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Fragen zur Bildruhe, Bildgröße, Bildgeometrie


Lord C

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

ich bin absoluter Laie in Sachen Filmprojektion und habe deswegen ein paar Fragen:

 

  1. Häufig ist das Bild im Kino recht unruhig, d. h. wackelt immer leicht auf und ab, besonders gut an der oberen und unteren Bildkante zu sehen. Geht das bei analoger Projektion nicht anders, oder liegt das auch an schlechten Kopien, Projektoren, Einstellungen etc.?
  2. Oft merkt man auch, dass das Bild etwas größer als die Leinwand ist, mal mehr, mal weniger. Es wird also auch noch etwas auf den schwarzen Rand um die Leinwand projiziert. Auch hier die Frage: Geht das nicht anders, oder könnte man die Bildgröße auch so einstellen, dass sie genau der Leinwandgröße entspricht?
  3. Ich war neulich in einem Film mit Untertiteln, bei dem das Bild recht schief wirkte: Die rechte Seite der Untertitel war deutlich näher an der unteren Leinwandkante als die linke. Auf Nachfrage hieß es, das läge daran, dass abwechselnd mit zwei Projektoren projiziert würde, von denen der eine von links der Bildmitte projiziere, der andere von rechts; in keinem Kino sei das Bild „gerade“, also rechteckig. Stimmt das? Lässt sich da nichts einstellen, um solche Verzerrungen zu korrigieren?

Schon im Voraus vielen Dank für die Antworten!

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Gerne beantworte ich die ersten beiden Fragen.

 

Zur ersten Frage: Das kann an der Kopie liegen oder am Projektor. Zum Beispiel kann der Kufendruck nicht richtig eingestellt sein oder die mechanischen Teile des Projektors sind ausgeleiert und haben dadurch zu viel Spiel. Wird bei der Produktion und der Projektion alles richtig gemacht, gibt es keine (sichtbaren) Bildstandsschwankungen. Leider ist das die Ausnahme. Einen stets perfekten Bildstand ließe sich mit einer Aktivregistrierung des Bildfensters bewirken, wie sie Dean Goodhill 1999 für sein «Maxivision»-Format entwickelt hat. Leider wird diese Technik nicht angewandt.

 

Zur zweiten Frage: Die schwarze Kaschierung hat vor allem die Aufgabe, für eine randscharfe Projektion zu sorgen, da die Ränder der Projektion optisch bedingt unscharf sind. Deshalb wird leicht überlappend projiziert. Die Überlappung sollte aber nicht größer sein als nötig, da ja auch Bildinhalt verloren geht.

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Zur dritten Frage:

Wenn mit zwei Projektoren gearbeitet wird, kann es vorkommen, dass ein Projektor nicht mittig zur Leinwand steht, sondern seitlich. Durch diese Schrägprojektion ist das Bild auf der einen Leinwandseite grösser und wirkt u.U. verzerrt. Aber mit zwei Projektoren (also mit Überblenden) wird nur noch selten geabeitet.

Ich war einmal in Belgien an der Küste in einem alten Kino zu Gast, die hatten die Projektoren zwar relativ gerade stehen, aber die Maschinen waren stark nach vorne geneigt. Auf der Leinwand war das Bild trapezförmig und sehr verzerrt.

 

Claus-Dieter

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Nebenbei ist diese Schrägprojektion AUCH einer der Gründe, warum es eine Kaschierung gibt und warum es nötig ist, das Bild größer zu projizieren als die sichtbare Leinwand - eben weil es in vielen Kinos wegen Schräg- oder Steilprojektion oft zu einer leicht verzerrten Abbildung kommt. Im Material selbst nimmt man das kaum wahr, auf die schrägen Kanten würde unser Auge aber sehr empfindlich reagieren. Also hat man VOR der Leinwand ordentliche senkrechte und horizontale Kaschierung, und die muss dann eben zwangsläufig was vom Bild wegnehmen, damit man die unterschiedlichen Dimensionen horizontal und vertikal ausgleichen kann. Das ganze hat natürlich seine Grenzen eben bei Untertiteln, die weden natürlich ordentlich rechtwinkling aufbelichtet, und in extremen Fällen sieht man dann eben am Schriftlauf, dass die Projektion offensichtlich schräg ist.

 

 

Wenn man im Saal sitzt und sich während des Hauptfilms mal umdreht, wird man sehen, aus welchem der üblicherweise mehreren vorhandenen Projektions/Sichtfenster der Film kommt. Wenn das scheinbar sehr hoch oder stark seitlich liegt, dann hat man die Erklärung.

 

 

Bei manchen Kinos sieht man kaum Bild auf der Kaschierung, bei anderen mehr - das liegt zum Einen eben daran, dass da vieleicht mehr oder weniger auf Sicherheit kaschiert wurde, im Laufe der Zeit vielleicht ein Objektiv mit leicht verschobener Brennweite ersetzt wurde, andere Bildmaske, etc. pp. Auch die Helligkeit des Materials oder der Lampe respektive die Fähigkeit der Kaschierung, Licht zu schlucken kann darüber entscheiden, wie deutlich man das wahrnimmt.

 

 

 

 

 

 

- Carsten

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Hallo,

 

vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten!

 

In wie viel Prozent der Kinos stimmt denn Eurer Erfahrung nach alles mit der Projektion? Also abgesehen von der Qualität der Kopie, auf die hat der Filmvorführer/das Kino ja wohl meistens keinen Einfluss, oder?

Bearbeitet von Lord C (Änderungen anzeigen)
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In 0 (Null) Prozent

 

Kino ist technisch erst auf der Höhe, wenn Präzisionsmechanismen eingesetzt werden. Solche mit Sperrstiften ausgestattete Filmantriebe, wie sie in Berufskameras üblich sind, wird man jedoch erst verwenden können, wenn absolut spleißfreie Kopien zur Verfügung stehen.

 

Man kann einwenden, daß die meisten Kopien am Stück in die Kinos laufen. Dies akzeptiert, muß man leider konstatieren, daß die Aktkoppelung besserem Bildstand im Wege steht, denn die manchmal abenteuerlichen Klebereien sind zu gefährlich für Sperrstiftemechanismen.

 

Ich kann es nur immer wieder sagen, daß das Aktkoppeln nicht nur technisch Quatsch ist, sondern vor allem auch absolut unnötige Arbeit. Ich bin zudem der Meinung, daß im Kino niemand das Recht hat, am fremden Eigentum Filmkopie auch nur einen Schnitt anzubringen.

 

Es wäre so einfach und so sauber zu lösen mit wenigstens zwei Projektoren und automatischem Aktwechsel. Wenn denn keine Vorführer zugegen sein können wegen fehlenden Gelds, dann könnte man drei Maschinen betreiben, die automatisiert die ersten drei Akte spielen. Mit 16-mm-Kopien hat man schon seit Jahrzehnten die Möglichkeit, eine Stunde am Stück laufen zu lassen. Auch da gibt es Polyestermaterial, das man intakt lassen darf. Filmriß und Klebelade sind nun wirklich seit 40 Jahren vorbei.

 

1950 ist DuPont mit den ersten Polyesterfilmen auf den Markt gekommen, 1955 Eastman-Kodak, in den 1960ern Agfa-Gevaert und fast gleichzeitig Fuji.

 

Ein anderer Einwand betrifft die Kopierkunst. Da liegt der wahre Hund begraben. Die Geldgier hat keine Grenzen und mit ihr können leider nur kontinuierlich belichtende Kopieranlagen bestehen (48 bis 480 B./s). Schrittkopiermaschinen, noch nicht ein Mal Präzisionskopiermaschinen, arbeiten eben langsamer (20 bis 25 B./s). Kontinuierlich belichtende so genannte Zahnkranz- oder Schlitzkopiermaschinen übertragen die Präzision der Kameras nicht, sondern hinterlassen einen mittleren, ich möchte sagen schwimmenden Bildstand.

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Kino ist technisch erst auf der Höhe, wenn Präzisionsmechanismen eingesetzt werden. Solche mit Sperrstiften ausgestattete Filmantriebe, wie sie in Berufskameras üblich sind, wird man jedoch erst verwenden können, wenn absolut spleißfreie Kopien zur Verfügung stehen.

Es braucht keine Sperrstifte. Maxivision arbeitet mit einem elektronischen Verfahren, wobei das Bild an einbelichteten Marken ausgerichtet wird. Gut, je weniger Elektronik, desto robuster das System. Von daher wären Sperrstirfte vorzuziehen. Aber sind Sperrstifte genau genug?

Ich kann es nur immer wieder sagen, daß das Aktkoppeln nicht nur technisch Quatsch ist, sondern vor allem auch absolut unnötige Arbeit. Ich bin zudem der Meinung, daß im Kino niemand das Recht hat, am fremden Eigentum Filmkopie auch nur einen Schnitt anzubringen.

Kommt darauf an, ob es Nachspieler gibt, oder ob die Kopie nach dem Einsatz vernichtet wird. Wobei ich die Vernichtung von Kopien sowieso eine Gemeinheit finde. Die sollten verkauft werden!

Es wäre so einfach und so sauber zu lösen mit wenigstens zwei Projektoren und automatischem Aktwechsel. Wenn denn keine Vorführer zugegen sein können wegen fehlenden Gelds, dann könnte man drei Maschinen betreiben, die automatisiert die ersten drei Akte spielen

Aktweises Spielen bedeutet halt doppelt so viele Anschaffungskosten für die Projektoren und den doppelten Platzbedarf. Wobei von der Betriebssicherheit her zwei Projektoren eigentlich gar nicht schlecht sind. Drei Projektoren sind allerdings unnötig. Es ließen sich auch mit zwei Projektoren vollautomatisch ein ganzer Film spielen. Dazu müssten lediglich jeweils die geraden und die ungeraden Akte zusammengeklebt werden inklusive Start- und Endband. Während der zweite Akt gespielt wird, würde die erste Maschine einfach automatisch bis zum Anfang des dritten Aktes vorspulen. Wird das nicht teilweise sogar so gemacht? Beim aktweisen Spielen ist außerdem noch wichtig, dass die beiden Projektoren möglichst dasselbe Bild liefern, es sich idealerweise um zwei gleiche Projektoren handelt. Ich frage mich allerdings sowieso, warum Kopien nicht gleich am Stück geliefert werden. Dann gäbe es auch keine Klebestellen.
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Ein Greifertransport mit Sperrstiften ist für den Kinobetrieb komplett ungeeignet. Hier die Gründe:

 

1. Ein Greiferwerk mit der Präzision einer Aufnahmekamera (vgl. Mitchell oder Arri von 35BL aufwärts) ist extrem teuer in der Herstellung, kostet so viel wie ein ganzer herkömmlicher Filmprojektor.

 

2. Bei Verwendung von Polyesterfilm besteht immer die Gefahr, daß eine Störung (Magazin, Antrieb) zur Beschädigung oder Zerstörung des Greiferwerks führt. Aus diesem Grund ist man aufnahmeseitig bei Triacetat-Träger geblieben und setzt Polyester (bei Kodak "Estar") nur für Spezialzwecke ein, etwa in Hochgeschwindigkeitskameras, die mehrere hundert oder tausend Bilder in der Sekunde aufnehmen.

 

3. Damit Sperrgreifer-Systeme ihre Toleranzen einhalten, ist ständige Wartung erforderlich. Die Präzisionsteile verschleißen auch schneller als eine Schaltrolle und können nicht so einfach ersetzt und eingebaut werden.

 

4. Durch eine Produktionskamera laufen meist nur einige hundert Meter Film pro Tag. Ein typisches Sperrgreifersystem (Mitchell, Panavision) erfordert tägliches Ölen an verschiedenen Punkten, durch regelmäßige Testaufnahmen und ggf. Wartung beim Verleiher oder beim hersteller wird sichergestellt, daß die Toleranzen eingehalten werden. Auch neuere Konstruktionen brauchen regelmäßige Fachwartung (vgl. Artikel zur Neukonstruktion des Greiferwerks zur Arri 765, seinerzeit im SMPTE Journal erschienen).

 

Im Projektionsbetrieb dagegen laufen bei 3 Vorstellungen täglich selbst bei kurzem Programm (Werbung und kurzer Hauptfilm) mindestens 10.000 Meter Kopie durch den Projektor. Die Instandhaltungskosten für ein Greifer-Schrittschaltwerk wären astronomisch.

 

5. Anders als die herkömmliche Schaltrolle fassen beim Greifersystem meist nur zwei Spizen in die 35-mm-Perforation ein, maximal vier (bitte jetzt nicht die Photosonics-Highspeedkamera mit 12 Greiferspitzen für 35mm als Gegenbeweis anführen!). Beim Polyesterfilm fände nach einiger Betriebszeit eher eine Aufweitung der Löcher statt, auf die die Transportgreifer einwirken, was den Bildstandsgewinn wieder vernichten würde. Auch die Funktion der Sperrstifte ist bei Verwendung mit Polyester allein durch die Abnutzung (Toleranzen!) sehr fragwürdig.

 

Als einzige Anwendung für 35-mm-Vorführung mit Sperrgreifer fallen mir Rück- und Frontprojektion ein. Der Mitchell-Rückprojektor hat ein der Kamera entsprechendes (kopfstehendes) Greiferwerk und ist extraschwer aufgebaut, um jegliche Bildschwankung zu vermeiden. Rückprofilme wurden auch nicht auf KS-Perforation, sondern mit BH-Perforation kopiert, um die Sperrgreiferwirkung zu erhalten. Dennoch hielt man immer mehrere Kopien eines Hintergrundfilms bereit, einerseits wegen Sauberkeit und Schrammenfreiheit, andererseits auch, weil bei zahlreichen Durchläufen der perfekte Bildstand nicht mehr gewährleistet war. Und das im Studio mit Fachpersonal, nicht in einem Kinobetrieb mit 1-12 Betriebsstunden am Tag.

 

Soviel zum Greiferwerk. Nun zur Klebestellenfrage:

 

1. Daß an und in Filmkopien nicht ohne Not herumzuschneiden ist, versteht sich von selbst.

 

2. Es gab eine Initiative und einen Feldversuch, Spielfilme in weniger Akten mit größerer Länge (1800m) herzustellen und zu versenden. Nannte sich Extended Length Reel und setzte sich nicht durch, obwohl Rohfilmhersteller und etliche Kopierwerke es unterstützten. Gründe dafür finden sich bei einer Recherche auf film-tech.com unter "ELR".

 

3. Filme auf 1800-Meter zu lagern, zu transportieren und vorzuführen ist keineswegs filmschonender. Zahlreiche Kopien, die im italienischen Cinebox-Format verschickt werden, beweisen das. Unsauberes Wickeln mit herausstehenden Filmwindungen ist ein Hauptproblem, besonders wenn nicht wie am Projektor aufgewickelt verschickt wird, sondern nach Umrollvorgang. Bei den meisten Kunststoffspulen verschieben sich zudem ab einem gewissen Filmgewicht die Windungen seitlich gegeneinander, weil sich die Seitenteile durchbiegen - Quelle für Film- und Bildschäden. Übrigens hat nur ein Bruchteil der existierenden Filmprojektoren eine Aufwicklung, die konstanten Zug bei der Aufwicklung gewährleistet. Von Abwickelfriktionen wollen wir lieber gar nicht reden. Im Gegensatz zum Tellerbetrieb wird der Umspulvorgang vor der nächsten Vorstellung nicht ausgeschaltet, und dabei entstehen die meisten Filmschäden.

 

4. Gut eingestellte mechanische oder elektronisch gesteuerte Antriebe (Kinoton E-Antrieb) erlauben so guten Bildstand, daß man sich sinnvollerweise erst um die Beseitung anderer Fehlerquellen bemühen sollte. Zum Beispiel:

 

- Unzulänglich verankerte oder aufgestellte Projektoren, die durch Vibration oder mechanische Fehler (defekte Friktionen) schwingen.

 

- Schlechter Wartungszustand von automatisierten Objektivhalterungen, die gerade bei "Blechschrankkonstruktionen" neuerer Filmprojektoren (im Gegensatz zum traditionellen "Gußeisen-Ungetüm") das Bild versauen können.

 

- Abgenutzte Schaltrollen, Filmbahnen, Andruckteile usw., Abrieb im Projektor, ungleichmäßiger Zug rechts/links bei Geräten mit Kufen oder Spannbändern, schlagende Schaltrollenachse.

 

- Wie vom @Filmtechniker beschrieben: Schlampiges Massenkopieren, wobei wackeliger Bildstand oft genug bereits durch hastiges und normwidriges Erstellen in die Ausgangsmaterialien (Interpositiv, Internegativ) "eingebaut" ist, da kann dann auch perfekte Kopierung nichts mehr ausrichten. Beweis: Bei der früher mal üblichen Schrittkopierung vom Kameranegativ waren Bildstandsfehler eigentlich kein slches Thema wie seit den 1990er Jahren.

 

Die Vorschläge mit mindestens drei Projektoren begrüße ich sehr, möchte dann aber auch wieder HI-Kohlenlicht, das permanent zu betreuen der Vorführer dann ja dank klebestellenfreier 1800-Meter-Rollen genug Zeit hat.

 

Zur Eröffnung der so perfektionierten Anlage läuft dann natürlich BLACK SWAN, BATTLEFIELD L.A., BOURNE IDENTITY oder ein anderer moderner Film mit richtig "ruhigem Bild"... ;)

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Wie a. a. O. ein Mal angeführt, nenne ich hier wieder den Filmantrieb von Pierre Noguès mit einem schwingenden Kamm. Das ist ein relativ günstiger Schlägermechanismus mit beweglichen Sperrspitzen, der ohne weiteres stundenlang laufen kann. Nur eben wollen die verbliebenen Projektorenbauer nichts von alten Ideen wissen. Mir persönlich ist es egal.

 

Auf den angedeuteten Punkt der unzulänglich ausgebildeten Kinoarbeiter möchte ich kurz eingehen, weil meiner Meinung nach die wahren Filmtechniker wir Filmvorführer sind. Wo geht es fortlaufend um verschiedene Film-, Bildformate, Tonsysteme, Synchronität, Wärme- und mechanische Belastung von Film und Maschine, um Handhabe nicht von 400 oder tausend Fuß wie bei der Aufnahme, sondern um Tausende Fuß mit jeder Kopie? Wo wird aber der Techniker von seiner Bestimmung, nämlich als solcher zu arbeiten, weggeschafft, um Blähmais an Kokosfett feilzuhalten? Stellt euch vor, die Aufnahmeleiter würden von den Kamera-Assistenten verlangen, daß sie die Sandwich-Brote fürs Set schmieren!

 

Bei der Verwendung von Polyesterfilm ist die Gefahr einer Entgleisung bedeutend kleiner als mit Triacetat, was sich im Alltag seit 50 Jahren beweist. PETP-Träger schrumpft praktisch nicht, ist quasi immer frisch. Ich glaube, nur Ungeübte fürchten Filmsalat. Ich lade auf jeden Fall ohne mit der Wimper zu zucken Polyesterfilm in Arriflex 35 BL II (die ersten Gigabitfilm-Aufnahmen entstanden so) oder auf die Kopiermaschine, sei es eine alte Matipo Debrie, sei es die feingliedrige Dixi-700 (16 mm).

 

Die Sache mit der Filmmasse ist schon zentral. 1800 Meter entsprechen etwa 13 Kilogramm. Telleranlagen sind bestimmt schonender als Spulen.

 

Mit magentacine einer Meinung bin ich, was das Konzept „moderner“ Kinoprojektoren betrifft. Im Grunde war der Stand der Technik Ende 1920er, Anfang 1930er Jahre die völlig ausgereifte Maschine wie z. B. Bauer M 7 und Ernemann V. Zu der Zeit war Dreistreifen-Technicolor auf den Beinen und wenig später der Mehrschichten-Farbfilm. Seither gab es nur noch Verfeinerung und eben auch Verschlechterung. Warum man bei Philips von den global gerühmten Gußgehäuse-Apparaten zum FP 20 usw. gehen konnte, müßte mir Jan Kotte erklären. Ich habe auf FP 20 vorführen gelernt, kenne diese Blechkiste genau.

 

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Als man noch mit Hut und Krawatte ins Kino ging, d. h. zu Vico Torriani mit den Ananas aus Caracas, gab es Architekten, die sich mit optisch-geometrischen und akustischen Fragen auseinandersetzen. Einer von ihnen, Paul Bode, hat ein Buch veröffentlich, „KINOS“, in welchem man eine vorbildliche Übersicht über die ineinander greifenden Dinge unseres Metiers findet. Heute kann man nicht mehr davon ausgehen, daß die Ingenieure Bücher lesen. Es will auch niemand mehr auch nur den Anschein von Bildung machen. Man wirft einfach mit Amerikanismen und Computerwörtern um sich und schwindelt, daß die Wolken brechen: Wir verbinden Sie mit ihrem Traumjob (eine Zeitarbeitfirma).

 

Ja, Kohlenlicht, arbeiten und müde werden! Bevor einer im Filmverleih etwas tun darf, muß er ein Jahr lang als Umroller gedient haben. :mad: Dann darf er ein Jahr lang selber vorführen. Dann muß er lernen, sich für Telefongespräche vorzubereiten. Dann darf er Kopientransporte organisieren und danach sich in die Kinostaffel einleben. Ich habe für verschiedene Filmtheater noch Preisstaffeln aufgestellt unter Einbezug der Einwohnerzahl am Ort, von Kaufkraftindex und Betriebsrechnung. Ach, ich erzähle nur alten Käse! :|

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Wo wird aber der Techniker von seiner Bestimmung, nämlich als solcher zu arbeiten, weggeschafft, um Blähmais an Kokosfett feilzuhalten?

 

Dieser Satz hat mir den Ausklang des Tages in hohem Maße versüßt, er sollte in Stein gemeißelt und mit Echtgold verziert werden (vgl. etwa Vorspann zu SOLOMON AND SHEBA)... 8)

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Und wie sieht das dann bei Digitalprojektion aus? Da kann das Bild doch nicht wackeln oder die Kopie schlecht sein.

Wo liegen denn die Nachteile von Digitalprojektion im Vergleich mit 35mm-Film? Also verglichen mit der Qualität, die tatsächlich im Kino zu sehen ist, und nicht mit dem theoretisch erreichbaren Maximum.

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Digitalprojektion ist menschenleer, kühl, exakt. Wie bei der CNC-Fertigung wird der Computer zwischen Mensch und Material geschoben. Zudem zerfällt das Bild in einen Raster. Perfekter Bildstand, praktisch beliebige Bildfrequenz möglich, sehr genaue Farbenmischung mit RGB, in Zukunft noch genauer mit LASER. Bildentzerrung elektronisch möglich, weniger Bildformate. Man wird zwei Zentimeter auf schwarzen Samt fallen lassen, mehr nicht.

 

Film ist körperlich, vom Material selbst über die Hilfsmaterialien bis zur Eintrittskarte. Ich habe noch Kinokarten gesammelt, weil die früher originell und sinnlich waren als starkes buntes Papier, mit Streifen, im Hochdruckverfahren gemacht. Nur die Eisenbahnkarten waren noch dicker und fingriger. Ich vermisse alle diese Billets.

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Und wie sieht das dann bei Digitalprojektion aus? Da kann das Bild doch nicht wackeln oder die Kopie schlecht sein.

Auch bei der Digitalprojektion ist bei der Qualität im Prinzip nach unten hin alles offen. Zwar verschlechtert sich die Qualität beim Kopieren der Daten nicht, aber wenn das Master schlecht ist, nützt das nichts. Zum Glück wird da offenbar auf gute Qualität geachtet. Wackeln kann das Bild nur, wenn dieses Wackeln in der Bildinformation vorhanden ist. Dann würde es sich aber um ein bewusst eingesetztes Stilmittel handeln.

 

Wo liegen denn die Nachteile von Digitalprojektion im Vergleich mit 35mm-Film? Also verglichen mit der Qualität, die tatsächlich im Kino zu sehen ist, und nicht mit dem theoretisch erreichbaren Maximum.

Bei den modernen DCI-konformen Projektoren gibt es eigentlich keine Nachteile. Das Problem der Pixelsichtbarkeit scheint heute gelöst zu sein. Das Bild einer optimalen Digitalprojektion und einer optimalen 35-mm-Projektion unterscheidet sich kaum. Da kommt es einfach darauf an, was einem besser gefällt. Mir gefällt die Filmprojektion besser, weil ich finde, dass das Bild interessanter und plastischer aussieht. Das digitale Bild dünkt mich weniger greifbar.

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Das Bild einer optimalen Digitalprojektion und einer optimalen 35-mm-Projektion unterscheidet sich kaum.

 

Könnte man denn sagen, dass Digitalprojektionen meist näher an ihrem Optimum liegen als analoge? Denn analoge brauchen ja zunächst mal eine gute Kopie, und die "Kopie", also die Datei für die Digitalprojektion müsste doch überall die gleiche Qualität haben, oder? Und dann müssen ja Analog-Projektoren gut konstruiert und gewartet sein, damit das Bild nicht zu sehr wackelt, nicht? Und Verschleiß (Kratzer etc.) gibts ja digital auch nicht.

Oder lieg ich mit all dem falsch?

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Könnte man denn sagen, dass Digitalprojektionen meist näher an ihrem Optimum liegen als analoge? Denn analoge brauchen ja zunächst mal eine gute Kopie, und die "Kopie", also die Datei für die Digitalprojektion müsste doch überall die gleiche Qualität haben, oder?

Das ist richtig. Wenn das Master für das DCP gut ist, sind es auch die Kopien. Bei Filmkopien gibt es diese Garantie nicht.

Und dann müssen ja Analog-Projektoren gut konstruiert und gewartet sein, damit das Bild nicht zu sehr wackelt, nicht?

Auch Videoprojektoren müssen gut konstruiert und gewartet sein.

Und Verschleiß (Kratzer etc.) gibts ja digital auch nicht.

Wie alle Geräte verschleißen mit der Zeit auch Videoprojektoren.

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  • 2 Monate später...

noch ein wesentlicher Grund, warum Sperrgreifersysteme im Projektor eine sehr

aufwendige und verschleißfreudige Sache wäre :

Der Film wird im Projektor mit der doppelten Geschwindigkeit wie in der

Kamera geschaltet !

Wie wir alle wissen wird die Projektionsfrequenz von 24 B/S auf 48 B/S erhöht

um das Bild flimmerfrei sehen zu können. Dies geschieht durch den Trick, das

man jedes Bild zweimal projiziert. (2 Hellphasen und zwei Dunkelphasen, von denen

eine zum Transport dient und die andere, bei stehendem Bild, dient nur der

Frequenzerhöhung)

Dadurch verringert sich die Zeit ,die zur Weiterschaltung bleibt, auf

1/4 der 1/24 Sekunde, die für ein Bild zur Verfügung stehen.

Bei der Kamera stehen aber (im Normalfall, das heißt bei 180 Grad Umlaufblenden)

die beiden Hälften der Zeit je für Transport und Belichtung zur Verfügung.

Das bedeutet also 1/48 Sekunde gegenüber 1/96 Sekunde beim Projektor !

 

Klaus

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Das trifft zu. Es ist jedoch problemlos möglich, mit Greifermechanismen in der halben Zeit zu schalten. Die technische Schwierigkeit ist der Platzbedarf beim Projektor, denn irgendwie muß da ein Lichtfleck von wenigstens 33 Millimeter Durchmesser aufs Bildfenster. Der muß mit einer Blende unterbrochen werden. Filmantrieb und Blende kommen einander leicht in die Quere. Bei Hinterblende hat man den Mechanimus auf Objektivseite. Da muß die Objektivhalterung hin. So etwa ist die Ausgangslage, die dem Konstrukteur die Schaltrolle sehr schmackhaft macht, denn das Malteserkreuzgetriebe kann vom Film seitlich abgerückt sein.

 

In 1/96 Sekunde schalten entspricht über 180 Grad schalten bei 48 Bildern pro Sekunde. Das macht eine 35-mm-Film-Kamera leicht, auch mit Sperrstiften. Das Problem ist wirklich der längere Filmweg im Projektor.

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  • 1 Monat später...

Ich möchte meine obige Aussage in Bezug auf die Pixelsichtbarkeit wie folgt ergänzen: Letzthin habe ich mir einen Film mit Untertiteln angesehen (den neuen Mission: Impossible) und an den Untertiteln sah ich die Pixel so deutlich, wie man sie nur sehen kann. Der übrige Bildinhalt war nicht betroffen. Die Pixel waren in der Entfernung einer Bildhöhe sehr deutlich zu sehen und in der Entfernung einer Bildbreite immer noch gut wahrnehmbar. Stehende, harte und kontrastreiche Kanten, wie sie eben bei Text vorkommen, sind also ein Problem. Vielleicht war die Glättung auch nicht gut. Dies hat für die Schweiz eine stärkere Bedeutung, da hier die fremdsprachigen Filme in der Regel mit Untertiteln gezeigt werden. Hier sind die gelaserten Untertitel beim Filmband klar im Vorteil. Ich werde sie vermissen.

 

Natürlich muss das noch kein großes Problem sein. Man kann die Pixel bei Untertitel als nebensächlich in Kauf nehmen.

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Ein großer Vorteil der Laser-Untertitelung ist, daß man eine kleinere Schriftgröße verwenden kann als bei den anderen Verfahren. Gestern sah ich mal wieder einen Film (Coppolas THE CONVERSATION, Technicolor-Kopie von 1973) mit "heißgeprägten" Untertiteln von Cinetyp, und gerade in dunklen Szenen stören die strahlendhellen UT mit ihrer beachtlichen Schriftgröße doch sehr.

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Bin völlig deiner Meinung. Grundsätzlich bevorzuge ich Kopien ohne Änderungen, selbst wenn ich die Sprache nicht verstehe. Danach kommen betitelte und zuletzt das nachsynchronisierte Glump, wie Rudolf51 zu schreiben pflegt.

 

Ich wollte hier nur einen bildlichen Eindruck von altmodischen Fußtiteln geben, damit LeserInnen, die nur LASER-Schrift kennen, das sehen können.

 

Es gibt ja noch andere Möglichkeiten, Übersetzungen an die Bildwand zu werfen, sogar ohne Beeinträchtigung des Films, und zwar mit Dias oder mit den Textzeilen auf dem Bildstrich, ein Verfahren, dem ich seit Jahren das Wort rede. Mit Ausnahme von CinemaScope, wo es einfach kaum einen Bildstrich gibt, ist genug Platz da für zwei Zeilen. Der Academy-Bildstrich ist ausreichende 3 mm hoch. Mit einem drehbar gelagerten Glasprisma im oder beim Bildfenster läßt sich der Bildstrich ins Bild ablenken. Man könnte wahlweise mit oder ohne Titel spielen. Die Betitelungsunternehmen können problemlos auf den Bildstrich platzieren.

 

Voraussetzung wären Präzisionskopien mit doppelt belichtetem Bildstrich (passender Rahmen auf Schrittkopiermaschine, Stoß am Kopf*). Die bei gewöhnlichen Kopien sichtbaren Klebestellen müssen komplett in Schwarz verschwinden. Leider hat von den Verleihern noch nie einer verstärktes technisches Interesse aufgebracht, obwohl ihr Gegenstand etwas Technisches ist.

_______________________________

 

* Der Stoß ist die Berührungslinie der beim intermittierenden Kopieren entstehenden Bildrahmen. Man kann ihn an den Bildfuß oder an den Bildkopf setzen.

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Danke, Filmtechniker, das ist sehr interessant. Wie lange dauert es denn eigentlich, einen Film mit Laser zu untertiteln und wie lange dauerte es mit den Stempeln? Ich kann mich auch noch an einen Untertiteltyp erinnern, bei dem die Schrift vor hellem Hintergrund dunkler wurde, sodass sie lesbar blieb. Wie wurde das gemacht? Untertitel, die immer weiß blieben, wurden vor weißem Hintergrund unlesbar.

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