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Wiederbelebung einer Bolex H8RX


Friedemann Wachsmuth

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

wie nebenan schon beschrieben habe ich jüngst sehr günstig eine Bolex H8RX4 erworben. Das gute Teil kam mit den drei Switar-Makro-Festbrennweiten (5.5, 12.5 und 36mm) und dem 8-36/1.9 Vario (letzteres interessiert mich aber irgendwie weniger, die Primes sind einfach so unglaublich gut). Die Kamera kam aus einem Adelsnachlass, war äußerst mies fotografiert und wirkt, als sei sie nie benutzt worden. Mit Ausnahme der BDA und der Rückspulkurbel war wirklich alles dabei, vom Bolex-Aufzieh-Selbstauslöser über Gossen-Aufsteckbelichtungsmesser (nebst intakter Quecksilberbatterien in OVP), Fiilmspalter, aller Sonnenblenden und Filterhalterringe und Objektivdeckel und RX-Fader bis zur Ledertasche und den originalen Leerspulen -- also nahezu komplett. Glück gehabt.

 

Obwohl sie natürlich dringend eine Schmierung und Justage verdient hätte, schnurrte sie doch so sanft und gleichmässig, dass ich am Wochenende zwei Rollen Fomapan R100 als Testfilm verdreht habe. Wir waren zu Besuch in Goslar, am Samstag mit der Harzquerbahn (Dampflok!) Richtung Brocken unterwegs, also ideale Voraussetzungen für einen praktischen Testfilm. Hach, was macht die Kamera für eine Freude! So schwer sie an der Schulter zieht und so viel mit ihr beim Filmen zu bedenken ist, so unglaublich wertig und flexibel ist sie doch auch. Die insgesamt 30m Film haben mir auch genug Gelegenheit gegeben, so ziemlich jeden denkbaren Fehler einmal zu begehen :)

 

Ja, man muss wieder abblenden nach dem fokussieren.

Ja, man sollte die Entfernung am richtigen Objektiv einstellen.

Ja, die Kamera läuft so leise, dass man auf den Meter-Zähler gucken sollte. Bei 13m sollte man wohl definitiv mal wenden.

Nein, man sollte jede Spule nur einmal wenden (hab's aber zum Glück noch vorm Weiterbelichten gemerkt)

Ja, die 24 statt 18 fps (bei den Fahraufnahmen) sollte man auch am Belichtungsmesser einstellen.

Ja, im vollen Museumswagen davonrollende Filmdosendeckel sind ärgerlich.

Wenn man den Belichtungsmesser einschaltet, misst er wesentlich besser.

usw...

 

Macht aber nix. Es hat riesigen Spaß gemacht, die Motive waren zahlreich, der Dampflokgeruch betörend und der Harz pittoresk.

 

Kaum zu Hause angekommen habe ich die beiden Filme entwickelt und getrocknet. Zum Slitten habe ich mir zwei 15m Labor-Spulen mit Sekundenkleber Rücken an Rücken geklebt und das Sandwich auf meinen Betrachter gesteckt. So liess sich der Film bequem durch gleichmässiges Kurbeln von der 16mm Spule durch den Filmspalter auf die beiden 15m Rollen teilen. (Der Lomo-Trenner läuft übrigens wesentlich leichter als der Knubbel von Bolex, obwohl ich letzteren extra noch geschmiert hatte. Wirkt auch weniger präzis verarbeitet.)

 

Alle vier Streifen koppeln, Vorspann davor und rein in den Projektor. Was war ich gespannt!

 

Was soll ich sagen? Die Qualität ist einfach enorm. Ich wusste nicht, dass Normal-8 so gut aussehen kann. Knackscharf bis in die äußersten Ecken, keine Vignettierung erkennbar, absolut perfekter Bildstand in alle Richtungen. Das erste Szenenbild ist jeweils etwas hell, aber das wird der Service richten. Selbst die fehlbelichteten Szenen sind großteils noch absolut ansehnlich (der Foma hat aber auch einfach einen tollen Kontrastumfang.)

 

Kurz: Ich bin verliebt bis über beide Ohren in die H8RX!

 

Heute Abend ging die Kamera nun auf die Reise nach Canada, wo ich sie auf DS8 umrüsten und natürlich Warten lasse. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich zu dem Umbau entschlossen. So hervorragend die Qualität von Normal-8 auch ist:

- Ich bin gespannt, was die H8 aus dem größeren Bildformat rausholt

- Mein Gerätepark ist S8 optimiert. Von der Klebepresse bis zum Projektor bin ich bzgl. N8 nur recht mittelmässig bestückt.

- ich habe bereits ein halbes Dutzend Doppel-8 Kameras.

- Einen zweiten H8-Body für Doppel-8 kann ich mir bei Bedarf später immer noch mal leisten.

- Das 5.5er Objektiv bekommt den Bildkreis erweitert und wird so noch weitwinkliger.

- Wittner wird mich wohl noch sehr sehr lange mit DS8-Material beliefern können, und es ist günstig. (SW reicht mir meistens)

- Das Angebot ist sehr fair

 

Nun heisst es also wieder warten. Und Vorfreuen.

 

Ach ja: Auf der Dampflokfahrt wurde ich von den eisenbahnbegeisterten Herren etwa alle 90 Sekunden auf die Bolex angesprochen. Bestimmt mit einem Dutzend älterer Herren bin ich in umfangreiches Plaudern gekommen. Die meisten davon hatten eine Videokamera um den Hals hängen. Alle hatten ihre Schmalfilm-Ausrüstung noch zu Hause und waren früher eifrige Filmer. Nicht ein einziger der Herren wusste aber, dass es noch immer Filmmaterial gibt! Einige waren dankbar für den Hinweis auf Wittner und wollten sich "da mal umgucken", es "passe ja an sich viel besser zum Dampf". Einer fand gar die €30 für Film und Entwicklung "bereinigt kaum teurer als damals".

Bezüglich der Verfügbarkeit von Film ist PR-mässig irgendetwas ganz gewaltig schief gelaufen. Man wüncht der Fa. Wittner mal eine Sichtbarkeit, wie sie auch das "Impossible Project" (für neue Polaroidfilme) erlangt hat.

 

So, und jetzt gehe ich schlafen und träume von meiner neuen alten. :)

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Hallo,

 

...

Bezüglich der Verfügbarkeit von Film ist PR-mässig irgendetwas ganz gewaltig schief gelaufen. Man wüncht der Fa. Wittner mal eine Sichtbarkeit, wie sie auch das "Impossible Project" (für neue Polaroidfilme) erlangt hat.

 

...

 

Mein Reden seit Jahren!

War auch ein - gewollter - Marketing-Fehler von Kodak: null Werbung in den Film/Video/Foto-Medien seit Jahren und Jahrzehnten !

 

Gruß!

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Hallo Friedemann,

ich kann Deine Begeisterung voll nachvollziehen. Ich hab genau dieselbe Objektivbestückung wie Du und hab tolle Ergebnisse mit den Kern Festbrennweiten und dem K25 nach Hause gebracht. Ich hab auch das Vario mit dem Belichtungsmesser - das gibts ja auch ohne den. Welche Ausführung hast Du? Hast Du eigentlich bei Deinen Aufnahmen den aufsteckbaren Belichtungsmesser von Bolex/Gossen benutzt? Sehr gutes Gerät, möchte ich nicht mehr missen.

Aaton

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Ich habe das 8-36mm ohne Belichtungsmesser.

Dessen Bildkreis scheint aber im Weitwinkelbereich für DS8 zu klein zu sein, auch daher reizt es mich nicht so sehr. Auch finde ich die Springblendenmechanik nicht so sonderlich durchdacht (Warum öffnet die Blende nur bei halbgedrücktem Auslöser? Und warum nicht ganz?). Aber als "Backup" behalte ich es.

 

Zum Preis: Der ist fair. Weit unter Muster-Niveau. Ich werd ihn hier nicht erwähnen, aber wer mag kann ja selber anfragen.

 

Zu den JK-Umbauten ist hierzulande wenig zu finden. In den USA aber sind die sehr beliebt und werden seit 30 Jahren gelobt. Auch hier sitzt der Greifer zwar nicht S8-Normgerecht, aber es wurden über 2000 Bolices von JK konvertiert. Bestandteil sind verchromte Vor- und Nachwickelrollen, harteloxierte Filmbühne, harteloxierte Greifer, korrekt funktionierende Zählwerke und Adapter für die Vierkant-Dorne der DS8-Spulen, normgerechter Bildstrich, Versatz des Objektivrevolvers, Anpassung des Suchers (90% des S8 Bildes). Meine Bolex wird diese Teile eines JK-Umbaues erben (also kein Umbau durch JK selbst, sondern durch einen Bolex-fanatischen Kameratechniker)

 

Ich bin ausgesprochen gespannt und sehr zuversichtlich.

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Geil !

 

Und was die Fehler anbelangt beim Filmen mit der Bolex:

Meine H16 Reflex steht unbenutzt herum, weil es mich vom Bewegungsablauf stört, das Objektiv erst voll aufmachen zu müssen, dann scharf zu stellen und dann wieder die richtige Blende einstellen zu müssen.

Deswegen finde ich da einen nicht Reflexsucher komfortabler

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Meine H16 Reflex steht unbenutzt herum, weil es mich vom Bewegungsablauf stört, das Objektiv erst voll aufmachen zu müssen, dann scharf zu stellen und dann wieder die richtige Blende einstellen zu müssen.

 

Hallo,

also für solche Argumentationen hab ich null Verständnis. Es ist wie beim Autofahren - auf jedes Fahrzeug stellt man sich ein. Und hier ist es ebenso. Ich hab mir beim Fotografieren angewöhnt das Weiterschalten des Films erst unmittelber vor der Aufnahme vorzunehmen (Mittelformat/Rollfilm und dessen Planlage) und die von Dir beschriebene Arbeitsweise ist Alltag mit der Ligonie. Ich kenns gar nicht anders. Der "Wurm" in der Angelegenheit sitzt woanders, nämlich in der Tatsache daß die Leute mittlerweile auf mehrere Kameras Zugriff haben. Es ist nur *eine* erforderlich aber das muß die Richtige sein, ein altes Problem von mir und nach wie vor ungelöst, das wurde mir eben bewußt als ich das las, was ich 2010 in dem alten Thread schrieb, den der Olaf nun wieder ausgegraben hat...

Die H16 liegt bei mir rum weil ich mir 16mm nicht leisten kann.

Aaton

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Für 511 Euro ging sie weg.

 

Hallo,

keinen müden Cent hätte ich dafür ausgegeben (im "Originalzustand" nämlich = "Grebenstein Umbau"). Die hat einen minderwertigen Greifer (Alu/"geklopft"). Herr Pitterling hatte mir einen gehärteten aus Stahl eingebaut und ein gesintertes Lager. Der Punkt war anscheinend von ihm auch an Bolex kritisiert worden - verbesserungswürdig. Herr Muster kritisierte aber an Grebenstein Umbauten noch einen andern Punkt: "Ihm unverständlich" war, warum von denen Teile aus dem Prisma entfernt worden waren. Der wird wissen was er sagt.

Bei mir ist es so, daß ich jetzt, verglichen mit der Muster Bolex, keinen Unterschied feststellen kann. Das ist das, was Herr Pitterling sagte: Kodak Norm oder nicht - man merkt nichts wenn die Perforation gut ist. In dem Punkt vertraute er auf Kodak.

Aaton

Anmerkung zu meinem ersten Satz (hätte ich fast vergessen) - wer bessert das Gerät nach? Herr Muster sicher nicht.

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Ich finde 511,- vor allem tapfer bei einem Verkäufer mit so miesen Bewertungen, der zudem nicht mal auf Anfrage bessere Fotos rausrückt.

Mal abgesehen davon, dass es "nur" ein Grebensteinumbau ist (und die abgebildteen Objektive nicht zu denen der Beschreibung passen).

 

Was man aber bei so einer Auktion bietet, muss jeder selbst wissen. Das Wertempfinden ist eben subjektiv und muss es auch sein.

 

Lässt man eine 30,5m Rolle DS8 ca. 100€ kosten (inkl. Entwicklung). Dann sind 300€ für einen Body mit Linsen nicht viel -- eine Kamera die nur so viel wie drei Filme kostet? Schnäppchen!

 

Andersrum kann man sagen: Film ist so teuer, dass ich wenn, dann nur perfekte Qualität will. Ich zahle also €2000 um mich später nie über die Qualität oder Fehler zu ärgern.

 

Oder man sagt: Sie wird eh fast nur in der Vitrine stehen. Ich zahle höchstens €150.

 

Oder man sagt sich: Ich biete €600 für diese Auktion und verkaufe die vier Objektive einzeln für je €150, dann habe ich den Body ja quasi umsonst bekommen.

 

Oder man hat eben nur Summe X übrig und wartet solange, bis man ein entsprechendes Schnäppchen macht. Im Januar ging eine Muster-Bolex für $390 weg.

 

Mal hat man Glück, mal war das "Haben-wollen" sehr stark....

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Hallo,

keinen müden Cent hätte ich dafür ausgegeben . . . ???

Bei mir ist es so, daß ich jetzt, verglichen mit der Muster Bolex, keinen Unterschied feststellen kann . . .

Aaton, konntest du denn vorher einen Unterschied feststellen ?

Stimmt das wirklich mit dem schlechten Bildstand ? - Und die Objektive und der Body sind doch auch was wert !

 

Ich habe übrigens versucht die zu ersteigern, da ja kaum was mit DS8 zu bekommen ist und das wäre ein Einstieg

Aber ich habe mir im Hinterkopf immer die Frage nach der Wartung und Reparatur gestellt, da sieht es wohl nicht rosig aus

Und kostenträchtig scheint das auch zu sein, wenn denn jemand das machen würde. So bin ich letztendlich wohl beschützt worden

 

War eigentlich sowieso über meine Verhältnisse, da hätte Frauchen noch etwas beisteuern müssen und ich besonders lieb sein ;-)

Die Canon DS-8 reizt mich eigentlich noch mehr aber die ist ja noch seltener und da habe ich noch nichts gefunden wegen Wartung !

Was nützen einem da die schönsten Kameras, wenn es kaum Ersatzteile oder fachkundige Reparateure gibt und unbezahlbar wird ?

 

Ach, und sind diese so gelobten Bolex Objektive wirklich sichtbar besser bei der Projektion als die von Nikon, Canon oder Nizo ?

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Aaton, konntest du denn vorher einen Unterschied feststellen ?

 

Hallo,

das hab ich nie getestet. Als Herr Pitterling von der Kamera hörte wollte er sofort diese unter die Lupe nehmen und er nahm sie mit in den Urlaub und drehte einen Testfilm.

Grundsätzlich stehen Dir zwei Wege offen: Doppelacht oder DS-8. Ist Deine bisherige Ausrüstung "Superachtlastig" ist die Sache klar. Dann kannst Du bei Herrn Muster anfragen oder in den USA wegen des Umbaus. Du hast ja den alten Thread ausgegraben. In dem rede ich vom Angebot von Herrn Muster das noch nicht eingetroffen sei. Das war 2010. Das kam noch und ich sags Dir gleich, das sind mehrere tausend Euro. Heute kam Schmalfilm und ich bin jetzt wieder zuversichtlicher was Kassetten anbelangt - trotz der Sache mit dem Silberabrieb. Da arbeiten Leute dran. Und wenn Herr Klose erfolgreich ist kommt seine Kassette bestimmt neben Herrn Boedecker auch bei Herrn Wittner. Und dann läuft nicht nur Velvia sondern auch E100 D. Die 4008 ist eine großartige Kamera und die Objektive sehr gut. DS-8 ist nicht der einzige Weg.

Aaton

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Mein Reden seit Jahren!

War auch ein - gewollter - Marketing-Fehler von Kodak: null Werbung in den Film/Video/Foto-Medien seit Jahren und Jahrzehnten !

 

Gruß!

 

Hallo,

ich hab im Thread über "Schmalfilm" eben einen Beitrag geschrieben und dabei nochmal obiges Thema beackert. Genauer ich hab mir die Hefte Schmalfilm und Cine 8-16 (aktuelle Ausgaben) angesehen. Null Werbung von Kodak. Abgesehen von der Tatsache daß der aktiv Filmende ohnedies weiß daß und wo er Filmmaterial bekommt...

Dazu ein Urlaubserlebnis:

Assisi Piazza del Comune, ich steh dort mit der Ligonie in der Hand und analysiere die Situation. Neben mir zwei Damen jüngeren Alters an gewaltiger Videokamera auf Stativ, die eine filmt, die andere agiert vor der Kamera. Vermutlich in städtischem Auftrag weil nebendran ein Büro ist in dem eine der Beiden immer wieder verschwindet. Nach dem Abbau von Stativ und Kamera kommt die Dame hinter der Kamera auf mich zu, klopft mir auf die Schulter, zeigt auf die Ligonie und sagt auf Englisch...very good.

Es gibt Sympathien für Analog, die sollten genutzt werden. Was in Wirklichkeit passiert gibt zu denken und ist unübersehbar. Ich warte auf Orwo und ich vermute mein Kofektionierer auch...

Aaton

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War auch ein - gewollter - Marketing-Fehler von Kodak: null Werbung in den Film/Video/Foto-Medien seit Jahren und Jahrzehnten !

 

Hallo,

ich komm nochmal auf die Aussage vom S8ler zurück (stößt mir gerade sauer auf) und die Formulierung "gewollt": Im höchsten Maße mißtrauisch wurde ich 1985. Das Jahr in dem die 2,8 GX von Rollei erschien (nach der Insolvenz 1982 gabs eine Zeitlang keine Zweiäugige). Ich war in Saarbrücken und hatte mir eben Photo Technik International gekauft und las den Testbericht. Im selben Heft der "Mannheimer Report". Das kannte ich seit Jahren. Der berichtete, "in Rochester gäbe es Überlegungen Kodachrome einzustellen"...

Ich beobachtete genau die Szene. Und was Kodak Deutschland da machte war einfach nicht zu verstehen. Es gab den teuren Kodachrome (Dia) und den preisgünstigen. Der preisgünstige verschwand vom Markt. Bei der Einstellung hieß es dann das Produkt habe fast keiner mehr gekauft.

Da fällt einem der Vergleich mit den "Leuten, die im Hintergrund die Fäden ziehen" ein.

Immer wieder kommt mal das Argument, Kodak solle sich auf "seinen Kern" besinnen. Ich möchte mal die Gesichter der Leute dort beim Vernehmen des Vorschlags sehen. Wie die Kuh auf der Weide wenn es blitzt.

Aaton

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Hallo,

 

Was soll ich sagen? Die Qualität ist einfach enorm. Ich wusste nicht, dass Normal-8 so gut aussehen kann. Knackscharf bis in die äußersten Ecken, keine Vignettierung erkennbar, absolut perfekter Bildstand in alle Richtungen. Das erste Szenenbild ist jeweils etwas hell, aber das wird der Service richten. Selbst die fehlbelichteten Szenen sind großteils noch absolut ansehnlich (der Foma hat aber auch einfach einen tollen Kontrastumfang.)

 

Kurz: Ich bin verliebt bis über beide Ohren in die H8RX!

 

Heute Abend ging die Kamera nun auf die Reise nach Canada, wo ich sie auf DS8 umrüsten und natürlich Warten lasse. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich zu dem Umbau entschlossen. So hervorragend die Qualität von Normal-8 auch ist:

- Ich bin gespannt, was die H8 aus dem größeren Bildformat rausholt

Nun heisst es also wieder warten. Und Vorfreuen.

 

So, und jetzt gehe ich schlafen und träume von meiner neuen alten. :)

 

Hallo Friedemann,

 

Glückwunsch zu Deinem Erfolg mit der neuen Liebe :wink:. Kaum hast Du sie, schon verlässt sie Dich zwecks Umrüstung. Nun, ich beneide Dich um die Vorfreude u. wünsche einen erfolgreichen Umbau u. viel Freude mit dem DS-8 Format, dem besten Super 8 Format.

 

Bei den Bolex H 8 Kameras ist immer das 1. Filmbild etwas heller als die nachfolgenden. Bei meiner H8RX4 ist dies auch so. Beim Filmbetrachter ist es beim Anhalten beim 1. Bild zu sehen. Ich nehme an, dass dies bei Federwerkskameras systembedingt ist. Bei der Projektion fällt das hellere Bild bei mir nicht auf. Beim DS-8 Material filme ich immer mit 24 B/Sek.

 

Wie machst Du Dein 5.5 Objektiv noch weitwinkliger? Lässt Du vorne, wo die Sonnenblende aufgeschraubt wird, ein paar Millimeter abdrehen um die Vignettierung zu verhindern? Ich habe jedenfalls davon gehört, dass dies einige Bolex Filmer so machten.

 

Gruß

 

Joachim :grin:

 

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Hallo,

...

Assisi Piazza del Comune, ich steh dort mit der Ligonie in der Hand und analysiere die Situation. Neben mir zwei Damen jüngeren Alters an gewaltiger Videokamera auf Stativ, die eine filmt, die andere agiert vor der Kamera. Vermutlich in städtischem Auftrag weil nebendran ein Büro ist in dem eine der Beiden immer wieder verschwindet. Nach dem Abbau von Stativ und Kamera kommt die Dame hinter der Kamera auf mich zu, klopft mir auf die Schulter, zeigt auf die Ligonie und sagt auf Englisch...very good.

Es gibt Sympathien für Analog, die sollten genutzt werden. Was in Wirklichkeit passiert gibt zu denken und ist unübersehbar. Ich warte auf Orwo und ich vermute mein Kofektionierer auch...

Aaton

 

Ich seh' sie schon vor mir ... Singles im Stadtpark mit der Analogen an der Hand - statt dem Hund. :-)

Der letzte Kommentar zu meiner Nizo professional war kurz: "Geiles Teil!"

Sorry off-topic ... musste aber sein.

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Geil !

 

Und was die Fehler anbelangt beim Filmen mit der Bolex:

Meine H16 Reflex steht unbenutzt herum, weil es mich vom Bewegungsablauf stört, das Objektiv erst voll aufmachen zu müssen, dann scharf zu stellen und dann wieder die richtige Blende einstellen zu müssen.

Deswegen finde ich da einen nicht Reflexsucher komfortabler

Wundert mich ehrlichgesagt immer wieder, dass man sich damals kein System ausgedacht hat, wie es bei einer Fotokamera üblich war. Abblenden erst nach Druck auf den Auslöser. Hätte man dann auch noch ne praktische Abblendtaste verbauen können und gut wärs gewesen.

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Der letzte Kommentar zu meiner Nizo professional war kurz: "Geiles Teil!"

 

Hallo,

....passierte mir auf dem Pfänder (Bregenz) mit der Grebenstein Bolex. Der Bursche war höchstens 16, evtl. darunter und ich glaube der redete von "affengeil".

Witzig finde ich das Thema nicht und ich glaube die wenigsten haben begriffen was mich so in Rage bringt: Ich hab einen der beiden Entwickler des Kodachrome Films kennengelernt. Zwischen 1971 und 1973 (ich weiß das genaue Jahr nicht mehr) wurde einem "der beiden Leopolde" nämlich Leopold Godowsky jr. ein Preis in Deutschland verliehen. Bei der Gelegenheit weilte er in Stuttgart bei Kodak und wurde auch mir vorgestellt. Er sah sich das analytische Labor an, die Arbeit hatte er in den 30-er Jahren mit seinem (Musiker-) Kollegen Leopold Mannes, der schon verstorben war, auch gemacht. Dieses Labor war im zweiten Untergeschoß, wenn ich mit dem Schichtführer was zu bereden hatte mußte ich ins Erdgeschoß und dort standen die Entwicklungsmaschinen. Meistens schrillte die Alarmglocke und das hieß, "Filmbruch in Maschine XY" und die Leute rannten, der Schichtführer vorraus. Die "rissen sich förmlich den Arsch auf" und riskierten ihre Gesundheit wenn sie mit zwei Armen bis zum Ellenbogen in die Tanks griffen um das Filmende rauszufischen (es mußte geklammert werden). Die waren aber stolz auf ihre Arbeit.

Ich hab verfolgt wie in der Zeit als die Labors in Stuttgart Wangen nicht mehr existierten der frühere Betrieb "Foto Annemie" in Vaihingen aufgekauft wurde. Hochmodern, ich hab mir das angeschaut. Diese Leute wurden zeitgleich mit den Laboranten von Fuji "abserviert".

Kodak war zumindest in der Zeit als die letzte Generation Diafilme auf den Markt kam in kürzester Zeit in der Lage, so ein Material zu entwickeln. Wenn man Kodachrome schon einstellen wollte, warum kam nicht ein Ektachrome mit 40/25 ISO? Ich glaube selbst dem letzten Dummi wird auffallen, daß - gemessen an dem was nach K40 kam - Kodak gar nicht darauf eingestellt war dieses Geschäft weiterzuführen. Man ließ die Sache halt treiben....

Besonders erboßen mich dann Aktionen die "das Volk ruhigstellen sollen", Wittner Besuche in Rochester mit dem Ergebnis "das Unternehmen steht zu uns" mit Veröffentlichung und nochmaligem in dieselbe Kerbe hauen vom Schmalfilm.

Fazit (subjektiv von mir): Es wurde nicht nur "versäumt" Werbung für Analogfilm zu machen, dieser wurde in aktiver Mitwirkung der Filmhersteller dorthin gebracht wo er heute steht.

Noch ein Erlebnis von mir: Als die Entwicklung bei Dwayne´s auslaufen sollte rief ich bei Kodak an...."Ich hab eine Frage zu Kodachrome".....(der Mann bei Kodak an der Leitung)"...was ist das denn?" Ich erzählte das Herrn Muster...

Aaton

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Noch ein Erlebnis von mir: Als die Entwicklung bei Dwayne´s auslaufen sollte rief ich bei Kodak an....

"I ch hab eine Frage zu Kodachrome"..... (der Mann bei Kodak an der Leitung)"... was ist das denn ? "

Hallo Aaton, das bringt es doch auf den Punkt ;-)

Was ich bei aller Analoger Technologie liebe, ist der direkte Zugriff auf alle Parameter

Bei Synthesizern war das digitale Menü und Display ein einziger Krampf für kreatives Arbeiten

Und wenn die Dinge zu gewöhnlich und selbstverständlich werden geht der Zauber einfach verloren

Ich war echt überrascht, das mir jemand bei Wittner sagte, das die Entwicklungsmaschiene voll ausgelastet ist

Und da ich noch nicht so lange wieder dabei bin, ist mein Gefühl das die e-bucht Preise ganz schön angezogen haben

Heisst, die Nachfrage ist gestiegen und somit steigen auch die Preise wieder . . . vielleicht ist gerade ein Revival angesagr ?

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Aaton: Ich finde Deine Schilderungen über "früher" so bunt und lebhaft, dass ich mir einen langen Artikel von Dir über deine Zeit bei Kodak in Stuttgart wünsche. Mit allen Details -- von silbernen Wagen mit aufgesägten Kassetten über panisch rennende Schichtleiter bis hin zu ohrenbetäubend lauten Remjet-Düsen. Und noch viel mehr. Ich hab das dermaßen genüsslich gelesen... ich will mehr davon. Auch das sind Erfahrungen und Wissen, das erhalten gehört.

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Aaton: Ich finde Deine Schilderungen über "früher" so bunt und lebhaft, dass ich mir einen langen Artikel von Dir über deine Zeit bei Kodak in Stuttgart wünsche. Mit allen Details -- von silbernen Wagen mit aufgesägten Kassetten über panisch rennende Schichtleiter bis hin zu ohrenbetäubend lauten Remjet-Düsen. Und noch viel mehr. Ich hab das dermaßen genüsslich gelesen... ich will mehr davon. Auch das sind Erfahrungen und Wissen, das erhalten gehört.

 

Hallo,

mein Arbeitsplatz war im "Untergeschoß". Nach der Schulung an der Maschine war ich fast zwei Jahre (mit-) verantwortlich für die Herstellung der Prozesschemie bis ein Platz im analytischen Labor freiwurde (der Mitarbeiter "stieg auf" und wurde Gruppenleiter an einem andern Arbeitsplatz)und ich die chemischen Analysen aller Prozesse (also auch Ektachrome und "Papierbild")machte. Dazu gehörten auch Dinge wie Überwachung der Gestellreinigung, Rückgewinnung von Methylchloroform der "Super-8 Schmierung", Bedienung des Auto Analysers etc.

Die Räumlichkeiten im "Untergeschoß": Mixraum mit drei Räumen. Im mittleren die Stahlbehälter mit Chemikalien, zwei Waagen. Fässer mit Formalin etc. mit Faßpumpen, Arbeitspult des Gruppenleiters. Rechter Raum: Mixtanks und Vorratstanks der Chemie aus Edelstahl je 300 Liter fassend für Kodachrome, rechte Umpumpung mit Filtern (es gab ein linkes und ein rechtes System). Die Umpumpung betraf MQ...

 

Heureka....eben kommt die Post und bringt die 8 Urlaubsfilme von Cine Dia - erste Sichtung: Tadellos. Mist und ich muß in den Garten weil der Winter kommt.

 

...die Umpumpung betraf MQ (der Erstentwickler), Cyan, Yellow und Magenta. Das Härtebad hatte eine eigene Pumpe (K12, bei K14 fiel das weg weil der Film fabrikatorisch vorgehärtet war). An der Wand Behälter für den Systemüberlauf (nur Cyan und Magenta wegen der Kupplerückgewinnung. Bei Yellow lohnte das nicht).

Linker Raum: Mix- und Vorratstanks für den RCP Prozess (praktisch Kodachrome für den Profi. Der Prozess war aber anders), linke Umpumpung, Trockenschrank und (gewaltige) Zentifuge für die Kupplerückgewinnung und Mahlwerke. Der rückgewonnene Kuppler wurde dem Neuansatz in bestimmtem Verhältnis mit neuem Kuppler wieder zugeführt. Diese Chemikalien waren sehr teuer. Dann gabs noch ein Chemikalienlager mit Paletten für den "gewaltigen Verbrauch" (pro Schicht waren drei Härtebäder fällig) und das bedeutete pro Badansatz ca. 300 kg Natriumsulfat und andere Chemikalien mit ca. 35 Litern Formalin....

Eine eigene Abteilung waren Bleich- und Fixierbad mit 5000 Litertanks mit der Silberückgewinnung. Ein Raum war für die Gestellreinigung.

Der am meisten aufgesuchte Ort war der Kaffeautomat. Millivoi (ein kroatischer Kollege, keine Ahnung wie man das schreibt, ich vermute das heißt auf Deutsch Emil), ein respektabel großer Mann der aber langsam, fast schlurfend lief, erklärte vor Schichtbeginn immer, ...muß i erst einen Kaffee holen sonscht kannscht nicht iiberleben das Ganze...Einmal als ich über den Formalingestank schimpfte sagte er grinsend...da kannscht deinen Kurac damit einreiben, dann wirscht Freude haben....

Verfixt was Wichtiges fehlt noch - der Rotametergang. Links und rechts mit je einer Sprechanlage von der das Bedienungspersonal die Befehle vom Kontrollraum bekommt. Je nachdem wieviele Maschinen mit Kundenfilm beladen sind, soviel Nachfüllösung strömt zu. Ein Rotameter ist ein Durchflußmesser für Härtebad, MQ, Cyan, Yellow, Magenta, Boro (chemische Nachbelichtung für Magenta), Bleich- und Fixierbad und das steuert der "Rotametermann" nach den Angaben vom Kontrollraum. Auch dieser ist neben dem analytischen Labor im Untergeschoß. Dort tut Anton Dienst - in der Spätschicht alleine (in der Frühschicht drei Leute). An der Wand große Karten auf denen der Prozessverlauf zu sehen ist. Jede Maschine mit Auswertung der Teststreifen (13 Maschinen einschließlich der RCP-Maschine). Anton erklärt mir, daß der komplizierte Kodachrome- Prozess einfacher zu steuern sei als Ektachrome. Auf den Teststreifen sind drei farbige Felder und Anton erklärt mir, daß die Farbdichte aber auf den Graufeldern gemessen wird. Dann ist ein Badzusatz zu machen: M38 für Magenta und der Kuppler wird in Natronlauge gelöst...

Ich hör jetzt auf, das war ein kurzer Überblick, aus dem wohl hervorgeht, daß "heutige Labors" mit dem Geschilderten wenig zu tun haben.

Aaton

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Danke, Aaton. Du glaubst nicht, wie gerne ich so etwas lese. Es sind genau diese Dinge, diese Schilderungen von innen, deren Verschwinden durch Vergessen genau so bedauerlich ist wie das langsam sterben einiger analoger Hobbies. Ich werde das noch ein paar mal genüsslich lesen -- und wünch Dir viel Spaß beim Urlaubsfilme schneiden!

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-- und wünch Dir viel Spaß beim Urlaubsfilme schneiden!

 

Hallo,

danke darauf freu ich mich schon.

Bei allem Frust wegen der Entscheidungen der Kodak Führungsriege (wobei ich mich scheue diese Dinge als richtig oder falsch einzustufen), ich hab meine Arbeit gern gemacht und das war mal mein Arbeitgeber und dem fühle ich mich heute noch verbunden.

Aaton

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