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Empfohlene BeitrÀge

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,

 

ich habe eine Leicina 8S "geerbt" und sie hat mich als ehemaliger 70er Jahre S8 Filmer (Revue S8 deLuxe vom Konfirmationsgeld und spĂ€ter NIZO) gleich in den Bann gezogen und mein Herz höher schlagen lassen. Das Teil hat eher etwas von einem PrĂ€zisionsmessgerĂ€t aus dieser Zeit. Es ist gar nicht so leicht etwas mehr HintergrĂŒnde ĂŒber diese Kamera im Netz zu finden. Klar technische Angaben sind kein Problem, aber eine kurze Bemerkung im Netz, das diese Leica in den 60er Jahren sehr verbreitet war, lĂ€sst mich stutzen. Ein Verkaufspreis von ĂŒber 600 DM war damals doch kaum vom Otto NormalbĂŒrger zu wuppen.

 

Kurzum, ich suche Links oder Literaturtitel ĂŒber (soziale) HintergrĂŒnde der Schmalfilmer (D8/N8/S8) in den frĂŒhen 50er+60er Jahren, die 70er habe ich selber aktiv gestaltet und hatte ab 1974 sogar ein eigenes Garagenkino wo meine "Trick"Filme fĂŒr 50 Pfennig Eintritt stolz vorgefĂŒhrt wurden, das "Haus" war immer ausverkauft ;-)

 

Also, wie war das damals? Wer filmte und warum? Was wurde gefilmt, nur der Jahresurlaub? War Schmalfilm wirklich etwas fĂŒr die breite Masse in den 50/60er Jahren? Ich habe keine Ahnung was das fĂŒr ein "GefĂŒhl" in dieser Zeit war.......

 

01.jpg

 

Bild aus ca.1974, beim Dreh des nÀchsten Blockbusters....

Bearbeitet von ruessel (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Oh, das ist mal ein inetressantes Thema.

Ich denke, JĂŒrgen mĂŒsste dazu eine ganze Menge wissen, nicht wegen seines Alters, sondern wegen seiner Recherchen :)

 

Ich schĂ€tze es mal so ein: Amateur- bzw. Schmalfilmerei war ein Hobby der etwas besser betuchten, denn damals war Film (kaufkraftbereinigt) so teuer oder gar noch teurer als heute. Gefilmt wurde wohl meist auf Reisen, Geburtstagen, Feiern oder AusflĂŒgen -- und eben die Kinder -- das Familienleben durch "draufhalten" dokumentierend. Einige blieben ein paar Jahre dabei, viele haben auch nach ein paar wenigen Rollen aufgehört, weil zu teuer oder einfach eingestaubt (wie heute oft auch die Videokameras).

 

Vermutlich funktionierte auch damals schon die Suggestion, dass eine Spitzenkamera Garant fĂŒr viel bessere Filme ist, und daher kauften sich die noch besser betuchten dann eben auch mal eine Leicina oder andere Edelkameras. Wieder andere, die lĂ€nger dabeiblieben, sind evtl. auch von einer Simpelkamera auf etwas mĂ€chtigeres umgestiegen...

 

Eine Zeitmaschine mĂŒsste man haben. Dein Foto da oben ist aber schon ziemlich nah dran :)

Geschrieben

Hallo,

der Ausbilder der Lehrlinge (Chemielaborant) meiner Firma sagte mal zu mir..."ich muß immer lachen wenn die von "frĂŒher" reden, das ist fĂŒr mich so als wĂ€re es gestern gewesen".

Geht mir genauso vor allem beim Thema Schmalfilm und wenn man mit Leuten zu tun hat die nur Video kennen....

Leute was glaubt ihr wie das war. Ulm wurde 1945 grĂŒndlich zerstört weil Garnisonsstadt. Ich ging dort in Ruinen zur Schule. Meinen Liesegang Fatax 7-300 fĂŒr meine Mittelformatdias kaufte ich bei einem HĂ€ndler der in einer Baracke sein GeschĂ€ft betrieb. Die Altstadt von Stuttgart sah in den 60-er Ă€hnlich aus und die Altstadtsanierung kam viel spĂ€ter. Die Leute waren mit sich selber beschĂ€ftigt und manchmal mit Hausbau. Da wurde nicht viel gereist. Meine erste Schmalfilmkamera war die Eumig Servomatic (1959), 1963 kaufte ich die Pentaka 8B mit dazugehörigem Projektor und stieg dann 1967 auf Super-8 um (Bauer C2). Wer ĂŒber die Industrie und diese HintergrĂŒnde was wissen will findet das im Ostermann. Die Leicina kam (fĂŒr Leitz/Leica) relativ spĂ€t.

Man darf in dem speziellen Zusammenhang nicht vergessen daß im und vorm Krieg auch gefilmt wurde. Reinhard Heidrich ist auf einem Privatfoto mit der 8mm Kamera abgebildet. Wem die ErwĂ€hnung dieses Namens sauer aufstĂ¶ĂŸt, da wĂ€re der Hamburger Feuerwehrmann der Hamburg nach der Zerstörung 1943 filmte - ich glaube auf Agfacolor. In manchem Haushalt war halt die Filmkamera schon da.

Aaton

  • Like 1
Geschrieben
Ich schÀtze es mal so ein: Amateur- bzw. Schmalfilmerei war ein Hobby der etwas besser betuchten, denn damals war Film (kaufkraftbereinigt) so teuer oder gar noch teurer als heute.

Ja, fĂŒr mich als SchĂŒler war Foto Quelle mit seinen Preisen erst Super8 möglich.

 

Dein Foto da oben ist aber schon ziemlich nah dran

 

Ich noch eines von mir gefunden, Filmschnitt in meinem kleinen Dachbodenstudio/Kino.... ca. 1976 - Ja, die Haare trug man damals so....

 

02.jpg

Geschrieben

Ich erinnere mich noch gut an dem Moment, als ich nach zwei Stunden Strassenbahnfahrt vom Taschengeld erleichtert wieder eine Kodak 25 Filmschachtel in meinen Fingern hielt. Beim öffnen des Kodak Verschlussbeutels kam so ein spezieller Geruch....... kreativitÀt pur!

 

Wer ĂŒber die Industrie und diese HintergrĂŒnde was wissen will findet das im Ostermann.

 

Danke.... ich werde mal suchen gehen. Zur Zeit lese ich: "Gert Koshofer erzÀhlt: Die Agfacolor Story"

Geschrieben

Wem die ErwĂ€hnung dieses Namens sauer aufstĂ¶ĂŸt, da wĂ€re der Hamburger Feuerwehrmann der Hamburg nach der Zerstörung 1943 filmte - ich glaube auf Agfacolor. In manchem Haushalt war halt die Filmkamera schon da.

 

War vor allem *WÄHREND*, aber auch noch etwas am nĂ€chsten Morgen (schwarze Leichen, TrĂŒmmer...). Und ich denke, bei einer der SPIEGEL-TV-Nazi-Farbfilm-Dokus wurden die Aufnahmen von der Sprecherin als: "Kodak-Farbfilm-Material" deklariert. Auch Eva Braun hat bis '42/'43 auf Kodachrome gedreht, zuletzt durch Import der beschlagnahmten BestĂ€nde aus den besetzten LĂ€ndern, bis auch sie auf Agfa umsteigen mußte.

Geschrieben

Mal in die Neuzeit geschaut:

 

Ich bin doch erstaunt was so eine gute "Vintage" S8 Optik an echter Auflösung noch heute bringt.

 

oly001.jpg

 

 

Mein TestgerÀt mit 50 Jahre alter S8 Optik.

http://www.fxsupport.de/test/oly.jpg

 

Ergebnis 1:1 zurechtgeschnitten:

http://www.fxsupport.de/test/oly002.jpg

 

Hartes Gegenlicht bei F8

http://www.fxsupport.de/test/oly004.jpg

 

Fazit: "HD" war frĂŒher nun wirklich kein echtes Problem.... eher ist wohl das Filmmaterial der stark begrenzende Faktor.

 

Mal schauen ob ich noch andere N/S8 Teile adaptieren kann. Leider ist das Objektiv der Leicina 8S wohl nur ein Telekonverter der gesteckt wird.....schade, hÀtte mich neugierig gemacht was dort so optisch heraus kommt.

Geschrieben

Obwohl der Ärger erst ab der Mitte der 80er begann. Ab dort wurden die berĂŒhmten Elkos eingebaut, die nach ca.10 Jahren restlos ausgetrocknet waren. Ein Bekannter von mir besitzt ein kleines "Video Kameramuseum", angeblich ist alles ab ca. BJ 85 nur noch Schrott und funktioniert bei Spannungsanlegung nicht mehr, dafĂŒr schaut er noch Bildplatten ohne Probleme, oder S8 mit Titeln wie: Die Lady aus dem Weltraum :mrgreen:

 

7861-die_lady_aus_dem_weltraum__die_ent_.jpg

Geschrieben

Fazit: "HD" war frĂŒher nun wirklich kein echtes Problem.... eher ist wohl das Filmmaterial der stark begrenzende Faktor.

 

Oder eben der Chip, der als primÀres Aufnahmemedium im Vergleich zu Film nur Matsch macht.

Geschrieben
Oder eben der Chip, der als primÀres Aufnahmemedium im Vergleich zu Film nur Matsch macht.

 

Das kommt halt auf die QualitÀt der Abstimmung an. Ich verdiene mit "Video in 24P" mein Geld, die benutzten Kameras in der 6000-8000 Euro Klasse produziert eigentlich keinen Matsch, eher einen völlig anderen "elektronischen" Look. Da ich mich aber auch intensiv mit Abstimmungen von Kameraprofilen beschÀftige, konnte ich diesen Look weiter reduzieren als es der Hersteller der Produkten vorsah.

Aber Film hat noch etwas anderes an sich, was leicht magisches, nicht in die Welt der Elektronik umzusetzen. Trotzdem machen wir uns nix vor, die Tage von gestanzten Streifen im Kino sind gezÀhlt, eine neue Zeit ist angebrochen - auch mit anderen Möglichkeiten.

Aus eigenen Interesse habe ich in den letzten Tagen aus verschiedenen Epochen Schmalfilmmaterial eingekauft, der Ă€lteste Film auf einer uralten kleinsten Spule (USA vor 1948, siehe Foto) mit ca. 12 feet LĂ€nge. Diese Filme wollte ich mal Bildtechnisch fĂŒr mich Hochauflösend analysieren, vielleicht lĂ€sst sich der "Bildmagie" ein wenig nĂ€her kommen bzw. auf andere GerĂ€te ansatzweise umsetzen.

 

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Geschrieben

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Im Gegenwert einer kleinen Runde Bier, habe ich mir diesen schnuckeligen und gepflegten Betrachter ersteigert: Minori Editor P II von Rokuwa Co. LTD 1959.

Ich hatte nix im Haus um N8 Filme abspielen zu können. Ob man die 10Watt Lampe gegen etwas helleres aus LED austauschen kann?

Geschrieben
Wittner hat eine Halogenlampe im Ba15s Sockel. Die ist signifikant heller.

 

danke fĂŒr den Hinweis, hatte ich heute morgen auch schon gesehen, die gibt es im KFZ Handel. Dort habe ich auch diese gefunden:

 

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Ist nur die Frage wie die Lampenfassung im Minori angebracht ist. Ich muss erst abwarten bis mein Schneidekoffer angekommen ist.

  • 6 Jahre spĂ€ter...
Geschrieben

Die Leicina 8 S kann man als Wendepunkt in der Entwicklung der Filmkamera ansehen. Unter den GerĂ€ten fĂŒr 8-mm-Film setzte sie die Zeichen Ende des Objektiverevolvers, Reflexsucher, Blendevollautomatik, Elektromotor. Ein Dreivierteljahr nach Erscheinen der LEICINA kam Kodachrome II auf den Markt. Dieser Film, meiner Meinung nach der schönste aller Kodachrome, leistete etwa die doppelte Auflösung des Ă€lteren Materials bei um einiges feinerer Körnung. Die 1960er Jahre waren das Jahrzehnt des Schmalfilms, in mancher Hinsicht besonders des 8-mm-Films, und wenn man genau hinschaut, sogar des Berufsfilms, wenn auch mit dem traurigen Einschlag des allmĂ€hlichen Verschwindens des Kohlebogenlichts im Kino. Das originale CinemaScope wurde zusammengestutzt. Techniscope kam auf. Dann Super-8, farbiges Fernsehen, Mondlandung, IMAX

 

In den sechzigern fand die Vermassung des Amateurfilms statt. Was es heute vergleichbar nicht mehr gibt: Man konnte zum Beispiel auf der Urlaubsreise in Italien eine Bencini-8-mm-Kamera kaufen, etwas spĂ€ter eine Muplex 8, die noch weniger kostete. Ich glaube, die gab’s in Spielwarenhandlungen, wenn nicht gar an Kiosken.

 

Was wurde aufgenommen? Ich habe viele Amateurfilme gesehen, Bilder vom Atomium zu BrĂŒssel, vom zugefrorenen ZĂŒrichsee 1963, von der Landesausstellung 1964 in Lausanne, von SpaziergĂ€ngen, von Tulpen in Amsterdam, vom Petersplatz zu Rom, endlos, bunt, ohne Stativ. Der Hund, die Kinder auf der Skipiste, das aufblasbare Planschbecken, Opa und Oma mit der Kuchengabel in der Hand. Die mehr Geld hatten, filmten in Miami oder Nairobi. Hunderttausende Kilometer Gelochtes, darin manchmal eine Geburtstagsfete Pubertierender im Keller oder wie in meinem Fall Szenen aus der Schule, sei es von einer Klassenfahrt durchs Elsaß, sei es vom Lager in den Bergen, genauer gesagt hauptsĂ€chlich von Catherine, in die ich damals rettungslos verknallt war. Das war zwar in den siebzigern. Heute geht das alles noch intensiver und hinterlistiger, weil das GerĂ€t still ist.

 

Nur wenige bĂŒndelten ihren Willen, um Bilder und Töne zu einem geschlossenen Ganzen zu formen. Die Gesellschaft war, zumindest bei uns, bis 1968 wirklich noch die alte. Wer Beatles-Platten oder gar Jimi Hendrix hörte, war ein verlaustes asoziales Element. DafĂŒr fuhren die SBB auf die Sekunde genau ab und man kam ebenso pĂŒnktlich an, man konnte am Postwagen, der immer an der Lokomotive angehĂ€ngt war, bis zur buchstĂ€blichen Abfahrt einen Brief einwerfen und das Besteck in den Cafeterien war sauber. Was gab es denn zu filmen, wenn Film Bewegung, VerĂ€nderung darstellt? Schmalfilm in der Schweiz war weitestgehend Nachahmung dessen, was auf der großen Bildwand ablief. Man filmte nicht nur, aber auch um zu zeigen, daß man dazu gehört, arriviert ist, Geld hat. Pfarrer N., der Patenonkel meines Bruders, spielte uns jedes Mal, wenn wir einen Besuch machten, seinen jĂŒngsten 8-mm-Film vor, zuverlĂ€ssig satte 180 Meter Ungeschnittenes. Seitdem weiß ich, daß Seelsorger die schlimmsten SeelenquĂ€ler sind, auch die protestantischen.

 

Geschrieben

Ich habe noch Filme aus den 60er Jahren,  die mein Vater zu Weihnachten aufgenommen hat, auf Kodachrome, aber nicht mit der Leicina. Die war unbezahlbar.  Aber die Filme sind heute noch gut zu projizieren, die Farben sind immer noch beeindruckend gut. Da werden viele Erinnerungen wach, die Oma und selbst die Uroma waren noch da, und erst meine elektrische Eisenbahn! In den letzten Jahren war es immer ein besonderes Ereignis, am Heiligabend mal 50-60 Jahre zurĂŒckzublicken - ĂŒbrigens mit einem Cinevid, den ich mal gĂŒnstig in der Bucht ersteigern konnte.Toller Projektor.

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