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Berlinale


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Da sich die angesprochenen Kinoleute hier leider nicht mehr äußern mögen, erinnere ich als Besucher eben noch einmal daran, daß es sich bei dem zuletzt kritisierten Fall wie gesagt um ein Kino mit Kinoton-Projektoren der E-Serie (elektronisches Schrittschaltwerk anstelle eines Malterserkreuz-Getriebes) handelt.

Die Ernemann 15-Vermutung trifft aber auf das von @TomCat vis-à-vis besuchte Kino (siehe bitte vorherige Beiträge in diesem Thread) zu.

Hypothesen leite ich hieraus nicht ab, bevor nicht eine Visite und Besichtigung stattgefunden hat, falls man dort überhaupt einer auswärtigen Bewertung und Beratschlagung Offenheit entgegenbringt? :roll: :smokin:

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Ein Segen sind durchaus Besuche des 'Berlinale Palast', sie haben unstreitig mit Kino und Event zu tun. Sowohl die Atmosphäre, das Ambiente und der Service sind gewiß professioneller als anderswo, und die Erinnerung an den 'Zoo Palast' 1999 als einstmals erstem Wettbewerbshaus schmerzt nicht mehr so wie kurz nach dem Umzug.

 

Mit dort anderthalbtausend Plätzen und zwei Rängen läßt sich imaginieren, wie vergleichsweise bis Mitte der 1960-er Jahre der Wettbewerb der damaligen Berlinale in vergleichbar großen Kinozwecksälen wie der 'Lichtburg' am Gesundbrunnen oder im 'Titania'-Palast - mit ihren jeweils zweitausend Plätzen und ebenfalls Doppelrängen - gewirkt haben mag. Froh ist man, daß wenigstens das Mega-Festival Berlinale in seinem 1. Wettbewerbshaus auch 2004 noch erahnen läßt, daß großes Kino auch eindrucksvoller Säle bedarf.

Heute im Berlinale-Palast der Debutfilm "Maria, llena eres de gracia" (Maria voller Gnaden): eine völlig störungs- und mängelfreie Darbietung. Die Tragik der Geschichte (Rauschgiftdrama um junge Frauen, die als "Maultiere" von kolumbianischen Drogendealern in die USA geschleust werden) packte das Publikum; vielleicht ein kommender Programmkinoerfolg.

 

Diametral zu anderen Spielstätten ist hier erahnbar, daß der Level der technischen Revisionen höher liegen dürfte als anderswo in der Stadt. Es ist schön, daß hier an der "Königsdisziplin", dem 35-mm-Format, auch in diesem Jahr noch festgehalten wurde. Wieder ganz weit vorne sitzend, war meine Entscheidung zugunsten des natürlichen Filmkorns dann auch klar: bei einem Bildeindruck dieser Größe stünde selbst bei 2 k-DLP-Projektion ein festes Gitter an starren Pixeln vor meiner Nase.

 

Schärfe und Bildstrich werden offenbar durch Testläufe vorher eingestellt, sodaß von Anfang an alles stimmte. Die Überblendungen hätte man vorführmäßig nicht gemerkt, wenngleich sie mir durch einen geringfügigen Wechsel der Leuchtdichte doch auffielen. Ob hier der Kolben erst mit Anziehen des Motorschützes zündet oder andererseits vielleicht die Farbtemperatur oder der Lichtstrom auf einem der beiden Projektoren eine ganz minimale Abweichung hat, weiß aber sicher @Uli genau.

Rundherum ist man aber dankbar, daß inderart noch ein deutlicher Abstand zum Pantoffelkino gehalten werden kann.

 

Weiter so!

:D

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Hallo Uli!

Danke für den Einblick in eure Kulissen. Das war schon beeindruckend für so ein Landei wie mich, wann sitzt man schon mal in einem Cockpit! :D

An dieser Stelle meine Anerkennung an eure Arbeit.

Und, allen vorherigen Unkenrufen sei entgegnet: Pannen können immer und überall passieren. Entscheidend ist denke ich dabei eher, ob sie aus Fahrlässigkeit und/oder Ignoranz entstehen oder einfach nur eine Panne in einem sonst einwandfrei funktionierendem Betrieb sind. Ich bitte dabei auch zu bedenken, das im Premierentheater jedes Jahr - bis auf wenige Ausnahmen - alles neu aufgebaut und der Ton zB jedes Jahr besser wird. Im Großmaxkino am Potsdamer Platz konnte ich nicht einmal eine einigermaßen scharfe Projektion genießen. Und die spielen jeden Tag.

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  • 2 Wochen später...
  • 11 Monate später...

Paukenschlag der Berlinale mit PANZERKREUZER POTEMKIN, einer Stummfilmvorführung mit Orchestermusik von Edmund Meisel in der Berliner 'Volksbühne' am 13.2.2005.

Bekanntermaßen bis heute der gewaltigste Wurf des Action-Genres und Monumentalkinos überhaupt, es war diesmal eine brandneu restaurierte Version zu sehen.

Der mehrmals umgeschnittene und endlos umkopierte Film basiert nun auf optisch vorteilhafteren Materialien unter Ergänzung einiger seit Jahrzehnten nicht mehr gezeigter Einstellungen (die "letztgültige", alte Gosfilmofond-Version von 1976 fand ich stets unerträglich: sie wimmelte von geschrumpften oder dezentrierten Kadern von Einstellung zu Einstellung, und alles wurde nur noch verschlimmert durch optisches Doubeln, wobei auf falsch eingestellten optischen Printern unfreiwillig ein doppelter, sich überlagernder Bildstrich hinzukopiert wurde. Der Film war inderart weder auf 35mm noch im Fernsehen mit gebührender Konzentration zu rezeptionsfähig, und spätere Tonfassungen mit neuer Musik von Schostakovich nebst lippen-a-synchronen Sprechern erreichten bereits das Signum von Kommerz und Lächerlichkeit).

 

Das Restaurationsteam um Enno Patalas und Anna Bohn nimmt das Eisenstein-Werk somit zum Anlaß für weitere Versionsvorstellungen, die später als kritische DVD-Edition erscheinen sollen.

 

Die neue 35mm-Voführfassung vermeidet einen nochmaligen Aufguß der (o.g.) gedoubelten Gosfilmofond-Fassung, an deren Sichtung im Bundesarchiv ich einmal besuchsweise teilnehmen durfte. Hierbei handelte es sich bereits um ein Duppositiv, das also 2004 nochmals gedoubelt hätte werden müssen, wäre man sträflicherweise erneut von diesem Material ausgegangen.

 

Nach dem Rechercheplan von Patalas mußte aber bereits aus rein textuellen Gründen der erweiterte Ansatz gewählt werden, d.h., ein Versuch der Rekonstruktion von weiteren Materialien und Kopien sollte Einstellungs- und Titelfolgen weitestgehend zurückholen.

Die heute im British Filminstitute lagernde MoMa-Kopie des Film gilt als die der Premierenfassung am nächsten kommende, wenngleich auch sie deutlich gekürzt ist; desweiteren ist das nachträglich 1935 erstellte Filmprotokoll von Ippolit Sokolow einer der wenigen Hinweise auf die Gestalt der integralen Moskauer Premierenkopie.

Zunächst aus inhaltlichen Gründen wurden aber drei deutsche Nitrokopien der gekürzten Fassung von 1929, die seinerzeit vom Londoner Booking Offices für dortige Distributionen angekauft worden waren, jedoch mit englischen Zwischentiteln versehen waren, im Zuge der Restaurierungsarbeit anno 2004 herangeholt.

Für den Kopierkwerksmenschen war bereits absehbar, daß genau diese Versionen als einzig verfügbare und optisch zufriedenstellende Fassungen die reale Ausgangsbasis für das Gros der Umkopierungen darstellten, nachdem Gosfilmofond sich nicht sicher war, ob denn das Kamera-Originalnegativ noch in einem Zustand ist, das eine weitere analoge Umkopierung erlaubt hätte. Genauergesagt: es weiß keiner Genaues über das (zudem aufgrund später nie mehr restituierter Schnitte extrem gekürzte) Originalnegativ, und eine Ausführung des Negativs außerlande hätte eines Ministerratsbeschlusses des russischen Republik bedurft.

An diesem Punkt zeigen sich institutionelle und politische Hürden, die man entweder in jahrelangen Kämpfen sich zu nehmen getraut oder sich für eine (zu eigenen Lebzeiten noch fertig werdende) formal und inhaltlich getreuere Neufassung entscheidet, die die verstümmelte Gosfilmofond-Fassung endlich aus der Welt schafft - so würde meine Interpretation der Entscheidung lauten, mit der anmerkenden Fußnote, daß baldmöglichst das Originalnegativ examiniert werden sollte (dies ist eigentlich die museale Pflicht von Gosfilmofond!) und für weitere bildliche Verschönerungen des Films späterhin doch noch genutzt wird.

Realiter gelten jetzt die drei Nitrokopien, die 1929 vom gekürzten Kameraoriginal gezogen wurden, als bestmöglicher Ausgangspunkt für die Restaurierung 2005 - sie wurden weiters im Falle der Kürzungen mit Einstellungen aus der Ex-MoMa-Kopie und der leidlich gedoubelten Gosfilmofond-Version ergünzt. Dabei ist dem Kopierwerk Taunus-Film in Wiesbaden die Angleichung der verschiedenen Materialien geglückt.

 

Die Musikfassung des deutschen Komponisten Edmund Meisel wurde 2004 von Helmut Imig analog zu gestreckten und verlängerten Szenen adaptiert und kompositorisch ergänzt/modifiziert. Keine leichte Aufgabe: der Film wurde in 16 B/Sek.aufgenommen und anno 2005 in der 'Volksbühne' in 18 b/Sek. vorgeführt, wobei Dirigent und Orchester ein perfektes Timing - gerade in anbetracht vieler accelerando oder diminuendo-Agogiken - bewies. Kein aalglattes Philharmonker-Spiel á la "Zirkus Karajani" bot das Deutsche Filmorchester Babelsberg, sondern virtuose Verve und kühne Geräuschzusätze zu den zahllosen Detonationen und Munitionssalven dieses Films.

 

Die Projektion des 35mm-Streifens hätte man sich schöner gewünscht: offenbar steht der Enthusiasmus der Forscher und Künstler nicht immer in äquivalentem Verhältnis zur Routinearbeit der (nicht immer sehr gewählten) Kinotechniker, wenn diese selten etwas Neues oder Improviatorisches wagen: so hätte man die Trapezprojektion durch sattsam bekannte Ausgleichstuben von ISCO vollständig auskorrigieren können, und auch "Schwartenränder" der Bildfenstermasken lassen sich unstreitig vermeiden. Im Zweifelfall wäre anzuraten, für besondere Events ggf. einen Maskenrohling zu opfern, d.h. zu überfeilen und somit die Ränder der Bildkader selbst als Trennlinie zwischen Filmbild und Kaschierung fungieren zu lassen. Gerade in anbetracht eines derart alten Films, von dem man gerne immer "alles" sehen möchte (und hierzu gehören auch gewisse Indizien auf Schrumpfung oder Take-Wechsel) wäre diese Methodes anzuraten. Trapezbild aber plus unscharfe Schwartenränder sind kein Lorbeerkranz für projektionstechnische Vollkommenheit.

 

In der weiteren Debatte würde ich noch einmal einen Satz des Restaurateurs, Enno Patalas, aus dem Programmheft der heutigen sensationellen Aufführung zitieren, welcher mir nicht sofort verständlich wurde, und wo m.E. Diskussionbedarf bestünde, so sich eine Diskussion angesichts der Tournee des Films vielleicht noch ergeben wird:

"Die Hoffnung, auf das in Moskau verwahrte Kameranegativ zurückgreifen zu können, erwies sich als illusorisch - Gosfilmofond befand es für nicht mehr kopierbar. Doch Tests des Bundesarchivs mit den zunächst nur als Ergänzung gedachten Londoner Kopien fielen positiv aus. Außer dem Duplikat der Kopie der London Film Society waren es vor allem zwei direkt vom Kameranegativ gezogene Kopien, also Kopien der ersten Generation, die wertvolles Material boten".

Diese Betrachtungen sollten, wie ich finde, noch weiter detalliert werden. Erst dann ergeben sich, wie ich hoffe, künftig schärfere Scheidungen der Begrifflichkeiten Original, Restaurierung, Rekonstruktion und Umkopierung.

 

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Na, das klingt doch sehr positiv!

Ganz anders als bei der sog. "restaurierten" METROPOLIS-Fassung mit 2K-Matschbild, das zwar DVD-gerecht geputzt und "stabilisiert" daherkommt, aber in Gradation und Schärfe den alten Kopien deutlich unterlegen ist. Ein Kollege sah kürzliche eine Vorführung dieser mit Steuergeldern finanzierten Computerbastelei und war entsetzt. Ein trauriges Phänomen, daß auch andere Klassiker trifft, zum Beispiel sah ich vor ca. 6 Jahren unglaublich brillante Chaplin-Stummfilme auf 35mm und in Großprojektion - heute kommt da einiges daher wie früher die billigen Atlas-Schmalfilmkopien, ausgefressene Lichter und flauer Kontrast.

 

So bringt man den Leuten dann bei, wie alte Filme auszusehen haben... :cry:

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  • 2 Wochen später...

Allerdings ist die Presse voll der Hähme über den mittelmäßigen Wettbewerb und seine noch mittelmäßigere Jury. Allein die Themenankündigung, es ginge um "Politik, Sex und Fußball" ließ einiges erahnen. Beachtlich in diesem Jahr war wieder die hohe Anzahl von HD-Projektionen, wobei die kurzfristigen Justagen immer zu irgendwelchen Bildmängeln führten wie krumme Randschatten mangels korrekter Höhenausrichtung oder ein (absichtlich?) ins Unscharfe gezogenes Objektiv, um vermutlich die Pixelstruktur zu verwischen.

Das absolute Randdasein mußte man der Retrospektive bescheinigen, die in einem kleinen Black-Box-Cinema Number xX ohne historisch gebührendes Projektionsequipment schlechter besucht war als die Vorjahre und mit dem "Filmheft 9" einen Tiefststand an Dokumentationsniveau offenbarte.

Bittere Beschwerden des Publikums waren zur restriktiven Kartenvergabe der Administration zu vernehmen, nach der die Eröffnungs- und Abschlußveranstaltung generell für nicht akkreditierte Gäste gesperrt wurde, um Platz für Politprominenz und die Schickeria zu schaffen, die sich gar nicht dem Film, sondern nur den Live-Kameras der TV-Stationen widmen mochten.

 

Ein Faux Pas auf einem Publikumsfestival!

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  • 11 Monate später...

Dem mit SNOW CAKE sehr virtuos begonnenen Wettbewerb im sog. "Berlinale Palast" folgten heute also die ersten Enttäuschungen mit A PRAIRIE HOME COMPANION, einer eher gezähmten Komödie des in hohem Alter angereisten Robert Altman, für die er offenbar nicht allein Regie führte, da man ihm (aus Sicherheitsgründen?) für die Regie einen Kollegen beistellte.

 

Richtig geärgert habe ich mich aber über das neue Werk von Chen Kaige, der vor 12 Jahren mit LEBEWOHL MEINE KONKUBINE die tragische Entwicklung eines kastrierten Darstellers der Peking-Oper vor der Revolution und nach dieser psychologisch erschütternd nachzeichnete. Was Kaige aber nun mit der DLP-Weltpremiere von WUJI - "The Promise" ablieferte und als bis dato teuerste Filmproduktion des Riesenreiches (bisher war es wohl der OPIUM KRIEG - ein überaus sehenswerter Film) zelebrierte, erwies sich als Sandalenfilm nach der Fantasy-Schablone: uns hat ja in den letzen Jahren so einiges schon an pseudomythologischem Kampfgetümmel aus der Republik erreicht.

 

promise6il.jpg

 

Hier gebärden sich monströs überbordende CGI-Animationen ohne Emotion und Seele, durch die Lüfte wirbelnde Schlachtengetümmel im asynchronen Stop-Motion-Rhythmus oder nachinszenierte "How The West Was Won"-Büffelherden in flauem Rendering, als würden Ratten und nicht Büffel durch die Schlucht laufen (erinnerte auch an Jacksons Schlucht-Trampede der Saurier in KING KONG mit dazwischenhuschenden Menschlein ... - optisch ungefähr der gleiche Pfusch, über den sich in spätesten 5 Jahren einmal die Cinéasten nur noch amüsieren werden. Als nächstes optisches Happening durchdringt der Heros selbst geteilte Meereswälle, die wie Plastikplanen daherkommen, vergleicht man die Güte der Animation mit Cecil B. DeMilles THE TEN COMMANDMENTS von 1923, wo all das schon einmal überzeugender gelang. Warum WUJI - "The Promise" überhaupt in Super 35 gedreht wurde (von dieser ohnehin bescheidenen Güte blieb in der Digital Projection dann fast gar nichts mehr übrig), das Ganze vom Regisseur aber unbedingt im Berlinale-Palast in "Dolby Digital Cinema" vorgeführt werden mußte, bleibt mir schleierhaft.

Ein derartig "vergurktes" Bild eines doch filmtechnischen "Originals" habe ich seit Jahren nicht gesehen: es ruckelte bei fast jeder Bewegung/Kameraschwenk mit verzitterten Unschärfesymptomen, fast sämtliche Landschaftspanoramen waren völlig unscharf und in "low contrast" abgestimmt während die Protagonisten in knalligen, völlig unnatürlichen Hauttönen und Farben zu sehen waren, abgesehen vom angeblich "tiefen Schwarz" der DLP-Projektion, in dem aber kaum Details mehr erkennbar waren (ich beziehe mich auf Szenen, die immerhin noch auf Film gedreht wurden und eigentlich auch noch auf DLP einigermassen gut aussehen sollten).

Durchgängig waren dem Werk die Materialwechsel anzumerken:überwiegend störte ein gewisses (digitales) Kornrauschen, das jedenfalls neueren filmischen Negativen nicht zu eigen ist. Die Schärfe und Auflösung gerade auch in den Gesichtern lag deutlich hinter filmischen Möglichkeiten: die Haut wirkte oft wie "glattgebügelt". Schärfe wurde allenfalls durch einen zu harten Farb-Kontrast vorgegaukelt, und das geriert eine scheinbare Tiefe und Plastizität, wo sonst nichts ist.

Dazu kamen "Naturaufnahmen" mit Gärten oder Gräsern, in denen nicht eine einzige Einstellung den typisch filmischen oder einen wie auch immer zu umschreibenden natürlichen "Look" aufwies, sondern Schmetterlingsartefakte eine zu starke Kompression und ein Flirren um feine Strukturen offensichtlich machten. Dasselbe bei den CG-produzierten Flugaufnahmen über Dächer und Ziegelstrukturen, die in einem gewaltigen Kantenflimmern hin- und herzuckten.

Nach STAR WARS EPISODE III war Kaiges Monumentalfilm das bisher unausgegorenste Erlebnis von "HD", so wie das IFB-Programmheft solche Veranstaltungen ankündigt, und eigentlich war die Darbietung im photographischen Look noch bescheidener als bei Lucas, da Kaige in einer ungebremsten Vulgarität und Lärmigkeit seine minderwertige Effekt-Show dem "unbedarften" Publikum unterjubelte, daß für irgend einen Inhalt oder eine bildliche Aussage kaum Raum blieb (die hatte selbst noch STAR WARS zu bieten). Rundherum kann man sagen, daß die Güte selbst eines 50er Jahre-Filmnegativs (Eastman 5247) eine bessere photographische Qualität abgeliefert hätte, als dieser unselige Kompromiß an mißglücktem Effekt-Management, nur, um Peter Jacksons RINGE-Trilogie noch übertreffen zu wollen. Auch bin ich beinahe sicher, daß - zumindest in diesem Fall - selbst eine konventionelle 35-mm-Dup-Kopie zumindest die auf Film gedrehten Sequenzen hätte besser aussehen lassen, als die verunglückte HD-MAZ in der DLP-Projektion des Berkinale-Palastes. Selbst der Dolby Digital-2 k-Projektor für sich genommen hatte seine klar ersichtlichen Auflösungsgrenzen: auf etwa 16 Meter Entfernung bei ca. 18 Meter Bildbreite sah ich ganz unzweifelhaft die Pixelstruktrur, am deutlichsten natürlich bei Untertiteln und an scharfen Übergängen an harten Kontrasten (um die herum sich auf der HD-MAZ stets typische Video-Ränder bildeten). Bei richtigen Filmen sieht man das übrigens nicht, und das sollte Filmleuten eigentlich zu denken geben, oder nicht?.

Der Co-Produzent lobte den "Augenschmauß auf einer der größten Leinwände in Europa" [18 Meter im Berlinale-Palast, Royal-Palast hatte aber 32 Meter], er dankte dem Berlinale-Direktor enthusiastisch, daß er ihm diese einmalige Gelegenheit gab, WUJI - "The Promise" in "so wunderschönen Farben und überragender Schärfe" digital darbieten zu können.

Also, mit Verlaub: das ist schon die dümmste Verdrehung der letzten 30 Jahre, die ich zu hören bekam - aber Frechheit siegt bekanntlich ...

[Anmerkung]

 

Ungeniert lärmig in WUJI - "The Promise" auch die Musik im Bruckheimer-Stil, man mochte den Chinesen beinahe das Kopieren schlechter amerikanischer Vorbilder anlasten, aber die Überraschung übertraf noch die Erwartungen: Komponist und Kameramann kamen aus Deutschland - wen wundert's. Man will seit 1976 auf den Weltmarkt drängen, und so versteht es sich von selbt, daß man in China gabz ungeniert sich der amerikanischen Produktionsweisen und der Digitalisierung bedient, von denen selbst die Amerikaner nur unter Vorbehalt reden, in anbetracht unbefriedigender Ergebnisse. So überflügelt ein einstiges Entwicklungsland in der Durchsetzung digitaler Produktionsweisen selbst die Supermacht USA, allerdings um den Preis einer Verrohung der Sitten, scheint mir.

 

Auf der Pressekonferenz im Hyatt-Hotel hatte Kaige zu alledem wenig zu sagen, als an die Liebe, das Schicksal und die Freiheit zu appellieren und die Kühnheit zu besitzen preiszugeben, daß die Berlinale-Fassung eine gekürzte Version (!) sei, die nur in China in voller Länge laufe. Die Journalisten-Kollegen ihrerseits hatten kaum Besseres zu fragen, als wie es denn Kaige gelungen sei, diese natürlich ganz einzigartigen Schauspieler und den einmaligen Etat zu gewonnen zu haben, und welche die schönste Schauspielerin für Kaige sei.

Ein Trost: wenigstens war das Werk kein Wettbewerbsbeitrag, es lief gottlob "außer Konkurrenz", denn das hat sich die Auswahlkommission dann doch verkniffen.

 

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So gab es im "Forum" auf HD (im CineStar Nr. Acht) die besseren Beiträge zu sehen, etwa NEWS FROM HOME, der die Situation von Palästinensern in Ost-Jerusalem und an der "Mauer" eindringlich nahebrachte und auf Digi-Beta gedreht wurde, aber sehr nah am Leben ist.

 

Am Samstag folgt nach der Preisverleihung die zweite Digital-Projektion, diesmal eine restaurierte Fassung des Peckinpah-Klassikers PAT GARRETT AND BILLY THE KID (den man in früheren Jahren auch noch in 70mm zu sehen bekam - da bin ich schon gespannt, denn zumindest war dies ein anspruchvoller und nachwirkender Film).

 

Bilder: Kinokompendium, Berlin

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In einer weiteren Vorstellung auf der kommerziellen Schiene (außerhalb des Wettbewerbs) im Stella-Musical-Theater am Potsdamer Platz:

 

berlinalepalast07.jpg

 

 

 

Heute also

 

V FOR VENDETTA

 

Regelrecht umlagert: Mrs. Portman, die bald jedes halbe Jahr in der Stadt auftaucht. Mit ihrer Kurzhaar-Frisur wirkt sie immer noch sehr zierlich, sehr apart und zerbrechlich, und wurde anschließend fast zu Tode fotografiert.

Wenigstens verriet dann das atemberaubende Science-Fiction-Spektakel den Grund ihrer Stoppelfrisur: Folter und Gefängnis warten auf die Ärmste, und das Szenario nach dem Drehbuch der Wachowsky-Brothers (die sich seit MATRIX wohl vorgenommen haben, die Welt und die Köpfe umzustülpen) hat es wirklich in sich: Terrorbekämpfung, wie wir sie kennen, führt ebenfalls zum Terror: dem eines repressiven Polizeitstaates.

 

Ein Debut-Film von James MacTeigue: in ihm wird uns in der martialischen Manier des George-Orwell-Gneres eine düstere Zukunft prophezeit, und in persona des Hauptdarstellers John Hurt mit Anklängen an Totalitarismus-Filme wie RICHARD III (1995) oder auch 1984 (1984), aber auch Reminiszenzen an SPIDERMAN, ZORRO und BATMAN, ist dies überaus raffiniert verpackt. Portman wird selbst zur Terroristin, oder zur Revolutionärin, die als Vollenderin eines geheimsvoll Maskierten (Überlebender von Menschenversuchen eines Chemie-KZs, man mag auch Parallelen zum PHANTOM DER OPER oder DARTH VADER erkennen, aber jedweder Plagiat-Verdacht würde dem großartigen Unterhaltungsfilm kaum gerecht werden) letztlich das Symbol der Unterdrückung, Westminster, in die Luft jagt. Das ist schon starker Tobak, werden doch nicht nur die faschistoiden Eliten im Vorfeld "hingerichtet" (es spricht hier die Moral, die seit Nürnberg eine Sühne fordert), sondern auch deren Bauwerke, und hiervon wird selbst Cromwells Wiege der Demokratie keinesfalls ausgenommen.

Portman spielt deutlich mit Zügen einer Anne Frank (sie ist gebürtige Israelin), und die Entscheidung zur Zerstörung kann theatralisch durchaus als Katharsis begriffen werden: so scheint es besser doch, die Briten räumten selber auf in ihrem Land, als daß in einem aufgehetzten "Krieg der Kulturen" eingereiste Bombenleger aus "Dritte-Welt-Ländern" erneut das Bild der Politik beherrschen und die Köpfe paralysieren, wie es tragischer Weise London im Vorjahr zuteil wurde - aber dies sei eine subjektive, rein politische Marginalie.

 

poster_redX_print.jpg

 

In dieser immens spannenden Comic-Verfilmung, einem erfrischenden Blockbuster-Movie, liegen die Stärken immer in der psychologischen Motivation des Handelns der Protagonisten, die auch glaubhaft konturiert sind. Zu kurz kommt dabei der Bewußtseinswandel im Volk selbst, das zwar als einiges Kollektiv auftritt, aber in seiner Maskierung zu sehr eine Referenz an den charismatischen Befreier bedient, als Mysterium agiert. So ist es weniger eine systemisch verändernde Revolution als ein Aufstand in diesem Film - aber mehr ist von einem Hollywood-Film nicht zu erwarten. Allerdings sind die Massenaufmärsche in Londons Straßenzügen lange nicht mehr so atemberaubend ins Bild gerückt worden wie seit Leans Inszenierung eines vereisten Moskaus in DOCTOR ZHIVAGO. Trotz der schauspielerischen Tour de Force von John Hurt bleibt jedoch die Negatvifigur zu monokausal, schließlich ist die heutige Wirklichkeit weitaus komplexer und unscheinbarer in ihren Abgründen als das Gebaren der überagierenden Diktatoren aus den 1930er Jahren, die man m.E. für unsere Zeit nicht 1 : 1 übernehmen kann.

 

Die Super 35-Kamera wird elegant geführt: sinnlose Sturzflüge, Gewackel und unterbelichtete Szenen hat dieser hervorragend ausgestattete und kaum digitalen Schnickschnacks erfordernde Film nicht nötig: Spannung, Spektakel und Action gehorchen hier einem gekonnten Handwerk und innerer Dramatik. Dabei kommen die Pyromanen unter den Cinéasten gewiß auf ihre Kosten, denn selten habe ich eine so gelungene filmische Detonation eine größeren Gebäudes (Westminster) - hier als Feuerwerk gefeiert - erlebt.

 

Dankbar ist man heute bereits für jede exzellent lichtbestimmte Kopie (ja, gottlob: richtiger Film - nach den tlws. "kranken" Bildern der letzten digitalen Highlights, die in diesem Festival von verblendeten Produzenten als "geil" angepriesen wurden): sehr dicht die Abstimmung, sehr natürliche Kontraste und Farben, eine gute Schärfe und ein akzeptabler Bildstand. Der Sound entsprach den gängigen heutigen Digital-Standards: zeitweise effektvoll und einhüllend, zeitweise aber auch etwas stumpf und flach, wie es den digitalen Kinoton-Verfahren immer noch zueigen ist.

 

Ein Film, der nicht verdummt, nicht langweilt und auch nicht billig war.

Mit diesem Hollywood mag man sich gerne anfreunden, es sei auch den biederen Europäern anempfohlen - immerhin in Babelsberg produziert.

 

Eine Auswertung in IMAX-Format ist geplant.

 

Bilder aus: www.kinokompendium sowie www.warnerbrothers.de

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...Kameramann kamen aus Deutschland...

 

Falsch, Peter Pau ist Chinese, hat unteranderem "John Woos The Killer" und "Ang Lees Crouching Tiger, Hidden Dragon" photographiert, für den er auch einen Oscar bekam, und gilt als einer der besten Kameramänner Asiens.

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Rundherum kann man sagen, daß die Güte selbst eines 50er Jahre-Filmnegativs (Eastman 5247) eine bessere photographische Qualität abgeliefert hätte, ...

 

Das 5247 kam erst 1976 auf den Markt und war ein 125 ASA-Kunstlicht Negativmaterial. Es war das Standartmaterial der 70er und 80er.

 

1972 gab's von dem Material bereits einen Vorgänger, der jedoch zu grünstichig war.

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Das allererste 5247 schon 1950 in der Produktion, aber dann etwas später primär 5248, da hast Du recht in der "Gewichtung". Ab Mitte der 70er Jahre Type II des 5247, Heißprozeß - die Umstellung dauerte ja Jahre, ständige Änderungen am Material und Ärger, wie du weißt... ("Star Wars" usw.)

 

http://www.kodak.com/US/en/motion/produ...20.4&lc=en

 

 

 

Zum Erfolgs-Phänomen Berlinale schreibt Grimnitz in epd Film (18.2.2006):

 

Volle Säle - leere Filme?

 

http://blog.epd-film.de/

 

Wohlwahr: man wünschte sich das ganze Jahr über Berlinale; überschaubarer verteilt und auch wieder für "Ottonormalverbraucher" ("das Volk sind wir!") zugänglich. Bei einer derart guten Auslastung wäre es auch wirtschaftlich vernünftiger, das Festival zu verlängern, die Beiträge öfter zu wiederholen und den Menschen das Schlangestehen zu ersparen.

Der Multiplex-Verödung für den Rest des Jahres würde dadurch entgegengewirkt werden.

 

Der Abschluß des Wettbewerbs wurde mit eine Digital Cinema-Vorführung der HD-Restaurierung von PAT GARRETT & BILLY THE KID bestritten: ein denkbar undankbares Beispiel zur Präsentation (oder zum Testen?) der neuen elektronischen Technologien: wir sahen durchgehend eine falsches "Color Grading", lila-farbene Hauttöne wie bei George Lucas' HD-Videoproduktion REVENGE OF THE SITH (2005), bei genauem Hinsehen (Betrachtungsabstand 20 Meter bei etwa 18,30 Meter breiter Bildwand) gab es Jalousie-Flickern und Wabern sowie Pixelwandern in speziellen Farbflächen zu genießen - zuvorderst aber eine (gegenüber dem ohnehin unausgegorenem filmischen Original) noch dramatischere Verschlechterung der Schärfe zu konstatieren, die mutmaßlich auf mangelnde Planlage im HD-Abtaster zurückzuführen ist (so werden etwa bei SONY ja generell die Negative abgetastet, und vor dem Abtastfenster bewegt sich lediglich eine einzige Greiferspitze, die haargenau auf Bell & Howell-Perforation bemessen ist und dann bei geschrumpftem Material entsprechend zu "arbeiten" beginnt: was zu der dramatischen Bildstandsverschlechterung und eklatanten Unschärfe in großen Teilen des Films geführt haben könnte). Die Farben wirkten desaturiert und im Kontrast drastisch abgesenkt, und auch die DLP-Projektion war überdies nicht unbedingt als "hell" zu bezeichnen [diese Anmerkung dürfte scharfen Widerspruch hervorrufen, da man m.E. davon überzeugt ist, alle projektionstechnischen Normen würden bei den IFB strengstens eingehalten...]. Fazit: man hätte bei PAT GARRETT im Zuge der Restaurierung auf herkömmlichen Printern zunächst vom Negativ und den "out-takes" ein lichtbestimmtes Interpositiv fertigen können und dieses dann abtasten mögen, wenn man denn diesen aufnahmetechnisch seit jeher problematischen Film unbedingt in HD restaurieren und projizieren wollte. So aber wurde - aufgrund der Abtastung vom offenbar teilweise geschrumpften Negativ mit Kerbenschaltungen usw. - fast alles falsch gemacht, was man sich überhaupt zum Thema Filmrestaurierung zusammenreimen könnte, ohne speziell dieser Restaurierung beigewohnt zu haben.

Aufgrund fast identischer, einseitig farb-verdrehter Bildwiedergabe in der DLP-Projektion im Vergleich zu ebensolchen in anderen Häusern, selbst mit rein digital produzierten wie STAR WAR - REVENGE OF THE SITH, ist nachzutragen, daß allem Anschein nach auch die Kalibrierungen vieler DLP-Cinema-Projektoren den jeweiligen Originalen (ob nun filmisch oder photographisch minderwertiger: digital gedreht) nicht entgegenkommen, wenn der Abgleich und Vergleich mit filmischen Originalen nicht gegeben ist, also ein völllig anderer, photographisch verfälschter Eindruck entsteht. Es mag sein, daß die Techniker weitgehend ihren Service-Anleitungen diese Geräte "vorschriftsmäßig" kalibrieren: die Diskrepanz zum photograpischen Original bleibt jedoch eklatant verdreht. Solange ist festzuhalten, daß es ein Irrweg bleibt, einseitig auf diese Technologie zu setzen und alles an Erkenntnis und Güte einer einst photographischen Hochkultur auf dem Schlacht-Altar zwanghafter Digitalisierung zu opfern.

 

Es sei der Berlinale-Leitung zu wünschen, nicht blindlinks auf Vorschußlorbeeren und Marketing-Kampagnen der Produzenten und Firmen allein zu vertrauen, sondern weiterhin auf die bewährte und auf lange Erfahrung basierende Güte des chemischen Filmmaterials zu vertrauen. Leider ist dies immer schwieriger vermittelbar, wenn selbst Oscar-nominierte Beiträge im Stella-Palast in total verwackelten Filmkopien präsentiert wurden (ein massives Schaukeln des Bildes um die relativ ruhig stehenden Untertitel verriet, daß die Unruhe mindestens zu 80 % von den Kopiermaschinen kam), wie etwa drastisch in CAPOTE u.a. zu erleben, obwohl auch diese sündhaft teuren Filme zuvor über ein Digital Intermediate angeblich allen Wünschen ihrer Macher entsprechend für die Endverwertung abgestimmt sein sollten. Nicht zum ersten Mal kam in mir der Verdacht auf, daß selbst maßgebende US-Kopierwerke nicht mehr in die Instandhaltung Ihrer Kopiermaschinen investieren, zumal diese ohnehin i.d.R. bereits 20 Jahre auf dem "Buckel" haben und zumindest mir keine Neuanschaffungen bekannt sind.

 

So sieht man einer - um all dies einmal zuzuspitzen - zutiefst verunsicherten und desorientierten Branche entgegen, die obsessiv auf halbgare digitale Transfers und halbfertige Digi-Projektionen setzt, weil es scheinbar immer unkalkulierbarer erscheint, ob nach der analogen Kopierung noch eine halbwegs zumutbare Kopie aus dem Entwickler gelaufen kommt. Daß die Produzenten (und notgedrungen auch die Berlinale-Kopienprüfung) sich mit der Abnahme einer Ausschußkopie abgefunden haben, zeigt m.E. ein hohes Maß an Auflösung von Werten - denn all dies war zu Zoo-Palast-Zeiten sorgsamer gehandhabt worden.

Hier soll an anderer Stelle in exemplarischer Weise Regisseur Hans-Christian Schmid genannt werden, der nach der Wettbewerbsvorführung von REQUIEM (ein durchaus spannender Film) auf der Bühne seinen Kameramann vorstellte und sich gleichzeitig ostentativ dafür entschuldigte, daß die Bilder "so gewackelt haben, aber in den hinteren Reihen, hoffe ich, fällt es nicht so auf", hörte man dort vor 1600 Zuschauern. Hier nun entschuldigte sich Schmid aber nicht etwa für einen Kopierfehler, sondern für die permanent im Einsatz befindliche Handkamera seines DOP in Dogma-95-Manier, obwohl doch ein jeder Regisseur durchaus Entscheidungen auch zur Bildgestaltung zu fällen hätte.

Das war für mich fast wie ein Fanal des Rückzugs in einer Reihe von Kapitulationserklärungen gegenüber einem Medium, das einst primär vom komponierten Bildern und nicht allein von "Affekten" (d.h. vom Bewegungsdrang, vom Adrenalynstoß, von Stimmungen, Musiken oder Stories) lebte.

 

Positiverweise hatte aber die IFB-Sektion Retrospektive einige recht schöne analoge Revivals in tiefstem Schwarzweiss zu bieten, für die man Shawn Belston von 20th Century-Fox danken darf.

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  • 11 Monate später...

In diesem Jahr, 2007, sind wieder alle bisherigen Kinos mit am Start und erstmals auch das CineStar Cubix am Alexanderplatz (eine Interlock-Betrieb für die Bespielung zweier Säle, Saal 7 + 8, wird angeboten, was innerhalb eines Festivals sicher nur mit einer herausragenden technischen Vorbereitung sicherzustellen ist).

 

Neben dem 35mm Standard auch diesmal eine Unmenge ans Standard-Video-Projektionen und etwa zwei Dutzend HD-/Digtal Cinema-Projektionen.

Die HD/Digital Cinema-Projektionen laufen zwar auch im Wettbewerb (der in früheren Jahren ausschließlich den 16mm, 35mm und 70mm-Formaten vorbehalten war), allerdings laufen sie überwiegend in kleineren Sälen.

So ist in Delphi, Zoo Palast 1 oder Cubix 9 (Bildwände zwischen 15,80 und 19,40 m Breite) fast keine Video- oder HD-Projektion zu sehen.

 

In der Wettbewerbs-Jury sitzen Paul Schrader, Mario Adorf und William Dafoe. Die Leiter der Festival-Sektionen sind bewährterweise nachwievor dieselben.

 

Die Retrospektive widmet sich in diesem Jahr dem Frauenbild in Filmen der 1920er Jahre und läuft im CinemaxX Saal 8 sowie im traditionsreichen Zeughaus-Kino. Hier sind auch die Einführungen einige Museumsleiter sowie ein Restaurationssymposium aber auch dei Live-Musikbegleitungen (etwa mit Aljoscha Zimmermann) von Interesse.

Die Hommage befaßt sich mit Arthur Penn ("Little Big Man", "Bonny and Clyde").

Die Volksbühne am Rosa-Luxem-Platz präsentiert als Events Fassbinders digital restaurierten "Berlin Alexanderplatz" sowie den photochemisch restaurierten Stummfilmklassiker "Hamlet" mit Asta Nielsen.

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So ist in Delphi, Zoo Palast 1 oder Cubix 9 (Bildwände zwischen 15,80 und 19,40 m Breite) fast keine Video- oder HD-Projektion zu sehen.

 

 

Das Sponsoring der Großfernseh- Hersteller fiel dieses Jahr mager aus, daher dort, in diesem Jahr, kein Kinofernsehen, da die Objekte von Haus aus keine Fernsehanlagen bieten.

 

 

St.

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  • 11 Monate später...

In diesem Jahr - 2008 - wird Dieter Ksoslick zum siebten Male das Festival betreuen und verkündete bereits, man sei ein Full Service Festival geworden. - Lassen wir uns überraschen.

 

Im "Wettbewerb" laufen dieses Mal Filme von Mike Leigh und Andrzej Wajda.

 

Im "Forum" die neueste Folge der schon in den 1960er Jahre begonnenen Dauerreihe "Die Kinder von Golzow" sowie ein neues Werk von Jacques Doillon.

Im "Panorama" Regiewerke von Madonna und Rosa von Praunheim [wenigstens gibt es auch ordentlich etwas zum Schmunzeln!],

und die "Retrospektive" widmet sich dem mexikanisch-spanischen Surrealisten Luis Bunuel - in überwiegend neuen Kopien und als erste vollständige Werkschau des Regisseurs überhaupt.

Die Hommage gilt diesmal dem italienischen Sozialrealisten Francesco Rosi.

 

Als "Aufbruch der Filmemacher" erinnert eine gesonderte Reihe an die Exponenten des Neuen Deutschen Films: Fassbinder, Herzog, Wenders und Bohm werden geehrt.

 

Zum Thema "War at home" sind "Coming Home", "Catch 22", "The Green Berets", "M.A.S.H." oder "Winter Soldier" zu sehen.

 

Eine weitere politische Reihe widmet sich der Gründung des Staates Israel.

 

 

"Star-Besuch" gibt es in diesem Jahr von:

Scarlett Johansson, Natalie Portman, Penélope Cruz, Daniel Day-Lewis, John Malcovich, Sir Ben Kingsley und Isabella Rossellini

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Ich freue mich, daß die Berlinale ein "Film-"Festival bleibt, zumindest was den Wettbewerb betrifft.

Der Anteil an digitalen Projektionen scheint rückläufig zu sein. Geplant sind derzeit lediglich zwei digitale Vorführungen, wobei es zumindest bei einer davon ein 35mm-Backup gibt (und es wäre nicht das erste Mal daß bei einer nächtlichen Probe und einem Direktvergleich beider Systeme die Silberhalogenidkristalle gewinnen). :P

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Hingehen. Mit eine Akkreditierung hast du die Möglichkeit, für manche Vorstellungen bevorzugt eine Karte zu bekommen, sofern du dich früh genug anstellt.

Sonst sind die Karten auch frei an der Kasse der Berlinalekinos erhältlich, sofern eben für diese Vorstellung keine Akkreditierung erforderlich ist.

Jens

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Ich freue mich, daß die Berlinale ein "Film-"Festival bleibt, zumindest was den Wettbewerb betrifft.[...]

Das ist auch erfreulich, wenn sich die Vernunft durchsetzen könnte...

Dennoch hörte man bereits von einigen Sektionsleitern einen "Prost" auf den Weg des einfachsten Widerstandes: den der Videoprojektion.

Und: die "Unterschiede zwischen Film- und Video" hätten doch heute "keine Bedeutung mehr". [Über solche Gleichmacherei würden sich vermutlich selbst Videokünstler zurecht erzürnen.]

 

Am Ende sind es dann immer die Filmemacher und Künstler, die ein sehr hochwertiges Format verteidigen müssen, denn Kino- und Festivalbetreiber sind ja nur Dienstleister, die sich "dem Markt anpassen".

 

Auch eine Interessen-IG oder ein Verbundsschreiben an die Festivalleitung, ein solches Gut nicht leichtfertig zu verspielen, wäre wirklich unterstützenswürdig.

Zumindest bei der Retrospektive habe ich noch den Eindruck, daß man durchaus noch Differenzierungen beim Medienträger berücksichtigen möchte (was in früheren Dekaden auch nicht immer all zu ernst genommen wurde). :idea:

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