion, sondern ein Vintage Print mit noch vorhandenen Farben aus der Premierenzeit mit original 6-Kanal Magnetton, voll dynamisch und direktional. Kopiert vom Originalnegativ - also keine Duplikatschritte zwischengeschaltet. Ähnlich wie bei CHEYENNE erwarte ich hier das "echte" 70mm-Kino (nur das hierfür leider die Überwandbreite/Breitüberwand/Überbreitwand des grandiosen Royal-Palastes eklatant zu fehlen scheint.) :wink: Später dann die FLYING CLIPPER-Neukopierung im 'CineStar'. Hoffentlich diesmal in unbeschnittener Projektion.
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Gerade eben in CLEOPATRA im 'Kino International' wieder unruhige Bildstände und suboptimalen Ton erlebt. Die grelle Bühnenbeleuchtung bei der Ouvertüre war leider alles andere als eine adäquate Einstimung. Und bei Anstimmen der Nachmusik wurden Bühnen- und Saallicht sofort voll aufgedreht: so wurde die Stimmung schlagartig beeinträchtigt und signalisiert, der Gast möge sich nun langsam auf den Weg machen. Offenbar nicht optimal an die Spiegellampen angepasste Objektive erscheinen dort wenig geeignet zur Auflösung des real existierenden Filmkorns, und der Bildbeschnitt des Norm-Formats von 2,2 : 1 auf "CinemaScope"-Seitenverhältnis (d.h. hier 2.39 : 1) zeigt einen projektionstechnischen Wartungszustand, der in den letzten zwei Jahrzehnten auf den IFB der Regelfall zu sein scheint? So viel Willkür in Technik und Präsentation war vor 50 Jahren bei der Premiere des 70mm-Todd-AO-Verfahrens im Delphi-Filmpalast am Zoo noch völlig undenkbar. Wie hier 2009 ein Museum für Fernsehen und Film eine Kinoreihe durchführt, kann nur als letzter Seufzer vor Schliessung der letzten schönen Kinos eingeschätzt werden. Zu den perfekten Restaurierungen: Die von Schawn Belston neu kopierte 70mm-Fassung von CLEOPATRA (Duplkatkopie) hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit den 70mm-Premierenkopien, aber auch nicht mit 35mm-Technicolor-Kopien, mit Agfacolor-WA-Kopien oder der (aufgrund des vorliegenden, zeitgenössischen Interpositivs) in etwa farbgetreuen DVD des Films. Wenn sich dann der 70mm-Retroleiter (Museum für Fernsehen und Film), der kaum eine der eingesetzten Kopien vorher gesehen haben dürfte, hinstellt und sagt: "Völlig unverfälscht! Bigger than Life!", so weiss man, was man vom Zustand der Filmhistorik und Wissenschaft am Potsdamer Platz zu halten hat.
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Eine unbearbeitete Rohmaske würde aber auch die Bildhöhe beschneiden. Haben die im Saal 8 noch nie 70 mm vorher gespielt? Wer ist dann für die Technik verantwortlich? Wie klappte es mit Ouvertüren, Pause, Saallicht und Vorhang? War da wenigstens das timing richtig? Möglicherweise hat man nur die Höhe ausgefeilt und dann die Flucht ergriffen. :wink: Das Vorhandensein von Ouvertüren ist den Mitarbeitern durchaus bewußt, es wird zumindest der Vorhang halbwegs "standesgemäss" gefahren. Aber an den Feinheiten (Saallicht auf Dia oder Vorhanglicht leicht gedimmt) fehlt es absolut. Der (eigentlich traumhafte schöne) Vorhang des 'International' schluckt hörbar an Höhe und Tonvolumen (dem könnte man aber am Saalregler Rechnung tragen, indem lauter begonnen würde), im 'CineStar' dagegen dringt die Musik erstaunlich gut hindurch (trotz eines grell-roten, eher konventionellen Vorhangs).
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CHEYENNE AUTUM (in einem alten, teilweise recht farbigem Vintage-Print) war heute vielleicht das adäquate Modell für eine starke Bilddynamisierung trotz statischer Kamera. Hier gären die Konflikte vor und nicht hinter der Kamera, und das Spiel der Gegensätze wird über Linienführungen ausgetragen, die wie eine exakte Route abgewandert werden. Auf abstrakte Weise finden sich Achsenspiele ähnlich in der Designkunst von Saul Bass-Filmtititeln: auch hier bleibt die Kameraposition zumeist statisch. Grandios war dann der Umgang mit Blenden und Doppelbelichtungen im russischen Film FLAMMENDE JAHRE von 1959, der lange vor Terrence Malick ("Der schmale Grat") Kriegserfahrungen und Naturmystik als existentielle Triebkräfte propagiert. Leider war der Film in schwacher, gefadeter Sovcolor-Kopie zu sehen. Formal sehe ich eine Überlegenheit zum westlichen 70mm-Ouevre, inhaltlich und psychologisch jedoch eher stärkere Klischees. 5 wenig leistungsfähige Frontlautsprecher für SDDS. Und das reduzierte Seitenverhältnis läßt auf Nichtbearbeitung einer Rohmaske schliessen. Aber auch im 'International' machen die DP-70-Projektoren kein wirklich gutes Bild. Zum einen wirkt das Bild nicht kornscharf, sondern leicht milchig (evtl. unpassender Lampenblock und falsche Optik?), und der Bildstand ist wirklich bescheiden - insbesondere zeigen sich auf einem der beiden Bildwerfer geradezu störende Schwankungen (das bekannte 6 Hz-"Tanzen" aus dem 'City im Europacenter', dem man schon 1977 begegnen durfte), und die Umlaufblende flackert deutlich (d.h.: helle Bildpartien flackern intervallartig in dunkle hinein). Leider ist das Bild im 'CineStar 8' derzeit vergleichsweise ruhiger und auch punktschärfer, aber nahezu völlig flach und wirkungslos in Relation zur Raumbreite. Wieder einmal: die besten Breitwand-Kinos hat man abgerissen: Capitol Lehniner Platz, Royal-Palast und City im Europacenter, Mercedes-Palast Neukölln, MGM-Theater Kurfürstendamm (letzteres Kino aber nur für Ultra Panavision 70 optimal geeignet gewesen). Die bei Projektion älterer, leicht gefadeter Kopien auf anderen Festivals gängige Praxis, evtl. das Objektiv abzublenden oder einen Cyan-Filter vorzuschalten, wurde vom Veranstalter gar nicht erst in Erwägung gezogen (oder man wußte hiervon nichts). Es wäre aber zum Vorteil bei den Kopien mit etwas gefadeten, also helleren Szenen, die jetzt mit zu viel Licht ungewollt diffus wirken.
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Leider verpasst... Fiel mir heute auch auf, weil halbwegs in Saalmitte sitzend: Bild im Untergeschoss der SONY-Center ist leider seitlich stark beschnitten. Szenenvergleich mit der Filmkopie bestätigte dies. Leider ist dieser Saal für eine Bildwand in 2.35 : 1 "optimiert". Da also seitlich für 70mm zugefahren wird (auf etwa 1.95 : 1 anstatt 2.2 : 1), kommt man sich vor wie weder Fisch noch Fleisch. Garantiert aber nicht "bigger than life". Viel Licht gehört eigentlich zu einer klassisch-dichten Todd-AO-Kopie dazu. Allerdings gab es zu helle Stellen. Ähnlich heute HELLO DOLLY, der aber von allen Fassungen und Vorführungen der letzten 30 Jahre warscheinlich am akzeptabelsten war. Sehr wundern aber muß ich mich über die Ansagen von Schawn Belston, die nicht mit den Seheindrücken konform gehen. Warscheinlich kann er die verschiedenen Restaurierungen schon gar nicht mehr auseinanderhalten. Der dts-Ton war wieder schlecht: 60% aufgrund wohl der Anlage dort, zur 40% wegen datenreduziertem Digitalton mit niedriger Bitrate. Im 'International' dürfte bei CHEYENNE, mit Sicherheit aber bei BOUNTY und RYANS DAUGHTER der Magnetton überragend werden. Die Pyrcon UP 700 hat man abgeschrieben, und so könnte ich auch nicht behaupten, sie seien fabelhaft gelaufen, war zu vernehmen. Primär wohl die alte Elektrik und die Relais könnten dort zum Wechsel geführt haben, weshalb DP-70 elektrisch als "zuverlässiger" (weil einfacher und übersichtlicher) erachtet werden. (Allerdings war der Kaufzustand der DP-70 ebenfalls hochgradig überholungsbedürftig. Man kann es drehen, wie man will.) Der Film ist deswegen (Geschwafel) schon ausverkauft, ebenso wie LAWRENCE, während bei CLEOPATRA noch Karten zu bekommen sind, obwohl dieser für das 70mm-Panoramabild wie prädestiniert ist. Heute, am Montag, läuft im "'International" der visuell einfallreichste Sovscope-70-Film: FLAMMENDE JAHRE. Und danach dann endlich eine "alte "-Eastman-Vintage-Kopie von 1964 mit Alex North' Musik auf echtem Magnetton: CHEYENNE AUTUMN. :)
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Versuch doch mal, von den Studenten, die sich ernstlich um die Sache bemühen, eine Email-Liste zu erstellen. Dort scheint mir auch das Potential für Weiteres in Berlin zu liegen, wenn man das "Leidige Thema endlich vom Hals" gehabt hat. Das sind tapfere Seminargruppen aus Bonn und Jena (- habe teilweise schon von erstaunlichen Filmanalysen der Studis gehört, auf die ich im Traum nicht gekommen wäre.) Unvoreingenommen näherte man sich dem Thema über die eingeschränkte DVD-Sichtung, aber tröstlich stimmt allemal, dass trotz der veränderten Filmästhetik (oder "Weltlage") irgendwie die 50 Jahre alten Sandalenfilme ihre Reize verstrahlen. Nicht PLAYTIME, LAWRENCE oder 2001 zu debattieren ist 2009 mehr innovativ, sodern vielleicht auch die europöische Sandalenfilm-Produktion auf ihre Mythen zu untersuchen (und: warum man so gerne reinguckt, wenn sie nachts im Letterbox über die Sender laufen...).
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Offiziell zumeist ausverkauft, aber real sind immer 50 Plätze unbesetzt, was etwas ärgerlich ist, wenn Nachzügler dadurch eine Chance erhielten. Trotz der vollen Säle aber mein Eindruck: es kommen die immerselben wie auch auf anderen Festivals, die dann später auch in den Lokalen verschwinden. Der Rest sind Auslandsgäste oder jüngere Zuschauer respektive Studenten, sie sich ernstlch in das Thema einarbeiten möchten, was man von der Kinemathek nirgendwo behaupten kann. Sicher: man kann nicht alles wissen, aber: Filmografische Flüchtigkeitsfehler häufen sich darin. Die zeitgenössichen Rezensionen sind immer sehr interessant, aber keine Eigenleistung der Kinemathek, die zumindest zur Retrospektive "CinemaScope" von 1993 noch ästhetische Thesen aufwarf und Spass an der Entdeckung der Verfahren und Lebendigkeit der Filme hatte. Die Rezensionen des Buchs finden sich alle in den Rezensionsordnern der Kinematheks-Bibliothek am Potsdamer Platz in den Ordnern A - Z. Lässt sich ausführlicher und auch billiger kopieren als der Kauf dieses - sorry - sterbenslangweiligen Buchs "Bigger than Life". Ein liebloser Aufguss einer Behörde, möchte man meinen, die froh ist, dass sie das Thema endlich "vom Halse" hat... Jedenfalls habe ich in den Filmvorführungen nirgenwo Kinematheks-Mitarbeiter gesehen, obwohl fast alle Kopien auch ihnen neu sein dürften. Die Herren Professoren und Doktoren aber lagen gestern aber im Symposium "70mm ist das Größte! Breitfilm im Kino heute") vor dem Tom Tykwer im Staub, der auch in gekonnten Handbewegungen die Formatverfahren und Seitenverhältnisse, kommentiert von Anekdoten, in die Luft schrieb. Wenigstens gestand er ein, dass mit der Digitalisierung das Kinosterben einsetzen werde, aber dafür "Event-Kinos" übrig blieben (als wenn nur diese überlebensberechtigt wären!). Man ist Tykwer aber dankbar, dass er das "Bigger than Life" entlarvte und unverhohlen kundtat, und zwar sinngemäss: "diese Retro hätte eigentlich im Royal-Palast stattfinden sollen, der die größte Bildwand Europas hatte, wo jetzt bei Saturn Flachbildschirme verkauft werden." [Dieses Vorhaben wurde aber von Alt-Kinematheks-Direktor Hans Helmut Prinzler - trotz sehr vieler Anfragen - bedauerlicherweise blockiert. Er bevorzugte, aber war auch schon altermässig Mitte 60, die Retro-Themen "City Girls" und "Traumfrauen".] Quintessenz zur Rolle des 65mm-Formats im gestrigen Symposium: Ausser den derzeitigen Versuchsreihen einiger neugieriger Filmemacher, die ab und an vereinzelte Einstellungen in ihren Gesamtfilm einkopieren oder den Varianten des hochauflösenden Scannens des 65mm-Negativs, wurde rasch offenbar, dass kein greifbares Konzept zur sinnvollen Anwendung des Formats in Sicht ist. Da Tykwer neben dem Eventkinos die sog. Hinterhofkinos mit schwacher Projektion und Finanzlage verdammte (wie wohl er in ihnen groß geworden war und auch Theaterleiter war, aber an der Technik selber dort nichts ändern mochte), erstaunte, dass er den finanzschwachen Kinos mit der Keuel der heimischen Blu ray entgegentrat und alsbald eine 2k-Projektion in den Haushalten prognostizierte. Gerade deshalb doch müssten die Kinos jetzt "nachrüsten". Die andere Seite seiner Argumentation lief aber hierzu konträr: man sei als Filmemacher froh, nicht immer nur das Risiko von Start-Flops in den Kinos inkauf zu nehmen, sondern die Entwicklungsmöglichkeiten des Internet-Downloads aufgreifen zu dürfen, die den Filmen noch echte Entwicklungschancen gäben. Spätestens ab diesem Punkt, wo man völlig vom 70mm-Thema abgekommen war, schien mir die Verwirrung und Verunsicherung das absolute Limit erreicht zu haben. Heute abend um 20 Uhr im "Kino International" ist die absolute russische Rarität TAGESSTERNE zu sehen, und um 22.30 Uhr im CineStar 8 die HELLO DOLLY.
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Der LAWRENCE hatte in der dt. Fassung von 1963 aber einige weniger Effekt-Ton-Szenen: etwa die der grunzenden Kamele an der Tränke. :wink: Robert Harris hat 1988 dann die erste Restaurierung neuartig auf damals moderne Surround- und THX-Bedürfnisse umgemischt und dabei massiven Hall und Effektton verwendet, offenbar auch zur Anpassung an Nachsynchronisationen einiger Szenen durch 1988 bereits gealterte Schauspieler wie Peter O'Toole. Deutsch synchronisiert wurde aber nicht ein weiteres mal. Diese - immerhin noch magnetisch-analoge Version - wurde dann vor wenigen Jahren auf dts umgespielt und hört sich in der (auch bildlich besonder auffälligen) neuen SONY-Kopie jetzt richtig "zusammengeschmolzen" an. Das ist nicht auszuschliessen, es gibt ja im CineStar 8 keine filmhistorisch interessierte Projektionswartung. Dennoch klang der dts-Ton bisher überall (auch im Ausland oft genug die neuen 70mm-Kopien gesehen) wie tot. Mit dem Film LAWRENCE OF ARBABIA in dieser Kopie wird "Bigger than Life" auf den Prüfstand gestellt werden können. Man hätte besser LORD JIM oder BARAKA oder die alte Kopie von RYANS DAUGHTER als Vorzeigefilme bewerben sollen.
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Das dts ist eine !:1 Überspielung der vorhandenen Magnetmischung. Scharf und unharmonisch- kann das nicht auch auf die Kiotonanlage zurückzuführen sein? St. Seit wann ist eine A/D-Wandlung eine 1 : 1 -Überspielung? Wäre froh, wenn mir dies erklärt werden könnte. Habe bisher nicht auf einer einzigen (!) dts-Umspielung alter 70mm-Klassiker auch nur annähernd das Volumen, die Basspräsenz, das Spektrum und die raumdurchflutende Abstrahlung gehört wie auf alten Magnettonkopien. Selbst problematische frühe sowjetische Filme wie OPTIMISTISCHE TRAGÖDIE (sofern man Abstriche macht wegen starken Übersprechens und höherem Klirrgrad - eingestanden) hatten eine wahnsinnige Präsenz, Klarheit und Räumlichkeit im "Kino International" (obwohl auch dort ein paar andere Dinge noch änderungsbedürftig wären). Der dts-Ton ist nach bisherigen Todd-AO-Revivals nur laut, steril, eingeflacht und entrauscht. Allenfalls bei PATTON war er heute nicht entrauscht zu hören, und dennoch war der Ton extrem flach und wie tot. Typische Duplikatkopie übrigens - man sah dies bereits in der ersten Aufblende an der Bildstandschwankung -, gefolgt von Ausleuchtungsfehlern (die Ränder sind fast doppelt so hell wie die Bildmitte), und diverse Szenen waren zu hell kopiert und ausgfranst. Schade drum, gerade nach dem visuell deutlich besseren LORD JIM-Erlebnis. In beiden Kinos werden leider selbst ruhige und sehr höfliche, aber auch genau erklärende Bitten auf Nachstellen des Fokus oder der Lautstärke (bei SOUND OF MUSIC war er auf "Flüstertüte" gestellt) zwar vom Saalpersonal aufgenommen, aber in den Bildwerferräumen leider nicht umgesetzt. Man ist sich vermutlich nicht im klaren, daß aus der hinteren Reihe, selbst bei bestem Sehvermögen, keine einwandfreie Schärfejustierung gelingen kann (es sei denn, man benutzt ein Fernglas). Somit war in dem einen Retro-Kino stets auf einem Projektor die rechte Bildseite unscharfe und im anderen Kino allenfalls das perfekt scharf, was nur eine Krücke sein sollte: die Untertitel. Das Seitverhältnis im CineStar 8 scheint sehr genau zu stimmen: 2.2 : 1 (so breit höchstens! Und nicht, wie Tom Tykwer meinte: 2.35 : 1, sich typischerweise auf den modernen Headroom der Kameraleute berufend, die bereits bei der Aufnahme an 2.35 : 1-Scope-Projektionen dächten). Haben die die extra für die Retro geliehen? :wink: Schreibt man aber eigentlich mit "h"! :wink: Ich finde das vorbildlich, dass die sich extra für die zwei Wochen noch eine Leinwand leihen. Es ist leider die vorhandene Leinwand. Gewünscht hätte sich so mancher eine gekrümmte. Er lief mit dts-Ton. Laut Liste. Dolby Magnetton wäre übrigens eine deutliche Verbesserung gegenüber einer dts-Umspielung. Beweis: meine alte Dolby-Magnetton-Kopie LAWRENCE OF ARABIA im Vergleich zur neuen SONY-Version mit dts. Lasse mich aber gerne belehren, sobald einmal ein gelungener dts-Transfer eines alten 70mm-Films erscheint. Allein - der Glaube fehlt. :wink: Ich gehe davon aus das für DTS die 6-Kanal-Cordbänder gefiltert und bearbeitet wurden, damit es dem rausch- und brummfreien Digitalton von heute gleicht. Was dann aus dem Nutzsignal rausgenommen wurde, könnte nur der beantwortet, der für die Bearbeitung der Tonspuren zuständig war. Stark anzunehmen. Auf alle Fälle ist dts eine akustische Katastrophe, ähnlich - auf die Bildebene bezogen - der Dupkopierung alter Todd-AO-Filme, wo für den Erhalt des authentischen "Raumbildeffektes" aus den 1960er Jahren bisher keine adäquaten Entsprechungen ausgewiesen werden konnten. 90% aller Restaurierungen sollte man m.E. wiederholen. Die Möglichkeiten bestehen auch, da man die Originalmaterialien, soweit vorhanden, auch weiterhin aufbewahrt. :)
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LORD JIM war gestern eine sehr geniessbare Neukopierung mit der 65mm-Schärfe von 1965. Schwankender Farb- und Helleichtkeitsausgleich, wie aus USA berichtet wurde, war in der Kopie nicht erkennbar. BEN HUR wollte in der Kinematheks-Auswahlkopie niemand sehen und alle Heiligen und Zankhähne saßen lieber in der Kneipe. :lol: Das CineStar 8 mit seiner fast völlig flachen Leiwand ist ja wohl gewöhnungsbedürftig. Warum die Kinemathek kein Interesse an Veränderung der Projektionsfläche hatte, mag mit Unkenntnis zusammenhängen. Jedenfalls waren die Filme allesamt mal verortet in den bürgerlichen Panorama-Kulturen der letzten beiden Jahrhunderte. Dann muss man sie auch in der Weise projizieren, in der die Kinos einst extra hierfür eingerichtet wurden, und nicht in der riesigen Black-Box im SONY-Keller, die einen fast krank macht.
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Oh ja, obiges Zitat sticht tief ins Herz, selbst noch in den letzten Atemzügen: Gerade eben im CineStar erlebt: es liefen sich die noch lebenden ROYAL PALAST-Veteranen über den Weg - viele Jahre nicht gesehen - und warfen sich alle den selben Satz zu: "Ja, eigentlich müssten wir jetzt im ROYAL PALAST und nicht hier sitzen!". Dort lief seinerzeit auch die deutsche Premiere von MEINE LIEDER MEINE TRÄUME ("The Sound of Music"). Positiv verblieb nur: "Wenigstens hat das Ding [CineStar 8] einen Vorhang." Zwingt man sich dazu einzugestehen, daß nicht alle zeitgenössischen Todd-AO-Häuser die Dimensionen des ROYAL-PALAST-Tempels aufwiesen, hätte man sich mit der heutigen Vorführung von THE SOUND OF MUSIC durchaus anfreunden können. Die Scope-Breite der Bildwand wurde etwas zugefahren (ich schätze auf 15 - 16 Meter) und wie erwartet stimmte auch das Seitenverhältnis endlich einmal. Die Krümmung der Bildwand ist jedoch sehr gering. Der Eindruck der Umkopierung von 2002 war lange nicht so vom Original abgewichen wie nach der letzten Sichtung vor anderthalb Jahren (offenbar eine andere Kopie!). Ein wenig körniger als die Originalkopie von 1965, und der Ton wiederum von Magnetton auf dts umgespielt und irgendwie entrauscht. Da der Film bei Aufnahme stark gefiltert wurde, ist er auch kein Paradebeispiel für "The Window of the World"-Erlebnisse, und das alte Filmkorn ist nach der Umkopierung jetzt etwas stärker in den Vordergrund gerückt, dagegen die Farben etwas müder geworden. Der Film kam heute abend als Unterhaltungsprodukt beim Publikum gut an, auch beim deutschen, was sogar deutungsbedürftig wäre. Umkehrt also zum Verlust des Pompösen und Glänzenden (die grossen Panorama-Paläste und die dort fast "hauseigenen", handverlesenen Direktkopien der damaligen 70mm-Regisseure) bewegen in der Miniatursphäre der heutigen Kaufhauskinos (CineStar 8.) plötzlich deren Repliken mitsamt ihren leicht altbackenen Filminhalten und Evergreens die Herzen der Zuschauer, für die kein Berliner Kino der letzten 28 Jahre mehr zuständig sein wollte. Vielleicht auch Ausdruck der Furcht vor der drohenden Wirtschaftskrise etwa, vor der man sich noch vorher etwas gönnt? Darum sind auch die Rezensenten unerwartet wohlwollend (und bis auf einige Schnitzer ist den Reportagen eigentlich durchgängig die innere Beteiligung anzumerken), da sie das Drama und den Bedeutungsverlust der Kinostätten jetzt verstanden haben. Die einstigen Kritiker kehren daher den Paradigmenwechsel der modernen Medien- und Kinowelt gegen die große Kinooper der Sixtees, was man beinahe hätte voraussehen können. Das ist also die späte Rache des verschmähten Todd-AO-Films: jetzt ist er in der Krise zurückgekehrt, bisweilen etwas lädiert zwar, aber als recht sonorer Zeuge gegen die mediale Kakophonie auf allen Kanälen und Bildschirmen dieser Welt. Kann einem nur recht sein. :D An dem Punkt muß im CineStar noch etwas geübt werden. Das kam leider gar nicht rüber, trotz sauberer Vorführung. 1 Karte ist noch zu vergeben für OPTIMISTISCHE TRAGÖDIE - "Optimistitscheskaja Tragedija" (UdSSR 1963, , schwarz-weiss) für Samstag, 7.2.2009, 11.00 Uhr im 'Kino International'. Kontakt: 0177-8531571
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Kann ich leider nicht machen, aus gutem Grunde. Aber im Vorfeld kann man sagen, dass die Digital Cinema-Vorführung von THE INTERNATIONAL nicht unbedingt empfehlenswert ist: die DCI-Kopie ist zu schwer, zu dunkel. Kaum Zeichnungen im Schwarz. Wird vielen am heutigen Abend nicht gefallen, denke ich mal. Kodak-Vision-Premier ginge zwar auch, will man aber offenbar im Berlinale-Palast und Friedrichstadtpalast nicht vorführen. Scheinbar ist sich der Regisseur nicht im klaren über den Look seiner Filme, was man schon vor zwei Jahren an DAS PARFUM leidlich ablesen konnte (sah aus wie eine Videoprojektion, trotz 35mm-Dreh). Dass er in THE INTERNATIONAL ein paar 65mm-Einstellungen luftig einfügte, wird ihn nicht davor bewahren, endlich einmal ein konsequentes, narrativ begründetes und nachhaltig wirkendes Bildkonzept erarbeiten zu müssen. [eine minderheitliche Privatmeinung von @cinerama]
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Bitte nicht so schnell den Dampfer verlassen, meine Herren! Daher Widerspruch: die gezeigten Filme bleiben das Allergrossartigste, einige Kopien kommen tatsächlich wohl nie wieder nach Deutschland (LORD JIM, KHARTOUM) und beeindrucken noch immer durch immense Raumwirkungen.Und nicht jeder Besucher besitzt eine starke Farbsensibilisierung. HELLO DOLLY oder CLEOPATRA sind nur für sehr erfahrene Kinogänger in ihrem veränderten Look erkennbar. Für Besucher, die diese Art Filme erstmals sahen, waren sie echte Offenbarungen. Ein Forumskollege bekannte sich ja zu seinen Tränen, als er erstmals THOSE MAGNIFICENT MEN in neuer Kopie (ich im Delphi Berlin, er in Karlsruhe) sehen konnte, weil er solche Seheindrücke nicht kannte: auch nicht aus dem Imax-Kinos oder dem Multiplex (wie Dr. Rother so lässig dahererzählt).. Und so eine Resonanz selbst im Zeitalter vieler hervorragend kalibrierter Digitalprojektionen erstautn allemal! Also: die 70mm-Originale wurden in der Neukopierung teilweise verfälscht (Dr. Rother sagt: "vollkommen unverfälscht!"), aber die Grösse des Monuments kann auch dadurch nicht in dem Masse demontiert werden, wie in der heimischen Flachbild-Rezeption (trotz Bulu ray). Das betrifft auch mittlerweile rotstchige Kopien, die den wrap-around-Effekt (auf entsprechend gekrümmten Bildwänden) noch immer anzudeuten imstande sind. Lieblos zusammengestellt Organisation trifft ebefalls zu: die Verantwortung trägt ein vielleicht etwas eitler Kinematheks-Direktor, der mit Ironie das Mittelmass seiner Abteilungen überspielt. Lieblos zusammengestellt ist somit auch der Katalog, wenn man die liebevoll erarbeiten Websites von Thomas Hauerslev oder Martin Hart dagegenhält (oder meine Formatakribie als irgendwie oder irgendwann nützlich empfindet). Klar war aber von vorneherin: dieses Thema wird ein Selbstläufer und die Presse wird sich überschlagen vor Jubel. Eine sehr gute oder eher schwächere Projektleitung hätte daran nichts geändert. Was für die magische Wirkung der gezeigten Filme, eben auch dargeboten in einem stattlichen Filmtheater, spricht! Das Majestätische der Performation bleibt unverkennbar und ist kein alleiniges Eigentum von 20th Century-Fox, Dr. Kinemetheksleiter R. Rother und seiner Hilfsarbeiter, der Berlinale, des Filmvorführerforums oder der unvorbereiteten Presse. Zusammengeschustert kann durchaus auch die jüngste Projektionsanlage im "Kino International" sein, die am vorherigen Standort nicht gut justiert war. Aber an dieser Anlage wurde wohl intensiv gerarbeitet, und niemand kann ausschliessen, dass ein toller Bildstand, gute Randschärfe und weniger Filmrisse als zuletzt durchgesetzt werden konnten! (Dann wäre dem Techniker vor Ort zu danken, nicht unbedingt aber der Presse oder einem kinematographisch unkundigen Kinamatheksleiter). Auch eine hohe Tongüte ist in diesem Saal theoretisch möglich: herausragende Akustik und höchst wirksame Exponentialhörner der Lautsprecherserie "Capitol" könnten dies möglich machen. Vielleicht wurde das auch beherzigt. Ansonsten: auch wenn ich die Organisation unmöglich finde (weil überschaubar war, wie man es noch um einiges schöner oder besser hätte machen können), überschlägt sich die Presse im Lob. Und selbst ein mittlerer oder mittelmässiger Standard ist so schlecht wiederum nicht, als dass man der Veranstaltung fernbliebe, sondern immer noch doppelt besser als sonstige IFB-Darbietungen. Das Format und die Sujets der Filme geben diese Anmut einfach her. Sogar noch in Feiertagsausstrahlungen der Kabel1-Sender ist das erahnbar. Selbst aber eine 4k-Home Cinema-Anlage wird das berliner Kino-Palast-Event nicht ersetzen können. Andererseits kann das jetzige Kino-Palast-Event keine 70mm-Retrospektive ersetzen, wie man sie vor Jahren schon hätte im Royal-Palast mit mehr zeitgenössischen Filmkopien abhalten sollen: auf der größten gebogenen Breitbildwand der Erde. Tonfilm oder 70mm bedeuteten einen großartigen Mehrwert, einen Zugewinn. Eine Investition in bessere Qualität. 70mm ist die Kinorevolution des Wirtschaftswunders. Die Umrüstung, die heute im Gange ist, ist anders. Durch digitale Projektion soll reduziert werden, Kosten gespart. Diese Umrüstung bedeutet die Schnäppchenjagd des Weltkinos. Alles wird billiger, und vielleicht merkt das Publikum nicht, was es verliert. Mit computergenerierten Effekten kann man inzwischen so gut wie alles machen, aber es sieht nie so monumental, so plastisch, so wirklich aus wie in "Ben Hur" oder in "West Side Story", dieser Blick senkrecht hinunter auf die Stadt. http://www.sueddeutsche.de/,ra4m1/kultu...7201/text/ Da hat der Göttler teilweise recht, sieht es aber zu sehr über die Brille des Ästheten. Mit "klinischer Sauberkeit" des digitalen Bildes (positive Besetzung) oder "kalter Sterilität" (negative Besetzung) der Digitalprojektion lässt sich der Sachverhalt nicht umschreiben. Ebenso wenig mit "kaltem" oder "warmen" Bild oder Ton, je nach Träger, wie die Nostalgiker frönen. Entweder etwas ist gut oder schlecht in den Parametern, weshalb auch keine endgültige Wertung der einen oder anderen Projektion möglich ist, da die Grenzziehungen ständig wandern, bei Film sogar ohne Limitationen. Auf Einbildung beruht aber, wie die Filmtheoretiker pure Mängel wie Filmverschrammung zur Aura hochstilisieren und ihnen einen eigenen, fast humanistischen Kunstwert andichten. Die Schrammen und Verwacklungen waren sicher kein vom Filmkünstler intendiertes Stilmittel, sie können aber bei einer historischen Filmkopie eine gewisse Aura entfalten, wie sie im Gesicht eines alternden Menschen ablesbar ist, welche Einsätze und Dekaden sie durchlebt hat. Das ist durchaus interessant, aber angesichts eines gut erhaltenen Negativs kein Dauerzustand. Umgekehrt ist es kein Zustand, wenn neu kopiert (oder abgetastet/digitalisiert) wird, und anschliessend Bild und Ton sauber wirken (oder ausgefiltert wurden), jedoch Original-Gradation und Farbgebung nicht restitutiert werden konnten/wollten/sollten/durften. Hier lohnt der Rückgriff auf die gelaufene Archivkopie u.a. zur Erhellung eines Teils an Aura der Entstehungszeit. Relativ irrelevant für die Kinobranche (bei Betriebskostengleichstand) erscheint daher das Präsentationsmedium, sofern die Darbietungen qualitativ annähernd gleichwertig oder sogar nicht unterscheidbar wären (sehr gute Filmkopie versus DCI-2kStandard). Der Paradigmenwechsel wurde nicht vom "Kino"-Roll-Out eingeleitet, sondern vom Einzgug vom PC und Internet in die Wohnstuben und deren inhärente Kapazität, sich das Kino nachhause zu holen. Maßgebend ist ja, dass die Industrie das mitnutzt und der Bedeutungsminderung ortsfester Kinotheater kaum neue Märkte anzubieten imstande ist. Insofern könnte man gern Göttlers konservativer Einschätzung zustimmen. Die schlußfolgert, dass das Neue nicht genügend Flügel entwickelt, um eine Kinoinfrastruktur am Leben zu erhalten, trotzdem aber das alte Infrastruktur-System, das zur Konstiituierung flächendeckener Kinoimmobilien massgebend verantwortlich war (altes Studio-System, Format-Standardisierungen, Monopolisierungen, grössere Kinobauten) hinwegfegt. Da Göttler (eben so wie ich) sich im Moment noch kein gleich nachhaltiges Produktionssystem wie das des 20. Jhds (zumindest auf Kinobasis) mehr vorstellen kann, begeistert er sich für eine 70mm-Mammutschau. Jedenfalls waren dies genau die Argumente, die ich der Kinemathek seit Jahren an den Kopf warf. Nachdem die besten Filmhäuser in Berlins City-West zur Jahrtausendwende dem Erdboden gleichgemacht wurden, scheinen die Kinematheks-Leute offenbar ebenfalls anzunehmen, dass eine weitere Katastrophe nicht auszuschliessen ist. Der sie leider aber auch durch Assimilation zum Fernsehmuseum Vorschub leisteten, was jetzt wie ein Bumerang zurückschlägt. Also letztes Wort zugunsten der "zusammengeschusterten" Retro: das goldrichtige Thema! Es gibt kaum ein Besseres, und auch keine viel besseren Sichtungsmöglichkeiten auf der Welt. Und am wenigsten eine solche Fülle an eingeflogenen Breitfilmkopien! Vielleicht das erste und auch das letzte A-Festival, das sich darauf einließ.
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Zum "Tagesspiegel": Das Fernsehen holte bald wieder auf, und ironischerweise ist es ihm nun sogar zu verdanken, dass die Berlinale-Retrospektive überhaupt stattfinden kann. Weil viele Hollywood-Studios ihre Breitbild-Klassiker für eine Neuauswertung auf DVD und Blue Ray Disc restaurierten, stehen nun auch bestmögliche neue Kinokopien von „Lord Jim“, „Patton“ oder der „West Side Story“ zur Verfügung. Wieso das? Was meint dort der Dr. Rother, Kinematheks-Leiter? "Lord Jim" und "West Side Story" konnten jederzeit unabhängig von der Videoproduktion schon vor Jahren einfach vom Kameranegativ neu gezogen werden. Der Vorgang hatte voraussetzungsbedingt auf die Erstellung einer DVD oder Blu ray keinen zwingenden Einfluss, weil hierfür i.d.R. ein Interpositiv (optimalerweise ein bestehendes I.P. aus den 1960er Jahren) abgetastet werden müsste. Gefilmt wurde im 70-mm-Format nun alles, was spektakulär aussehen sollte: Abenteuer („Die Meuterei auf der Bounty“), Kostümschinken ( „Cleopatra“, „Lawrence von Arabien“) und Musicals („The Sound of Music“, „Star!“), aber auch der grotesk-verquere Modernismus von Jacques Tatis „Playtime“. Spektakulär wirkt auch die Szene mit dem Blumenmädchen in Chaplins "City Lights" oder das Rasiermesser in Bunuels "Un chien andalou". Zur "taz": Technisch basierte Cinerama auf Gance Tryptich-Technik mit drei parallel geschalteten Projektoren, wobei das Seitenverhältnis ihres Systems mit (Höhe zu Breite) 1 : 2,68 nicht ganz an das rekordverdächtige Format des "Napoleon"-Schlussakts (1 : 3,66) heranreichte. Nö, der Schlussakt ist in 4 : 1 (d.h.: 3 x 1.33 : 1). Und 25 Jahre später: "parallel geschaltet" waren die Cinerama-Projektoren nicht. Der 70-mm-Film ist "Spektakelkino" im besten Sinne, das unterstreicht schon ein Blick auf das Programm der diesjährigen Retrospektive: [...] Kaum ein Film unter zweieinhalb Stunden, epische Themen, überlebensgroße Figuren, historische Ereignisse - der 70-mm-Film stand von Beginn an für großes Kino ("Bigger than Life" so dann auch der Titel dieser Retrospektive). Wenn es einen "besten" Sinn gibt, dann irgendwo auch einen schlechteren Sinn. Weshalb im Umkehrschluß auf die Schattenseiten einer auf repräsentative, massenpsycholgische Phänomene ausgerichteten Monumentalität eingegangen werden müsste, bswp. der historisch-religiösen Formelhaftigkeit" einiger Filmstoffe, und nach Klischees und Ideologemen (z.B. Führer- und Erlöserfiguren) gefragt werden sollte. Vor 40 Jahren war das noch erlaubt, jetzt beisst man sich fast in den Zeh vor Angst, irgendwo beim Leser, beim Vatikan, der kränkelnden Liz Taylor, bei deutschen Verleihern und nicht zuletzt bei der Kinemathek "anzuecken". Die Deutsche Kinemathek hat einen enormen logistischen Aufwand betrieben, um eine authentische Präsentation der teils originalen, teils restaurierten 70-mm-Kopien zu gewährleisten. Das sehen wir ja an den Pannen, die derzeit laufen. Der logistische Aufwand war eher minimal: man hat lediglich das abgekupfert, was auf anderen Festivals oder im Internet an Vorarbeiten geleistet wurde, ersichtlich im Programm und im Katalog. Ausserdem werden teilweise drittklassige Kopien gezeigt, die eben auf Desinteresse (!) in der Kopienrecherche zurückzuführen sind. Diese Retrospektive ist, so viel kann man ihr schon im Vorfeld bescheinigen, ein Triumph, wie er noch vor wenigen Jahren unmöglich gewesen wäre. Anlässlich einer großen Cinemascope-Retrospektive 1988 hatte die Münchner Filmpublizistin Frieda Grafe noch den bedauernswerten Zustand vieler Kopien beklagt, die allenfalls eine Ahnung von der ursprünglichen Pracht der Filme vermittelten. Und sie hoffte auf eine zukünftig bessere Zusammenarbeit zwischen Festivals wie der Berlinale und den großen Studios. Jetzt haben wir einige neue Kopien, und deren Look ist bisweilen eben so, wenn nicht stärker noch verfälschter als der einer braunlich-gefadeten Altkopie. Hier schreibt jemand von SDK-PR-Texten ab, hat aber noch nicht einen einzigen Filmmeter gesehen. Der technische Aufwand dieser Restaurierungen kann gar nicht genug gewürdigt werden. Das nenne ich - mit Verlaub - Hofberichterstattung. Und leider auch Volksverdummung. Das muss missbilligt werden, weil die Verfälschungen des Originals, gerade im A/B-Vergleich, unübersehbar sind. Wer das nicht erkennt (so wie die SDK und eine gleich geschaltete Presse), sollte sich besser weitere Archivkopien oder farblich stimmige DVDs heranziehen, um aus der Selbsttäuschung langsam aufzuwachen. Zur "SDZ": Die Techniker sind die Stars dieser Retrospektive, die Filmemacher müssen, sonst groß als Autoren gehandelt, zurücktreten. Die fähigen Filmformatingenieure, Experten und Tontechnischer - aber auch die anerkannten Kinotechniker im Inland, wurden gar nicht erst eingeladen. Welcher der Referenten hatte denn über mehrere Jahre mit diesem Medium zu tun? "Bei 70mm haben wir es im Allgemeinen mit Filmen zu tun", erklärt Rainer Rother von der Kinemathek, "die als Blockbuster konzipiert waren. Ein Filmhistoriker sollte wissen, dass der Blockbuster-Begriff eine Beschreibung der durch die Erfolge von JAWS und STAR WARS umgekrempelten Filmökonomie ist erst ab Mitte der 1970er Jahre ist. Die Versuchung zum Spektakel ist groß, aber schnell haben die Filmemacher erkannt, dass auch die Meditation in diesem Format ihre großen Momente haben kann. Bertolucci hat für seinen "Little Buddha" alles aus der Gegenwart auf 35mm, die Gautama-Szenen auf 70mm gedreht - die Totale verführt tatsächlich zur Introspektion, zum Promenieren innerhalb des Bildes, und so zieht es den Superfilm in den Stillstand. LITTLE BUDDA hatte kaum introspektive Einblicke verschaffen können, da man mit Vorliebe an mythologisierenden Bilderbuch-Legenden festhielt. Ein Film wie VERTIGO aber betreibt durchaus solche Imaginations-Strategien. Ach, und der Katalog "Bigger than Life": selbst für Neulinge, hörte ich, sinke die Spannung rasch ab. Für Fortgeschrittene anzumerken: kein Vorwurf, wenn man abschreibt und auch vermürzt, aber: nicht ein einziger neuer Gedanke, nicht ein einziges neues Rechercheergebnis in dieser Abhandlung. Ausgenommen ein gutes Dutzend russischer Production-Stills. Leider leider die Druckqualität, die Bild teilweise duster abgesoffen (in meiner Ausgabe) und die Konversion von Farbe zum Schwarzweisss-Druck nicht gut. Bisweilen stimmen wieder einmal nicht die Seitenverhältnisse der Szenenausschnitte, die irgendwie wahllos zusammengewürfelt zu sein scheinen. Der Glossar ist weniger fehlerhaft als 1993, aber deutlich kürzer und reine Wiederholung. Fragen zur Ästhethik, Wirkung von Technik, Politik, Zeitgeschichte, Roadshow/Kopierwerks-/Kino-Praxis werden nirgendwo aufgeworfen. Hier zählt nur der Mythos und das "schicke" Star-Vehikel: wer neben der Technicolor-Kamera des Berliner Museums für Film und Fernsehen/Deutsche Kinemathek ein Poster der Dietrich gesehen hat Idie man dort eher für ihre schwarzweissen Sternberg-Filme bewundert), der weiss, wie spekulativ dieses Haus mit Produktionsgeschichte umgeht. Beispiel für diese Rero: Eine Super Panavision 70-Kamera wird nicht erklärt oder bwertet, sondern wie ein Textil ausgestellt: hinter dem Sucher eine Anthony Quinn und vor der Linse ein David Lean. Was "lustig" wirkt, aber gar nichts zur Anwendung des Verfahren in diesem Film erläutert. Dann könnte man wieder seitenlang Format-Corrections nachtragen und würde vor 2012 nicht fertig:
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Das reale Problem wäre, wenn, wie angekündigt, die 70mm-Zubehörs nach der Reihe zurückgingen. Damit sinken Möglichkeiten weiterer Events in diesem Hause. Mir erschien interessanter, langfristigere Werte, Ziele und Bewertungsergebnisse zu verteidigen als einen im Grunde völlig überflüssigen Umbau, der jetzt getätigt wurde. Schließlich zahlen wir alle für solche Maßnahmen. Gleichzeitig ist der Anblick des BWR nun so geworden, wie nicht einmal ich es erwartet hätte. Ein Bildwerferrraum ist m.E. die Herzmaschine eines Filmtheaters, und dieser BWR war liebevoll und perfekt eingerichtet - aber der jetzige Zustand hält doch nicht einmal drei Jahre, könnte man wetten. Sowas hab' ich nun schon tausendmal erlebt, dass man darüber ganze Bibliotheken füllen könnte. Jedes Mal wurde es nur schlechter, provisorischer und fragiler.
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Die Entscheidung der Festspiele für einen Austausch der Anlage im "Kino International" ist, wie ausführlichst von Fachleuten, Filmvorführern, Mechanikern, Ingenieuren und Archivaren in diesem Thread dargelegt wurde, vollkommen überflüssig, unrichtig und eher riskant. Sämtliche Mitarbeiter des bestehenden Hauses sind auf der alten Anlage perfekt eingeübt gewesen, - auch war diese Anlage vollauf intakt, angeschlossen und ausserdem sehr filmschonend. Diese Geräte sind mir eben so seit Jahrzehnten bekannt wie die jetzt an ihrer Stelle eingebauten DP-70-Bildwerfer aus dem City im Europacenter (Royal-Palast Kinocenter bis 2004, mit denen ich gearbeitet hatte und sie auch am Schliessungstag 2004 noch einmal im Lauf erlebt hatte). Insofern verstehe ich nicht, warum immer wieder neue Einschätzungen hier vorgestellt werden, die zwar durchaus richtig (!) auf den eigenen Einzugsbereich determiniert sind, aber nicht konkret mit den Festspielen, der Retrospektive, den dort gezeigten Kopien, den dort tätigen Vorführern, den dort vormals installierten Anlagen und der jetzt zu erwarteten Güte konform gehen. In meinen Augen ein eindeutiger Sachverhalt. Aber gerne kann noch Seiten weiterdiskutiert werden, zumal die DP-70 um jeden Preis verteidigt werden soll. Ich finde sie auch toll und zuverlässig, aber bitte dann in gutem Zustand. Und dieser Zustand war nicht gut. Weiss nicht, was man im westberliner Royal-Palast gesagt hätte, wenn zu Betriebszeiten plötzlich die IFB gefordert hätten, dort DP-70 auszubauen und gegen Pyrcon UP 700 zu ersetzen. Umgekehrt - auf das "Kino International" bezogen - funktioniert's aber sang- und klanglos. Auch ist nochmals daran zu erinnern, dass die 70mm-Teile zzgl. Ton-Verstärker für den DP-70 externe Leihgaben sind und nach den Festspielen an die Leihgeber zurückgehen. Spätestens dieser Zustand beweist dann: ein historischer und technischer Rückschritt für diese Spielstätte, für die es keine Entschuldigung gäbe. :wink:
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Ich nehm' die BEN-HUR-Karte für Bedürftige aus unserem Umkreis, falls kein dringender Bedarf hier vorliegt (diejenigen mögen @marvinmetzner also zuerst kontaktieren). Bei LORD JIM zeichnet sich momentan ab, daß sich die meisten Forumskollegen einfinden. In der Pause oder nach dem Film werden sich die Teilnehmer gewiss erkennen, weil sie evtl. noch etwas länger in Gespräche vertieft sind. Trotzdem kann niemand ausschliessen, dass die Kinematheksleitung in letzter Sekunde noch die authentische BEN-HUR-Kopie heranholt, denn in der vorliegenden Version ist dieser Film unter dem Motto "Bigger than Life" nicht repräsentativ. Ich fürchte aber die Ausflucht, die osloer Kopie sei - plötzlich und überraschend - nicht mehr einsatzfähig oder gut genug. Am Freitag, 6.2.09, gibt es dann das interessante Symposium mit Schawn Belston, der die Fox-Neukopierungen darstellen wird. Heikel allemal: bis zur Anlieferung der TNT-Kopien aus USA hat kaum jemand (selbst die Kinematheksverantwortlichen) diese Versionen gesehen. Allenfalls einige Festivalbesucher und Veranstalter, die sich in diesem Forum austauschen, kennen sie. Ich erwarte daher folgende Aussagen: a) PATTON wurde in Zusammenarbeit mit dem Kameramann restauriert b) THOSE MAGNIFICENT MEN IN THEIR FLYING MACHINES wurde in Kooperation mit dem Regisseur neu kopiert c) Heutige Technologien, Kopierwerksausstattungen und Materialien führen zu den Ergebnissen der zu besichtigenden Restaurierungen/Neukopierungen d) Magnettonbespurungen sind nicht mehr möglich Obwohl am Dienstag, dem 10.2.2009, bis 20.00 kein einziger Retro-Film auf dem Programmkalender steht, sondern erst ab 20.00 Uhr mit CLEOPATRA begonnen wird, hat man den "festlichen Empfang" der Deutschen Kinemathek genau während dieser Vorführung anberaumt. Obwohl CLEOPATRA aufgrund seiner Farbfotografie und seiner innovativen Kopierwerkstechnik (A/B-Kopierung mit Zero-Close-Schnitt auf Bell & Howell Modell C-Printer) von größter Bedeutung für den Look des 70mm-Oeuvres ist, scheint man darauf mit Augenzwinkern verzichten zu können. So werden sich bei den bukolischen Empfängen des Filmhauses in Berlin genau die Mitmenschen einfinden, die alles mögliche gerne mit anderen zusammen tun; und bei CLEOPATRA sehen sich wohl die wenigen wieder einmal nur, die sich für den Look und die Restaurierungsfragen des Films (oder auch für den Film aus inhaltlichen Gründen) interessieren. Bin sehr gespannt, wer (ausser mir) diese Empfangseinladung der Direktoren ("Bigger than Life") zurückzuweisen sich traut und sich zur CLEOPATRA begibt. :D
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Mit wem die Dame von der BM wohl Kontakt hatte..... Eigentlich stammt die Dame von epd FILM. Dort hegt man grosse Bewunderung für die Direktoren. So das Interview mit Hans-Helmut Prinzler: Eine zweite Linie, die wir entwickelt haben, begann 1980 mit dem Thema „3-D-Film“, eine legendäre Retro im Kino „Astor“, das es heute gar nicht mehr gibt, mit 3-D-Filmen unterschiedlicher Systeme. Diese technische Linie haben wir 1985 fortgesetzt mit der Retro „Farbe im Film“, zusammengestellt von Gerd Koshofer und Frieda Grafe, und mit „CinemaScope“. Den Traum, eine 70-Millimeter-Retrospektive zu veranstalten, konnten wir leider nicht realisieren. (Aus: http://www.epd-film.de/33178_39434.php ) Erstaunlich: kein Journalist traut sich mehr das konsequente Nachfragen zu (ausser Friedmann, der dafür auch abgestraft wird). Da hat das Zittty Recht! Allerdings ist nicht New Hollywood und die Nouvelle Vague das Problem, sondern das, was danach kam, allen voran das Popularkino von Spielberg & Co. zwischen 1972 und 2002... Demgemäss würde ich sagen: Die Nouvelle Vague, die 1959 bereits begann, störte gar keine Monumentalfilmproduktion und umgekehrt. Zwei wunderbar voneinander unabhängige Welten für sich. Als Lucas/Spielberg den Blockbuster schufen, war nicht nur die Nouvelle Vague auf dem europäischen Markt, sondern auch das (gerade in USA aufblühende) politische Kino über Nacht plattgewalzt worden die Güte der 70mm-Verleihkopie auf den tiefsten Stand ihrer Geschichte gebracht worden. Die Folgen für die modernen Erwartungen an einen Kinobesuch (und die Marginalisierung der Bildtableaus) sind weitaus folgenreicher gewesen als die ab 1992 begonnende Digitalisierung, die allenfalls wie eine ästhetische Fußnote des Spielberg/Lucas-Kinos wirkt. Dies jedenfalls nahm Mühl-Benninghaus vor noch ein paar Jahren an. Daß über solche Probleme des Kinowandels auf der Berlinale offen diskutiert wird, halte ich für ausgeschlossen.:wink:
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Ich war dort erst im Dezember zu Besuch und erinnere mich an Annoncen für Kooperationen mit der benachbarten Schiller-Universität. Leider konnte ich nur das kleinste Kino besuchen, das keine adäquate-Scope-Bildwiedergabe zuließ. Den ganz grossen Saal mochte ich nicht sehen, weil QUANTUM TROST dort lief. War ein Fehler... Vielleicht kommen Ideen vom Medieninstitut der Universität? Einfach die dortigen Filmdozenten einmal anschreiben, die vom Gefühl her viel für alte Spielstätten übrig haben!
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Sicher gut gemeint gewesen. Trifft heutige Gefühle. Es heisst ja auch nicht mehr "Ich liebe Dich", sondern: "Ich digitalisiere Dich!". Aktuelle Presseberichte IFB 2009 - 70mm-Retrospektive: http://www.morgenpost.de/printarchiv/ku...breit.html "TNT Express transportiert die wertvollen und in vielen Fällen jüngst aufwendig restaurierten Kopien von den Vereinigten Staaten nach Berlin und wieder zurück. Die schwerste Sendung hat übrigens ein Gewicht von 1.100 Kilogramm. Es handelt sich zwar nur um fünf Filme - die verteilen sich im 70-mm-Format allerdings auf insgesamt 65 Rollen." (Aus: http://www.blogspan.net/presse/tnt-expr...ung/27027/ ) http://www.radiolounge.eu/movielounge/b...than-life/ (angebliches Ende eines Hamburger Versuchs). http://www.dw-world.de/dw/article/0,,38...l-1119-rdf (Interview mit Dr. Reiner Rother, Direktor der Deutschen Kinemathek) http://www.zitty.de/kultur-berlinale/34107/ (von Hans Joachim Neumann, Zitat: "Riesige Panoramen allein machen noch keinen Film aus. Innenaufnahmen und Dialogpassagen jedoch unterforderten das 70mm-Format. Drei Stunden lang muss man sich in „Ben Hur“ von William Wyler durch das Gewimmel der Sandalenträger kämpfen, bis mit dem Wagenrennen der einzige Teil des Films folgt, der dem Großformat wirklich gerecht wird. Im Gegensatz zu „Ryan's Daughter“, wieder von David Lean, der nicht viel mehr war als eine sinnlos aufgeblasene kammerspielartige Lovestory.") http://www.epd-film.de/themen_60467.php ("Gross muss er sein - und scharf") http://www.club-andymon.net/wordpress/w...uhrung.pdf (Sonderveranstaltung im Delphi-Filmpalast am Zoo mit "Hauptmann Florian von der Mühle" - die gut nachwirkte und eine riesige Anzahl an Zeitzeugen versammelte)