Das ist immer wieder interessant zu sehen, wie analoge Filmer nicht auch automatisch was mit analoger Standbildfotografie zu tun haben, sondern manche Leute eben auch entweder nur rein mit analoger Filmerei oder mit filmbasierter Fotografie unterwegs sind.
Ich selbst mache seit 2016 aktuell nur noch Letzteres, sprich "stills" und stecke in diesem Metier daher heutzutage deutlich tiefer drinnen als in der Filmerei. Und möchte daher zu dem in den obigen Posts schon Gesagten noch ergänzen:
Foto Görner in Dresden kann man wirklich nur empfehlen. Bei denen sieht es sogar so aus, dass, egal ob man Abzüge digital ausbelichten lässt oder rein analog über den Farbvergrößerer: Der Look des Films bleibt hier immer erhalten, auch bei digitaler Ausbelichtung weitestgehend, wenn man es wünscht. Sicher, manche Looks würden sich ja heutzutage sogar nur noch digital über entsprechende Targets (annähernd) erzeugen lassen, wie eben z.B. der des herrlich kräftig farbigen und auch von mir einst sehr geschätzten und verwendeten Agfa Ultra - denn den Film gibt es bekanntlich seit 2005 nicht mehr. Aber wenn man Foto Görner "Agfa Ultra"-Bilder haben will, ohne diesen Film in der Kamera gehabt zu haben, dann kann man das da so bestellen. Man kann dort mit echten Leuten reden. Am Tel. und auch vor Ort.
Und will man es nicht, will man den Film, den man tatsächlich in der Kamera hatte, möglichst unverfälscht ohne digitale Korrekturen (aber trotzdem digital) ausbelichtet bekommen, dann bekommt man dies.
Und will man rein analoge Fachvergrößerungen, so sind auch diese möglich, in hervorragendster Quali, wobei das natürlich seinen Preis hat. Was klar ist - Du bezahlst dann einen Fotolaboranten, der richtig was kann und sein Handwerk beherrscht, mit seinem Stundensatz und seinen Aufwand mit Eintesten, Ausfiltern, mehreren Probestreifen usw., das kann man dann bei zwei, drei größerformatigen Abzügen gern preislich mit einer Kassette Ektachrome 7294 in Super8 inkl. Entwicklung vergleichen. Was aber so sein muss - sehr gutes Handwerk kann natürlich nicht "Rossmann-Preise" haben.
Das Gute aber ist: Foto Görner kann als Fachlabor wohl für die nächsten Jahre als ziemlich gesicherte Infrastruktur im analogen Fotobereich angesehen werden. Es STAND vor einigen Jahren - mag es auch so um 2017 rum oder so gewesen sein - mal kurz vor dem Aus, weil die Alteigentümer schon mehrere Jahre über der Rente waren und dann auch tatsächlich mal in Rente gehen wollten und sich lange Zeit kein Nachfolger gefunden hatte. Aber den gab es dann doch und so läuft der Laden seither inkl. des althergebrachten Knowhows und etlicher Leute, die dort schon vorher arbeiteten, weiter. Und jüngere Leute werden dort auch ausgebildet und die lernen ihr Handwerk ebenso perfekt wie die "Alten".
Apropos noch zum Thema Alter in Bezug auf die Analogfotografie, weil hier Zweie schrieben, sie seinen schon 60 bzw. 63: Also da ist es aber bei weitem nicht so, dass ausschließlich die Älteren heutzutage auf Film fotografieren. Dass es insgesamt eine Nische ist und 99,x % Smartphone-Fotografie heute vorherrschen, da sind wir uns ja sowieso einig. Nur, trotzdem: Ich kenne mehrere ältere Fotografen, die zwischen 62 und 73 Jahren alt sind und die ihr Leben lang (der eine seit 1960, als er als Kind anfing) natürlich analog (wie sonst) fotografiert haben, und die heute - wenn sie denn mal noch fotografieren - dies rein mit digitalen Spiegelreflexkameras tun, sich hingegen sehr für Scantechnik interessieren und im Prinzip nur noch dabei sein, zehntausende und aberzehntausende MF-Negative und -Dias zu digitalisieren, um sie so aus ihrer Sicht für die Ewigkeit haltbar zu machen.
Und nachher das Kontrastprogramm dazu: Als ich im Sommer 2020 mal in Berlin so bissel als Touri einen Tag im Stadtbezirk Mitte rumgetigert bin, da sind mir binnen zirka 2 Stunden geschlagene 12 (!) Analogfotografen deutlich jüngeren Baujahres als ich (bin 45) über den Weg gelaufen, die da mit stylischen 70er-Jahre-Kameras (die könnten glatt bei Click& Surr gekauft worden sein) 😉 rum spazierten und bestimmt ebenso stylische, künstlerisch angehauchte Fotos von der Stadt und ihren Mitreisenden machten. Und: Ich hatte da auch korrekt geschaut, es waren wirklich analoge Kameras, keine neuen digitalen Modelle im 70er Look, die es ja von manchen Herstellern gibt.
Das Gleiche in Dresden im Februar 2020 (1 bis 2 Wochen, bevor Corona nach D kam!): Am Elbufer fotografierte eine modisch gekleidete Studentin um die 20 ihren noch viel modisch gekleideteren Freund - analog. Ich kam mit den Zweien ins Gespräch. Sie schwärmte mir ihre Liebe und Hingabe... nein, nicht für ihren Freund... sondern für die Analogfotografie vor. Was sie denn in der Kamera hätte, wollte ich wissen. Es sei der (hier in diesem ursprünglichen K-Lab-Thread ja jetzt auch thematisierte) Kodak Gold. Sie wisse, es gäbe eigentlich bessere Filme, Kodak Portra fiel da der Name von ihr, aber den könne sie sich als Stundentin leider nicht leisten. Da bin ich nochmals zu meinem Auto zurück, von dem ich gerade kam und das nur vielleicht 300 Meter weiter stand, holte je einen der eine Stunde zuvor gerade bei Foto Görner gekauften Portra 160 und 400 raus und schenkte ihr die. Damit sie den zarten Teind ihres so Karl-Lagerfeld-mäßig angehauchten Freundes auch mal mit Feinstkorn fotografieren kann und nicht mit dem relativ grobkörnigen Gold 200. 😉 Sie freute sich natürlich sehr. Was auf die Filme dann belichtet wurde, weiß ich nicht.
Manche Dinge ändern sich natürlich schon irgendwie. Als ich 1997 bis 2002 Student war, waren immer die Mädels das Fotomotiv und ich als Kerl stand hinter der Kamera, heute läuft das offenbar auch mal umgedreht und der Mann ist das Model. Na gut, dazu hätte ich auch nie getaugt. Aber dass die Zwanzigjährige auf Film fotografiert und sich durchaus mit Filmsorten auskannte für ihr Alter, ist doch toll, oder? Es sind nicht nur die "Alten", die da "noch" auf Film fotografieren. Mein Eindruck ist (und dies bestätigt ja auch das, was Jürgen Lossau schon oft in Bezug auf die Filmerei schrieb), dass es gerade und insbesondere junge Leute sind, die sich dafür interessieren. Vielleicht schafft ja sogar auch die Zwanzigjährige aus Dresden eines Tages des Schwenk von der Filmfotografie zur Schmalfilmerei. 😉