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Empfohlene BeitrÀge

Geschrieben (bearbeitet)

Angeregt durch Friedemanns Challenge und die Ideen von Nils Jacobsen habe ich mich auch mal an einen Selbstbau gemacht. Grundlage war ein Siemens Standard Projektor:

 

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Das Besondere an dem Projektor ist, dass er keinen Greifer besitzt, sondern den Film mit Hilfe eines "Schaltwerks" Bild fĂŒr Bild weiterschiebt. Man kann damit also auch Filme mit beschĂ€digter Perforation nutzen. Viel Ausschlaggebender fĂŒr die Wahl war allerdings, dass sich das Lampenhaus und der Vorwiderstand problemlos demontieren lassen, so dass man direkt von hinten Zugang zum Bildfenster hat und mit einem Makro-Objektiv sehr nah herankommt.

Kleiner Nachteil des Projektors: Der war ursprĂŒnglich fĂŒr doppelseitig perforierten Film gebaut. Daher muss man die hintere Reihe der ZĂ€hne von Vor- und Nachwickel-Zahnrolle abfeilen. Bei meinem Exemplar hat diese Arbeit glĂŒcklicherweise der Vorbesitzer schon gemacht.

 

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Ich habe das Lampenhaus und den Vorwiderstand abmontiert und den Motor aus der Basis des Projektors entfernt. Der Projektor ist nun bis auf die Mechanik fĂŒr den Transport leer. Dort wo das Lampenhaus war, wurde die Basis fĂŒr mein Nikon BalgengerĂ€t montiert, an dem spĂ€ter eine Sony A7sIII hĂ€ngen wird.

Der Motor fĂŒr den Scanner ist ein 12V DC Motor (Modelcraft), der ĂŒber eine Motorsteuerplatine aus der Bucht regelbar ist. Die Platine verschwindet hinter dem Blechschild fĂŒr die (ehemalige) Lampenhelligkeitsskala und der Regler sitzt an der Stelle, wo man frĂŒher die Helligkeit reguliert hat.

 

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 Als Halterung fĂŒr den Motor eignet sich perfekt das um 90 Grad gedrehte, ehemalige Lampenhaus. Es mussten nur drei Bohrungen in die Projektorbasis, damit das Gestell am richtigen Platz sitzt. Die Achse des Motors wurde einfach durch eine der Rauten des Seitenteils herausgefĂŒhrt und mit einem Riemenrad (3D Druck) versehen. Der Riemen lĂ€uft ĂŒber ein 4-fach kleineres zweites Rad, das ich an der Achse des manuellen Filmtransports befestigt habe.

 

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Fehlt noch die Einzelbildauslösung. DafĂŒr habe ich von einem Fernbedienungskabel fĂŒr die Sony A7s den Schalter abgeschnitten und an einen Mikroschalter aus einem Arcadeautomaten gelötet. Diesen habe ich mit Hilfe eines gebogenen Blechs an der senkrechten Mittelstrebe des Projektors montiert und so ausgerichtet, dass die Nase, die ich der um die FlĂŒgel gestutzten Umlaufblende gelassen habe, bei jeder vollen Umdrehung den Schalter betĂ€tigt. Um den Schalter zu schĂŒtzen, ist noch ein Messingstreifen aus einem A4 Ordner dazwischen montiert.

 

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Das Auslösekabel wird durch den Projektor gefĂŒhrt und mit der Kamera verbunden

 

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Als Lichtquelle dient die von jaquestati empfohlene LED 5V Nachtleuchte in der TageslichtausfĂŒhrung (9€), die durch die Objektivfassung des Projektors scheint. Die Halbkugelförmige Lampe passt (fast) perfekt hinein und wird durch ein gebogenes Blech in ihrer Position gehalten. Das Kabel wird ins innere des GehĂ€uses gefĂŒhrt und am 5V Ausgang des dort befestigten ehemaligen Festplatten-Netzteils verdrahtet, dessen 12V Ausgang die Motorsteuerungsplatine bedient. Das Netzteil an sich ist mit dem originalen Ein-Aus Schalter des Projektors verbunden (toller, satter Schalt-Sound...).

 

Und so sieht das ganze dann fertig aus:

 

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Was mir daran so gut gefÀllt: Es ist so schön kompakt.

 

Durch die 1:4 Übersetzung des Antriebes werden ca. 2,5 Bilder pro Sekunde am Bildfenster vorbeigezogen, die die A7sIII mit einer schnellen Speicherkarte locker wegschreibt. Das Bildfenster habe ich ĂŒbrigens mit einer Feile etwas erweitert, um die Perforation fĂŒr eine eventuelle Stabilisierung in Resolve mitzuscannen. Das wĂ€re aber eigentlich nicht wirklich nötig gewesen, weil das Schaltwerk des Siemens extrem prĂ€zise arbeitet.

 

Das Nikon 60mm Macro-Objektiv in Verbindung mit dem BalgengerĂ€t zeichnet sehr, sehr scharf. Der Focus ist mit der FocusvergrĂ¶ĂŸerung der Sony und dem Schlitten des Balgens sehr prĂ€zise einzustellen und die 4K Auflösung der Bilder zeichnet wirklich jedes Korn des Kodak Double X auf.

 

Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, bin jetzt aber auch etwas angefixt, dass Projekt noch zu modifizieren und zu perfektionieren...

ZunĂ€chst einmal wĂŒrde ich gerne den Microschalter durch einen optischen Schalter ersetzen - Und das Fernziel wĂ€re, einen Raspberry Pi im GehĂ€use unterzubringen und die RasPi HQ Kamera als Bildwandler zu nutzen. Dann könnte die Zweite HĂ€lfte des GehĂ€uses (die Lampenabdeckung) auch wieder montiert werden und der Projektor sieht dann aus wie er mal war:

 

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Ein kleines Touchdisplay zur Bedienung könnte man auf der Oberseite unterbringen, dort, wo frĂŒher die LĂŒftungsschlitze fĂŒr Lampe und Widerstand waren. Das wĂ€re ein Traum.

DafĂŒr fehlen mir allerdings die RasPi FĂ€higkeiten. Daher hier der Aufruf:

 

Falls jemand Lust und die FĂ€higkeiten hat, so etwas zu programmieren, bitte melden. Als "Entlohnung" wĂŒrde ich einen Siemens-Standard Projektor anbieten, damit sich der Helfer selbst einen solchen Scanner bauen kann. 😉

 

Viel Spaß beim inspirieren lassen und nachbauen,

 

Sebastian

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bearbeitet von Sebastian Bock (Änderungen anzeigen)
  • Like 3
  • Thumsbup 2
Geschrieben

Sehr schön. Wie ist es mit dem Bildstand, bzw. der Treffgenauigkeit? Der Siemens Standard hat ja keinen Greifer, sondern einen SchlÀger. Wackelt das nicht deutlich mehr?

Bei der Projektion fÀllt es nicht so sehr auf, aber ich finde schon, dass man im Vergleich zu einer Mechanik, die den Film etwas mehr unter Kontrolle hat, einen deutlichen Unterschied sieht. Zumindest im Vergleich bei der Projektion zu anderen Projektoren.

Geschrieben

Finde ich auch sehr gut. Der umgekehrte Lichtweg ist vor allem super. Spart unheimlich Platz. Mikroschalter werde ich wohl auch demnÀchst durch eine Lichtschranke ersetzen. Ist einfach zuverlÀssiger und vor allem leise. 

 

Kannst ja mal ein Scanbeispiel hochladen. WĂ€re echt interessant.

 

 

  • 5 Wochen spĂ€ter...
Geschrieben

Wie verhĂ€lt es sich eigentlich mit den Kamerasensoren und WĂ€rmeabgabe bei Dauerbetrieb erst Recht hier mit Sony mit großem Sensor aber auch mit MFT-Kamera wie in einem anderen Projekt hier oder Friedemanns Raspicam? Machen die das ohne Probleme mit?

 

Ich hatte neulich eine Filmemacherin zu Gast mit hochgezĂŒchteter Canon Videokamera (Canon Eos C irgendwas mit Kleinbild-Sensor und 4k oder 6k gar? Sah etwas aus wie ein adipöser Fotoapparat aber auch irgendwie nicht und kam in Dimensionen, die eine Bolex H16 sogar ĂŒbertreffen könnten, außer im Gewicht vielleicht 😉). Die Kamera explizit fĂŒr Video hatte jedenfalls einen eigenen LĂŒfter offenbar um den Sensor zu kĂŒhlen. Ist das bei „unseren“ Sannerkameras kein Thema?

Geschrieben (bearbeitet)

Moin!

Nee, das sollte bei den "Scannerkameras" gar kein Problem sein. Die paar Bilder, die ein Scanner pro Sekunde macht, jucken keine Kamera. Der Sensor liefert ja eh stĂ€ndig ein Bild in der eingestellten Bildrate (24, 25, 30, was immer eingestellt ist) um den Sucher, bzw. das Display mit einem Signal zu fĂŒttern.

Wenn dann noch ein paar dieser Bilder pro Sekunde auf eine ausreichend schnelle Karte geschrieben werden, erzeugt das keine nennenswerte WĂ€rme, die nicht ĂŒber das GehĂ€use abgeleitet werden könnte.

 

Die großen Kameras, wie z.B. das Exemplar, das Du gesehen hast (wahrscheinlich ne C70) haben nen LĂŒfter, um auch bei hohen Bild- und Datenraten den Sensor auf einer definierten Temperatur zu halten, um so das Sensor-Rauschverhalten zu kontrollieren (vereinfacht gesprochen).

 

Benötigt eigentlich gerade jemand einen dieser Siemens-Projektoren, die oben im Bild zu sehen sind? Ich hĂ€tte noch ein funktionierendes Exemplar gĂŒnstig abzugeben.

 

 

 

 

Bearbeitet von Sebastian Bock (Änderungen anzeigen)
  • 11 Monate spĂ€ter...
Geschrieben (bearbeitet)

Aus gegebenem Anlass schließe ich mich mal an.

 

Weihnachtszeit ist Bastelzeit (ja, etwas verspĂ€tet): In leichter Abwandlung aber im Prinzip gleich hab ich mir auch einen „Siemens-Scanner“ gebaut!

 

Kamera: Lumix G6

LED: Nichia NFCWL048B-V2 COB-LED, CRI 90+ (etwas stark, aber viel hilft viel 🙂)

Auslösung: auf der FlĂŒgelblende (ich hab sie gelassen, wie sie war, störte nicht), sitzt ein Magnet, der einen Reed-Kontakt auslöst und damit die Kamera

Geschwindigkeit: Leider nur so 1-1,5 BpS aktuell. Der Motor ist am Anschlag.

 

Was ist noch offen:

‱ die Motorsteuerung sitzt hinter der ehemaligen Lampenhelligkeitssteuerung; der originale Schalter aber noch nicht, kommt noch wieder dran.

‱ eine Höhenversellung des Aufnahmeobjektivs wĂ€re sinvoll.

‱ der Reed-Kontakt sitzt noch etwas schlampig eingeklebt im Projektor. Nachdem ich doch etwas an der Drehbank stand fĂŒr ein paar Adapter, war ich hier am ende etwas schlampig 😉 Aber hĂ€lt erstmal!

 

Und ansonsten lĂ€uft's 🙂 

 

 

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Bearbeitet von filma (Änderungen anzeigen)
  • Like 2
  • Thumsbup 1
Geschrieben

Sehr schön!

Der verwendete Siemens ist ja fĂŒr doppelt perforiertes Filmmaterial, hast Du von den Zahntrommeln ZĂ€hne abgetragen? Und zeigst Du mal Ergebnisse?

Geschrieben

Eine Reihe ZĂ€hne hab ich vorsichtig abgedreht. Den Greifer muss man natĂŒrlich auch einseitig entzahnen. Wegen des kuriosen Greifersystems scheint mir eine genaue Justage zwischen Nachwickel-Zahnkranz und Greifer vonnöten. Da habe ich leider einiges an Zeit und Versuchen gebraucht.

 

Ergebnis hast Du schon gesehen. DafĂŒr, dass der Film zweimal kopiert wurde (einmal davon am Steenbeck 😬) und er digital nicht stabilisiert wurde, scheint mir der Bildstand recht ok 🙂

 

 

 

  • Thumsbup 1

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