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unruhiger Bildstand bei 16mm


Silas Leachman

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Eine Frage an die Techniker/Chemiker hier im Forum:

 

Ich habe neulich einige Filme bekommen, die zwar laufen (Projektor: Siemens 2000), allerdings einen extrem unruhigen Bildstand haben.

 

Die Filme riechen nicht nach Essig, das Material sieht gut aus, sind nicht verdreht, Perfo ist auch okay. Es handelt sich sowohl um s/w Filme als auch um eine Technicolor-Kopie (50er Jahre).

 

Der Projektor ist auch okay (gewartet), meine anderen Filme laufen auch problemlos auf dem Teil.

 

Woran kann das liegen bzw. was kann ich tun?

 

Bin für alle Anregungen dankbar.

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Immer zuerst den Film untersuchen, dann den Apparat

 

Bildstrich sichtbar machen (im Lauf). Falls kein ausgeprägter Bildrahmen erkennbar ist, handelt es sich um kontinuierlich belichtetes Material. Damit ist die Möglichkeit für schlechteren Bildstand gegeben. Unruhe würde dabei sofort als Unterschied zwischen Laufbild und Bildrahmen beziehungsweise Bildstrich auffallen.

 

Es gibt auch intermittierend belichtete Kopien mit schlechtem Bildstand, aber doch eher selten. Präzisionskopien, auch selten, bei denen das Material über die Perforation zur Belichtung vollkommen still gesetzt wird, haben einen Bildstand wie angenagelt. Echte Technicolor-Drucke haben sehr guten Bildstand. Wenn nur TC draufsteht, aber Eastmancolor drin ist, sieht es anders aus.

 

Der nächste Punkt ist das Zusammenspiel Film-Apparat. Es lohnt sich, die Kopien zu reinigen und danach zu wachsen. Mit dem Siemens & Halske 2000 ist das absolut angezeigt. Schwarzweißfilm hat oft etwas weichere Gelatine, weil eine Härtung nicht Teil der Entwicklung ist wie bei Farbfilmen. Darum erst recht wachsen. Irgendwo hier im Forum habe ich ein Mal, glaube ich, das Rezept einer Filmwachsmischung angegeben. Daß das Gerät blitzsauber sein soll, ist selbstverständlich. Kinderzahnbürste, eventuell ein wenig Isopropanol auf die Borsten gegeben. Keine Lappen und keine Wattestäbchen. Am Schluß mit bloßem Finger überwischen. Kameraleute geben nach der Reinigung der Filmbahn mit dem Finger etwas Talg von ihrem Nasenflügel auf die Andruckplatte, nur einen Hauch. Das ist eine wahnsinnig wirksame Mischung.

 

Zuletzt den Projektor anschauen und anhören. Wenn er im Leerlauf klappernde Geräusche von sich gibt, ist schon etwas nicht in Ordnung. Beim 2000 kann man den Filmantrieb abnehmen und genau untersuchen. Es darf kein Spiel vorhanden sein, eventuell sollte eine Feder ersetzt werden. Die Ölschmierung muß funktionieren, d. h. die Zuführfilzstreifen müssen ölgetränkt sein und die entsprechenden Teile berühren. Alle Lager, Gleitlager beim 2000, freuen sich über Schmierstoff. Bei dem Projektor sind es schmierstoffgetränkte Sinterlager. Bei einer Generalüberholung werden diese Lager wieder in warmes Öl gelegt. Ausgelaufene Lager können Ursache von schlechtem Bildstand sein.

 

Filmvorführer führen umso besser vor, je inniger sie mit Gerät und Film verbunden sind. Am Umrollplatz, den du dir nicht schön genug einrichten kannst, lernst du die Kopie kennen. Verbrüdere dich mit ihr. Faß das Zeug an. Wenn du Schweißhände hast, nur auf den Kanten. Baumwollhandschuhe sind nichts Schlechtes, man muß mit ihnen nur aufpassen, nicht an Spleißen und Einrissen hängen zu bleiben, was Fusseln hinterläßt, die später schicksalhaft im Bildfenster auftauchen.

 

Erzähl’ uns später doch, was du alles angestellt hast!

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Hallo Filmtechniker,

 

erst einmal vielen Dank für Deine ausführlichen Informationen. Ich gebe dann mal noch ein paar Details, die in obigem posting noch nicht stehen.

 

Die Filme sind gereinigt und "durchgesehen" (das mache ich mit allen Filmen, die ich bekomme. Ich habe viel Material, welches bis zu 70 Jahre alt ist, da ist die Reinigung eigentlich immer obligatorisch. Den Erfolg sieht man immer am Reinigugstuch. Des weiteren auch das Ausbessern von evtl. alten Klebestellen, Perfomacken, etc.)

 

Von daher ist bei diesen Filmen nichts anders, als bei meinen anderen.

 

Meine Projektoren reinige ich vor jeder Vorführung, auch wenn nur ein Tag dazwischen liegt. Der besagte Projektor hat bisher bei anderen Filmen auch noch nie Schwierigkeiten gemacht. Regelmäßige Ölung/Schmierung ist mir auch bekannt und wird entsprechend durchgeführt.

 

Also auch hier nichts anderes, als sonst.

 

Das bereitet mir ja gerade Kopfzerbrechen, ausgerechnet diese Filme (die ich übrigens auch noch von verschiedenen Leuten habe), wollen nicht so richtig.

 

Viele Grüße

 

Silas

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Hallo Silas

Habe das bei 16mm auch schon erlebt. Es könnte an einer relativ kleinen Schrumpfung liegen. Lege 1, besser 2m neueren Film haargenau auf diesen alten (oder umgekehrt). Fixiere auf der einen Seite mit Klebband die Enden und beobachte, ob die Perfos nach 1 oder 2 Metern immer noch genau übereinstimmen. So siehst Du eventuelle Differenzen.

 

Herzlichst

escalefilm

Ualy

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Die Schrumpfung in Längsrichtung hat erst ein Mal keinen Einfluß auf den Bildstand, quer zur Filmlaufrichtung schon. Prinzipiell sollte ein 16-mm-Film-Projektor auch um 10 Promille geschrumpftes Material sicher führen, und das könnte der wunde Punkt sein.

 

Schaue nach, ob die Seitenführung des Apparates frei spielt. Lege einen der schlecht stehenden Streifen ein, Greiferzähne dürfen ihn nicht berühren, und ziehe ihn von Hand im Filmkanal auf und ab, dabei leicht zur Seite bewegend. Wenn du Spiel merkst, bevor die Schiene bewegt wird, steht sie zu weit ab. Seitliche Filmführung ist Voraussetzung für brauchbaren Bildstand bei Filmantrieben der Klasse 1.

 

Ich kann nicht erwarten, daß du Stahlfilm zur Justierung im Hause hast, das ist aufs untere Abmaß (15,83 mm) zugeschliffener Federstahl. Service-Techniker stellen damit die Filmbahn ein. Es gibt eben bei älterem Acetatfilm tatsächlich quer zur Laufrichtung stärker schrumpfende Chargen. Heute ist das fast vergessen und mit Polyester sowieso nicht mehr so wichtig. Vielleicht hast du eine Meßschraube in der Nähe. Es würde mich interessieren, welche Breite du so mißt. Eine Schleife in den Film legen.

 

Du kannst auch einen Filmabschnitt in ein Diarähmchen klemmen, möglichst genau um ein ganzzahliges Vielfaches vergrößert projizieren (zum Beispiel 4,25 Meter Projektionsdistanz bei Brennweite 85 mm ergibt 50fache Vergrößerung) und zwei Maße an der Wand erfassen, die Filmbreite und den Lochabstand. Daraus kann man einiges ableiten.

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Hallo Leute,

 

vielen Dank für eure Ideen. Ich habe heute morgen die Idee von escalefilm probiert, die Ergebnisse sind ernüchternd:

 

Die Technicolor-Kopie hat bereits nach 50 cm komplett verschobenens Perfoloch, die s/w-Kopie immerhin ein halbes verschobenes Perfoloch.

Als Vergleich habe ich neuen Polyesterfilm genommen.

 

Ich denke, damit ist der "Fehler" gefunden.

 

Ich meine, irdgendwo gelesen zu haben, daß echter Kampfer gegen geschrumpften Film helfen soll.

 

Hat jemand Erfahrung damit?

 

Viele Grüße

 

Silas

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Gast Ligonie 2001

Ich meine, irdgendwo gelesen zu haben, daß echter Kampfer gegen geschrumpften Film helfen soll.

 

Hallo,

eine Serie über solche Themen wurde in Cine 8-16 gestartet und offenbar geht es in der kommenden Ausgabe mit "Filmreinigung" weiter. Das Thema "Kampfer" wurde schon gründlichst abgearbeitet. Bemüh Dich halt um die Ausgabe (Anruf).

Aber: Ich hatte einen Fall wie Deinen noch nicht, hätte ich ihn würde ich kaum zu Kampfer greifen. Überleg mal: Das ist Gas und soll an das Material. Und ebendieses liegt schön aufgewickelt, Wicklung auf Wicklung, auf der Spule in der Dose. Das Gas erreicht halt den Rand....Aber die Hoffnung stirbt halt zuletzt.

Das ist einer der Fälle in denen mir hybride Arbeitsweise sinnvoll erscheint. Abtastung und so. Eine gute Adresse ist der Betrieb der die Anschrift des früheren Agfa-Labors in München in der Tegerseer Landstraße (ich glaube 196) hat. Da würde ich aber den Fall vorher genauestens schildern.

Fälle wie Deiner lassen da Polyesterkopien sehr sinnvoll erscheinen. Das stürzt mich in tiefe Konflikte mit meiner Festlegung auf 9,5mm. Mit dem Herrn der meinen T1S Royal "in der Mache" hat hab ich telefoniert. Sehr friedliches Gespräch und ich glaube das wird jetzt. Das Ding ist "heilig" und hat jetzt alle kritischen Kunststoffteile durch Metallteile ersetzt. Wenn der Projektor zurück ist wird nochmal ein scharfer Blick auf Andecs Wetgate-Verfahren geworfen. Ein klarer Pluspunkt für Super-8: Farbnegativfilm.

Beste Grüße.

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Die Technicolor-Kopie hat bereits nach 50 cm komplett verschobenens Perfoloch ...

Moment - das ist doch aber nicht besonders viel ... Rechne ich gerade richtig: Ein Perfoloch hat bei 16mm rd. ein Fünftel Bildhöhe, d.h. nach rd. zweieinhalb Metern müsste die Differenz zum Polyesterfilm ein Bildkader betragen ... vier Bilder auf zehn Meter ... und bei einer Bildhöhe von rd. einem Zentimeter vier Promille ... das ist kein ungewöhnlicher Wert ...

 

Ich meine, irdgendwo gelesen zu haben, daß echter Kampfer gegen geschrumpften Film helfen soll.

Gelesen mag sein - es wird so viel Unfug geschrieben. Kampfer ist (in kleinsten Mengen) gut für Hustenbonbons (und diente auch der Nitrofilmherstellung als Weichmacher), hat aber auf Azetatmaterial nichts zu suchen. Schrumpfung ist einfach ein unumkehrbarer Prozess, mit dem man sich abfinden und auf den man die Mechanik (sprich Projektoreigenschaften) einstellen muss. Gerade Technicolor-Kopien neigen sehr stark zum Schrumpfen - vielleicht aufgrund von Lackierungen (zur Farbversiegelung). Damit muss man irgendwie leben ...

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Technicolor-Kopien neigen sehr stark zum Schrumpfen - vielleicht aufgrund von Lackierungen (zur Farbversiegelung).

Nein. Wie du richtig sagst, läßt sich an der Filmschrumpfung nichts machen. Sie hängt mit dem langsamen Zerfall der Makromoleküle zusammen, you know, Celluloseketten, die abbrechen. Bei der Firma Technicolor hatte Rohfilm einfach einen anderen Stellenwert als z. B. bei der Firma Perutz. Technicolor 4, da wir uns in den 1950er Jahren und später aufhalten, war Imbibitionsdruck, Übersaugverfahren, wie es genannt wurde. Der Rohfilm ist einfachster Schwarzweißfilm. Die Tonspur wurde fotografisch erzeugt, das Bild aber eben auf dem berühmten rostfreien Stahlband voller Zähne während etwa 30 Sekunden von je einem durchgefärbten Matrizenfilm aufgetragen, Blaugrün, Purpur und Gelb.

 

Es gibt, und damit müssen wir hauptsächlich leben, unterschiedlich gutes Triacetat. Bekannt sind heftig vom Essigsyndrom befallene Chargen der Firma Gevaert vom Anfang der 1960er Jahre, Kine- und Magnetfilme. Weniger bekannt sind Perutz-Kopien und andere Materialien dieser Firma aus den 1910er Jahren, die man für 20jährig halten kann. Das ist Nitrofilm, klar, eine etwas andere Geschichte, dennoch . . .

 

Selbst bei Polyester gibt es Unterschiede. Ich sollte nicht zu sehr in die Einzelheiten gehen, nur so viel: PETP-Träger wird bei der Fabrikation gereckt. Das geschieht nacheinander in der Breite und der Länge nach auf kräftigen Kalandern (Rollengestellen). PETP hat eine teilkristalline Struktur, die man zu sehen bekommt, wenn man ein Filmstück zerreißt. Man braucht das Material nur am Rand wenig einzuschneiden, um es darauf durchreißen zu können. Intakten Film reißt du praktisch nicht entzwei, weil die Kanten ganz leicht verrundet sind. Das wiederum ist das Geheimnis des Spaltens und welche Temperatur dabei entsteht.

 

Einen schönen Abend allerseits!

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  • 11 Jahre später...
Am 11.12.2010 um 18:00 schrieb Film-Mechaniker:

kann nicht erwarten, daß du Stahlfilm zur Justierung im Hause hast, das ist aufs untere Abmaß (15,83 mm) zugeschliffener Federstahl.

 

Nur um der richtigen Fachsprache willen, es muß Grenzmaß lauten. Ein Abmaß ist etwas anderes. Das untere Grenzmaß für die Breite von 16-mm-Film ist 15,925 mm. Heute schleierhaft, wie ich auf 15,83 gekommen bin

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vor 5 Stunden schrieb Film-Mechaniker:

 

Nur um der richtigen Fachsprache willen, es muß Grenzmaß lauten. Ein Abmaß ist etwas anderes. Das untere Grenzmaß für die Breite von 16-mm-Film ist 15,925 mm. Heute schleierhaft, wie ich auf 15,83 gekommen bin


Ja, das wären ja fast 2/10! Wohl etwas zuviel 😉

Ich habe vor einiger Zeit auch an einem Bauer selecton II O eine verklemmte Feder der Seitenführung als Ursache für schlechten Bildstand festgestellt.

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