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Geometrische Betrachtung


Film-Mechaniker

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»Je älter der Star, desto länger die Brennweite« ist ein alter Leitspruch unter Kameraleuten. Es hat sich in der Fotografie des 19. Jahrhunderts gezeigt und im Kino bewahrheitet, daß das Teleobjektiv faltenglättende Wirkung hat. Wenn du also eine Mittvierzigerin als Zwanzigjährige verkaufen sollst, dann setz' dreifache Normalbrennweite auf.

 

Wie ist es denn mit dem „Werkstoff“ Brennweite bei der Projektion? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Bild, sagen wir drei auf vier Meter groß, ein Mal über 40 Meter mit 210 mm entworfen, ein Mal über 20 Meter mit 105 mm?

 

Grundsätzlich braucht die Kinokopie keinen Faltenglätter. Im Gegenteil, genügend Schärfentiefe ist nicht schlecht, so lange der Film nicht zwischen Gläsern gefaßt werden kann. Vorteil kürzerer Brennweite. Doch der eigentliche Angelpunkt ist die Verknüpfung der abbildenden mit der beleuchtenden Optik. Welche Brennweite hat der Hohlspiegel? Die Antwort auf diese Frage ist nicht unabhängig von den Gegebenheiten unseres Lichtspielbetriebes. Das vom Hohlspiegel kommende Lichtbüschel müssen wir nämlich durch die Hinterblende, das Bildfenster, den Film, das Objektiv und die Maueröffnung schleusen, und zwar so, daß die Strahlen den Film möglichst parallel durchsetzen, vom Film zum Objektiv aber möglichst unter dessen Gesichts- oder Bildwinkel laufen. Das stimmt als Idee, in der Praxis hingegen kommt es sogar auf die Anordnung der Linsen, auf die Objektivfassung und eventuell auf den anamorphotischen Vorsatz an. Es soll möglichst wenig Streulicht das Resultat verderben.

 

Warum parallel durch den Film? Weil bei solchem Lichteinfall ein jeder Punkt des real existierenden Positivbildes am nächsten beim Zustand des Selbstleuchters ist. In Umkehrung der Verhältnisse bei der Aufnahme, wo das Licht von der Szene auf Film gesammelt wird, müssen wir versuchen, sozusagen den Film „anzuknipsen“, elektrisch gesprochen.

 

Projektionsobjektive sind wesentlich anders entworfen als Aufnahmeobjektive, genau aus diesem Grund, daß eine Lichtflut durchs Loch hindurch muß. Man setzt das Öffnungsverhältnis zum vornherein fest, sagen wir auf 1:2, und gibt einer Anlage mit drei, vier, fünf, sechs oder sieben Linsen den Vorzug, sei es aus Überlegungen des Gewinnes, sei es aus Ehrgeiz, technische Leistung in den Vordergrund zu stellen. Ein Tessar-Typ (vier Linsen) kann genügen, ein Fünflinser weniger Farbenfehler haben, ein sechslinsiger Anastigmat mehr Auflösung bringen, usw. Immer aber, und das ist wieder die Verbindung zum Kondensor, gehen die Optikhersteller von der Xenonlampe aus und vom ellipsoidalen Hohlspiegel. So sind wir beim Siebenlinser mit sieben freistehenden Elementen angekommen.

 

Angenommen, man könnte sich eine und dieselbe Kopie in zwei verschiedenen Sälen anschauen, der eine ist eine Multiplexschuhschachtel, Projektionsdistanz 10 Meter, der andere ein 2000-Plätzer, Pd. 50 Meter. Was glaubt ihr, Freunde, ist geometrisch im Vorteil? Wir brauchen nicht zu überlegen: der lange Saal. Wir können einen längerbrennweitigen Spiegel montieren, ein Objektiv mit größeren Linsenradien einsetzen, damit ein Objektiv mit dünneren Linsen, tendenziell mit weniger Linsen und mit weniger Lichtstreuung.

 

Aus einem anderen Blickwinkel: Durch längere Brennweite erhalte ich ein kleineres, aber besseres Laufbild. Die wahre Veredelung passiert, wenn ich den passenden Spiegel einsetze. Zugegeben, manches Lampenhaus ist zu kurz für diese Maßnahme, weil die Hersteller sich nicht um solche Kleinigkeiten sorgen. Wir Vorführer stehen aber Tag für Tag in der Sache drin und fragen uns manchmal schon, ob sich irgend ein Schw . . . (Schwätzer) je um Geometrie und Optik kümmern würde. Es gibt verschiedene Brennweiten bei den Spiegeln. Maico macht das Würstchen.

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Und nun schalten wir zurück zum Thema:

 

Kinos mit großem Bild in kleinem Saal - was ja grundsätzlich zu begrüßen ist, ich schätze solche Theater sehr (ehem. Studio 5 im Turm-Palast, Ffm.) - haben leider oft großen Helligkeitsabfall in den Bildecken, und in der Vor-Polyesterzeit fiel mir immer wieder auf, daß durch die kurze Brennweite jede Abweichung von der Planlage des Materials (Klebstellen, verschiedene Materialien wie alte Hauptfilmkopie und neues Vorprogramm) sich gnadenlos in Unschärfen niederschlug.

 

Auch daß man in manchen Theatern laseruntertitelte Kopien nicht scharf vorführen kann, scheint mir an falsch eingestellten Spiegeln und/oder Optiken zu liegen, hier in Frankfurt gibt es leider auch ein Lichtspiel, das dieses Problem nicht in den Griff zu bekommen scheint.

 

Wir reden dabei nicht von einer minimalen Abweichung, sondern davon, daß bei die UTs komplett unlesbar werden, sobald das Bild scharfgestellt ist.

 

Anstelle das Problem anzugehen, wird die Schärfe "auf die Mitte" eingestellt, sprich: Bild und Untertitel sind gleichermaßen grob unscharf. Und das nennt sich Kinoerlebnis im Zeitalter von HD & BluRay (übrigens nicht mit kurzer, sondern im Gegenteil recht langer Brennweite!)

 

Was meint der @Filmtechniker zur Untertitel-Problematik?

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Was meint der @Filmtechniker zur Untertitel-Problematik?

 

Ich bin natürlich nicht Filmtechniker :wink: , aber die Schärfeproblematik bei Laser-UT gab es bisher wirklich in JEDEM Kino in dem ich tätig war - und da war schon alles dabei, Plex, Programmkino, Arthouse... Brennweiten von 37 bis 100 mm, sämtliche Projektoren und Lampenhäuser... Die Schärfe war immer ein Problem. Auffällig, dass es bei längeren Brennweiten weniger akut zu sein scheint. In unserem einen Saal mit 77 mm bei 1,85 bekommt man sowohl Bild als auch Laser-UT beinahe perfekt scharf - im anderen Saal mit 42,5 mm bei 1,85 muss man immer einen Kompromiss eingehen - der "Toleranzbereich" ist da viel kleiner...

 

Lieg es nicht daran, dass die Laser-UT auf einer anderen Schärfeebene liegen?

 

Könnte man das Problem ggf. (bei ausreichender starken Kolben) durch abblendbare Objektive (z.B. Schneider Premier) lösen? Kleinere Blende = größere Tiefenschärfe?

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Auffällig, dass es bei längeren Brennweiten weniger akut zu sein scheint. In unserem einen Saal mit 77 mm bei 1,85 bekommt man sowohl Bild als auch Laser-UT beinahe perfekt scharf ...

Entspricht meinen Beobachtungen, je länger die Brennweite, desto heller und schärfer das Bild.

Lieg es nicht daran, dass die Laser-UT auf einer anderen Schärfeebene liegen?

Sollten sie nicht, wir hatten vor Jahren den Fall, daß ein Projektor ein einseitig unscharfes Bild lieferte, welch eine Einstellerei, daß man Bild und UT einigermaßen scharf bekam ...

:roll:

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Was meint der @Filmtechniker zur Untertitel-Problematik?

Klarer Fall: Ätz- und Laser-Fußtitel haben die zeichnende Kante nicht in der selben Ebene wie das Bild. Man kann nicht gleichzeitig auf den Träger und die Oberfläche scharf stellen. Abhilfe schafft da tatsächlich nur Abblenden. Längere Brennweite bringt einerseits geringere Schärfentiefe mit sich, andererseits aber auch kleinere Übersetzung. Akademisch gesagt: Der Auszug nimmt umgekehrt proportional zu. Oder: Ich brauche nur wenig an der Schärfe zu drehen, um Bild und Titel zu fokussieren. Problemlos sind einkopierte Fußtitel.

 

Eine von mir immer wieder angeregte Variante, die aber auch immer wieder verworfen wird, sind Fußtitel auf dem Bildstrich. Voraussetzung sind Kopien mit durchgeschwärztem Bildstrich, was einen zusätzlichen Kopiergang oder einen zweiten Bildkopf auf der Kopiermaschine erfordert. Die Spleiße würden sonst alle blitzen. Im Projektor wird ein Prisma drehbar eingebaut (Glasvierkant), mit dem die Titel ins Bild abgelenkt werden. CinemaScope-Bildfenster. Genau dieses Bildformat geht jedoch nicht.

 

Ich habe das Streulicht ins Auge gefaßt, nicht die Schärfe; den Zusammenhang zwischen Brennweite und Lichtführung im Hinblick auf möglichst kontrastreiches Laufbild. Einen Aspekt ließ ich bis jetzt auch weg, vielleicht sträflich: Film und Kino sind schwarzweiß groß geworden. Die Objektivkonstrukteure hatten stets mit dem in der Bildschicht entstehenden Streulicht zu tun. Das ist heute total anders, es gibt ja fast niemanden mehr, der sich ins Lichtspiel vor dem Mehrschichtenfarbfilm hineinversetzen kann (oder mag), vor der Xenonlampe, vor dem Sicherheitsfilm, vor der Vergütung von Linsen, auch vor Technicolor und vor dem Tonfilm. Bei der Umstellung auf die Lichttonkopie ist die Brennweite um 10 bis 20 % kürzer geworden.

 

Okay, jetzt ist Polyester die Regel, Farbfilm, Xenonlicht. Wenn du keine Schärfe hast, dann hast du Lichtbeugung. Der Öffnungswinkel des Spiegels ist so groß, das wegen der Beugung (am Spalt) im Bildfenster das Objektiv nicht mehr mitkommt, es kann noch so gut sein. Fragt mal bei Schneider nach, was man von den Kinotechnikern hält, die einfach so drauflos installieren!

 

Meica macht das Würstchen.

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Kleiner Exkurs: Bei digitalen Projektoren, die üblicherweise mit Zoomobjektiven ausgestattet sind, gilt:

 

Weitwinkelbereich=größere Helligkeit aber geringerer Kontrast, Telebereich=geringere Helligkeit, aber höherer Kontrast.

 

Natürlich ist bei diesen Lampentypen üblicherweise die Spiegelkonstruktion fest mit der Lampe verbunden und nicht wähl- oder justierbar.

 

- Carsten

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Wenn man sich eine Filmkopie am Umrollplatz ansieht, bemerkt man das Abbild der Spleiße. Geschnitten und montiert wird zwischen den Bildern, auf dem Bildstrich. Entschuldigung, daß ich so lapidares Zeug erwähne. Manchmal sind die Klebestellen nicht zu finden, weil Abschnitte aus dem Computer kommen oder Tricks separat zusammenkopiert und hernach als Ganzes eingesetzt wurden. Das ist eher bei älteren Streifen der Fall.

 

Bei den kontinuierlich belichtenden Kopiermaschinen, auf denen Ausgangsmaterial und Rohfilm gemeinsam über eine Zahnrolle laufen, die radial einen Lichtspalt aufweist, wird von der Bildspur alles übertragen. Der Bildstrich ist nicht unbedingt tiefschwarz. Wenn wir den Bildstrich auf die Bildwand ziehen, sehen wir es fortlaufend blitzen. Leider auch bei CinemaScope, das nebenbei, denn das Bildfenster ist zu hoch, als daß es die Filmverbindungen abzudecken vermöchte. (Mensch, kann ich gedrechselt schreiben). Eine gepflegte CS-Produktion hat keine blitzenden Klebestellen. Das noch mehr nebenbei.

 

Es hat schon in den 1930er Jahren Mehrkopfkopiermaschinen gegeben. Von einem Negativ lassen sich in einem Gang drei oder vier Positive ziehen. Vorteil ist die Schonung des Negatives und Zeitgewinn durch weniger häufiges Umrollen. Wenn man nun einen Kopierkopf entsprechend einrichtet, kann man mit ihm nur den Bildstrich belichten, während am anderen das eigentliche Bild übertragen wird. Doppelt belichteter Bildstrich erscheint nach der Entwicklung garantiert schwarz, und zwar durchgehend. Es blitzt keine Klebestelle mehr und die Fußtitel fühlen sich wohl.

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