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Triazetat und Polyester oder Triazetat und Nitro kleben?


dr.morgenrot

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Liebes Forum,

 

in meinem Fundus befindet sich ein einzelner sehr alter 35mm-Akt eines unbekannten Films auf Triazetat, sehr wahrscheinlich eine Kopie älteren Materials von vor 1945, wie sich durch Sujet, Photographie und Kostüme vermuten läßt. Leider hat der Akt, der ansonsten fast vollständig zu sein scheint, keinen Vorspann, er beginnt einfach mit einem durchgeschnittenen Bild wohl am Anfang einer Szene.

 

Jetzt möchte ich den Akt (neben anderen restauratorischen Maßnahmen) gerne mit einem Vorspann versehen, um ihn für eine etwaige Vorführung bereit zu machen. Aber Vorspannmaterial auf Triazetat scheint mir recht rar zu sein. Meine Frage: Wäre es statthaft, an einem solchen Triazetat-Akt einen Polyester-Vorspann mittels Trockenklebepresse anzubringen? (Statthaft sowohl im konservatorischen Sinn wie auch in Bezug auf fachgerechte Vorführung.)

 

Und im Zusammenhang mit diesem Akt stellt sich mir noch eine zweite Frage. Da waren noch mehrere lose kurze Fetzen von Resten mutmaßlicher Start- und Endbänder dabei, und bei einem davon befand sich zwischen zwei Abschnitten aus Schwarzfilm, der sich eindeutig als Triazetat identifiziert, ein etwa halbmeterlanger Abschnitt mit dem Titel „Ende der 5. Rolle“ (siehe angehangenes Foto) ohne solche Identifizierung. Man müßte also erstmal davon ausgehen, daß das Nitro ist. Oder?

 

Daher die zweite Frage: War es ohne weiteres möglich, Triazetat und Nitro miteinander naß zu kleben? Die Klebestellen selber in dem fraglichen Fetzen sehen ungeachtet ihres hohen Alters sehr gut aus.

 

Liebe Grüße

 

Siegfried

ende_5_rolle.jpg

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Nitro gehört in Fachhände, bitte keinesfalls in Privatsammlungen!

Daher weg mit dem Zeug, umgehend. Wir hatten hier im Forum schon einen Brand da der Sammler zur Sorte "unbelehrbar" gehörte.

 

Ich habe an alle meiner Rollen Allongen aus Polyester geklebt, die Frage nach "statthaft" oder nicht stellt sich doch nicht :)

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Sicherheitsfilm und Nitrofilm dürfen nicht vermischt werden, also keinesfalls zusammenkleben.

Nitrofilm muß deutlich gekennzeichnet sein, schon außen auf der Dose. Getrennt von brennbarem

Material lagern

 

Chris hat Recht, Nitrofilm gehört ins Archiv. Einfassen möglichst mit weißem Zugfilm, der deutlich mit NITRO beschriftet ist

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Danke für eure Antworten!

 

@TK-Chris: Gut, was die Allongen angeht, war das die Antwort, die ich gerne hören wollte :14_relaxed: Zum Thema Nitro: Daß damit nicht zu spaßen ist, weiß ich natürlich, ich kenne ja auch jenes berüchtigte Video von der Feuerwehr Laxenburg/NÖ. Aber der eigentliche Akt, um den es mir geht, ist auf jeden Fall Triazetat. Ich denke, die Markierungen alle vier Perforationslöcher sagen das mit hinreichender Sicherheit aus:

 

2018-02-11_einzelbilder_unbekanntes_fragment.jpg

 

Um ganz sicher zu gehen, habe ich außerdem ein Schnipselchen des Aktes durch eine Kollegin an dem Forschungsinstitut, für das ich tätig bin, mittels Resonanzspektrographie untersuchen lassen, mit dem eindeutigen Ergebnis Triazetat.

 

Dann trotzdem plötzlich so ein Stück mutmaßlichen Nitrofilms in den Händen zu halten, ist natürlich schon kurios. Aber es ist wirklich nur ein etwa halbmeterlanges Stück, und natürlich werde ich für eine sichere Verwahrung Sorge tragen.

 

@Filmtechniker: Danke auch für Deine Anregungen! Du sagst, die beiden Materialien dürfen nicht miteinander verklebt werden. Meinst Du aus chemischen (das heißt für mich konservatorischen) oder aus Sicherheitsgründen? An dem Fetzen, bei dem das anscheinend gemacht wurde, sind trotz des offensichtlich hohen Alters keinerlei Spuren von Zersetzung sichtbar, und die Klebestellen sehen ebenfalls sehr gut aus.

Bearbeitet von dr.morgenrot (Änderungen anzeigen)
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Eindeutig aus Sicherheitsgründen darf Nitratfilm nicht mit Sicherheitsfilm gekoppelt werden, da ansonsten der Eindruck erweckt wird, es handele sich bei der gesamten Kopie durchweg um Sicherheitsfilm.  Für den Fall, dass wer anders irgendwann die Kopie in der Hand hat und die Prüfung auf Sicherheitsfilm an der falschen Stelle vornimmt, dann wäre das für ihn ein unschönes Erwachen.

 

Polyester ist Sicherheitsfilm, das kann man gut vor den eigentlichen Akt aus Acetat kleben, da gibt es keine sachlichen Gründe, die dagegensprechen außer einen, der sich aber generell gegen Polyesterfilm als Start- und Endband richtet, für den Fall, dass sich zu Beginn oder Ende der Vorstellung bei Tellerbetrieb der Film festzieht.  Acetat reißt dann durch und Feierabend, Polyester zieht sich in die Länge.  Polyesterschalter sind nur unter der Bedingung  zuverlässig, dass sie exakt eingestellt sind (und dies nach jedem Auslösen nachgeprüft wird).

 

Ansonsten unterliegt Nitratfilm dem selben Zersetzungsmechanismus, wie Acetat, außer dass Acetatfilm nicht so mir nichts dir nichts anfangen kann, zu brennen, inwiefern beide Filmsorten zusammen gelagert ihre jeweilige Eigenzersetzung eventuell sogar durch Kontakt beschleunigen, weiß ich ad hoc nicht, aber vorstellbar wäre es.

 

Falls du nur einen halben Meter Film hast:  Bei Windstille in einen großen Garten gehen, auf das Gras legen, Kaminstreichholz drangehalten und mal sich kurz gefreut.

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Ja, natürlich der Sicherheit wegen.

 

Bei der abgebildeten Kopie sehe ich keine Markierungen alle vier Perforationslöcher. Was du meinst, Morgenrot, stammt vom Schrittkopiergerät. Materialkennzeichnungen befänden sich auf dem Perforationssteg oder auf dem Filmrand in Form von Strichlein. Hier sehen wir das Abbild des Bildfensters.

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Was die eingangs genannte Frage angeht, mit Universalfilmkitt können Nitrat und Acetatfilme sicher quellverschweißt werden. Aus dieser Sicht kein Problem. Ich selber habe Polyester Startbänder beniutzt, weil diese beim Anlauf die größte Sicherheit bieten, und ein laufender Film nur noch selten reißt. Ein Start und Endband ist ein Schutzband des eigentlichen Films, und sollte in bestem Zustand sein, daher wäre mir das Material egal- Ich benutze bei klassischen Filmen schwarzweiße Normstartbänder von Atlantik Film Farb-Kopierwerk Hamburg Ohlstedt, wo ich mehrere Dosen vor Jahrzehnten bekam, auch vor Nitratrollen. Dose und Filmanfang werden ja eh noch gekennzeichnet.

 

Aus Deinem Bild vermag ich nicht auf Sicherheitsfilm zu tippen, das sind, wie Filmtechniker schon anmerkte, "Kopiermaschinenartefakte".

Auch in den 30ern und 40ern wurde Acetatfilm schon eindeutig gekennzeichnet, mit Angaben wie Nonflam oder Sicherheitsfilm als Klartext Randmarkierung zusammen mit dem Hersteller des Kopiermaterials.

Im Rechtlichen Sinne ist erst neuer Sicherheitsfilm nach 1958, dem Inkrafttreten des ehem. Sicherheitsfilmgesetzes, als zul#ssig anzusehen. Diacetat und Triacetat Filme davor gelten nicht als "anerkannte Sicherheitsfilme", durften aber mit entsprechendem Prüfvermerk des Verleihers noch efür eine Übergangszeit lang weiterbenutzt werden.

Anerkannter Sicherheitsfilm hat eine eindeutige, damals im Gesetztext geregelte Kennzeichnung, das ist das Wort Sicherheitsfilm, Safetz Film, ein S alle Perfolöcher tonspurseitig, oder eine UV fluoreszierende Einfärbung des Trägermaterials. In jedem Falle eindeutig zu ermittlen.

Unabhängig vom tatsächlich benutzten Trägermaterial, also anders oder nicht gekennzeichnete Filmmaterial gilt alles andere als unzulässig.

Wie schon geschrieben, auch vor der Einführung des Sicherheitsfilms sind nicht explosionsartig verbrennende Materialien eindeutig und gut erkennbar gekennzeichnet gewesen.

Eastman Kodak hat zudem ab Ende der 40er seine Nitroträger auch eindeutig als Nitrate Film gekennzeichnet, was manchmal verwiren kann, wenn auf dem Kopiernegativ das Wort Nitrate steht, und in der Kopiermaschine dann mit kopiert wird.

Randmarkierungen sind nach der Entwicklung immer schwarz auf transparentem Grund. Die kopierten hätten weiss auf schwarzem Grund.

 

Beispielsweise ist mein "Major von Trenck" (dt 1932) eindeutig auf dem sich unter Essiggeruch zersetzenden Kopiermaterial regelmäßig wiederholend mit "Perutz Nonflam" gekennzeichnet. Träger Diacetat. Ist trotzdem unzulässiges Material, weil nicht im Sinne des Gesetzes gekennzeichnet.

 

-St

Bearbeitet von stefan2 (Änderungen anzeigen)
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Vielen Dank an @Filmtechniker und @stefan2, daß ihr diesen gravierenden Irrtum meinerseits ausgeräumt habt. Ich hatte zwar einen Grund für meine falsche Annahme, kann diesen, bzw. die Quelle dafür, aber leider nicht mehr nachvollziehen. Ich freue mich sehr, daß hier in diesem Forum so viel Kompetenz vorhanden ist, um solche Sachen zu bereinigen!

 

@FP: Du hast recht, ich werde morgen mit dem (wohlgemerkt einzigen) verdächtigen Abschnitt eine Flammprobe draußen auf dem Acker vornehmen.

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So, nun habe ich das bereinigt. Habe also von all dem in Rede stehenden Material Flammproben durchgeführt – auch von dem eigentlichen Akt mit den Kopiermaschinen-Artefakten, der ja wie gesagt bereits per Resonanzspektroskopie untersucht worden war. Mit dem erwarteten Ergebnis: Alles außer dem „Ende der 5. Rolle“ ist Azetat, jenes aber war Nitro. Da hatte also tatsächlich jemand vor langer Zeit unbedenklich Azetat und Nitro miteinander gekoppelt, was auch meine Frage abschließend beantwortet, ob dies theoretisch möglich ist.

 

Das „Ende der 5. Rolle“ (ca. 40cm waren das) habe ich gemäß FP's Vorschlag draußen auf dem Acker abgefackelt. War gar nicht so einfach, hier in meiner Gegend eine Stelle zu finden, wo weder menschliche Behausungen, Hochspannungsleitungen, Wald oder Flughäfen in unmittelbarer Nähe sind. Ist schon kraß, wie heftig das Zeug brennt. Aber jetzt ist es weg. Alles ist gut!

 

Nun kann ich mich wohl guten Gewissens an die Reinigung und die Montage von Polyesterallongen bei jenem Akt mit den Kopiermaschinen-Artefakten machen, auch wenn dieser sozusagen kein „amtlicher“ Sicherheitsfilm ist. Nochmals vielen Dank für alle eure Hilfe und Anregungen! Ich hab schon wieder neue Fragen, aber die kommen besser in einen neuen Thread. Frohe Ostern euch allen!

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