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Wie die Berlinale funktioniert ...


Sam

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Da steht ja auch nicht, dass der Film in 4K-Auflösung präsentiert wird, sondern nur, dass ein 4k DCP vorgeführt wird. ;-)

Egal - die volle 4K-Auflösung wird es dann wohl erst in der Schauburg in Karlsruhe geben

Klappt es jetzt dort? Anfänglich, als man Klassiker dort bewarb, sollen ja Server und Media-Block zu Blockierern der vollen Auflösung geworden sein. Aktuell hörte ich von einem Kollegen ausserhalb Germanys von ähnlichen Pannen, noch 2014. Berücksichtigt man zudem die Liefersituation bei Christie-4K-Projektoren mit nicht eigens für 4K-Panels berechneten Projektionsobjektiven, werden uns erst die (un-)beliebten Testbilder (oder ein geübter Blick) verraten, was wirklich davon auf der Bildwand ankommt.

 

Spannender - nach meinem Geschmack - vielleicht die Frage, welche Auflösungparameter ein jeweiliges Negativ von Emulsion zu Emulsion anhängig in Linienpaaren/mm (Granulat, aber auch auflösungsabhängig) besitzt: und wie erfahren wir wieder mehr über den Film als nur über ein Prädikatssiegel derzeitigen DCI-Standards?

 

Was dann auch überleitet zu dieser erhellenden, sich nicht unterkriegen-lassenden These:

 

...heute 4K, morgen 8K, übermorgen XK...

 

Aus meiner Sicht gehören echte Klassiker auf Zelluloid.

 

Ein ECHTES Highlight wäre ja, je Berlinale EINEN echten Klassiker auf 70mm zu zeigen, Geld ist doch eh da und die Big 5 könnten sich das locker leisten eine neue Kopie zu ziehen.

 

Im International steht doch noch alles, genauso wie im Zoo.

 

Mein Marketingwunsch/Tipp:

EIN Retrohighlight, Als Gäste: Schauspieler oder Zeitzeugen von damals, solange diese noch leben. Das bringt Medienwirkung und nicht die Diskussion ob in 4K oder XK.

 

Wer auf die technische Qualität setzt, wird verlieren, da der Consumer Markt viel zu rasant ist.

 

Die Berlinale darf NIE vergleichbar sein, sondern IMMER einzigartig! Und im Dschungeldeutsch zu sprechen: "BUNKT"-[...]

Im tradierten Sinne gewährleistet fast immer eine vom geschnittenen Originalnegativ gezogene photochemische Direktkopie die natürlichste und präziseste Farbwiedergabe und auch die authentischste Kornstruktur und Konrverteilung. Das Printmaterial übersteigt zudem die Auflösung eines Kameranegativs um das Dreifache, die erzeugbare Dichte zeichnet sich aus durch Silberhalegonide, und die avancierte Tonwertverteilung läßt keine Wünsche offen. Es handelte sich um eine (nachwievor durch existente Kopierwerke und lieferbare Emulsionen praktizierbare) in Jahrzehnten erforschte und aufeinander abgestimmte Produktionskette.

Man kann dies natürlich "in den Orkus" werfen (wie einige Filmarchivleiter der Kinemathek) und sich zum Anpreiser von Beamer-Panels machen. Verübeln möchte man es auch niemanden, hierzu die Zuflucht zu ergreifen, zeigte doch die Entwicklung der Filmkopierung der letzten 14 Jahre zuviele auffallende Mängel durch entweder überforcierte Serienfertigung oder digitale Farb-Verfälschungen über den Digital-Intermediate-Prozess.

Nach so viel Marktverdrängung, wie sie imgange ist, jetzt noch zu erklären, wie hochwertig Filmkopien früherer Dekaden aussahen, erreicht scheinbar kein zahlendes Publikum. Zu komplex muten diese Verwerfungen einigen Event-Veranstaltern an.

Für den aktuellen Konsum greift daher besser ein neuzeitliches Lable mit schickem Piktogramm: 4K/Atmos/Experience/maxxiums sound/THX/see the difference/RealD undsoweiter..

Lables für den aktuellen Vertrieb erdacht, die allesamt nicht zwingend erforderlich sind (oder nicht, sofern auf sich alleingestellt, überzeugen) für eine rundum authentische Wiedergabe eines Werkoriginals.

Um nicht mißverstanden zu werden: die jeweiligen Patente und Systeme mit Vermarktungs-Lables brachten unter bestimmten Bedingungen Verbesserungen in den Präsentationsformen oder auch Anreize für eine sogenannte Markterschliessung.

Im Umkehrschluß ist aber auch nicht völlig von der Hand zu weisen, dass das Verständnis eines Werkoriginals auch über authentische Reproduktions-Technologien verlaufen sollte (= Film auf Filmträger), so weit möglich. Nicht zuletzt, um Zusammenhänge jenseits kommzerieller Kino-Lables von 2014 zu vermitteln, die uns m.E. auch verblenden könnten.

 

Wenn nun der Veranstalter eines historischen Films mit Hochdampf neue Märkte bedient, ist der Markt für Kinematheken mittlerweile relevanter als der staatlich gesetzte museale Auftrag, scheint mir.

Noch ein weniger weiter zugespitzt: ein steuerlich subventioniertes Festival zeichnet sich stets auch durch Schutz und Verteidigung von Minderheiten aus. Das betrifft Filminhalte, aber vielleicht irgendwann auch die Wertschätzung der Film- und Kinogeschichte in ihren auch überlieferten materiellen Grundlagen.

Daraus könnten bei Retrospektiven Themen entstehen, und sie tuen es gelegentlich auch.

 

Trotzdem:

davon abweichend könnte man diese Sonderveranstaltungen mit wahllos eintrudelnden Klassiker-Events kritisieren. Begründung: Jedes Jahr gibt es bereits hunderte an Transfers für die Blu Ray-Verwertung, ein Dutzend davon finden auch über die Transfervariante eines Digital Cinema Packages (nach DCI-Standard für Kinoanlagen ausgeliefert - zu oft ruinösen Preisen) den Weg zum Filmtheater. Zumeist aber nicht aufgrund thematischer Zusammenhänge, sondern weil der gewählte "Klassiker" einst durch Kasseneinspiel oder Oscar-Prämien Eingang in die Annalen fand.

Möchte man von Bestsellern profitieren, wie sie gerade hereinkommen, so wählt man sich passend für den Zeitraum eines A-Festivals genau den Filmtitel, der nicht primär aufgrund vorbildlicher Restaurierung oder aufgrund von Entdeckungen unbekannter Zusammenhänge oder aufgrund von zu den übrigen Festival-Beiträgen passenden Inhalten sich auszeichnet, sondern ma wählt eben genau den Filmtitel, der eine "exklusive Welturaufführung" verspricht.

 

Kann toll sein, kann man bei älteren Filmen immer gut heissen, kann auch peinlich sein.

 

In jedem Fall unübersehbar geworden: hier möchte der Ausrichter einer Retrospektive um jeden Preis auch Marktführer innerhalb der Kinematheken-Szene werden, scheint mir. Und dafür relevant sind Presse-Hypes und Besucherzahlen. Im Grunde müssen für solche Veranstaltungen auch keine Eigenleistungen rekrutiert werden. Man greift zum Telefon nach Übersee, bestellt die Festplatte (anstelle der 70mm- oder 35mm-Kopie, die sich @DC obenstehend wünscht), lädt den Restaurierungsleiter oder einen Patron (Scorsese?) hierzu ein und gibt Ihnen ein möglichst kritik- und wertfreies Podium zur Vermarktung des neues Restaurationswunders-

In all den Jahren habe ich kein einziges Beispiel erlebt, in denen die Retrospektiven-Veranstalter entweder ein Symposium zur Bewertung und Erörterung der Restaurierung veranstalten oder gar selber kritische Fragen stellten - nicht einmal intern oder in hauseigenen Postillen.

Die dann zu erlebenen Highlights von digital restaurierten "Klassikern" auf den IFB liessen dann jedes Mal auch zu wünschen übrig: TAXI DRIVER (verschobene Farbbalance, 2K- anstatt angekündigter 4K-Wiedergabe), PAT GARRET AND BILLY THE KID (ohne ausreichende Dichte), DIAL M FOR MURDER (dunkel und zu freizügig in der Formatwahl), usw. Oft erlebte man nach diesen IFB-Premieren plötzlich nahezu perfekte Blu ray Transfers (den Möglichkeiten dieses Mediums entsprechend).

 

Zusammengefasst: ich sehe hier Event-Hascherei, aber wenig Erkenntnis zur Filmgeschichte.

 

In Ankündigungen der IFB steht für REBEL WITHOUT A CAUSE, es sei eine Weltpremiere oder internationale Premiere. Aber fand sie nicht bereits in USA statt?

http://www.kcet.org/...n-premiere.html

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Heute Sunrise von Murnau im Cxx 8 auf 35mm und La Belle et la Bête als 4K-DCP im Zeughaus gesehen. Bei der 35mm-Projektion wollte keine rechte Freude aufkommen, bei La Belle et la Bête durchaus. Weiß jemand, was im Zeughauskino installiert ist.

R515 so wie Kinoton FP30D mit 4-Kanal-Magnetton. Guter Standard, gute Vorführungen.

Jedoch: seien wir bitte behutsam bei einer 35mm-Bewertung anhand der Sichtung gerade des "unglücklichen" SUNRISE: die Überlieferung dieses Films ist vom Ausgangsmaterial her betrachtet sehr ungünstig.Das Originalnegativ soll schon 1937 verlustig gegangen sein. Daher konnte aus diesem Film wenig mehr herausgeholt werden, was die Möglichkeiten des 35mm-Printmaterials hätte voll ausschöpfen können.

 

Eben ein richtiges A-Festival. Jedenfalls in puncto Blitzlicht und Rollteppichlaufmeter.

Ja. Eben Masse statt Klasse.

 

**

 

Jetzt kommen garantiert "Widerreden" des Mr. peston sturges.

Halte ich für vorprogrammiert.

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Nette Anekdote nebenbei übrigens... Nur für Hr. Scorsese wurde an unseren CP650 ein Remote Fader mit extra-langem Kabel angeschlossen.

Sinn (oder Unsinn) der Aktion besteht darin, damit der Meister von der VIP-Reihe im Saal aus den Ton selbst pegeln kann...

 

Naja, wer's braucht.

 

Am besten den Leuten einen Fader für Kontrast und Helligkeit etc. in die Hände geben, damit es individuell gezeigt werden kann.

 

Das ist ja das Schöne am Digitalen. Für jeden Geschmack das richtige Bild, egal ob westwomen "Red" oder matschig a la ...... hauptsache in 160k!

 

;-)

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Nette Anekdote nebenbei übrigens... Nur für Hr. Scorsese wurde an unseren CP650 ein Remote Fader mit extra-langem Kabel angeschlossen.

Sinn (oder Unsinn) der Aktion besteht darin, damit der Meister von der VIP-Reihe im Saal aus den Ton selbst pegeln kann...

 

Naja, wer's braucht.

 

Ich kann Meister Scorsese voll und ganz verstehen. Die allerwenigsten Kinos in deutschen Landen präsentieren den Hauptfilm in der richtigen Lautstärke, sondern fast immer zu leise.

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Ich kann Meister Scorsese voll und ganz verstehen. Die allerwenigsten Kinos in deutschen Landen präsentieren den Hauptfilm in der richtigen Lautstärke, sondern fast immer zu leise.

 

Da gebe ich Dir - was die Alltagsrealität in dt. Kinos angeht - uneingeschränkt recht.

 

Bei der Berlinale stehen wir allerdings glaube ich nicht unter dem Verdacht zu leise zu spielen ;-).

 

Gleich läuft hier Nymphomaniac und ich werde das in 7.0 durchziehen.

 

Uli, wie habt ihr den im BP gezeigt?

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Ich kann Meister Scorsese voll und ganz verstehen. Die allerwenigsten Kinos in deutschen Landen präsentieren den Hauptfilm in der richtigen Lautstärke, sondern fast immer zu leise.

 

Pff - die allermeisten deutschen Sprachmischungen sind eine Beleidigung für die Ohren :twisted: nämlich zu laut und mit zu starkem Kompressor-Einsatz

Dass dann OVs zu leise gespielt werden, kann man den Kinos nicht übel nehmen

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R515 so wie Kinoton FP30D mit 4-Kanal-Magnetton. Guter Standard, gute Vorführungen.

Jedoch: seien wir bitte behutsam bei einer 35mm-Bewertung anhand der Sichtung gerade des "unglücklichen" SUNRISE: die Überlieferung dieses Films ist vom Ausgangsmaterial her betrachtet sehr ungünstig.Das Originalnegativ soll schon 1937 verlustig gegangen sein. Daher konnte aus diesem Film wenig mehr herausgeholt werden, was die Möglichkeiten des 35mm-Printmaterials hätte voll ausschöpfen können.

 

Ja, die problematische Kopienqualität war nicht zu übersehen ... trotzdem hatte ich den Eindruck, man hätte in der Schärfe und in den Graustufen noch mehr rausholen können. Mag mich da aber auch nicht versteifen, kann sein, dass mein Seheindruck schon zu sehr auf SRX 4K gepolt ist.

Der Film selbst war jedenfalls mehr als sehenswert.

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Die Schwärzung und Dichte des Films könnte nirgemdwo höher sein als auf Schwarzweiss-Printfilmmaterial. Auch durch SXRD-Panels nicht überbietbar. Bei SUNRISE wurde also kopierwerkstechnisch "gedoubelt", d.h. von einer tauglich erhaltenen Theaterkopie ein Internegativ gezogen und hiervon eine weitere Theaterkopie. Man könnte die evtl. noch erhaltene Theaterkopie nochmals auf neuerem Material doubeln - oder scannen - und hätte bei SUNRISE vorteilhaftere Resutate.

 

 

***

Am besten den Leuten einen Fader für Kontrast und Helligkeit etc. in die Hände geben, damit es individuell gezeigt werden kann.

 

Das ist ja das Schöne am Digitalen. Für jeden Geschmack das richtige Bild, egal ob westwomen "Red" oder matschig a la ...... hauptsache in 160k!

 

;-)

 

Das oft widersinnige Spielen mit derartigen Tools kann rasch zum Geschmacksverderber werden. Und auch der verzweilfete Versuch, mißratende Dailies mit "fix it in the post" auszubügeln, ist keine Notmaßnahme, sondern die Regel geworden.

 

In Zeiten noch geringerer Manipulationsmöglichkeiten (Zeit der analogen Bearbeitung) war die Aufrechterhaltung des Produktionsprozesses eben mit strengeren handwerklichen Regeln verbunden. Begonnen bei korrekter Negativbelichtung und einem geschulten Blick für Stil und Atmosphäre einer Studioproduktion auf Seiten des Lichtbestimmers, waren hier sehr logische und schlüssige Abstimmungen erreichbar. Abstimmungen, die vom Stilwillen des Kameramanns, orientiert oftmals an älteren Beispielen der Bildenen Künste, nachvollziehbar waren.

Der Aufbruch zu einer neuen Avantgarde, die sich dieser nun mehr abgelehnten "Kunstgewerblichkeit" zu entziehen suchte, stiess auch das Tor zur Beliebigkeit und zur uninspirierten Verfremdung auf.

In dieser Epoche befinden wir uns mittendrin, aber es folgen sicher noch andere Zeiten der Rekonstruktion, ist zu erhoffen.

 

**

 

Heutiges Symposium der Berliner Kinemathek zur Neuauflage des CALIGARI.

 

Zunächst die Einführung eines Promovenden zum gleichnamigen Film, der recht gekonnt die Legendenbildungen seitens von Zeitgenossen oder Produktionsbeteiligten des Films dekonstruierte, wissenschafltich entlarvte. Erich Pommer und Fritz Lang hatten sich demnach in anmaßender und erfinderischer Weise Meriten am Erfolg des Films zugeschrieben, die durch Fakten klar widerlegbar sind.

 

Zur ausschiesslich digital erhätlichen Version des neuen CALIGARI:

Ernest Szebedits, Vorstand der Murnaustiftung, behauptet derzeit auf "arte", wenn Filme nicht digitalisiert würden, wären sie alsbald nicht mehr sichtbar. Von "arte" wird dies als Entscheidung zugunsten einer Kinoauswertung gepriesen. Dabei beruft sich Szebedits auf das Verschwinden von 35mm-Projektoren. Sich für diese nun einzusetzen, wofür es Gründe gäbe, kommt ihm nicht in den Sinn. Auch sein Kollege Martin Koerber aus der Deutschen Kinemathek behauptete schon vor Jahren sarkastisch, wenn nicht endlich digitalisiert würde, wobei nicht die Auflösungsfrage im Vordergrund stünde, gäbe es bald gar keine Filme mehr.

 

Nun: Business-Polemik solcher Kuratoren könnte man auch (wie den berühmten "Spiess") umdrehen: sie verschweigen dreist, dass die Digitalisierungsprojekte nicht einmal 10% der Filmgeschichte auf digitalem Wege erhalten werden können.

Ich finde es daher nicht verkehrt, sich für die Bewahrung der 35mm-Projektion und Kopierwerke einzusetzen. Denn wenn die Szebedits und Koerbers in ihrem Auftragsrausch die Notwendigkeit zum Zeigen vorhandener Filmkopien verdrängen, stellen sie sich notwendig gegen einer Programmvielfalt und verfolgen m.E. eher innovative Geschäftsinteressen als die breite Verfügbarkeit möglichst vieler Filme. So kündigte der Filmarchiv-Leiter Koerber schon vor Jahren an, die eigenen 35mm-Bestände alsbald nicht mehr zu verleihen.

Die einzige kritische Anfrage des heutigen Symposiums seitens eines ausländischen Kinematheksleiters, der einen, wie er sagte "provokanten Einwurf" wagen wollte, warum die Kinemathek die Zusammenarbeit mit ihm verweigere, die auf Erhalt und Sicherung unzähliger viragierter Stummfilmkopien abzielte, und dass es sich bei CALIGARI und METROPOLIS mittlerweile um eine Art Event-Business handele, wurde von Koerber mit hocheleganter Ironie und Schlagfertigkeit plattgewalzt: dies könne er (Koerber) als Leiter des Filmarchivs einfach beantworten: weil für andere Filme keine Gelder freigemacht würden und weil zudem "sein" Archivetat auf 1/3 zusammengestrichten worden wäre und auch das verbliebende Dritte eingefroren sei.

Nun weiß ich leider nicht, was man anstellen muß, daß einem angeblich der Gesamt-Etat gesperrt wird (die Kinemathek erhält doch über 8 Mio. EUR im Jahr?), es bleibt aber der Verdacht hängen, daß man versagt in der Werbung für eine nicht-kanonisierte Archivpflege und die Einbindung von Experten und der Bevölkerung zur Festigung archivethischer Anforderungen.

Allein der für ein Massenfestival und den Anlaß einer Event-Restaurierung magere Besuch dieser Veranstaltung (es gelang gerade mal, die verfügbaren etwa 70 Plätze im Konferenzsaal im Filmhaus zu füllen), läßt eine Distanz der Kinemathek zu Filmfachleuten und zur Bevölkerung erahnen. Wer die dann Anwesenden aus noch früheren Veranstaltungen identifizierte, sah die Immerselben und eine nachgerade "inzestuöse" Gruppendynamik des Hauses Kinemathek.

 

Frau Anke Wilkenung stellte die Phasen der Restaurierung des CALIGARI weitgehend schlüssig und überzeugend dar, liess aber in anbetracht von Verallgemeinerungen und einigen Widersprüchen erkennen, dass sie wie Koerber vermutlich keine Laufbahn in Filmkopierwerken oder in Filmtheatern durchlaufen hat. Dabei finde ich eine Präsenz von Traditionalisten auch aus diesen Gewerben sehr fruchtbar.

Widersprechend den bisher verschrifteten Dokumentationen zur akutellen Restaurierung des CALIGARI berichtete Frau Wilkening von Schäden in jeder 2. Einstellung des Originalnegativs: bisweilen fehle 1 Sekunde oder mehr.

Das kommentiere ich lieber nicht.

Erheiternd war Wilkenings emphatisches Entzücken über die Wiederentdeckung eines Kamernegativs. Bereits vom Promovenden wie die Entdeckung einer Zauberformel zum Eingang der Veranstaltung hymnisiert.

Der Rückgriiff auf das Kameranegativ, das, hymnisch gesehen, Murnau selbst noch in der Hand hielt, verkauft man wie eine Erfindung der Murnau-Stiftung oder als Genie-Entdeckung der Kuratorin Wilkening. Denn die Wege eines Originalnegativs seien oft sehr abenteuerlich, wie diese den Restaurations-Krimi dann fortspann.

Zumindest an anderer Stelle zeichnete sie glaubhaft-nüchtern in einer Tabelle die Lager-Chronik des Negativs nach, das einst vom Reichsfilmarchiv zu Gosfilmofond nach Moskau wanderte, um in den 50er Jahre an das Staatliche Filmarchiv der DDR "zurückgegeben" zu werden. Von dort aus dann übernahm nach der Wende das Bundesarchiv-Filmarchiv das Material, das vor 20 Jahren bereits eine von viragierten Theaterkopien gedoubelte Restaurierung herausbrachte.

 

Mehr also als die Beschwörung des wohl zu keiner Zeit vermißten Originalnegativs hätte mich aber ein aufrichtiges Bekenntnis interessiert, warum in früheren Zeit auf einen Rückgriff auf das schwarz-weisse Originanegativ verzichtet wurde. Zumal selbst der damalige Bundesfilm-Archiv-Kurator Helmut Regel in den 80er Jahren hervorhob, dass das Schwarz-Weiss-Ausgangsmaterial für das BArch den höchsten Wert darstelle.

Zu erklären wäre m.E. also, wann und warum evtl. Printertechnik im BArch fehlte, um schon zu früheren Zeiten vom Originalnegativ Sicherungen durchzuführen. Kopiert man nun lieber auf Debrie, Bell and Howell oder riskiert man den Durchlauf durch die Schmitzer-Naßkopierung, so lassen sich hier durchaus aufklärend Zusammenhänge darstellen.

Da man sie schon nicht mehr erwähnte, zeigt mir, dass die Hoffnung, im Berliner Filmhaus auf kompetente Techniker, Kopierwerksexperten oder selbstkritische und gegenüber traditioneller Technologie toleranten Kuratoren zu begegnen, aussichtlos erscheint.

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Herzlichen Dank für die detaillierte Berichterstattung über das CALIGARI-Symposium (ich konnte ja aus - hmmm: bekannten - Gründen nicht dabei sein, hätte aber gerne auch noch die eine oder andere Frage gestellt). Die berichtete Frage eines ausländischen Kinematheksleiters deutet ja doch überraschend darauf hin, dass über allgegenwärtige Konkurrenzsituationen unter den Kinematheken hinaus - über die als solche man sich noch nicht unbedingt wundern muss - auch so grundsätzliche Unterschiede in Philosophie und Arbeitsweise bestehen, dass dies schon zu einer Verweigerung der Zusammenarbeit führt. Das allerdings ist verwunderlich.

 

Zu CALIGARI: Mir ist bis zur Stunde nicht klar, was das "Originalnegativ" sein soll. Mein Verständnis der Kopierwerksprozesse Anfang der zwanziger Jahre ist, dass noch jede Einstellung einzeln kopiert wurde, um anschließend viragiert zu werden; dies im Wesentlichen mit Rücksicht darauf, dass Lichtbestimmungsbänder zur Lichtschaltung der Einzeleinstellungen noch nicht erfunden oder nicht eingeführt waren. Mithin kann es zu diesem Zeitpunkt noch gar kein lineares, in der Abfolge der Einzeleinstellungen zusammengefügtes Negativ gegeben haben. Das wurde dann offenbar erst zu einem späteren Zeitpunkt geschaffen, als sich die die Kopierwerksprozesse weiter entwickelt hatten, stellt aber möglicherweise einen eigenen Bearbeitungsschritt dar, der Abweichungen gegenüber den Fassungen der Erstaufführungskopien beinhalten könnte.

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Tippfehlerkorrektur: in meiner vorherigen Glosse taucht einmal zu viel "Murnau" auf.

Der Rückgriiff auf das Kameranegativ, das, hymnisch gesehen, Murnau selbst noch in der Hand hielt, verkauft man wie eine Erfindung der Murnau-Stiftung oder als Genie-Entdeckung der Kuratorin Wilkening.

Murnau hat nur mit der Murnau-Stiftung etwas zu tun und in dem Satz nichts verloren.

Gesagt werden sollte::

Der Rückgriiff auf das Kameranegativ, das, hymnisch gesehen, "Willy Hameister" [der Kamermann also] "selbst noch in der Hand hielt", verkauft man wie eine Erfindung der Murnau-Stiftung oder als Genie-Entdeckung der Kuratorin Wilkening.

 

Weil das Negativ wie ein Wunder gefeiert wurde, welches aber die unverzichtbare Regel in der Archivierung und Kopierwerksarbeit ist (sein sollte), fand ich diese quasi-Goldgräber-Attitüde eben doch als Selbstbeweihräucherung. Und zweilfe daran, dass die teils jungen Referenten in ihren Erfahrungen im Umgang mit Negativen sattelfest sind (die CALIGARI-Restaurierng wurde fachlich in Bologna von der L'Immagine Ritrovata betreut).

Zustimmende/kritische/interessierte Fragen wurden leider nach dem einen "provokanten Einwurf" des ausländischen Kinematheks-Kurators nicht mehr zugelassen, weil (obwohl der Saal gar nicht anschliessend vermietet war) Kinematheks-Archivleiter Koerber das Symposium nach seiner Begründung der traurigen Zuwendungslage schmunzelnd für beendet erklärte.

Nach dem Motto womöglich: ist halt so, geht nicht besser, keine Zeit mehr, und wer meckert, soll doch Geld (an die Kinemathek?) spenden...

 

Korrekt wurde aber auf den Umschnitt der Negative eingegangen für spätere Bearbeitungsprozesse in der Serienfertigung, die @Sam obenstehend ausführte. Die wesentlichen Punkte der Restaurierungsschritte wurden durchaus klar herausgestellt. Eben so die Notwendigkeit der Dokumentation von Bearbeitungsprozessen und die Reversibilität von erfolgten Eingriffen. Verschmälert wurden z.B. die Naßklebestellen zur besseren Transport über den Scanner, offenbar ohne Bildverluste.

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Was in den nächsten Jahren nicht digitalisiert wird, droht von Leinwänden und Bildschirmen zu verschwinden“, so Ernst Szebedits, Vorstand der Murnau-Stiftung.

Aus: http://murnau-stiftung.de/node/178

Tatsächlich?

Wer natürlich seine Filmprojektoren entsorgt, ist selber schuld.

 

Ich denke verschwinden wird nichts von diesen Klassikern, aber wie schon geschrieben:

 

Einen Stummfilmklassiker im digitalen Format zu spielen, muss nicht sein. Ein wenig Stil gehört auch dazu.

 

Den Film digital zu bearbeiten/auszubessern/zu restaurieren halte ich für durchaus positiv. Da kann man sicher eine Menge retten.

 

Dann gehört er aber auch wieder dahin, woher er herkam: Auf Zelluloid

 

Und so, und nur so, gehört er auch dem Lichtspielpublikum präsentiert.

 

Es wird doch in Berlin kein "Heimkino" gemacht, sondern absolut professionelle Arbeit.

 

Also beim Festival 2015 möchte ich gern mehr cineastisches Engagement spüren.

 

Poppcorn kino (dort wo Geld verdient wird) kann gern digital serviert werden. Ich esse meinen Hamburger ja auch nicht im 5 Sterne Restaurant.

 

Alles andere gehört zelebriert! Meine persönliche Meinung. (Bunkt)

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Den Film digital zu bearbeiten/auszubessern/zu restaurieren halte ich für durchaus positiv. Da kann man sicher eine Menge retten.

 

Dann gehört er aber auch wieder dahin, woher er herkam: Auf Zelluloid

 

Zelluloid? Dann wäre die Philharmonie am letzten Sonntag vermutlich in Flammen aufgegangen.

Let a life: Kein einziger Stummfilm wird heute auf historischen Kopien gezeigt, schon weil Zelluloid-Kopien nicht mehr vorgeführt werden dürfen.

 

Eine auf Sicherheitsfilm umkopierte Fassung ist Deiner Meinung nach vorzuziehen -- weil?

Und eine digital restaurierte Fassung auszubelichten und analog vorzuführen ist sinnvoll -- weil?

 

Die Caligari-Vorstellung am Sonntag war technisch nicht ideal, das aber vor allem wegen der Notbeleuchtung viel zu hellen Saals. Sie war dennoch großartig.

 

Das Argument für 35mm kommt in dieser Debatte wenn überhaupt aus der Richtung der Langzeitbeständigkeit. Wobei ich auch hier das Problem der Langzeitaufbewahrung eines DCP für zumindest ebenso lösbar halte wie den Umgang mit den chemischen Verfallsprozessen, die 35mm-Film ausgesetzt ist.

 

Aus Sicht des Publikums ist eine digitale Auswertung die beste Lösung -- ein DCP lässt sich problemlos in jedem Kino in hervorragender Qualität vorführen, ohne dass eine wertvolle Kopie bei jeder Vorstellung leidet, ohne hohe Anforderungen an die Ausstattung des Kinos -- Es ist ja keineswegs so, dass jeder 35mm-Saal einen Stummfilm vorführen kann, Stichworte "Geschwindigkeitsregelung" und "Koppelerlaubnis".

 

Schöne Grüße,

Matthias

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Wobei ich auch hier das Problem der Langzeitaufbewahrung eines DCP für zumindest ebenso lösbar halte wie den Umgang mit den chemischen Verfallsprozessen, die 35mm-Film ausgesetzt ist.

 

Für die Archivierung währe es mMn viel wichtiger die digitalen Roh-Daten im möglichst maximaler Qualität zu sichern.

Also Bild mit +8k und Ton mit 32bit/192kHz.

DCP ect lassen sich daraus ja immer noch herstellen.

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Ich mag eben kein Laurel und Hardy als Pixelmuster. Wenn es um Commerz geht, so kann mit der Digitalshow gut Geld verdient werden. JA. Da bin ich bei Dir. Es bietet auch neue Verkarktungsmöglichkeiten (Oper, Konzert, 3D etc), alles ok um den Betrieb weiter aufrecht zu halten und die Kids ins Haus zu holen.-

 

Wenn Ihr es mögt, das man auch Klassiker so präsentiert, so sei es Euch/Dir vergönnt, die lupenreine digital Fassung in 4k, 8k, 16k oder 160k zu analysieren.

 

Mag alles technisch perfekt sein. Aber es ist eben nicht das Original.

 

Als nächstes kommt ein in x K digitalisierter Rembrand oder van Gogh via OLED ins Museum. Und da wird es auch Leute geben, die das Klasse finden, da nun alle "Fehler" des Meisters ausgemerzt wurden. Auch dafür gibt es ein Publikum. Ich würd es dann ehr "new modern art" nennen.

 

Ich genieße lieber das Original und die kleinen Fehler sind doch herlich.

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Wenn Ihr es mögt, das man auch Klassiker so präsentiert, so sei es Euch/Dir vergönnt, die lupenreine digital Fassung in 4k, 8k, 16k oder 160k zu analysieren.

 

Mag alles technisch perfekt sein. Aber es ist eben nicht das Original.

Im Kino gibt's immer nur Kopien zu seh'n !!! Oder schauste dir Negative an ???

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Ich mag eben kein Laurel und Hardy als Pixelmuster. Wenn es um Commerz geht, so kann mit der Digitalshow gut Geld verdient werden. JA. Da bin ich bei Dir. Es bietet auch neue Verkarktungsmöglichkeiten (Oper, Konzert, 3D etc), alles ok um den Betrieb weiter aufrecht zu halten und die Kids ins Haus zu holen.-

 

Wenn Ihr es mögt, das man auch Klassiker so präsentiert, so sei es Euch/Dir vergönnt, die lupenreine digital Fassung in 4k, 8k, 16k oder 160k zu analysieren.

 

Mag alles technisch perfekt sein. Aber es ist eben nicht das Original.

 

Als nächstes kommt ein in x K digitalisierter Rembrand oder van Gogh via OLED ins Museum. Und da wird es auch Leute geben, die das Klasse finden, da nun alle "Fehler" des Meisters ausgemerzt wurden. Auch dafür gibt es ein Publikum. Ich würd es dann ehr "new modern art" nennen.

 

Ich genieße lieber das Original und die kleinen Fehler sind doch herlich.

 

Ja, das sehe ich ähnlich. Wobei ich es weniger als Kopie, sondern eher als "Simulation" eines Filmes sehen würde. ;-)

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Im Kino gibt's immer nur Kopien zu seh'n !!! Oder schauste dir Negative an ???

 

Hast Du mein Posting überhaupt gelesen?

Du siehst gerade bei Stummfilmen in keinem Fall "Das Original".

 

Schöne Grüße,

Matthias

 

Oh, vielen Dank für den Aufklärungsunterricht.

 

Nach Jahrzehnten eine neue Erkenntnis für alle hier.

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Oh, vielen Dank für den Aufklärungsunterricht.

 

Nach Jahrzehnten eine neue Erkenntnis für alle hier.

 

Warum so eingeschnappt? Bring doch mal ein Argument für Deine Position.

 

Konkrete Frage: Hältst Du eine Vorführung von Caligari in einer der bisher bestehenden Fassungen von 35mm für besser als die restaurierte Fassung?

Die bisherigen Kopien waren nicht wie die Uraufführungsfassung viragiert und in vielen Szenen extrem kontrastreich, i.e. in vielen Bildelementen fehlte die Zeichnung völlig.

 

Überwiegt die Tatsache, dass der Film von 35mm vorgeführt wird, in Deinen Augen diese Nachteile?

 

Schöne Grüße,

Matthias

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