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Synchronisationen


Holger Drosdeck

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Mal eine "blöde Frage" an "cinerama": OV heißt Originalversion, also in englischer Sprache, oder?

 

Falls ja, warum spielt ihr denn im Kinomuseum Berlin im Rahmen Eurer 35-mm-Reihe immer nur die englischen Versionen der Filme? Ich würde mir durchaus sehr gern mal einen Film bei Euch anschauen, habe aber 280 km Anfahrtsweg nach Berlin, hin und zurück über 550 km. Da überlegt man sich schon vorher, ob es sich auch wirklich lohnt. 2013 habe ich diesen Weg für "50 Jahre Kino International" auf mich genommen (nur um dabei verarscht zu werden: Man hatte mir vorher telefonisch versichert, dass die älteren Filme im Rahmen dieses Specials alle in 35 mm gezeigt werden würden, nur damit diese nachher dann in teils guter, teils unterirdisch schlechter Qualität digital gespielt wurden). 2014 fuhr ich ebenso für "Interstellar" in 70 mm im Zoopalast nach Berlin, sei die Qualität der Vorführung dort, wie sie gewesen ist (sie war wirklich so schlimmgradig flackernd, aber das wusste ich ja vorher nicht).

 

Auch für den Besuch einer Vorführung in Eurem Kinomuseum würde ich mal den "unwesentlich längeren" Anfahrtsweg von 280 km nach Berlin (anstatt der 3 km bis zu meinem nächst gelegenen Cinestar in meiner Heimatstadt) in Kauf nehmen - aber für einen Film in englisch? Zwar spreche und verstehe ich englisch gut, aber in Filmen gefällt mir das trotzdem immer nicht. Erstens, weil bei Filmen, die man schon (teils mehrfach) gesehen hat, finde ich dann immer die nicht gewohnte (Original)-Stimme (des Schauspielers) unangenehm (anstatt der gewohnten des Stimme des deutschen Synchronsprechers). Zweitens ist mein englisch, trotz dessen ich es im Alltags-Sprachgebrauch absolut brauchbar und recht fliesend spreche, nicht gut genug, um es in Filmen wirklich locker zu verstehen. Es wird in den Filmen ja oftmals auch sehr schnell gesprochen, es wird teils Slang/Dialekt gesprochen, es werden Silben verschluckt und es gibt teils heftige Nebengeräusche, die die Sprache übertönen. Unter diesen Umständen muss ich mich immer sehr stark konzentrieren, um das englisch in Filmen zu verstehen. Es geht zwar mit etwas Anstrengung, aber es macht (mir) keinen Spaß. Es ist dann "Arbeit" anstatt lockeres Freizeitvergnügen im Kino für mich, deshalb mag ich persönlich die englischen OV immer nicht so.

 

Da würde mich mal interessieren: Habe ich da eine "provinziale" Einzelmeinung? Steht das Berliner Publikum respektive die "Szene", die lieber in ein alternatives, denn in ein Mainstream-Kino geht, mehr auf die OV? Gilt das irgendwie als schick, als "intellektueller", als angesagter? Oder kommt ihr schlichtweg nur an englischsprachige Kopien ran?

 

Das würde mich einfach zum Verständnis mal interesiseren, ich freue mich auf eine Erläuterung/Antwort, vielen Dank vorab.

 

 

VG Holger

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Hallo Holger,

 

ich kann Deine Meinung verstehen, aber selber hasse ich Synkronfassungen. Es gab zwar mal eine Hochzeit richtig guter, künstlerisch wertvoller Fassungen, bei denen sehr viele Mühe und schauspielerisches Können geboten wurde. Ich selber habe noch einige Senkelbänder aus der Zeit, wo die Sprachaufnahmen gemacht wurden, und man hört dann immer wie viele Takes es brauchte, bis die (sehr guten) SynchronsprecherInnen genau das getroffen hatten, was gewünscht war. Da sind immer Kommentare vom Dialogregisseur drin, "Nein so nicht Mehr Betonung auf," "Nicht so langathmigh", ...

 

Nur irgendwann wurde dann in Deutschland das Filmemachen aufgegeben, zugunsten von 100% (Staats) Fernsehen. OIn Folge führt dieses unausweichlich zu Mittelmäßigkeit, Interessenlosigkeit und Langweile.

Als ich noch aktiv in BWR Filme vorgeführt habe, war man ja (der Qualität der Vorstellung wegen wurde überblendet) immer dabei im Hintergrund den Ton zu hören. Uns als dann in Folge der "30. Film mit Eddy Murphy" über die Bildwand zu flimmern schien nervte das nur. Und "Wir sprechen die Sprache der Jugend", Werbeslogan eines bekannten Synchronbetriebes, hat auch nicht gerade dabei geholfen, die Filme interessanter zu machen.

 

Kinofilm und AV Geräte sind in allen Bereichen inkompatibel. AV hat das kleine Bild, und fordert den dynamikfreien, frequenzbeschnittenen. langweiligen Tonmix. Eine Bildgestaltung, die auf kleinstem Bild ausreichen Information bietet, da die Auflösung und der Pal Farbraum beschränkt waren.

Auf der Großbildwand mit Großlautsprechern kann ich ein Feuerwer abfahren, ohne Probleme zu bekommen. Wer aber nur noch AV Medien maccht, und ab und zu kommt aus dem Trott seiner Fliessbandware nicht heraus, und liefert auch fürs Kino Fernsehen ab.

Leider war dieses dann die Realität mit sehr vielen Synchronfassungen.

Während Filme im Original, Beispiel Pearl Harbour, mit einem sehr lebendigen und grandiosen SDDS 10 (8) Kanal Mix überzeugten, war die deutsche Tonspur ein DVD kompatibler Dolby AC3 Mix, der nicht im geringsten etwas mit dem Film zu tun hatte. Angeblich ein falsches Geräuschband oder so.

Häufig kamen dann Filme, die im Original in Digitalton DTSSDDS vorlagen, nur in Dolöby in deutsche Kinos, was den Filmen nie gerecht wurde.

Sicher manch ein teurer Großfilm hatte noch die Etats einen guten Mischtonmeister mit Tonberater zu finanzieren, und manche Großfilmmischungen waren auch in Deutsch gut gemacht, doch die Mehrheit war einfach nur unterirdisch, verglichen mit dem Original.

Dialoge werden in D generell zu laut im Verhältnis eingespielt, was die Wirkung des Soudtracks in Frage stellt. Und z.B. "Neger" sprechen häufig im Original einen selbst für Muttersprachler unverständliches Kauderwelsch, was aber gezielt (rassistisch) so durch den Autor gemeint ist. In der Synkro kommt der dann akzentfrei herüber. Zensur?

 

Obschon meine Französisch oder Spanisch recht Kenntnisse begrenzt sind, schaue mir auch diese Filme lieber im Original an, den wenn das gut gemacht ist, gelingt es mir in den Film hineinzukommen, ohne nicht mitzukommen. In der Synkronfasung finde ich dann eher eine Barriere, die aber auch bei kleinen Filmen häufig am sehr geringen Etat (O-Ton eines Verleihers: "Der macht keine 50.000 Karten") aufgrund des erwarteten Kartenerlöses liegt. Das klingt dann, wie eine US Vorabenserie bei RTL 2, weil aiuch nur "!mix for theatre and video" die Strategie ist, man auf ein erneutes Video Mastering verzichten will.

 

Ich finde daher synchronisierte Fassungen nicht besonders prall, und vermeide diese, wenn es geht. Offensichtlich hat sich aber in den Großstädten mittlerweile auch eine Kultur herausgebildet, die eher bereit ist Original mit Untertiteln, wie im Ausland üblich, zu fordern.

Es gibt mannigfaltige Gründe, Synchronfassungen abzulehnen.

Wir haben halt die deutsche Kultur, dass Importe eingedoitscht werden, weil ursprönglich die US Western Electric Bell-Telephone Tonqualität so schlecht im Vergleich zur in Kontinentaleuropa verbreiteten Küchenmeister Tobis-Klangfilm Tonspur war, dass die OV als nicht vermarktungsfähig galt. Und dann wurde halt alles neu gemacht, von der Musik bis zum Dialog.

 

St..

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Ich selber habe noch einige Senkelbänder aus der Zeit, wo die Sprachaufnahmen gemacht wurden, und man hört dann immer wie viele Takes es brauchte, bis die (sehr guten) SynchronsprecherInnen genau das getroffen hatten, was gewünscht war. Da sind immer Kommentare vom Dialogregisseur drin, "Nein so nicht Mehr Betonung auf," "Nicht so langathmigh", ...

 

Das ist heute nicht viel anders.

Nur das statt Senkelbänder halt proTools etc genommen wird.

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  • 4 Wochen später...

Mal eine "blöde Frage" an "cinerama": OV heißt Originalversion, also in englischer Sprache, oder?

 

Falls ja, warum spielt ihr denn im Kinomuseum Berlin im Rahmen Eurer 35-mm-Reihe immer nur die englischen Versionen der Filme? Ich würde mir durchaus sehr gern mal einen Film bei Euch anschauen, habe aber 280 km Anfahrtsweg nach Berlin, hin und zurück über 550 km. Da überlegt man sich schon vorher, ob es sich auch wirklich lohnt. 2013 habe ich diesen Weg für "50 Jahre Kino International" auf mich genommen (nur um dabei verarscht zu werden: Man hatte mir vorher telefonisch versichert, dass die älteren Filme im Rahmen dieses Specials alle in 35 mm gezeigt werden würden, nur damit diese nachher dann in teils guter, teils unterirdisch schlechter Qualität digital gespielt wurden). 2014 fuhr ich ebenso für "Interstellar" in 70 mm im Zoopalast nach Berlin, sei die Qualität der Vorführung dort, wie sie gewesen ist (sie war wirklich so schlimmgradig flackernd, aber das wusste ich ja vorher nicht).

 

Auch für den Besuch einer Vorführung in Eurem Kinomuseum würde ich mal den "unwesentlich längeren" Anfahrtsweg von 280 km nach Berlin (anstatt der 3 km bis zu meinem nächst gelegenen Cinestar in meiner Heimatstadt) in Kauf nehmen - aber für einen Film in englisch? Zwar spreche und verstehe ich englisch gut, aber in Filmen gefällt mir das trotzdem immer nicht. Erstens, weil bei Filmen, die man schon (teils mehrfach) gesehen hat, finde ich dann immer die nicht gewohnte (Original)-Stimme (des Schauspielers) unangenehm (anstatt der gewohnten des Stimme des deutschen Synchronsprechers). Zweitens ist mein englisch, trotz dessen ich es im Alltags-Sprachgebrauch absolut brauchbar und recht fliesend spreche, nicht gut genug, um es in Filmen wirklich locker zu verstehen. Es wird in den Filmen ja oftmals auch sehr schnell gesprochen, es wird teils Slang/Dialekt gesprochen, es werden Silben verschluckt und es gibt teils heftige Nebengeräusche, die die Sprache übertönen. Unter diesen Umständen muss ich mich immer sehr stark konzentrieren, um das englisch in Filmen zu verstehen. Es geht zwar mit etwas Anstrengung, aber es macht (mir) keinen Spaß. Es ist dann "Arbeit" anstatt lockeres Freizeitvergnügen im Kino für mich, deshalb mag ich persönlich die englischen OV immer nicht so.

 

Da würde mich mal interessieren: Habe ich da eine "provinziale" Einzelmeinung? Steht das Berliner Publikum respektive die "Szene", die lieber in ein alternatives, denn in ein Mainstream-Kino geht, mehr auf die OV? Gilt das irgendwie als schick, als "intellektueller", als angesagter? Oder kommt ihr schlichtweg nur an englischsprachige Kopien ran?

 

Das würde mich einfach zum Verständnis mal interesiseren, ich freue mich auf eine Erläuterung/Antwort, vielen Dank vorab.

 

 

VG Holger

 

Hallo und sorry für meine späte Genesung und Antwort:

Deine Enttäuschungen zu Aufführungen im INTERNATIONAL mit irrtümlichen Annoncierungen, den Hauruckaktionen im ZOO PALAST oder dem vom 70mm mittlerweile auf Silberscheibe heruntergefahrenem Repertoire in ASTOR FILMLOUNGE in Berlin verstehe ich gut. Gerade die Häuser mit dem größten Werbeetat fahren den "billigsten Jakob" - berlinerisch gesagt.

Da solltest du aufpassen, ob eine Anfahrt lohnt.

 

Die Institutionen und die Filmwissenschaft distanzieren sich gemeinhin von synchronsisierten Fassungen. Bei künftigen Programmen des Vereins KInomuseum Berlin aber ist dies keine Doktrin. Im Gegenteil: da viele Filmkopien zumeist nur auf deutsch verfügbar sind, und auch weil in Berlin viel synchronisiert wurde und der technische Leiter einer Synchronanstalt bei uns ältestes Mitglied ist, entfällt die Doktrin. Auch ich bin mit Synchronfassungen aufgewachsen: manche Filme sah man in der Weise 20 bis 60-mal: also kann man diese historisch gewordenen Version nicht ignorieren, gerade hinsichtlich ihres Prägeverhaltens.

 

EIn paar der kommenden 35mm-Filme werden wir dennoch in Englisch zeigen, weil diese ohnehin minderheitlich herausgbrachten Originalversionen zufällig noch verfügbar sind, und weil ein Teil des studentischen Publikums dies erwartet.

Bei älteren Klassikern auf 35mm und erst recht künftig auf 70mm wird möglichst jeder Meter so gespielt, wie er in Deutschland herauskam. Von den Alterungssymptomen (Kratzer oder Farbverlust) einmal abgesehen.

 

Einige Kinos wie etwa das ARSENAL zeigen laut Spielplan stest distuingiert "Originalfassungen". Sprachlich trifft es zu. Bildlich aber treten oft unangekündigt statt dem 35mm- und 70mm-Bildoriginal die hauseigenen 16mm-Kopien so wie DVDs in Erscheinung.

DIeses Verständnis von "Originalfassung" würde ich ablehnen...

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