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Ein Film der Ohnmachtsanfälle verursacht???


Der rosarote Panther

Empfohlene Beiträge

Am 29.10.2022 um 18:28 schrieb Der rosarote Panther:

Was ich jetzt schreibe gilt nur unter Vorbehalt, daher bitte nicht gleich hauen:

 

Ich habe vorhin meinen Vater gefragt. Er ist Jahrgang 1949 und ist sich daher auch nicht ganz sicher. Und vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass das Saarland ja erst zum 01. Januar 1957 der Bundesrepublik beitrat und davor unter französischer Verwaltung stand. Aber er meinte, dass es diese Altersfreigabe (21) bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich gab. Vielleicht war das bei uns im Französisch besetzten Saarland tatsächlich etwas anders geregelt. Wäre ja möglich. Leider kann ich meinen Ur-Opa nicht mehr fragen. Er war bis 1973 als Vorführer tätig und verstarb im Jahre 1982. Aber auf keinen Fall gab es eine FSK-Freigabe ab 21 mehr in den 70er-Jahren, das weiß selbst mein Vater.

 

Grüße vom Panther

 

Hier noch ein Nachtrag in Sachen FSK-Freigabe und Filmzensur im französisch besetzten Saarland bis zum 31.12.1956:

 

6) Filmzensur zur Saarstaat-Zeit

Neue Filme mussten im Saarland von einer Filmkommission begutachtet werden, bevor man sie aufführen durfte. Häufig wurden dabei anstößige oder gewalttätige Szenen herausgeschnitten. Dafür war die "Filmprüfungsstelle des Saarlandes" eingerichtet worden; sie hatte ihren Sitz in Saarbrücken, Am Staden 27. Viele Filme wurden erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben ("Charley's Tante" mit Heinz Rühmann wurde z. B. "ab 18" eingestuft!), und es sollen sogar Filme erst "ab 21" zugelassen worden sein.

Die "Zensurvorstellungen" fanden im Union-Theater (UT) statt. Ein großer Teil der Filme wurde in der deutschen Fassung geprüft. Sie hatten die Zensur der Alliierten und ab 1949 diejenige der bundesrepublikanischen FSK (freiwillige Selbstkontrolle) bereits passiert und dort eine Altersfreigabe erhalten, gegebenenfalls auch angeordnete Schnitte erlitten. Die saarländischen Zensoren sahen sich die Filme aber schwerpunktmäßig noch einmal an, allerdings durch eine noch strengere (religiöse!) Brille. Dabei achteten sie zusätzlich darauf, dass in ihnen sowohl Frankreich als auch das Saarland nur positiv dargestellt wurden.

Zum Thema Filmzensur berichten Zeitzeugen:

Im Saarland war ja eine Reihe von Filmen nur "Jugendfrei ab 18", und die Einhaltung wurde auch des Öfteren durch Polizeikontrollen nach der Wochenschau überwacht. Dieser Altersgrenze unterlag damals im Saarland auch der Film "Das Gänseblümchen wird entblättert", mit Brigitte Bardot in der Hauptrolle. Aber in Forbach, also in Frankreich, war der Film (unter dem Titel "En effeuillant la marguerite") bereits ab 16 Jahren zugänglich. Da fuhr dann so mancher Schüler mit der Straßenbahn bis zur Goldenen Bremm und nach Umsteigen weiter nach Forbach. In welchem Jahr das war? Ich denke, 1956 oder 1957. (Dietrich Arbenz)

Ich kann mich erinnern, dass eines Tages in einem Film mit der Tänzerin Marika Rökk eine vier bis fünf Minuten lange Tanzszene fehlte - obwohl sie bestimmt nicht "obszön" war. Man fragte den zuständigen Kommissar, warum er dies veranlasst habe. Er soll geantwortet haben, sie sei ihm "zu langweilig" gewesen... (Ernst Becker)

Hier folgt eine Anekdote zur Filmzensur in den 50er-Jahren, erzählt von dem Völklinger Günther Theis, (geb. 1927) [1] und aufgeschrieben von Karl Presser:

"Damals mussten wir beispielsweise Filme aus Deutschland importieren und verzollen. Und obwohl die Filme in Deutschland schon durch die Zensur gelaufen waren, wurden sie hier noch einmal zensiert, ehe sie gespielt werden durften. 1951 kam der Film "Eva und der Frauenarzt" ins Kino - eine Mischung aus Drama und Erotik. Der Film war erst ab 18 Jahren freigegeben, und die Kinobetreiber wurden angewiesen, ihn nur in getrennten Vorstellungen für Frauen und Männer zu zeigen (!).

Wir haben uns nicht daran gehalten und einfach ein Seil in der Mitte des Kinos gespannt. Links davon saßen die Damen, rechts die Herren. Doch das reichte den Sittenwächtern nicht. Als das rauskam, gab's einen Riesenärger."

[1] Anm. zu Günter Theis: Die Kinogeschichte des Saarlandes ist eng mit dem Namen der Völklinger Familie Theis verbunden. Günther Theis, in zweiter Generation Besitzer und langjähriger Betreiber mehrerer Kinos (siehe Seite Saarländische Kinos unter Völklingen), war bis 1997 der letzte Vorsitzende des bis dahin eigenständigen 'Wirtschaftsverbandes saarländischer Filmtheater'.

Quelle: www.saar-nostalgie.de

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Danke @Der rosarote Panther!!

 

Das mit der zusätzlichen "Zensur" im Saarbereich war mir neu. Deshalb besonderen Dank für die Aufklärung.

 

Für NRW kann ich nur sagen, dass in den 70ern keine "ab 21 Jahren" Freigabe für den o.g. Teufelsfilm vorlag. 

 

Aber in den 50ern lagen die Hürden eh anders. Da war auch "Das Mädchen Rosemarie" ein Skandalfilm. Ich fand Nadja Tiller bezaubernd. Auch jetzt noch ein Hingucker.

 

 

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vor 17 Stunden schrieb DC:

Danke @Der rosarote Panther!!

 

Das mit der zusätzlichen "Zensur" im Saarbereich war mir neu. Deshalb besonderen Dank für die Aufklärung.

 

Dabei hatte ich diese Webseite schon fast wieder vergessen. Doch zum Glück, hatte ich die Adresse noch in meinem PC gespeichert. Hin wieder aber, "räume" ich meinen PC aber auch mal "auf" und lösche veraltete Dateien und Daten. Dabei schaue ich auch meine ganzen Adressen durch, selbst die fürs WWW. Alle Links, die nicht mehr funktionieren, werden gelöscht bzw. durch andere ersetzt. So erst kürzlich wieder mal geschehen. Als ich bei der Saar-Nostalgie.de-Seite vorbei schaute, fiel mir wieder ein, dass dort auch eine Kino-Rubrik eingerichtet wurde. Und so habe ich mir dass alles nochmal durchgelesen und bin dabei wieder auf den entsprechenden Abschnitt gestoßen. Das war schon mit ein bisschen Glück verbunden. Ich muss aber noch dazu sagen, dass die Seite leider noch ein paar Lücken, was das Thema Film und Kino anbelangt, aufweist. Aber dafür, dass es (soweit ich weiß) ein reines Freizeitprojekt von ein paar Nostalgikern und Geschichtsinteressierten ist, ist es sehr gut gemacht und hat auch mir schon ein paar Sachen erörtert, die ich bis Dato noch nicht kannte.

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