Manchmal kommt man ja an durchaus interessante Dinge. Heute: ein Bolex S 221. Infos dazu scheinen auf den ersten Blick rar. Dabei scheint es ein mechanisch offenbar ganz reizender Projektor mit laut Anleitung(!!) Hi-Fidelity Sound (Röhrenverstärker für Aunfahme und Wiedergabe), höchster Zuverlässigkeit, höchster Filmschonung (tatsächlich soll der Greifer vor dem Verlassen der Perfolöcher sich leicht erheben und erst dann OHNE die Ränder der Löcher zu streifen ins Gehäse zusückziehen – ein Unikum?) und dabei (erneut laut Anleitung) einfachst zu bedienen!
Ein wenig faszinierend finde ich durchaus Funktionen wie, dass man die Wohnzimmerbeleuchtung an den Projektor anschließen und damit ein- und ausschalten kann (sofern sie unter einer begrenzten Watt-Zahl bleibt), man mit einfachem Schalter zwischen 2- und 3-Flügelblende umschalten kann, es eine Art "Notaus" gibt (einfach Motorlauf- und Licht-Ein-Schalter drücken, schon federt er umgehend von Licht-Ein auf Projektor-STOP) und der Verstärker einfachst austauschbar ist, sollte er mal defekt sein. Sagt die Anleitung. War das etwa öfter der Fall? Ich gehe davon aus, wir haben es hier nicht mit einem frühen Fall geplanter Obsoleszenz zu tun 😉
Dann allerdings folgen einige Dinge, die ich so richtig nicht verstehe:
• die Aufwickelrichtung des Films ist „verkhert“ herum (sollte nur das Zurückspulen damit einfacher gemacht werden?).
• jede Art von Ton (kein Ton also stumm anders als magnetisch anders als optisch) wird anders eingelegt.
• der Projektor verlangt 110-122V oder (ja, er ist da offen) 122-135V. Wechselstrom natürlich. Soll heißen, man benötigt ein eigenes Vorschaltgerät bzw. einen Trafo (bestenfalls mit 1350 W). War das Gerät etwa ausschließlich für den US-Markt gedacht? Dem Projektor in meinem Fall liegt übrigens ein Netzkabel bei aber kein Trafo zum Vorschalten. Ich habe bislang darauf verzichtet, den Stecker direkt einzustecken. Wäre wohl weniger eine gute Idee?!
Da stellt sich natürlich auch die Frage, wenn es so viele Bolex-Kameras gibt, womit hat der geneigte Amateur denn dereinst projiziert? Beherrschte zur gleichen Zeit In Deutschland Siemens den Markt (später Bauer)? War kein Platz für Bolex?
Eigentlich scheint er ein schönes Amateurgerät: man kann direkt auf seinen bespurten Film Ton aufzeichnen. Aber wirklich „amateurhaft“ einfach zu bedinen scheint er mir nicht. Der Film muss um drei Zahnkränze gelenkt werden, kuriose Stromversorgung, eigensinnige Filmaufwicklung, „riesige“ Ausmaße und kräftig im Gewicht. Oder bin ich zu kritisch?
Und wofür ist eigentlich diese Klappe, dieses „Adventskalendertürchen“ vom Vorbsitzer mit „5” beschriftet (gemeint mit der Ziffer war eigentlich die Bildstricheinstellung, in meinem Fall ist die leider fest).
Ich hänge mal zwei Fotos an von vorn und hinten (inkl. kleinem 2ct Stück – einzige Größenreferenz, die ich gerade zur Hand hatte).
Schön anzusehen ist der Projektor ja ja auf jeden Fall, und die Mechanik scheint sicher nicht verkehrt! Hat denn jemand von Euch so ein Gerät in Benutzung? Worauf wäre zu achten, sollte man ihn in Gang setzen wollen?